Klinikum Frankfurt an der Oder. Dominik Födinger

Transkript

1 Erfahrungsbericht Über die selbst organisierte Absolvierung einer Fächergruppe in Frankfurt an der Oder von: Dominik Födinger Diplomstudium Humanmedizin 3. Abschnitt 11. Semester Krankenhaus: Klinikum Frankfurt an der Oder Abteilung für Geburtshilfe und Frauenheilkunde Lehrkrankenhaus der Charité Berlin

2 Frankfurt an der Oder Frankfurt an der Oder ist eine kleine Stadt die direkt an der Grenze zwischen Deutschland und Polen in der ehemaligen DDR liegt. Frankfurt hat derzeit ungefähr Einwohner, wobei die Einwohnerzahl durch die schlechte wirtschaftliche Situation durch starke Abwanderung immer weiter sinkt. Vor ungefähr 20 Jahren lebten dort noch über Menschen nach Absiedelung von mehr als der Hälfte der Einwohner wirkt die Stadt leer. Das Rhoen- Klinikum Frankfurt (Oder) hat ungefähr 1200 Betten und ist im Raum Brandenburg maximal- Versorger. Das Krankenhaus hat einen permanent besetzten Herzkathederplatz, verfügt über speziellere chirurgische Abteilungen (Gefäßchirurgie, Neurochirurgie, usw.) und ist als größtes Krankenhaus in Brandenburg (Berlin natürlich ausgenommen) mit 20 Abteilungen und 5 Instituten auch Anlaufstelle der umliegenden Kliniken bei Patienten mit komplizierten Krankheitsverläufen oder Komplikationen. Auf der Gynäkologie und Geburtshilfe werden gemeinsam mit der Neonatologie Patientinnen mit komplizierten Geburtsverläufen und Risikogeburten aus ganz Brandenburg versorgt. Kontakt zum Klinikum Das Klinikum belegt in der deutschen PJ- Rankingliste derzeit den 98. Platz. Es wird jedem Studierenden, egal ob PJ oder Famulatur, eine Aufwandsentschädigung von 415 bezahlt. Zusätzlich bekommt man im Krankenhaus jeden Tag ein freies Mittagessen und die Unterkunft wird auch gestellt. Diese befindet sich entweder im Krankenhaus, oder wahlweise in einer kleinen Wohnung im Stadtzentrum (wenn man die Wohnung nimmt werden 100 von der Entschädigung abgezogen). Die Kontaktaufnahme gestaltete sich sehr einfach. Wie auf der Homepage beschrieben reichte ein Bewerbungs-Mail an die Personalabteilung aus. Nach Rücksprache seitens der Personalabteilung mit dem Chefarzt ob Plätze auf der von mir gewünschten Abteilung (Gynäkologie und Geburtshilfe) frei waren, erhielt ich sehr rasch eine Betreuungszusage. Die Anreise gestaltete sich sehr einfach. Vom Berliner Flughafen konnte man relativ leicht den Berliner Hauptbahnhof erreichen. Von dort fährt zu jeder vollen Stunde ein Zug direkt nach Frankfurt Fahrzeit ziemlich genau eine Stunde. Frankfurts Straßenbahnnetz ist sehr leicht zu überschauen, aber eigentlich sehr gut ausgebaut. Es war sehr leicht unsere Pension für die erste Nacht zu erreichen, die von der Klinik organisiert und bezahlt wurde. Unsere eigentliche Unterkunft im

3 Stadtzentrum wurde uns nach dem ersten Arbeitstag übergeben. Wir wurden von der für uns Zuständigen Mitarbeiterin der Klinik mit dem Taxi direkt in die Wohnung gebracht. Der Ablauf zur Aufnahme der Tätigkeit gestaltete sich also sehr einfach und wurde seitens des Klinikums bestens organisiert. Qualität der Ausbildung Die hohe Qualität der Patientenversorgung einerseits, und die relativ geringe Dichte an PJ- Studenten andererseits ermöglichen ein ausgezeichnetes Lernklima auf den Abteilungen. Die Einarbeitung auf die einzelnen Tätigkeiten die ich zu erfüllen hatte erfolgte immer stressfrei und in ausgesprochen angenehmer und kollegialer Art und Weise. Es wurden von mir nie Tätigkeiten verlangt die nicht meiner Qualifikation entsprachen oder auf die ich nicht eingeschult wurde. Vielmehr wurde unter Rücksicht meiner bisher erlernten Fähigkeiten gemeinsam mit den ärztlichen Kollegen versucht meine Kompetenzen zu erweitern. Weiters war das ganze Team sehr daran interessiert mir immer interessante Fälle zu präsentieren oder mich in neue Fähigkeiten step by step- einzuschulen. Es fand jede Woche PJ Unterricht an verschiedenen Abteilungen der Klinik statt. Während meiner Fächergruppe wurde unter anderem ein ausgesprochen guter Abdomensonographie-Kurs angeboten. Weiters kann an verschiedenen internen Fortbildungen oder Veranstaltungen wie z.b. Tumorboard teilgenommen werden. Während meinem Aufenthalt wurde ein von der eigenen Geburtshilfe selbst organsierter Kongress, das Brandeburger Perinataltreffen, an dem ich kostenfrei teilnehmen durfte, abgehalten.

