Pfälzerwald-Verein Ortsgruppe Germersheim. Urlaubsfahrt Der Spessart - Berge - Räuber Wälder

Transkript

1 Urlaubsfahrt 2013 Der Spessart - Berge - Räuber Wälder Germersheim Eberstadt Buchen Jossa Am Montag dem 09 September 2013 um 09:00 Uhr machten wir uns auf den Weg, um den Spessarts zu erkunden. Unser Ziel war Jossa, ein ca. 750-Seelen Örtchen in Hessen. Nach einem kurzen Zwischenstopp in Heidelberg, wo zwei Mitreisende zustiegen, fuhren wir den Neckar entlang. Wir lauschten der Neckarsage, der zufolge man sich in der Johannisnacht wohl besser vom Neckarufer fernhielte, weil der Singsang des Neckargeistes den Menschen in das Wasser locke, der Geist ihn dann in die Tiefe zöge und erst nach drei Tagen wieder erwürgt frei gäbe (Alexander Würtenberger: Schwarzwaldsagen und Geschichten, Baden- Baden 1881). Nach ungefähr zwei Stunden kamen wir an der Eberstadter Tropfsteinhöhle an.

2 Nach einem ausgiebigen Frühstück begannen wir unseren Rundgang durch die faszinierende Welt der Tropfsteine, bewunderten den eindrucksvollen Formenreichtum der Stalaktiten und Stalagmiten, und lauschten gespannt den Erklärungen der Führungsleiterin. Die Temperatur in der Höhle liegt konstant bei 11 Grad, die Luftfeuchtigkeit etwa bei 95%, und ihr Alter wird auf zwei Millionen Jahre geschätzt.

3

4

5 Der Schauhöhle benachbart wurde eines der größten Höhlensysteme Süddeutschlands entdeckt, wie die Hohle-Stein-Höhle und die Kornäckerhöhle, die aber aus Sicherheitsgründen nicht freigegeben sind. Nach diesem interessanten Ausflug in die Unterwelt besichtigten wir die Nudelfabrik Berres in Buchen. Dort erfuhren wir viel Informatives über die Nudelproduktion und bekamen, mit weißen Kitteln bekleidet, einen Einblick in die Produktions- und Lagerhallen von 60 verschiedenen Nudelsorten. Die Besichtigung wurde mit Kaffee und Kuchen beendet.

6 Vorbei an Wertheim, über die Spessartbrücke, die den Main überquert, gelangten wir nun in den Spessart. Durch seine wechselvolle Geschichte und den wenig ertragreichen Ressourcen, war der Spessart eine arme Gegend. Räuberbanden konnten eine Weile ungestraft ihr Unwesen treiben. Noch heute heißt es: Spessart Land - Räuber Land. Vorbei an der Burg Rothenfels und Lohr, dem Spessarttor, erreichten wir am Abend unser Hotel in Jossa.

7 Lohr Mariabuchen Am Dienstag, dem 10. September 2013 fuhren wir nach Lohr. Im Stadtteil Sendelbach trennten sich die Wege der Wandergruppe und der Nichtwanderer. Den Nichtwanderer stand heute eine harte Prüfung bevor - sie mussten noch einmal die Schulbank drücken. Im Lohrer Schulmuseum, mussten sie, auf den alten Schulbänken sitzend, ihre Aufmerksam den Ausführungen des Lehrers über die Schule und Erziehung in der Kaiserzeit ( ) und im Dritten Reich ( ) widmen. Wie wir im Nachhinein von der Gruppe erfuhren war der Unterricht an diesem Tag sehr lustig und kurzweilig. Das Lohrer Schulmuseum ist das größte Museum seiner Art in Franken und zählt national wie international zu den attraktivsten Schulmuseen. Nach dem Mittagessen hatte die Gruppe Zeit sich die Stadt Lohr mit ihren Fachwerkhäusern anzusehen.

8 Die Wanderer hatten es nicht so einfach. Gleich bei der ersten Wanderung hatten sie die Gelegenheit, ihre Sünden gegenüber dem Wanderführer zu beichten - sie wanderten nämlich zur Marien Wallfahrtkirche Mariabuchen. Der Weg führte über das Naturschutzgebiet Romberg und der Anstieg wurde mit einem herrlichen Ausblick auf den Main und die Berge belohnt. Dem Spessartweg folgend, bergauf und bergab, gelangten wir an die Kirche, die wir nach dem Mittagessen besichtigten. Der älteste Hinweis auf den Bau einer kleinen Kapelle an der Stelle der heutigen Kirche ist ein Stein mit der Innschrift "1406 I.S.M. (Inventio Sanctea Mariae) - Auffindung der heiligen Maria", der als Grundstein in der talseitigen Wand der Wallfahrtskirche eingemauert ist.

