Aktualisierung von Software

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1 Kap06.fm Seite 151 Freitag, 2. September :15 09 KAPITEL 6 Aktualisierung von Software Eine der großen Stärken eines Open-Source-Ansatzes, wie er mit Linux verfolgt wird, ist die vollständige Kontrolle über die installierte und verwendete Software. Die Kontrolle umfasst nicht nur den Umfang und die Art der Software, sondern auch die jeweils verwendete Version der zu nutzenden Software. Eine Aktualisierung kann dann vorgenommen werden, wenn der Benutzer mit den Leistungsmerkmalen unzufrieden ist oder wenn Sicherheitsargumente dafür sprechen. Die bei kommerziellen Produkten bekannte willkürliche, marketingorientierte und den Benutzer einschränkende Verknüpfung zwischen verschiedenen Bestandteilen der Software und des Betriebssystems gibt es bei Linux-Systems nicht. Besondere technische Abhängigkeiten treten eher selten auf und sind sowohl genau dokumentiert als auch mit geringem Aufwand aufzulösen. Es gibt drei wesentliche Vorgehensweisen, Open-Source-Software zu aktualisieren, die Verwendung vom Distributor bereitgestellter Binär-Pakete, die Benutzung von Quelltexten des Distributors und der Gebrauch von Quelltexten aus allgemeinen Quellen. Von den Distributoren bereitgestellte Binär-Pakete als auch Quelltexte werden mit den spezifischen Paketverwaltungsprogrammen der Distributoren verwaltet. Die Verarbeitungssteuerung erfolgt weit gehend automatisiert über eine im Archivpaket befindliche Steuerdatei. Quelltexte aus allgemeinen Quellen müssen von Hand entpackt werden. Danach werden über ein Steuerprogramm oder mit dem Aufruf des Compilers die ausführbaren Binärdateien erzeugt. Diese Binärdaten zusammen mit den zugehörigen Konfigurationsdaten werden dann mit dem Steuerprogramm oder nach Anleitung in die richtigen Verzeichnisse kopiert. Archive und Komprimierungs-Werkzeuge Das Ziel der Verwendung von Archiven ist eine so weit wie möglich gehende Vereinfachung und größtmögliche Sicherheit im Umgang mit Software und den zugehörigen 151

2 Kap06.fm Seite 152 Freitag, 2. September :15 09 Quelltexten. Durch ein Archiv werden alle zusammengehörenden Bestandteile einer Gruppe von Programmen und Funktionen in einer Datei zusammengefasst. Außerdem wird der richtige Ort, die passenden Besitzrechte und die angemessenen Attribute für jede Datei im Archiv abgelegt. In einem Archiv werden die Daten nicht so gespeichert, dass die enthaltenen Programme ausführbar und die Daten einfach lesbar sind, sondern das Speicherverfahren wird durch integrierbare Kompressionsprogramme auf geringstmöglichen Platzbedarf optimiert. Historisch betrachtet ist das Konzept von Archivdateien auf die die Verwendung von Magnetbändern zur Datenspeicherung, -verteilung und -austausch zurückzuführen. Die Magnetbänder von historischer Bedeutung waren ausschließlich blockorientiert und kannten weder Verzeichnisstruktur noch Dateinamen, Besitzrechte oder Dateiattribute. Diese unverzichtbaren Verwaltungsinformationen mussten mit möglichst geringem Aufwand automatisiert zusammen mit den Nutzdaten abgespeichert werden. Archivierungs- und Kompressionsprogramme sind meist so programmiert, dass mit ihnen erzeugte Archive oder komprimierte Dateien spezifische Endungen besitzen. Archive oder komprimierte Dateien mit anderen Endungen werden standardmäßig zurückgewiesen. Da manchmal beim Herunterladen von Daten, insbesondere von Programmen und Archiven der Originalnamen verändert wird (oft ist das ein falsch eingestellter HTTP-Server), muss dann das Archiv entweder umbenannt oder das Archiv- oder Kompressionsprogramm ausdrücklich zum Akzeptieren der vorhandenen Änderung angewiesen werden. tar tar ist ein Archivierungswerkzeug für verschiedene Anwendungszwecke, mit dem sich viele Dateien zu einer einzigen Archivdatei zusammenfassen lassen. Dabei werden Informationen, die notwendig sind, um die Datei vollständig zu restaurieren (wie Zugriffsrechte und Dateieignerschaft) erhalten. Der Name tar ist die Abkürzung für tape archive, weil dieses Programm ursprünglich für das Erzeugen von Backups auf Datenbändern benutzt wurde. Wir werden allerdings sehen, dass der Gebrauch von tar absolut nicht auf das Erstellen von Backups beschränkt ist. Der Befehl tar hat das Format: tar FunktionOptionen Dateien Dabei ist Funktion ein einzelner Buchstabe, der den auszuführenden Arbeitsschritt bezeichnet, Optionen ist eine Liste der (einbuchstabigen) Optionen zu diesem Arbeitsschritt, und Dateien ist die Liste der zu bearbeitenden Dateien. (Beachten Sie, dass Funktion nicht durch eine Leerstelle von Optionen getrennt wird.) Funktion kann folgende Werte annehmen: c um ein neues Archiv zu erstellen 152 Kapitel 6: Aktualisierung von Software

3 Kap06.fm Seite 153 Freitag, 2. September :15 09 x um Dateien aus einem Archiv zu extrahieren t um den Inhalt eines Archivs anzuzeigen r um Dateien an das Ende eines Archivs anzuhängen u um Dateien in ein Archiv aufzunehmen, die jünger sind als die bereits vorhandenen Dateien d um die Dateien eines Archivs mit denen im Dateisystem zu vergleichen Die meisten dieser Funktionen werden Sie nur selten benötigen; die am häufigsten gebrauchten sind c, x und t. Die gebräuchlichsten Optionen sind: v k f z um beim Erstellen oder Entpacken von Archiven die betroffenen Dateien anzuzeigen. Sie sollten diese Option immer dann verwenden, wenn es darauf ankommt zu sehen, was eigentlich passiert (es sei denn, Sie schreiben Shell-Skripten). um bestehende Dateien beim Entpacken nicht durch die Dateien aus dem Archiv zu überschreiben dateiname um dateiname als die zu lesende/schreibende tar-datei zu bestimmen gibt an, dass die Daten mit gzip komprimiert werden sollen oder dass es sich bei der tar-datei um mit gzip komprimierte Daten handelt j Wie z, verwendet aber bzip2 anstelle von gzip. Das funktioniert nur bei neueren Versionen von tar. Ältere Versionen verwendeten I anstelle von j, noch ältere unterstützen bzip2 gar nicht. Es gibt noch andere Optionen, die wir später in diesem Abschnitt besprechen werden. Obwohl die Syntax von tar auf den ersten Blick vielleicht verwirrend erscheint, ist sie eigentlich ganz einfach. Nehmen wir an, dass wir ein Verzeichnis namens mt mit folgenden Dateien haben: rutabaga% ls l mt total 37 -rw-r--r-- 1 root root 24 Sep Makefile -rw-r--r-- 1 root root 847 Sep README -rwxr-xr-x 1 root root 9220 Nov 16 19:03 mt -rw-r--r-- 1 root root 2775 Aug mt.1 Archive und Komprimierungs-Werkzeuge 153

