Beeinflussung durch Alkohol und Drogen
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- Pia Gerber
- vor 8 Jahren
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1 Beeinflussung durch Alkohol und Drogen Dr. med. J. Manhart Institut für Rechtsmedizin Direktor: Prof. Dr. med. A. Büttner Rostock, IfRM,
2 Einteilung Alkohol (Basics, Epidemiologie, BAK-Kinetik, Wirkung, Testverfahren) Rechtliche Relevanz, Nachtrunk AAK (Grundlagen, Grenzen) Drogen (Arten, Wirkungen, Nachweise)
3 EXTRA! Arzt - Patienten Kommunikation: Was von Ihnen im PJ erwartet wird (werden darf?) 1. Sich-Vorstellen (ggf. Händeschütteln), Blickkontakt 2. Patienten eingangs nicht sofort unterbrechen 3. Erklären, was passiert/abläuft 4. Verständlich formulieren (Fachausdrücke für Patienten übersetzen ) 5. Rückkopplung: Haben Sie noch Fragen?
4 Alkohol Basics (Allgemeinwissen) Volumenprozent (ml/l) Ein Vol. % entspricht ca. 0,8 g Alkohol (Ethanol-Dichte: 0,789 g/cm 3 ) Energiegehalt 7 kcal pro Gramm Alkohol, entspricht etwa dem von Fett (9 kcal). BAK Die im Blut festgestellte Alkoholmenge wird Blutalkoholkonzentration genannt. Sie wird in Promille ( ) angegeben, was der Alkoholmenge in Gramm pro g Vollblut entspricht. Toleranz Phänomen der Gewöhnung (verringerte Empfindlichkeit auf Alkohol)
5 Alkohol Basics (Allgemeinwissen) -in Wasser löslich! (Körperwasseranteil bei Männern ca. 70 %, bei Frauen ca. 60 %) - sehr gutes Lösungsmittel! Alkohol löst: Beziehungen/Ehen Vermögen Arbeitsplätze Freundschaften und sogar Gehirnzellen auf
6 Alkohol Pathophysiologie (steht im Herold) F10.x.0 akute Intoxikation.1 schädlicher Gebrauch (Organschäden, z. B. Fettleber).2 Abhängigkeitssyndrom (Kriterien der Sucht müssen erfüllt sein) Sucht: Toleranz, Kontrollverlust, Entzug, Craving.3 Entzugssyndrom.6 Wernicke-Korsakoff Syndrom (Wernicke=akuter Vit. B1 Mangel) Trinker Typologie nach Jellinek Alpha - Konflikttrinker Beta - Gelegenheitstrinker Gamma - Alkoholabhängigkeit (Konsumkontrollverlust) Delta - Pegeltrinker Epsilon - Quartalstrinker
7 Alkohol Pathophysiologie (steht auch im Herold) Ösophagitis/ Reflux/ Mallory Weiss Gastritis/ Blutung Mangel-/ Fehlernährung Fettleber/ Hepatitis/ Leberzirrhose Pankreatitis Alkoholtoxische dilatative Kardiomyopathie Hypertriglyceridämie/ Hypokglykämie (WICHTIG: Alkohol hemmt Gluconeogenese!)
