Was tun für mehr Teilhabe und Inklusion sowie gegen Barrieren und Diskriminierung an ausgewählten Orten von Bildung und Sozialer Arbeit?
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- Wilhelmine Kuntz
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1 Was tun für mehr Teilhabe und Inklusion sowie gegen Barrieren und Diskriminierung an ausgewählten Orten von Bildung und Sozialer Arbeit? Projektkonzeption Projektemarkt Juni 2015 Projektleitung Prof. Dr. Claus Melter
2 Zugänge Historischer Zugang Zugang politische Philosophie Soziologischer Zugang Juristischer Zugang Psychologischer Zugang Erziehungswissenschaftlicher Zugang Biographischer Zugang Empirischer Zugang Praxisorientierter Zugang (Praktikum, Studienalltag)
3 Theoretische und empirische Ansätze Allgemeine Theorien und Studien zu Diskriminierung und Diversity Allgemeine Theorien und Studien zu Barrieren, Barrierefreiheit, Inklusion Allgemeine Studien zu Teilhabe und Sozialer Gerechtigkeit
4 Migrationsgesellschaft Aspekte der Geschichte von Migration und Diskriminierung in Deutschland und Europa Ansatz Interkulturalität Ansatz Rassismuskritik Ansatz Migrationspädagogik Ansatz Kapitalismuskritik Ansatz Feminismus Ansatz Diskriminierungskritik Ansatz Diversity und Soziale Gerechtigkeit Ansatz Intersektionalität/Interdependenz
5 Studien zu Bildung, Migrationsgesellschaft und Diskriminierung sowie Inklusion und Diversity Studien zu Schule, Migrationsgesellschaft und Diskriminierung sowie Inklusion und Diversity Studien zu Hochschulen/Universitäten Migrationsgesellschaft und Diskriminierung sowie Inklusion und Diversity
6 Behindernde Gesellschaft Aspekte der Geschichte von Behinderungsund Normalitätskonstruktionen und Diskriminierung in Deutschland und Europa Ansatz Medizinisches Modell Behinderung Ansatz Soziales Modell Behinderung Ansatz Kulturelles Modell Ansatz Inklusion und Selbstbestimmt Leben Ansatz Diversity und Soziale Gerechtigkeit
7 Studien zu Bildung, Behinderung, Barrieren und Diskriminierung sowie Inklusion und Diversity Studien zu Schule, Behinderung, Barrieren und Diskriminierung sowie Inklusion und Diversity Studien zu Hochschulen/Universitäten Behinderung, Barrieren und Diskriminierung sowie Inklusion und Diversity
8 Konkurrenz- und Leistungs- Gesellschaft Aspekte von Theorien zu Klassen, Milieus und Meritokratie Verteilungsverhältnisse Gerechtigkeitstheorien
9 Studien zu Klassen, Milieus, Verteilungsverhältnissen und Bildung Studien zu Schule, Einkommensverhältnissen, Benachteiligung, Bildung und Arbeitsmarkt Studien zu Hochschulen/Universitäten, Benachteiligung sowie Bildung und Arbeitsmarkt
10 Studien die Hochschule, Barrieren und Diskriminierung (mit-) thematisieren Antidiskriminierungsstelle des Bundes (2012): Endbericht zum Projekt "Diskriminierungsfreie Hochschule - Mit Vielfalt Wissen schaffen Berlin. Auch zu finden unter: reddocs/downloads/de/publikationen/endbe richt-diskriminierungsfreie-hochschule pdf? blob=publicationfile [ ]
11 Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (2009): Hochschule in der Zuwanderungsgesellschaft. Sprachliche Bildung und Integration. Nürnberg. Download unter /Downloads/Infothek/Integrationsprogramm/ doku-tagung-hochschule-sprache.html [ ]
12 Deutsches Studentenwerk (2012): beeinträchtigt studieren Datenerhebung zur Situation Studierender mit Behinderung und chronischer Krankheit im Bachelor-/Master- Studiensystem Berlin Deutsches Studentenwerk (2004): Für eine barrierefreie Hochschule. Eckpunkte und Maßnahmenkatalog zur Schaffung gleichberechtigter Teilhabemöglichkeiten für Studienbewerber/innen und Studierende mit Behinderung und chronischer Krankheit 2004
13 Antidiskriminatorische Beratungsansätze Antidiskriminierungsstelle des Bundes IBIS Oldenburg Ombudsstelle Antirassismus Oldenburg Antidiskriminierungsnetzwerb Berlin Konzeption Antidiskriminierungsbüro Reutlingen
14 Antidiskriminierungsrecht Antidiskriminierungsstelle des Bundes (2011): Schritt für Schritt durch die rechtliche Antidiskriminierungsberatung. Leitfaden für Beraterinnen und Berater (Stand November 2011). Berlin Degener, Thersia/Dern, Susanne/Dieball, Heike/ Frings, Heike/ Oberlies, Dagmar/ Zinsmeister, Julia (2008): Antidiskriminierungsrecht. Handbuch für Lehre und Beratungspraxis. Mit Lösungsbeispielen für typische Fallgestaltungen. Frankfurt a.m.
