Kapitel 1 Kosten- und Erlösrechnung als Teilbereich der Unternehmensrechnung
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1 Kapitel 1 Kosten- und Erlösrechnung als Teilbereich der Unternehmensrechnung Dr. Christian Nitzl Professur für Controlling Frühjahrstrimester 2016
2 Literaturhinweise Basisliteratur zu diesem Kapitel: Friedl, G./Hofmann, C./Pedell, B. (2013): Kostenrechnung Eine entscheidungsorientierte Einführung, 2., überarbeitete Auflage, München, S Weber, J./Weißenberger, B. (2010): Einführung in das Rechnungswesen, 8., überarbeitete und aktualisierte Auflage, Stuttgart, S Frühjahrstrimester 2016 Dr. Christian Nitzl Seite 2
3 Agenda Lernziele Beitrag der Kosten- und Erlösrechnung zur Unternehmensführung Stellung der Kosten- und Erlösrechnung in der Unternehmensrechnung Ausgestaltung der Kosten- und Erlösrechnung Systeme der Kosten- und Erlösrechnung Frühjahrstrimester 2016 Dr. Christian Nitzl Seite 3
4 Lernziele Wie unterstützt die Kosten- und Erlösrechnung die Führungsaufgaben des Managements? Welche Besonderheiten zeichnen die Kosten- und Erlösrechnung als interne Rechnung aus? Auf Basis welcher Überlegungen entscheiden Kostenrechner und Manager über den Ausbau der Kosten- und Erlösrechnung? Wie kann ein Kostenrechner vereinfacht ein komplexes Unternehmensgeschehen abbilden? Wie intensiv nutzt die Unternehmenspraxis die Kosten- und Erlösrechnung? Frühjahrstrimester 2016 Dr. Christian Nitzl Seite 4
5 Agenda Lernziele Beitrag der Kosten- und Erlösrechnung zur Unternehmensführung Stellung der Kosten- und Erlösrechnung in der Unternehmensrechnung Ausgestaltung der Kosten- und Erlösrechnung Systeme der Kosten- und Erlösrechnung Frühjahrstrimester 2016 Dr. Christian Nitzl Seite 5
6 Zwecke der Kostenrechnung: Informationen für Führungsaufgaben Rechnungszweck: Für welche Zwecke benötigt ein Manager die Informationen? Unterstützung des Managements bei Führungsaufgaben durch Bereitstellung von Informationen insbesondere für Zwecke der Planung Steuerung Kontrolle Dokumentation Steuerung Kontrolle Rechnungszweck Planung Dokumentation Frühjahrstrimester 2016 Dr. Christian Nitzl Seite 6
7 Zwecke der Kostenrechnung: Informationen für Führungsaufgaben Planung Manager spielen gedanklich zukünftige Entwicklungen durch auf Grundlage von Informationen über erwartete Absatzmengen Informationen über erwartete Verkaufspreise Informationen über Kosten von Fertigung und Vertrieb Steuerung Dient zur Plandurchsetzung und Verhaltensbeeinflussung von Mitarbeitern Unternehmensrechnung als Orientierungsmaßstab Frühjahrstrimester 2016 Dr. Christian Nitzl Seite 7
8 Zwecke der Kostenrechnung: Informationen für Führungsaufgaben Kontrolle Unterstützung der Verhaltenssteuerung Vergleich von Planvorgaben mit realisierten Größen Identifikation möglicher Ursachen für Abweichungen Dokumentation Gesetzliche Vorlage Voraussetzung zur Erfüllung der Aufgaben der Unternehmensrechnung: Informationsgrundlage zur Planung Kontrolle der Einhaltung von Planvorgaben Bewertung von Beständen u.a. Sorgfalt der Dokumentation abhängig von Verwendungszweck Frühjahrstrimester 2016 Dr. Christian Nitzl Seite 8
9 Agenda Lernziele Beitrag der Kosten- und Erlösrechnung zur Unternehmensführung Stellung der Kosten- und Erlösrechnung in der Unternehmensrechnung Ausgestaltung der Kosten- und Erlösrechnung Systeme der Kosten- und Erlösrechnung Frühjahrstrimester 2016 Dr. Christian Nitzl Seite 9
10 Kern der Unternehmensrechnung ist das Rechnungswesen Bilanzrechnung Handels- und Steuerbilanz: stichtagsbezogene Übersicht über Vermögen und Verbindlichkeiten eines Unternehmens, Gewinn- und Verlustrechnung Finanzrechnung Cashflow-Rechnung über Ein- und Auszahlungen als Übersicht über die Liquidität eines Unternehmens Investitionsrechnung Beurteilung langfristiger Investitionsentscheidungen Kosten- und Erlösrechnung Rechnungen als Grundlage von Planung, Steuerung und Kontrolle Frühjahrstrimester 2016 Dr. Christian Nitzl Seite 10