4 Kap06.fm Seite 154 Freitag, 2. September : rw-r--r-- 1 root root 6421 Aug mt.c -rw-r--r-- 1 root root 3948 Nov 16 19:02 mt.o -rw-r--r-- 1 root root Sep st_info.txt Wir wollen jetzt den Inhalt dieses Verzeichnisses in ein tar-archiv packen. Dazu geben wir ein: tar cf mt.tar mt Das erste Argument zu tar ist die Funktion (in diesem Fall c (create) zum Erstellen). Dahinter stehen die Optionen. Wir haben als Option f mt.tar angegeben, um das resultierende tar-archiv mt.tar zu nennen. Das letzte Argument ist die Liste der Dateien, die archiviert werden sollen; in diesem Fall haben wir den Namen des Verzeichnisses angegeben. Damit erreichen wir, dass tar alle Dateien in diesem Verzeichnis zu einem Archiv zusammenfasst. Beachten Sie, dass das erste Argument zu tar einer der Funktionsbuchstaben sowie die Liste der Optionen sein muss. Aus diesem Grunde braucht vor den Optionen kein Bindestrich - zu stehen, wie es bei vielen anderen Unix-Befehlen der Fall ist. Sie können bei tar einen Bindestrich einsetzen, etwa so: tar cf mt.tar mt aber das ist wirklich nicht notwendig. In einigen Versionen von tar muss der erste Buchstabe eine Funktion bezeichnen, zum Beispiel c, t oder x. In anderen Versionen spielt die Reihenfolge der Buchstaben keine Rolle. Schließlich gibt es auch noch so genannte Lang- Optionen. In der Manpage von tar finden Sie hierzu Näheres. Achten Sie darauf, den Dateinamen auch wirklich anzugeben, wenn Sie die Funktionsbuchstaben cf verwenden. Ansonsten wird tar die erste Datei in der Liste der zu packenden Dateien überschreiben, weil es diese Datei für den Dateinamen des Archivs hält! Oft ist es eine gute Idee, die Option v zu benutzen; damit lassen Sie jede archivierte Datei anzeigen: rutabaga% tar cvf mt.tar mt mt/ mt/st_info.txt mt/readme mt/mt.1 mt/makefile mt/mt.c\ mt/mt.o mt/mt Wenn Sie v mehrmals angeben, erhalten Sie noch ausführlichere Informationen: rutabaga% tar cvvf mt.tar mt drwxr-xr-x root/root 0 Nov 16 19: mt/ -rw-r--r-- root/root Sep 5 13: mt/st_info.txt -rw-r--r-- root/root 847 Sep 21 16: mt/readme -rw-r--r-- root/root 2775 Aug 7 09: mt/mt.1 -rw-r--r-- root/root 24 Sep 21 16: mt/makefile -rw-r--r-- root/root 6421 Aug 7 09: mt/mt.c -rw-r--r-- root/root 3948 Nov 16 19: mt/mt.o -rwxr-xr-x root/root 9220 Nov 16 19: mt/mt Dies ist sehr nützlich, wenn man sich vergewissern möchte, dass tar korrekt arbeitet. Einige Versionen von tar erwarten, dass f als letzte der Optionen angegeben wird. Das rührt daher, dass tar hinter der Option f einen Dateinamen erwartet nämlich den 154 Kapitel 6: Aktualisierung von Software

5 Kap06.fm Seite 155 Freitag, 2. September :15 09 Namen der tar-datei, die geschrieben oder aus der gelesen werden soll. Falls Sie keinen Dateinamen angeben, nimmt tar aus historischen Gründen an, dass es das erste Bandlaufwerk (das heißt /dev/rmt0) benutzen soll. Im Abschnitt Backups erstellen werden wir besprechen, wie tar zum Erstellen von Backups auf Bandlaufwerken benutzt wird. Jetzt sind wir soweit, dass wir die Datei mt.tar an andere Leute weitergeben können, damit diese sie auf ihrem System wieder entpacken. Dazu würden sie den Befehl: tar xvf mt.tar eingeben. Damit wird das Unterverzeichnis mt angelegt, und alle ursprünglichen Dateien werden in dieses Unterverzeichnis geschrieben. Die Dateien gehören dabei dem Benutzer, der den tar-befehl ausführt, es sei denn, man ist root. In diesem Fall wird der originale Benutzer beibehalten. Die Option x steht für extract (extrahieren). Wir haben wieder die Option v benutzt, um alle Dateien während des Extrahierens anzeigen zu lassen. Das erzeugt die folgende Bildschirmausgabe: courgette% tar xvf mt.tar mt/ mt/st_info.txt mt/readme mt/mt.1 mt/makefile mt/mt.c\ mt/mt.o mt/mt Wie Sie sehen, speichert tar den Pfadnamen jeder Datei relativ zu dem Verzeichnis, in dem die tar-datei ursprünglich erstellt wurde. Beim Erstellen des Archivs haben wir mit dem Befehl tar cf mt.tar mt nur mt als Eingabedatei angegeben, also den Namen des Verzeichnisses, in dem die einzelnen Dateien stehen. Deshalb schreibt tar dieses Verzeichnis selbst sowie alle Dateien unterhalb dieses Verzeichnisses in die tar-datei. Beim Entpacken der tar-datei wird das Verzeichnis mt angelegt, und die einzelnen Dateien werden dorthin geschrieben das sind die Schritte beim Erstellen des Archivs in umgekehrter Reihenfolge. Per Voreinstellung werden alle tar-dateien relativ zu dem Verzeichnis entpackt, in dem Sie tar aufrufen. Wenn Sie zum Beispiel den Inhalt des Verzeichnisses /bin mit dem Befehl tar cvf bin.tar /bin archivieren wollten, würde tar die Warnung tar: Removing leading / from absolute pathnames in the archive. ausgeben. Das bedeutet, dass die Dateien innerhalb des Archivs im Unterverzeichnis bin abgelegt werden. Wenn diese tar-datei dann entpackt wird, wird zunächst das Verzeichnis bin angelegt, und zwar unterhalb des Arbeitsverzeichnisses von tar nicht aber als /bin auf dem Zielsystem. Dies ist sehr wichtig, denn es soll schlimme Fehler beim Entpacken von tar-dateien vermeiden. Anderenfalls würde das Entpacken einer tar-datei, die als /bin archiviert wurde, in Ihrem Verzeichnis /bin Chaos anrichten. 1 Wenn Sie den Inhalt einer solchen tar-datei wirklich nach /bin entpacken wollten, würden Sie vom Root-Verzeichnis / aus entpacken. Mit der Option P können Sie beim Archivieren dieses Verhalten umgehen, aber wir möchten nicht empfehlen, das zu tun. 1 Bei einigen älteren Unix-Versionen (z.b. Sinix und Solaris) passiert genau das. Archive und Komprimierungs-Werkzeuge 155

