Stellung des ökologischen Trassenmanagements in der Planung von Energieleitungen
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- Dominik Gerhardt
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1 DLV - Deutscher Verband für Landschaftspflege Lebensräume unter Strom Trassen ökologisch aufwerten Stellung des ökologischen Trassenmanagements in der Planung von Energieleitungen Göttingen, Dipl. Biogeogr. Florian Gans, Bosch & Partner GmbH, Hannover Büro Herne Kirchhofstr. 2c Herne Büro Hannover Lister Damm Hannover Büro Berlin Kantstraße 63a Berlin Büro München Pettenkoferstraße München Gliederung 1. Ökologisches Trassenmanagement (ÖTM) im Naturschutz 2. Stand des ÖTM in der Planung von Hoch- und Höchstspannungsleitungen Rechtliche Anforderungen Gestufte Planverfahren (Bundesfachplanung / vorgelagertes ROV, Planfeststellungsverfahren) 3. Überlegungen zur Berücksichtigung des ÖTM in der Vorplanung / bei der Trassenfindung
2 1. Ökologisches Trassenmanagement (ÖTM) im Naturschutz Ökologisches Trassenmanagement im Naturschutz umfassendes Maßnahmeninstrument des Naturschutzes Schwerpunkt auf Erhalt / Entwicklung hochwertiger Biotopstrukturen im Bereich der Leitungstrasse flächendeckender Ansatz (nicht auf Natur- oder Kulturlandschaften oder Teile der Trasse beschränkt) unabhängig von technischen Varianten (Erdkabel/Freileitung) nicht auf Energieleitungstrassen beschränkt
3 2. Stand des ÖTM in der Planung von Hoch- und Höchstspannungsleitungen Rechtliche Anforderungen Naturschutzrecht Allgemeine Ziele des Naturschutzes nach 1 BNatSchG und allgemeiner Planungsgrundsatz nach 13 BNatSchG (Eingriffsregelung) Umweltvorsorge nach UVP-Richtlinie (UVPG) Waldrecht Sicherung und Erhaltung des Waldes nach 1 und 9 BWaldG
4 Ökologisches Trassenmanagement in der Planungspraxis auf Freileitungstrassen in Waldbeständen beschränkt (richtiger im Planungskontext: ökologisches Schneisenmanagement ) -> Anwendung im Sinne einer Vermeidungsmaßnahme, hat aber auch Elemente von Eingriffskompensation -> Ziel: Erhalt/Herstellung standortgerechter Biotopstrukturen für die Dauer des Leitungsbetriebs im Rahmen der Trassenpflege Abbildung: RWE (2010) Ökologisches Trassenmanagement in der Planungspraxis Wirkungen von Freileitungen Bau Emissionen: Schall-, (Schad)stoff- und Lichtemissionen Visuelle Veränderungen: erhöhter Fahrbetrieb durch Lastfahrzeuge Mechanische Beanspruchung durch Lastfahrten, Gründungsmaßnahmen Raumanspruch, Räumung der Flächen für: Materiallager, Fahrspuren, Seilzugtrassen, Arbeitsflächen, Mastbauplätze, Bautrasse Anlage Raumanspruch: - Gittermasten, Fundamente (Fundamentköpfe) und Beseilung - Nebenanlagen Betrieb Elektrische und magnetische Felder Pflegemaßnahmen: Trassenfreihaltung von hohem Bewuchs (Bäumen), bei Donaumast ca. 70 m Schutzstreifen Wärmeemissionen Temperatur von 70 Grad Celsius bis 80 Grad Celsius Heißleiterseile bis zu 150 Grad Celsius Koronaeffekte Schallemissionen durch elektrische Entladung, ggf. Störung der Fauna
5 Ökologisches Trassenmanagement in der Planungspraxis Wirkungen von Freileitungen Bau Emissionen: Schall-, (Schad)stoff- und Lichtemissionen Visuelle Veränderungen: erhöhter Fahrbetrieb durch Lastfahrzeuge Mechanische Beanspruchung durch Lastfahrten, Gründungsmaßnahmen Raumanspruch, Räumung der Flächen für: Materiallager, Fahrspuren, Seilzugtrassen, Arbeitsflächen, Mastbauplätze, Bautrasse Anlage Raumanspruch: - Gittermasten, Fundamente (Fundamentköpfe) und Beseilung - Nebenanlagen Betrieb Optimierung durch ÖTM Elektrische und magnetische Felder Pflegemaßnahmen: Trassenfreihaltung von hohem Bewuchs (Bäumen), bei Donaumast ca. 70 m Schutzstreifen Wärmeemissionen Temperatur von 70 Grad Celsius bis 80 Grad Celsius Heißleiterseile bis zu 150 Grad Celsius Koronaeffekte Schallemissionen durch elektrische Entladung, ggf. Störung der Fauna Ökologisches Trassenmanagement in der Planungspraxis Auswirkungen von Freileitungen Beseilung / Mast Zerschneidungswirkung Kollisionsrisiko für Vögel Veränderung des Landschaftsbildes Trassenfreihaltung im Wald Vermeidungs potenziale durch ÖTM Bildquelle 2 Schädigung der Vegetation Zerstörung von Lebensräumen Mikroklimatische Veränderungen Erhöhte Windgeschwindigkeiten Visuelle Veränderung des Landschaftsbildes Abbildungen: Wikipedia.de; DVL (2014)