9 Auf dem Kulturweg gingen wir dem Bachlauf folgend, Holzbrückchen überquerend, vorbei an bemoosten Bäumen und Felsen zum Main.

10 Wir liefen am Mainufer entlang und überschritten den auf dem Weg markierten 50ten Breitengrad. Außer Lohr liegen unter anderem Winnipeg (Kanada), die Südspitze Englands, Prag auf diesem Breitengrad. In Lohr angekommen gingen wir am Fischerbrunnen vorbei durch die kleinen Gässchen mit ihrem Kopfsteinpflaster und bewunderten die zahlreichen Fachwerkhäuser. Von strömendem Regen überrascht passierten wir die Muschelgasse, mit ihren kleinen Häuschen. Im Eilschritt ging es weiter durch die Kapuzinergasse, vorbei am Münzbrunnen zum Schloss (um 1330 bis 1385 erbaut), in dem seit 1972 das Spessartmuseum untergebracht ist.

11

12 In der Gaststätte Schönbrunnen trafen wir uns mit den Nichtwanderer, um zusammen an einer "Stadtführung der besonderen Art" teilzunehmen. Da stand sie nun mit Korb, Waschbrett, Seife, Wäscheklammern, Bürsten und Wäschestampfer, Angelika Feuser, das Lohrer Waschweib, und erzählte erfrischend und humorvoll von ihrem arbeitsreichen und harten Arbeitsalltag. Mit fast unerschöpflichen Fakten und meisterhaft dargebotenen Anekdoten drehte sie die feine Gesellschaft durch die Mangel und brachte uns alle zum Lachen.

13 Nach dem Nachtessen faszinierte uns ein Zauberer mit seiner Zauberkunst. Obwohl alle seine Tricks aufzudecken versuchten gelang es uns nicht. Selbst die Zauberlehrlinge aus unserer Gruppe, die bei so manchem Trick assistierten, kamen nicht auf die Auflösung. Alle waren begeistert und er konnte selbst die größten Skeptiker mit seinen kurzweiligen und mit Witz gespickten Darbietungen überzeugen.

14 Schloss Mespelbrunn Wirtshaus im spessart (Hohe Wart) 11. September 2013: Heute begaben wir uns auf die Spuren der Komödie "Das Wirtshaus im Spessart" - Schloss Mespelbrunn und das Wirtshaus im Spessart. Am Morgen brachte uns der Bus zum Schloss Mespelbrunn. Ein kurzer Ausflug in die Geschichte des Schlosses: Den "Platz zum Espelborn, wurde Ritter Hamann Echter am 1. Mai 1412 von dem Erzbischof Johann von Mainz aus Dankbarkeit geschenkt. In dem abgelegenen Tal am See stand eine unbefestigte Hütte, die 1427 durch eine gemauerte Wasserburg mit Türmen ersetzt

15 wurde, weil die Hütte wegen der Plünderer und Räuber, die zu jener Zeit ihr Unwesen in der Gegend trieben zu unsicher war. Die Wasserburg wurde von den nachfolgenden Generationen nach und nach in ein Renaissanceschloss verwandelt, das sich bis heute in Privatbesitz befindet. Die Führung durch die zwei Stockwerke des Nordflügels war sehr interessant. Waffen, Rüstungen, Kronleuchter aus Venedig, ein Zimmer mit chinesischem Porzellan und Samurai Rüstungen und vieles mehr konnten hier bewundert werden. Nach der Führung warteten zu unserer Überraschung 3 Planwagen auf uns. Mit den Pferdegespannen fuhren wir die rund 10 km vom Schloss durch Mespelbrunn den Berg hinauf in den Wald zum Hohe-Wart-Haus.