6 Kap06.fm Seite 156 Freitag, 2. September :15 09 Eine andere Möglichkeit, die tar-datei mt.tar zu erstellen, wäre, zunächst mit cd in das Verzeichnis mt zu wechseln und dann Folgendes einzugeben: tar cvf mt.tar * Auf diese Weise würde das Unterverzeichnis mt nicht in der tar-datei gespeichert werden; beim Entpacken würden die einzelnen Dateien direkt in Ihrem aktuellen Verzeichnis landen. Es gehört zu den Feinheiten der Etikette bei der Arbeit mit tar, dass man Dateien immer so archiviert, dass in der tar-datei auf der obersten Ebene ein Unterverzeichnis enthalten ist wie wir das in unserem ersten Beispiel mit tar cvf mt.tar mt gezeigt haben. Aufgrund dessen wird beim Entpacken des Archivs das Unterverzeichnis angelegt, und die Dateien werden dorthin geschrieben. Auf diese Weise können Sie sicherstellen, dass die Dateien nicht direkt in Ihrem aktuellen Verzeichnis stehen sie verschwinden im Unterverzeichnis und können keine Verwirrung stiften. Diese Arbeitsweise erspart es außerdem der Person, die das Entpacken vornimmt, ein Verzeichnis anlegen zu müssen, um das Archiv dort zu entpacken (wenn ein eigenes Verzeichnis gewünscht wird). Selbstverständlich wird es jede Menge Situationen geben, in denen Sie kein eigenes Verzeichnis anlegen wollen so viel zum Thema tar-etikette. Beim Erstellen von Archiven können Sie natürlich eine Liste der Dateien oder Verzeichnisse an tar übergeben, die archiviert werden sollen. In unserem ersten Beispiel haben wir tar nur das eine Verzeichnis mt angegeben, aber im vorherigen Abschnitt haben wir den * als Wildcard benutzt, den die Shell zur Liste aller Dateien im aktuellen Verzeichnis expandiert. Vor dem Entpacken eines Archivs empfiehlt es sich, anhand des Inhaltsverzeichnisses festzustellen, wie das Archiv gepackt wurde. Auf diese Weise können Sie feststellen, ob Sie selbst ein Unterverzeichnis anlegen müssen, in dem Sie das Archiv dann entpacken. Mit dem Befehl tar tvf tar-datei erhalten Sie das Inhaltsverzeichnis der genannten tar-datei. Beachten Sie, dass Sie mit der Funktion t nur ein v angeben müssen, um die ausführliche Liste zu erhalten: courgette% tar tvf mt.tar drwxr-xr-x root/root 0 Nov 16 19: mt/ -rw-r--r-- root/root Sep 5 13: mt/st_info.txt -rw-r--r-- root/root 847 Sep 21 16: mt/readme -rw-r--r-- root/root 2775 Aug 7 09: mt/mt.1 -rw-r--r-- root/root 24 Sep 21 16: mt/makefile -rw-r--r-- root/root 6421 Aug 7 09: mt/mt.c -rw-r--r-- root/root 3948 Nov 16 19: mt/mt.o -rwxr-xr-x root/root 9220 Nov 16 19: mt/mt An dieser Stelle wird nichts entpackt wir betrachten lediglich das Inhaltsverzeichnis des Archivs. An den Dateinamen können wir ablesen, dass dieses Archiv alle Dateien im Unterverzeichnis mt enthält. Beim Entpacken dieser tar-datei wird also das Verzeichnis mt angelegt, und alle Dateien werden dorthin geschrieben. 156 Kapitel 6: Aktualisierung von Software

7 Kap06.fm Seite 157 Freitag, 2. September :15 09 Es ist auch möglich, einzelne Dateien aus einem tar-archiv zu extrahieren. Dazu geben Sie Folgendes ein: tar xvf tar-datei datei(en) datei(en) ist die Liste der zu extrahierenden Dateien. Wir haben bereits gezeigt, dass ohne die Angabe von datei(en) das ganze Archiv entpackt wird. Damit Sie einzelne Dateien extrahieren können, müssen Sie den kompletten Pfadnamen angeben, wie er in der tar-datei steht. Wenn wir uns zum Beispiel nur die Datei mt.c aus dem oben angeführten Archiv vornehmen wollten, würden wir Folgendes eingeben: tar xvf mt.tar mt/mt.c Als Ergebnis würde das Unterverzeichnis mt erstellt und die Datei mt.c dorthin geschrieben werden. tar kennt noch viel mehr Optionen, als wir hier erwähnt haben. Bisher haben wir die Möglichkeiten besprochen, die Sie wohl am häufigsten gebrauchen werden, aber insbesondere das tar von GNU verfügt über Erweiterungen, die es zu einem idealen Werkzeug zum Erstellen von Backups und dergleichen machen. In den Manpages zu tar sowie im folgenden Abschnitt finden Sie weitere Informationen hierzu. tar mit gzip und bzip2 benutzen tar komprimiert die Dateien, die es in seinen Archiven ablegt, in keiner Weise. Wenn Sie ein Archiv aus drei Dateien zu 200 KByte erstellen, ist das Ergebnis ein Archiv von ungefähr 600 KByte. Es ist gängige Praxis, tar-archive mit gzip (oder dem älteren compress) zu komprimieren. Mit folgenden Befehlen könnten Sie eine gzip-te tar-datei erstellen: tar cvf tar-datei dateien gzip -9 tar-datei Allerdings ist das mühselig und erfordert, dass Sie genug Speicherplatz haben, um die unkomprimierte tar-datei zu speichern, bevor sie mit gzip gepackt wird. tar bietet eine interessante Möglichkeit, ein Archiv auf die Standardausgabe zu schreiben. Wenn Sie als zu lesende oder zu schreibende tar-datei angeben, wird tar die Standardeingabe oder -ausgabe benutzen. Dies können wir bei der Erstellung eines gepackten Archivs trickreich ausnutzen. Wir können zum Beispiel eine»gzip-te«tar-datei erstellen, indem wir tar cvf dateien gzip 9 > tar-datei.tar.gz eingeben. Dabei erstellt tar zunächst ein Archiv aus den benannten dateien und schreibt es auf die Standardausgabe; danach liest gzip die Standardeingabe, komprimiert sie und schreibt das Ergebnis auf seine eigene Standardausgabe; schließlich lenken wir die komprimierte tar-datei in tar-datei.tar.gz. Wir können mit gunzip 9c tar-datei.tar.gz tar xvf Archive und Komprimierungs-Werkzeuge 157

8 Kap06.fm Seite 158 Freitag, 2. September :15 09 eine solche tar-datei entpacken. Dabei dekomprimiert gunzip zunächst das genannte Archiv und schreibt das Ergebnis auf die Standardausgabe. Diese wird dann von tar als Standardeingabe gelesen und entpackt. Unix macht Spaß finden Sie nicht? Natürlich sind solche Befehlsfolgen immer sehr mühsam einzugeben. Glücklicherweise kennt die GNU-Version von tar die Option z, mit der automatisch gzip-te Archive erstellt oder entpackt werden. (Wir haben die Besprechung dieser Option bis jetzt zurückgestellt, damit Sie ihre Vorteile wirklich zu schätzen lernen.) Wir könnten zum Beispiel mit den Befehlen und tar cvzf tar-datei.tar.gz dateien tar xvzf tar-datei.tar.gz gzip-te tar-dateien erstellen und entpacken. Achten Sie darauf, dass Sie solche Dateien mit dem Suffix.tar.gz benennen (oder mit dem auch häufig verwendeten.tgz, das auch auf Systemen mit 8.3-Dateinamen funktioniert), damit ihr Format offensichtlich wird. Die Option z kann auch zusammen mit anderen Funktionen eingesetzt werden, wie etwa mit t. Nur die GNU-Version von tar unterstützt die Option z. Wenn Sie das tar eines anderen Unix-Systems benutzen, müssen Sie eventuell eine der längeren Befehlsfolgen eingeben, um dieselbe Aufgabe zu bewältigen. Fast alle Linux-Systeme benutzen das GNU-tar. Wenn Sie tar zusammen mit bzip2 verwenden wollen, müssen Sie tar mitteilen, welches Komprimierungsprogramm Sie verwenden wollen: tar cvf tar-datei.tar.bz2 --use-compress-program=bzip2 dateien... oder kürzer: tar cvf tar-datei.tar.bz2 --use=bzip2 dateien... oder noch kürzer: tar cvjf tar-datei.tar.bz2 dateien... Letzteres funktioniert nur mit neueren tar-versionen, die die Option j bereits kennen. Mit dem hier Gesagten im Hinterkopf könnten Sie kurze Shell-Skripten oder Aliase schreiben, die Standard-tar-Dateien für Sie erstellen und entpacken. Unter bash könnten Sie folgende Funktionen in Ihre.bashrc einfügen: tarc () { tar czvf $1.tar.gz $1 } tarx () { tar xzvf $1 } tart () { tar tzvf $1 } Mithilfe dieser Funktionen würden Sie tarc verzeichnis eingeben, um ein einzelnes Verzeichnis in ein komprimiertes Archiv zu verwandeln. Die Archivdatei bekäme den Namen verzeichnis.tar.gz. (Achten Sie darauf, dass der Verzeichnisname nicht mit einem Schrägstrich endet; in dem Fall würde das Archiv als 158 Kapitel 6: Aktualisierung von Software

