Theo IJzermans Coen Dirkx. Wieder. Ärger. im Büro? Mit Emotionen am Arbeitsplatz konstruktiv umgehen
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- Gerburg Armbruster
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1 Theo IJzermans Coen Dirkx Wieder Ärger im Büro? Mit Emotionen am Arbeitsplatz konstruktiv umgehen
2 Inhaltsverzeichnis 1 Wie wir unseren eigenen Stress produzieren Wir fühlen, was wir denken Schräge Argumentation und starke Emotion Wer macht hier wen verrückt? Es geht auch anders! Schreckliche Dinge werden passieren Das kann doch wohl nicht angehen? Da haben wir es: Ich bin ein Versager! Besser auf sich selbst achten und auf sich selbst hören Stimmt das denn wirklich? RET in acht Schritten Die Kraft der Fantasie Der Stress der Mitarbeiter Ja, aber Anhang Das Acht-Schritte-Modell Literatur Die Autoren... 74
3 8 Da haben wir es: Ich bin ein Versager! Die depressive und die Schuldgefühl -Argumentation Ein Gefühl der Niedergeschlagenheit oder, etwas drastischer, der Depressivität geht meist mit der Vorstellung einher, dass man sich selbst als wertlos empfindet und nicht in der Lage ist, selbst Veränderungen in seinem eigenen Leben durchzuführen. Da haben wir es: Ich kann nichts; ich stelle nichts dar und es wird wohl auch nichts mehr aus mir werden. Bei dieser Emotion fühlt man sich energiearm und außerstande, viel zu unternehmen. Ist doch sowieso egal. Aus Studien geht hervor, dass deprimierte Menschen dazu neigen, ihr Versagen sich selbst und ihren persönlichen Eigenschaften zuzuschreiben und ihren Erfolg auf Zufall und Glück, also auf Faktoren von außerhalb der eigenen Person, zurückzuführen. Auf diese Weise wird das negative Selbstbild genährt und erhalten. So sieht die depressive Argumentation aus: Habe ich es doch gesagt, es gelingt mir nicht. Ich bin nichts wert. Ich bin nichts und das wird sich auch nicht ändern. Es ist doch sowieso alles egal. Das Irrationale steckt in der übertrieben negativen Selbstbewertung: Ich bin nichts wert. Aus mir wird nie etwas. Depressive Argumentationen sind negative Selbstbewertungen, die sich auf die heutige Situation ( Ich kann nichts ) und häufig auch auf die Zukunft beziehen: Aus mir wird sowieso nichts. Schuldgefühle haben viel mit moralischer Selbstverurteilung zu tun, sie gehen deshalb oft mit selbstquälerischem Denken und Handeln einher. Grübelgedanken, Gefühle der Niedergeschlagenheit, übertriebene Beschäftigung mit der Vergangenheit, der Versuch, mit viel Aufwand und Energie, Fehler rückgängig zu machen, sich zu entschuldigen: All das verbraucht unnötig viel Energie des Menschen, der sich schuldig fühlt. Die Schuldgefühl -Argumentation richtet sich an die Vergangenheit: Weil ich dieses oder jenes gemacht habe, bin ich ein schlechter Mensch. Das Irrationale an der Schuld-Argumentation ist auch in dem Absolutheitsanspruch der negativen Selbstbewertung zu sehen. Die entsprechende Tat kann im Hinblick auf moralische Regeln tatsächlich schlecht sein, das heißt aber noch nicht, dass die gesamte Person schlecht ist.
