Wundheilung Zertifizierte PTA-Fortbildung

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1 Zertifizierte PTA-Fortbildung Liebe/r PTA, kleine Verletzungen der Haut können täglich vorkommen und nicht Jeder geht zur Versorgung solcher Wunden gleich zum Arzt. Ob kleinere Schnitt, Schürf- oder Brandwunden: Ihre Kunden werden Sie sicher auch hier von Zeit zu Zeit um Rat fragen. Welche Maßnahmen eignen sich wann zur Wundbehandlung. Was kann man zur Wund und Narbenpflege beitragen oder auch was kann man zur Vorbeugung von Verletzungen tun? Mit der vorliegenden Fortbildung möchten wir Sie dazu befähigen zu erkennen, wann es sinnvoll ist, einem Kunden oder einer Kundin einen Arztbesuch ans Herz zu legen, oder bei wem eine eigenständige Wundversorgung möglich und sinnvoll erscheint. Wir möchten Sie ermuntern, sich mit den Materialien der vorliegenden Mappe fit zu machen für das Kundengespräch rund um die Haut, dem größten Organ des Menschen, im Zusammenhang mit kleinen, akuten Wunden. Sie können sich nach der Lektüre der Unterlagen selbst belohnen, indem Sie die 10 Fragen nach den drei Lektionen richtig beantworten und an uns zurücksenden. Sie erhalten dann von uns ein Zertifikat über einen Fortbildungspunkt. Ihr Fahrplan: Arbeiten Sie die drei Teile, jeweils bestehend aus Beratungskarte und Basisinformation, sorgfältig durch. Beantworten Sie den Fragebogen. Faxen Sie den Bogen unter Angabe Ihrer vollständigen Adresse bis zum angegebenen Stichtag an: 089 / Für Ihren richtig ausgefüllten Fragebogen (mindestens 80% richtige Antworten) erhalten Sie einen Fortbildungspunkt. Nach Einreichung aller Fragebögen bis spätestens 30. Juni 2014 erhalten Sie Ihr Teilnahmezertifikat mit dem Fortbildungspunkt. Dieses Zertifikat können Sie bei der zuständigen Apothekenkammer einreichen und somit Ihren Punkt registrieren lassen. Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Studium der Unterlagen und hoffen, dass Sie daraus Gewinn für Ihre tägliche Arbeit ziehen können. Ihre

2 Zertifizierte PTA-Fortbildung Teil 1 Ein Herr mittleren Alters betritt die Apotheke mit einem Stofftaschentuchverband um den Daumen. In der Apotheke nimmt er den Verband vorsichtig ab, betrachtet den Daumen und spricht die PTA an: Kunde: Guten Tag, ich brauche einen Verband für meinen Daumen. PTA: Selbstverständlich gerne, darf ich Sie fragen, was passiert ist? Kunde: Halb so wild, ich habe mich bloß beim Kartoffelschälen geschnitten und ich habe dummerweise kein Pflaster mehr zu Hause. Am Anfang hat es richtig stark geblutet, ich habe dann das eine Stofftaschentuch zusammengefaltet, auf die Wunde gelegt und das andere Taschentuch so gut es ging ziemlich fest drum herum gewickelt. PTA: Sie haben sozusagen einen Druckverband angelegt sehr gut. Das hat die Blutung gestoppt und der Reparaturprozess der Haut hat schon begonnen. Kunde: Ja scheint so, es blutet ja eigentlich auch gar nicht mehr. Hätte ich eigentlich die Wunde ausspülen sollen? PTA: Nein, bei kleineren Schnittwunden ist es so, dass das Blut den Schmutz, der möglicherweise in die Wunde eingedrungen ist, im Normalfall ausspült. Die Wunde klafft ja auch nicht auseinander, wie ich sehe. Kunde: Schon, aber ich habe aus Versehen draufgedrückt und dann hat es gleich wieder angefangen zu bluten. PTA: Sie sollten Ihren Daumen jetzt eine Weile nicht belasten, damit die Wunde in Ruhe heilen kann. Zusätzlich können Sie die Wundränder mit einem Klammerpflaster so fixieren, dass die Wundränder beieinander bleiben, auch bei versehentlicher Belastung. Durch die glatten Wundränder kann die Haut diese Wunde dann recht gut reparieren. Zum Schutz dann noch ein kleiner Daumenverband und dann wird das schon wieder. Kunde: Und das reicht dann? PTA: Meistens ja, aber Sie sollten sicherheitshalber Ihren Tetanusschutz überprüfen lassen und wenn Ihre Wunde zu schmerzen beginnt, pocht, oder sich heiß anfühlt, müssen Sie unbedingt zum Arzt. Dann könnte es sein, dass sich die Wunde doch infiziert hat. Bewegen können Sie Ihren Finger ja ohne Probleme oder? Kunde: Ja schon, wieso? PTA: Ich weiß ja nicht, wie tief der Schnitt wirklich ist, und wenn man sich verständlicherweise nur auf das Stillen des Bluts konzentriert, kann man übersehen, wenn