Ich geh mit dir! IMpuls XXXIX Heidenheim Schlossberg - Pastor Frank Mader
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- Helmut Schneider
- vor 7 Jahren
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Transkript
1 -1- Ich geh mit dir! IMpuls XXXIX Heidenheim Schlossberg - Pastor Frank Mader Es gibt wunderschöne Liebeserklärungen. Eine, die ich ganz besonders mag: Papa, ich hab dich lieb bis zum Himmel hoch und bis zur Wiese runter. Die ist herrlich, oder? Könnte ich jeden Tag hören. Unter meinen Top 10 ist auch die etwas steilere und feierliche Variante, die man bei der Kirchlichen Trauung auspackt: Wollt ihr euch als Gabe Gottes in guten und bösen Tagen lieben und ehren und euch die Treue halten, bis der Tod euch scheidet? Ja, ich will! - Noch eine Dritte, die ganz vorne platziert ist: Ich geh mit dir bis ans Ende der Welt und noch ein bisschen weiter. Auch ziemlich toll, - wenn auch unlogisch. Geographisch gesprochen geht es am Ende der Welt nicht weiter, wenn man denn überhaupt von einem Ende reden kann. Wo soll dann das noch ein bisschen weiter sein? Wir lernen daraus: Liebeserklärungen richten sich nicht nach geographischen Eckdaten. Einen Faktencheck zu Liebeserklärungen fände ich auch ziemlich unpassend. bis ans Ende der Welt und noch ein bisschen weiter. Dazu gibt es übrigens noch eine sehr ungemütliche Variante: Ich geh mit dir bis ans Ende der Welt (hat jemand ne Ahnung von euch, wie das weiter geht?) und schubs dich runter. Na ja. Wie runtergeschubst kam ich mir bei folgender Gelegenheit vor: Ab und zu gehe ich Joggen. Wie das so läuft: Man lernt jemand kennen der auch läuft. Dann verabredet man sich. Der Tag kam. Wir sind auf den Parkplatz gefahren und los ging s. - Ihr könnt euch denken, was ich euch sagen will? - Der war viel zu gut für mich. Und vor allem: Der war viel zu schnell für mich. Meine Sätze wurden immer kürzer, die Seinen immer länger. Sein Atem war gleichmäßig. Meiner überschlug sich. Zweimal bat ich ihn um eine kleine Verschnaufpause. Mir natürlich äußerst peinlich. Sein Motto muss gewesen sein: Ich geh mit dir um dir zu zeigen, wer hier der Stärkere ist. Er hatte mir die Wahrheit seiner Stärke um die Ohren gehauen. Auf ein solches Ich geh mit dir können wir alle ganz gut verzichten. Und doch, wenn das jemand zu uns sagt: Ich geh mit dir, - ist das eine ungemein starke Liebeserklärung; eine feine Sache; etwas Großes; etwas, das uns stark macht. - Ich geh mit dir zum Hochzeitskleid aussuchen: Wer von den Frauen hat jemand beim Hochzeitskleid aussuchen dabeigehabt? Meldet Euch mal. Hochzeitskleid aussuchen geht nicht allein, habe ich mir sagen lassen. Ich geh mit dir. Wenn meine Frau zu mir sagt, dass sie mit mir zum Klamotteneinkaufen geht, dann freut mich das. Wenn ich meiner Frau sage, dass ich mit ihr in die Berge gehe, dann strahlt sie mich an wie ein Honigkuchen. Es geht jemand mit dir zum Arzt, weil das ein echt schwerer Gang ist. Es geht jemand mit dir zur Party, weil du nicht allein
2 -2- herumstehen willst. Es geht jemand mit dir zum Schloss-IMpuls, weil du dich hier nicht zu Hause fühlst. Ich geh mit dir ist eine schöne Liebeserklärung. Sie stärkt mir den Rücken. Sie zeigt mir, dass es gut ist zu Zweit zu sein. Sie sagt mir, dass ich es wert bin. Jedes Ich komme schon allein klar zerbricht wie ein Glas auf dem Steinboden, wenn du in Situationen kommst, bei denen allein zu wenig ist. Wenn dann aber einer da ist, der zu dir sagt: Ich geh mit dir, dann ist das ungemein kostbar. Die Bibel ist voller Geschichten von Menschen, die es als kostbar empfunden haben, dass Gott mit ihnen geht. Jede einzelne Seite in diesem Buch ruft uns zu: Ich, dein Gott, habe keinen sehnlicheren Wunsch, als mit Dir zu gehen. Ich will Dein Leben mit Dir gestalten. Ich will Teil Deines Alltags sein. Das zentrale Versprechen der Bibel ist nicht Ich werde euch vergeben obwohl das sehr wichtig ist. Es ist auch nicht die Aussicht auf ein Leben nach dem Tod, obwohl auch das stimmt. Das am häufigsten genannte Versprechen in der Bibel kommt von Gott. Es heißt: Ich bin bei Dir! Ich geh mit dir! Gott sagt das nicht um mir zu zeigen, dass er der Stärkere ist. Nicht um mich klein zu halten. Nicht mit der Absicht mich in seiner Nähe schlecht zu fühlen. Vielmehr: