Der ökologische Fußabdruck
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- Gregor Frank
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1 Bewertung nachhaltiger Entwicklung LVA-Nr Der ökologische Fußabdruck Zusammensetzung und individuelle Verringerungsmöglichkeiten Arnberger Daniela Baumgartner Martin Mayer Michael Rieder Daniel Institut für Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung Universität für Bodenkultur Wien Wintersemester 2009/10
2 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung Der ökologische Fußabdruck Berechnung des ökologischen Fußabdrucks Interpretation der Footprint- Berechnung Der ökologische Fußabdruck im Vergleich Der ökologische Fußabdruck der Welt Der ökologische Fußabdruck Österreichs im Vergleich Konsumklassen und deren Reduktionsmöglichkeiten Ernährung Handlungshinweise zur Reduktion im Bereich Ernährung Mobilität Handlungsempfehlungen zur Reduktion im Bereich Mobilität Wohnen Handlungsempfehlungen zur Reduktion im Bereich Wohnen Schlussfolgerung Abbildungen/ Tabellen Literaturverzeichnis Bewertung nachhaltiger Entwicklung Seite 2
3 1. Einleitung Leben außerhalb der ökologischen Grenzen und die damit einhergehenden Probleme werden vor allem seit dem Erscheinen des Buches Die Grenzen des Wachstums von Dennis und Donella Meadows aus dem Jahr 1973 zum zentralen Themenschwerpunkt vor allem in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft. In dem vom WWF publizierten Living Planet Report wird festgestellt, dass die von der Natur zur Verfügung gestellten Ressourcen viel zu schnell aufgebraucht werden, schneller als sie sich erneuern können, was keinesfalls dem Konzept der Nachhaltigkeit entspricht. Übermäßiger Konsum, der vorwiegend in den Industrieländern herrscht, führt somit zu Erschöpfung des natürlichen Kapitals und verhindert deren Regeneration. Dies führt letztendlich zur Gefährdung unseres zukünftigen Wohlstands und der Versorgung künftiger Generationen führt. Wir stecken sozusagen in einer ökologischen Kreditkrise, indem wir bereits von den Zinsen und nicht von dem zur Verfügung stehenden Kapital leben. Der Living Planet Report 2008 macht deutlich, dass mehr als drei Viertel der Menschheit in Ländern leben, die ökologische Schuldner sind, so auch Österreich. Das bedeutet, dass der nationale Konsum die Biokapazität des Landes übersteigt. Somit nutzen die meisten Menschen das ökologische Kapital anderer Teile der Erde, um ihre Konsumansprüche zu befriedigen (WWF, Living Planet Report, 2008). Diese Entwicklung ist keinesfalls nachhaltig und dauerhaft aufrechtzuerhalten! Mithilfe des Konzeptes des ökologischen Fußabdrucks kann nun im Speziellen die Überschreitung der ökologischen Grenzen veranschaulicht werden. Dieses bewährte Konzept ist Gegenstand dieser Seminararbeit, wobei das Ziel in der Beantwortung folgender Forschungsfrage liegt: Was kann der Österreicher/ die Österreicherin im Einzelnen tun um seinen/ ihren persönlichen Fußabdruck zu verkleinern? Dabei wird zuerst in Kapitel 2 das Konzept und die Berechnung des ökologischen Fußabdrucks erläutert. Anschließend gibt Kapitel 3 dann einen Überblick über die aktuellen Footprintwerte sowohl national als auch international. In Kapitel 4 Konsumklassen und deren Reduktionsmöglichkeiten wird schlussendlich konkret auf die Beantwortung der Forschungsfrage eingegangen. Bewertung nachhaltiger Entwicklung Seite 3
4 Aus Gründen der Lesbarkeit wird im Text ausschließlich die männliche Form gewählt. Selbstverständlich sind beide Geschlechter gemeint und angesprochen. 1. Der ökologische Fußabdruck Der ökologische Fußabdruck, kurz Footprint genannt, wurde 1994 vom Kanadier William Rees und dem Schweizer Mathis Wackernagel, als wissenschaftliche Methode zur Messung des Umweltverbrauches, entwickelt (Moidl et al, 2008). Der ökologische Fußabdruck kann auch als Indikator für eine nachhaltige Entwicklung angesehen werden und ermöglicht dem Einzelnen, die Zukunftsfähigkeit des eigenen Lebensstils zu überprüfen. Dabei stehen folgende Fragen im Mittelpunkt: Wieviel Fläche beanspruche ich? Wieviel Fläche steht mir zur Verfügung? Durch die Beantwortung dieser Fragen kann man abschätzen, ob der Mensch mit dem derzeitigen Ressourcenverbrauch die ökologische Kapazität der Erde bereits übernutzt oder nicht. 1.1 Berechnung des ökologischen Fußabdrucks Zur Ermittlung des ökologischen Fußabdrucks wird der Bedarf an Ressourcen und Senken als Fläche ausgedrückt, die zur dauerhaften Aufrechterhaltung der Produktions- und Konsumaktivitäten einer Person, einer Stadt oder eines Landes erforderlich sind (Jäger, 2007). Leicht verständlich ist dies hinsichtlich der landwirtschaftlichen Fläche die benötigt wird, um die konsumierten Nahrungsmittel anzubauen oder der direkt verbauten Fläche die wir, für Straßen und Häuser beanspruchen. Etwas komplizierter gestaltet sich die Umrechnung nicht erneuerbarer Ressourcen bzw. fossiler Energieträger in Fläche. Hierbei wird die Fläche errechnet, die nötig ist, um die bei der Verbrennung entstehenden Emissionen von CO 2 durch Wälder und Ozeane zu binden, ohne das Klima nachhaltig zu gefährden (Moidl et al., 2008). Der Fußabdruck eines Landes ist somit die Summe der vorhandenen produktiven Fläche. Da Menschen Ressourcen vorwiegend aus anderen Ländern konsumieren, gehören diese Flächen zum Fußabdruck dazu, unabhängig von ihrem Bewertung nachhaltiger Entwicklung Seite 4
