Ganz schön billig?! Wie Preis und Qualität zusammenhängen
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- Walter Kohler
- vor 8 Jahren
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1 Ganz schön billig?! Wie Preis und Qualität zusammenhängen Schülerwettbewerb zur politischen Bildung 2012 Quelle: Eigene Umfrage im November 2012 in Berlin, circa 300 Personen. Wahlpflichtkurs Geschichte/Sozialkunde Klasse 10c der Katholischen Theresienschule
2 Wie werden Hähnchen konventionell in Deutschland aufgezogen? Und wie sieht es in Mastbetrieben aus, die nach Ökokriterien produzieren? Die konventionelle Hähnchenaufzucht dient lediglich dem Ziel, eine große Masse an Hähnchenfleisch in möglichst kurzer Zeit zu produzieren. Die Aufzucht dauert ca. 5-7 Wochen, wobei man hier in Kurz- und Langmast unterscheidet. Die Kurzmast dauert 5 Wochen, nach denen das Hähnchen ein Gewicht von 1,5 kg hat. In diesem Fall wird das Tier im ganzen Stück verkauft. Die Langmast dauert 7 Wochen, nach denen das Hähnchen ein Gewicht von 2.5 kg hat. Hier wird das Tier jedoch in einzelnen Abschnitten verkauft, da diese nach 7 Wochen besser ausgeprägt sind. Die Mast wird durch Spezialfutter aus Weizen, Mais, Soja, Mineralstoffen und Vitaminen beschleunigt. Um 1 kg Fleisch herzustellen, benötigt man circa 2 kg Futter. Der Wasserverbrauch für 1 gemästetes Hähnchen beträgt Liter (inklusive der Futterherstellung). Antibiotika werden den Tieren prophylaktisch über die Nahrung zugeführt. Ein Angestellter sollte zweimal am Tag in den Stall nach den Tieren schauen. Die Unterkünfte der Tiere sind Mastanlagen mit künstlicher Beleuchtung und intensiver Bodenhaltung, also existieren beispielsweise keine erhöhten Sitzstangen, keine Picksteine oder Strohballen für die Hähnchen. Mit der künstlichen Beleuchtung wird den Tieren ein Tageszyklus von vielen Stunden und eine eher kurze Nacht vorgegaukelt. Ein Maststall fasst 20 bis Hähnchen, wobei kurz vor der Schlachtung 20 ausgewachsene Tiere auf einem Quadratmeter stehen. Georg Lott Es werden auch in der Bio-Produktion (z.b. nach EG-Öko Verordnung, Demeter, Bioland, Naturland und Neuland) Masthybride eingesetzt, jedoch deutlich langsamer wachsende. Bei diesen Tieren treten wachstumsbedingte Erkrankungen dadurch wesentlich seltener auf. Im Gegensatz zur konventionellen Tierhaltung sind diese Tierrassen langsam wachsend und werden daher erst nach 56 bis 90 Tagen geschlachtet. In den Ställen leben maximal Tiere in Bodenhaltung mit offener Stallung und freiem Auslauf. Im Stall ist natürliches Licht vorhanden. In den Ställen stehen bis zu 10 Tiere auf einem Quadratmeter, welche maximal 21 kg wiegen dürfen. Im Gegensatz zur konventionellen Tierhaltung gibt es bei der öko-logischen Tierhaltung Verbände (z.b. Bioland, Demeter und Naturland), welche erhöhte Sitzstangen vorschreiben (EU-Bio-Siegel schreibt es nicht vor). Den Tieren geht es dort einfach besser. Hier gibt es sogar mindestens 4 m² Freigelände pro Tier inklusive überdachtem Schlechtwetter-bereich. Sie bekommen mindestens 95 Prozent Biofutter, keine genveränderten Pflanzen und bei Bioland, Naturland und Neuland sogar über 50 Prozent vom eigenen Betrieb. Bei der ökologischen Tierhaltung sind keine vorbeugenden Medikamente erlaubt. Das Biosiegel der EU und sein deutsches Pendant (das sechseckige Zeichen) zeigen dem Verbraucher an, dass die Tiere besseres Futter bekommen und mehr Auslauf als Tiere aus konventioneller Massentierhaltung hatten. Aber nur die anderen vier Siegel der verschiedenen Verbände bieten dem Konsumenten die Gewähr, dass die Tiere wirklich artgerecht gefüttert und gehalten worden sind. Peter Hegedüs * * *
