Nachwachsende Rohstoffe für die stoffliche Nutzung - Auswirkungen für Entwicklungs- und Schwellenländer

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1 Agrarwirtschaft, Fischerei und Ernährung JUTE Bangladesch NATURKAUTSCHUK Thailand RIZINUSÖL Indien PALMKERNÖL Ghana PALMKERNÖL Indonesien KOKOSNUSSÖL Philippinen PALMKERNÖL Malaysia Nachwachsende Rohstoffe für die stoffliche Nutzung - Auswirkungen für Entwicklungs- und Schwellenländer Am Beispiel von Palmkernöl, Kokosöl, Rizinusöl, Naturkautschuk und Jute

2 Impressum Herausgeber: Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH Abteilung Agrarwirtschaft, Fischerei und Ernährung Sector project Agricultural Policy and Food Security Sitz der Gesellschaft Bonn und Eschborn Friedrich-Ebert-Allee Bonn Telefon: Fax: Dag-Hammarskjöld-Weg Eschborn Telefon: Fax: Abteilung: Agrarwirtschaft, Fischerei und Ernährung Sektorprogramm Nachhaltige Ressourcennutzung in der Landwirtschaft (NAREN) Verantwortlich: Jutta Schmitz, Dr. Heike Ostermann, Dr. Thomas Breuer Autoren: Alfons Üllenberg, Co-Autoren: Dr. Johannes Simons (Marktanalyse), Julia Hoffmann (Indonesien, Malaysia und Ghana), Werner Siemers (Thailand), Nick Baoy (Philippinen), Dr. A.B.M. Abdullah (Bangladesch), P. V. G. K. Murthy (Indien) Im Auftrag der AFC Consultants International GmbH, Bonn (Johannes Geisen). Kontakt Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ): Maren Kneller, Ländliche Entwicklung; Welternährung (Referat 314) Fotos: Titel: Rotes Palmöl aus lokaler Verarbeitung Linda Bausch, Rizinusöl Dinesh Valke, Kokosnuss mit erntereifen Früchten Yotsawin Kukeawkasem, Trocknende Kautschuk- Sheets Werner Siemers, Frisch geerntete Ölfrüchte Yotsawin Kukeawkasem, Lager der Palmölpresse Yotsawin Kukeawkasem, Jute Shahnoor Habib Munmun Grafik: Jeanette Geppert, Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH bündelt die Kompetenzen und langjährigen Erfahrungen von Deutschem Entwicklungsdienst (DED) ggmbh, Deutscher Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbH und InWEnt Internationale Weiterbildung und Entwicklung ggmbh seit dem 1. Januar 2011 unter einem Dach. Weitere Informationen erhalten Sie unter Eschborn, September 2011

3 Zur Studie Diese Studie ist im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) als Beitrag zum Aktionsplan der Bundesregierung zur Förderung der nachwachsenden Rohstoffe für die stoffliche Nutzung entstanden. Ausgehend von einer Marktanalyse sollen sieben Länderbeispiele exemplarisch die Auswirkungen des Exports nachwachsender Rohstoffe auf Umwelt und Sozioökonomie der Produktionsländer zeigen. Die Informationen zu vier Länderstudien (Thailand, Philippinen, Bangladesch, Indien) sind von nationalen Experten beigebracht worden. Zum Teil wurden eigene Umfragen durchgeführt, um verlässliche Informationen über die ökonomischen Auswirkungen zu erhalten. Die übrigen Länderstudien (Indonesien, Malaysia, Ghana) wurden auf der Basis der Fülle existierender Literatur erstellt. Wir bedanken uns bei allen beteiligten Autoren, insbesondere bei Alfons Üllenberg. Ohne ihre gebündelte Expertise und Erfahrung wäre diese Studie nicht möglich gewesen. Konzeption und Umsetzung der Studie erfolgten in enger Abstimmung mit dem Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) und der Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe (FNR).

