Texte zur Dorfgeschichte von Untervaz

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1 Untervazer Burgenverein Untervaz Texte zur Dorfgeschichte von Untervaz 1964 Vom Sinngehalt der Wappen Weitere Texte zur Dorfgeschichte sind im Internet unter erhältlich. Beilagen der Jahresberichte Anno Domini unter

2 Vom Sinngehalt der Wappen Josua Hänny Terra Grischuna Heft Nr Seite

3 - 3 - Der Höhenweg an der Landesausstellung 1939 in Zürich und die Fahnenpyramide an der EXPO 1964 in Lausanne sind für beide Ausstellungen zum Kernstück geworden, weil die symbolhafte Aussage der 3092 Gemeindewappen die Vielfalt als Einheit überzeugend darstellten. Sie haben den Besucher auch zum Nachdenken angeregt, zur Feststellung nämlich, dass öffentliche Körperschaften wie Bund, Kantone, Kreise, Gemeinden und private Geschlechter einer bestimmten Sippe sich unter einem Zeichen vereinen und dieses Zeichen als ihr Wappen, ihre Fahne oder ihr Siegel anerkennen.

4 - 4 - Wappenkunde und Wappenkunst Unser Interesse an der Heraldik entspringt dem Verlangen, in einer Zeit zunehmender Entpersönlichung ein Bildsymbol für das Eigene und Einzelne zu schaffen. Siegel, Fahne und Wappen sind der Ausdruck der Rechtspersönlichkeit ihrer Träger. Die Wappen erfüllten ursprünglich einen eindeutigen und nüchternen Zweck. Der Ritter als Krieger war in seiner Eisenausrüstung bei geschlossenem Helm sowohl für die eigenen Streiter wie für den Gegner unkenntlich. Man bemalte daher seinen Schild mit feststehenden, einmaligen Zeichen in verschiedenen Farben und Formen. Auf dem Helme befestigte man plastische Darstellungen aus leichtem Material oder Geflecht, die in der Regel das Zeichen oder Bild des Schildes wiederholten. Die Behörnung der Helme dürfte auf den Brauch hinweisen, eine Stierhaut mit darauf belassenen Hörnern zu tragen, was sich im «Stier von Uri» bis heute erhalten hat. Der frühmittelalterliche Schild war die erste Form des Wappens. Das Wort Wappen ist abgeleitet von Waffe, als die der Schild galt. Aus den ritterlichen Turnieren und dem Brauch der Schildbemalung entstand in der Folge die Heroldskunst, d.h. die Lehre von den Regeln des damaligen Wappenwesens. Die Wappen wurden als Auszeichnung an ihre Träger verliehen und haben sich später im gleichen Geschlecht an die Nachkommen vererbt. Oftmals sind durch Heirat die Allianzwappen entstanden. Die bäuerlichen Wappen gehen häufig auf Hauszeichen zurück, die in Graubünden heute noch verwendet werden, besonders in den von den Nachkommen der Freien Walser bewohnten Talschaften. Die ersten ritterlichen Wappen reichen in das 11./12. Jahrhundert zurück. In dieser Zeit entwickelten sich auch die adeligen Geschlechter und Familiennamen, denen das Tragen eines Wappens oder die Verwendung eines Siegels vorbehalten war. Bäuerliche und bürgerliche Wappen formten sich erst etwa 200 Jahre später. Die privaten Wappen bündnerischer Geschlechter Jedem Bürger steht das Recht zu, ein Wappen anzunehmen. Es ist aber die Pflicht des Wappenträgers, sich auf Grund familiengeschichtlicher Forschung zu überzeugen, ob das von ihm benützte Wappen den Regeln der heraldischen Darstellung entspricht und vom ersten gesetzlichen Nachkommen für seine Sippe angenommen wurde.

