Ärztemangel in Wien? Ein Mythos!
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- Lucas Schmitt
- vor 7 Jahren
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1 Presse-Hintergrundgespräch Ärztemangel in Wien? Ein Mythos! Gesprächspartner: Mag. a Ingrid Reischl, Obfrau der WGKK Mag. a Ursula Griesser, Leiterin der Abteilung Vertragspartnerverrechnung und Verhandlung Prim. Univ.Prof. Dr. Klaus Klaushofer, Ärztlicher Leiter des Hanusch-Krankenhauses Dr.med. Otto Rafetseder, Leiter der Gruppe Gesundheitsplanung in der MA März 2013, Uhr in der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) 1100 Wien, Wienerbergstraße 15 19, 11. Stock, Zimmer 1149 Es gilt das gesprochene Wort!
2 Der Ärztemangel in Wien ist ein Mythos Versorgungslücken lassen sich durch bessere Organisation schließen Die Bundeshauptstadt verfügt im österreichweiten Vergleich über die höchste Ärztedichte. Um die Versorgung der Wienerinnen und Wiener zu optimieren, braucht es daher keine zusätzlichen Stellen, sondern eine bessere Organisation des Angebots, sagt Ingrid Reischl, Obfrau der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK). Ein klares Nein gibt es zu den Forderungen der Ärztekammer, die jährlich Zusatzkosten von mehr als 100 Millionen Euro verursachen würden. Wir haben genügend Ärztinnen und Ärzte. Die Herausforderung besteht darin, das Angebot besser zu organisieren. Mit diesen Worten skizziert Ingrid Reischl, Obfrau der WGKK den Weg, der bei der Gesundheitsversorgung künftig eingeschlagen werden soll. Den Wünschen der Wiener Ärztekammer nach zusätzlichen Stellen erteilt sie eine klare Absage: Bei aktuell knapp 800 Allgemeinmedizinern und gut 900 Fachärztinnen und Fachärzten kann ich diese Forderungen nicht nachvollziehen. Zumal derzeit weder die Öffnungszeiten noch die vorhandenen Kapazitäten voll genutzt werden. Dazu kommt, dass man sich an den Regionalen Strukturplan Gesundheit (RSG) gebunden fühle. Dieser läuft noch bis 2015, wurde von der Stadt Wien, der WGKK und der Ärztekammer gemeinsam beschlossen und sieht keine zusätzlichen Stellen vor. In ihrem Modell, das die Ärztekammer Wien kürzlich präsentiert hat, sind unter anderem zusätzlich 300 Kassenverträge, 90 Gruppenpraxen (die sich jeweils nur aus einer Fachrichtung zusammensetzen) sowie bezahlte Lehrpraxen vorgesehen. Nach WGKK-internen Berechnungen kostet dieses Paket jährlich mehr als 100 Millionen Euro. Reischl dazu: Wir sind unseren Versicherten verpflichtet. Wir können in Zeiten wie diesen aber nicht so tun, als ob Geld abgeschafft worden wäre. Dieser Wunschkatalog führt die WGKK schlagartig zurück in die Verlustzone. Angebot muss breiter und moderner werden Die Ansätze der WGKK gehen daher in eine andere Richtung: Zum einen drängt Reischl darauf, dass Ärztinnen und Ärzte mit Kassenvertrag bestmöglich zur Versorgung beitragen. Wir beobachten hier eine enorme Bandbreite. So gibt es Allgemeinmediziner, die im Jahr knapp 200 Fälle behandeln, andere kommen auf rund Fälle. Auch im Bereich der Augenheilkunde zeigt sich eine große Spreizung zwischen knapp 380 und Fällen (siehe Grafik 1). Reischl dazu: Es ist in unserem Interesse und vor allem im Interesse der Patientinnen und Patienten, dass die vorhandenen Ressourcen besser genutzt werden. Was in weiterer Folge auch zu einer Entspannung bei den immer wieder diskutierten Wartezeiten führen würde. Zum anderen setzt die WGKK auf den Ausbau verschiedener, innovativer Modelle. So haben sich in der jüngeren Vergangenheit die Gruppenpraxen bewährt. Mit derzeit knapp