eine Sehne verletzt ist. Man bewegt den frisch verletzten Finger ja meistens auch nicht aktiv. Kunde: Ja stimmt eigentlich, aber es funktioniert ja. Trotzdem danke für den Hinweis. Kann ich denn für die Heilung der Wunde sonst noch was tun? PTA: Sie könnten eine Salbe anwenden, die die Narbenbildung beschleunigt. Durch so eine Salbe kann die Haut schneller und mit weniger sichtbaren Folgen heilen. Kunde: Was meinen Sie mit Narbe? Ich möchte eigentlich keine Narben. PTA: Selbstverständlich nicht, hier liegt leider ein weit verbreitetes Missverständnis vor. Die meisten Menschen verbinden mit dem Begriff Narbe einen großen, auffälligen Wulst oder eine Vertiefung. Das gibt es auch, das sind die hypertrophen Narben oder die so genannten Keloide, die sich hervorheben oder die atrophen Narben, die sich als Delle ausprägen. Aber Vernarbung beschreibt eigentlich nur das typische Bindegewebe, das bei der Wundheilung die Wunde schließt. Es ist faserreich und gefäßarm. Nach einiger Zeit glänzt es ein wenig und es ist heller als die unverletzte Haut. Dieser Prozess findet immer statt. Sie können aber durch die Anwendung geeigneter Salben Ihrer Haut helfen, damit die Narbe weniger auffällig wird.

3 Zertifizierte PTA-Fortbildung Teil 1 Häufige Formen leichter Hautverletzung: Schnittwunden Schürfwunden Verbrennungen Stichwunden Kratzwunden Häufige Ursachen leichter Hautverletzung: Garten- und Hausarbeit Heimwerken Sportverletzungen Stürze Kennzeichen von Schnittwunden: Sie sind die Folge einer spezifischen mechanischen Einwirkung auf die Haut durch einen scharfen Gegenstand. Sie sind glattrandig und es tritt normalerweise ein akuter, heftiger Wundschmerz auf und sie bluten oft stark. Je nach Tiefe des Schnittes können die Folgen harmlos bis lebensbedrohlich sein. Tiefe Schnittverletzungen können schädigen: Nerven wichtige Blutgefäße Sehnen Schnittwunden, die eine solch tiefe Verletzung vermuten lassen, müssen unverzüglich vom Arzt begutachtet werden, um bleibende Schäden zu vermeiden. Folgen solcher tiefen Schnittverletzungen können Funktionsstörungen wie Lähmungen und Sensibilitäts- und Empfindungsstörungen sein, außerdem kann ein hoher bzw. schneller Blutverlust zum Schockzustand führen. Bei kleinen Schnittwunden werden Fremdkörper normalerweise durch die anfänglich starke Blutung ausgeschwemmt. Wenn der Verdacht besteht, dass trotzdem Fremdkörper in der Wunde verblieben sind, sollte man die Wunde kurz mit Wasser ausspülen. In der Regel ist das aber nicht nötig und man sollte die Wunde dann auch nicht unnötig öffnen. Bei der Versorgung von Wunden ist es sinnvoll, Einmalhandschuhe zu tragen. Dadurch senkt man das Risiko, Keime in die Wunde einzubringen und das Risiko der Übertragung von (unerkannten) Infektionskrankheiten. Bei kleinen Schnittwunden im Bereich von Gelenken ist es sinnvoll, das Gelenk ruhig zu stellen, z.b. mit einer Schiene, damit das Zusammenwachsen der Wundränder nicht durch die Bewegung gestört wird. Wenn die Wundränder auseinanderklaffen, ist es sinnvoll, diese mit Hilfe eines Klammerpflasters so zu fixieren, dass die Wundränder anliegen. Bei sachgemäßer Versorgung heilt eine Schnittwunde normalerweise gut ab. Narben sind bei Verletzung der Lederhaut jedoch nie ganz zu vermeiden. Da bei glatten Wundrändern meist nur wenig Gewebeneubildung notwendig ist, wird sich nur eine schmale Narbe ausbilden. Die Wundheilung findet in drei Phasen statt: 1. Wundreinigungsphase (auch exsudative, inflammatorische Phase): Die Wunde weist Entzündungszeichen auf und sondert Wundsekret ab, das dazu dient, Fremdkörper, abgestorbene Zellen oder Keime aus der Wunde auszuschwemmen. Das Wundbett wird auf diese Weise gereinigt. 2. Granulationsphase (auch Proliferationsphase): Beginn des Wundverschlusses, Aufbau von nicht dauerhaftem Ersatzgewebe. Hineinwachsen von Blutgefäßen in das Wundgebiet und Neubildung von Bindegewebe. Bildung von Kollagenfasern. Granulationsgewebe ist die Grundlage für den endgültigen Wundverschluss. 3. Reparationsphase (auch Epithelisierungsphase): Endgültiger Wundverschluss. Die Kollagenfasern des Granulationsgewebes reifen aus. Wundkontraktion und Narbenbildung. Bildung der neuen Hautschicht aus Epithelzellen.