3 Welche Kostenunterschiede gibt es zwischen konventioneller Hühnermast und ökologischer Hühnerhaltung? Konventionelle Hühnermast Ein konventioneller Betrieb bekommt die Küken von seinem Vermarktungspartner geliefert. In speziellen Brütereien werden die Eier ausgebrütet und die Küken werden für circa 32 Cent das Stück an einen Mastbetrieb verkauft. Im konventionellen Betrieb leben rund Tiere in einem Stall. Kurz vor der Ausstallung leben dann bis zu 20 ausgewachsene Tiere auf 1 Quadratmeter und sie haben ihr kurzes Leben von Tagen nur im Stall verbracht. Dadurch betragen die Gebäudekosten pro Huhn nur rund 14 Cent. Die Hühner werden mit speziellem Kraftfutter innerhalb dieser 42 Tage auf das Endgewicht von bis zu 2,5 Kg gemästet. Die Kosten des Futters belaufen sich dabei auf nur rund 1,13. Die Arbeitskosten von rund 14 Cent und die Kosten für Sonstiges von 11 Cent je Huhn ergeben Gesamterzeugungskosten von insgesamt circa 1,85 pro Tier. Nach 42 Tagen rollen die Laster auf den Hof und professionelle Fänger sammeln dann die Hühner ein und bringen diese zum Schlachter, welcher bis zu 100 km entfernt sein kann. An den Schlachter verkauft der konventionelle Mastbetrieb jedes Huhn für rund 2,10. Das ergibt einen Gewinn von ungefähr 25 Cent je Tier. Ökologische Hühnerhaltung Der Biobauer kauft seine Küken nicht bei einem Vermarkter, sondern besitzt eigene Legehennen und lässt die Eier ausbrüten. Das Küken kauft er dann für 1 zurück. Auf dem Biohof leben maximal Tiere und circa in einem Stall. Hier finden höchstens bis zu 10 Hühner auf 1 m² Platz. Die Lebensdauer beträgt Tage und ab dem 42. Tag dürfen die Hühner ins Freie, um ihre natürlichen Bedürfnisse, wie Scharren und Picken ausleben zu können. In dieser Zeit bekommen die Tiere ein spezielles Futter, welches vom Bauer biologisch angebaut wird. Da die Tiere fast doppelt so lange leben und Biofutter bekommen, betragen die Kosten dafür 4 pro Huhn. Die Kosten für den Stall und die Arbeitskosten belaufen sich auf 2 aus den gleichen oben genannten Gründen. Die Erzeugungskosten pro Tier betragen in der ökologischen Hühnerhaltung somit 7. Der Biobauer verkauft jede Woche bis zu Hühner mit einem Gewicht von circa 2,5 kg, welche selbst mit einigen Helfern eingefangen werden. Der Schlachter zahlt dem Bauern 7,50 pro Huhn. Der Gewinn beläuft sich also auf 50 Cent für jedes Tier. Philipp Masius Abb. 4: Erzeugerpreise für Masthähnchen Abb. 1: Konventionelle Hühnermast Abb. 2: Massentierhaltung Abb. 3: Ökologische Hühnerhaltung
4 Was kritisieren Tierschützer an der konventionellen Hähnchenmast? Weitere Nachteile der Massentierhaltung für Tiere, Mensch und Umwelt? Diverse Tierschutzorganisationen prangern die Haltung der Hähnchen an. Dabei wird vor allem die viel zu geringe Größe der Ställe (bzw. die zu hohe Anzahl an Hühnern pro m²) angesprochen. Auch die Hygiene in den Ställen ist nicht zufriedenstellend. Es wird in vielen Videos gezeigt, dass die Tiere mit den Füßen in ihrem eigenen Kot stehen. Dadurch entstehen Verätzungen, die, wenn das Tier auf dem Boden liegt, auch den gesamten Körper betreffen. Die so entstehenden Verletzungen an den Hühnern werden nur in Ausnahmefällen behandelt. Die Tierschutzorganisation PETA (People for the Ethical Treatment of Animals, gesprochen: Pita) kritisiert darüber hinaus auch massiv die Verladung von Hähnchen. Dabei wird gesagt, dass die Hähnchen rücksichtslos in die Ställe geworfen werden, dadurch verletzte Tiere werden teilweise totgetreten. Auch der Transport von den Ställen in die LKWs wird als qualvoll beschrieben. So werden die wehrlosen Tiere ohne Vorsicht in die Transportboxen geworfen und teilweise auch getreten, damit die Box schließen kann. Weiterhin sagen die Kritiker