4 Inhalt Abkürzungsverzeichnis 8 Zusammenfassung 10 Executive summary 14 Fallstudien Einführung Hintergrund und Ziele Methodik Marktanalyse Einleitung Grundsätzliche Anmerkungen Möglichkeiten zur Quantifizierung der Nachfragemengen Ergebnisse Pflanzenöl Versorgungssituation Außenhandelsschutz der EU Stoffliche Nutzung als nachwachsender Rohstoff Preisentwicklung Zusammenfassende Beurteilung Stärke Versorgungssituation Außenhandelsschutz der EU Stoffliche Nutzung als nachwachsender Rohstoff Preisentwicklung Zusammenfassende Beurteilung Kautschuk Versorgungssituation Außenhandelsschutz der EU Stoffliche Nutzung als nachwachsender Rohstoff Preisentwicklung Zusammenfassende Beurteilung Naturfasern Förderung Palmkernölproduktion in Indonesien und Malaysia Zusammenfassung Vorbemerkung Länderinformationen Allgemeines Landnutzung Nutzungsrechte Landverteilung Produktüberblick Palmöl- und Palmkernölproduktion Produktionssysteme Anbausysteme Vertikale Integration Sozio-ökonomische Analyse Mikroökonomische Analyse Makroökonomische Analysen Nahrungsmittelsicherheit Gender Arbeitsbedingungen Landkonflikte Umweltauswirkungen Biodiversität Stoffeinträge in die Biosphäre Auswirkungen auf die Bodenfruchtbarkeit Abschätzung der Treibhausgasbilanzen Analyse existierender Nachhaltigkeitsinitiativen 59 4

5 3.2 Palmkernölproduktion in Ghana Kautschukproduktion in Thailand Zusammenfassung Vorbemerkung Länderinformationen Allgemeines Ökoregionen Landnutzung Landnutzungsrechte Landverteilung Produktüberblick Palmöl- und Palmkernölproduktion Produktionssysteme Anbausysteme Vertikale Integration Sozio-ökonomische Analyse Rahmenbedingungen Mikroökonomische Analyse Makroökonomische Analysen Nahrungsmittelsicherheit Gender Arbeitsbedingungen Umweltauswirkungen Biodiversität Stoffeinträge in die Biosphäre Bodenfruchtbarkeit Abschätzung der Treibhausgasbilanzen Sonstiges Analyse existierender Nachhaltigkeits- 74 initiativen Zusammenfassung Länderinformationen Allgemeines Landwirtschaft Landrechte und Landverteilung Produktüberblick Produktionssysteme Anbausysteme Sozio-ökonomische Analyse Gesetzlicher Rahmen Mikroökonomische Analyse Makroökonomische Analysen Nahrungsmittelsicherheit Gender Arbeitsbedingungen Umweltauswirkungen Biodiversität Stoffeinträge in die Biosphäre Auswirkungen auf den Wasserhaushalt Auswirkungen auf die Bodenfruchtbarkeit Abschätzung der Treibhausgasbilanzen Sonstige Auswirkungen Analyse existierender Nachhaltigkeitsinitiativen Empfehlungen 95 5

6 Marktanalyse 3.4 Kokosnussölproduktion in den Philippinen Zusammenfassung Länderinformationen Allgemeines Landklassifizierung und -nutzung Landverteilung Produktüberblick Kokosnussproduktion Produktionssysteme Anbausysteme Vertikale Integration und Preistransmission Sozio-ökonomische Analyse Gesetzlicher Rahmen Mikroökonomische Analyse Analyse der Wertschöpfungskette Analyse der Wertschöpfungskette Makroökonomische Analysen Nahrungsmittelsicherheit Gender Arbeitsbedingungen Umweltauswirkungen Biodiversität Stoffeinträge in die Biosphäre Auswirkungen auf Erosion und Bodenfruchtbarkeit Abschätzung der Treibhausgasbilanzen Analyse existierender Nachhaltigkeits- 119 initiativen Initiativen zur Erhöhung der Kokosnussproduktivität Initiativen zur Erhöhung der Nachhaltigkeit im Kokosnusssektor Initiativen zur Einführung von Standards zum Biologischen Anbau Initiativen zur Einführung internationaler Nachhaltigkeitsstandards Empfehlungen Juteproduktion in Bangladesch Zusammenfassung Länderinformationen Allgemeines Landnutzung Landrechte und -verteilung Produktüberblick Juteproduktion Produktionssysteme Anbausysteme Vertikale Integration Sozio-ökonomische Analyse Rahmenbedingungen Mikroökonomische Analyse Makroökonomische Analysen Nahrungsmittelsicherheit Gender Umweltauswirkungen Biodiversität Stoffeinträge in die Biosphäre Auswirkungen auf die Bodenfruchtbarkeit Abschätzung der Treibhausgasbilanzen Analyse existierender Nachhaltigkeitsinitiativen Empfehlungen 139 6