4 Zertifizierte PTA-Fortbildung Teil 1 Die Wundheilung kann sie kann mit phasengerechter Wundversorgung unterstützt werden. Die moderne Dermatologie sieht ein feuchtes Milieu als ideal an. Ungeeignet ist es ein Austrocknen der Wunde anzustreben. Wasserunlösliche Puder sind daher ungeeignet. Wasserlösliche Puder, Hydrogele und Salben, die das feuchte Milieu fördern, sind dagegen sinnvoll. Die Wunde mit einem Verband oder Pflaster schützen, wenn eine aufgetragene Salbe zur Heilunterstützung wieder abgewischt werden könnte Verunreinigung droht die Wunde sonst wieder aufgerissen werden kann Ansonsten ist es sinnvoll, kleine Wunden ohne Abdeckung heilen zu lassen. NARBEN Eine Narbe kann man als dauerhaft sichtbare Spuren einer Hautreparatur bezeichnen. Sie entsteht, wenn die Verletzung der Haut tiefer geht als nur bis zur Epidermis. In den meisten Fällen ist das Narbengewebe zunächst erhöht und (bei hellhäutigen Menschen) leicht rötlich. Mit der Zeit strafft sich das Narbengewebe und flacht ab, die rötliche Färbung lässt nach. Narbengewebe weist keine Haare, keine Talg- und keine Schweißdrüsen auf. Auch Melanozyten, die in der unverletzten Haut enthalten sind, werden bei der Wundheilung nicht ersetzt. Kennzeichen von Narbengewebe: hell und ohne Haare, meist glatt. Die Ausprägung von Narben, auch bei kleineren Verletzungen, hängt von mehreren Faktoren ab. Die Haut jüngerer Menschen heilt schneller und kann als eine Art Überreaktion mehr Bindegwebe bilden als zum Wundverschluss notwendig ist. Das kann beispielsweise zu dickeren Narben führen (Hypertrophe Narbe) Genetische Faktoren können die Narbenbildung beeinflussen, so heilen Hautläsionen bei Menschen asiatischer oder afrikanischer Herkunft meist unter prominenterer Narbenbildung ab An beanspruchten Körperstellen (Gelenken) kann die Haut aufgrund von Zugspannung unter vermehrter Gewebebildung verheilen, die als narbiger Wulst sichtbar wird. Eine Infektion der Wunde kann die Wundheilung verzögern und dadurch kann die Narbe auffälliger werden. Typen von Narben Hypertrophe Narben entstehen durch übermäßige Bildung von Bindegewebe, beschränken sich aber auf den Bereich der eigentlichen Verletzung. Kennzeichen ist eine Wulstbildung. Keloide entstehen durch übermäßige Bildung von Bindegewebe und gehen über den Bereich der eigentlichen Verletzung hinaus. Typisch ist die starke Wulstbildung, das heißt, das neu gebildete Gewebe wölbt sich stark über das gesunde Hautniveau und weist i.d.r. eine dunklere Färbung auf als die umgebende Haut. Atrophe Narben entstehen durch zu geringe Bildung von Bindegewebe und erscheinen als Delle, als Vertiefung in der Hautoberfläche. Sklerotische Narben sind hart und unelastisch. Verlaufen sie über ein Gelenk, können sie die Bewegung einschränken oder Fehlstellungen verursachen. Begleiterscheinungen Bei hypertrophen Narben treten Begleiterscheinungen eher selten auf, bei Keloiden jedoch können neben der typischen Rötung auch die Symptome Jucken, Brennen und Schmerzen auftreten. Empfehlung Ist die Wunde komplikationslos abgeheilt, kann man nach ca. drei Wochen damit beginnen, die Narbe sanft zu massieren. Wichtig ist, dass man die Narbe nur im Längsverlauf und auf keinen Fall quer massiert. Milde, dermatologische Cremes können das Narbengewebe vor Austrocknung schützen und dabei helfen, Spannungsgefühl oder Juckreiz zu mildern. Grundsätzlich sollten Narben durch Sonnenschutzmittel mit hohem Lichtschutzfaktor vor UV-Einstrahlung geschützt werden, da der Ersatz haut der natürliche Schutz fehlt. Der Schutz vor extremen Temperaturen wirkt sich ebenfalls positiv auf die Gewebeneubildung aus. Im Winter sind z.b. Handschuhe bei Fingerverletzungen zu empfehlen.