5 Standort (WWF, 2008). Außerdem wird eine Fläche auf der zwei oder mehr Güter gewonnen werden nur einmal für den Fußabdruck gezählt (Moidl et al., 2008). Das Ergebnis der Berechnung wird schlussendlich in dem Flächenmaß Globaler Hektar, kurz gha, ausgedrückt. Ein gha entspricht dabei einem Hektar weltweiter durchschnittlicher biologischer Produktivität, die die unterschiedliche Fruchtbarkeit von Böden berücksichtigt und so verschiedene Länder oder Gebiete weltweit vergleichbar macht (Moidl et al., 2008). Nimmt man nun die gesamte bioproduktive Fläche der Erde und dividiert man diese durch die Anzahl der Weltbevölkerung, bekommt man die Fläche die jedem, bei gerechter Aufteilung, zum Leben zur Verfügung stehen würde. Verwendet man die aktuellen Zahlen aus dem Living Planet Report 2008, welcher alle zwei Jahre vom WWF publiziert wird, ergibt sich folgende Rechnung: Produktive Gesamtfläche (Biokapazität) in Mrd. 2008: 13,6 Weltbevölkerung in Mio. 2008: 6,476 gha / Person 2,1 Somit müsste jede Person weltweit mit 2,1 gha auskommen, um noch innerhalb der ökologischen Grenzen zu leben. Der Ökologische Gesamtfußabdruck einer Nation wird hingegen bestimmt durch die Größe der Bevölkerung und den durchschnittlichen Ökologischen Fußabdruck der Einwohner. Darüber hinaus ist zu erwähnen, dass die verfügbare Fläche pro Person im Vergleich zum Jahr 2006 von 1,8 gha auf 2,1 gha gestiegen ist: Ein Grund dafür ist, dass Teile der Taiga zur bioproduktiven Gesamtfläche hinzugezählt wurden (Moidl et al., 2008). Auf Initiative des Lebensministeriums gibt es in Österreich seit Herbst 2007 einen rot weiß - roten Footprintrechner unter Neben dem gesamten Footprint können auch die Werte für die Teilbereiche Ernährung, Mobilität, Konsum und Wohnen ermittelt werden. Zusätzlich gibt es Vorschläge, wie der Footprint in den verschiedenen Bereichen verkleinert werden kann. Bewertung nachhaltiger Entwicklung Seite 5
6 1.2 Interpretation der Footprint- Berechnung Je größer der Footprint ist, desto stärker wird die Umwelt belastet. Dem gegenüber steht die Biokapazität, also die Fähigkeit der Natur, Rohstoffe auf- und Schadstoffe abzubauen. Wenn der Footprint die Biokapazität überschreitet, dann leben die Menschen potentiell nachhaltig. Wird die Biokapazität jedoch überschritten spricht man von ökologischen Schuldnern, da auf Kosten anderer Regionen gelebt wird (Moidl et al., 2008). Auch wenn die Interpretation der ökologischen Fußabdruckwerte verschiedener Länder Themenschwertpunkt in Kapitel 3 ist, soll bereits an dieser Stelle vorweg genommen werden, dass vor allem die Bevölkerung der Industriestaaten auf einem viel zu großen Fuß leben, also ökologische Schuldner sind. Bewertung nachhaltiger Entwicklung Seite 6
7 2. Der ökologische Fußabdruck im Vergleich 2.1 Der ökologische Fußabdruck der Welt Der ökologische Fußabdruck der gesamten Menschheit ist derzeit rund 25% größer als die Erde in der Lage ist zu tragen. Die Menschheit braucht fast um ein Drittel mehr vom natürlichen Kapital auf, als der Planet Erde verträgt (WWF- Österreich, 2009). Abbildung 1: Ökologischer Fußabdruck und Living Planet Index Quelle: WWF, Living Planet Report, 2006 Die Darstellung (Abbildung 1) verdeutlicht eindringlich, wie die Beanspruchung der natürlichen Ressourcen seit Anfang der 1960er Jahre um 250% zugenommen hat. Im derzeitigen Verbrauch und der aktuellen demografischen Entwicklung ergibt sich eine Diskrepanz zwischen weltweit real zur Verfügung stehender produktiver Fläche von 2,1 gha/person, die zur nachhaltigen Deckung der Bedürfnisse benötigt werden können und der tatsächlich verbrauchten Fläche von 2,7 gha/person im Jahr Da es sich hierbei um weltweit angenäherte Durchschnittswerte handelt, ist eine eingehende Betrachtung dahin notwendig, da der Ökologische Fußabdruck nicht gleichmäßig weltweit verteilt ist. Bewertung nachhaltiger Entwicklung Seite 7
8 In den nachfolgenden Abbildungen (Abbildung 2) wird vergleichend dargestellt, wie sich die Bevölkerung in den einzelnen Regionen der Erde und der ökologische Fußabdruck in der Periode 1961 bis 2005 jeweils lokal verändert haben (WWF, Living Planet Report, 2008). Abbildung 2: Ökologischer Fußabdruck und Bevölkerung nach Regionen, 1961(oben)- 2005(unten) Quelle: WWF, Living Planet Report, 2008 Augenscheinlich wird, dass der Durchschnitt des ökologischen Fußabdrucks pro Kopf in den Ländern der südlichen Hemisphäre über die Periode annähernd konstant geblieben ist, teilweise sogar im Rückgang begriffen ist (siehe Afrika). Über alle Regionen hinweg ist jedoch ein Wachstum der Bevölkerung feststellbar. Es ist zum einen der kontinuierliche Bevölkerungsanstieg, der den stetig wachsenden ökologischen Fußabdruck bestimmt, zum anderen sind es die unterschiedlichen Bewertung nachhaltiger Entwicklung Seite 8
9 Einkommensniveaus. Die Aufgliederung nach Einkommensverhältnissen und Einkommenskategorien zeigt, dass sich in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen, der durchschnittliche ökologische Fußabdruck in den vergangenen 45 Jahren kaum verändert hat. Einzig das schnelle Anwachsen der Bevölkerung, also die Tatsache, dass sich mehr Menschen denselben Umfang an Biokapazität teilen müssen, bestimmt die Intensivierung der Ressourcennutzung. Hingegen war der ökologische Fußabdruck in Ländern mit hohem Lohnniveau schon 1961 dreimal höher als in Niedriglohnländern, und steigt kontinuierlich weiter an. Während der Bevölkerungszuwachs in den Industrieländern vergleichsweise langsam verläuft bzw. konstatiert, ist die wachsende Beanspruchung der Biosphäre (größtenteils durch CO 2 - Emissionen) durch die Hocheinkommensländer, hauptsächlich für das Anwachsen des durchschnittlichen ökologischen Fußabdruckes zu begründen. Mit gerade 15% Anteil an der Weltbevölkerung sind es diese Länder, die im Jahre 2005, 36% des ökologischen Fußabdruckes der Menschheit ausmachten (WWF, Living Planet Report, 2008; Scattolin, 2005). 2.2 Der ökologische Fußabdruck Österreichs im Vergleich Im Vergleich der ökologischen Fußabdrücke (siehe Abbildung 3) einzelner Länder, zeigt sich unmissverständlich, dass die Industrienationen massiv über ihre Verhältnisse leben. Bewertung nachhaltiger Entwicklung Seite 9
