Texte zur Dorfgeschichte von Untervaz

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Kristian Hofmann
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1 Untervazer Burgenverein Untervaz Texte zur Dorfgeschichte von Untervaz 2010 Kulturerbe Drachenloch Weitere Texte zur Dorfgeschichte sind im Internet unter erhältlich. Beilagen der Jahresberichte Anno Domini unter

-22010 Kulturerbe Drachenloch Terra Plana -

2 Kulturerbe Drachenloch Terra Plana - Heft Nr Seite Peter Baumann

3 - 3 - Zwischen dem 23. August und dem 2. September 1920 entdeckten Emil Bächler und Theophil Nigg in der Drachenloch-Höhle innerhalb von vier Quadratmetern und in einer Tiefe von einem halben bis einem Meter eine mit Steinplatten aus Seewerkalk eingeschalte Feuergrube mit Holzkohlen der Legföhre sowie weitere acht künstlich angelegte Gruben, wovon die Hälfte mit einer Seewerkalkplatte gedeckt war. Sie bargen sämtliche Höhlenbärenschädel und -knochen. Höhlenbärenjäger vor vielleicht 70'000 Jahren hatten den Schädel und einen Teil der Knochen des erbeuteten Tieres in diesen Gruben fast wie Angehörige bestattet. Die Neandertaler-Menschen taten dies aus Mitgefühl und weil sie an eine Wiedergeburt der getöteten Höhlenbären glaubten wurde im Ausgrabungsschutt der Höhle u. a. eine Skulptur aus Seewerkalk entdeckt, die eine sitzende, offenbar gebärende weibliche Figur mit einer am Kopf sichtbaren Doppelnatur von Mensch und Bär darstellt. Diese Skulptur war auf dem Boden der Höhle deponiert worden und bildete einen Teil des Höhlenbären-Bestattungs- und -Wiedergeburtsrituales. Dem Kenner der Materie wird das Neue bei der Zusammenfassung der Drachenloch- Befunde nicht entgehen. Er hat zum einen via Veröffentlichungen des Ausgrabungsleiters Emil Bächler von einem Opferkult und einer Steinkiste mit sieben Höhlenbärenschädeln im Innern gelesen, zum andern das Dementi dazu von den jüngeren Forschergenerationen und das korrigierte Bild des Neandertalers als eines Vertreters, der sich auf einem abgestorbenen Seitenast der menschlichen Entstehungsgeschichte befindet und nie die kulturellen Blüten des modernen Menschen, wie Kunst und Ritual, hervorgebracht haben soll.

4 - 4 - Blick zur Drachenloch-Höhle (unteres Bild, oben links) von der Alp Ladils aus. Bild ganz oben: Portal der Drachen Höhe ca. 7m! S. 17: Ein bedeutendes Kulturerbe Die Ortsgeschichte des Drachenloches ist die Geschichte des Neandertaler- Menschen, und die Befunde, die uns die Protokolle und Skizzen der Ausgräber hinterlassen, erlauben, dieses primitive Bild eines noch halb tierischen Cousins von uns unmittelbar und definitiv zu beseitigen. Das Drachenloch ist als Zeuge der Kultur des Neandertaler-Menschen ein Kulturerbe ersten Ranges. In Widerspruch zu den gängigen Darstellungen erkennen wir daraus, dass sowohl Kunst als auch Ritual bereits dem Neandertaler-Menschen zu eigen waren. Derselbe befindet sich an den Wurzeln unserer europäischen Kultur, die in der Bärenreligion rezenter Völker der nördlichen Hemisphäre sogar bis in unsere Tage im Kern erhalten geblieben sind. Die Erhaltung dieses Kulturerbes Im unermüdlichen Kampf gegen die drohende Bedeutungslosigkeit des Drachenloches und dessen Ausgrabungsergebnisse veröffentlichte Anton (Toni) Nigg, der Sohn des Ausgräbers Theophil Nigg, 1978, von den verfälschenden Darlegungen Bächlers getrennt, die Protokolle seines Vaters zu den Ausgrabungen und begann in Absprache mit der Sankt-Gallischen

5 - 5 - Die Hütte auf Gelbberg, 2040 m 0. M., im Hintergrund der Felskranz mit dem Eingang der Drachenloch-Höhle 2427 m ü. M. Die geschlängelte, punktierte Linie zeigt den Verlauf der kürzeren, direkten Route zur Höhle. (Foto: Walter Mittelholzer, 18. September 1918)

18: inzwischen als einzige für die Öffentlichkeit von Ostern bis September noch zugänglich ist.

6 - 6 - Kantonsarchäologie mit der Realisierung einer permanenten Ausstellung zu den Drachenloch-Ausgrabungen in Vättis, die nach der Schliessung des Kirchhoferhauses in der Stadt St. Gallen S. 18: inzwischen als einzige für die Öffentlichkeit von Ostern bis September noch zugänglich ist. Höhlenabschnitt hinter dem «engen Durchschlupf» mit Markierungslinie an der rechten Höhlenwand in roter Ölfarbe zum Niveau des Oberflächenbodens vor der Grabung.

7 - 7 - Kopf der 2004 entdeckten, in einer Vitrine im Ortsmuseum Vättis ausgestellten Skulptur. In den langgezogenen, flachstirnigen Kopf eines Nendertaler- Menschen ist - rechts oben - ein Bärenkopf integriert!

- 8 - Das neue Buch Drachenloch 1917-23 von Peter Baumann vereinigt und kommentiert nicht bloss die 1978 von Toni Nigg veröffentlichten Höhlentagebücher seines Vaters Theophil Nigg, sondern auch die

8 - 8 - Das neue Buch Drachenloch von Peter Baumann vereinigt und kommentiert nicht bloss die 1978 von Toni Nigg veröffentlichten Höhlentagebücher seines Vaters Theophil Nigg, sondern auch die bisher unveröffentlichten Notizbücher Emil Bächlers, die er zu seinen persönlichen, in der Regel ein- bis zweimal jährlich stattgefundenen und ein paar Tage dauernden Ausgrabungen in sogenannter deutscher Schreibschrift abgefasst hatte, sowie den erhalten gebliebenen Brie der beiden während den Ausgrabungsjahren. Mit zahlreichen Abbildungen stellt es überdies neben der Höhle, deren Umgebung und - in zeitgenössischen Aufnahmen - deren Ausgräbern insbesonders wichtige Teile des Ausgrabungsmateriales vor: Höhlenbärenschädel und -knochen, zum Teil mit gut sichtbaren Bearbeitungsspuren, die vom Steinmesser des Neandertaler-Menschen herrühren, sowie einzelne Seewerkalk-Artefakte. Internet-Bearbeitung: K. J. Version 11/

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Untervazer Burgenverein Untervaz Texte zur Dorfgeschichte von Untervaz 2012 Wölfe am Calanda Email: dorfgeschichte@burgenverein-untervaz.ch. Weitere Texte zur Dorfgeschichte sind im Internet unter http://www.burgenverein-untervaz.ch/dorfgeschichte