Statement Richard Clemens

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1 Nahrungsmittelmaschinen und Verpackungsmaschinen Statement Richard Clemens Geschäftsführer der VDMA Fachverbände Nahrungsmittelmaschinen und Verpackungsmaschinen Verfahrenstechnische Maschinen und Apparate Wirtschaftspressekonferenz anlässlich der drinktec 2013 München, 16. September 2013 Es gilt das gesprochene Wort! Verband Deutscher Maschinenund Anlagenbau e.v. Fachverband Nahrungsmittelmaschinen und Verpackungsmaschinen Vorsitzender: Volker Kronseder Geschäftsführer: Richard Clemens Lyoner Straße Frankfurt am Main, Germany Telefon Telefax Internet VDMA Technik für Menschen

2 Sehr geehrte Damen und Herren, herzlich willkommen zur Pressekonferenz des VDMA aus Anlass der drinktec In den nächsten rund 40 Minuten haben wir folgende Agenda für Sie: Zunächst werde ich Ihnen einen Überblick über die aktuelle Situation des Maschinen- und Anlagenbaus geben. Weniger als eine Woche vor der Bundestagswahl werde ich Ihnen auch kurz die wichtigsten Forderungen des Maschinenbaus an die Politik skizzieren. Anschließend wird Volker Kronseder, Vorsitzender des VDMA-Fachverbands Nahrungsmittelmaschinen und Verpackungsmaschinen und drinktec Präsident, über die Lage und die Aussichten der Getränkemaschinenbranche informieren. Zu guter Letzt freuen wir uns, dass auch Herr Dr. Reinhard Pfeiffer, Geschäftsführer der Messe München kurz über die wichtigsten Eckdaten der drinktec, dem Weltwirtschaftsgipfel der Getränkeindustrie, berichten wird. Zum Maschinenbau: Die Weltwirtschaft lahmt. Nach Jahren kontinuierlichen Aufschwungs ist vor allem das Wachstum großer Schwellenländer wie China oder Brasilien ins Stocken geraten. Indien verzeichnet sogar einen Einbruch. Kaum eine Branche merkt eine Abkühlung der Weltkonjunktur so schnell und so direkt wie der Maschinenbau, denn kaum eine Industrie ist derart exportorientiert. Die Ausfuhrquote vieler unserer Mitgliedsunternehmen liegt bei über 90 Prozent. Im ersten Halbjahr 2013 exportierten die Maschinen- und Anlagenbauer Waren im Wert von 73,5 Milliarden Euro. Das waren drei Prozent weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Nach China, dem inzwischen wichtigsten Auslandsmarkt mit einem Exportanteil von elf Prozent, gingen die Ausfuhren sogar um vier Prozent zurück. Die Maschinenausfuhr nach Indien schrumpfte um knapp 16 Prozent. Man sieht daran, welchen Stellenwert diese Länder innerhalb weniger Jahr für uns bekommen haben. Aber wir sehen etwas Licht am Ende des Tunnels. Schon im zweiten Quartal ist der Rückgang der Ausfuhren gegenüber dem ersten Quartal kleiner geworden. Wir rechnen damit, dass diese Entwicklung anhält und die Impulse aus dem Ausland im weiteren Jahresverlauf insgesamt wieder stärker kommen. Das gesamtwirtschaftliche Umfeld scheint wieder stabiler zu werden. Darauf jedenfalls deutet die Entwicklung des Ifo-Geschäftsklimaindex hin. Für das - 2 -

