Servicetechniker Kai Lausmann, Meister Wilfried Holsten und Chef Heinz Gartelmann (v.l.).

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2 Servicetechniker Dicht dran am Kunden Gezielte Weiterbildung für Landmaschinenmechaniker, die besonders in der Elektronik und Hydraulik am Ball bleiben wollen. Im Komzet NL in Lüneburg startet bereits der zweite Lehrgang zum Servicetechniker. Ein in gemeinsamer Initiative von Grimme, Claas, John Deere und der Meisterschule Lüneburg entwickeltes Bildungsangebot. Der eilbote sprach mit Kai Lausmann, der gerade diese Ausbildung durchlaufen hat und mit der Prüfung zum Servicetechniker - HWK abschloss. Fricke Servicetechniker Kai Lausmann, Meister Wilfried Holsten und Chef Heinz Gartelmann (v.l.). Das Unternehmen: Die Firma Fricke ist einer der größten Landmaschinenhändler Deutschlands. Die gesamte Fricke-Gruppe, einschließlich Ersatzteilgroßhandel, beschäftigt 780 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon 54 Auszubildende, neben dem Mechaniker für Land- und Baumaschinen auch in verschiedenen kaufmännischen Berufen. Zum Landmaschinenhandel gehören vier Standorte in Norddeutschland, vier in Ostdeutschland und ein Betrieb in Polen. Zu den wichtigsten Fabrikaten zählen Claas, Fendt, Massey Ferguson und in Polen John Deere. Zu den bedeutendsten Gerätelieferanten gehören Rabe, Lemken, Trioliet, Hardi, Amazone, Väderstad, Grimme und andere. Die Firma Fricke ist familiengeführt und legt viel Wert auf die Qualifikation ihrer Mitarbeiter. Jeder Auszubildende bekommt bei Fricke die Zusage der Übernahme. Übrigens war der Firmensenior Wilhelm Fricke Absolvent des Meisterlehrgangs Nummer 1 der Bundesfachlehranstalt in Lüneburg.

3 Der Chef: Heinz Gartelmann, 45, ist Prokurist und Bereichsleiter der Fricke Landmaschinen. Nach Abschluss der Lehre zum Landmaschinenmechaniker 1985 im Raum Bremen machte er 1989 den Meister in Lüneburg erweiterte er seine Ausbildung in der Abendschule um den technischen Betriebswirt IHK. Diese nebenberufliche Ausbildung dauerte zweieinhalb Jahre. Nach sechs Jahren im Vertrieb bei Kverneland Deutschland kam er im Jahr 2002 zu Fricke. Er leitet die Fricke-Filialen in Winsen/Luhe, Lahmstedt und Heeslingen mit insgesamt 60 Beschäftigten. Im Mittelpunkt steht der Kunde - das muss den angehenden Servicetechnikern vermittelt werden. Wir sind ein sehr traditionsreiches Unternehmen. Teilweise arbeiten wir mit unseren landwirtschaftlichen Kunden in der zweiten, manchmal sogar dritten Generation zusammen. Die Ausbildung zum Servicetechniker HWK legt neben den technisch orientierten Themen auch einen Schwerpunkt auf den Kunden, um den sich letztlich alles dreht. Ein kompetentes Auftreten und strukturierte Gesprächsführung mit dem Kunden sind aus meiner Sicht sehr wichtige Lehrinhalte, die zukünftig noch bedeutender werden, betont Heinz Gartelmann. Kai Lausmann ist der erste Servicetechniker, den wir ausbilden. Wie wir diese zusätzliche Ausbildung den Kunden gegenüber kommunizieren und in den Stundenverrechnungssatz einpreisen, überlegen wir noch. Zur Motivation der Mitarbeiter auch um sie im Unternehmen zu halten ist die Qualifikation zum Servicetechniker eine super Sache. Der Servicetechniker: An Maschinen zu basteln und zu schrauben war immer schon eine Leidenschaft von Kai Lausmann. Zuhause auf dem landwirtschaftlichen Nebenerwerbsbetrieb der Eltern in Kalbe im niedersächsischen Kreis Rotenburg gab es in der kleinen eigenen Werkstatt genügend Gelegenheit dazu. So war der Berufswunsch Landmaschinenmechaniker nach der zehnten Schulklasse eine fast natürliche Folge. Mit guten Schulnoten in den für technische Berufe wichtigen Fächern bewarb sich Kai Lausmann mit 17 Jahren in der Fricke Landmaschinenwerkstatt in Heeslingen. Mit den beiden Hausmarken Claas und Fendt absolvierte Kai Lausmann dann seine Lehre im Werkstattteam von rund zwanzig Mann. Die Arbeit mit der Elektronik macht mir viel Spaß, sagt der heute 24-Jährige. Er ist gut 1,85 m groß, schlank und wirkt zum Beginn unseres Gesprächs eher etwas zurückhaltend. Fricke-Werkstattmeister Wilhelm Holsten schätzt an Kai Lausmann eine rasche Auffassungsgabe und seine gründliche Arbeit. Er bemerkt, wie sicher sein Geselle mit Laptop und der komplexen Fahrzeugelektronik umgeht, so dass er ihn über die sowieso üblichen produktbezogenen Kundendiensttrainings hinaus fördern und motivieren möchte. Eine Ausbildung zum Meister kommt für Kai Lausmann, wie er berichtet, aktuell nicht in Frage. Denn den meisten Spaß macht ihm die echte Werkstattarbeit mit der Maschine. Seiner Ansicht nach bleibt einem als Meister wegen vieler Managementaufgaben und Papierkram dafür nicht mehr die Zeit. Die Qualifikation zum Servicetechniker traf dagegen genau sein Interesse. Diese hat einen großen Schwerpunkt auf der technischen Weiterbildung, z.b. in der Motortechnologie und der Elektronik-Diagnose. Diese Lehrgangsmodule sind hersteller- übergreifend und bereiten somit auf die herstellerspezifischen Trainings, hiervon hat Kai Lausmann bereits 20 Prozent bei Claas absolviert, vor. Nach den ersten Servicetechniker-Lehrgangsmodulen wendete Kai Lausmann bereits das Gelernte im Tagesgeschäft der Fricke-Werkstatt an. Vor allem bei der systematischen Fehlersuche profitiere ich viel von dem Kursus, berichtet der angehende Servicetechniker. Sicherlich hat man vorher auch schon Vieles gehört, aber nicht so konsequent angewendet. Hilfreich für die Berufspraxis fand der 24-Jährige auch die Übungen zur Fragetechnik beim Kunden, um den Fehler besser einzukreisen. Denn manchmal könne auch eine Fehlbedienung des Kunden der Grund für eine Maschinenstörung sein. Nicht selten befindet sich der größte Störfaktor für die Maschine zwischen Lenkrad und Rückenlehne, berichtet Lausmann schmunzelnd aus seiner Erfahrung. In Rollenspielen übten die angehenden Servicetechniker z.b. einen wegen eines Traktorenausfalls sehr aufgeregten Bauer Fritz die richtigen Fragen für die anschließende Diagnose des Fehlers zu stellen. Diese Übungen sind sehr praxisnah und haben mir auch echt schon weitergeholfen, sagt Kai Lausmann. Mit weiteren produktspezifischen Trainings ist er mit einer besonderen Begeisterung für die Elektronik auf dem Weg zum Claas-Schlepperspezialisten. Übrigens ist das Zertifikat zur Elektrofachkraft Hochvolttechnik Bestandteil der Ausbildung zum Servicetechniker.