So erklärt er uns seine Liebe. Ich habe uns ein Beispiel aus dem zweiten Buch der Bibliothek ausgesucht. Hier wird von einem Menschen erzählt, der mit 80 Jahren diesem einen Gott begegnet ist. Der Mann heißt Mose. Als hebräischer Sklave in Ägypten geboren, wird er von der Tochter des Pharaos adoptiert. An der Schaltstelle der damaligen Weltmacht wächst er als ägyptischer Prinz auf. Später fällt ihm auf, was seine wahren Wurzeln sind. Blöderweise tötet Mose einen Ägypter und muss deshalb fliehen. Bei einem in der Wüste ansässigen Stamm findet er ein neues Zuhause. Statt in Ägypten am Hof des Pharaos zu sein, muss Mose nun in der Wüste Jahrzehnte lang das Vieh seines Schwiegervaters weiden. Er ist der am besten ausgebildete Viehhirte aller Zeiten. Vorbei sind seine hochfliegenden Pläne, die er einmal gehegt hat. All die Träume seiner Jugend. Die Vision von einem freien Volk Israel. Seine besten Jahre verbringt Mose in der Wüste. Aber dann geschieht etwas Überraschendes. Ihr müsst dazu wissen: Gott ist überraschend. Er macht Sachen, mit denen wir nicht rechnen. Dinge, die uns auch nicht immer schmecken. - Wie aber geht es bei Mose weiter? Er sieht plötzlich, dort in seiner Wüste, einen brennenden Busch. Nun, brennende Büsche sind in der Wüste nichts Ungewöhnliches. Immer mal wieder lodert so ein Busch in der Hitze auf und verglüht dann. Doch dieser Busch hört nicht auf zu brennen. Mose sieht das und läuft hin. Überraschend für ihn ist: Aus diesem brennenden Dornbusch spricht Gott zu ihm. Eine seiner überraschenden Varianten Kontakt aufzunehmen.
3 -3- Drei Dinge sagt er ihm. Das Erste: Zieh deine Schuhe aus, denn du stehst hier auf heiligem Boden. Das Zweite: Ich werde mein unterdrücktes Volk retten. Und ich habe dich dazu auserwählt, dass du sie in ein Land führen sollst, in dem Milch und Honig fließt. Das Dritte: Wenn Dich jemand fragen sollte, wer dich schickt, dann sage ihnen: Mein Name ist Der Ich-bin-da! Das ist ne Menge Holz für Mose gewesen. Ich will es uns etwas kleiner hacken. Heute mache ich etwas in meiner Predigt, was sich sonst nicht mache: Ich habe einen ersten längeren Punkt. Einen Zweiten, über den ich nichts sage und dann noch einen kurzen Dritten. - Das Erste, was Gott zu Mose sagt: Zieh deine Schuhe aus, denn du stehst hier auf heiligem Boden (2x) Kennt ihr so etwas wie heilige Augenblicke? - Heilige Momente? Heiligen Boden? Nehmt mir das jetzt nicht für übel, wenn ich zu euch von zwei Geheimnissen reden muss. Gott ist ein Geheimnis und die Liebe ist ein Geheimnis. Und wenn wir jetzt über Geheimnissen nachdenken, dann darf ich euch jetzt bitten eure Schuhe auszuziehen (in echt!?) - Ich meine damit: Wenn wir über das Geheimnis Gottes und über das Geheimnis der Liebe nachdenken, dann können wir nicht so tun, als wären wir Herr der Lage. Dann können wir nicht so tun, als brauchten wir nur genügend zu studieren und genügen nachzudenken und dann knackten wir das. Dann können wir nicht abgeklärt und kenntnisreich darüber reden. Wir stoßen an Grenzen. Denn wir haben es mit heiligen Dingen zu tun. Die Liebe ist ein Geheimnis. Das knacken wir intellektuell nicht. Das kriegen wir nicht heraus, was da geht. Sondern: Wenn Liebe kommt, wenn Liebe aufbricht, dann passiert etwas mit dem Menschen, was er nie hat denken können. Dann wird ein Mensch gepackt und verwandelt. Und wer verliebt war, oder gerade verliebt ist unter uns, für den ist eigentlich keine Erklärung mehr nötig. Wer aber nie geliebt hat, wer nie hingerissen war, wer nie tief erschüttert war von dem Geheimnis der Liebe, für den ist keine Erklärung möglich. Wir können mit einem Menschen nicht über Liebe reden, der nie verliebt war. Der nie erschüttert war. Der nie bis in die Grundfesten seines Lebens durcheinander war. Liebe ist ein Geheimnis. Und ich möchte Euch bitten, was immer ihr erlebt mit einem Menschen der liebt: Zieht eure Schuhe aus; d.h.: meint nicht vorschnell über Liebe etwas sagen zu können. Nein! Zieht zuerst einmal die Schuhe aus. Werden wir erst einmal schweigsam und ehrfürchtig. Und nehmen dabei zur Kenntnis: Wenn ein Mensch liebt, ist das eines der schönsten Geheimnisse, das in das Leben eines Menschen eingezogen ist. Es ist eines der schönsten Reichtümer, eines der gewaltigsten Kräfte.