7 3.6 Rizinusölproduktion in Indien Zusammenfassung Länderinformationen Allgemeines Landnutzung Landverteilung Produktüberblick Rizinus Produktionssysteme Anbausysteme Sozio-ökonomische Analyse Rahmenbedingungen Mikroökonomische Analyse Makroökonomische Analysen Nahrungsmittelsicherheit Gender Arbeitsbedingungen Landkonflikte Umweltauswirkungen Biodiversität Stoffeinträge in die Biosphäre Auswirkungen auf den Wasserhaushalt Auswirkungen auf die Bodenfruchtbarkeit Abschätzung der Treibhausgasbilanzen Analyse existierender Nachhaltigkeitsinitiativen Maßnahmen zur Erhöhung von Produktivität und Qualität Maßnahmen zur Implementierung von Nachhaltigkeitsinitiativen Empfehlungen Schlussfolgerungen und Handlungsempfehlungen Schlussfolgerungen Handlungsempfehlungen für die Produzentenländer Handlungsempfehlungen für die Importländer Deutschland bzw. die EU 161 Abbildungsverzeichnis 162 Tabellenverzeichnis 164 Bibliografie 166 Anhang 174 7

8 Abkürzungsverzeichnis ADS AFMA APMC ASEAN BIP BJMA BJMC BJRI BJSA BMZ BSB C CFSVA CO 2 CPD CPO CSB DEPA ETP EU FAO FDI FELDA FFB FMC FNR FOB FSC Luftgetrocknete Kautschukblätter (air dried sheets) Agriculture and Fisheries Modernization Act (Philippinen) Agricultural Produce Marketing Committee Association of Southeast Asian Countries Bruttoinlandsprodukt Bangladesh Jute Mills Association Bangladesh Jute Mills Corporation Bangladesh Jute Research Institute Bangladesh Jute Spinners Association Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Biologischer Sauerstoffbedarf Kohlenstoff Comprehensive Food Security and Vulnerability Analysis Kohlendioxid Centre for Policy Dialogue (Bangladesch) Crude Palm Oil Chemischer Sauerstoffbedarf Department of Agriculture (Thailand) Effluent Treatment Plant Europäische Union Welternährungsorganisation der UN (Food and Agriculture Organization) Ausländische Direktinvestitionen (Foreign Direct Investment) Federal Land Development Authority Fruchtstand der Ölpalme (Fresh Fruit Bunch) Forward Markets Commission (ind. Regulierungsbehörde der Rohstoffbörsen) Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.v. Free On Board (Internationale Handelsklausel, Preisfestsetzung beim Export für den vereinbarten Verladehafen) Forest Stewardship Council (Organisation zur Implementierung und Zertifizierung nachhaltiger Waldbewirtschaftung) GATT GNIWG GRASP GTZ GIZ GMO GVO IIED IJO IJSG IPOC IUCN IWF JBO LUC MoA MOFA MPOB MSP NAP NAFED NDF NES NfK NPK NRO NSO General Agreement on Tariffs and Trade (Internationales Handelsabkommen) Ghana National Interpretation Working Group (RSPO-Arbeitsgruppe) Great Apes Survival Project Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit mbh Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit mbh gentechnisch modifizierte Organismen genetisch veränderte Organismen International Institute for Environment and Development (internationale NRO, tätig im Bereich Umwelt und Entwicklung) International Jute Organisation International Jute Study Group Indonesian Palm Oil Commission International Union for Conservation of Nature (Globales Umweltnetzwerk) Internationaler Währungsfonds Jute Batching Oil Landnutzungsänderung (Land Use Change) Ministerium für Landwirtschaft (Ministry of Agriculture, Bangladesch) Ministerium für Land- und Forstwirtschaft (Ghana) Malaysian Palm Oil Board Mindestpreis (Minimum Support Price) Nationale Agrarpolitik (National Agricultural Policy), Bangladesch National Agency for Export Development Netherland Development Fund Nucleus Estate Scheme/ Nucleus Estates and Smallholders Naturfaserverstärkte Kunststoffe Stickstoff, Phosphor und Kalium (die drei wichtigsten Pflanzennährstoffe) Nicht-Regierungsorganisation National Statistical Office Thailand 8

