PAUL LAZARSFELD GESELLSCHAFT FÜR SOZIALFOR SCHUNG
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1 P L G PAUL LAZARSFELD GESELLSCHAFT FÜR SOZIALFOR SCHUNG A-1090 Wien, Maria Theresien-Straße 19/9 * Tel: (+43-1) * Fax: * office@plg.at PILOTSTUDIE ÖSTERRREICHISCHER E THNOZENTRISMUS UND X ENO PHOBIE Analyse von Professor Dipl.Ing. Ernst GEHMACHER Jänner 2000
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3 3/4 Eine Stichprobe von 167 Personen ausländischer Herkunft (zu 59 Prozent mit österreichischer Staatsbürgerschaft) wurden zu ihrer Meinung über Akzeptanz und Ablehnung von Ausländern in Österreich befragt. Mit zwei stark korrelierenden Fragen (s. Fragebogen: Frage 1 und Frage 4) wurde der gesamtheitliche Eindruck zur Ablehnung von Ausländern durch die ÖsterreicherInnen erhoben. Aus der Kombination dieser beiden Fragen wurde eine Skala der Akzeptanz erstellt, die von deutlicher Akzeptanz bis zu sehr starker Ablehnung reicht. (s. Tabelle 1). Drei Viertel der Ausländer fühlen sich abgelehnt - und nur jeder siebte Ausländer meint eindeutig, dass Ausländer in Österreich voll akzeptiert seien. Diese Meinung existiert durchgängig. Eingebürgerte und Ausländer mit höherer Bildung (Matura) sehen das geringfügig günstiger. Die negative Meinung beruht am stärksten auf persönlichen Erlebnissen: 56 Prozent berichten davon - und die Korrelation mit der Ablehnungs-Meinung weist den höchsten Wert auf (0.40). Wesentlich sind dabei böse Blicke und Beschimpfungen (die fast die Hälfte der Befragten erlebt hat) und Gesprächsverweigerungen (die von 28 Prozent genannt werden, aber ebenso stark mit der Ablehnungs-Meinung korrelieren (0.37). Doch ist die Medienberichterstattung fast genau so meinungsbildend - vor allem in Radio und Fernsehen (von 40 Prozent als meinungsbestärkend genannt, zu 0.37 mit der Ablehnungs- Meinung korrelierend. Dazu kommt dann noch der soziale Gesprächskreis. Die Erzählungen von Verwandten und Freunden tragen auch noch stark zur Meinungsbildung bei. Es zeichnet sich in der Studie ein Circulus vitiosus ab. Medien und Politik thematisieren die Xenophobie, durchaus in Meinungsvielfalt zwischen ethischen Mahnungen und Aufmerksamkeit- Attraktion durch das Sensationelle. Die erhöhte Sensibilisierung läßt Österreicher wie Ausländer zwischenmenschliche Reibungen als Phänomene übersteigert erleben. Und im sozialen Umkreis der Ausländer (aber wohl auch der Österreicher - die in der Studie nicht befragt wurden) werden individuelle Erlebnisse wie Medienmeldungen durch Darüber-Reden dramatisiert und in den Meinungen verankert. Aus dieser Interaktion entsteht dann eine allgemeine Meinung. Positiv ist zu vermerken, dass dabei die Schwelle von Aggression und Angst im allgemeinen noch nicht überschritten ist. Drohungen, Anrempelungen oder tätliche Übergriffe und die Verweigerung von Zusammenarbeit (in geschäftlichen Kontakten wie am Arbeitsplatz) sind selten, sie werden nur von Minderheiten zwischen 10 und 20 Prozent berichtet. Sie wiegen auch wenig schwer für die negative Meinungsbildung (wie die relativ geringen Korrelationen mit der Xenophobie-Meinung zeigen). Das deutet darauf hin, dass gröbere Konflikte zwischen Österreichern und Ausländern nur einen kleineren Kreis berühren - und auch nicht als typisch für die österreichische Fremdenfeindlichkeit empfunden werden, sondern eher persönlichen Motiven zugeschrieben werden.