8 Alkohol - Konsum In Gramm Reinalkohol pro Tag: Risikoarmer Konsum Frauen: bis 12 g Männer: bis 24 g Riskanter Konsum Frauen: mehr als 12 g bis 40 g Männer: mehr als 24 bis 60 g Gefährlicher Konsum Frauen: mehr als 40 g bis 80 g Männer: mehr als 60 g bis 120 g Hochkonsum Frauen: mehr als 80 g Männer: mehr als 120 g
9 Alkoholgehalt von Getränken Standarddosis : 0,5 l Pils = 20 g
10 Pro-Kopf-Konsum in Liter Alkohol Deutschland (Quelle: Jahrbuch Sucht; Gärtner 2014) Menge [L] 11, ,5 10 M-V ,5 9 8, Jahr Hauptursache für Übersterblichkeit in M-V
11 Ungesunder Alkoholkonsum im Bundesländervergleich Deutschland Anteil von Menschen mit ungesundem Alkoholkonsum nach deutschen Bundesländern* (Deutschland im Jahr 2010) Anteil der Befragten 25 23,40 in % ,10 19,80 19,80 19,00 18,80 18,40 18,30 18,00 17,40 16,00 14,50 12, , Rheinland-Pfalz/Saarland Bayern Sachsen Berlin Baden-Württemberg Thüringen Schleswig-Holstein Hessen Hamburg Nordrhein-Westfalen Brandenburg Niedersachsen/Bremen Mecklenburg-Vorpommern Sachsen-Anhalt Hinweis: Weitere Angaben zu dieser Statistik, sowie Erläuterungen zu Fußnoten, sind im Backup des Dossiers auf Seite 8 zu finden. ID Quelle:DKV, Zentrum für Gesundheit der Deutschen Sporthochschule Köln, DKV-Report Wie gesund lebt Deutschland?, Seite 17
12 alkoholbedingte Morbidität Jugendlicher
13 Alkohol und Straftaten Anteil alkoholisierter Straftäter: gesamt: 13,4 % (PKS 2013) Verkehrsunfälle mit Personenschaden/Tod: ca % Gewaltdelikte: 31,8 %
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15 X,X wie kommt man dort hin? resorbierte
16 Alkoholstoffwechsel und Blutalkoholkonzentration Resorption: (passiver) Diffusionsvorgang! Resorptionsdefizit! Mundhöhle und Ösophophagus (< 5 %) Magen (10-15 %) Duodenum und Jejunum (> 80%) Verteilung: Wassergehalt im Vergleich zum Blut! Reduktionsfaktor! Muskel 80 % Gehirn 70 % Urin 130 % Bradytrophes Gewebe (auch: Fettgewebe << 50 %) Elimination: Oxidativer Abbau über die Leber (> 95%)! Stündl. Abbaurate! Abatmung < 5 % Urin < 2 % Schwitzen < 2 %
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18 Atypische Verläufe der Alkoholverteilungskurve Sturztrunk: Anflutung > 1.0 Promille/Stunde Schwerste psychomotorische Ausfallerscheinungen (Gang, Sprache) und toxische Effekte infolge forcierter Durchblutung des ZNS (25 % des Herz-Minuten-Volumens) Diskrepanz zwischen Alkoholeffekten und (relativ) niedriger BAK Diffusionssturz Peak in der Alkoholverlaufskurve bei nachhinkender Diffusion des Alkohols aus der Blutbahn in das Gewebe; folgender beschleunigter Abbau > 0,2 Promille/ Stunde: Nachgeordnete forensische Relevanz im Verkehrsrecht, da bei Trunkenheitsfahrt der Zeitpunkt der Überschreitung des Grenzwertes nicht nachgewiesen werden muss Nachresorption: Verzögerte Freisetzung von BAK in Blutbahn = Erneuter Anstieg min. nach Trinkende durch verzögerte Magenpassage: Hohe forensische Relevanz im Verkehrsrecht; Rückrechnung nur bis 120 min. nach Trinkende möglich
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20 Dettling A et al.; aus Rechtsmedizin 2014 (24): VT=Vortrunk; NT=Nachtrunk; BE= Blutentnahme