3 70 solcher Einrichtungen in elf verschiedenen Fächern von Augenheilkunde über Innere Medizin bis hin zur Orthopädie - ist Wien Spitzenreiter in Österreich (siehe Grafik 2). Für Patientinnen und Patienten haben Gruppenpraxen eine Reihe von Vorteilen wie längere Öffnungszeiten und keine Urlaubssperre. Bei der Ausweitung plädiert Reischl aber für eine Weiterentwicklung dieses Angebots. Es gehe darum, Einheiten anzubieten, die verschiedene Fächer unter einem Dach vereinen. Das ist es, was die Leute wollen. Der Gesetzgeber sieht in solchen Fällen aber Abschläge vor - und zu diesen war die Ärztekammer bisher nicht bereit. Eine weitere Möglichkeit, die ambulante Versorgung an die Bedürfnisse der Bevölkerung anzupassen, sind multidisziplinäre Einrichtungen, die als Bindeglied zwischen niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten sowie den Spitalsambulanzen fungieren könnten. Hier arbeiten WGKK und die Stadt Wien an ersten Pilotprojekten - im Umfeld des SMZ-Ost und des neuen KH Nord die noch heuer starten sollen und gemeinsam finanziert werden. Mit dieser flächendeckenden Versorgung im niedergelassenen Bereich wurde und wird der Entwicklung Rechnung getragen, wonach die Frequenz in den Ordinationen tendenziell zunimmt, während sie in den Spitalsambulanzen seit Jahren annähernd stabil bleibt (siehe Grafik 3). Schwerpunkt: Kindergesundheit Ein Dauerbrenner in der Gesundheitspolitik sind die Kinder und Jugendlichen. WGKK und Stadt Wien haben im Vorjahr ein umfassendes Paket geschnürt, mit dem unter anderem die ambulante psychiatrische Betreuung von Kindern und Jugendlichen ausgeweitet wird. Bis Jahresende werden beim Verein "die Boje", den Wiener Psychosozialen Diensten und dem SOS-Kinderdorfambulatorium insgesamt fünf Fachärztinnen für Kinder- und Jugendpsychiatrie zusätzlich angestellt. Weiters wurde der Ausbau von Ergo-, Logo-, Physio- und Psychotherapie vorangetrieben. Mit der Eröffnung von zwei neuen Ambulatorien der Wiener Sozialendienste können ab diesem Monat für Kinder zusätzliche Therapieeinheiten in den genannten Bereichen auf Rechnung der WGKK angeboten werden. Reischl dazu: Wir sind froh, die Kapazitäten deutlich ausbauen zu können, was die aktuelle Situation für die Betroffenen enorm verbessert. Rückfragehinweis: Wiener Gebietskrankenkasse Öffentlichkeitsarbeit Mag. Evelyn Holley-Spieß Leiterin Öffentlichkeitsarbeit Wienerbergstraße Wien Tel.: Fax.: evelyn.holley-spiess@wgkk.at
4 Grafik 1 Fallzahlenvergleich 2011 Einzelordinationen von bis Allgem. Med Augen Chirurgen Dermatologen Frauen Internisten Kinder HNO Lungen Orthopäden Urologen Neuro + Psycho Radiologie *) *) Inkl. Vorsorgeuntersuchung und Mutter-Kind-Pass
5 Grafik 2 Gruppenpraxen (Stand 1. Jänner 2013) Aufteilung nach Fachgebieten Allgemeinmedizin 6 Augenheilkunde und Optometrie 4 Chirurgie 2 Frauenheilkunde und Geburtshilfe 5 Innere Medizin 11 Kinder- und Jugendheilkunde 2 Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten 1 Orthopädie und orthopädische Chirurgie 7 Radiologie 24 Med. und chem. Labordiagnostik 2 Pathologie 3 Gesamtzahl 67
6 Grafik 3 Entwicklung der Inanspruchnahme von Leistungen in Wien (Index 1996 = 100) Spitalsambulanzen GKK-Vertragsfachärztinnen/-ärzte 2-Vertragsfachärzte
7 Anzahl der GKK-Vertragsärztinnen/-ärzte für Allgemeinmedizin pro Einwohner/innen Burgenland Kärnten Niederösterreich Oberösterreich Salzburg Steiermark Tirol Vorarlberg Wien
8 Anzahl der GKK-Vertragsfachärztinnen/-ärzte für pro Einwohner/innen (exkl. techn. Fächer und Zahnärztinnen/-ärzte) Kärnten Niederösterreich Oberösterreich Salzburg Steiermark Tirol Vorarlberg Wien Burgenland
9 Wien Anzahl der GKK-Vertragsärztinnen/-ärzte für pro Einwohner/innen (exkl. techn. Fächer und Zahn-, Mund-, Kieferheilkunde) Kärnten Niederösterreich Oberösterreich Salzburg Steiermark Tirol Vorarlberg Burgenland
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