9 ORRAF PAK PCA PKO PME POME PPP REDD RSPO RSS RRIT SPO SVG THG TNC Office of Rubber Replanting Aid Fund Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe Philippines Coconut Authority Palmkernöl (Palm Kernel Oil) Palmöl-Biodiesel (Palm Oil Methyl Ester) Palm Oil Mill Effluent Kaufkraftparität (Purchasing Power Parity) Reduced Emissions for Deforestation and Forest Degradation Roundtable on Sustainable Palm Oil Geräucherte Kautschukblätter (ribbed smoked sheets) Rubber Research Institute of Thailand Sustainable Produced Palm Oil Selbstversorgungsgrad Treibhausgas The Nature Conservancy (NGO im Umweltschutzbereich) UCAP United Coconut Associations of the Philippines UN Vereinte Nationen (United Nations) UNCTAD United Nation Conference on Trade and Development UNESCAP Wirtschafts- und Sozialkommission der Vereinten Nationen für Asien und Pazifik (United Nations Economic and Social Commission for Asia and the Pacific) USDA United States Department of Agriculture USDA-FAS Foreign Agricultural Service im USDA USLE Universal Soil Loss Equation (Gleichung zur Ermittlung des Bodenverlust) Maßeinheiten km 2 Quadrat-Kilometer (1 km 2 = 100 ha) ha Hektar (1 ha = m 2 ) Rai Thailändisches Flächenmaß: 1 ha = 6,25 Rai acre Angelsächsisches Flächenmaß: 1 acre = qm, 1 ha = 2,47 acre t Tonne, 1t = 1000 kg kg Kilogramm m 3 Kubikmeter, 1 m 3 = Liter MJ Megajoule, 1 MJ = Kilojoule Quintal 100 kg Währungen BDT Bangladesh Taka EUR Euro INR Indische Rupie PHP Philippinische Peso THB Thailändische Baht USD US-Dollar Jahreszeiten Kharif Anbauperiode von Juni/Juli bis September (Indien) Rabi Anbauperiode von Oktober/November bis Februar (Indien) WFP WJ WPC WRM WTO WWF Welternährungsprogramm (World Food Programme) Wirtschaftsjahr Wood-Plastic-Composite World Rainforest Movement Welthandelsorganisation (World Trade Organization) World Wide Fund for Nature Jute Shahnoor Habib Munmun 9

10 Zusammenfassung Die deutsche Bundesregierung unter Führung des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz hat im Jahre 2009 einen Aktionsplan zur Förderung der stofflichen Nutzung nachwachsender Rohstoffe verabschiedet (Bundesregierung 2009). In der Vergangenheit haben wirtschaftspolitische Entscheidungen und Initiativen wichtige Aspekte wie den einer nachhaltigen Entwicklung nicht immer angemessen berücksichtigt. Als Beispiel sei auf die undifferenzierte Förderung der Nachfrage nach Biokraftstoffen durch den Beimischungszwang verwiesen, der zahlreiche nicht beabsichtigte Auswirkungen zur Folge hatte sowie eine heftige Debatte ( Tank-oder-Teller ) um ökologische und soziale Folgen solcher Maßnahmen auslöste. Vor diesem Hintergrund enthält der von der deutschen Bundesregierung beschlossene Aktionsplan auch ein Kapitel zur Sicherstellung einer nachhaltigen Entwicklung, in dessen Rahmen auch die Förderung dieser Studie zu den sozio-ökonomischen und ökologischen Auswirkungen des Exports nachwachsender Rohstoffe für die stoffliche Nutzung fällt. Ziel dabei ist, die Auswirkungen einer verstärkten Förderung abzuschätzen. Daher analysiert die vorliegende Studie insbesondere die künftige Entwicklung der Nachfrage nach nachwachsenden Rohstoffen zur stofflichen Verwendung und den aktuellen Stand der sozio-ökonomischen und ökologischen Auswirkungen auf die rohstoffexportierenden Länder. Als Fallbeispiele wurden fünf Produkte aus sieben Ländern entsprechend ihrer Bedeutung ausgewählt: Land Indonesien und Malaysia Ghana Thailand Philippinen Bangladesch Indien Projekt Palmkernöl