10 Abbildung 3: Ökologischer Fußabdruck und Biokapazität im weltweiten Vergleich, 2005 Quelle: Eigene Darstellung nach Living Planet Report, 2008 Es besteht eine erschreckende Diskrepanz zwischen national benötigtem und verbrauchtem Fußabdruck und national vorhandener Biokapazität. Dies führt zu einem Flächenbedarf und Flächenverbrauch, der die Größe der bioproduktiven Flächen im eigenen Land weit übersteigt. Österreich steht im weltweiten Ländervergleich im Jahre 2005 auf Platz 20 mit einem Flächenverbrauch von 5 gha pro Person, hinterlässt also einen Fußabdruck der deutlich größer ist, als im Rahmen einer zukunftsfähigen, nachhaltigen Entwicklung verträglich wäre. Abbildung 4: Ökologischer Fußabdruck und Biokapazität in Europa, 2005 Quelle: Eigene Darstellung nach Living Planet Report, 2008 Der ökologische Fußabdruck der deutschsprachigen Länder (siehe Abbildung 4) liegt im oberen Sechstel (dieser Vergleich beinhaltet alle Länder mit mehr als einer Million Einwohner, für die vollständige Daten vorliegen, und reiht absteigend die größten ökologischen Fußabdrücke pro Person nach Ländern). Die Schweiz liegt auf Platz 19 (Fußabdruck: 5,1 Hektar), Österreich auf Platz 20 und Deutschland auf Platz 30 (4,2 Hektar), bekräftigen also den durchschnittlichen Fußabdruck der EU- 25 Länder von 4,7 Hektar (WWF, Living Planet Report, 2008). Dem ökologischen Fußabdrucks Österreichs im Jahre 2001 von 4,58 gha/person stand damals eine lokale österreichische Biokapazität von 3,34 gha/person sowie eine globale Biokapazität von 1,8 gha/person gegenüber. Mit aktuellem Datenstand Bewertung nachhaltiger Entwicklung Seite 10
11 2005 steht dem Footprint Österreichs von 5 gha/person die lokale österreichische Biokapazität von 2,9 gha/person, sowie die globale Biokapazität von 2,1 gha/person gegenüber. Österreich verbucht also heute ein ökologisches Defizit von -2,1 gha/person, damals wie heute, verbrauchte jeder Österreicher mehr als ein Drittel mehr Biokapazität als im Land verfügbar ist, bzw. das 2,5fache an weltweit zur Verfügung stehender Biokapazität (Haberl et al. 2004; GFN, 2008; Living Planet Report, 2008). Im weltweiten Vergleich liegen die Vereinigten Staaten mit 9,2 Hektar pro Person an durchschnittlich globalem Flächenverbrauch voran, was einem Ressourcenbedarf von 5 Planeten nachkommen würde. Gefolgt von Westeuropa, Zentral- und Osteuropa, Lateinamerika, der Karibik, dem mittleren Osten und Zentralasien, sind es vor allem die Länder des Asiatisch- Pazifischen Raumes und Afrika mit einem pro Kopf Verbrauch von deutlich weniger als 2,1 gha an weltweit verfügbarer Biokapazität, konkret mit einem Ökologischen Fußabdruck zwischen 1,2-0,8 Hektar pro Person (WWF, Living Planet Report, 2008). Übertraf die Biokapazität der meisten Länder im Jahre 1960 noch ihren ökologischen Fußabdruck, konnte man also noch von ökologischen Reserven sprechen, sind im Jahre 2005 die meisten Länder zu ökologischen Schuldnern geworden. Durch die Importe benötigter Güter beanspruchen die Industriestaaten ausgelagerte Flächen in anderen Ländern, und decken somit ihre wirtschaftlichen Bedürfnisse auf Kosten der natürlichen Ressourcen zumeist der Entwicklungs- und Schwellenländer. So beanspruchte der ökologische Fußabdruck für Importe im Jahre 2005 für die sog. Hocheinkommensländer 61% ihres gesamten ökologischen Fußabdruckes, im Jahre 1960 lag dieser noch bei 12%. Analog dazu erfuhr auch der Import- Fußabdruck der Länder mittleren Einkommens eine anteilige Steigerung am gesamt Fußabdruck von 4 auf 30%. Vernichtend gering nimmt sich dazu der Fußabdruck für Importe in Niedrigeinkommensländern von 2% 1960 zu 13% im Jahr 2005 aus (WWF, Living Planet Report, 2008). Die nachfolgende Abbildung (Abbildung 5) veranschaulicht die Verteilung des globalen ökologischen Fußabdruckes auf die Bestandteile, nach den eingängigen Kategorien der Nutzung und des Verbrauches. Bewertung nachhaltiger Entwicklung Seite 11
12 Abbildung 5: Ökologischer Fußabdruck nach Bestandteilen in der Entwicklung weltweit, und im Vergleich einiger exemplarischer Länder nach Landnutzungskategorien 2006 Quelle: GFN- Global Footprint Network, 2009 Im Jahr 2006 bestand die eindringlichste Inanspruchnahme durch die Menschheit in ihrem CO 2 - Fußabdruck, der seit dem Erhebungsjahr 1961 um mehr als das Zehnfache gewachsen ist. Dieser Bestandteil des ökologischen Fußabdrucks gibt die zur Aufnahme der CO 2 - Emissionen vornehmlich aus dem Einsatz von fossilen Brennstoffen benötigte Biokapazität wider. Der nationale Ressourcenverbrauch errechnet sich aus dem Ressourcenverbrauch für die Importe, addiert mit der nationalen Ressourcenextraktion, subtrahiert mit dem Ressourcenverbrauch für die Exporte. Somit ergibt sich durch die Division des national aggregierten österreichischen Fußabdruckes durch die Einwohnerzahl, der ökologische Fußabdruck eines Durchschnittsösterreichers (Haberl et al., 2004). Abbildung 6: Ökologischer Fußabdruck der Produktion, Importe, Exporte und Konsumption Quelle: GFN- Global Footprint Network, 2009 Bewertung nachhaltiger Entwicklung Seite 12