21 Dettling A et al.; aus Rechtsmedizin 2014 (24): min.
22 Alkoholwirkung und BAK (mod. nach Feuerlein 1976) 0,5-1,5 Leichter Rausch All. Auflockerung, Rede- und Tatendrang, Beschwingtheit (Schwips) evtl. verwaschene Aussprache, Übelkeit 1,5-2,5 Mittelschwerer Rausch Euphorie oder aggressive Gereiztheit, Umwelt und soziale Bedeutung noch wahrgenommen, Sprunghaftigkeit von Denken und Handeln Gangunsicherheiten, verwaschene Aussprache, Übelkeit, Erbrechen > 2,5 Schwerer Rausch Bewusstseinsstörungen, Desorientiertheit, Benommenheit-Schlaf ggf. akute (letale) Alkoholintoxikation, Torkeln, Lallen, Amnesie 3,5-5,0 Akute Alkoholintoxikation Komatöse letale Dosis auch bei Alkoholgewohnten Keine starre Dosis-Wirkungs-Beziehung
23 Abnorme Alkoholreaktion (sog. Pathologischer Rausch )* Sehr selten, aufgrund der Nichtvorhersehbarkeit strafrechtliche Exkulpierung Tathandlungen schlagartig (ohne erkennbaren Anlass) und ungerichtet mit schwerer Aggressivität gegen Menschen und Sachen Diagnostik Relativ niedrige BAK Schlagartig einsetzende inadäquate Affekte Ggf. Fehlen von alkoholtypischen motorischen Ausfällen (Inkongruenz zur Psyche) Plötzliches Ende, häufig sog. Terminalschlaf Vollständige Erinnerungslücke häufig: Konfliktbelastung in der Vorgeschichte, Erschöpfung etc. Erinnerungslücke Häufig Schutzbehauptung Seltener Folge einer Verdrängung
24 Rausch - Differentialdiagnostik Schädel-Hirn-Trauma o Benommenheit im Rahmen eines Commotionssyndroms, einer intrakraniellen Blutung etc. (Cave: atonischer Sturz eines Alkoholikers - subdurales Hämatom!) (spontane) intrakranielle Blutungen (Apoplex) Intoxikationen (BTM/AZM) o beachte: kombinierte Einnahme von Alkohol und Medikamente/Drogen Stoffwechselstörungen o Diabetische Stoffwechselentgleisung (Hyper-/Hypoglykämie) o Andere Komata (u.a. hepatisch, urämisch) Verkennung von Begleitumständen bei Alkoholisierten: häufiges arztrechtliches Problem
25 Beeinträchtigung körperlicher Funktionen Sensorik/ Gehör- und Gleichgewicht o Gleichgewicht und Orientierungsfähigkeit (Kurvenfahrt) Reaktionsvermögen o o Reaktionszeit verlängert (Wahrnehmung und Vollzug) Reaktionsqualität beeinträchtigt (Tenazität und Vigilität) Motorik (Dyskoordination synerg. und antagonistischer Muskelgruppen) o o o Gang und Stand Überschießende Korrekturen (Schlangenlinienfahren) Störungen der Feinmotorik der Zungenmuskulatur (verwaschen, lallend) Sensorik/Sehfähigkeit o o o o Einengung des Sehfeldes (Tunnelblick, Scheuklappeneffekt) Fixationsstörungen (Vibrationen, Kurvenfahren - ggf. Doppelbilder) Störung des optokinetischen Nystagmus (Nachstellbewegungen des Auges) Adaptationsfähigkeit verlangsamt (Dunkeladaptation = Blendungsgefahr)
26 Beeinträchtigung psychischer Funktionen Unaufmerksamkeit Geringschätzung bis Missachtung von Verkehrsleiteinrichtungen Kritiklosigkeit, Selbstüberschätzung, Leistungsdefizite unerkannt Kein Antizipieren von Gefahrensituationen, keine Vorsichtsmaßnahmen Erhöhung der Risikobereitschaft, Euphorisierung Enthemmungseffekte bis zur Aggression, Geltungsbedürfnis Unreflektiertes Umsetzen spontaner Impulse Fahrerflucht, Faustschlag gegen Unfallgegner, Abdrängen etc. Verwirrtheit, Desorientiertheit Alkoholbedingte Erinnerungslücken ( Filmriss ) Intraindividuelle Variabilität (Tagesform) und Interindividuelle Unterschiede ( Demaskierung der Primärpersönlichkeit )
27 Alkoholtypische Fahrfehler - Auswahl Unsichere Fahrweise (Fehlblinken, Beleuchtung fehlerhaft), Schlangenlinienfahren Alkoholtypischer Kurvenunfall ( häufig Scheitelpunkt) Heraustragen nach rechts in Linkskurve Heraustragen nach links in Rechtskurve (Frontalkollison) Streifen geparkter oder überholter Fahrzeuge Auffahrunfälle Linksabbiegeunfälle Dunkelziffer von Alkoholunfällen riesig Ca. 20% aller tödliche Unfälle sind alkoholbedingt Unfallrisiko bei 1,1 Promille ca. verzehnfacht!
28 Rechtliche Relevanz I 24a StVG Ordnungswidrigkeit ab 0,5 bis <1,1 (ohne Ausfallerscheinungen) 316 StGB Abstraktes Gefährdungsdelikt (Geldstrafe; bis 1 a) Fahrunsicherheit infolge Alkohol/Rauschmitteln 315 c StGB konkretes Gefährdungsdelikt (Geldstrafe; bis 5 a) Fahrunsicherheit infolge Alkohol/Rauschmitteln Es geht immer um die minimale BAK!!!!