4 Da haben wir es: Ich bin ein Versager! 41 Karl F. Karl F. ist seit einigen Monaten Key Account Manager bei einem Betrieb, der hochspezialisierte Informationssysteme entwickelt. In den vergangenen Tagen hat er zahlreiche Firmen besucht, konnte aber nirgends Interesse wecken. Seine Stimmung verdüstert sich, er fühlt sich kraftlos und schleppt sich von einem Kunden zum anderen. Seine Gedanken sind: Ich kann das nicht, ich bin dafür nicht geeignet, Ich bin eine Fehlbesetzung, Ich werde es im Leben zu nichts bringen. Durch seine eingetrübte Stimmung wirkt er natürlich wenig inspirierend auf seine potenziellen Kunden. Seine Argumentation sieht so aus: Ich verkaufe nichts, weil ich nicht genug Überzeugungskraft habe (Interpretation). Das kann natürlich richtig sein, aber es könnte auch an anderen Faktoren liegen: an der momentanen Wirtschaftslage, an besseren oder günstigeren Konkurrenzprodukten. Als nächstes nimmt er eine negative Bewertung seiner Person zum jetzigen Zeitpunkt und auch für die Zukunft vor: Ich bin eine Fehlbesetzung, Ich werde es zu nichts bringen. Brigitte H. Brigitte H. ist die Chefin einer Filiale eines großen Reisebüros. Vor kurzem hat sie ihren Mitarbeiter Ernst J. wegen falscher Buchungen ziemlich in die Mangel genommen. Jetzt fühlt sie sich schuldig und grübelt ständig über ihr Verhalten nach. Sie denkt: Das war falsch von mir, Ich hätte Ernst J.s Situation berücksichtigen müssen, Er wurde soeben geschieden, Es geht ihm nicht so gut, Das hätte ich nicht tun dürfen, Ich bin ein schlechter Mensch! Brigitte H. entwickelt aufgrund ihrer Schuldgefühle die Tendenz, ihren Mitarbeiter künftig zu schonen und ihm Fehler durchgehen zu lassen. Ihre Argumentation lautet: Wenn ich mich so verhalte, wie ich es getan habe, verletze ich eine wichtige moralische Regel, nämlich die, dass ich in meiner Arbeit Rücksicht auf die privaten Probleme der Mitarbeiter nehmen muss. Mein Verhalten war falsch. Soweit ihre Interpretation der moralischen Regel Rücksicht nehmen auf die Probleme anderer Menschen, die man selbstverständlich unterschiedlich auffassen kann. Wenn Brigitte H. diese Regel in der Situation mit ihrem Mitarbeiter anwendet, könnte man auch sagen, dass dadurch ihre eigenen Interessen verletzt werden. Der nächste Schritt wäre, um auf der Basis dieser Erfahrung sich selbst zurückzuweisen und klein zu machen: Ich bin ein schlechter Mensch (Bewertung). Die Bewertung ist übertrieben irrational. Niedergeschlagenheit und Schuldge-
5 42 Kapitel 8 fühle können zu unproduktivem Verhalten führen, wie nörgeln, meckern, jammern und dazu, dass man mangels Energie weniger Initiative ergreift. Insbesondere Schuldgefühle sind häufig der Grund dafür, dass man andere in übertriebenem Maße schont und sich ständig für alles Mögliche entschuldigt. Übung: Schreiben Sie einige Situationen auf, die Gefühle der Niedergeschlagenheit oder der Schuld bei Ihnen auslösen und bewirken, dass Sie selbst darunter leiden und dadurch schlechter funktionieren. Verwenden Sie dabei die ABC-Einteilung (siehe Abbildung 1 auf S. 25). A. Situation B. Gedankengang (Interpretation und Bewertung) C. Emotion und Verhalten
