DORIS HEUECK-MAUSS. Das Trotzkopfalter. Erziehungs-ABC mit Tipps und Strategien Richtiger Umgang mit kindlichen Emotionen. für Elte.
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- Britta Sauer
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Transkript
1 DORIS HEUECK-MAUSS Das Trotzkopfalter Erziehungs-ABC mit Tipps und Strategien Richtiger Umgang mit kindlichen Emotionen rn für Elte bis von 2en 6-jährig Kindern
2 Anlässe für trotziges Verhalten 19 Die Mutter hätte Anna von dem Arzt erzählen sollen und sie fragen können, welches Kuscheltier sie dem Arzt zeigen möchte. Sie kann Anna erzählen, dass sie in der Praxis malen darf und dass es hinterher beim Bäcker eine Brezel gibt. Jetzt müssen sich aber beide rasch anziehen, und die Mama muss heute mithelfen, damit es schneller geht. Sie weiß ja, Anna kann es so gut alleine. Anna wäre in diesem Fall abgelenkt worden; die Mutter hätte sie auf den Arztbesuch neugierig gemacht, und damit wäre Anna sicher auch kooperativer geworden. Das Kind hat noch kein Zeitgefühl Beispiel: Max, drei Jahre, ist Einzelkind. Ein Grund, weshalb die Mutter jeden Nachmittag mit ihm auf den Spielplatz geht: Dort kann er mit anderen Kindern im Sand spielen. Max freut sich immer sehr auf diese kleinen Ausflüge und steht schon erwartungsfroh mit Eimer und Schaufel vor der Tür. Dann dreht er sich um und bringt der Mutter seine Gummistiefel. Diese ist aber noch mit Bügeln beschäftigt und sagt: Ja, Max, ich komme gleich wir gehen bald. Spiel noch ein bisschen. Max setzt sich jetzt auf den Boden zur Mutter und beschäftigt sich mit seinen Gummistiefeln. Alle paar Minuten fragt er: Mama, kommst du jetzt? Ich möchte spielen gehen. Die Mutter vertröstet ihren Max weiter und sagt immer wieder Ja, Max, gleich. Ich komme ja gleich. Plötzlich schmeißt Max den Eimer in die Ecke,
3 20 Was bedeutet Trotz? danach die Gummistiefel und die Schaufel. Er stampft mit den Füßen und schreit: Ich will jetzt gehen. Ich will gehen. Die Mutter schaut erschrocken auf und fängt an zu schimpfen. Schließlich hat sie ihm doch versprochen, dass es bald losgeht. Sie muss aber eben noch schnell ihre Bügelarbeit erledigen. Was geht in Max vor? Max hat sich erst sehr gefreut und war auch bereit, ein wenig zu warten. Das Wörtchen gleich ( Gleich bin ich fertig ) kann er aber noch nicht richtig einordnen. Er erlebt, dass die Mutter sagt: Ich komme gleich, während sie weiter bügelt. Jetzt reagiert Max enttäuscht, und bei der dritten Vertröstung wird er richtig wütend. Er hat den Eindruck, dass sein Wunsch nicht ernst genommen wird und dass er heute nicht mehr zum Spielen kommt. Für Max ist dieser Zeitraum gleich einfach zu unübersichtlich und zu lang. Er hat doch ganz deutlich seinen Eimer und seine Stiefel hingestellt als Zeichen, dass es jetzt losgeht Zu langes Warten kann für Kleinkinder ein Auslöser sein für Enttäuschungen, für Ärger und Erregung. Sie müssen sich dann in Wutausbrüchen erst mal Luft machen. Auch bei diesem Beispiel will das Kind die Mutter nicht ärgern, sondern seine Spannung muss nach der erlebten Enttäuschung einfach erst einmal raus.
