Evaluationsstudie Computertomographie bei Kindern: Prävention diagnostischer Strahlenexpositionen durch optimierte Praxis der Indikationsstellung
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- Robert Fried
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1 Evaluationsstudie Computertomographie bei Kindern: Prävention diagnostischer Strahlenexpositionen durch optimierte Praxis der Indikationsstellung Hiltrud Merzenich, Lucian Krille, Gaël Hammer, Melanie Kaiser, Hajo Zeeb Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik (IMBEI) 55. GMDS-Jahrestagung, Mannheim Hintergrund Anstieg der Häufigkeit computertomographischer Untersuchungen in Deutschland Anzahl CT-Untersuchungen bei Kindern in 2005: n = (Galansky et al. 2006) Anteil an allen CT s in Deutschland: 0,95% (USA 6,5%) 2 1
2 Hintergrund Computertomografie: dosisintensiver als andere bildgebende Verfahren Anstieg der durchschnittlichen Strahlenexposition durch medizinische Diagnostik (msievert pro Kopf und Jahr) 3 Erstens kleiner, zweitens anders: Radiologie bei Kindern Höhere Strahlensuszeptibilität und längere Lebenszeit unter Risiko bei Kindern! Lebenszeitbezogenes Mortalitätsrisiko durch Krebs bedingt durch CT-Untersuchungen im frühen Kindesalter (Schätzung USA): jährlich durchgeführte pädiatrische CTs von sterben letztendlich an Krebs - zusätzlich ~ 500 Krebstodesfälle durch die CT (Brenner et al. Am. J. Roentgenol ) Gesundheitspolitisches Ziel: möglichst geringe diagnostische Strahlenbelastung bei Kindern Schalthebel: Anzahl CT-Verordnungen bzw. CTanordnende Ärzte 4 2
3 Evaluationsstudie CT bei Kindern Teilprojekt 1: Systematischer Literatur-Review zum ärztlichen Wissen Teilprojekt 2: Sekundärdatenanalyse von AOK-Daten zur Häufigkeit von CT-Untersuchungen in Deutschland Teilprojekt 3: Befragung der überweisenden Ärzte zur aktuellen Praxis pädiatrischer CT- Verordnungen (Förderung: AOK, Laufzeit: bis ) 5 Befragung von Ärzten Fragestellungen: - Häufigkeit pädiatrischer CT- Anordnungen - Medizinische Indikationen - Ärztliches Wissen über Strahlendosen und mögliche Risiken durch CT bei Kindern 6 3
4 Studiendesign Querschnittsstudie: Nov bis Feb Studienregionen: Mainz-Bingen (Rheinland-Pfalz) und Chemnitz-Zwickau (Sachsen) Pilotphase: telefonische Befragung bei Radiologen zur Identifizierung maßgeblicher CT-Überweiser Grundgesamtheit: alle niedergelassenen Pädiater und Chirurgen, 50%-Stichprobe der Allgemeinmediziner 7 Response 811 Ärzte (Einzel- und Gemeinschaftspraxen) Responserate 36,4%, gesamt - Pädiater: 52% - Chirurgen: 56% - Allgemeinmediziner: 27% 8 4
5 Studienpopulation N % Pädiater 83 28,9 Chirurgen 74 25,8 Allgemeinmediziner ,6 Andere oder k. A. 13 1, ,0 N=295: 106 Fragebögen, 189 telefonische Interviews 9 Anzahl angeordnete CTs p.a. Anzahl % keine ,0 100% , , , ,0 > ,7 80% 60% 40% 20% Allgemeinm. Chirurgen Pädiater k. A. 16 5, ,0 0% >
6 Angeordnete CTs: Indikation Traumata und Verdacht auf Tumorerkrankungen (57%) Allgemeine Diagnostik (42%): Sinusitis, unklare Kopfschmerzen, unklare Verdauungsbeschwerden, Nierenuntersuchung, etc. 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% Andere Diagnostik Trauma und Tumore Tumore Trauma 30% 20% 10% 0% Pädiater Chirurgen Allgemein. N=105 CT-Anordner 11 Elternaufklärung über Strahlenrisiken N % Immer 58 55,2 Häufig 23 21,9 Selten 18 17,1 Nie 3 2,9 k.a. 3 2, ,0 12 6
7 Wissen zu Strahlenrisiken Wie hoch schätzen Sie die durchschnittliche Strahlenbelastung eines Erwachsenen durch eine Röntgen-Thorax-Aufnahme ein? (msv: effektive Dosis in millisievert) < 0,01 msv 0,01 < 0,1 msv 0,1 < 1 msv 1 < 10 msv 10 < 100 msv > 100 msv N % Unterschätzung 17 5,8 Korrekt 96 32,5 Überschätzung ,6 k. A , ,0 13 Wissen zu Strahlenrisiken Um wie viel höher oder niedriger als die Strahlenbelastung bei einer Röntgen- Thorax-Aufnahme bei Erwachsenen schätzen Sie in etwa die Strahlendosis anderer Untersuchungsverfahren ein? < > 1000 Röntgen Thorax Erwachsener Neugeborenes Ref. CT Thorax Erwachsener Kind CT Abdomen Kind MRT Abdomen Ultraschall Abdomen Kind Kind 14 7