9 Kap06.fm Seite 159 Freitag, 2. September :15 09.tar.gz unterhalb des angegebenen Verzeichnisses erstellt.) Um den Inhalt einer komprimierten tar-datei anzuzeigen, geben Sie Folgendes ein: tart datei.tar.gz Wenn Sie ein solches Archiv entpacken möchten, geben Sie ein: tarx datei.tar.gz Abschließend möchten wir noch erwähnen, dass Dateien, die mit gzip und/oder tar erzeugt worden sind, von dem bekannten Hilfsprogramm WinZip unter Windows ausgepackt werden können. WinZip unterstützt allerdings noch kein bzip2. Wenn Sie andersherum eine Datei im.zip-format bekommen, können Sie diese unter Linux mit dem Befehl unzip auspacken. tar-tricks Wir haben bereits gesagt, dass tar die Besitzverhältnisse und die Zugriffsrechte der Dateien eines Archivs ebenso wie die Verzeichnisstruktur und alle Links erhält. Deshalb ist es hervorragend geeignet, um einen kompletten Verzeichnisbaum von einer Stelle im System zu einer anderen zu kopieren oder umzustellen (das funktioniert sogar zwischen verschiedenen Systemen). Mit der Option, die wir oben beschrieben haben, können Sie eine tar-datei auf die Standardausgabe schreiben, von wo aus sie dann als Standardeingabe an anderer Stelle im System wieder gelesen und entpackt werden kann. Nehmen wir an, dass ein Verzeichnis existiert, das die beiden Unterverzeichnisse fromzeugs und to-zeugs enthält. Unter from-zeugs befindet sich ein kompletter Verzeichnisbaum mit symbolischen Links usw. es wäre schwierig, so etwas mit einem rekursiven cp wiederherzustellen. Um den kompletten Verzeichnisbaum unterhalb von from-zeugs nach to-zeugs zu bewegen, könnten wir Folgendes eingeben: cd from-zeugs tar cf. (cd../to-zeugs; tar xvf ) Einfach und elegant, nicht wahr? Wir haben uns in das Verzeichnis from-zeugs begeben, eine tar-datei dieses Verzeichnisses erzeugt und sie auf die Standardausgabe geschrieben. Dieses Archiv wurde von einer Sub-Shell eingelesen (das sind die Befehle zwischen den runden Klammern); die Sub-Shell springt mit cd in das Zielverzeichnis../to-zeugs (also relativ zu from-zeugs) und führt dann tar xvf aus, indem die Standardeingabe gelesen wird. Bei diesem ganzen Vorgang wird keine tar-datei auf die Festplatte geschrieben; die Daten werden lediglich durch eine Pipe von einem tar-prozess zu einem anderen geschickt. Mit der Option v beim zweiten tar-prozess haben wir jede Datei anzeigen lassen, die entpackt wird. Auf diese Weise konnten wir verfolgen, dass der Befehl ordnungsgemäß funktioniert. Tatsächlich können Sie mit diesem Trick Verzeichnisbäume sogar (über das Netzwerk) von einem Rechner auf einen anderen bewegen. Fügen Sie dazu einfach den passenden rsh (oder ssh)-befehl innerhalb der Sub-Shell rechts vom Pipe-Symbol ein. Die Remote- Shell würde dann tar ausführen, indem sie das Archiv von der Standardeingabe liest. (GNU-tar bietet sogar Möglichkeiten, automatisch tar-dateien von anderen Rechnern über das Netzwerk zu lesen und dorthin zu schreiben. Details hierzu finden Sie in der Manpage zu tar(1).) Archive und Komprimierungs-Werkzeuge 159

10 Kap06.fm Seite 160 Freitag, 2. September :15 09 cpio Die Grundfunktionalität von cpio und tar ist dieselbe. Das Programm cpio unterstützt jedoch im Gegensatz zu tar einen dynamischen Austausch von Archivinhalten, während tar nur ein Neuanlegen einer Archivdatei mit geändertem Inhalten erlaubt. Im Gegensatz zu tar sind keine Kompressionsprogramme eingebunden. Das cpio-format wird intern vom Red Hat Package Manager RPM für Binärdateien benutzt. Es erlaubt im Gegensatz zu tar weit gehende Formatumwandlungen. Der typische Aufruf zum Auspacken einer Datei aus einem Archiv lautet cpio ii rpm.cpio um die Dateien um das Programm rpm selbst zu entpacken. dd Mithilfe von dd werden Dateien in beliebig wählbarer Blockgröße gelesen und geschrieben. Mit dd können auch unter Umgehung des Dateisystems Daten direkt auf Datenträger geschrieben werden. Eine besondere Anwendung auf PC-kompatiblen Computern ist die Sicherung des Bootblocks vor der Installation eines neuen Bootmanagers oder Kernels mit dd if=dev/hda1 of=/dev/fd0 bs=512 count=1 auf eine Diskette. Ein nach der Installation des Bootmanagers nicht mehr ordentlich funktionierender Computer kann dann mit dd of=/dev/hda1 if=/dev/fd0 bs=512 count=1 wiederhergestellt werden. compress Das Programmpaar compress uncompress dient ausschließlich zur Kompression von Daten. Über die Erstellung einer Tabelle werden in einer Datei wiederholt vorkommende Muster von Zeichen nicht mehrfach abgespeichert, sondern für jede Wiederholung nur der Ort des Vorkommens tabelliert und damit Platz gespart. Vermittels compress komprimierte Dateien sind vornehmlich ältere Quelltext-Daten. Die neueren Kompressionsprogramme bieten eine besseres Verhältnis von komprimierten zu unkomprimierten Daten. Zudem muss bei der Verwendung von compress der patentrechtliche Schutz beachtet werden. Durch uncompress tex.tar.z wird die Archivdatei tex.tar.z zu tex.tar entpackt. Danach kann mit tar weitergearbeitet werden tar xvf tex.tar womit die eigentlichen Daten aus dem Archiv herauskopiert werden. 160 Kapitel 6: Aktualisierung von Software