Palmkernöl Naturkautschuk Kokosöl Jutefasern Rizinusöl Zusammenfassend lassen sich die zentralen Ergebnisse der Studie wie folgt darstellen: Die Nachfrage nach nachwachsenden Rohstoffen für die stoffliche Verwendung ist, mit Ausnahme von Holz, heute im Vergleich zur Gesamtnachfrage (i.w. Ernährung und Biokraftstoff) gering. Es wird ein starker Anstieg der Nachfrage vor allem für neue Entwicklungen im Bereich der Herstellung von Biokunststoffen erwartet, bei traditionellen Anwendungen wie Naturkautschuk werden die Steigerungen eher moderat eingeschätzt. Der Einfluss einer Förderung der Nutzung nachwachsender Rohstoffe für die stoffliche Nutzung auf die Weltagrarmärkte ist daher begrenzt, allerdings wirkt die zusätzliche Nachfrage nach Agrarrohstoffen tendenziell preistreibend. Da sich die meisten Güter zumindest mittelfristig substituieren lassen, verteilt sich der Preisdruck auf den Gesamtmarkt der Agrargüter. Das heißt, generell dürften Bauern durch höhere Agrarpreise von diesem Trend profitieren. Ausnahmen bilden Nischenprodukte mit geringer Substituierbarkeit, auf denen zusätzlicher Wettbewerb einen Preisdruck nach unten erzeugen kann. Die meisten betrachteten Produktionsverfahren gehen mit geringen Umweltbelastungen einher, lassen sich in Einzelfällen jedoch noch optimieren, z.b. durch Nutzung von Abfallbiomasse für die Biogasgewinnung anstelle von unkontrollierter Methanentweichungen in die Atmosphäre. Vertragspartnerschaften und Nachhaltigkeitsinitiativen sind geeignete Instrumente, die Einkommenssituation für die Erzeuger zu stabilisieren und die negativen Auswirkungen (Preisvolatilität, Umweltbelastungen) zu limitieren. Hinsichtlich der Nachfrageentwicklung von nachwachsenden Rohstoffen ist zwischen zwei Gruppen zu unterscheiden: 1. Rohstoffe für die etablierten Anwendungsbereiche: Es handelt sich dabei um Rohstoffe, die bereits heute in großen Mengen nachgefragt werden. Dies gilt z.b. für Stärke in der Papier- und Wellpappenherstellung, Naturkautschuk in der Reifenindustrie, Naturfasern in der Textilindustrie oder Holz in der Möbel-, Bau- und Papierindustrie. Es ist zu erwarten, dass es in Zukunft ein Wachstum entsprechend der vergangenen Jahre geben wird. Große Wachstumspotenziale werden aktuell nicht prognostiziert. Nichtsdestotrotz wirkt die steigende Nachfrage tendenziell preissteigernd. 2. Rohstoffe für neue Anwendungsbereiche: Es gibt eine Reihe traditioneller Produkte, die auf der Basis von fossilen Rohstoffen hergestellt werden, an deren Substitution durch nachwachsende Rohstoffe gearbeitet wird. Dazu zählen vor allem Bio-Kunststoffe, denen ein hohes Wachstumspotenzial bescheinigt wird. Das bedeutet, dass in diesem Bereich künftig neue Märkte entstehen, in denen Agrarrohstoffe mit fossilen Ressourcen im Wettbewerb stehen. Abhängig von den Preisen und Preisrelationen dürften anfänglich Produkte auf der Basis nachwachsender Rohstoffe auf finanzielle Anreize angewiesen sein. Der Weltmarkt für Bio-Kunststoffe ist noch sehr klein und beträgt nur ca. 0,2% am Gesamtplastikmarkt, allerdings handelt es sich um einen schnell wachsenden Markt mit geschätzten Wachstumsraten von 25-30% bis zum Jahr Dies gilt auch für den deutschen Markt für Bio-Kunststoffe: ca t Holzteile für Wooden Plastic Composite (WPC), ca t Fasern für Naturfaserverstärkte Kunststoffe (NfK) und ca t Weizenstärke (in 2005) für Biopolymere. Vor diesem 10