15 Inklusions- und Teilhabe-Ansätze Boban, Ines/Hinz, Andreas (2003): Index für Inklusion. Lernen und Teilhabe in der Schule der Vielfalt entwickeln. Entwickelt von Tony Booth & Mel Ainscow übersetzt, für deutschsprachige Verhältnisse bearbeitet und herausgegeben von Ines Boban und Andreas Hinz, Halle/Wittenberg
16 Forschungsansätze Qualitativ Quantitativ Verbindung qualitativer und quantitativer Ansätze Dokument- und Literaturstudien Partizipative Forschung Wissenschaftsverständnisse Deskriptives und Faktoren orientiertes Wissenschaftsverständnis Kritisches (Gesellschafts-, Diskurs-, Lebenslagen- und Kontext- und Selbst-reflexives) Wissenschaftsverständnis
17 Flieger, Petra (2003): Partizipative Forschungsmethoden und ihre konkrete Umsetzung. In: Hermes, Gisela / Köbsell, Swantje (Hg.): Disability Studies in Deutschland - Behinderung neu Denken. Dokumentation der Sommeruni Kassel: S Flieger, Petra (2005): Der partizipatorische Forschungsansatz des Projekts Bildnis eines behinderten Mannes. In: Behinderte in Familie, Schule und Gesellschaft 5/2005,
18 Beratungs- und Handlungsansätze Der Paritätische Wohlfahrtsverband. Landesverband Hessen e.v.(2012): Der Barriere-Checker. Veranstaltungen barrierefrei planen. Frankfurt a.m. Auch zu finden unter: chungen/der_barriere-checker_.pdf [ ]
19 Dirim, İnci (2010): Wenn man mit Akzent spricht, denken die Leute, dass man auch mit Akzent denkt oder so. Zur Frage des (Neo- )Linguizismus in den Diskursen über die Sprache(n) der Migrationsgesellschaft. In: Mecheril, Paul/Dirim, İnci/Gomolla, Mechthild/Hornberg, Sabine/Stojanov, Krassimir (Hrsg.): Spannungsverhältnisse. Assimiliationsdiskurse und interkulturellpädagogische Forschung. Münster, S
20 Horizontaler Beratungsansatz Der horizontale Beratungsansatz beschreibt eine merkmalsund zielgruppenübergreifende Arbeitsperspektive, die von einer Sensibilität für die Vielzahl unterschiedlicher Diskriminierungsmerkmale geprägt ist. In der Praxis bedeutet dies, dass Beratungsstellen sich mit ihrem Angebot explizit an verschiedene Zielgruppen richten und zumindest eine Erstberatung für sämtliche im AGG genannten Diskriminierungsmerkmale gewährleisten oder bei zielgruppenspezifischer Arbeit - Diskriminierungserfahrungen nicht automatisch auf ein Merkmal reduziert werden (vgl. Eckpunktepapier des Antidiskriminierungsverbandes Deutschland (advd). Standards für eine qualifizierte Antidiskriminierungsberatung).
21 Eckpunktepapier des Antidiskriminierungsverbandes Deutschland (advd). Standards für eine qualifizierte Antidiskriminierungsberatung).