11 Kap06.fm Seite 161 Freitag, 2. September :15 09 zip Die Familie von Kompressions- und Archivierungsprogrammen wie zip, unzip und zipinfo ist sowohl in der Microsoft-Welt, als auch in der Großrechner- und Linux-Umgebung zu finden. Seine breite Unterstützung macht es besonders zum Austausch von archivierten Daten zwischen verschiedenen Plattformen geeignet. Der Kompressionsalgorithmus ist weniger effizient als die Algorithmen der neueren Programme, seine Ansprüche an Speicher und Prozessorleistung sind aber eher bescheiden. Das Originalprogramm PKzip 2 aus der MS-DOS-Welt ist kein Open-Source-Produkt und unterliegt striktem Urheberschutz. Das Dateiformat ist jedoch vollständig offen gelegt. Unter Linux wird natürlich eine Open-Source-Implementierung verwendet. Das Entpacken eines Archives erfolgt mit unzip tex.zip um die Dateien des Archive tex.zip zu entpacken. gzip Das Programm gzip ist ein schnelles und effektives Komprimierungsprogramm aus dem GNU-Projekt. Seine grundlegende Funktion besteht darin, dass es eine Datei komprimiert, die gepackte Version als dateiname.gz abspeichert und die ungepackte Originaldatei löscht. Die Originaldatei wird erst entfernt, wenn gzip erfolgreich beendet wurde; es ist kaum möglich, auf diese Weise eine Datei versehentlich zu löschen. Da es sich um GNU-Software handelt, kennt gzip natürlich mehr Optionen, als Sie sich vorstellen können, und seine Arbeitsweise kann mit Optionen auf der Befehlszeile auf vielfache Weise beeinflusst werden. Lassen Sie uns mit einer großen Datei namens hase.txt beginnen: rutabaga% ls l hase.txt -rw-r--r-- 1 mdw hack Nov 17 21:44 hase.txt Um diese Datei mit gzip zu komprimieren, geben wir nur Folgendes ein: gzip hase.txt Damit ersetzen wir hase.txt durch die gepackte Datei hase.txt.gz und erhalten: rutabaga% gzip hase.txt rutabaga% ls l hase.txt.gz -rw-r--r-- 1 mdw hack Nov 17 21:44 hase.txt.gz Beachten Sie, dass hase.txt nach der Beendigung von gzip entfernt wird. Sie haben die Möglichkeit, gzip eine Liste von Dateinamen zu übergeben; es wird jede einzelne Datei komprimieren und mit der Erweiterung.gz abspeichern. (Anders als das Programm zip unter Unix und DOS erstellt gzip per Voreinstellung kein.gz-archiv aus den Einzeldateien. Dafür gibt es den Befehl tar; lesen Sie den nächsten Abschnitt.) 2 Archive und Komprimierungs-Werkzeuge 161

12 Kap06.fm Seite 162 Freitag, 2. September :15 09 Es hängt vom Format und Inhalt einer Datei ab, wie gut sie sich komprimieren lässt. Viele Grafikdateien (wie PNG und JPEG) sind bereits stark komprimiert, so dass gzip hier nicht mehr viel ausrichten kann. Zu den Dateien, die mit gutem Erfolg verdichtet werden können, gehören einfache Textdateien und binäre Daten wie ausführbare Programme und Libraries. Mit gzip l erhalten Sie Informationen zu den Dateien, die mit gzip gepackt wurden. Ein Beispiel: rutabaga% gzip l hase.txt.gz compressed uncompr. ratio uncompressed_name % hase.txt Wenn wir aus einer gepackten Datei das Original wiederherstellen wollen, benutzen wir gunzip: gunzip hase.txt.gz Anschließend haben wir: rutabaga% gunzip hase.txt.gz rutabaga% ls l hase.txt -rw-r--r-- 1 mdw hack Nov 17 21:44 hase.txt Dies entspricht genau der Originaldatei. Beachten Sie, dass nach dem erfolgreichen Entpacken mit gunzip die komprimierte Version gelöscht wird. Anstelle von gunzip können Sie auch gzip -d verwenden (z.b., wenn gunzip aus irgendeinem Grund nicht installiert ist). gzip speichert den Namen der ungepackten Originaldatei in der gepackten Version der Datei. Das hat zur Folge, dass der Name der Originaldatei auch dann wiederhergestellt werden kann, wenn der Name der gepackten Datei (einschließlich der.gz-erweiterung) für ein bestimmtes Dateisystem zu lang ist (etwa auf einem DOS-System mit 8.3-Dateinamen) und deshalb abgeschnitten wurde. Wenn Sie eine Datei entpacken und den Originalnamen wiederherstellen möchten, geben Sie die Option N mit dem Befehl gunzip ein. Um den Wert dieser Option schätzen zu lernen, sehen Sie sich die folgende Befehlsfolge an: rutabaga% gzip hase.txt rutabaga% mv hase.txt.gz wolf.txt.gz Wenn wir jetzt gunzip wolf.txt.gz ausführen würden, hätte die entpackte Datei den Namen wolf.txt, analog zum Namen der neuen (gepackten) Datei. Mit der Option N aber erhalten wir: rutabaga% gunzip N wolf.txt.gz rutabaga% ls l hase.txt -rw-r--r-- 1 mdw hack Nov 17 21:44 hase.txt Mit gzip und gunzip lassen sich auch Daten der Standardeingabe und -ausgabe packen und entpacken. Wenn gzip ohne einen Dateinamen aufgerufen wird, versucht es, die Daten zu komprimieren, die es von der Standardeingabe liest. In ähnlicher Weise schreibt gunzip mit der Option c entpackte Daten auf die Standardausgabe. So könnten Sie zum Beispiel eine Pipe benutzen, um die Ausgabe eines Befehls in einem Schritt zwecks Komprimierung und Speicherung in einer Datei an gzip zu leiten: rutabaga% ls lar $HOME gzip > dateiliste.gz 162 Kapitel 6: Aktualisierung von Software

13 Kap06.fm Seite 163 Freitag, 2. September :15 09 Damit erzeugen Sie eine rekursive Liste des Inhalts Ihres Home-Verzeichnisses und speichern sie in der gepackten Datei dateiliste.gz. Mit dem Befehl rutabaga% gunzip c dateiliste.gz more lassen Sie dateiliste.gz entpacken und lenken das Ergebnis zur Ausgabe auf den Bildschirm in einer Pipe an den Befehl more. Bei der Benutzung von gunzip c bleibt die Datei auf der Festplatte komprimiert. Der Befehl zcat ist mit gunzip c identisch Sie können sich das als eine Version von cat für gepackte Dateien vorstellen. Unter Linux gibt es sogar eine Version des Seitenbetrachters less für komprimierte Dateien: zless. Beim Komprimieren von Dateien haben Sie die Möglichkeit, eine der Optionen 1, 2... bis 9 zu benutzen, um Geschwindigkeit und Grad der Komprimierung zu bestimmen. Dabei bezeichnet 1 (oder --fast) die schnellste Methode, die auch die am wenigsten verdichteten Dateien erzeugt, während 9 (oder --best) die langsamste Methode ist, aber das kompakteste Ergebnis liefert. Wenn Sie keine Option angeben, wird mit der Voreinstellung 6 komprimiert. Keine dieser Optionen wirkt sich in irgendeiner Weise auf gunzip aus; gunzip kann die Datei unabhängig vom Grad der Komprimierung wieder entpacken. gzip ist in der Unix-Welt relativ neu. Die Programme, mit denen unter Unix am häufigsten (de)komprimiert wird, sind compress und uncompress, die noch aus der Unix-Originalversion aus Berkeley stammen. compress und uncompress sind gzip und gunzip sehr ähnlich. compress legt gepackte Dateien als dateiname.z statt als dateiname.gz ab und benutzt einen etwas weniger effektiven Kompressionsalgorithmus. Allerdings geht der Trend unter den Anhängern der freien Software in Richtung gzip, und das aus mehreren Gründen. Zunächst einmal arbeitet gzip effektiver. Außerdem war ein Patentstreit über den Kompressionsalgorithmus aufgekommen, den compress benutzt das hätte dazu führen können, dass Drittanbieter den compress-algorithmus nicht mehr anwenden dürfen. Deshalb propagiert die Free Software Foundation die Benutzung von gzip und ist damit zumindest in der Linux-Gemeinde auf offene Ohren gestoßen. gzip ist auf viele Plattformen portiert worden, und weitere werden folgen. Glücklicherweise kann gunzip auch die Dateien mit dem Suffix.Z entpacken, die mit compress erzeugt wurden. bzip2 Es gibt noch ein weiteres Komprimierungs-/Dekomprimierungsprogramm, das versucht, gzip den Führungsanspruch streitig zu machen. Dieser Neuankömmling heißt bzip2 und komprimiert noch besser als gzip (etwa 10-20% besser), braucht dafür aber auch länger. Mit bzip2 komprimierte Dateien können nicht mit gunzip dekomprimiert werden und umgekehrt, und wenn Sie nicht erwarten können, dass der Empfänger das Programm bunzip2 installiert hat, sollten Sie sich auf gzip beschränken, wenn Sie das gepackte Programm weitergeben wollen. Es lohnt sich aber, bzip2 zu installieren, weil auf immer mehr FTP-Servern die Pakete in diesem Format abgelegt werden, um Plattenplatz und Bandbreite einzusparen. Sie erkennen bzip2-dateien an der charakteristischen.bz2-endung. Archive und Komprimierungs-Werkzeuge 163