5 - 5 - Siegel und Wappen verleihen den Ausdruck der Persönlichkeit und Einmaligkeit, und es ist fast unbegreiflich, mit welcher Sorglosigkeit über diese elementarsten Grundsätze hinweggesehen wird. Aus dieser Sicht und aus historischem Interesse haben sich kantonale Behörden, Kantonsbibliothekare und Staatsarchivare im Raume ihrer Tätigkeit mit der Sammlung privater Wappen ihres Kantons befasst. Staatsarchivar Dr. Rudolf Jenny, Chur, hat die «Sammlung Dr. R. Jenny» der bündnerischen Familienwappen geschaffen; eine Sammlung, die in ihrer Gestaltung, im Aufbau und als Auskunftsmaterial vorbildlich ist. Als Quellen, welche auf blosser heraldischer Überlieferung beruhen, sind die Wappensammlungen R. von Amstein, Gatschet, Sprecher, Dietrich, Jecklin und Casura bekannt. Dr. R. Jenny erwähnt in seinen Quellen zur Wappensammlung, als älteste wirklich authentische Quelle ausser den zeitgenössischen Wappen, Siegeln und Münzen die «Weltchronik» des rätischen Dichters Rudolf von Ems. Diese Chronik entstand um die Mitte des 13. Jahrhunderts, in der Blütezeit der Heraldik. Weitere authentische Quellen sind die Manessesche Liederhandschrift und die Zürcher Wappenrolle aus dem Jahre 1340, die als das bedeutendste Wappenwerk der Schweiz gilt. Viele Wappen bündnerischer Geschlechter sind den erwähnten Quellen entnommen und als Dias in die «Sammlung Dr. R. Jenny» aufgenommen.

6 - 6 - Mit der zugehörigen Kartothek, der Beschreibung und den Quellenangaben steht uns damit im Staatsarchiv Graubünden ein Auskunftsmittel zur Verfügung, das eine umfassende Orientierung bietet. Diese Sammlung will besonders auch dem Kunstgewerbe dienen, das nun nicht mehr auf unverlässliche heraldische Auskünfte angewiesen ist, sondern die Mittel seriöser Beratung findet. Wappenkunde und Wappenkunst, heute unter der Benennung Heraldik gebräuchlich, finden ihre praktische Anwendung auch bei der Restauration von Kunstdenkmälern. Dr. E. Poeschel weist verschiedentlich daraufhin, dass gewisse Bestimmungen über Herkunft, Alter und Hinweise geschichtlichen Ursprungs nur mit Hilfe der heraldischen Bestimmung möglich sind. Die Heraldik ist eine Hilfsquelle der geschichtlichen und genealogischen Forschung. Die öffentlichen Wappen Das Bundesgesetz vom 5. Juli 1931 schützt die Wappen und andere Zeichen der Eidgenossenschaft, Kantone, Kreise und Gemeinden. Diese Zeichen dürfen weder als Fabrik- oder Handelsmarken noch als Bestandteile solcher eingetragen werden. Dieser Schutz war nötig, da die öffentlichen Wappen und Zeichen auf Erzeugnissen oder deren Verpackung angebracht wurden. Das Wappen der Schweizerischen Eidgenossenschaft ist erst im 19. Jahrhundert offiziell festgelegt worden. Am 16. Mai 1814 beschloss die Tagsatzung in Art. 41 der neuen Verfassung: «Das Siegel der Eidgenossenschaft ist das Feldzeichen der alten Schweizer, ein weisses freistehendes Kreuz im roten Feld, samt der Unterschrift «SCHWEIZERISCHE EIDGENOSSENSCHAFT MDCCCXV». Damit wurde die Darstellung des durchgehenden Kreuzes verlassen. Mit der Bundesverfassung 1848 wurde das Bundeswappen zum eigentlichen Landeswappen. Die Bundesversammlung befasste sich am 12. Dezember 1889 nochmals mit dem Schweizerwappen und legte in einem Bundesbeschluss seine Beschreibung wie folgt fest: «Das Wappen der Eidgenossenschaft ist in rotem Feld ein aufrechtes Kreuz, dessen unter sich gleiche Arme je ein Sechstel länger sind als breit».