3 verarbeitende Gewerbe ist der August-Wert mit 11,1 Indexpunkten gegenüber dem Juli mit 7,9 deutlich gestiegen. Die aktuelle Geschäftslage wird erheblich besser beurteilt. Auch die Geschäftsaussichten haben sich weiter aufgehellt. Diese Einschätzung scheint sich in den jüngsten Auftragseingangsdaten vom Juli zu spiegeln, zumindest was die deutsche Nachfrage nach Maschinen betrifft: Die inländischen Bestellungen stiegen im Juli um zehn Prozent. Dieser starke Anstieg konnte immerhin die fehlenden Bestellungen aus dem Ausland kompensieren. Für 2013 also Januar bis Juli - liegt der Bestelleingang im Maschinenbau noch um knapp zwei Prozent unter dem Vergleichswert des Vorjahres. Dennoch gibt es Grund zum leichten Optimismus, denn die Minusraten werden geringer. Ob sie sich im weiteren Jahresverlauf weiter reduzieren und die Positivzone bald wieder erreicht wird, bleibt noch abzuwarten. Diese Ungewissheit ist auch der Grund dafür, dass wir momentan an unserer Prognose für die Produktion festhalten. Wir rechnen 2013 weiterhin mit einem Rückgang der Maschinenproduktion um ein Prozent. Eine erfreuliche Gegenbewegung ist im Fachzweig Nahrungsmittelmaschinen und Verpackungsmaschinen erkennbar: Der Auftragseingang stieg im Juli um 18 Prozent über den Vergleichswert des Vorjahres. Im Gesamtzeitraum Januar bis Juli 2013 liegen die Bestellungen um real drei Prozent über dem Vorjahresniveau. Bei den Exporten befinden sich der fünftgrößte Maschinenbaufachzweig im Gegensatz zum Maschinenbaudurchschnitt im laufenden Jahr ebenfalls in einer Aufwärtsbewegung: Die Exporte von Nahrungsmittelmaschinen und Verpackungsmaschinen stiegen im ersten Halbjahr um gut vier Prozent, im Getränkemaschinenbau sogar um sechs Prozent. Doch zurück zum Gesamtmaschinenbau: 2012 wuchs der Maschinenbau um drei Prozent und erzielte einen Produktionswert von 195 Milliarden Euro

4 Erneut der Vergleich: Der Nahrungsmittelmaschinen- und Verpackungsmaschinenbau wuchs um neun Prozent, erreichte einen Produktionswert von 11,6 Mrd. Euro und toppte damit den bisherigen Rekord aus Noch ein Wort zur Kapazitätsauslastung: Sie lag im Juli mit 85 Prozent zum vierten Mal seit Anfang 2011unter dem langjährigen Branchendurchschnitt. Während das Exportgeschäft mit den großen Schwellenländern schwächelt, entwickelt sich in Afrika ein sehr vielversprechender Markt für Maschinen und Anlagen. Noch ist dessen Bedeutung für unsere Industrie mit knapp drei Prozent insgesamt eher klein. Aber die Wachstumsraten lassen aufhorchen. Im ersten Halbjahr 2013 legte der Maschinenexport auf den schwarzen Kontinent um 15 Prozent zu. Hersteller von Nahrungsmittelmaschinen und Verpackungsmaschinen profitieren besonders von diesem Trend: Von 2010 bis 2012 nahmen ihre Exporte nach Afrika um 33 Prozent zu, deutlich mehr als im Gesamtmaschinenbau. Die größten Absatzländer sind Nigeria und Südafrika. Dorthin gingen 2012 Maschinen im Wert von jeweils 88 Millionen Euro. Somit haben beide Länder zusammen einen Anteil von rund 30 Prozent am gesamten afrikanischen Markt von 545 Millionen Euro. Südafrika und Nigeria sind auch die größten Bierproduzenten in Afrika. Auch hier gilt: Verglichen mit der Weltbierproduktion von Millionen Hektolitern (2012) ist der afrikanische Anteil mit 128 Millionen Hektolitern (2012) und damit rund sechs Prozent gering. Angesichts seit Jahren stagnierenden oder sogar sinkenden Konsums in traditionellen Bier-Märkten sehen wir in vielen Ländern Afrikas eine vielversprechende Entwicklung. Aber nicht nur dort, auch in anderen aufstrebenden Volkswirtschaften. Dazu wird Herr Kronseder später noch mehr sagen. Meine Damen und Herren, in nicht einmal einer Woche findet die Bundestagswahl statt. Der Wahlkampf ist bislang sehr ruhig, manche sagen sogar langweilig verlaufen. Diese relative Ruhe darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass es aus unserer Sicht für die nächste Bundesregierung viel zu tun gibt. Sie muss die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen festlegen, die gewährleisten, dass der Maschinen- und Anlagenbau seine Rolle als Rückgrat der deutschen Wirtschaft weiterhin erfüllen kann. Mit fast einer Millionen Beschäftigten ist die Branche Deutschlands größter industrieller Arbeitgeber. Die Politik hat schon - 4 -