der Massentierhaltung, dass die Hähnchen so gezüchtet werden, dass ihre Beine ab einem bestimmten Zeitpunkt das eigene Körpergewicht nicht mehr tragen können und daraufhin unter Schmerzen zusammenbrechen. Aufgrund dieser Tatsachen kommt es in vielen Fällen auch zum Tod zahlreicher Tiere. Tierschützer kritisieren in diesem Zusammenhang, dass die toten Tiere teilweise wochenlang in den Ställen liegen das heißt, dass sich Krankheiten und Mikroorganismen wie Bakterien und Pilze Ungestört im Stall ausbreiten können. Bei einer ernsthaften Ausbruchsgefahr einer Krankheit in den Stallungen werden von den Haltern zur Bekämpfung oft Antibiotika eingesetzt. Tierschutzorganisationen wie z.b. der deutsche Tierschutzbund oder PETA weisen darauf hin, dass im Endprodukt oft noch Spuren dieser Medikamente enthalten sein können. Dies hätte zur Folge, dass der menschliche Körper gegen bestimmte Antibiotika resistent wird. Ian Pasternak Zusammengepfercht in Ställen mit künstlicher Beleuchtung und nur der Möglichkeit sich auf verdrecktem Boden aufzuhalten, leiden die Hühnchen sehr. Krankheiten entwickeln sich und verbreiten sich schnell. Der nicht vorgeschriebene Grünauslauf bleibt aus und so können die Abwehrkräfte nicht vernünftig gestärkt werden und die Vitamin-D-Bildung wird nicht gefördert. Beispielsweise können dann entstandene Wunden nicht gut verheilen. Man kann also sagen, dass bei konventioneller Haltung die Tiere sehr leiden und sich quälen und zusätzlich die Umwelt Schaden nimmt, denn die Transporter der großen Schlachtbetriebe holen die Tiere aus weitläufigen Gebieten. Dazu wird aus dem Tierkot auch noch Ammoniak, ein Treibhausgas, freigesetzt. Schließlich gelangen möglicherweise noch viel zu viel eingesetzte Antibiotika ins Grundwasser und es wird sehr viel Wasser für die Produktion (inklusive Futterherstellung) verbraucht. Vera Paulaeck Abb. 1: Logo der Tierschutzorganisation PETA Abb. 2: Einblick in einen Hähnchenmastbetrieb Abb. 3: Totes Hähnchen in einem Mastbetrieb
5 Welche Menge an Geflügelfleisch konsumieren wir in Deutschland? In welchen Lebensmitteln ist Hähnchenfleisch enthalten? Geflügelfleisch ist in vielen Nahrungsmitteln vorhanden. Viele essen es, aber wie viel Geflügelfleisch essen wir eigentlich so im Jahr? Vor circa 50 Jahren aßen die Menschen durchschnittlich 32 kg Fleisch im Jahr. Heute ist es in etwa die doppelte Fleischmenge, circa 64 kg. Davon nehmen wir etwa ein sechstel als Geflügelfleisch zu uns, das ergibt 11,5 kg und entspricht circa fünf Hühnern bzw. drei bis vier Puten pro Jahr. Hauptsächlich ernähren wir uns von Schweinefleisch, was ungefähr die Hälfte der 64 kg ausmacht. Zusätzlich essen wir noch 8,7 kg Fleisch vom Rind. Wenn man davon ausgeht, dass dies Durchschnittswerte sind, die sich aus dem Essverhalten aller Bürger herleiten lassen, dann ist zu beachten, dass es Gruppen gibt, die weniger bis gar kein Fleisch essen (Kinder, Vegetarier und Veganer) und entsprechend Bevölkerungsgruppen, die prozentual erheblich mehr Fleisch essen. So kann man davon ausgehen, dass Fleischesser im Jahr circa 100 kg verzehren. Das macht bei dem oben genannten Anteil eine Menge von circa 17 kg Geflügelfleisch, was wiederum ungefähr acht Hühnern pro Person im Jahr entspricht. David Kuschel Hähnchenfleisch ist ein weitverbreitetes Nahrungsmittel, welches oft auch weiterverarbeitet wird, wie zum Beispiel in Grillwurst (Bruzzler), Salami, Wienern, Leberwurst und anderen Aufschnitten. Ebenfalls kann man Geflügelfleisch häufig in Konserven, zum Beispiel in Hühnersuppe, Salaten, sowie in Fastfood-Produkten, wie Burger, Nuggets und Chicken-Wings wiederfinden. Ein halbes Hähnchen ist in Gaststätten und Grillbuden schon