20 Jahre AMS Von Wirksamkeit und Grenzen der aktiven Arbeitsmarktpolitik. Vortrag Arbeitsmarkt und aktive Arbeitsmarktpolitik
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1 20 Jahre AMS Von Wirksamkeit und Grenzen der aktiven Arbeitsmarktpolitik Vortrag Arbeitsmarkt und aktive Arbeitsmarktpolitik Helmut Mahringer 8. September2014
2 Einige Thesen Geringes Wachstum im Gefolge der Finanzkrise schlägt sich am Arbeitsmarkt nieder Stark wachsendes Arbeitskräfteangebot erschwert den Abbau von Arbeitslosigkeit (Vorteile für Vorarlberg) Zunehmende Segmentierung des Arbeitsmarktes und der Arbeitslosigkeit Aktive Arbeitsmarktpolitik folgt Bedarf (und manchmal auch Moden), vieles wirkt Herausforderungen für die Arbeitsmarktpolitik und andere Politikbereiche Folie 2
3 Arbeitsmarkt und Wirtschaftswachstum in Österreich 10,0 Quote bzw. relative Veränderung gg. Vorjahr in Prozent 8,0 6,0 4,0 2,0 0,0-2, ,0 Erweiterte Arbeitslosenquote Wirtschaftswachstum real Werte für 2014 und 2015 auf Basis WIFO-Prognose Juni 2014 Q.: AMS, Hauptverband der österr. Sozialversicherungsträger, WIFO. Folie 3 Arbeitslosenquote unselbständige aktiv Beschäftigung
4 Bevölkerungsentwicklung Vorarlbergs Prognose: Hauptvariante, im Vergleich zu Österreich Vorarlberg Österreich Q.: Statistik Austria, Bevölkerungsprognose Folie 4
5 Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter Prognose: Hauptvariante, Vorarlberg im Vergleich zu Österreich Vorarlberg Österreich Q.: Statistik Austria, Bevölkerungsprognose Folie 5
6 Beschäftigungsquote der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter Erwerbstätige in % der Bevölkerung der Altersgruppe Q: WIFO. Männer Frauen Insgesamt Folie 6
7 Beschäftigungsquoten in ausgewählten Altersgruppen Altersgruppe Altersgruppe Erwerbstätige in % der Bevölkerung der Altersgruppe Erwerbstätige in % der Bevölkerung der Altersgruppe Männer Frauen Insgesamt Männer Frauen Insgesamt Folie 7
8 Migration: Nettozuwanderungsszenarien Vorarlberg Hauptvariante Wachstumsszenario Alterungsszenario Hohe Wanderungsvariante Niedrige Wanderungsvariante realisierter Wert für 2013 Folie 8 Q.: Statistik Austria, Bevölkerungsprognose 2013; Statistik des Bevölkerungsstandes 2013.
9 Bevölkerungsentwicklung in Vorarlberg Ähnliche Entwicklung wie in Österreich insgesamt Prognose: Bevölkerung im Erwerbsalter sinkt ab ca Ältere Arbeitskräfte gewinnen stark an Bedeutung Höhere Anteile mit mittlerem und geringem Ausbildungsniveaus Zuwanderungskomponente stärker als erwartet aber weniger stark als in östlichen Bundesländern Mittelfristig keine Abnahme des Arbeitskräfteangebots zu erwarten Steigende Erwerbsbeteiligung bei Älteren und Frauen Zuwanderung Folie 9
10 Entwicklung von Beschäftigung und Arbeitsvolumen (laut VGR) 3 2 Wachstum in % Arbeitsvolumen Arbeitnehmer/innen Q: Statistik Austria (VGR); WIFO-Berechnungen Folie 10
11 Segmentierung des Arbeitsmarktes nimmt zu Merkmale an denen sich Segmentierung zeigt Arbeitszeit Entlohnung Instabilität der Erwerbsverläufe In einer 10-Jahres Perspektive ab 2000: ¼ der Erwerbspersonen ist weitgehend stabil beschäftigt (über Niedriglohn) ¼ mit stabil beschäftigt mit Ein- oder Austrittsphasen Die Erwerbsverläufe der anderen Hälfte sind von Teilzeitbeschäftigung, unregelmäßiger Beschäftigung, niedriger Entlohnung und Arbeitslosigkeit geprägt Teilweise hohe Persistenz (z.b. bei Frauen Teilzeit und Niedriglohn, generell bei längerer oder häufiger Arbeitslosigkeit) Folie 11
12 Verteilung der Arbeitslosigkeit, Umgekehrte Lorenz-Kurve für die im Jahr bis 65-jährigen Erwerbspersonen Frauen Männer Innerhalb von zehn Jahren sind rund 40% der Erwerbspersonen mind. einmal arbeitslos Starke Konzentration auf eine kleine Gruppe: in 10-jahres Sicht tragen ca. 6% der Erwerbspersonen 50% der Arbeitslosigkeitstage Die 5% mit den meisten Arbeitslosentagen verbringen im Zeitraum annähernd 50% der Zeit in Arbeitslosigkeit Hohe Persistenz: 30% der 1999/2000 (dominant) Arbeitslosen sind dies auch 2009/2010 Q: WIFO INDI-DV auf Basis Arbeitsmarktservice Österreich, Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger und WIFO.