13 Den Daten des Global Footprint Atlas 2009 (siehe Abbildung 6) folgend, weist Österreich einen negativen Netto- Export des ökologischen Fußabdruckes (vgl. ökologischer Fußabdruck des Verbrauchs) aus. Somit gehört auch Österreich zu all jenen Ländern, die aufgrund ihrer Kaufkraft ökologische Tragfähigkeit importieren um ihr wirtschaftliches System zu finanzieren und aufrecht zu erhalten, so wie zu jenen die, wie die vorhergehenden historischen Abrisse gezeigt haben, systematisch ein lokales und somit globales ökologisches Defizit akkumulieren (Wackernagel und Giljum, 2001). 3. Konsumklassen und deren Reduktionsmöglichkeiten Der ökologische Fußabdruck wird in die folgenden fünf Konsumklassen unterteilt: 1. Ernährung 2. Wohnen 3. Transport / Verkehr 4. Konsumgüter 5. Dienstleistungen (Wackernagel, 1997). In dieser Arbeit wird auf die drei ersten Konsumklassen genauer eingegangen, da sie in Bezug auf ihren Flächenverbrauch am stärksten auf den ökologischen Fußabdruck einwirken. Tabelle 1: Durchschnittlicher Fußabdruck Österreichs Die Zusammensetzung des durchschnittlichen Fußabdrucks eines Österreichers ca. 1/3 Ernährung (1,5 gha; davon etwa % für tierische Produkte) ca. 1/4 Wohnen (1,3 gha; davon mehr als 90 % für Heizen und Strom) ca. 1/5 Mobilität (1,0 gha; davon mehr als 90 % für Autoverkehr und Flüge) Bewertung nachhaltiger Entwicklung Seite 13
14 ca. 1/6 Konsum, Güter, Dienstleistungen (0,8 gha; davon 1/3 für Papier) Quelle: Footprint (2009) Bei den Konsumgütern ist eine genaue Berechnung sehr aufwendig, da für eine Vielzahl von Konsumprodukten der ökologische Fußabdruck berechnet werden muss. Allerdings gibt es eine vereinfachte Möglichkeit, die von dem Sustainable Europe Institut (SERI) für einen Online Rechner entwickelt wurde, bei dem mittels Lebensstilfaktoren, Technikfaktoren und Einkommenskategorien auf den individuellen Fußabdruck geschlossen werden kann. Dabei wird von einem Faktor von 3,8 m 2 pro ausgegangen. Somit erhöht oder senkt sich der ökologische Fußabdruck je nach Einkommensgröße. Weiters werden mit Hilfe des Lebensstilfaktors unterschiedliche Verhaltensweisen im Einkauf miteinbezogen. Dabei erhöht sich der durchschnittliche Konsum-Fußabdruck um den Faktor 1,5 (50%), wenn jemand viel und immer das Neuste kauft. Umgekehrt, wenn jemand langfristig und generell wenig einkauft, sinkt der Konsumfußfaktor um 0,5 (50%). Der Technikfaktor wird allerdings gesondert betrachtet. Der durchschnittliche Konsumfußabdruck erhöht sich, wenn man jedes neue Hightech-Gerät anschafft, um 40% und sinkt um 10%, wenn man gar nichts von neuen Technologien hält (Behrens et al., 2005). Dienstleistungen werden oft als nichtmateriell bezeichnet, allerdings sind ohne ständige Energie- und Materialflüsse auch keine Dienstleistungen möglich. Selbst die Übermittlung von Informationen benötigt Energie und materielle Träger wie Papier, Kabel oder Disketten/ CDs sowie Radios, Bildschirme und Computer, deren Produktion Ressourcen verbrauchen (Wackernagel, 1997). In den folgenden Kapiteln, werden die Konsumkategorien Ernährung, Mobilität und Wohnen kurz beschrieben und spezifische Handlungshinweise bezüglich der Verkleinerung des individuellen ökologischen Fußabdrucks dargestellt. 3.1 Ernährung Der Mensch muss seinem Körper regelmäßig Energie in Form von Nahrung zuführen, um seinen Stoffkreislauf, und somit den Organismus als Ganzen aufrecht zu erhalten. Sowohl die Qualität als auch die Quantität der konsumierten Bewertung nachhaltiger Entwicklung Seite 14
15 Lebensmittel ist seit Beginn der Menschheitsgeschichte einem ständigen Wandel unterworfen. Unter den derzeitigen gesellschaftlichen und technischen Rahmenbedingungen ist die Befriedigung der grundlegendsten Bedürfnisse des Menschen mit gravierenden ökologischen Umweltauswirkungen verbunden. Um das durch den Menschen beanspruchte Naturkapital in eine quantifizierbare Größe umzurechnen, bietet das Konzept des ökologischen Fußabdrucks eine umfangreiche Grundlage. Wie jedes Modell stellt auch dieses nur eine Vereinfachung der Wirklichkeit dar. Die Umrechnung des Konsums von Nahrungsmitteln auf die dadurch beanspruchte Fläche eines durchschnittlichen Österreichers basiert unter anderem auf folgenden Annahmen: Die industriellen Erntemethoden werden als nachhaltig betrachtet, obwohl diese das nicht sind Zusätzliche Funktionen der Natur auf ein und derselben ökologischen Fläche werden ausgeblendet, um diesen nicht rechnerisch zu vergrößern. Beispielsweise absorbiert Mais CO 2 und fungiert gleichzeitig als Futtermittellieferant für die Geflügelproduktion. Die beanspruchte Ackerfläche wird aber nur einmal in die Berechung miteinbezogen. Berücksichtigt wird nur die vorherrschende Funktion der Futtermittelproduktion Eine stark simplifizierte Kategorisierung der verschiedenen ökologischen produktiven Flächen wird benutzt Die Berechnung konzentriert sich auf die direkte Beanspruchung von nicht erneuerbaren Ressourcen, den Abfall, die Belastung durch Infrastruktur sowie den Wasserverbrauch (Wackernagel, 1997) Zur Berechnung des ökologischen Fußabdrucks werden die durchschnittlichen nationalen Verbrauchsmengen pro Kopf im Verhältnis zum durchschnittlichen globalen Ertrag pro ha herangezogen. Wobei angemerkt werden muss, dass es sich um Verbrauchs- und nicht um Verzehrangaben handelt. Die zugrunde liegenden Zahlen geben demnach lediglich das Angebot an Nahrungsmitteln wider, welches Bewertung nachhaltiger Entwicklung Seite 15
16 aus der Produktion und den Lagerbeständen berechnet wird und sowohl Exporte als auch Importe berücksichtigt (Elmadfa, 2003). Viele Indikatoren, wie beispielsweise die mit der landwirtschaftlichen Produktion einhergehenden Umweltbelastungen, werden nicht abgebildet. Erweitert man die Berechung um die Methode der Ökobilanz würde man sicherlich eine Annäherung an die tatsächliche Flächenbeanspruchung von Nahrungsmitteln erreichen. Verbesserungspotentiale könnten aufgezeigt werden und somit einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung in der Landwirtschaft leisten. Allgemein wird unter dem Instrument der Ökobilanz eine möglichst umfassende Beschreibung und Bewertung der Umweltwirkungen von Produkten, Verfahren, Dienstleistungen und Verhaltensweisen verstanden (Geier, 2000) Handlungshinweise zur Reduktion im Bereich Ernährung Folgend sollen Handlungsmöglichkeiten der Konsumenten für eine Reduktion der durch ihren Konsum verursachten