6 9 Besser auf sich selbst achten und auf sich selbst hören Es hört sich so einfach an: Man denkt irgendetwas; die dahinter liegenden Annahmen sind irrational und müssen also geändert werden. Aber, wie wir wissen, ist es oft schon sehr schwierig überhaupt zu erkennen, dass wir etwas denken, geschweige denn, zu erfassen, was wir genau denken. Denken ist ein automatischer Vorgang. Die Art und Weise, wie wir die Welt um uns herum wahrnehmen, Tatsachen einordnen und beurteilen, ist für uns so selbstverständlich, dass wir kaum noch erkennen können, dass hierbei ein Denkvorgang stattfindet. Würden Sie einen erfahrenen Autofahrer auffordern, Ihnen zu erklären, was man tun muss, um ein Auto zu bewegen, wird es ihm wahrscheinlich schwerfallen, alle notwendigen Handlungen aufzuzählen. Es geht schließlich um Handlungen und Handgriffe, die er tagtäglich verrichtet. Das gilt für jedes Verhalten, das zur Gewohnheit geworden ist: Es geht von selbst. Genauso verhält es sich mit unserer Art und Weise zu denken, unseren einzelnen Gedanken und Hirngespinsten. Sie sind zur Gewohnheit geworden. Diese Erkenntnis ist für die Anwendung der RET-Theorie sehr wichtig. Wir müssen unsere Gedanken rekonstruieren und beobachten. Das ist schon ziemlich schwierig, aber die hinter den Gedanken liegenden Überzeugungen und Annahmen, die wir ja nicht konkret und einzeln vor uns selbst aussprechen, aufzudecken, ist noch eine Stufe schwieriger. Als Hilfsmittel bei der Rekonstruktion könnten Sie sich noch einmal Kapitel 3 vornehmen, in dem wir einige verborgene irrationale Annahmen beschrieben haben. Gedanken wiederzuerkennen, macht es einfacher, sie zu identifizieren. Alternativ kann man auch versuchen, mithilfe der Kapitel 6, 7 und 8 ein klareres Bild der eigenen Denkweise zu bekommen. Was empfinde ich, welche Gedanken können dabei eine Rolle spielen? Im Folgenden finden Sie einige Hinweise, die Ihnen dabei helfen sollen, das ABC-Modell so deutlich wie möglich zu beschreiben. Die Frage ist: Welche Gedanken und Vorstellungen (B) haben mich in dieser Situation (A) so aufgeregt (C), dass ich dadurch nicht mehr gut funktionieren konnte (C)? Hilfestellung bei der Benennung der Situation (A) Versuchen Sie, die Situation so genau wie möglich zu beschreiben. Überlegen Sie, was genau in der Situation der Auslöser für Ihre emotionale Reaktion war. Welcher Aspekt beängstigt Sie oder ärgert Sie am meisten?
7 44 Kapitel 9 Ein Beispiel Sie sind bei Besprechungen in der Arbeit angespannt Bei jeder Besprechung? Nein, nur wenn die Firmenleitung dabei ist. Bei jeder Besprechung, bei der die Firmenleitung dabei ist? Nun, nein, eigentlich nur, wenn über meinen Anteil an der Arbeit gesprochen wird. Immer, wenn über Ihre Arbeit gesprochen wird? Auch dann, wenn Sie davon überzeugt sind, dass Ihre Arbeit sehr gut war? Nein, eigentlich nur, wenn Kritik kommen kann. Dieses Beispiel zeigt, dass Weiterfragen bis zum Wesentlichen der Situation sehr wichtig ist. Das Ereignis sollte so klar wie möglich beschrieben werden. In diesem Fall lautet A also: Eine Besprechung in Anwesenheit der Firmenleitung, bei der möglicherweise Kritik zu meiner Arbeit kommen könnte. Hilfestellung bei der Beschreibung der Gefühle (C) Was sind Ihre Gefühle, Ihre Emotionen und Ihre Verhaltensweisen? Es ist nicht einfach, diese Gefühle zu benennen, denn wir sind nicht daran gewöhnt, darüber zu sprechen. Lesen Sie die Kapitel 6 bis einschließlich 8 noch einmal durch. Hilfestellung bei der Bestimmung der Gedanken (B) Stellen Sie sich selbst folgende Fragen: Was habe ich in dem Moment mir selbst gesagt?, Was ging mir durch den Kopf? Wenn Sie auf diesem Weg keine Antwort finden, fragen Sie eine vertraute Person, eine Kollegin/einen Kollegen oder Ihre Partnerin/Ihren Partner, welche Gedanken das gewesen sein könnten. Die Annahmen und Vermutungen von Menschen, die uns gut kennen, können uns oft auf die richtige Fährte bringen. Ein zweiter Tipp wäre: Führen Sie Tagebuch und zwar in der Form, dass Sie immer kurz nachdem Sie eine Spannung auslösende Situation erlebt haben diese anhand des ABC-Modells analysieren. Wie bereits erwähnt,
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