7 - 7 - Das Wappen des Kantons Graubünden Über die bündnerische Wappenfrage besteht einige Literatur. Prof. Pieth, P. von Salis, Dr. F. Jecklin und Dr. E. Poeschel haben sich zu der teils umstrittenen Frage geäussert. Das Bündnerwappen ist in Farbe und Zeichen aus den Wappen der Drei Bünde entstanden, bis zum Jahre 1803 ihre eigenen Wappen mit den Schildhaltern. Bis zur Festlegung des neuen Wappens am 24. Mai 1932 hatte der Stand Graubünden ein heraldisch und auch geschichtlich kaum richtiges Wappen. Die Schilde der Drei Bünde wurden nebeneinander dargestellt, jedoch so, dass der mittlere Schild des Gotteshausbundes die beiden Schilde des Grauen Bundes und des Zehngerichtenbundes zur Hälfte überdeckte. Zudem ist die Schildhalterin des Gotteshausbundes, die Madonna mit dem Kind, willkürlich weggelassen worden. Die Gestaltung des neuen Wappens gab zu historisch und heraldisch interessanten Auseinandersetzungen Anlass. Öffentliche Wappen sind in den meisten Fällen ein Stück Landes-, Lokal- oder Kirchengeschichte und müssen historisch begründet und heraldisch einwandfrei dargestellt sein.

8 - 8 - Das bündnerische Wappenbuch Der Beginn der Arbeiten an einem bündnerischen Wappenbuch geht auf einen Vorschlag Nationalrat Dr. Bossis im Grossen Rat zurück, der 1944 anregte, eine authentische Sammlung der Kreis- und Gemeindewappen des Kantons Graubünden durchzuführen. Dr. J. Desax, a. Kanzleidirektor, weist in seiner Einleitung zum Wappenbuch darauf hin, dass die Bestrebungen zur Sammlung der öffentlichen Wappen bereits 130 Jahre zurückreichen. Die Anregung Dr. Bossis wurde vom Kleinen Rat verwirklicht, und der Vorsteher des Erziehungsdepartementes, a. Regierungsrat Dr. R. Planta, setzte die kantonale Wappenkommission mit den Herren Dr. J. Desax, Kanzleidirektor, Chur, Dr. E. Poeschel, Zürich, Dr. R. Jenny, Staatsarchivar, Chur, Prof. Dr. L. Joos, Konservator, Chur, und Prof. A. Nigg, Chur, ein, um den Auftrag der Legislative auszuführen. In 22 Sitzungen, vielen Besprechungen mit den Kreisund Gemeindebehörden und der Abwicklung einer umfangreichen Korrespondenz wurde die Arbeit, dank der sachkundigen Zusammensetzung der Kommission und einer sehr zielstrebigen Arbeit, in den Jahren erfolgreich abgeschlossen. Im Spätherbst 1952 fasste der Grosse Rat folgende Beschlüsse:

9 Die von der kantonalen Wappenkommission mit den Kreisen und Gemeinden vereinbarten Kreis- und Gemeindewappen werden genehmigt und gleichzeitig als offizielle Hoheitszeichen erklärt. Eine Änderung der Wappen ist nur möglich durch die zuständigen Kreis- und Gemeindeinstanzen. Diese Beschlüsse bedürfen der Genehmigung des Kleinen Rates. 2. Die kantonale Wappenkommission wird ermächtigt, die beschlossene Drucklegung des Wappenbuches in die Wege zu leiten. Die Arbeit ist so zu beschleunigen, dass das kantonale Wappenbuch bis anfangs Mai 1953 abgabebereit ist. Das kantonale Wappenbuch war am Vorabend der 150. Wiederkehr des Anschlusses der Drei Bünde an die Eidgenossenschaft als Festgabe bereit. Auch die Wappen der Kreise und Gemeinden sind in der Wappensammlung des Staatsarchivs Graubünden als Dias gesammelt. Ihre Begründungen und Beschreibungen geben Auskunft über historische Zusammenhänge und Überlieferungen. Das Wappen buch des Kantons Graubünden ist Bestandteil unserer Landesgeschichte und hilft mit, das Verständnis über den Sinngehalt der Wappen zu fördern und zu vertiefen. Eine umfangreiche Literatur über die Heraldik kann dazu beitragen, dass bei der Bestimmung eines Wappens mehr Sorgfalt geübt wird. Jedes neu geschaffene Wappen sollte mit seiner Begründung und Beschreibung in der kantonalen Wappensammlung hinterlegt werden, damit diese in der Lage ist, ihre Aufgabe immer besser und vollständiger zu erfüllen. Internet-Bearbeitung: K. J. Version 07/