Die Legionellenproblematik aus Sicht der Behörde. Gesundheitsamt - Rhein-Kreis Neuss Dipl. Biol. Oliver Hanke. Dipl. - Biol.
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- Annika Wolf
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1 Die Legionellenproblematik aus Sicht der Behörde Gesundheitsamt - Rhein-Kreis Neuss Dipl. Biol. Oliver Hanke
2 Legionellen kommen weltweit im Wasser vor trotz der üblichen Wasseraufbereitung im Wasserwerk Eintrag in Trinkwassersysteme über Rohwasser Eintrag über Kaltwasser ins Warmwasser
3 Mikrobiologische Anforderung an Trinkwasser = frei von Krankheitserregern = E. coli in 100ml Wasser nicht nachweisbar = keine fäkale Belastung = Trinkwasser ist nicht steril = Trinkwasser enthält zahlreiche Organismen = insbesondere als Biofilm
4 Biofilme= Mikroorganismen & deren Schleim & Korrosionsprodukte & anorganische Niederschläge
5 Biofilmvermeidung Vermeidung von Überdimensionierung Verwendung von Werkstoffen, die geringe Nährsubstrate abgeben Vermeidung von Stagnation Abtrennen nicht benutzten Leitungen Vermeiden von Temperaturen, bei denen Bakterienwachstum gefördert wird
6 Vermehrung abhängig von Temperatur Vermehrung zwischen C optimale Vermehrung bei ca. 35 C Inaktivierung der Legionellen ab 60 C innerhalb von Minuten Absterben innerhalb von Sekunden Stagnation (Verweilzeiten) Nahrungsangebot (z.b. Sedimente in Behältern) Vermehrung auch in Amöben glatte Oberflächen können nur schwer besiedelt werden, Besiedlung möglich auf rauhen Flächen (z.b. Kalkschlamm)
7 Übertragung und Infektion Eintrag der Legionellen in den Körper durch Aerosole in die Lunge (Einatmen) Keine Gesundheitsgefährdung durch Trinken von Wasser mit Legionellen Keine direkte Übertragung von Mensch zu Mensch
8 Krankheitsbild und -verlauf einer Legionellose Inkubationszeit von 2-10 Tage uncharakteristische Symptome wie Unwohlsein, Kopfund Gliederschmerzen, Reizhusten. Später können Brustschmerzen, Schüttelfrost, hohes Fieber und gelegentlich Benommenheit mit Verwirrtheit hinzukommen. Es entwickelt sich eine Lungenentzündung (Pneumonie) mit meist langwierigem Genesungsprozess. Ca. 15% der Erkrankungen verlaufen unbehandelt tödlich.
9 Ebenfalls durch Legionellen ausgelöst wird das Pontiac-Fieber: kurze Inkubationszeit von 5-66 Stunden leichterer Verlauf Trotz erheblichen Krankheitsgefühls erholen sich die Patienten in der Regel ohne antibiotische Therapie innerhalb von 5 Tagen fast vollständig Erkrankungen werden nur selten erkannt!!
10 Prävention von Legionellosen durch: Verminderung einer Verkeimung warmwasserführender, aerosolbildender Systeme Limitierung/Verminderung von Aerosolkontakten
11 Legionellosen sind eine technisch vermeidbare Erkrankung ein System das den technischen Regelwerken entspricht hat keine Legionellenproblem
12 Gibt es überhaupt Erkrankungsfälle? Sind die Forderungen der Gesundheitsämter nicht überzogen?
13 10 Hai Tote/Jahr weltweit 475 Legionellen Erkrankte 2004 in Deutschland Dunkelziffer ~ Erkrankungen 15 % Todesfälle
14 Anzahl der Legionellose Erkrankungen im Rhein-Kreis Neuss
15 Gesicherte und wahrscheinliche Infektionsquellen Sauna Krankenhaus Freizeitbad Spülküche? Skiurlaub Gasthof Zahnarztpraxis? Hotel Kreta Krankenhaus Hausinstallation Privathaushalt? Hotel Thailand Dusche Umkleiden Tennisplatz
16 Legionellenkontamination in 40 Großgebäuden im Kreis Neuss erhöhtes Infektionsrisiko 4 20 kein Infektionsrisiko 16 Infektionsrisko < 1KBE / ml 1-10 KBE /ml > 10 KBE / ml
17 Legionellenkontamination in 69 Hotels im Kreis Neuss erhöhtes Infektionsrisiko 7 Infektionsrisiko 10 kein Infektionsrisiko < 1KBE / ml 1-10 KBE /ml 52 > 10 KBE / ml
18 Probenanalyse nur in akkredierten Laboratorien (entsprechend 15 TrinkwV)
19 Probenanalyse am Beispiel Legionellen 250 ml Wasserprobe Direktansatz 2 x 0,5ml Membranfiltration von 100 ml Ansatz von 0,1 ml Filtrat
20 Methodik Differenzierung auf MWY-Agar bei 37 C für 8-10 Tage danach Zählung und Abimpfen verdächtiger Kolonien auf anderen Agar zur Prüfung auf Cysteinabhängigkeit Ergebnis nach ca. 14 Tagen!