13 Entwicklung der erweiterten Arbeitslosigkeit: Vergleich Österreich - Vorarlberg 10,0 9,0 8,0 7,0 6,0 5,0 4, Q: AMS, WIFO-Berechnungen ALQ Vorarlberg ALQ Gesamtösterreich Folie 13 Erweiterte ALQ Vorarlberg Erweiterte ALQ Gesamtösterreich
14 (Erweiterte) Arbeitslosenquoten nach Alter für Vorarlberg ,0 10,0 8,0 6,0 4,0 2,0 0,0 bis 19 Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Q: AMS, WIFO-Berechnungen ALQ erweiterte ALQ Folie 14
15 Entwicklung der Arbeitslosenquoten nach Ausbildungsniveau (Gesamtösterreich) in % des Arbeitskräfteangebots nach Ausbildungsgruppen 20,0 15,0 10,0 5,0 0,0 Q: Statistik Austria, HV, AMS WIFO- Berechnungen Gesamt max. Pflichtschule Lehrausbildung Mittlere Ausbildung Höhere Schule Akademische Ausbildung Folie
16 Entwicklung der Arbeitslosenquoten nach Ausbildungsniveau (Vorarlberg) 18,0 in % des Arbeitskräfteangebots nach Ausbildungsgruppen 16,0 14,0 12,0 10,0 8,0 6,0 4,0 2,0 0,0 Q: Statistik Austria, HV, AMS WIFO- Berechnungen Gesamt max. Pflichtschule Lehrausbildung Mittlere Ausbildung Höhere Schule Akademische Ausbildung Folie 16
17 Typologie Arbeitsloser nach Häufigkeit und Dauer ihrer Arbeitslosigkeit Indikator Langzeitarbeitslosigkeit wenig aussagekräftig, da Arbeitslosigkeit häufig wiederkehrendes Phänomen (2013: 1,2% über ein Jahr AL in Vlbg.) Erwerbsverläufe Arbeitsloser werden über 5 Jahre zurückverfolgt Einteilung nach Dauer und Häufigkeit von einzelnen Arbeitslosigkeitsepisoden sowie der gesamte Arbeitslosigkeitsdauer in den 5 Jahren Typologie nach Schwere der Betroffenheit: Je länger und je häufiger desto ungünstiger (8 Typen) Auswertungen: (1) Personen die 2010 von Arbeitslosigkeit betroffen waren, (2) Durchschnittsbestand an Arbeitslosen Folie 17
18 Typologie der Arbeitslosen Betroffene absolut und in %, Jahre, 2010 Vorarlberg 8. Sehr oft, lang; 6.408; 20% 1. Selten, kurz; 6.269; 19% 7. Oft, lang; 3.617; 11% 2. Öfters, kurz; 3.363; 10% 6. Selten, lang, insgesamt viel; 1.925; 6% 5. Oft, kurz, insgesamt viel ; 4.044; 12% Folie Oft, kurz, insgesamt wenig; 4.853; 15% 3. Selten, lang, insgesamt wenig; 2.311; 5%
19 Typologie der Arbeitslosen Ø Bestand absolut und in %, Jahre, 2010 Vorarlberg 8. Sehr oft, lang; 3.255; 41% 1. Selten, kurz; 249; 3% 2. Öfters, kurz; 287; 4% 3. Selten, lang, insgesamt wenig; 271; 3% 4. Oft, kurz, insgesamt wenig; 1.525; 15% 6. Selten, lang, insgesamt viel; 763; 10% 5. Oft, kurz, insgesamt viel ; 1.241; 15% 7. Oft, lang; 1.266; 16% Folie 19
20 Herausforderungen für die Arbeitsmarktpolitik Steigende Arbeitslosigkeit Geringes Wirtschaftswachstum Steigendes Arbeitskräfteangebot mehr Ältere mehr Ausländer/innen Segmentierung des Arbeitsmarktes Mehr Teilzeit-, Niedriglohn-Beschäftigung und instabile Erwerbsintegration Starke Verfestigung von Arbeitslosigkeit (längere bzw. wiederkehrende Arbeitslosigkeit) Besonders hohe Arbeitslosigkeit bei gering Qualifizierten, bei Jugendlichen und Älteren und Personen mit gesundheitl. Einschränkungen Folie 20
21 Aktive Arbeitsmarktpolitik Deutlicher Ausbau seit 1994 Veränderung der Förderungsprioritäten Ergebnis vs. Wirkung Einige Resultate von Wirkungsanalysen Folie 21
22 Entwicklung der Ausgaben für aktive Arbeitsmarktpolitik im EU-Vergleich Ausgaben für aktive Arbeitsmarktpolitik in % des BIP 2,0 1,5 1,0 0,5 0, EU 28* EU 15* Dänemark Deutschland Niederlande Österreich Schweden Folie 22 Q: Eurostat; *) nicht verfügbare Werte wurden durch den nächstverfügbaren Wert geschätzt