4 -4- Ob es sich dabei um die Liebe des Kindes zum Goldfisch handelt: Lacht nie über die Liebe eines Kindes zum Goldfisch. Über die Liebe eines Kindes zur Blume. Ich habe erlebt, wie Kinder voller Liebe und Zärtlichkeit eine Blume streichelt. Da vergeht einem das erwachsene Lachen. Haben wir Ehrfurcht davor, wenn ein Mensch liebt. Das sind heilige Momente, das ist heiliger Boden. Das ist eines der herrlichsten Geschenke, die der ewige und lebendige Gott seiner Menschheit gönnt. Ich sage: Gönnt! Ja, Gott gönnt uns das. Ein Vater hat mir einmal erzählt, dass seine Tochter sich ein paar Poster aufgehängt hatte. In einem gewissen Alter machen das manche. Auf den Postern sind solche Schmachtjünglinge drauf. Und wie der Vater nun im Zimmer seiner Tochter auf den Schmachtjüngling zuläuft und gerade Luft holen will, guckt ihn seine Frau an. - Ihm war klar, aha, da ist irgendwas. Und dann schaltete er tatsächlich und sagte zu seiner Tochter: Wer ist denn dieser schöne, junge Mann? Dann nannte seine Tochter ihm seinen Namen. Und dann fragte der Vater seine Tochter: Magst du den? Und sie wurde rot und sagte: Ja. - Und dann geschah etwas, was den Vater in diesem Augenblick wie rumgedreht hat. Er konnte ehrlich sagen: Du, - der sieht aber gut aus. Jahre später, als die Poster längst weg waren, da sagt ihm die Tochter einmal: Vati, dass du mir den damals nicht madig gemacht hast, das danke ich dir heute noch. Seht Ihr, das heißt: Ziehe deine Schuhe aus, denn das Land auf dem du stehst ist heiliges Land. Die Liebe ist ein Geheimnis. Gott ist ein Geheimnis. Da kommst Du nicht ran. Da kannst Du intellektuell machen, was Du willst. Da kannst Du studieren so viel Du willst. Da kannst Du Dich bekehren so viel Du willst. Da kommst Du nicht ran. Gott ist ein Geheimnis. Wo er ist, ist heiliges Land. Gott muss sich einem Menschen erschließen, bevor sich ihm der Mensch zuwenden kann, bevor er ihm glauben kann. Es gibt einige pausbäckige Christen, die keine Ahnung davon zu haben scheinen, was hier eigentlich gespielt wird. Die Begegnung zu Gott ist nicht zu machen. - Wer nie geglaubt hat, wer nie von Gott hingerissen war, wer nie tief erschüttert war von dem Geheimnis Gottes, für den ist keine Erklärung möglich. Wer das nie erlebt hat, der kann bei denen die das erleben aber auch nicht einfach drüberbügeln und müde lächeln. Der soll zuerst einmal seine Schuhe ausziehen und nicht so tun, als ob er Herr der Lage ist. Mose steht vor dem brennenden Dornbusch. Er steht vor dem heiligen Gott. Und natürlich ist er überrascht. Er weiß nicht, was mit ihm gerade passiert. Er steht nicht drüber. So etwas kannte er bisher noch nicht. So etwas fühlte er bisher noch nicht. Er gibt seine Ausreden auf. Er legt seine Vorurteile ab. Er wird offen für Gott er wird barfuss. Und ich