11 Hintergrund machen sich auch die hohen Wachstumsraten auf den entsprechenden Märkten kaum bemerkbar. Dies gilt umso mehr, als dass die Marktkräfte über Angebotsanpassungen und Substitutionsbeziehungen ausgleichend wirken. Nachwachsende Rohstoffe besitzen im Allgemeinen aufgrund ihrer vermeintlich nachhaltigen Produktionsweise ein positives Image. Doch steigt die Nachfrage nach diesen Rohstoffen stark und es ist festzustellen, dass eine Konkurrenzsituation existiert zwischen der Flächennutzung für die Nahrungsmittelproduktion und der Erzeugung nachwachsender Rohstoffe, sei es für die energetische oder für die stoffliche Nutzung. Die Auswirkungen einer gesteigerten Nachfrage nach nachwachsenden Rohstoffen für die stoffliche Nutzung sind jedoch nicht vergleichbar mit den Auswirkungen des Einsatzes von nachwachsenden Rohstoffen im Energiesektor. Zum einen aufgrund des anderen Mengengerüsts, vor allem aber auch aufgrund des Beimischungszwangs für Biokraftstoffe, der in Europa, den USA und Brasilien zu einem hohen Anstieg der Nachfrage, unabhängig vom Produktionspreis, geführt hat, auf dem die regulierenden Kräfte eines funktionierenden Marktes nicht mehr wirken können. Da die Nachfragemengen nach nachwachsenden Rohstoffen für die stoffliche Verwendung noch vergleichsweise gering sind, werden selbst hohe Wachstumsraten auf dem Gesamtmarkt oder an den Märkten der zugrundeliegenden Rohstoffe zunächst kaum spürbar sein. Dies gilt vor allen Dingen, da die Marktwirkungen auf den jeweiligen Märkten durch Angebotsanpassungen und Substitutionsprozesse abgefedert werden. Die Untersuchung der fünf Produkte Palmkernöl, Naturkautschuk, Kokosöl, Jutefasern und Rizinusöl in den Ländern Malaysia, Indonesien, Ghana, Thailand, den Philippinen, Bangladesch und Indien zeigt bei allen Unterschieden hinsichtlich Entwicklung, Rahmenbedingungen und Auswirkungen eine Reihe von Gemeinsamkeiten auf: Fast alle Produkte besetzen eine Nische mit einem relativ kleinen Handelsvolumen. Nur wenige Länder, manchmal sogar nur ein Land, dominieren den Weltmarkt für das jeweilige Produkt. Für diese Produktionsländer ist das Produkt zumeist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, wenn nicht für das ganze Land, dann zumindest für einzelne Regionen. Doch trotz dieser Gemeinsamkeiten besitzt jedes Fallbeispiel seine eigenen Charakteristika: Indonesien und Malaysia, zwei aufstrebende Volkswirtschaften im südostasiatischen Raum, haben die Expansion des Ölpalmanbaus massiv vorangetrieben. Dabei wurden in beiden Ländern zwei unterschiedliche Ansätze gefahren: Die Förderung des kleinbäuerlichen Anbaus (FELDA und NES) sowie des Anbaus im industriellen Maßstab. Für die Ökonomie beider Länder ist der Export von Palmöl sehr bedeutsam. Palmkernöl als Beiprodukt der Palmölproduktion wird in deutlich geringeren Mengen hergestellt. Die Ausdehnung des Anbaus erfolgte in erster Linie aufgrund der wachsenden Nachfrage nach Palmöl, und nicht nach Palmkernöl. Dementsprechend sind auch die Auswirkungen, sei es auf die wirtschaftliche Situation von Millionen von Kleinbauern, sei es auf die Umwelt durch die Zerstörung einzigartiger Ökosysteme und durch die landnutzungsänderungsbedingte immense Produktion von Treibhausgasen, vor allem der wachsenden Nachfrage nach Palmöl zuzuschreiben. Die Produktion von Palmkernöl selbst ist noch nicht ausgereizt und könnte durch eine Intensivierung der Produktion, also ohne Ausdehnung der Anbaufläche, noch erheblich gesteigert werden. Das einzige afrikanische Land, Ghana, stellt einen Außenseiter in der Studie dar. Traditionell ein bedeutendes Produktions- und Exportland von Palmöl und Palmkernöl, hat Ghana diesen Status an Südostasien abgegeben und rangiert heute nur noch auf Platz 6 der Palmkernölexportländer. Auch für die Wirtschaft Ghanas stellt der Export von Palmöl und Palmkernöl keine bedeutende Einnahmequelle dar, bei Palmöl ist Ghana gar Nettoimporteur, obwohl die Regierung vor 10 Jahren eine Initiative zur Förderung des Ölpalmanbaus gestartet hat und die Anbauflächen sich seitdem verdoppelt haben. Es