6 Ökologisches Trassenmanagement in der Planungspraxis Möglichkeiten und Grenzen des ÖTM Möglichkeiten: Schaffung standortangepasster hochwertiger Lebensraumstrukturen im Rahmen der Aufwuchsbeschränkungen Erhöhung der Struktur und Artenvielfalt im Wald Grenzen: I.d.R. kein Erhalt naturnaher Waldgesellschaften möglich Walddynamik ist behindert typisches Waldklima kann nicht aufrechterhalten werden Lebensraumzusammenhang ist nicht vollständig wiederherstellbar Differenzierte Betrachtung von Waldbeständen insb. im Rahmen der Trassenfindung notwendig! Gestufte Planungsverfahren Netzentwicklungsplan (NEP) Bedarf neuer Leitungen und Maßnahmen zur Änderung bestehender Leitungen Bundesbedarfsplan (BBP) Erlass durch Gesetzgeber als Bundesbedarfsplangesetz Im BBP-Gesetz gelistete Hochspannungsleitungen Im BBP-Gesetz gelistete Höchstspannungsleitungen Nicht als länderübergreifend bzw. grenzüberschreitend gelistet Als länderübergreifend bzw. grenzüberschreitend gelistet Ggf. Raumordnungsverfahren Bestimmung von Trassenkorridoren Bundesfachplanung nach NABEG Festlegung der Trassenkorridore der länderübergreifend oder grenzüberschreitenden Höchstspannungsleitungen Planfeststellung Planfeststellung
7 Bsp. Bundesfachplanung Grundzüge der Trassenfindung Abgrenzung der Korridore Quelle: Musterantrag Teil 1 ÜNB 2013 Bsp. Bundesfachplanung Planungsgrundsätze Abgrenzung von Korridoren Quelle: Musterantrag nach 6 NABEG - Teil 1 ÜNB 2013
8 Bsp. Bundesfachplanung Raumwiderstandskriterien (Freileitung) sehr hoher Raumwiderstand Wälder in Schutzgebieten Quelle: Musterantrag nach 6 NABEG - Teil 1 ÜNB 2013 Bsp. Bundesfachplanung Raumwiderstandskriterien hoher Raumwiderstand Keine differenzierte Betrachtung von Wäldern! Quelle: Musterantrag nach 6 NABEG - Teil 1 ÜNB 2013
9 3. Überlegungen zur Berücksichtigung des ÖTM in der Vorplanung / bei der Trassenfindung Planerische Entscheidungsfindung Wälder umgehen oder überspannen? 1. Berücksichtigen der Bedeutungsunterschiede von Waldflächen Vorschlag Kriterien A) Biotop- und Lebensraumbedeutung B) Bestandteil von Biotop- oder Lebensraumverbundnetzen C) Großräumigkeit und Unzerschnittenheit des Waldzusammenhangs 2. Vergleichen alternativer Trassenführungen unter Berücksichtigung des Vermeidungs - / Aufwertungspotenzial des ÖTM
10 Kriterium A) Biotop- und Lebensraumbedeutung Hohes Konfliktpotenzial besteht für Waldflächen, die für den Natur- und Landschaftsschutz wertvolle Biotope und Arten enthalten, deren Fortbestand durch eine potentielle Schneise akut gefährdet und deren Verlust nicht ausgleichbar wäre. Grundannahmen: Je höher der Ausgangswert einer Fläche, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit von nicht vermeidbaren Beeinträchtigungen. Grundsätzlich sind in naturfernen / nicht standortgerechten durch das ÖTM Aufwertung der Biotop- und Lebensraumbedeutung zu erwarten. Kriterium A) Biotop- und Lebensraumbedeutung Hohe Bedeutung für den Biotop- und Lebensraumschutz Aufwertungspotenzial Konfliktträchtigkeit Operationalisierbar durch fachliche Einschätzungen zu: Wertstufe Seltenheit Aktuelle Flächenentwicklung von Biotopen Geringe Bedeutung für den Biotop- und Lebensraumschutz
11 Kriterium A) Biotop- und Lebensraumbedeutung Ermittlung von Wäldern mit besondere Bedeutung für den Arten- und Biotopschutz Quelle: NLWKN - Einstufung der Biotoptypen in Niedersachsen (2012) Kriterium B) Verbundbedeutung von Waldflächen Hohes Konfliktpotenzial besteht für Waldflächen, die durch Lage im Lebensraumnetzwerk besondere Bedeutung als Bestandteil des Lebensraumverbundes der Waldlebensräume haben durch Lage im Bereich von Biotopverbundachsen der Waldlebensräume mit nationaler/internationaler Bedeutung eine hohe Bedeutung als Ausbreitungsoder Wanderkorridor für waldbewohnende Arten haben.