4 4/4 Es gibt auch unter den Herkunfts-Ausländern kein klares und überwiegendes Urteil darüber, was eigentlich die Österreicher an den Ausländern stört. Auf die diesbezügliche Frage betrafen die häufigsten Antworten ganz einfach die Tatsache des Andersseins, das vor allem als Unterschiedlichkeit in der Hautfarbe, in der Lebensweise und in der Sprache verstanden wird - weit weniger in Kleidung und mangelndem Willen, sich in die Gesellschaft einzugliedern. Dass Ausländer die Österreicher durch lautstarke Treffen stören können - ein vielgebrauchtes Argument - wird nur von 30 Prozent der Befragten angenommen. Eher schon sehen sich die Ausländer selbst als Konkurrenten um Arbeitsplätze an. Hingegen wissen die Ausländer recht genau, wen die Österreicher stark ablehnen - und welche Ausländer gern gesehen werden (s. Tabelle 2). Türken, Zigeuner, Serben und Schwarzafrikaner werden von mehr als 70 Prozent der Befragten als stark von der österreichischen Ablehnung Betroffene genannt. Die Kroaten folgen (mit 63 Prozent) dicht darauf. Im Mittelfeld der Ablehnung sieht man Russen und Polen. Fast niemand mehr (unter 10 Prozent) glaubt, dass Deutsche und Tschechen abgelehnt werden. Und zwei Nationen werden als Lieblinge der Österreicher verstanden, als ausgesprochene Favoriten, von denen jeweils nur mehr 2 Prozent der Befragten meinten, die würden sehr abgelehnt : die Ungarn und die Italiener. Die Reihenfolge stimmt in etwa. Nach Umfragen unter Österreichern sind tatsächlich - neben den meisten EU-Nationen - Ungarn und Tschechen in Österreich recht angesehen. Und die Serben finden am wenigsten Sympathie. Doch es fällt auf, dass die befragten Herkunfts-Ausländer viel stärkere Unterschiede getroffen haben, als es der Realität entspricht. Es gibt in Österreich recht kräftige Minderheiten, die Zigeuner, Afrikaner, Türken - und selbst Serben - nicht ablehnen. Andrerseits wird die Liebe der Österreicher für Deutsche, Italiener - und selbst für Ungarn - überschätzt. Die ebenfalls recht kräftige xenophobe Minderheit der Österreicher mag auch die zahlenden Urlaubsgäste und die guten Nachbarn nicht ganz so gern. Die befragten Ausländer, die mitten in diesem Spannungsfeld an aufgeschaukelter Fremdenablehnung leben, nehmen die Differenzierungen zwischen den mehr und den weniger Akzeptierten übergroß wahr. Und es gibt ja auch Spannungen zwischen den ethnischen Kulturen und den Nationalitäten in Österreich selbst. (Vom Ethnozentrismus der Bundesländer gar nicht zu reden.)
5 Tabelle 1: 5/4 Akzeptanz deutlich Akzeptanz überwiegend Ablehnung überwiegend Ablehnung sehr stark GESAMT 13% 12% 60% 15% Geschlecht Männer 18% 8% 63% 11% Frauen 8% 17% 57% 18% Staatsbürgerschaft Österreich 14% 14% 58% 14% Ausland 12% 11% 62% 15% Schulbildung ohne Matura 8% 12% 60% 20% mit Matura 17% 13% 60% 10% Parteipräferenz SPÖ 19% 6% 58% 17% ÖVP 27% - 64% 9% Grüne 2% 14% % LIF 23% 23% 39% 15% Tabelle 2: Ablehnung sehr eher schon sehr und eher schon Zigeuner 50% 26% 76% Russen 13% 37% 50% Türken 58% 29% 86% Schwarzafrikaner 56% 23% 70% Serben 39% 37% 75% Kroaten 21% 42% 63% Deutsche 9% 15% 24% Tschechen 6% 22% 28% Polen 13% 36% 49% Italiener 2% 5% 7% Ungarn 2% 11% 13%
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