Umweltbelastungen aufgezeigt werden. Außerdem werden die beiden Ernährungsweisen vegan und regelmäßiger Fleischkonsum hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die Flächenbeanspruchung betrachtet. Mit der Kaufentscheidung für ein bestimmtes Produkt wird auch der ökologische Rucksack dieses Produktes an den einzelnen Konsumenten weitergegeben. Unter dem ökologischen Rucksack versteht man die rechnerische Überlegung, die Menge an Natur zu verdeutlichen, die in einem Sachgut steckt (Umweltdatenbank, 2010). Für die Produktion der Nahrungsmittel werden etwa zwei Drittel der im Lebensweg aufgewendeten Energien verbraucht. Danach werden in den verschiedenen Stufen direkte Umweltbelastungen, z.b. durch den Transport zum Haushalt mit dem PKW, die Lagerung im Kühlschrank oder die Art der Zubereitung, verursacht. Auch der weitere Lebensweg des Produktes obliegt der Entscheidung des Konsumenten, auch die Wahl der genutzten Entsorgungs- bzw. Recyclingwege kann die Höhe der entstehenden Umweltbelastungen bestimmen (Jungbluth, 2000). Somit lassen sich folgende Einkaufs- und Verhaltensregeln für eine Entlastung der Umweltauswirkungen durch Ernährung ableiten: Reduktion des Konsums von Fleisch und tierischen Produkten zu Gunsten von Getreide-, Obst- und Gemüseprodukten Bewertung nachhaltiger Entwicklung Seite 16
17 Verzicht auf frische Produkte aus Übersee (oder Europa), bei denen nicht sicher ausgeschlossen werden kann, dass sie eingeflogen wurden Einkauf von Produkten aus der Region Kauf von Saisongemüse und Verzicht auf Gemüseprodukte aus einem beheizten Gewächshaus Vermeidung von Lebensmittelabfällen und Reduktion des Energieverbrauchs im Haushalt (kochen, kühlen, etc.) und beim Einkaufen (Auto) Einkauf von frischen bzw. gekühlten statt tiefgekühlten Produkten (Jungbluth, 2000) Die Berechnungen von Haberl et al. (2004) ergeben, dass durch eine Umstellung auf vegane Ernährungsweise ein wesentlicher Beitrag zur Vermeidung der Flächenbeanspruchung durch Ernährung geleistet werden kann. Im Fall einer veganen Ernährung sinkt der individuelle ernährungsbedingte Fußabdruck beispielsweise um 72%. 3.2 Mobilität Mobilität ist in der heutigen Zeit in unserer Gesellschaft ein Thema, mit dem man sich täglich auseinandersetzt. Da es möglich ist, immer größere Entfernungen in immer kürzerer Zeit zu bewältigen, ist die Welt in unserem Empfinden sozusagen zusammengeschrumpft und macht es möglich, jedes Land zu besuchen. Pendeln zum Arbeitsplatz, Güterverkehr in und durch Österreich, Reisen in ferne Länder und vieles mehr. Diese Abhängigkeit von dem System Verkehr ist auch mit Problemen verbunden Staus auf den Straßen, Lärm- und Schadstoffbelastung, Unfälle etc. (Herry, 2002). Für alle Verkehrsmittel die wir täglich bzw. jährlich verwenden, um unsere Bedürfnisse zu befriedigen, werden immense Flächen benötigt. Laut einer Statistik vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie hat Österreich eine Gesamtfläche von ,13 km 2, wovon 2,1% (1.784 km 2 ) Straßenverkehrsflächen sind. Weiters haben die Österreichischen Bundesbahnen ein Streckennetz von km, davon entfallen ca. 600 km auf 12 verschiedene Privatbahnen (VCÖ, 2007a). Bewertung nachhaltiger Entwicklung Seite 17
18 Die Bereitstellung und Instandhaltung des Straßen- und Schienennetzes sowie von Flughafenanlagen beanspruchen jede Menge an Ressourcen, welche beträchtliche ökologische Fußabdrücke hinterlassen. Entscheidend ist aber vorwiegend der CO 2 - Ausstoß, der größtenteils direkt beim Transportvorgang in den Mobilitäts-Fußabdruck einfließt. Laut Verkehrsclub Österreich legt ein Österreicher im Durchschnitt pro Jahr km zurück, davon km mit dem Auto, km mit der Bahn und km mit dem Flugzeug. Durch Mobilität verursacht eine Person in Österreich jährlich kg CO 2 (VCÖ, 2007b). In Tabelle 2 wird das individuelle Verkehrsverhalten der Österreicher dargestellt. Diese Zahlen basieren auf österreichischen Durchschnittswerten, die von den Daten der Fakultät für interdisziplinäre Forschung und Fortbildung, vermutlich aufgrund Differenzen in der Berechnung von denen des Verkehrsclubs Österreich leicht abweichen. Tabelle 2: Modellierung des Fußabdrucks durch das Verkehrsverhalten Quelle: IFF (2004) Nach den oben dargestellten Daten beträgt der durch die Mobilität bedingte Fußabdruck der Österreicher rund 0,61 gha pro Kopf und Jahr. Dabei wurde der Frachtverkehr nicht berücksichtigt, da dieser durch Veränderungen des Konsumverhaltens der Bürger nicht oder zumindest nur in geringem Maße beeinflussbar ist (IFF, 2004). Bewertung nachhaltiger Entwicklung Seite 18
19 Zur Berechnung des individuellen, mobilitätsbedingten Fußabdrucks spielen Daten wie Kraftstoffart, durchschnittlicher Kraftstoffverbrauch, sowie durchschnittliche Besetzung des benützten Fahrzeugs eine wesentliche Rolle. Weiters kann die individuelle Jahreskilometerleistung der verschiedenen Verkehrsmittel jedes Einzelnen festgelegt werden. Daraus resultiert ein individueller Fußabdruck (IFF, 2004). Interessant ist in diesem Zusammenhang auch eine Abfrage des Fahrverhaltens, wie sich die jährliche Fahrdistanz in etwa auf Stadtverkehr bzw. Überlandverkehr aufteilt. ÖAMTC- Statistiken zufolge liegt der Normverbrauch im Stadtverkehr um etwa 20% höher als im Überlandverkehr. Der ökologische Fußabdruck wird durch die verschiedenen Arten der Mobilität, wie Personenkraftwagen, Bahn, öffentliche Verkehrsmittel (Bus) und Luftverkehr, verschiedenartig berechnet. Zur Berechnung des mobilitätsbedingten ökologischen Fußabdrucks können folgende Parameter herangezogen werden. So werden vom Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland für die einzelnen Verkehrsmittel, zusätzlich zum CO 2 - Ausstoss, die verwendeten Flächen für Rohstoffe und der Energieaufwand für deren