23 Ausbau der aktiven Arbeitsmarktpolitik in auch in Vorarlberg Das Förderbudget der aktiven Arbeitsmarktpolitik in Vorarlberg in den letzten 20 Jahren: Nominell: mal 4 Real: mal 2,8 Pro AMS Planstelle: mal 1,8 Reale Ausgaben für Existenzsicherungsleistungen (AL, NH) pro Planstelle dagegen leicht gesunken Ausbau auch bei Förderfällen Umorientierung von aktiver Arbeitsuche über Qualifizierung zu Beschäftigungsförderung (substantiell auch am 2. Arbeitsmarkt) Folie 23
24 Veränderung der Förderungsschwerpunkte 2001 bis 2013 in Vorarlberg 2013: Förderfälle 2001: Förderfälle 2007: Förderfälle Folie 24
25 Wirkungsanalyse vs. Ergebnismonitoring Evaluierungsproblem: Was wäre ohne Förderung gewesen Experimentelle Situation oder Kontrollgruppen Ergebnisse (z.b. Übergänge in Beschäftigung) geschehen auch ohne Förderung Beurteilung von Maßnahmen anhand von Erfolgen ist fehleranfällig (Selektionseffekte) Steuerungsproblem: Wirkungen sind meist nicht rasch feststellbar, Ergebnisse schon Folie 25
26 Wirkungsevidenz I Generell: Frauen profitieren mehr von den meisten Maßnahmen Freiwilligkeit erhöht häufig die Wirkung (Ausnahmen z.b. bei Älteren) Maßnahmen wirken generell gegen Rückzug vom Arbeitsmarkt Migranten/innen nehmen Unterstützung bei Spracherwerb gut an Aktive Arbeitsuche: nach der Einführungsphase kaum positive Wirkungen feststellbar Berufsorientierung: wenig positive Wirkungsevidenz; eher auf Übertritt in weitere Maßnahmen ausgerichtet Qualifizierung positive Wirkungen vor allem in der mittleren Altersgruppe Längerfristige Wirkungsperspektive, zu Beginn negativer lock-in Effekt Folie 26
27 Wirkungsevidenz II Lohnkostenzuschüsse Mitnahmeeffekte steigen mit der Breite der Zielgruppe => enge Zielgruppenorientierung Schätzung 2010: 50% Mitnahmeeffekte Deutlich positive Wirkung wo Mitnahmeeffekte vermieden werden Stärkere Wirkung für schwer integrierbare Gruppen (Ältere, Langzeitarbeitslose) 2. Arbeitsmarkt (aktuelle Studie kurz vor Freigabe) Längerfristig positive Wirkungen von SÖB und GBP Große Heterogenität zwischen Projekten Vermeidung von Creaming wichtig Nachbetreuung verbessert Ergebnisse International deutlich schlechtere Ergebnisse Folie 27
28 Einige Handlungsfelder für die Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik Nicht nur Arbeitsmarktpolitik angesprochen AMS wird als umsetzungsstarke Institution oft adressiert Nachfrageseitig: In der Krise Nachfrage stimulieren: Investitionen, Vorziehen von Vorhaben (z.b. Ausbau von Kinderbetreuung); im Tiefpunkt der Krise gelungen, in langer Flaute schwer durchzuhalten Entlastung des Faktors Arbeit (Änderungen in der Steuerstruktur) Nutzung der Arbeitgeberfunktion der öffentlichen Hand für Beschäftigungsmöglichkeiten für Menschen mit beeinträchtigter Arbeitsfähigkeit Ausbau der Anreize für private Unternehmen (auch kostenneutrale Varianten möglich: experience rating, Bonus-Malus Systeme etc.) Folie 28
29 Einige Handlungsfelder für die Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik Angebotsseitig Diskussion über Verteilung von Arbeitszeit (und Vermeidung von Atypisierung) Arbeitsmarktpolitik an sehr heterogenen Bedarf ausrichten: Trotz zunehmender Arbeitslosigkeit breit und relat. unspezifisch eingesetzter Maßnahmen überdenken (Personal?) Neue, wachsende und relativ arbeitsmarktferne Zielgruppen durch Pensionsreform und BMS Gratwanderung zwischen Transitarbeitsplätzen und geschütztem Arbeitsumfeld Förderung der Potentiale von MigrantInnen Vermeidung vorzeitiger Beendigung der Ausbildung, Entwicklung/Einsatz von spezifischen Maßnahmen für gering Qualifizierte mit wenig (positiven) Lernerfahrungen Überbetriebliche Lehrausbildung als vollwertige Ausbildungsschiene etablieren Folie 29
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