5 deshalb eine Verantwortung dafür, dass unsere Unternehmen erfolgreich wirtschaften können. Wir brauchen stabile Rahmenbedingungen. Eine der größten Sorgen, die unsere Unternehmen derzeit belasten, ist die vor der Einführung einer Vermögenssteuer oder -abgabe. Mit einem solchen Eingriff in das Betriebsvermögen würde die Politik die Investitions- und damit unmittelbar einhergehend auch die Innovationsfähigkeit unserer Branche abwürgen. In dieselbe Richtung geht auch unsere Forderung, die Erbschaftssteuer nicht auf Kosten des industriellen Mittelstandes zu verschärfen. Ich will es einmal krass ausdrücken: Niemand wird ein Familienunternehmen weiterführen, wenn ihn die Erbschaftssteuer erdrückt. Die meisten Unternehmen unserer Branche sind Mittelständler, viele von ihnen überdies Traditionsunternehmen, oft in Familienhand. Als solche sind sie attraktive Arbeitgeber, denn sie zahlen nicht nur das Gehalt, sie kümmern sich auch um die Belange ihrer Mitarbeiter. Mit einer überdurchschnittlich hohen Ausbildungsquote leisten sie überdies einen Beitrag zur Bekämpfung des Fachkräftemangels. Der wirtschaftliche Erfolg unserer Unternehmen hängt auch von diesem guten Verhältnis ab. Deshalb ist es völlig falsch, wenn die Politik in Lohnfindung in den Betrieben eingreift. Ebenso falsch wäre es, Werkverträge anzutasten, die Zeitarbeit weiter zu regulieren oder zu befristen. Es ist doch offenkundig: Die arbeitsmarktpolitischen Reformen der vergangenen Jahre waren ein Erfolg. Sie haben Arbeitsplätze geschaffen, die Flexibilität am Arbeitsmarkt erhöht und damit auch die der Unternehmen. Daraus resultiert ein Wettbewerbsvorteil, um den uns viele unserer europäischen Nachbarn beneiden. Dieser Erfolg ist nun gefährdet. Last but not least möchte ich mit Blick auf die nächste Regierung die Energiewende ansprechen. Wir als Branche stehen hinter diesem Ziel. Wir können von der Umsetzung wirtschaftlich profitieren, schließlich entwickeln wir die technologischen Lösungen, beispielsweise wenn es darum geht, Effizienzsteigerungen zu erzielen. Allerdings drohen technisch unausgereifte Gesetze im Energiebereich den Erfolg und die nötige Planungssicherheit für die Energiewende zu verhindern. Bei der Energiewende geht es auch um unsere Reputation in der Welt. Denn eine gelungene Energiewende soll ein Schau-fenster für deutsche Spitzentechnologie als Ganzes sein

6 Wenn sie durch handwerkliche Fehler der Politik scheitert, steht auch das Gütesiegel German Engineering auf dem Spiel. Es geht also um viel bei der Wahl am nächsten Sonntag. Wir hoffen darauf, dass nach der Wahl wichtige Weichen für den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit und der Innovationskraft unserer Branche gestellt werden. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit und gebe das Wort an Herrn Kronseder