5 Zertifizierte PTA-Fortbildung Bis zum 30. Juni 2014 faxen an: 089/ Als Sofortmaßnahme bei einer blutenden, aber nicht tiefen Schnittverletzung eignet sich das Anlegen eines Druckverbands das Abbinden der Gliedmaßen gründliches Auswaschen der Wunde 2. Tiefe Schnittwunden z.b. an den Fingern müssen nur mit einem Pflaster abgedeckt werden können Nerven, wichtige Blutgefäße oder Sehnen in Mitleidenschaft ziehen können bleibende Schäden verursachen müssen von einem Arzt begutachtet werden 3. Narben entstehen bei äußerlich zugefügter Verletzung der Epidermis (Oberhaut) Dermis (Lederhaut) Subcutis (Unterhaut) 4. Wenn eine Wunde pocht, längere Zeit gerötet oder geschwollen ist, oder wenn Fieber auftritt gehört das zum normalen Wundheilungsprozess muss unverzüglich ein Arzt aufgesucht werden sind das Anzeichen, die auf eine Wundinfektion hinweisen 5. Was sollte man bei Narbengewebe beachten? Man sollte es besonders vor UV-Einstrahlung schützen, denn Narbengewebe enthält keine Melanozyten Man sollte es mit geeigneten Cremes pflegen und vorsichtig massieren, um die Elastizität zu fördern Man muss nichts Besonderes beachten denn Narbengewebe hat die identischen Eigenschaften wie gesunde, unverletzte Haut 6. Eine Brandwunde (Grad I oder IIa) sollte man steril abdecken, wenn eine Brandblase versehentlich geöffnet wurde sollte man mit einer Kombination aus Öl und Mehl dick bestreichen kann man mit einer speziellen, ggf. kühlenden Brandsalbe behandeln sollte man regelmäßig mit einer Fettcreme einreiben

6 Zertifizierte PTA-Fortbildung Bis zum 30. Juni 2014 faxen an: 089/ Um das Risiko von Wundinfektionen zu mindern sollten Helfer Einmalhandschuhe tragen muss auf jede Wunde ein Pflaster geklebt werden sollte die Kruste einer Schürfwunde (Schorf) regelmäßig entfernt werden sollten frische, verschmutzte Schürfwunden gereinigt und mit einem Antiseptikum desinfiziert werden 8. Muss bei jeder kleinen Verletzung die Wunde ausgewaschen werden? Nein, bei einer kleinen Schnittwunde spült idr das Blut den Schmutz aus der Wunde Ja, dazu zieht man die Wundränder bei Schnittwunden vorsichtig auseinander Nein, aber bei verschmutzen Schürfwunden sollte man die Wunde z.b. mit frischem Leitungswasser vorsichtig auswaschen 9. Wenn die Gefahr einer Wundinfektion droht, sind in der Therapie von Schürfwunden topische Antibiotika besser geeignet Antiseptika besser geeignet topische Antibiotika und Antiseptika in gleicher Weise geeignet 10. Die Öffnung einer Brandblase sollte durch Schutz vor ungewollten Einwirkungen, z.b. sterile Abdeckung vermieden werden ist eine Sinnvolle Maßnahme, da in der Blase das heiße Wasser weiter die Haut darunter schädigt sollte, wenn überhaupt nur durch einen Arzt erfolgen Name Apothekenname Straße PLZ Ort - bitte in Blockbuchstaben gut lesbar ausfüllen -

7 Zertifizierte PTA-Fortbildung Teil 2 Ein junger Mann betritt am frühen Nachmittag die Apotheke, er hinkt leicht. Kunde: Ich bin vorhin beim Skateboarden gestürzt und habe mir den Oberschenkel ziemlich aufgeschürft. PTA: Haben Sie schon etwas zur Versorgung Ihrer Wunde unternommen? Kunde: Nein, ich habe das Blut nur mit Papierhandtüchern abgetupft. Ich wollte jetzt eigentlich nur ein großes Pflaster oder so. Was hätte ich denn sonst noch machen sollen? PTA: Es wäre gut gewesen, die Wunde sofort auszuwaschen, denn es ist ja wahrscheinlich, dass noch Schmutz von der Straße oder Reste vom Papier, das Sie zum Abtupfen