16 Kaum waren wir dort angekommen wurden wir von einer Räuberbande überfallen. Sie raubten uns aus, flößten einigen von uns abscheuliche Getränke ein, um die Wahrheit über uns herauszufinden, und drohten zwei von uns zu erhängen. Sie spielten ihr derbes Spiel mit uns und wir waren ihnen gnadenlos ausgeliefert. Zu guter Letzt erhielten wir unsere Habseligkeiten gegen eine Auslösesumme wieder. Nach einigen Räuberliedern, Gedichten und Späßen war der Spuk vorbei. Es wurde viel gelacht!

17 Ob einige von uns dank Äppelwoi mit weniger Falten heimkehrten bleibt ein ewiges Geheimnis!

18 Nachdem wir uns in der Gaststätte gestärkt hatten, hatten wir die Möglichkeit die hauseigene Kaffeerösterei und Brauerei zu besuchen. Hier erfuhren wir, dass die Kaffeebohnen aus Nicaragua, Kolumbien, Mexico und Brasilien kommen, und wie vorsichtig man beim Rösten sein muss um die Bohnen nicht zu verbrennen.

19 Wasserkuppe - Rotes Moor - Holzberghof Wildpark Gersfeld Am Morgen des 12. Septembers brachen wir auf zur Wasserkuppe, dem mit 950 Metern höchsten Berg Hessens. Im Jahr 1910 starteten hier Studenten ihre ersten Segelflugversuche, deshalb ist die Wasserkuppe auch als Wiege des Segelflugs bekannt. An dem wasserreichen Berg entspringt neben 30 weiteren Bächen die Fulda. Die Wege der Wanderer und Nichtwanderergruppe trennten sich nun. Die Wanderer machten sich, bei Regen und Nebel, auf zum Radom, der Kuppel einer ehemaligen Radarstation und höchsten Aussichtspunkt des Berges. Leider blieb uns die herrliche Aussicht auf den thüringischen Wald und die Umgebung durch den starken Nebel verwehrt. Selbst das Radom war, trotz seiner Nähe (ungefähr 10 Meter

20 entfernt), nur schemenhaft zu sehen. Wir gingen an der Anlage der Segelflugschule vorbei und gelangten nach einer Weile an die Fuldaquelle.

21 Der Weg führte uns entlang der Fulda durch den Nadelwald, vorbei an mit Moos überwachsenen Basaltsteinblöcken und Bäumen, Wiesen und Buchenwäldern zum Roten Moor. Hier trafen wir beim Aussichtsturm mit den Nichtwanderern zusammen, die nach einer Besichtigung der Wasserkuppe mit dem Bus ans Rote Moor gebracht worden waren. Dieses Hochmoor, mit einer Fläche von 50 Hektar, ist nach dem Schwarzen Moor das zweitgrößte in der Hohen Rhön. Von 1809 bis 1984 wurde hier Torf abgebaut. Das Rote Moor ist Bestandteil

22 des europaweiten Schutzgebietssystems Natura Die Renaturierungsmaßnahmen begannen Nach einer kurzen Pause machten wir uns auf dem aus Holzbohlen gefertigten Steg zu einem Spaziergang durch das Moor auf. Wir bestaunten und bewunderten die üppige Vegetation, die neben dem Steg wachsenden Heidelbeersträucher, die bizarren Formen der lebenden und abgestorbenen Bäume, die Farne und Moose.

23 Nach der Durchquerung des Roten Moors trennten sich die Wege der zwei Gruppen wieder. Die Nichtwanderer vertrieben sich den Nachmittag im Wildpark Gersfeld, mit seinen

24 großflächigen Wäldern und Wiesen einer der natürlichsten Wildparks Deutschlands. Neben Heidschnucken, Gämsen, Steinböcken, verschiedenen Wildarten, Waschbären, Füchse, Fasanen, Pfauen und Rebhühnern, konnten auch die quirligen Fischotter aus nächster Nähe beobachtet werden. Vorbei an moosbewachsenen Bäumen und Steinen, Schachtelhalmen und Farnen am Wegrand, und entlang an ausgedehnten Wiesen und Feldern, machten sich die Wanderer auf den Weg zu ihrem nächsten Ziel, dem Jagschloss Holzberghof, einer Kopie des dänischen Wasserschlosses Frederikstein, der erst 2011 ans öffentliche Stromnetz angeschlossen wurde.