für ungefähr 5 Euro zu bekommen, an mobilen Verkaufsständen kostet es sogar nur 3 Euro. Beliebt in Großstädten wie Berlin ist außerdem der Chickendöner. Hähnchenfleisch wird zu einem geringen Teil auch zu Tiernahrung verarbeitet. Magdalena Waury Gespräch mit Herrn Gottschlich An einem Nachmittag machten wir uns nach der Schule auf den Weg zu einem bekannten Fleischer im Stadtteil Berlin-Prenzlauer Berg. Herr Gottschlich bietet in seinem Fachgeschäft Fleisch von artgerecht gehaltenen Tieren an. Er führt das Familienunternehmen selbst seit 17 Jahren, nun schon in der 6. Generation. Er ist gleichzeitig der Lieferant der in ganz Berlin bekannten Currywurst-Kette Konnopke. Auf unsere Nachfrage meinte er, dass man den Unterschied zwischen Fleisch aus konventioneller und aus artgerechter Haltung sehr wohl herausschmecken könnte. Seine Kundschaft würde nicht umsonst zu ihm für ihren Einkauf kommen. Sie hätten die nötigen finanziellen Mittel und würden eben viel Wert auf gutes und gesundes Fleisch legen. Regina Radam Abb. 1: Fleischkonsum in Deutschland Abb. 2: Schüler des Kurses während des Interviews 1.
6 Import und Export von Hähnchenfleisch Jeder Deutsche isst im Durchschnitt pro Jahr 90,1 kg Fleisch, über 20 Prozent (18,9 kg) davon sind Geflügel. Für viele Deutsche ist Fleisch ein Teil der täglichen Ernährung. Die Nachfrage vor allem nach Hühnerfleisch ist in den letzten Jahren sehr angestiegen und somit auch die Geflügelproduktion. Momentan gibt es circa Geflügelhalter in Deutschland, dennoch ist die produzierte Menge dem Anschein nach noch nicht ausreichend. Jährlich werden zusätzlich Tonnen Geflügel importiert. Trotzdem exportiert Deutschland gleichzeitig Tonnen Geflügelfleisch. In vielen Teilen Europas wird nur ein kleiner Teil des eigentlichen Huhns verspeist. Hähnchenbrust und Schenkel sind am beliebtesten, aber auch die Flügel werden gerne von Fastfood- Ketten, wie KFC und McDonalds verarbeitet. Aber was passiert eigentlich mit den Resten die beim Schlachten anfallen? Haut und Innereien, die beim Schlachten zum Nebenprodukt werden, nutzt man oft zur Produktion von Geschmacksverstärkern und Geflügelwurst. Die Hühnerfüße werden beispielsweise nach China exportiert, sie gelten dort als Delikatesse. Der Überschuss der Hühnerproduktion in Europa und das sogenannte Hühnerklein (d.h. der Rest des Huhns) werden nach Afrika exportiert. Vielleicht werden Sie jetzt denken, dass der Export von Hähnchenresten nach Afrika für viele Leute positiv sei, da sie nun eine gute Chance haben an billiges Fleisch heranzukommen. Doch für einige Menschen gilt das genaue Gegenteil. Für die dortigen Hühnerhalter bedeutet es den Bankrott. Sie können nicht mit den billigen Preisen des importierten Fleisches mithalten und werden ihre eigenen Hühner nicht mehr los. Das auf den Märkten verkaufte Importfleisch bringt auch für die Käufer manchmal schwerwiegende Nachteile. In Afrika wird oft keine geregelte Kühlkette gewährleistet und auf den Märkten verderben die Hühnerteile in den Kisten. Stichproben haben gezeigt, dass 85 Prozent des Fleisches nicht zum Verzehr geeignet sind, denn nach Afrika wird meist minderwertiges Fleisch geschickt, das man in Europa nicht einmal mehr verarbeiten möchte. Die Hühner aus einheimischer Produktion hingegen können noch auf dem Markt lebendig begutachtet werden. Man sieht sofort, ob das Huhn gesund ist oder nicht. Doch können sich viele Leute dieses Fleisch nicht leisten, obwohl die Händler es meist schon unterhalb ihrer Produktionskosten verkaufen müssen. Trotzdem ist es oft mehr als doppelt so teuer wie das Importfleisch. In Ghana wird inzwischen nur noch 3 Prozent des Hühnerfleischbedarfs aus einheimischer