21 Sanierungsmethoden Ziel an den Entnahmestellen weniger als 100 KBE Legionellen/ 100 mltrinkwasser Systemabhängig In der Praxis oft Kombination von mehreren Maßnahmen (betriebstechnische, bautechnische, verfahrenstechnische) zielführend, z.b. UV-Anlage mit halbjährlichen chemischen Desinfektionen
22 Betriebstechnische Maßnahmen Betreiben des Systems wie eine Neuinstallation kontinuierliche Zirkulation im Leitungsnetz Veränderung der Laufzeit der Zirkulationspumpe Abschalten für 8 Stunden nur im optimierten Gebäuden Erhöhung der Wassertemperatur im Trinkwassererwärmer auf min. 60 C Spülung von Leitungen die selten benutzt werden
23 Bautechnische Maßnahmen Reduzierung / Optimierung von Speichervolumen Umwälzung des WW Speicherinhaltes, so dass im gesamten Speicher 60 C Ggfs. Einbau einer außerhalb des WWSpeichers angeordneter Wärmetauscher mit Ladepumpe Entfernen von Totleitungen Leitungen isolieren (Unterschied Vorlauf zu Rücklauf max. 5 C) Reinigung des WW - Speichers (Atemschutz) Rohrisolierungen
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28 Reinigung des Warmwasserspeichers Beachten der Biostoffverordnung (Verordnung über Sicherheit und Gesundheitsschutz bei Tätigkeiten mit biologischen Arbeitsstoffen) Zweck: Gesundheitsschutz der Beschäftigten Arbeitgeber hat Schutzmaßnahmen für Beschäftigte zu treffen Schutzausrüstung! Arbeitsmedizinische Vorsorgemaßnahmen
29 Atemschutzmaske mit Partikelfilter >= P2
30 weitere Maßnahmen Duschen regelmäßig benutzen Duschköpfe regelmäßig entkalken & reinigen aerosolarme Duschköpfe selten benutzte Entnahmestellen durch dezentrale WW-Geräte (Durchlauferhitzer) versorgen
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33 Verfahrenstechnische Maßnahmen zur Sanierung im Überblick Thermische Desinfektion Chemische Desinfektion Chemische Desinfektion- Chlorelektrolyse UV - Bestrahlung Ultraschall/UV- Behandlung Sterilfilter
34 Beispiel Sanierung Zwei Schulturnhallen mit 4 Duschräumen und 32 Duschen, zentraler Mischer, ca. 40 C im Warmwasser routinemäßige Untersuchung auf Legionellen an zwei Duschen: 2300 und 2770 KBE/100ml Erste Maßnahme: thermische Desinfektion nicht möglich, da max. 60 C Vorlauftemperatur
35 wöchentliche Heisswasserspülungen Nachuntersuchung: erneut nur zwei Duschen beprobt 70 und KBE/100ml Entnahmestellen Vor- & Rücklauf fehlen Sperrung der Duschen durch das Gesundheitsamt
36 weitere Heisswasserspülungen Installation von Entnahmestellen Nachuntersuchungen Vorlauf 0 KBE/100ml 4 Duschen KBE/100ml Kaltwasser 0 KBE/100ml Aufhebung des Duschverbotes
37 Bestandsaufnahme des Systems Warm- & Kaltwasserleitungen liegen nebeneinander, Isolierung mangelhaft Neuinstallation nur Armaturen verbleiben TW speicher werden gereinigt ohne zentralen Mischer Enthärtungsanlage eingebaut kontiniuierliche Chlordioxidzugabe
38 Nachuntersuchung nach Neuinstallation Kaltwasser 0 KBE/100 ml Duschen bis 3600 KBE/100ml Waschtische <100KBE/100ml wöchentliche thermische Desinfektionen
39 Nachuntersuchung nach 14 Tagen 8 Duschen KBE/100ml weitere Nachuntersuchung nach drei Monaten: 5 Kaltwasserstellen 0 KBE/100ml 15 Warmwasserstellen KBE/100ml davon Waschtische 0 KBE/100ml Duschverbot
40 Untersuchung der Armaturen 10 KBE/ml Stagnationswasser (wird erst nach 10 mal betätigen ausgetauscht) Entkalken und Einlegen in Chlordioxidlösung (ca. 10mg/l)
41 Nachuntersuchung von drei Duschen mit und ohne Armatur: mit Armatur: 0-32 Legionellen KBE/ml KBE 22 C KBE 36 C ohne Armatur: 0 Legionellen KBE/ml 0-6 KBE 22 und 36 C Fazit: Legionellen vermehren sich in den Armaturen
42 erneute Desinfektion der Armaturen und Nachuntersuchung mit ähnlichem Ergebnis erhöhte Gesamtkeimzahlen an anderen Stellen insbesondere auch nach Enthärtungsanlage, Chlordioxidzudosierung liegt vor Enthärtung
43 Änderung der Chlordioxidzugabe nach Enthärtungsanlage erhebliche Reduktion der KBE bei 22 C und 36 C Ursachenforschung der erhöhten Keimzahlen: 8m³ Feuerlöschleitung nass liegt um das Gebäude wöchentliche Spülung der Ringleitung durch Feuerwehr Planung der Änderung der Feuerlöschleitung Armaturenaustausch geplant
44 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
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