Herstellung mit einberechnet. Das SERI hingegen errechnet den ökologischen Fußabdruck mit der benötigten fossilen Energie pro 100 km (inklusive graue Energie für die Erzeugung von Autos und Bau/Erhaltung der Straßen) und auch die durch Straßen verbaute Fläche. Zusätzlich wird die Summe dieser beiden Faktoren durch die Anzahl der Insassen im Auto dividiert, um den Fußabdruck pro Person zu erhalten. Für die Berechnung des ökologischen Fußabdrucks von Bahnfahrten werden die jährlich mit der Eisenbahn zurückgelegten Distanzen in Energieverbrauch umgerechnet. Insbesondere der Energieaufwand pro gefahrene Personenkilometer bei gegebener Auslastung ist hier von Relevanz. Weiters wird auch die verbaute Fläche miteinbezogen. Insgesamt ergibt sich ein konstanter Flächenwert pro gefahrenen km, unabhängig von der gefahrenen Distanz (Behrens et al, 2005). Die vom Österreicher zurückgelegte Bahnstrecke (1.025 km) steht im EU-Vergleich mit 23 Bahnfahrten pro Person und Jahr an dritter Stelle hinter Dänemark und Luxemburg, die jeweils 28 Bahnfahrten pro Person und Jahr zurücklegen. Die Bewertung nachhaltiger Entwicklung Seite 19
20 Schienenwege und Bahnhöfe beanspruchen in Österreich eine Fläche von 71 km 2. Laut einer Statistik vom Bundesministerium für Umwelt, verbraucht eine Person mit der Bahn pro km 14,97g CO 2. Dem gegenüber stößt ein PKW zehn Mal mehr CO 2 aus (VCÖ, 2007). Für die Berechnung des ökologischen Fußabdrucks der öffentlichen Verkehrsmittel am Beispiel der Wiener Linien, fällt je ein Drittel auf Bus, Straßenbahn und U-Bahn. Hier wird der jeweilige Energiebedarf, anhand des aktuellen Energiemix und den relevanten Fußabdruckfaktoren, in die benötigten Flächeneinheiten pro gefahrenen Kilometer umgerechnet. Der ökologische Fußabdruck von Flugreisen ergibt sich aus den Multiplikationen der geflogenen Kilometer mit einem Energiefaktor von 3,1 MJ/km. Dieser inkludiert auch die Energie für die Bereitstellung der Infrastruktur am Boden. Mittels Kohlenstoff- Absorptionsfaktoren und Äquivalenzfaktoren wird so der Fußabdruck pro geflogenen Kilometer errechnet (Behrens et al, 2005) Handlungsempfehlungen zur Reduktion im Bereich Mobilität Prinzipiell sind zur Reduktion des mobilitätsbedingten ökologischen Fußabdrucks all jene Maßnahmen sinnvoll die CO 2 -Emissionen verhindern oder reduzieren, den Kraftfahrzeugbestand nicht erhöhen und keine größeren Flächen für das Verkehrsnetz vorsehen. Allerdings wendet sich der Trend eher davon ab. Aufgrund des immer größer werdenden Verkehrsaufkommens wird an der Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur gearbeitet, was den ökologischen Fußabdruck nicht nur hinsichtlich der beim Bau ausgestoßenen CO 2 -Mengen, sondern auch hinsichtlich der versiegelten Bodenfläche vergrößert. Zur Verbesserung des mobilitätsbedingten ökologischen Fußabdrucks, wäre der Umstieg auf die öffentlichen Verkehrsmittel oder, wenn möglich, die Benützung des Fahrrades am Wirkungsvollsten. Jedoch ist es nicht in allen Wohn- bzw. Tätigkeitssituationen möglich, auf einen Personenkraftwagen zu verzichten. Die Angebote des öffentlichen Verkehrs sind nicht immer ausreichend oder flexibel genug, um die Mobilitätsbedürfnisse am Arbeitsweg zu befriedigen vor allem im ländlichen Raum. Für das Zurücklegen der Arbeits- oder Einkaufsstrecke, stellt die Bildung einer Fahrgemeinschaft mit den Nachbarn eine gute Einsparmöglichkeiten dar. Durch das Bewertung nachhaltiger Entwicklung Seite 20
21 Teilen von Autos mit mehreren Leuten, unter anderem Car- Sharing genannt, wird die Fußabdrucksfläche pro Jahr auf die einzelnen Leute verteilt und somit minimiert. Car Sharing ist für all diejenigen, die nicht täglich auf ein Auto angewiesen sind und trotzdem auch mal ein Auto für ihre Verkehrszwecke benötigen reizvoll. Diese Autos können auf fest angemieteten Parkplätzen, meist Knotenpunkte des öffentlichen Verkehrs, im Voraus für die vorgesehene Fahrdauer reserviert werden. Im Unterschied zur Automietung ist die Fahrzeugnutzung auch für eine sehr kurze Zeit möglich und es besteht ein einfacher und zeitlich ungebundener Zugang zu den Fahrzeugen. Weiters kann in Städten eine City Maut für Autofahrer verlangt werden. Diese müssen in bestimmten Teilen der Stadt Maut bezahlen, um mit einem Auto in diese Bereiche zu gelangen. Somit kann das Verkehrsaufkommen und die damit verbundenen Feinstaub-Emissionen reduziert werden (Dolceta, 2010). Nicht nur beim richtigen Autokauf und bei der Fahrgemeinschaft kann eingespart werden, sondern auch bei der richtigen Bedingung des Fahrzeuges. Der LKW-Verkehr ist einer der größten CO 2 -Emittenten im Straßenverkehr. Um eine Reduktion in diesem Bereich zu erzielen, sollten andere Verkehrsmittel in Betracht gezogen werden, als auch Leerfahrten mit dem LKW vermieden werden. Eine effizientere Organisation im Bereich Logistik und eine Verwendung bzw. Anbindung der Unternehmen an das Schienennetz kann eine Reduktion des CO 2 -Ausstosses bewirken (VCÖ, 2007c). Zur Reduktion der CO 2 -Emissionen im Flugverkehr gibt es nur eine effiziente Lösung und die ist, den Flugverkehr zu vermeiden. Verschiedene Fluggesellschaften bieten eine Ökosteuer für Flüge an, somit können die CO 2 Emissionen des Fluges pro Person kompensiert werden. Jedoch ist die Zahlungsbereitschaft, freiwillig einen höheren Preis für den Flug zu bezahlen, eher gering. Es gibt viele Möglichkeiten seinen persönlichen ökologischen Fußabdruck zu reduzieren, wobei Mobilität oft durch die Wohnsituation beeinflußt wird. Von der Wohnung aus werden alle Tätigkeiten gestartet, welche ausschlaggebend sind für die Verkehrsmittelwahl. Wichtig ist die Infrastruktur der Wohngegend, welche die Art und Weise beistimmt, wie eine Strecke zurückgelegt wird. Bewertung nachhaltiger Entwicklung Seite 21