29 Rechtliche Relevanz II 316 StGB - Trunkenheit im Verkehr Nachweis der Fahrunsicherheit? Absolut = Nachweis über Grenzwert (Unwiderlegbarkeit!) 1,1 Relativ = anhand von Ausfallerscheinungen (Motorisch, Psychisch; Fahrfehler ) Anforderungen abhängig von der Höhe der BAK (0,3-1,09 ) 24a StVG Gefahrengrenzwerte der verkehrsgefährdenden Leistungsminderung ab 0,5 deutliches Nachlassen der Reaktionsfähigkeit und erhöhte Risikobereitschaft: Unfallwahrscheinlichkeit deutlich erhöht!
30 Rechtliche Relevanz III Schuldfähigkeit Beurteilungskriterium nicht allein BAK sondern vor allem Psychodiagnostische Kriterien 20 StGB schuldunfähig 21 StGB erheblich vermindert schuldfähig Es geht immer um die maximale BAK!
31 Rechtliche Relevanz IV 323 a StGB Vollrausch (1) Wer sich vorsätzlich oder fahrlässig durch alkoholische Getränke oder andere berauschende Mittel in einen Rausch versetzt, wird mit einer Freiheitsstrafe bis zu 5 Jahren oder mit Geldstrafe bestraft, wenn er in diesem Zustand eine rechtswidrige Tat begeht und ihretwegen nicht bestraft werden kann, weil er infolge des Rausches schuldunfähig war oder weil dies nicht auszuschließen ist. (2) Die Strafe darf nicht schwerer sein als die Strafe, die für die im Rausch begangene Tat angedroht ist. Mindestens vermindert Schuldfähig (muss sicher festgestellt sein) Strafbarkeit des schuldhaften bewussten Berauschens (vorsätzlich oder fahrlässig) dient als Auffangtatbestand für Täter, die eine Straftat unter Alkohol in Kauf nehmen oder gewollt herbeiführen.
32 Tests zur Beurteilung der Leistungsfähigkeit Beispielhaft: Rombergtest Liniengang Finger Zeigeversuche Drehversuch
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38 Physiologische Unterschiede der AAK- zur BAK-Bestimmung beachte: Lungenpassage des Blutes nach der Alkoholresorption im Magen-Darm- Trakt sehr rasch und ohne weitere Verteilung im Körper (bedingt höhere AAK in der Resorptionsphase) Alkoholmenge, welche vom Blut in die Ausatmungsluft gelangt, von vielen Faktoren abhängig
39 AAK - BAK Konversion Gleichgewicht Alveolarluft und (arterielles!) Blut ABER: Ausatemluft ist Surrogatparameter für Alveolarluft!!! Konversionsfaktoren (abhängig von der AAK in mg/l) o Von minimal 1,6XX o Bis maximal 2,5XX Vortestgerät AlcoQuant 6020: Konversionsfaktor 1 : 2,083 Allgemein: AAK (noch) nicht rückrechenbar (Eleminationskinetik) In Resorptionsphase Konversionsfaktor eher < 2! (Benachteiligung!) AAK-BAK Konvertierung: Streubreite hoch
40 Korrelation AAK-BAK ,6-1,7 1,71-1,8 1,81-1,9 1,91-2,0 2,01-2,1 2,11-2,2 2,21-2,3 Konv.faktoren (BAK/AAKev.)
41 Testgeräte (Vortest) AlcoQuant 6020 Alcotest 7510 Vortestgeräte sind nicht eichfähig; AAK somit nicht gerichtsverwertbar! Und: Vortestgeräte messen (auch) eine Alkoholkonzentration in mg/l und rechnen mit festem Konversionsfaktor in Promille um!