14 Kap06.fm Seite 164 Freitag, 2. September :15 09 Die Kommandozeilenoptionen von bzip2 sind zwar nicht ganz die gleichen wie bei gzip, die oben beschriebenen funktionieren aber auch alle mit bzip2. Nähere Informationen finden Sie auf der Manpage von bzip2(1). Wir empfehlen, dass Sie gzip beziehungsweise gunzip oder bzip2 beziehungsweise bunzip2 für die Komprimierung beziehungsweise Expandierung benutzen. Wenn Sie einmal auf eine Datei mit dem Suffix.Z stoßen, handelt es sich wahrscheinlich um eine compress-datei, die Sie mit gunzip wieder entpacken können. Frühe Versionen von gzip haben Dateien mit dem Suffix.z kleines z statt.gz erzeugt. Um Verwechslungen mit.z zu vermeiden es gibt Dateisysteme, die bei Dateinamen Großund Kleinschreibung nicht unterscheiden hat man dies geändert. Auf jeden Fall ist gunzip abwärtskompatibel zu einer Reihe von Dateisuffixen und Dateitypen. Softwareversionsverwaltung In der Open-Source-Welt hat sich die Verwendung von dreiteiligen Versionskennzeichnungen für Programme etabliert. Diese Kennzeichnungen bestehen aus den drei Komponenten einer Versionsnummer erste Stelle das Major-Release (strukturelle Änderungen), zweite Stelle das Minor-Release (Änderungen des Leistungsumfangs) und dritte Stelle Bugfix-Release (Fehlerbehebungen) Programme und zugehörige Dateiformate, die sich in der ersten Stelle unterscheiden, sind im Allgemeinen nicht kompatibel. Dateien, die mit Programmen, die sich in der ersten Stelle unterscheiden erzeugt wurden, müssen oft einem speziellen Konvertierungsprozess unterworfen werden. Manchmal ist auch eine Aufwärts-Kompatibilität verwirklicht, dann können Programme die Daten der Vorversionen mit niedrigerem Major-Release lesen. Unterschiede im Minor-Release besagen zumeist, dass das Programm zusätzliche Eigenschaften gewonnen hat, aber eine Interoperabilität mit den Vorversionen des Programmes und der Daten mit gleichem Major-Release vorliegt. Unterschiede im Bugfix-Release sollten keinerlei Austauschprobleme bereiten. Kommerzielle Distributoren verwenden oft noch zusätzliche Kennzeichnungen, da sie Bugfixes in wesentlich schnellerem Tempo erzeugen als dies die ursprünglichen Programmierer tun. Vor einer Erneuerung von Programmen sind unbedingt die mitgelieferten, versionsspezifischen Mitteilungen (Release Notes) sorgsam zu lesen. Es ist durchaus möglich, dass bisher genutzte Funktionen nicht mehr zur Verfügung stehen. Ebenso können neue Funktionen nicht wünschenswert sein. Eine Erneuerung von Software um der Erneuerung selbst willen ist nicht empfehlenswert.»never change a running system!«164 Kapitel 6: Aktualisierung von Software

15 Kap06.fm Seite 165 Freitag, 2. September :15 09 Verwendung von Werkzeugen der Distributoren Die von den Distributoren gelieferten Werkzeuge zur Installation, Konfiguration und Software-Versionsverwaltung erlauben eine bequeme Verwaltung der installierten Software. Abhängigkeiten werden geprüft und ein inkonsistentes System vermieden. Auf speziellen Servern stellen die Distributoren vorbereitete Pakete zur Aktualisierung zur Verfügung, die automatisierbar so installiert werden, dass die notwendigen Erneuerungen zur Verfügung stehen. Manuelle Versionsverwaltung Eine automatische Versionsverwaltung mit den Werkzeugen der Distributoren funktioniert nicht, wenn die Internetanbindung eine sehr geringe Bandbreite hat, so dass die zu installierenden Aktualisierungen sorgfältig ausgewählt werden müssen, Aktualisierungen notwendig sind, diese aber nicht oder nicht rechtzeitig vom Distributor angeboten werden, eine Vorversion der installierten Version benötigt wird 3, Software installiert werden soll, die der Distributor nicht anbietet oder kommerzielle Software verwendet werden soll Eine weitere Verwaltung des Systems mit der automatischen Versionsverwaltung ist nach einer Änderung der installierten Software von Hand nicht mehr möglich, außer im Fall einer Aktualisierung, die der Distributor später vornimmt. Wenn die Aktualisierung unter Umgehung des Verwaltungssystems des Distributors vorgenommen wurde, muss die von Hand installierte Software gegebenenfalls deinstalliert werden, um das System des Distributors wieder nutzen zu können. Kommerzielle Software, die nicht von der Verwaltung des Distributors betroffen ist, fällt nicht darunter. Bei kommerzieller Software ist aber darauf zu achten, dass eine Aktualisierung nicht die vom Hersteller als erforderlich angegebenen Systemanforderungen, besonders bestimmte Versionen von Bibliotheken, betrifft. RPM RPM, der Red Hat Package Manager, ist ein Werkzeug, das die Installation von Binärprogrammen automatisiert und sich merkt, welche Dateien benötigt wurden, so dass Sie sicher sind, dass die Software korrekt ausgeführt werden kann. Trotz des Namens ist RPM nicht Red Hat-spezifisch, sondern wird heutzutage von vielen anderen Distributionen verwendet, darunter auch SuSE und Caldera. Die Verwendung von RPM macht die Installation und Deinstallation von Software sehr viel einfacher. 3 Dies ist bei versionsspezifischen Dateiformaten leider gelegentlich der Fall, ein typisches Beispiel ist die Datenbank Postsgres Softwareversionsverwaltung 165