12 Kriterium B) Verbundbedeutung von Waldflächen Hohe Bedeutung für den Waldbiotopverbund Konfliktträchtigkeit Geringe Bedeutung für den Waldbiotopverbund Operationalisierbar durch bestehende Fachplanungen zu: Biotopverbund der Waldlebensräume Waldflächen des Länderbiotopverbundsystems Unzerschnittene Funktionsräume der naturnahen Waldlebensräume Kriterium B) Verbundbedeutung von Waldflächen Grundlagen und Fachkonzepte zum Länderübergreifender Biotopverbund in Deutschland Bundesamt für Naturschutz (2010)
13 Kriterium B) Verbundbedeutung von Waldflächen Ökologische Risikoeinschätzungen auf Bundesebene - FKZ Methoden, Konzepte und Inhalte der ökologischen Risikoeinschätzung für die naturschutzverträgliche Infrastrukturentwicklung auf Generalplan- und Bundesebene Forschungsgeber: Bundesamt für Naturschutz Ergebnis: Unzerschnittene Funktionsräume der Trocken-, Feucht, und naturnahen Waldlebensräume Kriterium B) Verbundbedeutung von Waldflächen Grundlage Lebensraumnetzwerke (auch Lebensraumnetze) als Systeme ähnlicher, räumlich benachbarter, besonders schutzwürdiger Lebensräume, die potenziell in enger funktionaler Verbindung zueinander stehen. Das Lebensraumnetzwerk besteht aus einzelnen Funktionsräumen Grundlagendaten selektive Biotopkartierungen der Länder weiteren Landschaftsinformationen
14 Kriterium B) Verbundbedeutung von Waldflächen Vom Funktionsraum zum Unzerschnittenen Funktionsraum Quelle: Hänel (2007) Kriterium B) Verbundbedeutung von Waldflächen Unzerschnittene Funktionsräume der naturnahen Waldlebensräume Länderübergreifender Biotopverbund der Waldlebensräume Quelle: Bundesamt für Naturschutz (2011), Fuchs et al. 2010
15 Kriterium C) Bedeutung großräumiger Waldzusammenhänge Hohes Konfliktpotenzial besteht für Waldflächen, die aufgrund ihrer Großräumigkeit und Unzerschnittenheit wichtige Rückzugsräume störungsempfindlicher Arten darstellen. störungsfreie Kernzonen aufweisen, die aus floristischer als auch aus faunistischer Sicht von externen Einflüssen unbeeinflusst sind (z.b. invasiven Pflanzenarten) und somit urtümliche Waldgesellschaften repräsentieren. Alle Phasen und Raumstrukturen des Naturwaldzyklus mitsamt ihrer Lebensgemeinschaften in einer Mehrzahl von Vorkommen repräsentieren können. auch im Falle von Umweltereignissen oder Naturkatastrophen unbeeinträchtigte Flächen enthalten Kriterium C) Bedeutung großräumiger Waldzusammenhänge Großräumige, unzerschnittene Waldzusammenhänge Konfliktträchtigkeit Kleinräumige, fragmentierte Waldzusammenhänge Operationalisierbar durch bestehende Fachplanungen zu: Unzerschnittene Funktionsräume der naturnahen Waldlebensräume (UFR) -> für umfassenden Schutz mitteleuropäischer Waldgesellschaften nach REMMERT (1990) mind qkm erforderlich
16 Kriterium C) Bedeutung großräumiger Waldzusammenhänge Auswahl Kernräume der Unzerschnittenen naturnahen Waldlebensräume Kernräume der Unzerschnittenen naturnahen Waldlebensräume > 50 ha Planerische Entscheidungsfindung Vorschlag zur Einstufung von Konflikten im Bereich von Waldzusammenhängen unter Berücksichtigung des ÖTM Fläche mit besonderer Bedeutung für den Biotop- und Lebensraumschutz / den Waldbiotopverbund/großräumige Waldzusammenhänge nein Kein Konflikt mit Korridorführung im Wald Keine Anpassung des Korridorverlaufs ja Besondere Bedeutung der Fläche kann durch ÖTM aufrechterhalten oder aufgewertet werden ja nein Geringer Konflikt mit Korridorführung im Wald Keine Anpassung des Korridorverlaufs Schwerer Konflikt mit Korridorführung im Wald Anpassung des Korridorverlaufs
17 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Büro Herne Kirchhofstr. 2c Herne Büro Hannover Lister Damm Hannover Büro Berlin Kantstraße 63a Berlin Büro München Pettenkoferstraße München
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