22 Was ist Diskriminierung? Die Diskriminierungsdefinition, die unserer Arbeit zugrunde liegt, lehnt sich an die der EU-Richtlinien gegen Diskriminierung an. Diese Richtlinien unterscheiden zum einen zwischen der unmittelbaren und mittelbaren Diskriminierung, zum anderen zählen auch Beleidigung, sexuelle Belästigung und die Anweisung zu diskriminieren dazu. Die Diskriminierungsdefinition in Anlehnung an die EU-Richtlinien gegen Diskriminierung lautet wie folgt: Unmittelbare Diskriminierung Eine unmittelbare Diskriminierung liegt vor, wenn eine Person aufgrund ihrer (zugeschriebenen) ethnischen Herkunft, Hautfarbe, Sprache, Religion oder Weltanschauung, sexuellen Identität, ihres Geschlechts, Alters oder einer Behinderung in einer vergleichbaren Situation eine weniger günstige Behandlung als eine andere Person erfährt, erfahren hat oder erfahren würde. Mittelbare Diskriminierung Eine mittelbare Diskriminierung liegt vor, wenn dem Anschein nach neutrale Vorschriften, Kriterien oder Verfahren Personen aufgrund der oben aufgezählten Merkmale in besonderer Weise benachteiligen können. Unerwünschte Verhaltensweisen, die im Zusammenhang mit den oben aufgeführten Merkmalen einer Person stehen und bezwecken oder bewirken, dass die Würde der betreffenden Person verletzt und ein von Einschüchterungen, Anfeindungen, Erniedrigungen, Entwürdigungen oder Beleidigungen gekennzeichnetes Umfeld geschaffen wird, sind Belästigungen, die ebenfalls als Diskriminierung gelten. Ferner gilt auch die Anweisung einer Person zu diskriminieren als Diskriminierung.
23 Diskriminierung, was ist das eigentlich? Was kann jedoch unter Diskriminierung verstanden werden? Neben Definitionen, die vor allem auf Gruppenkonstruktionen, Homogenisierungen, Negativwirkungen und die Einstellung und Motivation der situativen Täter_innen schauen, untersuchen Forschungen zu institutioneller Diskriminierung vor allem, ob und welche gruppenbezogenen Effekte von räumlichen, ökonomischen Verhältnissen sowie Regelungen und Handlungen in Institutionen vorhanden sind und wie gerechtere Ressourcenzugänge und Handlungsmöglichkeiten hergestellt werden können oder Diskriminierungsverhältnisse trotz des Wissens um diese fortgesetzt und unkritisiert bleiben (vgl. Gomolla 2010).
24 Worin zeigen sich Diskriminierungen? Diskriminierungen zeigen sich z.b. wenn bestimmte Gruppen systematisch durchschnittlich schlechtere Schulabschüsse erhalten oder systematisch an Hochschulen unterrepräsentiert sind (vgl. Diefenbach 2009). So müssen Studierende mit Migrationsgeschichte häufig Umwege über Haupt- und Realschulen zum Abitur gehen und sind an Hochschulen unterrepräsentiert. Aber auch Einkommensverhältnisse spielen eine Rolle: So zeigt der Euro- Student-Report, dass nur 2 Prozent der Studierenden aus Familien, wo kein Elternteil einen höheren als den Hauptschulabschluss hat und Schulabschlüsse beeinflussen die späteren Erwerbs- und Einkommensmöglichkeiten als einer von mehreren zentralen Faktoren, an Hochschulen und Universitäten in Deutschland studieren (vgl. HIS 2011).
25 Bedeutsam ist auch das Thema Behinderung: SchülerInnen, denen eine Behinderung zugeschrieben wird, werden oft auf Sonder- /Förderschulen geschickt, wo sie nachweislich weniger Bildungs- und Arbeitsmarktchancen haben, als bei einem Besuch inklusiv und individuell arbeitender Schulen. Oft werden auch SchülerInnen mit Migrationsgeschichte auf Sonder-/Förderschulen geschickt, da ihnen in Relation zu ihren Fähigkeiten in der deutschen Sprache eine geringere Leistungsfähigkeit unterstellt wird (vgl. Eckhart u.a. 2011).