11 Internes vs. externes Rechnungswesen Trennung orientiert sich an den Adressaten der Rechnung Internes Rechnungswesen (Managerial Accounting) Informationsgrundlage für unternehmensinterne Personen Externes Rechnungswesen (Financial Accounting) Bilanzrechnung als Informationsgrundlage für unternehmensexterne Personen und Institutionen Frühjahrstrimester 2016 Dr. Christian Nitzl Seite 11
12 Schwerpunkte von internem und externem Rechnungswesen Adressaten der Informationen Rechnungszweck Vorgaben für die Ausgestaltung Abbildungsgegenstand Zeitlicher Rhythmus Zeitlicher Fokus Internes Rechnungswesen Unternehmensangehörige (Vorstand, Geschäftsleitung, Bereichsleitung- und Abteilungsleiter, Sachbearbeiter) Planung, Steuerung, Kontrolle & Entscheidungsfindung Kaum Vorgaben; Ausgestaltung, so dass die Rechnungszwecke bestmöglich erreicht werden. Disaggregierte Rechnung für Teile des Unternehmens (Geschäftsbereiche, Regionen, Produkte ) Variabel (Tages-, Wochen-, Monats- oder Jahresberichte) Zukunfts- und vergangenheitsorientiert (Plan- und Istrechnung) Externes Rechnungswesen Unternehmensexterne (Aktionäre, Gläubiger, Finanzanalysten, Banken Lieferanten, Gewerkschaften, Kunden, Fiskus, Öffentlichkeit) Vermögens-, Finanz- und Ertragslage; Ausschüttungs- und Steuerbemessung Ausgestaltung entsprechend der Vorgaben z.b. des Handelsgesetzbuches (HGB), der International Financial Reporting Standards (IFRS) und des Steuerrechts (z.b. AO). Aggregierte Rechnung für Segmente und das Gesamtunternehmen Fest (Jahres-, Halbjahres- und Quartalsberichte) Vergangenheitsorientiert (Istrechnung) Frühjahrstrimester 2016 Dr. Christian Nitzl Seite 12
13 Kosten- und Erlösrechnung vs. Investitionsrechnung Unterschiede hinsichtlich der zeitlichen Reichweite der betrachteten Entscheidungen Kosten- und Erlösrechnung Grundlage für operative Entscheidungen Reichweite von bis zu einem Jahr Beispiel: Kosten für die Fertigung eines Produktes während des nächsten Quartals Investitionsrechnung Grundlagen für Entscheidungen mit langfristigen Wirkungen Zeitwert des Geldes genauer Zeitpunkt des Erfolges wichtig Beispiel: Anschaffung einer Anlage, die über mehrere Jahre genutzt wird Frühjahrstrimester 2016 Dr. Christian Nitzl Seite 13
14 Agenda Lernziele Beitrag der Kosten- und Erlösrechnung zur Unternehmensführung Stellung der Kosten- und Erlösrechnung in der Unternehmensrechnung Ausgestaltung der Kosten- und Erlösrechnung Systeme der Kosten- und Erlösrechnung Frühjahrstrimester 2016 Dr. Christian Nitzl Seite 14
15 Ausgestaltung auf Basis von Kosten-Nutzen-Abwägungen Ziel: bestmögliche Erreichung der Rechnungszwecke Ausbau der Kosten- und Erlösrechnung unter Kosten-Nutzen-Abwägungen Anforderungen an Informationen der Kosten- und Erlösrechnung: Aktualität Genauigkeit Relevanz Maßgebliches Kriterium: Nutzen einer besseren Entscheidung bzw. Steuerung muss die Kosten der Erzeugung der zusätzlichen Information übersteigen. Bei optimalem Ausbau der Kosten- und Erlösrechnung ist die Differenz zwischen Nutzen und Kosten maximal. Frühjahrstrimester 2016 Dr. Christian Nitzl Seite 15
16 Optimaler Ausbau der Kosten- und Erlösrechnung Kosten und Nutzen des Ausbaus der Kosten- und Erlösrechnung Nutzen des Ausbaus Kosten des Ausbaus Optimaler Ausbau Ausbau der Kostenund Erlösrechnung Frühjahrstrimester 2016 Dr. Christian Nitzl Seite 16