Produktion gedeckt. Die Einzigen, die von diesem Handel profitieren, sind die europäischen Produzenten und Exporteure. Die Reste nach Afrika zu exportieren ist immer noch günstiger als die Entsorgung in Europa zu bezahlen. Afrika wird so als Absatzmarkt genutzt. Nina Meschenmoser Abb. 2: Hähnchenmarkt in Afrika Abb. 1: Logo der Fastfood-Kette KFC Das Unternehmen achtet leider noch nicht ansatzweise auf eine artgerechte Tierhaltung seiner angebotenen Hähnchen. Auf unsere Nachfrage war KFC nicht zu einem Gespräch mit uns bereit. Abb. 3: Das Globale Huhn Buchtitel, Das Globale Huhn, Francisco Mari & Rudolf Buntzel
7 Wie ist es um den Hähnchenmarkt in Deutschland bestellt? Wie stellt sich der PHW-Konzern (Wiesenhof) selbst dar? Die PHW (benannt nach dem Firmengründer Paul-Heinz Wesjohann), der größte Geflügelkonzern in Deutschland mit Mitarbeitern, verfügt heute über einen Jahresumsatz von 2,2 Mrd. Euro. PHW lässt 800 selbstständige Hähnchenmastbetriebe für sich arbeiten. Jährlich werden 240 Mio. Hähnchen in diesen Betrieben produziert und anschließend an PHW zur Schlachtung geliefert. Ein einzelnes Küken wird von PHW für 30 Cent an die Mastbetriebe verkauft und ist beim Rückkauf 1,70 Euro wert. Der Gewinn für die Mastbetriebe liegt bei circa Cent pro Tier. Der meiste Profit verbleibt allerdings bei PHW, der Konzern hat einen Marktanteil von deutlich über 30 Prozent. Pro Stunde werden Hähnchen in den PHW-Betrieben in Deutschland geschlachtet. Eine Marktanalyse vom Oktober 2012 besagt, dass das Angebot an Hähnchen in Deutschland ausreichend sei. Die Hähnchenpreise steigen leicht an und das Angebot an Hähnchenschenkeln ist derzeit eher knapp. Die derzeit für die Hähnchenmäster zufriedenstellenden Marktpreise sollen durch den hohen Export gestützt werden. Regina Radam Das Unternehmen setzt, laut eigenen Angaben, sehr auf regenerative Energien und hat als Kampagne dafür auf vielen Ställen Solarmodule installieren lassen. Auch eine Biogasanlage wurde von Wiesenhof gebaut. Ebenfalls behauptet Wiesenhof, dass auf den Wiesenhof-Mastanlagen kein Gensoja verfüttert wird. Des Weiteren preist Wiesenhof seine neue Biomarke Privathof an. Diese Produktionslinie gibt der Konzern als Marke für die besonders umweltbewussten Kunden aus. Auch auf der Website von Privathof- Geflügel sieht man fast nur Bilder von Küken und oft noch von der jeweiligen Familie die diesen Mastbetrieb besitzt. Auf den Fotos sind häufig Kinder zu sehen. Insgesamt zeigt Wiesenhof nur Bilder von gesunden Hühnern und von perfekten Verhältnissen. Das gesamte Unternehmen stellt sich als umweltbewusst und tierfreundlich dar und zeigt der Außenwelt nichts von dem Schrecken der oftmals dort stattfindet. Seit der Saison 2012/2013 ist Wiesenhof mindestens für zwei Jahre der Trikotsponsor des Fußball-Bundesligisten Werder Bremen. Pro Saison erhält der Verein zwischen 5 und 8 Millionen Euro dafür. In verschiedenen Zeitschriften finden sich seit diesem Herbst ganzseitige Anzeigen der deutschen Geflügelwirtschaft. Dort wird ebenfalls auf den verantwortungsvollen Umgang mit den Tieren abgehoben. Die Branche scheint es nach verschiedenen kritischen Filmveröffentlichungen der Tierschutzorganisation PETA nötig zu haben, ihr Image in der Öffentlichkeit zurechtzurücken. Man kann davon ausgehen, dass der PHW-Konzern als der mit Abstand größte Geflügelschlachtbetrieb sich finanziell stark an der Anzeigenkampagne beteiligt. Georg Stolzenberger Abb. 1: Tierschützer kritisieren den Sponsoring-Vertrag Abb. 2: Anzeigekampagne des Zentralverbands der deutschen Geflügelwirtschaft