42 Beispielhaft: AlcoQuant Bedienungsanleitung
43 Testgeräte (OWi) seit August 2013 für OWi zugelassen: Alcotest 9510 Alcotest 7110 Evidential
44 VwV Anwendung Evidential vom 25. Oktober 2005 zugelassene Anwendungsgebiete: OWi (z. B. StVG, BinSchStrO, SeeSchStrO, BOKraft) bestimmte Privatklagedelikte und leichte Vergehen zum beweissicheren Ausschluss verminderter Schuldfähigkeit durch Alkohol (z. B. auch bei Landfriedensbruch, Körperverletzung, Nötigung, Diebstahl, Sachbeschädigung etc.) (bisher!) keine Zulassung bei Straftaten, bei denen Trunkenheit Tatbestandsmerkmal ist bei Anwendung zum Ausschluss der verminderten Schuldfähigkeit ist eine zusätzliche Checkliste Verhaltensauffälligkeiten durch Alkohol auszufüllen Vortest-BAK > 2,0 Blutentnahme, wenn nicht bereits andere Hinweise auf verminderte Schuldfähigkeit (bzw. Schuldunfähigkeit/Vollrausch) vorliegen
45 Vor- und Nachteile der AAK-Bestimmung (Auswahl) Vorteile Nachteile kostengünstig kein körperlicher Eingriff notwendig sofortiges Messergebnis keine Wartezeit auf Arzt mobiler Einsatz mögl. kein Richtervorbehalt Messergebnisse nicht nachträglich überprüfbar keine Untersuchung auf Drogen, Medikamente etc. keine Begleitstoffanalyse keine Alkoholismusmarker Problem der Rückrechnung kein Identitätsnachweis keine ärztliche Untersuchung
46 Anwendung in der Praxis (Becker R, Manthey K; Polizeireport 2/2010:12-15)
47 Cannabis Marihuana Haschisch S C H W A R Z M A R K T Betäubende Stoffe Morphin Heroin Opiate Ketamin Opioide (Methadon) Aufputschmittel Amphetamin Methamphetamin Cocain Crack W E I S S E R M A R K T Tabak Purin-Drogen (Coffein) Genussmittel Alkohol Schnüffelstoffe Lösemittel Hypnotika (Schlafmittel) Beruhigungsmittel (Sedativa) Aufputschmittel (Psychotonika) Schmerzmittel (Analgetika) Arzneimittel Halluzinogene Atropin LSD Psilocin Designerdrogen MDEA MDMA Drogen (legal und illegal)
48 Drogen Konsumenten harter Drogen 5-7 Millionen Konsumenten weicher Drogen (Cannabis) 1,5 Millionen Medikamentenabhängige
49 Konzentrationsverläufe in Blut und Urin
50 24a StVG (2) Ordnungswidrig handelt, wer unter der Wirkung eines in der Anlage zu dieser Vorschrift genannten berauschenden Mittels im Straßenverkehr ein Kraftfahrzeug führt. Eine solche Wirkung liegt vor, wenn eine in dieser Anlage genannte Substanz im Blut nachgewiesen wird. Satz 1 gilt nicht, wenn die Substanz aus der bestimmungsgemäßen Einnahme eines für einen konkreten Krankheitsfall verschriebenen Arzneimittels herrührt.
51 Anlage zum 24a StVG Berauschende Mittel Cannabis Heroin Morphin Cocain Cocain Amphetamin Designer-Amphetamin Substanzen Tetrahydrocannabinol (THC) Morphin Morphin Cocain Benzoylecgonin Amphetamin Methylendioxyamphetamin (MDA)
52 (analytische) Grenzwerte nach 24a StVG Berauschende Mittel 9-Tetrahydrocannabinol Morphin Benzoylecgonin MDMA MDE Amphetamin Grenzwert 1 ng/ml 10 ng/ml 75 ng/ml 25 ng/ml 25 ng/ml 25 ng/ml
53 316 StGB Es existieren keine Grenzwerte! Nachweis der Wirkung allein über (beobachtbare) Ausfallerscheinungen!
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56 Erkennen von Rauschmittelkonsum 1. Vor der Kontrolle (Fehler/Auffälligkeiten im Fahrverhalten): - aggressives riskantes Fahrverhalten - Kurvenfahren: die Spur nicht eingehalten - erheblich verzögerte Reaktion - unangepasste Geschwindigkeit - Abkommen von der Fahrbahn aus unersichtlichen Gründen - Zusammenstöße Gegenverkehr/geparkte Fahrzeuge/Auffahrunfälle - Rangier-/Einparkfehler trotz unproblematischer Umstände
57 Erkennen von Rauschmittelkonsum 2. Während der Kontrolle: a. Beobachtungen im /am Fahrzeug Sprüche, Zeichnungen oder Aufkleber (Cannabis u.a.) Zustand des Fahrzeugs (Beulen? Müllhalde?) Geruch im Fahrzeug (süßlich - Cannabis) Gebrauchsgegenstände für Drogenkonsum (Flaschen, Besteck?)