5 -5- dachte mir: Es ist ein Unterschied, ob wir mit festen Schuhe und über den Dingen vor Gott zu stehen meinen, oder ob wir barfuss vor ihm stehen. Nur das Letztere ist Gott angemessen. - Zieh deine Schuhe aus, denn du stehst hier auf heiligem Boden. Das Zweite, was Gott zu Mose sagt: Ich werde mein unterdrücktes Volk retten. Und dabei wird es deine Aufgabe sein, Mose, zum König von Ägypten zu gehen und ihm das zu sagen. Du wirst mein Volk in ein Land zu führen, in dem Milch und Honig fließt. - Ihr merkt: Gott ist nicht nur überraschend. Gott ist herausfordernd. Langweilig wird es Dir mit ihm nie. Dazu ein anderes Mal mehr. Noch kurz das Dritte. Wenn Dich jemand fragen sollte, wer dich schickt, dann sage ihnen: Mein Name ist Der Ich-bin-da! Hat Gott einen Namen? Etwa: Gottlieb Himmelweit? Gottfried Möchtegern? Nein! Gott trägt den Namen, im Hebräischen ist das nicht so einfach zu übersetzen: Ich werde sein, der ich sein werde. (2x) Das klingt zunächst seltsam. Es klingt so, als weise Gott die Frage nach seinem Namen zurück: Das geht Dich nichts an. Ich werde eben sein, der ich sein werde. Du wirst schon sehen. Aber so ist es nicht gemeint. Gottes heiliger Name, hebräisch Jahwe, will heißen. Ich werde so sein: aufmerksam, mitfühlend, entschieden zu retten, entschlossen zu helfen, an deiner Seite. Ich werde für dich da sein. Ich werde mit dir sein. Unsichtbar, verborgen, manchmal kaum wahrnehmbar, aber ich werde da sein. Und lass Dich nicht irre machen: Vergiss nicht, wofür mein Herz schlägt. Das ist mein Name. Das ist mein Wesen. Das ist mein Programm. - Merken wir: Wer Gott ist, kann Gott nicht anders sagen als mit Bezug auf die Menschen, deren Gott er ist. Er ist nun einmal ein Gott, der nicht anders kann und nicht anders will als mit den Menschen, als mit uns. Er ist der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, und jetzt auch der Gott des Mose Und er ist der Gott Franks, Cornelias und Thomas, der Gott Martins und Christianes, der Gott Gertruds und Anjas, der Gott Sabines und Gerhards. Menschen unter uns haben die Erfahrung gemacht, dass sie zu jemanden gehören, der größer ist sie: Sie gehören zu Gott, der versprochen hat, immer bei ihnen zu sein. Dass wir nie mehr allein sind, keiner von uns. Nicht eine Sekunde. Auch nicht in der letzten Sekunde unseres Lebens. Gott sagt: Mein Name ist: Ich geh mit dir! Ich lande: Noch nie habe ich Gott aus einem brennenden Dornbusch gehört. Noch nie hat Gott mich über eine Telefonzelle erreicht, die außer Betrieb war. Überhaupt habe ich noch nie ein Erlebnis mit Gott gehabt, bei dem die himmlische Abteilung für Spezialeffekte
6 -6- mitgewirkt hat. Aber durch einige brennende Dornbüsche habe ich sehen dürfen. Der eine, der alles entscheidende brennende Dornbusch Gottes trägt später den Namen Jesus. Sein Name heißt: Gott rettet. Durch Jesus wird zwar nicht das Geheimnis Gottes aufgehoben, doch wir bekommen durch ihn den besten Anschauungsunterricht, wie Gott zu uns steht und was er von uns will. Jesus ist das Gesicht Gottes. Er ist der brennende Dornbusch. Ihn gilt es zu sehen. Ihm gilt es zu trauen. Ihn gilt es zu kennen. Er geht mit uns bis ans Ende der Welt und noch ein bisschen weiter: Ich geh mit dir, ist seine Liebeserklärung an mich. Sie stärkt mir den Rücken. Sie zeigt mir, dass es gut ist wenn er dabei ist. Sie sagt mir, dass ich ihm wert bin. Sie macht mich dankbar. Für mich das Kostbarste meines Lebens. --- Wenn ihr wollt, könnt ihr jetzt Eure Schuhe wieder anziehen. Aber vergesst in eurem Leben nicht, sie immer wieder auszuziehen. Danke für Euer Zuhören.
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