verwendet haben, in der Wunde vorhanden sind. Durch solche Fremdkörper kann es zu einer Infektion kommen. Und da Schürfwunden meist wenig bluten, wird Schmutz nicht aus der Wunde ausgespült, wie etwa bei Schnittverletzungen. Kunde: Dafür bin ich wohl jetzt etwas spät dran, das ist immerhin schon zwei Stunden her. Ich dachte, es sei nicht so schlimm, aber jetzt brennt es ziemlich. Was mache ich denn jetzt? PTA: Sie sollten auf jeden Fall sofort zum Arzt oder in eine Unfallambulanz gehen und den eingetrockneten Schmutz fachgerecht entfernen und die Wunde ggf. desinfizieren lassen. Sie wollen doch auch kein Schmutz-Tatoo zurückbehalten oder? Kunde: Aber kann ich das nicht auch selbst säubern? PTA: Dafür ist das jetzt schon zu sehr eingetrocknet schätze ich man kann ja so kaum sehen, was wirklich Schmutz ist. Wenn es ein Arzt macht, hat das auch den Vorteil, dass Sie, wenn es nötig ist, eine örtliche Betäubung erhalten können. Je nachdem wie verschmutzt und wie tief die Schürfwunde tatsächlich ist, kann eine Wundreinigung nämlich recht schmerzhaft sein, weil in den oberen Hautschichten ziemlich viele Nerven sitzen. Kunde: Also eigentlich habe ich dafür jetzt gar keine Zeit was ist denn, wenn ich das jetzt einfach mal so lasse? PTA: Davon rate ich dringend ab, ein Infektionsrisiko darf man nicht unterschätzen, das kann sehr schwerwiegende Folgen haben. Es kann beispielsweise zu einer Blutvergiftung kommen, die richtig gefährlich werden kann. Kunde: Na dann gehe ich doch lieber hin. Noch eine Frage: Sie sprachen von Infektion wie merke ich denn, ob die Wunde infiziert ist? PTA: Rötung, Schwellung, Pochen, Schmerzen und schließlich Eiteraustritt und Fieber sind Kennzeichen einer Wundinfektion. Zwar treten Rötung und Schwellung im normalen Wundheilungsprozess ganz am Anfang auch auf, aber wenn es länger anhält und insbesondere wenn die anderen Merkmale hinzukommen, wird es höchste Zeit für den Arzt. Kunde: Im Moment brennt es hauptsächlich, aber ich gehe dann doch lieber mal zur Ambulanz Danke!

8 Zertifizierte PTA-Fortbildung Teil 2 Definition Schürfwunde Abtragungen der Epidermis (Oberhaut) durch Reibung Tiefe der Wunde ist unterschiedlich Wundränder sind unregelmäßig Einblutungen abhängig von der Tiefe der Schürfung meist nässende Wundfläche normalerweise narbenfreie Abheilung Schmerzen bei freiliegender Lederhaut hohes Verschmutzungsrisiko Infektionsgefahr Das können Sie bei Schürfwunden selbst machen: Die Wunde reinigen. Geeignet sind: Leitungswasser Physiologische (= dem Körper angepasste) Kochsalzlösung Ringerlösung steriles bzw. destilliertes Wasser Zur Wundheilung geeignete rezeptfreie Präparate aus der Apotheke enthalten z.b.: Wundbehandlungsmittel Dexpanthenol Lebertran Pflanzlich: Weizenkeimextrakt Hamamelisblätter und -rinde Kamillenblüten Wenn der begründete Verdacht besteht, dass Keime in die Wunde eingedrungen sind, ist es sinnvoll, die Wunde zu desinfizieren. Geeignet sind Präparate mit: PVP-Iod Octenidin Polyhexanid Formen der Wundheilung: Primäre Wundheilung: Glatt begrenzte und bündige Wundränder. Voraussetzung dafür ist die gute Durchblutung der Wunde sowie eine saubere, möglichst keimfreie Wunde. Sekundäre Wundheilung: Auseinanderliegende Wundränder oder nekrotisches Gewebe heilt unter Bildung von Granulationsgewebe. Dabei kommt es zu Neubildung von Gewebe und Wundkontraktion. Auch wenn eine Wunde infiziert ist spricht man von sekundärer Wundheilung.