8 Welche Aufgaben hat die staatliche Aufsicht? Wie arbeitet sie? Was hat unsere Umfrage ergeben? Die Staatliche Aufsicht in Sachen Hühnchenfleischproduktion wird von den Veterinärämtern, und den behördlichen Lebensmittelüberwachungen auf kommunaler Ebene übernommen. Das heißt, dass jeder Landkreis sein eigenes Veterinäramt hat. Die aktuelle Rechtslage bildet das am 7. September 2005 in Kraft getretene Lebensmittel-, Bedarfsgegenstände- und Futtermittel- Gesetz (LFGB). Abermals geändert wurde es im August Die Veterinärämter sind vor allem für die Fleischhygiene zuständig. Dazu gehören Gesundheitskontrollen der zu schlachtenden Tiere und der möglicherweise nötigen Aussortierung. Danach wird das Hühnchenfleisch einer weiteren Untersuchung unterzogen. Es wird überprüft, ob alles in Ordnung ist mit dem Fleisch. Aus dem Protokoll des Sachverständigengespräches am 20./21. November 1997 im Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin geht hervor, dass der Mangel an kontrollierenden Tierärzten und sonstigen amtlichen Bediensteten für Überwachung und Kontrolle der Mastbetriebe, die Aufsicht erheblich erschweren wurde die Forderung nach einer so genannten 100 Prozent-Kontrolle laut. Die Teilnehmer kamen zu dem Fazit, dass weder die Schlachttier- noch die Fleischuntersuchung den Anforderungen entsprechen und die erforderliche Gewähr für die Genusstauglichkeit des Geflügelfleisches bieten können. Lea Gill Aus den Statistiken unserer eigenen Umfrage ist zu entnehmen, dass die Mehrheit der Befragten (77%) bereit wäre, mehr Geld für Fleisch aus artgerechter Tierhaltung auszugeben. Es ist sich jedoch nur ein kleiner Teil (5%) darüber im Klaren, dass für Fleisch aus artgerechter Haltung bis um das Doppelte ausgegeben werden muss. Bei einer anderen Frage ging es uns darum zu erfahren, ob Fleisch aus Sicht der Befragten ein Grundnahrungsmittel sei. Ungefähr 67% stimmten der Frage zu, wenn auch mit der ein oder anderen Entscheidungsschwierigkeit. In der darauffolgenden Frage ging es um das Kaufverhalten der Befragten. Ein Ergebnis war für uns nicht sonderlich überraschend, nämlich dass circa 40% ihr Fleisch im Supermarkt einkaufen. Dass aber ¼ der Befragten ihr Fleisch im Fleischerfachgeschäft erwerben, hätten wir so nicht vorausgesehen. Selbstkritisch müssen wir an dieser Stelle anmerken, dass wir den Bioladen als Antwortmöglichkeit vergessen haben. In einer weiteren Frage ging es um eine bessere Kennzeichnung von Fleisch aus artgerechter Tierhaltung. Es war klar, dass sich eine Mehrheit bei den Befürwortern finden würde, aber dass es mehr als ¾ sind, hat uns dann doch überrascht. Philipp Brath, Johann von Schroeter Quelle: Eigene Umfrage im November 2012 in Berlin, circa 300 Personen Abb. 1: Schüler des Kurses während der Befragung
9 Wo bekomme ich in Berlin Fleisch von Bio-Hähnchen? Welche Konsequenzen ziehen wir aus dem Projekt? Unsere Recherchen bis hierhin ergaben: Die artgerechte Tierhaltung und die Fütterung mit biologisch erzeugtem Tierfutter haben ihren Preis. Durch unsere Umfrage wissen wir, dass die Verbraucher durchaus bereit sind, einen gewissen Mehrpreis dafür zu zahlen. In den Supermärkten Berlins (z.b. Rewe, Kaisers) erhält man in den Kühlregalen schon Hähnchenbrustfilet (circa 25,- Euro/kg im Vergleich zu konventionell hergestelltem 11,- Euro/kg) oder auch ganze Hähnchen (circa 10,- Euro im Vergleich zu konventionell hergestellten 5,- Euro/kg), die nach den Kriterien der EG-Öko-Verordnung das Bio- Siegel tragen dürfen. Für so genannte Verbandsware (Bioland, Demeter, Naturland, Neuland) muss man allerdings noch mehr Geld auf den Tisch legen und dieses Fleisch ist bislang nur in Bioläden, an bestimmten Marktständen oder in speziellen Fleischereien erhältlich. Es gibt auch Imbissläden oder Restaurants, die ausschließlich