26 Auch die Situation von Menschen mit körperlichen Einschränkungen ist in Bezug auf Hochschulzugang und Barrierefreiheit an den Hochschulen stark verbesserungswürdig. Aktuelle Studien belegen sowohl die Unterrepräsentation von Studierenden mit (zugeschriebener) Migrationsgeschichte an Universitäten und Hochschulen als auch die geringe Anzahl von Studierenden aus Familien mit geringem Einkommen sowie die teils geringe Barrierefreiheit an Hochschulen.
27 Und was sind Barrieren? In Anlehnung an Marianne Schulze (2011) können folgende Formen von Barrieren relevant werden, die nicht nur Menschen mit Behinderung einschränken können: 1) Kommunikative Barrieren (Wort, Schrift, Symbol) 2) Schwere Sprache (etwa auch Fachsprache, Wissenschaftssprache) 3) Physische, bauliche Barrieren (Treppen, Türen, Raumgestaltung) 4) Organisatorische Barrieren (etwa Veranstaltungszeiten) 5) Soziale Barrieren 6) Zugangshemmnisse im ökonomischen Sinn 7) Zugang zu Informationen Barrieren hindern oder erschweren Menschen, Zugang zu Räumen, Ressourcen und Handlungsmöglichkeiten zu bekommen.
28 Worum geht es im Projekt? In diesem zweisemestrigen studentischen Projekt soll es sowohl um die Frage des barrierefreien Zugangs zur Einrichtungen von Bildung und Sozialer Arbeit gehen als auch um Fragen von Diskriminierungs- und Empowermentpraxen an diesen Orten sowie um die Frage des barrierefreien Bewegens, Lernens und Teilhabens in diesen Institutionen.
29 Die Frage der Diskriminierungs- und Barrierefreiheit soll dabei vor allem auf folgende Gruppen bezogen werden: - Menschen mit (zugeschriebener oder realer familiärer) Migrationsgeschichte - Menschen mit physischen oder lernbezogenen Behinderungen und gesundheitlichen Einschränkungen - Menschen mit geringem Einkommen. Diese Gruppen überschneiden sich zum Teil und werden zudem immer von Geschlechterverhältnissen beeinflusst.
30 Es ist geplant, empirisch quantitativ und qualitativ zu erforschen, wie es mit der konkreten Situation von Diskriminierungserfahrungen und auch der vorhandenen oder eingeschränkten Barrierefreiheit für diese Gruppen aussieht. Wie widerständig und/oder erduldend gehen z.b. sowohl durch Barrieren behindert werdende, benachteiligte oder diskriminierte Studierende mit dieser Situation um als auch die Mitstudierenden, VerwaltungsmitarbeiterInnen und Lehrenden? Anhand der Forschungsergebnisse im Projekt sollen Änderungsvorschläge entwickelt, thematisiert und wenn möglich und gewollt in Teilen auch an unserer Hochschule umgesetzt werden.
31 In Bezug auf Diskriminierung und Barrieren erscheinen neben den Intentionen der diskriminierenden und behindernden Personen vor allem die Erfahrungen der benachteiligten/diskriminierten Personen und die Widerstandspraxen als bedeutsam. Zudem geht es um die Effekte von Handlungen, baulichen Gegebenheiten und formalen Regelungen (vgl. Gomolla 2010). Diskriminierungs- und Barrierefreiheit ist hier also im weitesten Sinne und damit nicht nur in der baulichen Dimension zu verstehen. Im Projekt soll untersucht werden, ob und falls ja welche Diskriminierungspraxen und Barrieren (teilweise) vorhanden sind und welche Wege es gibt, um diese Situation zu kurz-, mittel- und langfristig verändern. Theoretische Ansatzpunkte sind Theorien zu Gruppenkonstruktionen, Gesellschaftsverhältnissen, institutioneller Diskriminierung und Rassismus, empirische Ergebnisse zum Verhältnis von Einkommens- und Behinderungsverhältnissen und zu Diskriminierung in der Migrationsgesellschaft, das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz und die Behindertenrechtskonvention von 2006.
32 Antidiskriminierungsstelle des Bundes (2012): Endbericht zum Projekt "Diskriminierungsfreie Hochschule - Mit Vielfalt Wissen schaffen Berlin
33 Vielen Dank für Ihre/Eure Aufmerksamkeit!
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