Über Tausende von Jahren wurden kranke Menschen vorwiegend lindernd, also palliativ, betreut.
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1 WARUM DIESE AUSSTELLUNG? Über Tausende von Jahren wurden kranke Menschen vorwiegend lindernd, also palliativ, betreut. In den letzten hundertfünfzig Jahren haben wissenschaftliche Erkenntnisse und technische Entwicklungen in vielen Fällen Heilung möglich gemacht und darum Linderung eher in den Hintergrund gedrängt. Trotzdem sterben jeden Tag Menschen an unheilbaren, schweren Krankheiten. Nicht selten werden diese Situationen mit therapeutischem Versagen in Verbindung gebracht. Palliative Care sieht das anders. Vielleicht können wir zwar gegen die Krankheit nichts mehr tun, aber es bestehen noch unzählige Möglichkeiten, etwas für die Betroffenen und ihre Nächsten zu tun. Beschwerliche Symptome, Schmerzen oder Atemnot können dank speziellem Fachwissen gelindert werden. Sorgen, Ängste und psychische Belastungen können angesprochen, ausgedrückt und ernst genommen werden. Wo eine Verbesserung der Lebensqualität gelingt, wird oft Sinnfindung auch im letzten Lebensabschnitt noch möglich. Palliative Care lässt uns erfahren, dass das Menschenmögliche mehr ist als das technisch Machbare. Die Ausstellung veranschaulicht Palliative Care als medizinische Disziplin, aber auch als menschliche Haltung. Der Mensch mit all seinen Facetten und Dimensionen steht im Zentrum. Er soll, wo immer möglich, mitentscheiden, damit Leben für ihn bis zuletzt tragbar sein kann. Dazu braucht er Informationen, Visionen, Auseinandersetzung und Begleitung. Diese Ausstellung bietet den Besucherinnen und Besuchern Gelegenheit, sich über palliative Medizin, Pflege und Begleitung zu informieren. Sie versucht zu zeigen, wie die letzte Lebensphase aussehen könnte. Sie möchte anregen, sich über Lebensqualität, über Krankheit und Sterben Gedanken zu machen. Sie interessiert sich für Wünsche und Ängste im Kontext von Leben, Krankheit und Sterben. Sie hofft einen Beitrag zu leisten, damit Sterben wieder seinen Platz im Leben erhält. Längerfristige Ziele/Visionen für Frankfurt am Main: - Eine gute Palliative Versorgung in Frankfurter Altenpflegeheimen - Ein Netzwerk Palliative Care 1
2 ZUM INHALT DER AUSSTELLUNG Vom Kreis des Lebens werden in unserer Gesellschaft das Sterben und der Tod oft verdrängt. Die Ausstellung holt auf eindrucksvolle Weise den letzten Abschnitt des Lebens in unser Bewusstsein zurück und führt die Besucherinnen und Besucher behutsam dieses nicht abwendbare Erleben heran. Fragen die mittelbar und unmittelbar mit dem Sterben und dem Tod verbunden sind, banale Fragen, Ängste, Rituale und Tabus werden angesprochen. Dabei werden die Besucherinnen und Besucher mit einbezogen. 1. Wo möchte ich sterben? Eine interaktive Fotoserie 2. Wenn ich unheilbar krank wäre... Ein Kurzfilm zum inneren Dialog 3. Soziologische Hintergründe Daten und Grafiken zu den Themen: Wo sterben die Menschen heute? Woran sterben sie? Wie sterben sie? Geschlechterspezifische Unterschiede und eine Kulturgeschichte des Todes. 4. Was ist Lebensqualität? Zehn sinnliche Denkanstöße zu Fragen rund um Lebensqualität und Krankheit 5. Leben bis zuletzt Bild- und Texttafeln zeigen, wie Palliative Care bei verschiedenen Altersstufen, an unterschiedlichen Orten, in verschiedenen Krankheitsphasen aussehen kann. 6. Bücher Fünf Bücher zur Vertiefung folgender Themen: - Klärung von Begriffen rund um Sterbebegleitung, Sterbehilfe - Patientenrecht - Patientenverfügung - Beschwerden, die in der letzten Lebensphase auftreten können und ihre - Behandlungsmöglichkeiten - Fragen rund um den Tod 7. Regenbogenstraße Ein Leitsystem durch die Ausstellung, das die Vielschichtigkeit des Themas zeigt und zum Nachdenken anregt. Näheres ab Seite 4 8. Raum der Stille Ein Ort, wo bewegende Aussagen und Empfindungen nachklingen können. 9. Palliare = Ummanteln Sechs Mäntel, die Pallitiave Care der Patientin, dem Patienten anbietet: das Sterben gehört zum Leben Patientinnen und Patienten im Zentrum Angehörige Freiwillige Interdisziplinarität Schmerz- und Symptomkontrolle 2