Neuland-Fleisch verwenden. Ein Grillhähnchenwagen mit Bio-Hähnchen ist in Berlin derzeit wohl noch Zukunftsmusik. Andreas Kühler Bevor wir uns mit dem Thema beschäftigt haben, war mir nicht bewusst, in welcher Weise Hähnchen gezüchtet, geschlachtet und verarbeitet werden. Ich war geschockt. In der Auseinandersetzung mit der Herstellung von Bio-Fleisch wusste ich beispielsweise nicht, welche Bio-Siegel in Deutschland verwendet werden, welche Aufbzw Vorlagen die Mastbetriebe beachten müsssen und wie es um das Preis- Leistungsverhältnis bestellt ist. So kann meiner Meinung nach für so geringes Geld keine gute Fleisch-Produktion gesichert werden. Daher erschreckt es mich, wie wenig es die staatliche Aufsicht kümmert, was generell in den Mastbetrieben passiert, zum Beispiel in Punkto Tierquälerei und Genmanipulation. Genauso erstaunlich war es für mich, dass viele Leute gar nicht über die Herkunft Ihrer Nahrung, in diesem Fall das Fleisch, Bescheid wissen. Sie hatten meistens auch keinerlei Kenntnisse darüber, welche Zustände in den Hähnchenmastbetrieben vorherrschen. Nach der gemeinsamen intensiven Beschäftigung mit dem Thema habe ich verschiedene Konsequenzen für mich gezogen. Zum Einen esse ich weniger Geflügelfleisch und Fleisch im Allgemeinen. Ich musste mir aber eingestehen, dass ich nicht gänzlich auf Fleisch verzichten möchte. Daher achte ich zum Anderen besonders darauf, möglichst nur Fleisch aus artgerechter Haltung zu kaufen bzw. zu konsumieren. So habe ich in meiner Familie für eine neue Einkaufskultur plädiert und meine Eltern überzeugen können. Zum Anderen informiere ich mich über die Herkunft der Schulspeisung, wobei ich bisher noch keine befriedigenden Ergebnisse bezüglich der Fleischherkunft bei den Drei Köchen erreicht habe. Die Internetseite gibt hierzu wenig Auskunft. Es ist mir bewusst, dass der Mensch ein sehr großes Verdrängungsvermögen besitzt, auch ich. Ich hoffe trotzdem, dass die Auseinandersetzung mit diesem Thema mein Ernährungsverhalten nachhaltig verändert bzw. geprägt hat. Leo Goßlau Abb. 1: Grillhähnchenwagen in Berlin Abb. 2: Die neuen Tierschutzlabel des deutschen Tierschutzbundes, ab 2013 Gespräch mit dem Inhaber einer Neulandfleischerei Seinen Laden in Berlin besitzt er seit 1981 und Neulandfleisch verkauft Herr Gerlach seit dem Jahr Er entschied sich zum Verkauf dieses Fleisches, da er selbst nach Anregung von Kunden einen Neulandhof besuchte und dort von der artgerechten Tierhaltung überzeugt wurde. So, sagt er, konnte er auch etwas anbieten, was nur wenige andere verkaufen. Er hat gut zu tun mit seinem Laden, denn gerade in den letzten Jahren kommt viel zugezogene Kundschaft, insbesondere Eltern, die viel Wert darauf legen, gutes Fleisch für ihre Kinder zu kaufen. Seine Hühnchen kommen einerseits von Neulandhöfen oder es sind spezielle Maispoularden aus Frankreich, die Herr Gerlach auf Nachfrage mit in sein Sortiment genommen hat
10 Unsere Quellen für das Projekt: Ganz schön billig!? 1. Bücher/ Artikel/ Film: Akte Fleisch, DVD, Santec Media GmbH, Dowideit, Anette: Fleisch von glücklichen Tieren, Der Tagesspiegel vom 23. Oktober Foer, Jonathan Safran: Tiere essen, Köln Mari, Francisco; Buntzel, Rudolf: Das globale Huhn. Hühnerbrust und Chicken Wings Wer isst den Rest?, Frankfurt am Main Marquart, Maria und Teevs, Christian: Mastbetriebe im Vergleich Zwei Hühnerleben SPIEGEL ONLINE Reportage vom , /wirtschaft/service/huehner-mast-bio-hofund-konventioneller-betrieb-im-vergleich -a html, abgerufen am: vom 24. September Gespräche mit: Herrn Christian Gottschlich, Inhaber einer Feinkost-Fleischerei, Interview am Herrn Klaus Gerlach, Fleischermeister und Inhaber einer Neulandfleischerei, Interview