22 3.3 Wohnen Die Schaffung und Erhaltung eines den menschlichen Ansprüchen entsprechenden Wohnumfeldes, wie Privatsphäre, Geborgenheit, Kommunikations- und Unterhaltungsmöglichkeiten, beeinflusst die natürliche Umgebung in beträchtlichem Maße (Beschorner, 2005). Aufgrund der erheblichen Energie- und Materialflüsse die benötigt werden, um die Bedürfnisse des modern wohnenden Menschen zu decken, wird der Bereich Wohnen im Konzept des ökologischen Fußabdrucks als eigene Kategorie betrachtet. In der Regel wird bei der Errechnung des ökologischen Fußabdrucks der Energieund Ressourcenaufwand zur Errichtung einer Wohngelegenheit nicht berücksichtigt. Das Global Footprint Network geht jedoch von einem Durchschnittswert von 0,54 gha aus, der in die Kalkulation mit einfließen sollte (Behrens et al., 2005). Der ökologische Fußabdruck im Bereich Wohnen macht rund ein Viertel des ökologischen Fußabdrucks aus. Davon entfällt der Großteil auf die Versorgung mit elektrischer Energie und Wärme und dem Verbrauch von produktiver Fläche durch den Siedlungsbau (WWF, 2009). Der Energiebedarf von Wohneinrichtungen beruht insbesondere auf den Bautyp. Folgend werden Niedrigenergiehäuser und Passivhäuser beschrieben. Ein Niedrigenergiehaus ist demnach ein Gebäude, welches um 30% weniger Wärmeverlust aufweist, als ein der Energiesparverordnung entsprechendes Bauwerk. Diese Bauweise sieht nicht nur eine spezielle Wärmedämmung vor, sondern auch die Minimierung von Wärmebrücken, eine mehr als normgerechte Luftdichtheit sowie ein angepasstes Heizungs- und Lüftungssystem. Die grundlegende Philosophie hinter dem passiven Wohnbau sieht vor, Wärmeverluste zu vermeiden und die Wärmegewinnung zu optimieren. Die Kategorie der Passivhäuser schließt neben dem klassischen Passiv- Einfamilienhaus auch Reihenund Mehrfamilienhäuser ein. Auch Gewerbebetriebe und die öffentliche Hand haben bereits Passivhaus- Projekte realisiert Handlungsempfehlungen zur Reduktion im Bereich Wohnen Es gibt viele Möglichkeiten sein Wohnverhalten nachhaltig zu gestalten. Diese lassen sich in kurzfristige und langfristige Maßnahmen einteilen. Bewertung nachhaltiger Entwicklung Seite 22
23 Als langfristige Möglichkeit ist etwa die Wahl der Bauform des Wohnhauses zu nennen, die mit baulichen Veränderungen verbunden ist. Kurzfristig kann beispielsweise der Stromversorger gewechselt werden. Im Gesamten betrachtet entfallen etwa 30% der gesamten Energie auf Heizung und Warmwasser. Es gibt eine Reihe an Möglichkeiten, wie der Energieverbrauch ohne Einbußen an Lebensqualität reduziert werden kann (Niedrigenergiehäuser, Passivhäuser, energiesparende Geräte, Ökostrom, etc.). Ökostrom wird ausschließlich aus regenerativen Energien wie Solarenergie, Windkraft, Biomasse oder Wasserkraft gewonnen und ist somit ein wirkungsvoller Beitrag zur Reduktion von Atomkraft und fossilen Energieträgern. Durch kluge, effiziente Nutzung der Energie wird es möglich, 50% der Energie einzusparen. Der verbliebene Bedarf an Energie kann in Österreich durch erneuerbare Quellen wie Sonnenenergie, Windund Wasserkraft und Biomasse abgedeckt werden (Lebensministerium, 2010). In diesen abschließenden Ausführungen sollen Anregungen für den bewussten Umgang mit der natürlichen Umwelt und den Naturgütern gesetzt werden, die sich oft ohne große Mühe in den Alltag integrieren lassen. Heizen im Winter verbraucht sehr viel Energie. Durch 5 Minuten Stoßlüften mit ausgeschalteter Heizung lässt sich ein Fünftel der Energie einsparen. Aufgrund des erhöhten Sauerstoffgehalts lässt sich das Zimmer danach auch wieder besser beheizen. Um Geräte nach ihrem Gebrauch ganz ausschalten zu können, empfehlen sich Steckdosenleisten mit Netzschalter. Es können mehrere Geräte, die nicht im Dauerbetrieb sind, an eine Stromleiste angeschlossen werden, und mit nur einem Knopfdruck vom Stromnetz entkoppelt werden. Computer sollten schon bei kürzeren Arbeitspausen abgeschaltet werden. Der Verbrauch eines nicht in Verwendung befindlichen Computers liegt bei immerhin 70%. Die Verwendung von Energiesparlampen spart bis zu 80% Strom. Bei normalen Glühbirnen verpufft 90% der Energie als Wärme. Sie eignen sich am Besten für Lampen, die über eine lange Zeitspanne in Betrieb sind, da häufiges An- und Ausschalten ihre Funktionsdauer wesentlich verkürzt. Bewertung nachhaltiger Entwicklung Seite 23
24 Wird der Kühlschrank statt der üblichen 6 C auf 8 C eingestellt, können bis zu 15% Energie eingespart werden. Diese Temperatur reicht aus um Lebensmittel frisch zu halten. Die Herdplatte sollte nach der Größe des Topfes gewählt werden. Hierdurch kann der Energieverlust gering gehalten werden. Ein Topf, der im Durchmesser 3 cm kleiner ist als die Herdplatte, sorgt für einen Mehraufwand an Energie von 30%. Mit dem Bedecken von Kochtöpfen beim Erhitzen von Nahrungsmitteln kann nicht nur die Garzeit verkürzt werden, sondern auch eine Energieersparnis von immerhin 25% erreicht werden. Stellt man beim Einseifen unter der Dusche das Wasser aus, anstatt es weiter laufen zu lassen, reduziert sich der Verbrauch, ohne das man kürzer unter der Dusche steht. Dasselbe gilt natürlich auch für das Hände waschen oder Zähne putzen. Weitere Möglichkeiten zum Wassersparen sind Sparduschköpfe (senken den Wasserverbrauch um 50%), Stopp-Tasten bei der Klospülung und das Reparieren von tropfenden Wasserhähnen (Econautix, 2010). Recyclingbaustoffe, Holz als Baustoff, natürliche Dämmmaterialien etc. Natürlich sind im Bereich Wohnen noch unzählige Möglichkeiten zur Flächenersparnis denkbar. Der Kreativität sind auf dem Wege zu einer nachhaltigen Existenz keine Grenzen gesetzt. Bewertung nachhaltiger Entwicklung Seite 24