4 Zusammenfassung Die Absolvierung der 3. Fächergruppe in Frankfurt an der Oder war in aller Hinsicht eine ausgezeichnete Erfahrung. Die Organisation des Aufenthaltes durch die Klinik war sehr entgegenkommend und klappte komplikationslos. Das Arbeiten an der Klinik war wirklich angenehm. Ich fühlte mich niemals überfordert, war gut in das Team integriert und konnte nach einer gewissen Einarbeitungszeit auch einen großen Beitrag bei der Behandlung der Patienten leisten. Meine Aufgaben waren dabei hauptsächlich die diversen Stationsarbeiten (aber in wirklich überschaubaren Rahmen), assistieren bei Operationen und im Kreissaal OP bei Sectiones. Dabei wurde vor allem darauf geachtet dass ich fortschreitend bei jeder OP neue Tätigkeiten dazu lernte (Nähte im Operationsgebiet setzten, Blutstillung mit bipolarer Pinzette, Hautnähte setzen, Harnkatheder legen, verschiedene gynäkologische Tastbefunde usw.). Das gesamte Personal der Klinik war unglaublich freundlich, es herrschte in allen Bereichen mit denen ich Kontakt hatte ein so gutes Arbeitsklima wie ich es bis jetzt nur selten gesehen habe. Es war eine wirklich außerordentliche Erfahrung einen Monat in einer Ost-Stadt in der ehemaligen DDR zu leben. Ich war überrascht wie sehr man in dieser Gegend nach über 20 Jahren noch die Wende spüren kann. Die massive Abwanderung der Bevölkerung merkt man an allen Ecken. Viele Wohnungen und Geschäfte der Stadt sind unbenutzt die Stadt wirkt teilweise leer. Kaum eine Wand der ganzen Stadt ist nicht mit Graffiti beschmiert. Die wirtschaftliche und soziale Situation der Bevölkerung in dieser Gegend ist äußerst schlecht, es gibt so gut wie keine Arbeitsplätze- die Arbeitslosenquote ist horrend. Mit diesem Problem ist man überall auf der Straße und natürlich auch im Krankenhaus konfrontiert. Das Krankenhaus ist mit Sicherheit der größte Arbeitgeber der Region. Ausflüge am Wochenende nach Berlin bieten sich durch die Nähe und die gute Anbindung mit dem Zug an. Meistens konnte ich ohnehin mit einem der Arbeitskollegen nach Berlin mitfahren. Sehr viele der Mitarbeiter im Krankenhaus pendeln täglich in die Hauptstadt. Die Erlebnisse in Berlin steigerten den Wohlfühlfaktor natürlich noch enorm in Frankfurt konnte man am Wochenende aufgrund der Menschenleere nicht wirklich prickelndes erleben. Man kann sich entscheiden ob man in der Klinik ein Zimmer oder eine kleine Wohnung im Stadtzentrum nehmen will. Ich habe mich für die kleine Wohnung entschieden. Diese war neu renoviert in einem richtig alten Plattenbau gelegen ein besonderes Wohnerlebnis! In ungefähr 25 Minuten konnte ich von dort aus die Klinik mit der Straßenbahn erreichen. Die Zimmer im Klinikum sind zwar um 100 billiger, jedoch hat man dort keine Kochgelegenheit, keinen Fernseher, kein

5 Internet (auch keinen Empfang für mobiles Internet) und wohnt außerhalb der Stadt ohne jegliche Infrastruktur in der Umgebung. Aufgrund der hohen Ausbildungsqualität und der super Arbeitsbedingungen kann ich jedem die Absolvierung der Fächergruppen in Frankfurt empfehlen. Das Leben in der Ex-DDR Stadt ist unvorstellbar und eine tolle Erfahrung gewesen. Meine deutschen PJ Kollegen berichteten auch über die langen Fächergruppen nur Gutes. Abschlusstipp: Super Fächergruppe, unbedingt mit Studienkollegen gemeinsam hin fahren, die Wohnung in der Stadt nehmen auch wenn man 100 dafür bezahlen muss und die Wochenden in Berlin planen dann kann`s auch richtig lustig werden!