8 Wissen zu Strahlenrisiken Um wie viel höher oder niedriger als die Strahlenbelastung bei einer Röntgen- Thorax-Aufnahme bei Erwachsenen schätzen Sie in etwa die Strahlendosis anderer Untersuchungsverfahren ein? Röntgen Thorax CT Thorax Erwachsener Korrekt Unterschätzung Überschätzung k.a. Neugeborenes 16,3% 8,8% 67,8% 7,1% Erwachsener 47,5% 31,5% 13,5% 7,5% Kind 66,1% 21,7% 4,1% 8,1% CT Abdomen Kind 25,8% 40,3% 26,8% 7,1% MRT Abdomen Ultraschall Abdomen Kind / 80,0% 12,9% 7,1% Kind / 90,5% 3,1% 6,4% N= Wissen zu Strahlenrisiken Für welches Verfahren würden Sie sich bei folgenden Symptomen oder Verdachtsdiagnosen als Primäruntersuchung entscheiden? Schädel-Hirn-Trauma akut: Epilepsie: Palpable Raumforderung in Abdomen oder Becken: Verschluckte Fremdkörper: Herzgeräusche/V.a. Herzfehler: Lokaler Knochenschmerz: CT MRT Ultraschall Röntgen Ultraschall Röntgen Orientierungshilfe der Strahlenschutzkommission, SSK
9 Wissen zu Strahlenrisiken Für welches Verfahren würden Sie sich bei folgenden Symptomen oder Verdachtsdiagnosen als Primäruntersuchung entscheiden? Anzahl richtige Antworten n % 0 4 1, , , , , , , ,0 N=8 k.a. 17 Wissen zu Strahlenrisiken Ärzte wünschen mehr Information zu: Strahlenbiologischen Grundlagen: 19,7% Strahlen und Krebserkrankungen: 39,7% Leitlinien der Gesellschaft für Pädiatrische Radiologie: 52,2% 18 9
10 Fazit Ärztliches Wissen insgesamt gut befriedigend Unterschätzung der Strahlenexposition durch CT (Überschätzung Röntgen) Insgesamt nur wenige CT-Anordnungen bei Kindern Reduktion der Anzahl der CT-Verordnungen möglich, durch Vermeidung nicht-evidenzbasierter CT- Anordnungen 19 Literatur Heyer CM et al.: Einschätzung der Strahlenbelastung radiologischer Thorax-Verfahren: Was ist Nicht-Radiologen bekannt? Fortschr. Röntgenstr 2007,179: Heyer CM et al.: Paediatrician awareness of radiation dose and inhrent risks in chest imaging studies a questionnaire study. European J Radiol 2009, doi /j.ejrad
11 21 Angeordnete CTs: Altersgruppen Altersgruppe N % , , ,5 k.a. 3 2, J J J ,0 0 Pädiater Chirurgen Allgemeinm
12 Anzahl angeordnete CTs p.a. Anzahl % keine , , , , ,0 > ,7 k. A. 16 5, ,0 West % Ost % 56,1 61,5 18,7 12,8 11,5 16,0 2,2 2,6 1,4 0,6 2,9 2,6 7,2 3,9 100,0 100,0 23 Wissen: erreichte Punktzahl (von 18) Punkte Pädiater N % Chirurgen N % Allgem. N % ,2 0 0,0 1 0, ,8 5 6,7 8 6, , , , , , , , ,0 12 9, ,0 0 0,0 0 0, , , ,0 N=282, n=13 ohne Facharztangabe 24 12
13 Wissen zu Strahlenrisiken Welche Körperorgane reagieren besonders sensibel auf die Exposition gegenüber ionisierender Strahlung? hoch mittel gering Knochenmark Gonaden Endokrine Organe ZNS, Gehirn 25 Erstens kleiner, zweitens anders: Radiologie bei Kindern Strahlenbelastung im Vergleich: Mittlere jährliche Belastung in Deutschland durch natürliche Quellen: 2,1 msv Durchschnittliche Effektivdosis einer Röntgen-Thorax-Aufnahme, Erwachsene: 0,01-0,1 msv Durchschnittliche Effektivdosis einer CT-Thorax-Aufnahme, Erwachsene: 3 7 msv Durchschnittliche Effektivdosis einer CT-Thorax-Aufnahme beim Säugling: msv Belastung Tschernobyl, evakuierte Bevölkerung: mittlere externe Dosis: 20 msv 26 13
[30] ergab, dass 87% der 220 teilnehmenden Kinderärzte die Strahlenexposition unterschiedlicher pädiatrischer Röntgenuntersuchungen unterschätzten.
5. Diskussion Wie im Kapitel Einleitung erwähnt, verzeichnet die CT seit Jahren und weltweit steigende Untersuchungszahlen. Dabei geht die im Rahmen einer CT- Untersuchung applizierte ionisierende Strahlung
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