25 4. Schlussfolgerung Der ökologische Fußabdruck veranschaulicht deutlich, dass sowohl der weltweite als auch der österreichische Ressourcenverbrauch stetig steigt und mittlerweile die Tragfähigkeit des natürlichen Systems des Planten Erde längst überschritten wurde. So wird ein Drittel mehr natürliches Kapital genutzt als vorhanden ist, bzw. nachwächst. Die Intensivierung der Ressourcennutzung hat vor allem den fortlaufenden Anstieg der Weltbevölkerung (in Ländern mit niedrigerem Einkommensniveau), sowie den steigenden Konsum (in Ländern mit hohem Einkommensniveau) als Hintergrund. Österreich stellt dabei keine Ausnahme dar und befindet sich mit einem durchschnittlichen Flächenverbrauch von 5 gha/ Person auf Platz 20 einer weltweiten Reihung des WWFs. Der Durchschnittsösterreicher verbraucht um ein Drittel mehr Biokapital als er im eigenen Land zu Verfügung hat und das 2,5-fache des weltweiten Biokapitals. Diese Fakten zeigen, dass dies alles Andere als eine zukunftsfähige und nachhaltige Entwicklung ist. Wer sich dieser Tatsache bewusst ist und dementsprechend handeln möchte, hat viele Möglichkeiten seine jeweiligen Konsumgewohnheiten zu ändern und somit seinen Ressourcenverbrauch zu senken. Gerade in den Bereichen der Ernährung, des Wohnens und der Mobilität liegen die größten Einsparungspotentiale vor. Neben vielen kleinen Schritten zum ressourcenschonenden Lebenswandel ist vor allem der Verzicht auf tierische Nahrungsmittel, der Verzicht auf Flugreisen und die energieeffiziente Gestaltung des Wohnens von großem Ausmaß. Auch wenn nicht jeder sofort seinen Lebensstiel um 180 Grad dreht, ist der ökologische Fußabdruck ein geeignetes Instrument, die Wichtigkeit des sparsamen Umgangs mit natürlichen Ressourcen zu vermitteln und Leute dazu zu bewegen, ihr Konsumverhalten hinsichtlich der langfristigen Entwicklung unseres Planeten zu überdenken und dementsprechend zu ändern. Bewertung nachhaltiger Entwicklung Seite 25
26 5. Abbildungen/ Tabellen Abbildungen Abbildung 1: Ökologischer Fußabdruck und Living Planet Index... 7 Abbildung 2: Ökologischer Fußabdruck und Bevölkerung nach Regionen, 1961(oben)- 2005(unten)... 8 Abbildung 3: Ökologischer Fußabdruck und Biokapazität im weltweiten Vergleich, Abbildung 4: Ökologischer Fußabdruck und Biokapazität in Europa, Abbildung 5: Ökologischer Fußabdruck nach Bestandteilen in der Entwicklung weltweit, und im Vergleich einiger exemplarischer Länder nach Landnutzungskategorien Abbildung 6: Ökologischer Fußabdruck der Produktion, Importe, Exporte und Konsumption Tabellen Tabelle 1: Durchschnittlicher Fußabdruck Österreich Tabelle 2: Modellierung des Fußabdrucks durch das Verkehrsverhalten Bewertung nachhaltiger Entwicklung Seite 26
27 6. Literaturverzeichnis Behrens, A.; Giljum, S.; Hinterberger, F. (2005): Beschreibung der wissenschaftlichen Daten zur Berechnung des ökologischen Fußabdrucks. [online] Verfügbar in: d_seri.pdf ( ). Beschorner, T. et. at (2005): Institutionalisierung von Nachhaltigkeit. Marburg: Metropolis Verlag. Dolceta (2010): Dolceta Online Consumer Education, Nachhaltiger Konsum. Ökonomische Massnahmen, City Maut. [online] Verfügbar in: ( ). Econautix (2010): Die Jugend im Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschlands, e.v. BUNDJugend, Latsch (2007), Hintergründe zum Bereich Wohnen, [online] Verfügbar in: ( ). Elmadfa, I.; freisling, H. et al. (2003): Österreichischer Ernährungsbericht 2003, Wien. Footprint Plattform (2006): Zahlen und Hintergründe zum ökologischen Fußabdruck. [online] Verfügbar in: ( ). Footprint (2009): Footprint, die Grenzen von Planet Erde. Zahlen und Hintergründ-Info zum ökologischen Fusßabdruck, [online] Verfügbar in: ( ). Bewertung nachhaltiger Entwicklung Seite 27
28 Geier, U. (2000): Anwendungen der Ökobilanz-Methode in der Landwirtschaft dargestellt am Beispiel einer Prozeß-Ökobilanz konventioneller und organischer Bewirtschaftung. 1. Aufl. Berlin: Verlag Dr. Köster. GFN- Global Footprint Network (2009): Data and Results Data Tables in Hectares. [online] Verfügbar in: print_atlas_2008 ( ). GFN- Global Footprint Network (2009): Ecological Footprint Atlas [online] Verfügbar in: tlas_2009.pdf ( ). Haberl, H. (2004): Ecological Footprint Calculator Austria. Ein Tool zur Abbildung der ökologischen Folgen des Ressourcenverbrauchs von Einzelpersonen oder privaten Haushalten als Grundlage für eine geplante Initiative des ORF. IFF- Institut für Soziale Ökologie, Wien [online] Verfügbar in: ndbericht_footprint_iff_2004.pdf ( ). Herry, C. (2007): Verkehrsplanung-Consulting, Verkehr in Zahlen Österreich.[online] Verfügbar in: ( ). IFF (2004): Institut für Soziale Ökologie, IFF Wien, Universität Klagenfurt; Ecological Footprint Calculator Austria, [online] Verfügbar in: ht_footprint_iff_2004.pdf ( ). Bewertung nachhaltiger Entwicklung Seite 28
29 Jäger, J. (2007): Was verträgt unsere Erde noch? Wege in die Nachhaltigkeit. Jungbluth, N. (2000): Umweltfolgen des Nahrungsmittelkonsums Beurteilung von Produktmerkmalen auf Grundlage einer modularen Ökobilanz. Hamburg: Dissertation. Lebensministerium (2010): Footprint, Der ökologische Fußabdrucks Österreichs.. [online] Verfügbar in: ( ). Moidl, S., Lenhart, L., Pekny W. (2008): Footprint Der ökologische Fußabdruck Österreichs. (Hrsg.): Plattform Footprint. Scattolin, G. (2005): Leben auf Kosten anderer. Unser ökologischer Fußabdruck im weltweiten Vergleich. WWF Österreich. [online] Verfügbar in: ( ). Umweltdatenbank (2010): Umweltdatenbank, Lexikon. Quality-Datenbank Klaus Gebhardt e.k. [online] Verfügbar in: ( ). VCÖ (2007a): Verkehrsclub Österreich, Bahnfakten. Die Bahnen in Österreich, [online] Verfügbar in: ( ). VCÖ (2007b): Verkehrsclub Österreich, Bahnfakten. Wie mobil sind die Menschen in Österreich, [online] Verfügbar in: ( ). Bewertung nachhaltiger Entwicklung Seite 29
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