58 Erkennen von Rauschmittelkonsum b. Kontakt mit dem Fahrer nach dem Anhalten: Körperliche Anzeichen/Anzeichen im Verhalten: Krankes Aussehen Benommenheit/ Schläfrigkeit Abgemagert ungewöhnlich benommen/aktiv Augen gerötet zeitliche und örtliche Desorientierung Pupillen verengt/ Euphorie vergrößert Aggressivität Zahnschäden starke Unruhe Einstichstellen Ängstlichkeit Schwitzen Erbrechen Nasenlaufen Zittern Reizhusten häufiges Kratzen Gänsehaut lallende Aussprache Störungen in der Feinmotorik
59 Erkennen von Rauschmittelkonsum c. Beobachtungen nach dem Aussteigen: schwankender Gang Konzentrationsstörungen zusammenhangloses Antworten nicht geordneter Denkablauf (unsinnige Angaben) aggressive Ausdrucksweise/Verhalten Alkohol fahne auffälliges Verhalten (z.b. muss sich am Fahrzeugholm aus dem Fahrzeug ziehen)
60 Anhaltspunkte für eine relative Fahruntüchtigkeit 1. Fehlende kognitive Fähigkeiten (Auffassungsvermögen) polizeiliche Anordnungen zu verstehen: Schwerfälligkeit im Gedankengang Unlogischer Gedankengang Verlangsamtes Reagieren auf polizeiliche Anordnungen Mehrfaches Wiederholen polizeilicher Anweisungen ist notwendig 2. Reduzierte motorische Fähigkeiten: Auffällig verlangsamte apathische Bewegungsabläufe (stark) verwaschene lallende Aussprache
61 Anhaltspunkte für eine relative Fahruntüchtigkeit 3. Gleichgewichtsstörungen im normalen Bewegungsablauf: Gehschwierigkeiten Notwendigkeit des Abstützens Stolpern Schwanken Gleichgewichtsstörungen beim Einbeinstand mit offenen Augen 4. Unsicherer Finger-Finger- oder Finger-Nasentest Hierbei ist die unsichere Ausführung des Tests (verkrampft, zitternd, abgehackt) entscheidend und nicht die Tatsache, dass Finger und Finger bzw. Finger und Nase sich leicht verfehlen.
62 Anhaltspunkte für eine relative Fahruntüchtigkeit 5. Verringerte Pupillenreaktion bei Dunkelheit Überweite Pupillen schließen sich bei einem Reizimpuls durch eine Taschenlampe nicht oder nur sehr langsam. Bei kleinen Pupillen ist eine Reaktion nicht prüfbar, da diese sich nicht weiter schließen können. Achtung: genaue Beschreibung wichtig!