17 Einflussgrößen auf den optimalen Ausbau der Kosten- und Erlösrechnung alternative Informationsquellen verfolgte Rechnungszwecke Verhaltenswirkungen von Informationen Wettbewerbsumfeld und Wettbewerbsstrategie Komplexität und Unsicherheit der Produktionsprozesse Industrie- oder Dienstleistungsunternehmen Entscheidungsfindung, Planung und Kontrolle Je stärker sich das Management bei seinen Entscheidungen an nicht-monetären Größen orientiert, desto weniger muss die Kosten- und Erlösrechnung ausgebaut werden. Steuerung und Vergütungsbemessung Je stärker Informationen des externen Rechnungswesens zur Steuerung genutzt werden, desto weniger muss die Kosten- und Erlösrechnung ausgebaut werden. Frühjahrstrimester 2016 Dr. Christian Nitzl Seite 17
18 Charakteristika entscheidungsunterstützender und entscheidungsbeeinflussender Informationen Rechnungszweck Planung: Entscheidungsunterstützende Informationen Rechnungszweck Steuerung: Entscheidungsbeeinflussende Informationen Aufgabe Zeitpunkt der Bereitstellung Rechnungstyp Detailliertheitsgrad der Informationen Unterstützung der Manager bei ihren Entscheidungen Vor der Entscheidung Schwerpunkt: Planrechnung Ergänzung: Istrechnung Hoch detailliert Steuerung der Entscheidungen von Managern im Sinne der Unternehmensziele Nach der Entscheidung Schwerpunkt: Istrechnung Ergänzung: Vorgaberechnung Weniger detailliert Berichtszeitpunkt Mehrere unterjährige Zeitpunkte Nach Ende des Geschäftsjahres Frühjahrstrimester 2016 Dr. Christian Nitzl Seite 18
19 Verhaltenswirkungen von Informationen Verhaltenswirkungen über die Entscheidungsbeeinflussung hinaus Reaktionen der Manager auf das Messen eines Sachverhalts what gets measured, gets done! Beschränkte kognitive Fähigkeiten zur Informationsverarbeitung Manager kann nicht zwischen relevanten und irrelevanten Informationen trennen Entscheidungen verlieren an Qualität Gefahr der Informationsüberflutung Berücksichtigung von Verhaltenswirkungen bei der Ausgestaltung der Kostenund Erlösrechnung Frühjahrstrimester 2016 Dr. Christian Nitzl Seite 19
20 Agenda Lernziele Beitrag der Kosten- und Erlösrechnung zur Unternehmensführung Stellung der Kosten- und Erlösrechnung in der Unternehmensrechnung Ausgestaltung der Kosten- und Erlösrechnung Systeme der Kosten- und Erlösrechnung Frühjahrstrimester 2016 Dr. Christian Nitzl Seite 20
21 Wichtige Systeme der Kostenrechnung Rechnungszweck determiniert benötigte Informationen different costs for different purposes Einflussgrößen des Ausbaus der Kosten- und Erlösrechnung Industrie- oder Dienstleistungsunternehmen Produktionsprozesse Wettbewerbsstrategie Klassifizierung der Systeme anhand der wesentlichen Rechnungszwecke der Dokumentation, Planung und Steuerung Rechnungszweck der Kontrolle lässt sich mithilfe von Informationen aus Ist-, Plan- und Sollrechnungen erreichen Umfang der Kostenverrechnung als weiteres Differenzierungskriterium Vollkostenrechnung Teilkostenrechnung Frühjahrstrimester 2016 Dr. Christian Nitzl Seite 21
22 Wichtige Systeme der Kostenrechnung Vollkostenrechnung Teilkostenrechnung Information für Dokumentation Istkostenrechnung auf Vollkostenbasis Istkostenrechnung auf Teilkostenbasis Information für Planung Normalkostenrechnung Prognosekostenrechnung auf Vollkostenbasis - starr - flexibel Prozesskostenrechnung Grenzplankosten- und Deckungsbeitragsrechnung Information für Steuerung Standardkostenrechnung auf Vollkostenbasis Target Costing Standardkostenrechnung auf Teilkostenbasis Unternehmen verwenden typischerweise mehrere Systeme parallel, da diese zum Teil unterschiedliche Anforderungen stellen und nicht immer kompatibel miteinander sind. Frühjahrstrimester 2016 Dr. Christian Nitzl Seite 22
23 Verbreitung verschiedener Kostenrechnungssysteme im Zeitverlauf (WHU-Controllerpanel) Quelle: Weber, J./Janke, R. (2013): Controlling in Zahlen Wie hat es sich entwickelt, wie geht es weiter?, Advanced Controlling, Band 85, Weinheim. Frühjahrstrimester 2016 Dr. Christian Nitzl Seite 23
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