Grundlagen der Musiktherapie
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- Moritz Martin
- vor 8 Jahren
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Transkript
1 Die internationale Dimension des Studierens Grundlagen der Musiktherapie Wien Mag. Dr. Gerhard Tucek Institut Gesundheitswissenschaften
2 Schlaglicht historischer Ideen zur heilenden Wirkung von Musik 2
3 3
4 Riyazed Das Gehör: harmonische Gesänge & Poesie; Musiktherapie & Geschichtenerzähler in Spitälern Das Auge: Betrachtung von Blumen & Pflanzen, harmonische Außen- & Innenarchitektur Das Riechorgan: ätherische Öle & Blütenessenzen, unterschiedliche Typen: warmer und kalter Typ etc. Der Verdauungstrakt: gezielt maßvolle Ernährung, abwechselnd mit regelmäßige Fastenperioden Der Tastsinn: weiche und runde Oberflächen, weiche Materialien Die Stimme: freundliche Gespräche, Singen, Lachen, Poesie Allgemeines Wohlbefinden: harmonische Bewegungsabläufe, Diätetik, Musik, Gespräche mit hoffnungsvollen Inhalten
5 Evliya Celebi "Nach dem Willen des Stifters sollte neben schönen Dingen für das Auge (Rosengarten, Wasserspiele) und den Düften der verschiedensten Blumen auch die Musik heilend auf die Kranken einwirken" (Kümmel 1977, S.28)
6 Ibn Sina (10. Jh) "Schliesslich lässt sich Schmerz auch stillen durch ruhigen Gesang langandauerndes Spazierengehen, weil es den Körper lockert und entspannt; ebenso auch durch dünnes Fett und die genannten Öle; ausserdem durch sanften Gesang, besonders solchen, der den Schlaf herbeiführt. Alles was Freude macht und den Geist mit Lust erfüllt, kann wirksam Schmerz beheben." (in: Müller - Busch 1997)
7 Kernaussagen historischer Texte Medizinische Hilfsdisziplin Reguliert Säfte widerspiegelt kosmische Gesetze - nicht individuelle Schöpfung des Menschen bringt Seele in Resonanz mit höherer Wirklichkeit ethisch-moralisches Erziehungsinstrument 7
8 Perspektivenwandel Musik in der Therapie wandelte sich von einer objektiven Eigenschaft des Seins zu einem subjektiven menschlichen Ausdruck Notwendigkeit der Übersetzung früher Termini in gegenwärtige Begrifflichkeiten
9 Klinische Arbeit heute 9
10 BUNDESGESETZBLATT FÜR DIE REPUBLIK ÖSTERREICH Jahrgang 2008 Ausgegeben am 2. Juli 2008 Teil I 93. Bundesgesetz: Musiktherapiegesetz MuthG (NR: GP XXIII RV 552 AB 596 S. 61. BR: AB 7960 S. 757.) [CELEX-Nr.: 32003L0109, 32004L0038, 32005L0036] 93. Bundesgesetz über die berufsmäßige Ausübung der Musiktherapie (Musiktherapiegesetz MuthG)
11 heutige 3 Säulen: Beziehung: eröffnet ein bedeutsames Erlebnisund Gestaltungsfeld zwischen Patient & Therapeut Regulation: Musik (perzeptiv, produktiv), Gesang & Bewegung wirken ausgleichend, aktivierend, beruhigend Erleben von Freude & Harmonie: führt zur Wieder- Errichtung einer inneren Struktur (Therapieeinheit & Gesamtprozess)
12 Methoden Aktive MT Patient tritt selbst in Aktion Exploratives & kreatives Handeln Instrumente, Stimme, Tanz Improvisation Wechsel von Improvisation & Gesprächen Rezeptive MT Hören + Erleben Körperliche Verfassung Wahrnehmung
13 Grundlage: Bewusstsein dass Der Patient nur Träger einer Krankheit ist, aber nicht die Krankheit selbst. Daher sind immer auch gesunde Anteile im Menschen, die es aufzurufen
14 Daher: Musik ist nicht einfach was sie ist; sie ist das, was sie dem Menschen bedeutet, was sie für ihn tun kann Die Beschäftigung mit Musik kann den Menschen zeigen, was sie miteinander verbindet 14
15 Dialogische Grundhaltung Was ist mit dem Menschen geschehen? Was braucht der Patient in dieser Situation? Was kann dieser Mensch im Moment? Wird dieser Mensch überleben? Wenn ja, wo & wie wird dieser Mensch leben? Wie weit kann er sein Leben selbst gestalten? Mold
16 Musiktherapie richtet sich an psychische & soziale Dimension Verlust von Autonomie, Selbstbestimmung & Selbstausdruck man kann nicht Nicht-Kommunizieren was motiviert Patienten mit Umwelt in Beziehung zu treten?