9 Zertifizierte PTA-Fortbildung Teil 2 Therapieoptionen: Die Empfehlung, topische Antibiotika bei Schürfwunden einzusetzen, ist heute nicht mehr Stand der Therapie und gilt in der modernen Wundversorgung als veraltet. Die Gefahr der Bildung von Resistenzen ist dabei größer als der Nutzen in der Keimabwehr, denn selten werden ausreichende Gewebespiegel erreicht, und verschiedene Antibiotika können sich ungünstig auf den Granulations- bzw. Epithelisierungsprozess bei der Wundheilung auswirken. Antibiotika sollten daher der systemischen Therapie manifester Infektionen vorbehalten bleiben. Droht eine Wundinfektion, wird die Anwendung von Antiseptika als günstiger erachtet. Sie verursachen keine Resistenzen und auch allergische Reaktionen treten deutlich seltener auf als bei topischen Antibiotika. Bei kurzfristigem Einsatz ist auch die potenziell wundheilungsstörende Wirkung deutlich geringer. Besteht kein begründeter Verdacht auf eine Infektion der Wunde, wird auch die Anwendung von Antiseptika als nicht erforderlich angesehen. Tipps zur Kruste bei einer nicht infizierten Schürfwunde: Eine Kruste über der Wunde schützt die Haut, die sich darunter neu bildet. Die Kruste sollte nicht entfernt werden, auch wenn es juckt oder kitzelt, das stört den Heilungsprozess. Ein Verband über der Kruste dient nur als Kratzschutz, ansonsten ist er nicht notwendig. Sportler sollten bei Krusten im Bereich von Gelenken vorsichtig sein, damit die Kruste nicht reißt einige Tage Sportabstinenz können da hilfreich sein. Die Kruste sollte auch nicht zu sehr aufweichen, daher sollten Vollbäder oder Aktivitäten im Wasser vermieden werden. Bei folgenden Verletzungen ist ein Arztbesuch dringend angeraten: bei Verbrennungen über Verbrennungsgrad 2a (bei Kindern immer) bei großen klaffenden Wunden bei tiefen Wunden bei stark blutenden Wunden wenn sich größere Fremdkörper in der Wunde befinden wenn sich Fremdkörper nicht leicht auswaschen lassen wenn Symptome einer Infektion vorliegen wenn Fieber oder Schüttelfrost auftreten wenn keine wirksame Tetanusimpfung vorliegt (Um die Immunität aufrecht zu erhalten, sollte nach der Grundimmunisierung alle 10 Jahre eine Auffrischung erfolgen) Achtung: Als Helfer ist es wichtig, auch zum Selbstschutz vor Infektionen wie HIV oder Hepatitis, Schutzhandschuhe zu verwenden!

10 Zertifizierte PTA-Fortbildung Teil 3 Eine Kundin zeigt ihren Unterarm, der eine stark abgegrenzte etwa 10 cm lange und 5 cm breite ovale Rötung aufweist. Kundin: Guten Tag, ich habe mir vor etwa einer halben Stunde einen ziemlich heißen Tee über den Arm geschüttet. Was kann ich denn da machen, damit das nicht so brennt? PTA: Haben Sie unmittelbar nach der Verletzung kühles Wasser über die Wunde laufen lassen? Kundin: Ja, das habe ich sofort gemacht, und auch ziemlich lange, bis der Schmerz ein wenig nachgelassen hat. Und dann bin ich direkt hierher gelaufen. PTA: Das ist sehr gut, denn Kühlung durch Wasser ist wichtig, um zu verhindern, dass die Hitze tiefere Hautschichten in Mitleidenschaft zieht. Und die Kühlung muss sofort erfolgen, schon nach zwei Minuten nützt es kaum noch etwas. Das Wasser darf aber auch nicht zu kalt sein. Kundin: Hat man nicht immer gesagt, das Wasser solle eiskalt sein oder man soll sogar Eiswürfel draufdrücken? PTA: Die Empfehlung von früher, eiskalt zu kühlen, ist inzwischen korrigiert worden. Die geeignete Temperatur ist etwa Grad. Eis oder sehr kaltes Wasser können die Haut schädigen, es kann sogar zu Erfrierungen führen. Entgegen früherer Annahmen nützt eine Dauerkühlung im Übrigen auch nichts, fünf Minuten sind absolut ausreichend. Kundin: Soll ich da jetzt eine Salbe auftragen oder wie ist das mit Öl und Mehl - das soll ja sinnvoll sein? PTA: Nein. Öl und Mehl sind grundsätzlich eher schädlich als nützlich. Bei Salben kommt es natürlich darauf an, welche Art Salbe Sie verwenden. Salben mit hohem Fettgehalt halten die Wärme in der Haut, ebenso wie die Öl-Mehl Variante. Das ist nicht gut. Auch Puder dürfen nicht verwendet werden - nicht bei leichten Wunden, und erst recht nicht bei Brandblasen oder gar offenen Wunden. Da riskiert man leicht eine Infektion. Kundin: Die Kühlung hat bis jetzt den Schmerz gelindert, aber es fängt gerade an richtig weh zu tun. PTA: Eine relativ leichte Verbrühung kann die Haut normalerweise gut selbst heilen. Sie können aber ein kühlendes Gel bzw. eine Brandsalbe mit einem leichten Anästhetikum anwenden, dann ist der Schmerz abgemildert. Später können Sie eine Heilsalbe z.b. mit Weizenkeimextrakt verwenden, um die Heilung zu unterstützen. Kundin: Sie sprachen von Blasenbildung was mache ich denn, wenn das passiert? Hilft es, die Blase aufzustechen? PTA: Das sollten Sie auf keinen Fall tun. Die Blase schützt die Hautschichten vor Keimen. Unter der Blase kann sich die neue Haut ungestört bilden. Sie sollten also dafür sorgen, dass die Blase vor ungewollten Einwirkungen von außen geschützt ist. Wenn Sie eine Brandblase eröffnen, können Bakterien eine Infektion hervorrufen. Wenn überhaupt, dann sollte ein Arzt die Blase steril punktieren und dann fachgerecht und steril abdecken.