16 Kap06.fm Seite 166 Freitag, 2. September :15 09 Die grundlegende Idee von RPM besteht in der obligatorischen Verwendung einer Datenbank, die sich aus Paketen und den Dateien zusammensetzt, die zu Paketen gehören. Wenn Sie ein neues Paket installieren, werden die Informationen über dieses Paket in der Datenbank gespeichert. Wenn Sie dann das Paket deinstallieren wollen, überprüft RPM für jede Datei im Paket, ob noch andere Pakete installiert sind, die diese Datei ebenfalls benötigen. Wenn das der Fall ist, wird die betreffende Datei nicht gelöscht. Außerdem verwaltet RPM Abhängigkeiten. Jedes Paket kann von einem oder mehreren anderen abhängig sein. Wenn Sie ein Paket installieren, überprüft RPM, ob die Pakete, von denen das neue Paket abhängig ist, bereits installiert sind. Wenn das nicht der Fall ist, gibt RPM Ihnen Bescheid und verweigert die Installation des neuen Pakets. Die Abhängigkeiten werden auch beim Deinstallieren von Paketen verwendet. Wenn Sie ein Paket deinstallieren wollen, von dem andere Pakete abhängen, teilt RPM Ihnen das mit und verweigert die Deinstallation. Diese deutlich erhöhte Bequemlichkeit gibt es aber nicht umsonst: Zunächst einmal ist es für den oder die Entwickler deutlich schwieriger, ein RPM-Paket zu bauen, als einfach alles in einem tar-archiv zusammenzupacken. Zweitens ist es auch nicht einfach, nur eine Datei aus dem RPM-Paket zu installieren. Zur Isolation von einzelnen Programmen und Dateien kann das RPM-Format in das CPIO-Format überführt werden, aus dem dann einzelne Dateien und Programme extrahiert werden können. DPKG Der zweitbeliebteste Paketmanager für Linux-Distributionen ist dpkg, mit dem.deb- Archive verwaltet werden. Wie der Name schon andeutet, stammt das.deb-format aus der Debian-Distribution, es wird aber unter anderem auch von Libranet und Xandros verwendet. Wie das RPM-Format protokolliert auch das.deb-format die Abhängigkeiten und Dateien, um sicherzustellen, dass das System konsistent bleibt. Die technischen Unterschiede zwischen den beiden Formaten sind eigentlich ziemlich klein; die.rpm- und.deb-formate sind zwar inkompatibel (beispielsweise können Sie nur mit einer gewissen Mühe ein Debian-Paket direkt auf einem Red Hat-System installieren), so können Sie alien verwenden, um.deb-pakete für andere Distributionen umzupacken (und umgekehrt). Der Hauptunterschied zwischen den Formaten besteht darin, dass.deb-pakete mit Werkzeugen gebaut werden, die sicherzustellen helfen, dass die Pakete ein konsistentes Lay-out haben und Regeln entsprechen (insbesondere dem Debian Policy Manual, das im Paket debian-policy enthalten ist), was Entwicklern dabei hilft, qualitativ hochwertige Pakete zu erzeugen. Für den RPM existiert eine entsprechende Handreichung Kapitel 6: Aktualisierung von Software

17 Kap06.fm Seite 167 Freitag, 2. September :15 09 make, autoconfig und andere Ursprünglich war das Übersetzen von Software aus den unveränderten Quelltexten eine mit hohem Arbeitsaufwand verbundene und mühsame Aufgabe. Zur Anpassung an die Plattform und Laufzeitumgebung mussten der verwendete Compiler, das Betriebssystem und die zu verwendenden Bibliotheken erfasst und eingegeben werden. Danach waren diverse Compiler- und Linkeraufrufe notwendig. Die erste Schritt zur Vereinfachung war das make-programm, das die Abhängigkeiten von Quelltexten, Compiler- und Linkeraufrufen automatisiert. Bei sauberer Programmierung kann make auch einige Systemvariablen verarbeiten. Das Konzept von automake, autoconf, autoupdate und den anderen Mitgliedern des GNU- Build-Prozesses erlaubt es einerseits, automatisch die korrekte Laufzeitumgebung für die zu übersetzenden Programme bereitzustellen, andererseits die Programmierung wesentlich zu vereinheitlichen. Je nach Version muss im Quelltextverzeichnis config, config.sh, make oder etwas Ähnliches aufgerufen werden. Die Zahl der weiteren Werkzeuge zur automatisierten Quelltextübersetzung ist groß, besonders zu erwähnen ist noch ant aus dem Apache-Projekt 5, das JAVA-basiert ist. Verwendung von RPM Wenn Ihr System schon RPM verwendet, ist die Installation von RPM-Paketen sehr einfach. Nehmen wir an, dass Sie ein RPM-Paket namens SuperFrob-4.i386.rpm haben (RPM-Binär-Pakete haben immer die Endung.rpm; das i386 zeigt an, dass es sich um ein Binärpaket für Intel-Prozessoren handelt). Sie können dieses Paket dann mit tigger # rpm -i SuperFrob-4.i386.rpm installieren. Anstelle von -i können Sie auch den langen Optionsnamen verwenden: tigger # rpm --install SuperFrob-4.i386.rpm Wenn alles funktioniert hat, erfolgt keine Ausgabe. Sie können RPM aber veranlassen, etwas geschwätziger zu sein, indem Sie tigger # rpm -ivh SuperFrob-4.i386.rpm verwenden. Dadurch wird der Name des Pakets und eine Reihe von Doppelkreuzen ausgegeben, so dass Sie verfolgen können, wie die Installation voranschreitet. Wenn das Paket, das Sie installieren wollen, ein anderes, noch nicht installiertes Paket benötigt, bekommen Sie etwa folgende Meldung: tigger # rpm -i SuperFrob-4.i386.rpm failed dependencies: frobnik-2 is needed by SuperFrob Verwendung von RPM 167

18 Kap06.fm Seite 168 Freitag, 2. September :15 09 Wenn Sie diese Meldung sehen, müssen Sie zuerst das Paket frobnik-2 suchen und dieses installieren. Natürlich kann auch dieses Paket wieder von anderen abhängen. Wenn Sie ein Paket aktualisieren wollen, können Sie die Option -U beziehungsweise --update verwenden (das ist im Prinzip die Option -i mit einigen zusätzlichen Optionen): tigger # rpm -U SuperFrob-5.i386.rpm Das Deinstallieren eines Pakets geschieht mit der Option -e beziehungsweise mit --erase. In diesem Fall müssen Sie nicht die Paketdatei (die Sie vielleicht schon gar nicht mehr haben), sondern den Paketnamen und die Versionsnummer angeben: tigger # rpm -e SuperFrob-5 Neben den bisher beschriebenen Optionen, die immer den Systemzustand verändern, gibt es noch die Option -q, mit der Sie diverse Informationen über den Inhalt der RPM- Datenbank und über Paketdateien abrufen können. Hier sind einige nützliche Dinge, die Sie mit -q machen können: Sie können die Versionsnummer eines installierten Pakets ermitteln: tigger # rpm -q SuperFrob SuperFrob-5 Sie können alle installierten Pakete auflisten: tigger # rpm qa SuperFrob-5 OmniFrob-3... glibc Sie können herausfinden, zu welchem Paket eine Datei gehört: tigger # rpm -qf /usr/bin/dothefrob SuperFrob-5 tigger # rpm -qf /home/kalle/.xinitrc file /home/kalle/.xinitrc is not owned by any package Sie können Informationen über das angegebene Paket anzeigen lassen: tigger # rpm -qi rpm Name : rpm Distribution:?SuSE Linux 8.0 (i386) Version : Vendor: SuSE GmbH, Fuerth, Germany Release : 3 Build Date: Tue Mar 10 01:35: Install date: Fri Sep 25 18:43: Build Host:?Pascal.fs100.suse.d Group : Source RPM: rpm src.rpm Size : Packager : feedback@suse.de Summary : rpm - Red Hat Package Manager Description : rpm (Red Hat Package Manager) is the main tool for managing software packages of the SuSE Linux distribution. rpm can be used to install and remove software packages; with rpm it s easy to update packages. rpm keeps track of all these manipulations in a central database. This way it is possible to get an overview of all installed packages; rpm also supports database queries. 168 Kapitel 6: Aktualisierung von Software