25

26 Nachdem wir uns hier gestärkt hatten wanderten wir weiter am Geiselbach entlang. Wir kamen an einem kleinen, schönen Wasserfall vorbei und erreichten den Rothsee, an dessen Ufer wir entlang liefen. Am Ende der Straße wartete schon unser Bus mit den Nichtwanderern, um uns abzuholen.

27 Seltenbachtal Miltenberg - Germersheim Am 13. September 2013 war der Tag unserer Heimreise. Als erstes fuhren wir nach Klingenberg. Die Nichtwanderer fuhren weiter, zu einer Besichtigung in der Dinkelfabrik Erbacher. Die Produktion konnten die Besucher zwar nur von der Besucherterrasse aus betrachten, doch im firmeneigenen Labor konnte sie direkt beobachten, welchen Qualitätstests die Produkte und deren Rohstoffe unterzogen werden. Zum Abschluss gab es in der Cafeteria bei Erfrischungsgetränken und Kaffee leckere Erbacher Produkte. Der Obolus für die interessante Führung spendet die Firma der Elterninitiative leukämie-und tumorkranker Kinder Würzburg e.v., um den Krankenhausaufenthalt der Kinder durch kindgerechte Gestaltung, Musikpädagogen, Klinikclowns und kliniknahe Elternwohnungen erträglich zu machen. Die Wanderer starteten von Klingenberg aus zu einer Rundwanderung. Nach einer kurzen Strecke, über Kopfsteinpflaster, vorbei an Fachwerkhäusern, erreichten wir das enge Tal des Seltenbachs die Seltenbachschlucht, die vor rund zwei Millionen Jahren entstand. Auf dem etwa ein Kilometer langen idyllischen Weg überquerten wir auf 15 Holzbrückchen den Bachlauf, und waren begeistert von den Moosen, Pilzen und Farnen die auf umgestürzten

28 Bäumen wachsen, und hatten die Gelegenheit, die verschiedenen Schichten des rötlichen Buntsandsteins zu sehen. Nachdem wir die Schlucht verlassen hatten gingen wir den Arme-Sünder-Weg hinauf zum Galgen an dem bis 1803 Hinrichtungen stattfanden. Der Weg führte danach, an steilen Berghängen gelegenen Weinbergen mit schmalen Treppenwegen vorbei, den Main, Klingenberg und den Spessart vor Augen, bergab zu unserem Ausgangspunkt.

29 Der Bus brachte uns dann nach Miltenberg. Die Stadt wurde 1237 erstmals schriftlich erwähnt und liegt unterhalb der um 1200 erbauten Mildenburg. Seit 1379 begrenzten die beiden Stadttürme, das Mainzer und das Würzburger Tor den Altstadtbereich. Hier hatten wir die Möglichkeit die historische Altstadt auf eigene Faust zu besichtigen oder uns dem Rundgang durch Miltenberg anzuschließen. Wir begannen unseren kurzen Spaziergang vor dem Rathaus und gingen über den Conradyweg, vorbei am Alten Jüdischen Friedhof (15. Jh. bis 1904) und der Stadtpfarrkirche St. Jacobus hoch zur Mildenburg.

30

31 Von hier aus genossen wir die Aussicht auf die Stadt, den Fluss und die im Hintergrund liegenden Berge. Über einen Treppenweg gingen wir zurück zur Altstadt und erreichten den Alten Marktplatz, der auch als Schnatterloch bekannt ist. Hier steht auch die Alte Amtskellerei (1541), heute das Museum der Stadt Miltenberg.

32

33 Interessant am Alten Rathaus (1379 erstmals als Stadtwaage erwähnt) sind auch die dort eingemeißelten Wasserhochstände im 18. Und 19. Jahrhundert. Am Staffelbrunnen, der gegenüber dem Alten Rathaus legt, und seinen Namen von dem zweiläufigen Auf- bzw. Abgang (Staffeln), haben die Frauen schon um 1600 das Wasser geschöpft. Er ist der einzige noch sichtbare Brunnen seiner Art. Auch das älteste Gasthaus Deutschlands Riese (1590) und die Alte Domkellerei, ein spätgotisches Gebäude, sind in der Altstadt zu bewundern.

34 Für Liebhaber des Fachwerkbaus sind die prächtigen Gebäude Mildenbergs sehenswert. Wir verließen Mildenberg, fuhren weiter zur Beuchertsmühle im Walldürner Marsbachtal, und aßen dort zu Abend. Danach fuhren wir zurück nach Germersheim.