Marcus Starke und Volksbank Mittweida Zwei Kompetenzführer auf Gebiet der Investitionen in erneuerbare Energien
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- Karlheinz Fuhrmann
- vor 8 Jahren
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1 Marcus Starke und Volksbank Mittweida Zwei Kompetenzführer auf Gebiet der Investitionen in erneuerbare Energien Name: Marcus Starke Funktion/Bereich: Firmenkundenberater Agrar & Energie Organisation: Volksbank Mittweida Liebe Leserinnen und liebe Leser, das Thema nachhaltige Geldanlagen erreicht im Finanzmarkt eine immer höhere Bedeutung. In diesen Zusammenhang rücken auch Investments in Erneuerbare Energien immer mehr in den Fokus. Gleichzeitig vergrößert sich das Angebot stetig. In letzter Zeit häufen sich jedoch auch die schlechten Meldungen rund um die Investments in Erneuerbare Energien. Die Pleiten einiger namhafter Vertreter der Solarbranche wie z.b. dem ehemals größten deutschen Solarzellenhersteller Q-Sells oder Solon. Mitten hinein in diese Probleme beschloss die Bundesregierung eine drastische Kürzung der Solarförderung im Erneuerbare-Energien-Gesetz. Die Fixvergütung der Netzeinspeisung wurde hierbei um bis zu 30 % gekürzt. Ist dies der Todesstoß für die Solarbranche in Deutschland? Welche Auswirkungen hat diese Entwicklung auf die anderen Branchenzweige im Feld der Erneuerbaren Energien? Hier wartet mit den geplanten Verpflichtungen zur Direktvermarktung des Stroms für die Betreiber von Windparks eine neue spannende Herausforderung auf die Branche. Nichtsdestotrotz bieten bestimmte Sparten der Erneuerbaren Energien weiterhin ein großes Potential für die Anleger, um hervorragende Renditen zu erzielen. Die Krux liegt in der Auswahl der Angebote. Die Frage ist, ob Windenergie ein Bestandteil dieser Potenziale ist und bleibt? Um diese Themen detaillierter zu beleuchten, freuen wir uns, pünktlich zum Start des neuen Lacuna Beteiligungsangebots Windpark Feilitzsch, Herrn Starke von der Volksbank Mittweida, dem Kreditgeber des Projekts, vorstellen zu dürfen. Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen, Ihr NetSkill-Team Seite 1
2 Sehr geehrter Herr Starke, Frage 1: Status Quo Erneuerbare Energien Potenzial Windenergie? Die Branche der Erneuerbaren Energien steht zunehmend mit nicht nur positiven Nachrichten im Fokus der Öffentlichkeit. Nach den Diskussionen um den Biosprit in Bezug auf die Nutzung der Ackerflächen steht jetzt die Solarbranche am Pranger. Die spektakuläre Pleite von z.b. Solar Millennium und die damit verbundenen Verlusten für die Anleger sowie die Kürzung der Solarförderung durch die Bundesregierung erhöhen nicht gerade das Vertrauen der Investoren in die Solarbranche. Kann diese Konsolidierung der Solarbranche ebenfalls auf den Bereich der Windkraft übergreifen? Wie sehen Sie den Status Quo in Politik und Wirtschaft der Windenergie? Welche Auswirkung kann die Kürzung der Solarförderung auf Investments im Segment der Windkraft haben? Hat das nun erworbene schlechte Image eine Strahlkraft auf weitere Bereiche der Erneuerbaren Energien? Wo liegen die Chancen bei Investments in Erneuerbare Energien geografisch, politisch und wirtschaftlich? Aus unserer Sicht war die Photovoltaikbranche in der Vergangenheit von einer Überförderung durch das EEG geprägt, welche dann zu drastisch reduziert wurde. Durch die hohen Margen in der Wertschöpfungskette wurde das Thema Forschung & Entwicklung besonders hinsichtlich Speichermedien und Effizienz vernachlässigt, was durch den Preisdruck der chinesischen Hersteller dann zum Verlust der Vorreiterrolle der deutschen Solarindustrie geführt hat. Die jetzt geplante drastische Kürzung der EEG-Vergütung trägt unserer Meinung nach nur unwesentlich zu den wirtschaftichen Schwierigkeiten in der Branche bei. Die Effizienz der Onshore-Windkraft liegt deutlich über der von Photovoltaik, sodass die Förderung gemäß EEG im Vergleich zu bspw. Offshore-Wind oder Biogas niedrig und damit auch wettbewerbsfähig ist. Die Möglichkeit der Drittvermarktung ist hierbei eine zusätzliche Option zur Steigerung der Einnahmen. Die beginnende Konsolidierung mit starken Wettbewerbern aus Asien sowie wirtschaftlichen Schwierigkeiten bei bisherigen globalen Marktführern ist aber analog zur Photovoltaikbranche durchaus zu beobachten. Seite 2