gibt zwei vollständig getrennte Wertschöpfungsketten für die Verarbeitung von Palmöl: Die traditionell kleinbäuerliche Produktion und Verarbeitung von Palmöl zur Verwendung als Speiseöl sowie die industrielle, exportorientierte Produktion und Verarbeitung gemäß internationaler Qualitätsstandards. Im Vergleich zu der südostasiatischen Konkurrenz produziert Ghana insbesondere im kleinbäuerlichen Sektor mit deutlich geringerer Intensität und Produktivität. Das bedeutet, dass es ein riesiges Potential zur Steigerung von Produktion und Produktivität gibt, die auch zu einem höheren landwirtschaftlichen Einkommen beitragen könnten, ohne negative Auswirkungen einer Ausdehnung der Anbauflächen. Da die staatliche Förderung in Ghana jedoch auf eine Ausdehnung der Ölpalmenflächen ausgerichtet ist, besteht die Gefahr der Abholzung von Regenwald. Thailand ist der weltweit größte Produzent und Exporteur von Naturkautschuk. Naturkautschuk bietet der kleinbäuerlich strukturierten Landwirtschaft auf den geeigneten Standorten eine höhere Wertschöpfung je Flächeneinheit als alternative Kulturen. Die Produktion und Verarbeitung von Naturkautschuk beschert rund 5 Millionen Familien einen großen Teil ihres Einkommens und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Armutsreduzierung und Nahrungsmittelsicherheit in diesem nahrungsmittelexportierenden Land. Die Exporterlöse stellen eine relevante Größe dar und sind wichtige Devisenbringer. Anbau und Verarbeitung von Kautschuk wurde staatlicherseits massiv gefördert, wodurch Thailand seine Stellung zum Weltmarktführer ausbauen konnte. Bislang konkurrierte der Anbau von Kautschuk vor allem mit dem Anbau von Ölpalmen mit geringen, negativen Auswirkungen auf die Umwelt und hinsichtlich der Treibhausgasbilanz weist Naturkautschuk eine deutlich bessere Bilanz auf als Synthesekautschuk. Doch mit weiterer Förderung des Anbaus von Naturkautschuk und von Ölpalmen, auch in den weniger geeigneten Regionen im Norden und Nordosten des Landes, wächst die Gefahr einer Ausdehnung auf Kosten von Primärwälder mit dem entsprechenden Verlust an Biodiversität und einer drastischen Verschlechterung der Treibhausgasbilanz aufgrund von Landnutzungsänderung. 11

12 Zusammenfassung Auf den Philippinen stellt die Kokosölproduktion einen wichtigen Wirtschaftsfaktor dar. Die Philippinen sind der größte Lieferant von Kokosöl auf dem Weltmarkt. Wie in Thailand ist die Landwirtschaft kleinbäuerlich strukturiert und nach Reis stellt der Anbau von Kokospalmen die wichtigste Flächennutzung dar, angebaut auf rund einem Drittel der landwirtschaftlich genutzten Fläche. Doch ist die Wertschöpfung von Kokospalmen äußerst gering. Mit Reis, Mais oder Zuckerrohr ließe sich ein Vielfaches an Einkommen erzielen. Daher werden Kokospalmen nur auf Standorten angepflanzt, die für andere Kulturen nicht bzw. nicht mehr in Frage kommen. Traditionell wurden Waldgebiete durch slash-and-burn (Brandrodung) urbar gemacht, zunächst Reis und Mais, später Maniok angebaut und wenn der Boden ausgelaugt war mit Kokospalmen bepflanzt. Trotz der geringen Wertschöpfung, leisten Kokospalmen für Millionen von Kleinbauern einen Einkommensbeitrag, doch zählen diese zumeist zu den ärmeren Bauern. Der Sektor ist bislang staatlicherseits kaum gefördert worden, um die Rentabilität zu erhöhen. Daher besitzt die gesamte Wertschöpfungskette einschließlich des ebenfalls kleinstrukturierten Verarbeitungssektors noch ein großes Potential zur Produktivitätssteigerung. 