11 Zertifizierte PTA-Fortbildung Teil 3 Verbrennungen und Verbrühungen Verbrennungen entstehen durch die Einwirkung großer Hitze auf die Haut, z.b. durch Feuer, sehr heiße Gegenstände, Flüssigkeiten über 100 Grad, Strom, Chemikalien. Verbrühungen entstehen auf Grund von Hitzeeinwirkung durch Flüssigkeiten unter 100 Grad. Ab einer intrakutanen Temperatur von 52 Grad wird die Haut geschädigt. Hitzeschäden der Haut wirken in die Tiefe. Die schlechte Wärmeleitfähigkeit der Haut verhindert, dass sich Hitze an der Oberfläche auf ein größeres Areal verteilt. Die Einwirkung der Hitze konzentriert sich stattdessen auf die Expositionsstelle und die betroffene Haut muss die gesamte Energie absorbieren. So kann die Haut an der betroffenen Stelle vollständig zerstört werden, wogegen unmittelbar angrenzende Areale nahezu unversehrt bleiben können. Das Ausmaß des thermischen Schadens hängt vor allem von der Dauer der Exposition und der Intensität der Hitze ab. (Brand)Blase Definition: Hohlraum über der Haut, der mit seröser Flüssigkeit gefüllt ist. Erst ab einem Durchmesser von fünf Millimetern nennt man diesen flüssigkeitsgefüllten Hohlraum Blase (lateinisch: Bulla), kleinere Exemplare werden als Bläschen oder Vesicula bezeichnet. Begleitsymptome Um die Blase herum kommt es zu Hautrötungen, aber auch Schmerzen und Juckreiz können Begleiterscheinungen einer Blase sein. Tipps: Die betroffene Haut sollte vor ungewollten äußeren Einflüssen wie Hitze, Kälte, Druck oder dem Kontakt mit Flüssigkeiten, Reinigungsmitteln etc. geschützt werden. Auch direkter Sonneneinstrahlung sollte die Haut nicht ausgesetzt werden. Wenn die Blase aufreißt bzw. platzt, sollte man den Hautbereich mit klarem Leitungswasser, Kochsalzlösung oder Ringerlösung von der Blasenflüssigkeit säubern, ggf. mit einer geeigneten Wundheilsalbe bestreichen und anschließend möglichst steril abdecken. Der Verband sollte täglich erneuert werden, da die Haut die Wundheilsalbe intensiv aufnimmt. Die grundsätzliche Anwendung von Antiseptika (z.b. Jod oder Alkohol) zur Desinfektion kleiner Wunden wird heute nicht mehr empfohlen, da Antiseptika eine zellteilungshemmende oder sogar eine zytotoxische Wirkung haben können, was die Heilung verzögern kann. Die Hausapotheke sollte stets über Brandwundpäckchen verfügen. Darin enthalten sein sollten sterile, nicht flusende Wundauflagen/Kompressen, eventuell aluminiumbedampft, auch eine Brandsalbe sollte Bestandteil der Hausapotheke sein. Wundbehandlung: Kleinere Verbrennungen (Grad I und IIa) können Betroffene selbst versorgen. Offene Wunden können bei Vorhandensein von Schmutzpartikeln gut mit klarem Leitungswasser gereinigt werden. Zur Verhinderung einer sekundären Verschmutzung kann man die Wunde mit einem sterilen Wundverband / Kompresse abdecken. Um die Haut unter dem Verband feucht zu halten und zusätzlich die Reepithelisierung zu unterstützen, kann man eine geeignete Salbe auf die Wunde auftragen. Solche Salben können natürliche Teilungsvorgänge und die Aktivität spezifischer Hautzellen stimulieren, was zu einer Aktivierung des Granulationsprozesses führt. Ein gut verlaufender Granulationsprozess ist eine wichtige Voraussetzung für den Aufbau von neuem Epithelgewebe. Auch bei der Bildung und Freisetzung von Kollagenfasern können geeignete Salben die Haut unterstützen. Diese Fasern sind im weiteren Verlauf für den Verschluss der Wundoberfläche zuständig. Der Verband sollte täglich gewechselt werden. Verbrennungen und Verbrühungen, die über Grad IIa hinausgehen, gehören unverzüglich in die Obhut der Ärzte. Kinder mit Verbrennungen sollten grundsätzlich zum Arzt.