am Herrn Frank Meuser, Leiter des Hauptstadtbüros des Deutschen Tierschutzbundes e.v., Interview am Herrn Ilker Halici, Filialleiter von Curry 32, Imbiss in Berlin Prenzlauer Berg, Interview am Für unsere Recherche benutzten wir außerdem folgende Homepages: Abb. 1: Proteste gegen Hähnchenmastfabriken Maurin, Jost: Dialog statt Krieg, die tageszeitung vom 26. Oktober Protokoll eines Sachverständigengesprächs am 20./21. November 1997 im Bundesinstitut für Gesundheit, Verbraucherschutz und Veterinärmedizin. Spiegel-Gespräch mit Peter Wesjohann: Unseren Hähnchen geht es gut, Der Spiegel vom 24. September Abb. 2: An vielen Orten der Bundesrepublik wehren sich mittlerweile die Anwohner gegen große Hähnchenmastbetriebe, wie beispielsweise hier die Bürgerinitiative gegen die Hähnchenmast in Schnega im Wendland. Taz-Gespräch mit Edmund Haferbeck: Im Vergleich glänzt Wiesenhof, die tageszeitung Abb. 3: Außenansicht Imbiss Curry
11 Projektbericht zur Arbeit:»Ganz schön billig?! - Wie Preis und Qualität zusammenhängen«wir sind ein Wahlpflichtkurs im Fach Geschichte/Sozialkunde in der 10. Klasse und haben dieses Fach drei Schulstunden in der Woche. Schon zu Beginn des Schuljahres entschieden wir uns nachdem wir von dem Schülerwettbewerb zur Politischen Bildung gehört hatten für das Thema: Ganz schön billig?! Wie Preis und Qualität zusammenhängen. Dann beschäftigten wir uns zunächst mit einem anderen Thema und nachdem wir dieses mit einer Klausur abgeschlossen hatten, ging es Mitte Oktober mit diesem Projekt los. Zunächst sammelten wir unsere Vorkenntnisse und Einstellungen zu den Komplexen der Tierhaltung und des Fleischkonsums, um anschließend unsere Untersuchungsfragen zu entwickeln. Diese bearbeiteten wir im weiteren Verlauf arbeitsteilig. Ein Teil der Ergebnisse ist selbstverständlich in unserer Arbeit nachzulesen. Zuhause und auch im Unterricht schauten wir uns auch Filme bzw. Filmsequenzen zur Hähnchenmast und zur schlachtung an. Danach entwickelten wir einen Fragebogen mit 10 Fragen zum Thema. Jede Schülerin bzw. jeder Schüler hatte die Aufgabe, 20 Personen zu befragen. Die Ergebnisse wurden zusammengerechnet und von zwei Schülern weiter bearbeitet. Ein kleiner Teil davon findet sich wiederum in unserer gemeinsamen Arbeit. Anschließend bzw. parallel formulierten wir Anfragen, die wir per mail an verschiedene Organisationen/Einrichtungen mit der Bitte um ein Gespräch bzw. Interview verschickten. Darauf bekamen wir allerdings leider überwiegend negative Rückmeldungen. Wir probierten es in einigen Fällen auch noch einmal auf telefonischem Weg. Aber nur wenige Menschen erklärten sich zu einem Gespräch mit uns bereit (siehe eingesandte Arbeit). Schlussendlich fanden sich zwei Schüler für die Gestaltung des Layouts bereit und wir anderen konnten derweil unsere Schlussfolgerungen und Erkenntnisse aus der Bearbeitung des für uns alle absolut spannenden Themas ziehen und niederschreiben. Der Lehrer hat die Texte zum Schluss Korrektur gelesen. Abb. 1: Der Politikkurs Impressum: Wahlpflichtkurs Geschichte/Sozialkunde, Klasse 10c der Katholischen Theresienschule Leitung: Herr Kühler, Lehrer für Geschichte, Politikwissenschaft und Erdkunde Bearbeitungszeitraum: Oktober/November 2012 Textproduktion/Recherche: Philipp Brath, Lea Gill, Leo Goßlau, Peter Hegedüs, David Kuschel, Georg Lott, Philipp Masius, Nina Meschenmoser, Ian Pasternak, Vera Paulaeck, Regina Radam, Johann von Schroeter, Georg Stolzenberger, Magdalena Waury Umfrage (Konzeption und Auswertung): Philipp Brath, Johann von Schroeter Layout: David Kuschel, Ian Pasternak Grafiken (Piktogramme): Nina Meschenmoser
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