Geräusche von Freiluftveranstaltungen mit Beschallungsanlagen

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1 Rubrik Geräusche von Freiluftveranstaltungen Christoph Fritzsche Seminar 6/2014 Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie 13. Mai 2014

2 Inhalt Vom Veranstaltungskonzept bis zur Überwachungsmessung Planung Schallimmissionsprognose Sächsische Freizeitlärmstudie VDI 3770 Konzepte von Beschallungsanlagen und technische Möglichkeiten Verteilte Schallquellen Line Arrays (Lautsprecherzeilen) und andere Anordnungen Cardioid-Subwoofer Verkehrssicherungspflicht DIN : Seminar 6/2014 Christoph Fritzsche, TLUG 2

3 Freiluftveranstaltungen Open-Air-Konzerte und -Diskotheken Festivals Volksfeste Freiluft-Kinos Public Viewing Seminar 6/2014 Christoph Fritzsche, TLUG 3

4 Vom Konzept bis zur Überwachungsmessung Antrag des Veranstalters (Ordnungs-, Gewerbe- oder Bauamt ) Wichtig: Beteiligung der Unteren Immissionsschutzbehörde Erste Einschätzung zur Machbarkeit bezüglich des Immissionsschutzes Art (Pop, Rock ) und Größe Veranstaltungsort Planung der Veranstaltung Zeitlicher Rahmen (Tag- Nacht- und Ruhezeit) Beschallungskonzept (frontal, zentral, verteilt ) Schallimmissionsprognose Genehmigung mit Auflagen Pegelbegrenzung (Einmessen, Bezug zu Emissionsmessort), zeitliche Einschränkungen Ausrichtung der Beschallungsanlage (Bühnenstandort) Überwachung Begleitende Messungen (Emissionsmessort), ggf. Anpassung der Lautstärke Immissionsmessungen zum Nachweis der Einhaltung des Immissionsrichtwertes Seminar 6/2014 Christoph Fritzsche, TLUG 4

5 Beschallungsanlagen PA (public address system) - Beschallungsanlage FOH (front of house) Platz des Haupt-Mischpultes git dr Bühne b PA Mon Mon PA FoH Seminar 6/2014 Christoph Fritzsche, TLUG 5

6 Planung der Veranstaltung Art Konzert (volkstümlich, Klassik, Pop, Rock, Jazz ), Diskothek, Kino Größe Besucherzahl, zu beschallende Fläche Veranstaltungsort Entfernung zu Immissionsorten, Abschirmung Zeitlicher Rahmen Tag-, Nacht-, Ruhezeit Beschallungskonzept frontal, zentral, verteilt Überschlägige Schallimmissionsprognose A-bewerteter Summenpegel Optimierung Seminar 6/2014 Christoph Fritzsche, TLUG 6

7 Geräuschimmissionsprognose Sächsische Freizeitlärmstudie VDI 3770: Seminar 6/2014 Christoph Fritzsche, TLUG 7

8 Geräuschimmissionsprognose, Schallleistungspegel VDI 3770:2012, Sächsische Freizeitlärmstudie zu beschallende Fläche A (Zuschauerzahl, sitzend: 2 Pers./m², stehend: 4 Pers./m²) Mindestversorgungspegel L AV,min Großbühnen (A > 500 m²) Kleinbühnen (A < 500 m²) Moderation und Musik Pausenbeschallung Klassik Mittel L AV,min,mittel in db 89,4 81,1 83,2 64,3 75,9 78,8 K l,mittel in db 4,5 4,7 6,4 3,9 4,5 4,8 ΔL max,mittel in db 9,1 10,4 11,1 7,1 11,5 9,8 Diskotheken, Rock- und Popmusikbühnen sind grundsätzlich als Großbühnen, Jazzbühnen als Kleinbühnen zu behandeln. Erforderlicher Schallleistungspegel L WA (mit A 0 = 1 m²): Seminar 6/2014 Christoph Fritzsche, TLUG 8