12 Zertifizierte PTA-Fortbildung Teil 3 Nachbehandlung: Geheilte Brandwunden sind empfindlich, deshalb ist Hautpflege nach einer Verbrennung wichtig. Die Haut hat je nach Verbrennungsintensität ihre Fähigkeit zur Feuchtigkeitsregulierung eingebüßt. Die epithelisierte Haut sollte daher mit Feuchtigkeit versorgt werden, um die Elastizität der sich neu bildenden Haut zu fördern. Reepithelisierte Haut ist empfindlich und sollte nicht ohne Anwendung von Sonnenschutzmitteln der unmittelbaren Sonneneinstrahlung ausgesetzt werden. Die Anwendung eines hohen LSF kann einer Pigmentveränderung bzw. einer erneuten oder weiteren thermischen Schädigung vorbeugen. Davon sollte man abraten: In verschiedenen Internetforen werden noch immer Tipps gegeben, die sich verheerend auf den Wundheilverlauf auswirken können. Als so genannte Hausmittel stehen dort sogar zur Behandlung frischer und offener Brandwunden Öl, Mehl, Puder, Fettsalben, Zahnpasta, Honig geschrieben. Es besteht bei Anwendung solcher Mittel akute Infektionsgefahr durch Inhaltsstoffe und Partikel. Fette wirken isolierend und halten die überschüssige Hitze in der Haut. Einteilung der Verbrennungen nach Schweregraden Grad Klinisches Bild Verbrennungstiefe Folgen 1 Rötung der betroffenen Hautareale, Schmerzen Schädigung der obersten Hautschichten narbenfreie Heilung i.d.r. nach wenigen Tagen 2 A Blasenbildung bei rotem Untergrund, stark schmerzhaft Schädigung der Oberhaut und oberflächlicher Anteile der Lederhaut, Absterben von Gewebe Infektionsgefahr bei Eröffnung der Blase, zwei- bis dreiwöchiger Heilungsprozess, meist narbenfrei, zuweilen bleiben Pigmentstörungen 2 B Blasenbildung, heller Untergrund, schmerzhaft weitgehende Schädigung der Lederhaut aber Erhalt der Haarfollikel und Drüsenanhängsel wie 2 A jedoch Heilung mit Narbenbildung 3 Epidermisfetzen, Gewebe nach Reinigung weiß, keine Schmerzen der direkt betroffenen Stellen, möglich: Schmerzen im Randbereich tiefe Zerstörung der Oberhaut und der Lederhaut, Schädigung reicht ggf. bis ins Unterhautfettgewebe. Zerstörung von Haarfollikel, Drüsengewebe, Tast- und Schmerzrezeptoren sehr große Infektionsgefahr, Heilung unter Narbenbildung (Keloide) und Kontraktur, die zu Einschränkungen der Bewegung führen können 4 Verkohlung Zerstörung weitgehender Schichten mit Unterhautfettgewebe, eventuell Muskeln, Sehnen, Knochen und Gelenken keine Spontanheilung mehr möglich, sehr große Infektionsgefahr, je nach Stelle und Fläche, höchste Lebensgefahr

13 Zertifizierte PTA-Fortbildung Teil 3 Empfehlungen zur Vorbeugung von Verbrennungen oder Verbrühungen vor allem bei Kindern Eine der wichtigsten Vorbeugungsmaßnahmen ist Vorsicht im Umgang mit Feuer und heißen Flüssigkeiten, besonders wenn Kinder in der Nähe sind: Küche: Kinder nicht alleine in der Küche lassen keine herunterhängenden Tischdecken verwenden Kochtöpfe möglichst außer Reichweite (hintere Herdplatten) platzieren Pfannenstiele/Kasserollenstiele nach hinten drehen Schutzgitter am Herd anbringen Kaffeekannen/Teekannen/Stövchen außer Reichweite bringen Tassen, Suppenteller u.ä. nicht an den Tischrand/Arbeitsplattenrand stellen Waffeleisen, Toaster und andere Kleingeräte außer Reichweite platzieren - und Kabel nicht herunterhängen lassen Garten: Campingkocher, Grill und andere Kochgeräte nicht unbeaufsichtigt lassen Fackeln, Kerzen etc., nicht unbeaufsichtigt lassen bzw. unerreichbar anbringen weitere Gefahren: Bügeleisen, offenes Feuer, Kerzen u.ä. nicht unbeaufsichtigt lassen Streichhölzer/Feuerzeuge sicher verwahren Warmwassertemperatur so einstellen, dass keine Verbrühungsgefahr besteht (max. Wassertemp. 45 Grad Celsius) elektrische Geräte mit automatischer Abschaltefunktion verwenden (gilt auch für Haushalte von allein stehenden älteren Menschen) Kinder so früh wie möglich über die Gefahren von Feuer aufklären