4 Anlässe für trotziges Verhalten 21 Was geht in Max Mutter vor? Für die Mutter ist das Verhalten von Max schwer einzuordnen, denn sie hat ihm doch gesagt, dass sie gleich fertig ist und nur noch die paar Sachen zu Ende bügeln muss. Sie ist enttäuscht, dass Max so wütend reagiert, und verspürt wenig Lust, noch mit ihm auf den Spielplatz zu gehen. Als sie ihm sagt: Wenn du so weiter tobst, dann bleiben wir ganz zu Hause, folgt ein neuer, viel heftigerer Wutausbruch. Max fühlt sich nun total missverstanden und ist frustriert. Tipp Vermeiden Sie lange Wartezeiten. Vorschlag: Da Kinder im Alter von Max weder ein Zeitgefühl haben noch die Uhr lesen können, wäre es günstiger gewesen, die Mutter hätte Max in ihre Arbeit mit einbezogen: Hier, schau, ich bügle gerade deine Hose fertig. Dann kannst du sie morgen wieder anziehen oder Das Hemd für Papa bügle ich schnell zu Ende, dann stelle ich das Bügeleisen weg und wir gehen zusammen zum Spielplatz. Max hätte dann geduldig zuschauen können und verstanden, warum er noch warten muss, bis es rausgeht.
5 22 Was bedeutet Trotz? Kleinkindern sollte man also nicht zu früh irgendwelche zeitlichen Ankündigungen machen, denn sonst kann die Wartezeit für sie unerträglich lang werden. Das Kind wird ungeduldig und reagiert enttäuscht mit einem Trotzanfall, der dann wiederum den Eltern die Lust nimmt, mit dem Kind noch etwas zu unternehmen. Bei einem Trotzanfall wäre es dann sicherlich richtiger, das Kind einfach in den Arm zu nehmen und zu sagen: Gell, du warst ganz enttäuscht, weil ich halt doch noch länger gebraucht habe, aber jetzt gehen wir wirklich. Das Kind hätte sich verstanden gefühlt und sich schneller beruhigt. Die gute Laune wäre auf beiden Seiten ganz schnell wiederhergestellt. In das Spiel vertieft Ein weiterer Anlass für den Trotzanfall eines Kindes ist möglicherweise gegeben, wenn es unvorbereitet oder zu schnell aus seiner Spielwelt gerissen wird. Beispiel: Eine alltägliche Situation, wie sie sich zu Hause oder am Spielplatz ereignen kann: Das Kind sitzt ganz in sein Tun vertieft im Sandkasten oder in seinem Zimmer, eifrig mit seinem Spiel beschäftigt. Da rufen Sie es zum Essen. Sie rufen einmal, Sie rufen zweimal, aber das Kind scheint Sie nicht zu hören. Auch beim dritten Mal spielt es unbeeindruckt weiter. Schließlich werden Sie ungeduldig und sagen energisch: Nun ist aber Schluss mit dem Spielen;
6 Anlässe für trotziges Verhalten 23 das Essen ist fertig. Komm endlich zu Tisch! Es kann sein, dass Ihr Kind ohne weiteren Widerstand sein Spielzeug weglegt und mit Ihnen nach Hause (oder zum Esstisch) geht. Es ist aber genauso möglich, dass es weiterspielen möchte und Sie letztlich das Kind regelrecht von seinem Spiel wegziehen müssen. Daraufhin fängt das Kind an zu brüllen. Es schmeißt Schaufel und Eimer durch die Gegend oder wirft mit den Bauklötzen um sich und tobt. An ein friedliches Essen ist nicht mehr zu denken. Auch in diesem Beispiel stoßen unterschiedliche Bedürfnisse aufeinander. Das Kind wollte einfach nur weiterspielen. Ihr Rufen hat es tatsächlich nicht richtig wahrgenommen, weil es doch so vertieft war. Das Essen ist ihm nicht so wichtig. Wer möchte sich auch schon gerne mitten aus einer spannenden Sache herausreißen lassen? Sie Ihrerseits möchten nicht, dass das Essen kalt wird. Sie erleben den Widerstand Ihres Kindes als Böswilligkeit. Auch in diesem typischen Beispiel ist das Kind nicht böse, sondern es kann nur noch nicht so schnell abschalten und sich umstellen, wie wir Erwachsene das können. Tipp Bereiten Sie Ihr Kind vor und bauen Sie Überleitungen ein.
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