3 Je nach Region hat die Windkraft, insbesondere aufgrund der oft diskutierten Einschnitte in das Landschaftsbild, politischen Rückenwind oder aber auch politische Gegner. Analog zu Biogas und Photovoltaik sollte hier auch zukünftig auf die Belange aller regionalen Interessensgruppen geachtet und für einen gesunden und ausgewogenen Mix der Anlagen zur Erzeugung von Strom aus Erneuerbaren Energien gesorgt werden, um z.b. Maismonokulturen und Co. zu vermeiden. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Renditen von Solarkraftwerken entwickeln. Der Ausgang der aktuellen EEG-Diskussion sowie die Möglichkeit zur Kostenoptimierung vom PV-Modul bis hin zur Unterkonstruktion wird hierbei entscheidend sein. Sollten die Renditen jedoch deutlich sinken, kann dies für Windkraftprojekte deutlichen Rückenwind erzeugen. Von einem generell schlechten Image der Solarbranche würde ich nicht sprechen. Es gilt bei allen beteiligten Parteien, aus den gemachten Fehlern zu lernen. Da die Investoren aus unserer Sicht sehr versiert und überlegt handeln und anlegen, sehen wir keine Gefahr, dass die pauschale Negativstimmung gegen die Photovoltaik auch Bereiche wie Windkraft oder Biogas gefährdet. Bei Investments in Erneuerbare Energien sehen wir große Chancen auf regionaler Ebene. Sei es bei der Einbindung ansässiger Unternehmen, z.b. beim Wegebau, oder Ausgleichzahlungen an die Kommunen, die dann wieder fördernd eingesetzt werden können. Auch beim Einbezug der Bevölkerung z.b. im Rahmen eines Bürgerwindparks bzw. einer Bürgerenergiegenossenschaft sehen wir große Chancen für mehr Akzeptanz den Gemeinden und Kommunen. Seite 3
4 Frage 2: Projektfinanzierung Windpark Feilitzsch Der Windpark Feilitzsch der Lacuna AG ist ein 9,2 MW großes Windkraftprojekt in Bayern. Hiermit können über Vier-Personen-Haushalte versorgt werden. Sie fungieren bei diesem Projekt als der Kreditgeber und haben somit maßgeblich zur Realisierung des Projektes beigetragen. Was waren Ihre Beweggründe für die Kreditvergabe? Wieso haben Sie sich für das Projekt Windpark Feilitzsch entschieden? Wie wird die Finanzierung eines solchen Projektes konkret umgesetzt? Existieren sogenannte Milestones? Welche Auswirkung hatte Lacuna als Partner des Projekts auf Ihre Entscheidungen? Als Volksbank Mittweida eg haben wir uns schon seit längerem dem Thema Erneuerbare Energien und Energieeffizienz verschrieben. Die Projektfinanzierung von Photovoltaik- und Windkraftanlagen steht dabei genauso im Fokus wie Finanzierungsprogramme für energetische Sanierungsmaßnahmen im privaten Wohnungsbau sowie im Mittelstand. Neben der Einhaltung der branchenüblichen Finanzierungsparameter sind uns bei solchen Großprojekten verlässliche Partner und Anlagenkomponenten sowie eine Nachhaltigkeit des Investments wichtig. Beim Windpark in Feilitzsch wird die bereits lang erprobte Technik der Enercon E-82 E2 in Verbindung mit dem Enercon Partnerkonzept eingesetzt. Die Anlage ist damit getriebelos und i.d.r. unanfälliger gegen Störungen. Das EPK garantiert weiterhin eine 97 %-ige Verfügbarkeit. Die Umsetzung der Finanzierung erfolgt rein auf Projektbasis, d.h. für die Rückzahlung der Finanzierung sowie die Ausschüttung an die Investoren ist der Cash-Flow des Projektes maßgeblich. Entsprechende Risikopuffer sowohl für die Einnahmenseite, der Windertrag schwankt im Durchschnitt um ca. 20 %, als auch für die Ausgabenseite sind hierbei entsprechend zu beachten. Rücklagen für Rückbau bzw. auch ein Kapitaldienstpuffer sind entsprechend zu berücksichtigen. Seite 4
5 Unserer Ansicht nach lassen sich Windkraftprojekte in die drei wesentlichen Punkte Entwicklung, Errichtung und Betrieb unterscheiden. Aus unserer Sicht macht es insbesondere zur Vorabstimmung von projektrelevanten Unterlagen, wie z.b. Pachtverträgen, und zur groben Vorabkalkulation des Projektes hinsichtlich Eigenund Fremdkapitalbedarf Sinn, uns als Finanzierungspartner in der Phase der Entwicklung so früh als möglich einzubinden. Große Änderungen im Nachgang sind oft zeit- und kostenintensiv. In der Phase der Errichtung ist das Baurisiko als größtes Risiko einzuschätzen. Erfahrene und verlässliche Partner, wie in diesem Fall Fronteris und z.b. Enercon, sind damit auch für uns als Bank maßgeblich für eine positive