Texte zur Dorfgeschichte von Untervaz

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1 Untervazer Burgenverein Untervaz Texte zur Dorfgeschichte von Untervaz 1907 Die Geschichte des fränkischen Reiches Weitere Texte zur Dorfgeschichte sind im Internet unter erhältlich. Beilagen der Jahresberichte Anno Domini unter

2 Die Geschichte des fränkischen Reiches in: Der freie Rätier vom 24. Oktober Der freie Rätier

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4 - 4 - Die Geschichte des fränkischen Reiches. Der Verfasser dieses Geschichtswerkes ist Achill Gengel, der letztes Jahr gestorben ist. Unter den Schriften, die er hinterlassen hat, fanden sich zwei Werke über Geschichte vor, das eben genannte und "die Geschichte des Kirchenstaates". Ein drittes Werk "30 Jahre Journalist" blieb unvollendet. Achill Gengel ist den Lesern des "Freien Rätier" wohl bekannt und es ist nicht nötig, dass ich mich länger aufhalte, sie mit ihm bekannt zu machen. Der Name Gengel und "Der Freie Rätier" sind so miteinander verwachsen, dass man sie sich kaum getrennt vorstellen kann. Achill Gengel war der jüngere Bruder des Hrn. Ständerat Florian Gengel, desjenigen, welcher den "Freien Rätier" gründete und ihm seinen Namen verschaffte. Auch er wurde Journalist und war 30 Jahre lang Chefredaktor der "Thurgauer Zeitung" in Frauenfeld. Seine Artikel bezogen sich hauptsächlich auf Fragen der äusseren Politik und wurden sehr gerne gelesen. Überhaupt genoss er als Zeitungsschreiber einen sehr guten Ruf, Nun, die Leser des "Rätier" kennen ihn, er war längere Zeit geschätzter Mitarbeiter des Blattes. Und auch später, nachdem er sich ins Privatleben zurückgezogen hatte, sandte er dem "Rätier" noch dann und wann ausgezeichnete Artikel. Hier mache ich den Punkt über die Person des Verfassers und gehe zur Besprechung des Buches über. Es ist dem Herrn Dr. Huber, Verlagsbuchhändler in Frauenfeld, gewidmet, welcher Gengels Freund und langjähriger Geschäftsteilhaber war. Wir lesen im Vorwort: Die Geschichte des fränkischen Reiches ist im allgemeinen wenig bekannt. Die Mannigfaltigkeit packender Gestalten der griechischen und römischen Geschichte und die Bewegtheit des politischen Lebens dieser Städtestaaten vermag sie nicht zu bieten. Dem fränkischen Reiche, das ein ackerbauender Staat war, hat der Glanz, den Reichtum und Bildung verleihen, gefehlt. Dafür besitzt diese Geschichte ein Interesse, das alles andere überwiegt. Das fränkische Reich ist die Wiege unserer heutigen Staaten gewesen.

5 - 5 - Letzteres ist wohl der Grund, warum Achill Gengel soviel Zeit und Mühe geopfert hat, um eine Geschichte der Franken zu schreiben. Wer den Titel des Werkes nur so flüchtig liest, kann dabei denken: die Geschichte der Franken liegt für uns in weiter Ferne, wir haben in der Nähe Interessanteres und Wichtigeres. Nun ist das das ein Irrtum. Wer die heutigen Staatseinrichtungen und Verhältnisse begreifen will, wie sie entstanden sind - und wer würde das nicht tun wollen? - der muss unbedingt die Geschichte der Franken kennen lernen. Vergegenwärtigen wir uns ein paar Punkte daraus an Hand des trefflichen Werkes Gengels. Das ganze weströmische Reich ist aufgelöst, es haben sich darin geteilt die verschiedenen germanischen Völkerstämme, diese sind die Inhaber der äusseren Gewalt. Von Byzanz her werden von Zeit zu Zeit noch Versuche gemacht, die unterdrückten Romanen zu befreien, aber umsonst. Nach und nach arbeiteten sich die die Franken über die andern Germanen empor. Ihr König Chlodwig unterwirft die Nachbarvölker und legt so den Grund zur Hausmacht der Merowinger und zur Überlegenheit der Franken über die anderen Stämme. Und indem er selbst zum Athanasianischen Katholizismus übertritt, verhilft er diesem zum Siege über den Arianismus. Es ist dies die Grundsteinlegung zur späteren grossen Macht der katholischen Kirche. - Sind das nicht grosse, weltbewegende Ereignisse? - Aber weiter: Der mächtige Chlodwig stirbt, seine Nachfolger schwächen sich, indem sie sich in seine Macht eilen. Sie geraten dazu noch in Kampf und Streit, und so reiben sie sich gegenseitig auf. Die Staatsgewalt geht nach und nach vom Königtum auf die höheren Beamten über. Unter diesen sind es die Hausmeier, die sich immer mehr über die andern emporschwingen. Endlich gelingt es Pipin, einem Hausmeier aus dem Geschlechte der Araulfinger oder Karolinger, wie sie sich später nenne, die ganze Staatsgewalt an sich zu reisen. Kurz darauf, unter Karl Martell, muss das Christentum seine Feuerprobe bestehen gegenüber dem Islam. Die Karolinger gelangen immer mehr zu Macht und Ansehen, schwingen sich zu Königen empor und entreissen den Beamten die Macht wieder, die sich dieselben auf Kosten des Königtums angeeignet hatten.

6 - 6 - Der I. Band endet mit dem mächtigsten der Karolinger, mit Karl dem Grossen. Das obige ist ein Skelett der Geschichte, die darin enthalten ist, aber ein sehr mageres, wie es in einem kurzen Zeitungsreferat nicht anders sein kann. Ich rate dem Lese, das Buch zu kaufen und selbst zu lesen. Der Feudalismus ist ganz sicher einer der schwierigsten, wenn nicht gar der allerschwierigste Punkt der Geschichte. Wie soll man aber die grossen Bewegungen der französischen Revolution und derjenigen vom Jahre 1848 begreifen, wenn man den Feudalismus nicht versteht? Auch unserer grossen Freiheitskämpfe, die Heldentaten unserer Väter lernen wir erst recht verstehen und würdig schätzen, wenn wir den Feudalismus gut studieren. Ohne das bleibt die ganze schöne Geschichte darüber leere Phrase. Nun hat es Achill Gengel trefflich verstanden, die Geschichte der Franken nach ihrem inneren Zusammenhange zusammenzustellen. Die Tatsachen dieser Geschichte finden wir schon bei anderen, er führt vielleicht gar keine neuen an, das ist auch nicht sein Ziel, nein er will die Ereignisse verknüpfen nach ihrem gemeinsamen Ideengehalte und nach ihrer gleichgerichteten Bewegung, und das ist ihm auch sehr gut gelungen. Auf diese Art versucht er den Feudalismus zu erklären, "denn", sagt er im Vorworte, "nur aus dem Verlaufe der fränkischen Geschichte im grossen und ganzen, nicht aus blossen Schwächen des fränkischen Verwaltungsrechtes im einzelnen, ist das Endresultat jener, die Entstehung des Feudalismus zu erklären, welche noch heute das Problem der Rechtshistoriker bildet." Damit will ich schliessen, indem ich noch den Wunsch ausspreche, dass das schöne Werk recht viele Leser finde, um so mehr, da die Verwandten Gengels es nur aus Liebe zur Sache und zum Verstorbenen herausgegeben haben und nicht um damit ein Geschäft zu machen. -r Internet-Bearbeitung: K. J. Version 03/