19 Kap06.fm Seite 169 Freitag, 2. September :15 09 Sie können die Dateien anzeigen lassen, die für die angegebene Paketdatei installiert werden: tigger # rpm -qpl SuperFrob-5.i386.rpm /usr/bin/dothefrob /usr/bin/frobhelper /usr/doc/superfrob/installation /usr/doc/superfrob/readme /usr/man/man1/dothefrob.1 Was Sie hier gesehen haben, sind die grundlegenden Arbeitsmodi von rpm, die von einer großen Zahl zusätzlicher Optionen ergänzt werden. Diese können Sie in der Manpage des Befehls rpm(8) nachlesen. Wenn Sie ein RPM-Paket installieren wollen, aber ein System wie Slackware oder Debian haben, das nicht auf RPM basiert, wird es ein bisschen schwieriger. Sie können entweder das weit gehend selbsterklärende Hilfsprogramm alien verwenden, das zwischen den verschiedenen Paketformaten konvertieren kann und das mit den meisten Distributionen mitgeliefert wird, oder Sie können die RPM-Datenbank selbst aufbauen. In letzterem Fall benötigen Sie zunächst das Programm rpm selbst. Sie können es von der Homepage 6 des RPM-Projektes herunterladen. Folgen Sie den Installationsanweisungen, um es zu kompilieren und zu installieren. Wenn Sie auf Ihrem System den C-Compiler gcc installiert haben, sollte das kein Problem sein. Als Nächstes müssen Sie die RPM-Datenbank initialisieren. Distributionen, die RPM verwenden, machen das automatisch, bei allen anderen müssen Sie den Befehl tigger # rpm --initdb eingeben. Dieser Befehl erzeugt eine Reihe von Dateien im Verzeichnis /var/lib/rpm. Das Verzeichnis /var/lib sollte bereits existieren; falls es nicht existiert, erzeugen Sie es mit mkdir. Jetzt können Sie RPM-Pakete ganz normal installieren, aber da Sie die grundlegenden Teile des Systems nicht mit RPM installiert haben, werden Sie Fehlermeldungen wie die folgende bekommen: tigger # rpm -i SuperFrob-4.i386.rpm failed dependencies: libm.so.5 is needed by SuperFrob-4 libdl.so.1 is needed by SuperFrob-4 libc.so.5 is needed by SuperFrob-4 Diese Dateien sind ja nicht in der RPM-Datenbank eingetragen. Natürlich müssen Sie diese Dateien schon auf Ihrem System haben, ansonsten würde kaum ein Programm funktionieren. Damit RPM mitspielt, müssen Sie das Programm anweisen, die Abhängigkeiten nicht zu beachten. Dies geschieht mit der Kommandozeilenoption --nodeps: tigger # rpm -i --nodeps SuperFrob-4.i386.rpm 6 Verwendung von RPM 169

20 Kap06.fm Seite 170 Freitag, 2. September :15 09 Jetzt installiert RPM dieses Paket, ohne sich weiter zu beschweren. Natürlich funktioniert das Programm aus dem Paket nur dann, wenn die benötigten Bibliotheken auch installiert sind. Die reine Anwendung von --nodeps nützt Ihnen nichts, wenn die benötigte Bibliothek oder sonstige Software nicht in Ihrem System vorhanden ist. Mit den hier gegebenen Informationen sollten Sie in der Lage sein, ein RPM-basiertes System zu verwalten. Wenn Sie mehr wissen wollen, lesen Sie die Manpage zu rpm oder sehen Sie auf der Hopepage 7 des RPM-Projektes nach. Verwendung von tarballs Die einfachste und ursprünglichste Verbreitung von Quelltexten ist das tar-archiv. Nach dem Entpacken der Quelltexte, meist mit tar xvzf tex.tar.gz im Arbeitsverzeichnis wird in das Verzeichnis mit cd tex gesprungen und vermittels oder make make all die Programme übersetzt. Dann können oft mit make install alle notwendigen Programme und Daten in passenden Verzeichnisse verbracht werden. Üblicherweise werden auch die richtigen Attribute gesetzt. Wenn Programme in eigene Verzeichnisse kopiert wurden, muss noch die PATH-Variable so geändert werden, dass die neuen Verzeichnisse in ihr auftauchen set PATH=$PATH:/usr/local/tex/bin beispielsweise. Falls diese Änderung der Umgebungsvariablen nach dem Abmelden erhalten bleiben soll, wird dieser Eintrag in die verwendete Konfigurationsdatei, wie die.bashrc eingetragen apt-* PATH=/usr/local/bin:/usr/bin:/usr/X11R6/bin:/bin:/usr/local/tex/bin APT ist das Advance Package Tool, ein archivunabhängiges System, das mit verschiedenen Paketformaten umgehen kann. Das vielleicht wichtigste Feature von APT ist die automatische Auflösung von Abhängigkeiten. Wenn beispielsweise superfrob die Version 2 oder neuer von frobnik benötigt, dann versucht APT, frobnik in den zur Verfü Kapitel 6: Aktualisierung von Software

21 Kap06.fm Seite 171 Freitag, 2. September :15 09 gung stehenden Quellen (wie auf CD-ROMs, lokalen Spiegeln oder im Internet) zu finden. Die nützlichste Schnittstelle zu APT ist der Befehl apt-get, das die Liste verfügbarer Pakete (den»paket-cache«) verwaltet und kann dazu verwendet werden, Abhängigkeiten aufzulösen und Pakete zu installieren. Eine typische Sitzung fängt mit dem Aktualisieren des APT-Caches an: tigger # apt-get update Get:1 stable/main Packages [808kB] Get:2 stable/main Release [88B] Hit stable/non-us/main Packages Hit stable/non-us/main Release Get:3 stable/updates/main Packages [62.1kB] Get:4 stable/updates/main Release [93B] Fetched 870kB in 23s (37kB/s) Reading Package Lists... Done Building Dependency Tree... Done Die Ausgabe weist darauf hin, dass die stabile Distribution aktualisiert worden ist, also wollen wir die im System installierten Pakete aktualisieren. Das geht mit der Upgrade- Option von apt-get: tigger # apt-get upgrade The following packages have been kept back: gnumeric 17 packages upgraded, 0 newly installed, 0 to remove and 1 not upgraded. Need to get 16.3MB of archives. After unpacking 5kB will be freed. Do you want to continue? [Y/n] y Get:1 stable/main base-passwd [17.2kB] Get:2 stable/updates/main ssh 1:3.1.6p4-1 [600kB]... (Reading database files and directories currently installed.) Preparing to replace ssh 1:3.0.3p2-6 (using.../ssh_1%3a3.1.6p4-1_i386.deb)... Unpacking replacement ssh Ihnen fällt vielleicht auf, dass die Befehle von APT im Gegensatz den meisten anderen Linux-Befehlen ohne Striche angegeben werden. apt-get kennt einige Optionen, aber diese verändern lediglich das Verhalten der angegebenen Hauptaktion. 8 Beachten Sie, dass gnumeric nicht automatisch aktualisiert wurde; vermutlich, weil dafür zusätzliche Pakete hätten installiert werden müssen. Um dieses Paket zu installieren und die Abhängigkeiten aufzulösen, können wir die Option install von apt-get verwenden. Dabei geben wir die Namen eines oder mehrerer Pakete an: 9 tigger # apt-get install gnumeric The following extra packages will be installed: libgal36 libglade3 8 Einige andere Linux-Befehle, wie etwa cvs, funktionieren ebenfalls auf diese Weise. 9 Beachten Sie, dass apt-get keine Pakete direkt aus.deb-archiven installiert; stattdessen sollte die Option --install von dpkg für Archive auf der Festplatte oder für aus dem Internet heruntergeladene Archive verwendet werden. Wenn Sie dpkg verwenden, müssen Sie die Abhängigkeiten selbst auflösen. Verwendung von RPM 171