4 Die Werkstatt: Kai Lausmann arbeitet seit Beginn der Ausbildung in der Fricke Werkstatt in Heeslingen. Sie grenzt direkt an die Hauptverwaltung und Lager des Fricke Ersatzteilgroßhandels an. In der Landtechnik pflegt Fricke das System einer Doppelspitze von zwei Meistern je Filiale. Erster Meister ist Wilfried Holsten. Schwerpunkt des 50-Jährigen ist das kaufmännische Werkstattmanagement, technisch liegt sein Schwerpunkt bei den Traktoren. Der 34-jährige Landmaschinenmeister Thorsten Eckhoff ist zweiter Mann in der Heeslinger Werkstatt. Der Elektrospezialist arbeitet eng mit Wilfried Holsten zusammen und übernimmt dessen Vertretung. Technisch hat er mehr die Erntetechnik im Fokus. Neben zwölf Gesellen sind sieben Auszubildende, die sich auf drei Lehrjahre verteilen, in Heeslingen beschäftigt. Die Werkstatt verfügt über vier eigene Werkstattwagen. Wilfried Holsten kannte bereits das Angebot von Claas für die Qualifikation zum Claas-Servicetechniker IHK. Auf der Werkstattleitertagung in Harsewinkel erfuhr Holsten, dass es das Angebot jetzt auch am Komzet in Lüneburg gibt. Lüneburg ist von Heeslingen gut zu erreichen. Sein Geselle Kai Lausmann hatte das Potenzial für diese Qualifikation und signalisierte Bereitschaft, auch mit einem Eigenanteil in die eigene Weiterbildung zu investieren. Da für Lausmann die Meisterausbildung noch kein Thema war, bot sich die Qualifikation zum Servicetechniker an. Nach Abschluss der Ausbildung wird Kai Lausmann eine Erhöhung seiner Bezüge in Aussicht gestellt. Der Kunde bezahlt die Gesellenstunde bei Fricke mit 56 Euro. Damit liegt unser Verrechnungssatz relativ hoch. Durch qualifiziertes Personal, das die notwendigen Spezialwerkzeuge beherrscht und eine hohe Ersatzteilverfügbarkeit kostet eine Reparatur bei uns aber nicht mehr, als in einer anderen, nicht spezialisierten Werkstatt, ist Heinz Gartelmann überzeugt. Der Hersteller: Franz Hensen, 51, ist Leiter Kundendienst der Claas Vertriebsgesellschaft mbh (CVG). Die Servicetechniker arbeiten dort, wo die Kugeln manchmal tief fliegen. Wir haben gegenüber diesen jungen Menschen eine Verantwortung und müssen sie fachlich aber auch menschlich in die Lage versetzen, einem Großkunden kompetent zu begegnen. Die Bedeutung des Einzelobjekts wächst immer mehr daher hat der Landtechnik-Kunde heute auch einen sehr hohen Anspruch. Neben dem technischen Wissen ist es maßgeblich, auch wenn es mit dem Kunden mal hoch hergeht, eine Gesprächsbasis zu finden und schnell konkrete Lösungsansätze zu entwickeln. Die Frage, wie gehe ich mit dem Kunden um, ist heute manchmal wichtiger, als die letzte Schraube zu kennen. Mit der Qualifikation zum Servicetechniker bilde ich die Spezialisten aus, die wir in Zukunft mehr und mehr brauchen. Zusätzlich bietet man jungen, technisch begeisterten Gesellen eine interessante Perspektive. Als Spezialist ist er bei Kollegen und Kunden anerkannt und gefragt, das motiviert und schafft Zufriedenheit am Arbeitsplatz. Das ist mehr Wert als der letzte Euro beim Entgelt. Ein Servicetechniker kann auch Servicedienstleistungen verkaufen und so die Werkstattaus- lastung steigern. Die Investition in die Ausbildung lohnt sich durch selbstständiges Arbeiten und höhere Effizienz des Mitarbeiters und letztlich zufriedene Kunden.

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