Kreditentscheidung. Ebenfalls von großer Bedeutung ist auch die Betriebsführung der Windkraftanlagen. Eine entsprechende Kompetenz und Erfahrung wie bei der Fronteris-Gruppe ist auch hier aus unserer Sicht der Schlüssel für ein erfolgreiches Investment. Die Erfahrungen im Bereich der Erneuerbaren Energien, die hohe Kompetenz der Lacuna AG gepaart mit verlässlichen Anlagenparametern und eine aus unserer Sicht anlegerorientierte konservative Projektkalkulation waren die Hauptgründe für unsere Finanzierungsentscheidung. Wie schon o.a. bietet die Fronteris-Gruppe eine Komplettleistung unter Einbezug Dritter an. Persönliche Ansprechpartner vom technischen bis hin zum juristischen Know-how sind damit jederzeit greifbar, was ebenfalls positiv auf eine schnelle Abwicklung eines derartigen Projektes wirkt. Seite 5
6 Frage 3: Die Volksbanken als Partner nachhaltiger Finanzierung Volksbanken sind schon aufgrund ihres genossenschaftlichen Unternehmensaufbaus bei der Finanzierung von Projekten gesellschaftlich nachhaltig orientiert. Nachhaltiges Denken ist in den genossenschaftlichen Grundwerten manifestiert und beeinflusst seit jeher ihr Handeln. Es ist jedoch momentan noch nicht abzusehen, inwiefern Volksbanken sich im Bereich der nachhaltigen Geldanlagen langfristig engagieren. Haben Sie als Volksbank noch weitere Projekte, wie die Finanzierung des Windparks Feilitzsch von Lacuna, geplant? Gibt es noch weitere Volksbanken, die sich in solchen Projekten engagieren? Welche weiteren Möglichkeiten bietet Ihr Produktportfolio speziell institutionellen Anlegern im Bereich der Erneuerbaren Energien? Wo sehen Sie mögliche Hindernisse zur weiteren Forcierung des Angebots in diesem Segment und der Projektfinanzierung durch die Volksbanken? Wie schon o.a. sehen wir das Thema Erneuerbare Energien nicht als abgeschlossenes System an sich, sondern betrachten das ganze Gebiet der nachhaltigen Investitionen, vom privaten Hausbau über Mittelstandsfinanzierung bis hin zu Projektfinanzierungen wie dem Windpark in Feilitzsch. Weitere regionale und überregionale Windkraftprojekte sind derzeit in Abstimmung. Aufgrund i.d.r. langwieriger BImschG-Verfahren vergehen dabei von Erstkontakt bis Inbetriebnahme zwischen 3 und 6 Jahre. Neben Windkraftanlagen stehen vor allem Finanzierungen von Solarkraftwerken auf Projektebene in unserem Fokus. Beim Thema Solar bleibt wie ebenfalls schon o.a. die Entwicklung hinsichlich Gestehungskosten und Vergütung für den Investorenmarkt abzuwarten. Aus unserer Sicht wird neben den schon bekannten EEG-Anlagen Photovoltaik, Windkraft und Biogas das Thema Kraft-Wärme-Kopplung z.b. im Zusammenhang mit Blockheizkraftwerken und die regionale Energie- und Wärmeversorgung mit Nahwärmenetzen an Bedeutung gewinnen. Auch das Thema Energiespeicherung und E-Mobility stellt einen interessanten Zunkunftsmarkt dar. Bei der Finanzierung von Erneuerbaren-Energien-Projekten arbeitet unser Haus bereits zum wiederholten Seite 6
7 Mal mit der Lacuna AG zusammen. Zuvor übernahmen wir die Finanzierung für einen Photovoltaik-Park, der sich derzeit im Bau befindet. Weitere Projekte sowohl aus dem Bereich Windenergie als auch Photovoltaik werden aktuell geprüft. Frage 4: Entwicklung und Pfad der Erneuerbaren Energien Laut aktuellem Marktbericht Nachhaltige Geldanlagen 2011 hat der nachhaltige Anlagemarkt in Deutschland, Österreich und der Schweiz 2010 seinen Wachstumspfad fortgesetzt. Wie sehen Sie diese Entwicklung im Bereich der Erneuerbaren Energien? Welchen Pfad würden Sie sich speziell für den Bankensektor in diesem Segment wünschen? Wo konkret die Entwicklung im Bereich der Erneuerbaren Energien hingeht, ist immer wie z.b. in den Bereichen Offshore-Wind und Photovoltaik von der politischen Richtung geprägt. Aus unserer Sicht sollte in den nächsten Jahren die Grundlage geschaffen werden, Strom und Wärme dort zu erzeugen, wo sie gebraucht wird bzw. auch Überschüsse zu speichern, statt große Anlagen vom Netz zu trennen. Die regionale Vermarktung von grünem Strom sollte dabei genauso Berücksichtigung finden wie entsprechende Nahwärmenetze. Das Kernthema Energiewende wird damit auch zukünftig Geschäftpotenziale liefern, die es dann zu nutzen gilt. Vielen Dank für das Interview! Seite 7
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