17 Hauptproblem: in klinischen Kontexten steht vielfach Stress- & Angstreduktion im Mittelpunkt Molekularbiologie: Körpereigene Reparaturprozesse finden nur im vagotonen Zustand statt Biomedizin hat keine probates Mittel zur physiologischen Stimulation des Nervus Vagus
18 Erkenntnisse der Neurobiologie Besonders wirksam gegen Angst & Stress sind soziale Nähe & Wärme Wissen über soziales Eingebettet-Sein & stützende soziale Bindungen wirkt angstreduzierend Oxytozin im Hypothalamus vor allem dann gebildet und im Hypophysenhinterlappen gespeichert, wenn wir uns in gut tragenden gesicherten Beziehungen wissen
19 Autonomieunterstützendes Verhalten: Freiheit & Wahlmöglichkeit Minimum an Regeln Erkennen Formulieren & Umsetzen eigener Ziele Kindheitserfahrung: menschliche Nähe als Schutz Bindungsverhalten: Weinen, Klammern, Nähe-Suchen Körperkontakt und Interaktion: zur Beendigung von Angst, Unwohlsein (Filmbeispiel Rob)
20 Grundlage: Bedürfnis nach Sicherheit & Geborgenheit in klinischen Kontexten: vielfach Stress- & Angstreduktion im Mittelpunkt Molekularbiologie: Reparaturprozesse im Körper nur im Vagotonus Filmbeispiel Meid
21 Aspekt: Grundlage: Bedürfnis nach Sicherheit & Geborgenheit
22 Bindungstheorie: John Bowlby (1950er) Mensch besitzt biologisch angelegtes Bindungssystem Aktivierung bei äusserer oder innerer Gefahr kann Gefahr nicht von selbst behoben werden: Bindungsverhalten
23 Spitz 1965 gesamt-sinnliche Wahrnehmung des Kindes befähigt zu subtilem Austausch mit Mutter über: Muskelspannung, Gleichgewichtssinn, Körperhaltung, Haut- und Körperkontakt, Körpertemperatur, Rhythmus, Tempo, Dauer, Tonhöhe, Klangfarbe, Resonanz, Schall etc..
24 Therapeut als zuverlässige Bindungsperson Bindungsmuster: gemäß der erlernten Anpassung in den ersten Lebensjahren lebenslang relativ konstant Bindung an Person, die Schutz & Fürsorge bietet für Kind lebensnotwendig erkrankter Mensch nicht infantil, sondern im Notfallmodus
25 Gegenwärtige Situation: Hohes Niveau auf der Ebene technisierter Befundung & Behandlung Ziel ist Humanisierung i.s. von Befindlichkeit Voraussetzung: Vielschichtige Wahrnehmung d. Patienten Gelingende Kommunikation
26 Grundidee: Leben bereichern Stärkung der Fähigkeiten durch freudvolle (angstfreie musikalische) Beziehungserfahrung Theoretischer Hintergrund: Salutogenese Antonovsky s sense of cohärence (soc) Filmbeispiel Linz
27 Therapeutische Wirkung: Gesunder Mensch: in der Lage dynamisch & flexibel auf Umweltreize zu antworten Patient: reduzierte & starre biologische Rhythmen (vgl. cirkadiane Rhythmen: z.b. Schlaf/Wach) Flexibilisierung dieser Rhythmik des Patienten mittels Live-Musik + Synchronisation mit Therapeuten
28 Musiktherapie zielt auf: Kommunikationsaufbau Emotionsmodulation Motivationsveränderung Kognitionswandel
29 Therapeutischer Effekt gründet auf Restrukturierung innerer (psychischer & körperlicher) Ordnungsstrukturen durch bedeutungsvoll erlebte musikalische Impulse (Gestaltung, Rezeption) Grundlage: egalitäre Beziehung (i.s. gleicher Salutogenetischer Grundlagen )
30 kommunikative Musikalität 30 Sekunden Sequenzen zw. Mutter/Vater & Kind Spannungsbogen: Einleitung, Höhepunkt, Ausklang Fähigkeit, mit anderen mental zu interagieren & in emotionale Resonanz zu treten, ist Teil der vorgegebenen psychischen Grundausstattung des Säuglings Die natürliche Entwicklung bedarf hochgradig spezifischer Muster der Synchronisierung & Passung
31 Forschungszugang
32 Forschungsperspektiven Soziale Perspektive: Prozessverläufe im Team / am Krankenbett Aktionsforschung (Therapierotokoll, Forschungstagebuch Video) Medizinische Perspektive: Vegetatives Nervensystem EKG (Heard-Rate-Variability HRV) Smard-watch (EMG, Hautleitwert, Hautwiderstand)
33 Sympathikus Parasympathikus Notfallreaktion Erholung Muskeldurchblutung Muskeltonus Atmung Pupillen Herzfrequenz Durchblutung der Verdauungsorgane Atmung Pupillen Herzfrequenz Muskeltonus
34 Das Spektrum der HRV-Messung 0,2 bis 0,3 Hz Respiratorische Sinusarrhythmie (erholsamer Schlaf, etc.) Blutdruckrhythmik, Korrelation mit psychischer/emotionaler Aktivierung bei 0,1 Hz Durchblutungsrhythmik, Korrelation mit körperlicher Aktivität und Lage 0,0033 bis 0,04 Hz
35 Synchronisation:
36 ICU, AKH Wien Patientin Therapeutin 1 Therapeutin AUTONOM HEALTH
37 Zum Beschluss Herzlichen Dank für Ihre Interesse am Studiengang Musiktherapie
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