63 Cannabis (Haschisch/Marihuana) Wirkstoff: Beginn: max. Wirkung: Dauer: 9-THC Rauchen innerhalb von Minuten Essen ½ Stunde Minuten 2 3 Stunden Cannabisrausch anfängliche vorübergehende Unruhe (kurz!) anschließende Hochstimmung und evtl. Halluzinationen in sich gekehrte Stimmung bei apathischer Antriebslage
64 Cannabis - Wirkung Gang unsicher (nach intensivem Konsum) Augen: Bindehaut gerötet, glasiger Blick Passivität, Apathie Müdigkeit Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen Störung des Zeitgefühls und des Kurzzeitgedächtnisses
65 THC Plasmakonzentration vs. subjektiver Wirkung ng/ml THC Plasma "High" Keine lineare Dosis-Konzentrations-Wirkungsbeziehung Cannabiswirkung kann noch vorliegen, auch wenn nur noch wenig THC im Blut vorhanden ist
66 Opiate (synthetisch) Opioide (morphinähnlich; Heroin) Wirkstoff: Beginn: Dauer: Morphin Nach Sekunden ("flash", "kick") 4 5 Stunden Rausch Euphorie (Hochgefühl) Phase erhöhter Wachsamkeit Entzugsstadium
67 Opiate - Wirkung Steigerung des Selbstbewusstseins Benommenheit Gleichgültigkeit gegenüber Außenreizen Augen: stecknadelkopfgroße Pupillen Zentrale Dämpfung reduzierte geistige Aktivität verlangsamte Motorik verlängerte Reaktionszeit
68 Kokain Wirkstoff: Beginn: Dauer: Kokain - HCL Injektion in Sekunden "Sniffen" 3 Minuten Injektion Minuten "Sniffen" Minuten Rausch Euphorisches Stadium (I) Rauschstadium mit angstbesetzten Halluzinationen (II) Depressives Stadium (III)
69 Kokain H 3 C N O OCH 3 H 3 C N O OH O O O O Cocain Benzoylecgonin O H 3 C N OCH 3 OH Ecgoninmethylester
70 Kokain - Wirkung Enthemmung/erhöhte Risikobereitschaft subjektiv gesteigertes Leistungsgefühl Trugwahrnehmungen Ängste Erschöpfung/Reizbarkeit/Depression Diskrepanz von subjektiv gesteigertem Leistungsgefühl und Leistungsvermögen Erweiterte Pupillen (Blendungsgefahr)
71 Amphetamine ( Speed ) Wirkstoff: Beginn: Dauer: (Met)Amphetamin Crystal Injektion in Sekunden oral wenige Minuten einige Stunden Rausch Aufputschende Wirkung Erschöpfungsphase
72 Amphetamine - Wirkung Nervosität subjektiv gesteigertes Leistungsgefühl erhöhte Risikobereitschaft motorische Unruhe Geschwätzigkeit Konzentrationsschwierigkeiten erweiterte lichtstarre Pupillen (Blendungsgefahr) Erschöpfung Reizbarkeit
73 Ecstasy Wirkstoffe: Beginn: Dauer: MDMA, MDA, MDE Minuten 3-6 Stunden Rausch Aufputschende Wirkung halluzinatorische Komponente
74 Ecstasy - Wirkung subjektiv gesteigertes Leistungsgefühl motorische Unruhe, Zappeligkeit Gesteigertes Kommunikationsbedürfnis (Geschwätzigkeit) Konzentrationsschwierigkeiten Anstieg der Körpertemperatur (Schwitzen) Erweiterte Pupillen (erhöhte Blendung)
75 Beweissicherung - Bluten Blutentnahme o o o o o Rechtsgrundlage: 81 a StPO, erzwingbarer Eingriff (durch richterl. Beschluss) Ein Arzt soll im Fall der Verweigerung keine Gewalt anwenden Niedergelassener Arzt kann Blutentnahme verweigern; Klinikarzt nur dann, wenn das Krankenhaus nicht vertraglich zur BE verpflichtet ist Blutentnahme ist (theoretisch) nicht erzwingbar, wenn medizinische Gründe dagegen stehen (z. B. Hämophilie - in praxi irrelevant) Prozedere: Von Beamten mitgeführte Venülen (Vakuum) verwenden; Identität beachten (Übereinstimmung von Proben-Nr. und Protokoll) Ärztliche Untersuchung o o o Befragung und Untersuchung gemäß Protokoll; Neurologische Prüfung, Romberg sche Probe, Drehnystagmus Einschätzung des Trunkenheitsgrades nach vorgegebenen Kategorien
76 Haaranalyse wertvolle Asservate für die forensischen Toxikologie Fahrtenschreiber in Bezug auf die Drogenkariere optimales Untersuchungsgut zum Nachweis der Drogenabstinenz während der Wachstumsphase der Haare prinzipiell ist ein einzelner isolierter Konsum nachweisbar etabliertes Verfahren: Gaschromatographie/Massenspektroskopie Cave: Aussagen zur Konsumintensität und -frequenz sind nicht immer mit hinreichender Sicherheit aus Haarkonzentrationen ableitbar, weil diese auch im starken Maße von der Pigmentierung, der kosmetischen Haarbehandlung, von der Präananlytik und von anderen Faktoren abhängen.
77 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
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