9 Geräuschimmissionsprognose, Richtwirkungsmaß Richtwirkungsmaß D I für A-bewerteten Summenpegel (überschlägige Prognose) D I in db Für die detaillierte Prognose ist das Richtwirkungsmaß in Oktaven zu verwenden. Je nach Genre ist dann auch eine Prognose für tiefe Frequenzen nötig. Quelle: Sächsische Freizeitlärmstudie Seminar 6/2014 Christoph Fritzsche, TLUG 9

10 Verteilte Schallquellen Verringerung der Gesamtschallleistung durch Erhöhung der Anzahl der Schallstrahler bei gleichzeitiger Verringerung des größten Abstandes zum Hörer 1. Ein Lautsprecher, Abstand d = 20 m L W1 = 124 db, L 4m = 104 db, L 20m = 90 db, L W,ges = 124 db 2. Zwei Lautsprecher, jeweils d = 10 m L W1,2 = 118 db, L 4m = 98 db, L 10m = 90 db, L W,ges = 121 db Seminar 6/2014 Christoph Fritzsche, TLUG 10

11 Lautsprecheranordnungen (Cluster, Line Arrays) Lautsprecherzeilen sind Anordnungen mit hoher Richtwirkung (oft in Kirchen, Hallen, ) Steuerung der Richtcharakteristik durch Geometrie und separate Ansteuerung der Einzellautsprecher Seminar 6/2014 Christoph Fritzsche, TLUG 11

12 Cardioid-Systeme Cardioid subwoofer besitzen eine nierenförmige Richtcharakteristik (Abstrahlung nach hinten stark vermindert) Beispielrechnung: 2 cardioid subwoofer, Abstand: 2 m Erzeugt mit: ArrayCalc V Win (ein Programm zur Berechnung von Beschallungsanlagen des Herstellers d&b audiotechnik) Seminar 6/2014 Christoph Fritzsche, TLUG 12

13 Verkehrssicherungspflicht DIN : Veranstaltungstechnik - Tontechnik - Teil 5: Maßnahmen zum Vermeiden einer Gehörgefährdung des Publikums durch hohe Schallemissionen elektroakustischer Beschallungstechnik Verkehrssicherungspflicht in Bezug auf eine Gehörgefährdung durch Schallemissionen elektroakustischer Beschallungstechnik in Abhängigkeit der zu erwartenden Schallexposition Aufenthalt des Publikums im Nahbereich der Lautsprecher sollte verhindert werden Richtwert für den A-bewerteten Beurteilungspegel: 99 db Pegelbegrenzung so, dass ein C-bewerteter Spitzenschalldruckpegel von 135 db nicht überschritten werden kann Das Publikum ist zu informieren, wenn eine Überschreitung des A-bewerteten Beurteilungspegels von 85 db zu erwarten ist Seminar 6/2014 Christoph Fritzsche, TLUG 13

14 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Christoph Fritzsche Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie Göschwitzer Straße Jena Tel.: Seminar 6/2014 Christoph Fritzsche, TLUG 14

15 Literatur Sächsische Freizeitlärmstudie - Handlungsleitfaden zur Prognose und Beurteilung von Geräuschbelastungen durch Veranstaltungen und Freizeitanlagen, Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie (Hrsg.), 2006 VDI 3770: Emissionskennwerte von Schallquellen - Sport- und Freizeitanlagen, Verein Deutscher Ingenieure e.v., Düsseldorf 2012 A Roy: Beschallungskonzepte für Freiluftveranstaltungen unter Beachtung des Immissionsschutzes. In: Fortschritte der Akustik DAGA, 2002 A Roy, H Zschaler: Open Air Cinema Arrangement with Minimized Noise Emission. Proceedings of the International Conference on Acoustics AIA-DAGA 2013 DIN : Veranstaltungstechnik - Tontechnik - Teil 5: Maßnahmen zum Vermeiden einer Gehörgefährdung des Publikums durch hohe Schallemissionen elektroakustischer Beschallungstechnik Seminar 6/2014 Christoph Fritzsche, TLUG 15