3 10. Film aus dem Evangelischen Hospital für palliative Medizin in Frankfurt am Main Filmtitel: "Die Klinik gegen Schmerzen - Hilfe für unheilbar Kranke." Eine Dokumentation des Hessischen Rundfunks in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Gesellschaft ggmbh Frankfurt am Main 11. Beerdigungswand Fotos zeigen, wie man sich bestatten lassen kann 12. Wünsche Ausstellungsbesucherinnen und -besucher haben hier die Möglichkeit, ihre persönlichen Wünsche zum Lebensende zu äußern 13. Visionen Ausstellungsbesucherinnen und -besucher, Vertreter von Organisationen und Interessenverbänden haben hier die Möglichkeit, ihre Visionen zum Umsetzung von Palliative Care in Frankfurt am Main in einem Briefkasten zu hinterlegen. Diese Visionen, Anregungen etc. werden aufgegriffen. Das Stadtgesundheitsamt setzt sich für die Vernetzung der Angebote ein. 14. Bücher- und Infotisch In einer Vitrine sind einige Büchern ausgelegt. Ein Büchertisch befindet sich in der Buchhandlung Carolus, Liebfrauenstraße 4, Frankfurt am Main 15. Ausstellungsbegleitung Die Ausstellung wird von Mitgliedern verschiedener Organisationen, die im Bereich von Palliative Care arbeiten, begleitet. Führungen finden Montag, Mittwoch und Freitag um Uhr statt. Anmeldungen für Gruppen außerhalb dieser Zeiten sind nach Vereinbarung, Telefon , möglich. 16. Kontakt Weitere Hinweise finden Sie unter: und Über unsere -Kontaktadresse info.palliative-care@stadt-frankfurt.de können Sie Ihre persönlichen Fragen stellen und erreichen kompetente Ansprechpartner. Im Rahmenprogramm zur Ausstellung werden einzelne Themen aufgegriffen und näher betrachtet. Das Angebot über acht Wochen reicht von Vorträgen, z. B. zu ethischen Fragen oder zur Patientenverfügung, Workshops für professionell Pflegende, Angebote für Angehörige sowie für ehrenamtlich tätige Menschen, Führungen über den Hauptfriedhof für Kinder und Erwachsene bis hin zu Informationsveranstaltungen der Krankenkassen und Berichten im Rundfunk. Die Veranstaltungsorte sind über das gesamte Stadtgebiet verteilt. Veranstaltungshinweise sind in der Tagespresse und im Internet unter und zu finden. 3
4 zu 7. REGENBOGENSTRAßE Die Regenbogenstraße gibt Anstöße zum eigenen Nachdenken. Hier einige Auszüge aus dem Inhalt: Die Palliativ Spur Der Tod gehört zum Leben. Der Respekt vor dem Gegenüber beginnt bei sich selbst. Das Menschen-Mögliche ist mehr als das Technisch- Machbare. Das Sterben ist oft ein langer Prozess. Es ereignet sich nicht allein am Todestag. Dasein Zeit haben Respekt endet nicht mit Eintritt des Todes. Finanzielle Aspekte Begegnung und menschliche Zuwendung sind eigentlich unbezahlbar. Ehrenamtliche Hospizbegleiterinnen stellen ihre Zeit unentgeltlich zur Verfügung. Sie brauchen aber Aus- und Weiterbildung sowie Supervision. Das Beiziehen einer in Schmerzbehandlung erfahrenen Fachperson ist kostengünstiger als eine (notfallmäßige) Hospitalisation. Wie möchte ich sterben und was darf die Verwirklichung meiner Wünsche kosten? Religionen Krankheiten sind Botschaften, die wir nur mit größter Mühe verstehen. Der Tod wird dir zur Reise ins unbekannte Land. Der Körper stirbt. Der Geist kann nicht sterben. Trauer Menschen sind mit der Fähigkeit zu trauern ausgestattet Menschen sammeln in ihrem Leben eine große Zahl von Trauererfahrungen. Als Helfende müssen wir uns fragen, mit welcher Trauer wir es zu tun haben? Die eigene Stimme Bin ich selbst schuld? Ich werde für alle eine Last sein. Wie lange noch? Ich will sterben. Wie kommt mein Partner ohne mich zurecht? Wer kümmert sich um meine Katze? Ich zeige Dir, wie ich meine Pflanzen pflege. Ich gehe heim - Ich brauche Wanderschuhe, eine Leiter etc. Lassen sie mich nicht allein! Frühes Mittelalter Ist der Tod den Menschen sehr vertraut? Ist der Tod ein öffentliches Ereignis und eine gemeinschaftliche Erfahrung? Übertriebene Gefühle angesichts des Todes sind unangemessen. Da das Leben so hart ist, wird der Tod auch als Erlösung angesehen. 4
5 Um das 12. Jahrhundert Die Überzeugung gemeinschaftlich aufzuerstehen schwindet. Es wird das Konzept der göttlichen Bilanz entwickelt. Tod wird mit Ängsten besetzt. Testamente, Stiftungen, Bussen, Spenden gehören zur Totenbettszene. Im 14. Jahrhundert Ein Drittel der Bevölkerung in Europa fällt der Pest zum Opfer. Von diesem Moment an werden die Toten in Tücher gehüllt, das Antlitz verborgen. Gleichzeitig beginnt man von den Verstorbenen Totenmasken zu machen und Gedenktafeln aufzustellen. Unser Tod wird im 16. Jahrhundert geboren Sense und Sanduhr, Reiter der Apokalypse, die grotesken Spiele des Mittelalters, selbst die Hölle gingen verloren. Der Tod wurde psychologisch verinnerlicht. Die Reformation mit ihrer Bilderlosigkeit hat das noch verstärkt. Im 17. Jahrhundert Der Tod der anderen rückt ins Zentrum und bedeutet die Auflösung der zwischenmenschlichen Bindungen. Es entwickeln sind starke Trauerrituale, prächtige Gedenkstätten und Friedhöfe werden zu üppigen Parks. Wer nimmt sich der Kranken an? Mit Kräutergärten und Bibliotheken pflegen Klöster medizinisches Wissen. Ordensleute begleiten Kranke. Bis ins 20. Jahrhundert obliegt die Pflege der Hausmutter und findet daheim statt gründet Henri Dunant das Rote Kreuz. Die medizinischen Errungenschaften im 20. Jahrhundert führen zu sensationellen Resultaten wird das erste Hospiz in London gegründet Gründung der Bundesarbeitsgemeinschaft Hospiz (BAG) Gründung der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP) Gründung der Deutschen Hospiz Stiftung. 5
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