40% der Kokosbauern praktizieren Mischkultur wozu sich Kokospalmpflanzungen aufgrund der großen Pflanzabstände und geringen Bodendeckung hervorragend eignen und so einen Beitrag zur Einkommenssicherung leisten, insbesondere in Zeiten niedriger Erträge oder niedriger Preise. Das Abholzen von Kokospalmen ist verboten und so leisten Kokospalmen einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen die Erosion. Aufgrund der geringen Bewirtschaftungsintensität sind die Auswirkungen auf die Umwelt eher positiv und auch die Treibhausgasbilanz ist durch die langfristige Bindung von CO 2 positiv. Bangladesch ist der zweitgrößte Juteproduzent der Welt und der größte Juteexporteur. Der größte Produzent Indien verbraucht einen großen Teil der Juteproduktion im eignen Land. Die Juteproduktion stellt für Bangladesch wie für seine Bevölkerung eine wichtige Einkommensquelle dar. Das Land ist extrem dicht besiedelt und die Landwirtschaft extrem kleinteilig strukturiert: 55% der Farmen sind kleiner als 0,2 ha. Insbesondere auf dem Lande ist die Armut extrem groß. Berücksichtigt man ausschließlich den Ertrag der Jutefaser, so bietet die Konkurrenzkultur Reis (Aus) in den meisten Jahren eine höhere Wertschöpfung je Flächeneinheit. Doch Jute liefert durch seine immense Produktion an organischer Masse einen wertvollen Beitrag für die Nachfolgekultur, wodurch deren Düngebedarf deutlich reduziert wird, und leistet mit seinen vitaminreichen Blättern einen wichtigen Beitrag zu einer gesunden Ernährung. Dennoch ist in der Vergangenheit die Anbaufläche von Jute erheblich gesunken und hat sich zudem auf marginale Standorte verschoben. Dieser Trend ist erst in den letzten Jahren durch kräftige Preissteigerungen aufgehalten worden. Jute verschafft durch seine hohe Arbeitsintensität vielen Menschen Beschäftigung, vor allem in arbeitsarmen Zeiten und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Armutsreduzierung. Die Auswirkungen auf die Umwelt sind eher positiv einzuschätzen. In Konkurrenz steht der Anbau vor allem mit intensiver bewirtschafteten Kulturen und mit seiner langfristigen Bindung von CO 2 leistet Jute einen aktiven Beitrag zur Verbesserung der Treibhausgasbilanz. Schwierig zu beurteilen ist die Auswirkung auf die nationale Ernährungssituation. Bangladesch verfolgt das Ziel der Selbstversorgung und fördert dementsprechend den Anbau der Hauptnahrungsmittel, muss aber Reis importieren. Der Anbau von Jute statt Reis erhöht folglich den Importbedarf, was im Falle extremer Nahrungsmittelpreissteigerungen auf dem Weltmarkt zu einer Verschlechterung der Versorgungslage beitragen kann. Auf der anderen Seite leistet Jute einen positiven Beitrag zur Bodenfruchtbarkeit und dadurch zum Ertrag der Folgefrucht. Aufgrund der Vernachlässigung der Förderung von Anbau, Verarbeitung und Vermarktung von Jute und Juteprodukten besitzt dieser Subsektor nach erhebliche Produktivitätspotentiale. Indien dominiert den Weltmarkt für Rizinusöl und wenngleich Rizinusöl für die riesige Volkswirtschaft des Subkontinents eher weniger bedeutsam ist, so generieren doch rund 5 Millionen Familien ihr Einkommen im Rahmen der Rizinus-Wertschöpfungskette. Es haben sich zwei recht unterschiedliche Anbausysteme herausgebildet: 80% der Produktion erfolgt im intensiven Bewässerungsanbau mit hohem Inputeinsatz, die übrigen 20% im Regenfeldbau auf marginalen Standorten. Auf den guten Standorten liefert Rizinus eine zumeist höhere Wertschöpfung als alternative Kulturen, auf den marginalen Standorten gibt es nur wenige Alternativen zu dieser anspruchslosen und dürreresistenten Pflanze. Mit ihrem Einkommen trägt der Subsektor zur Armutsreduzierung insbesondere auf dem Lande bei. Da die Pflanze nicht in Konkurrenz zu den Hauptnahrungspflanzen Reis und Weizen steht, ist ihr Beitrag zur Ernährungssicherung als eher positiv zu sehen, zumal Indien bislang noch Indonesien and Malaysia Ghana 12

13 Selbstversorger bei den wichtigsten Nahrungsmitteln ist. Die Auswirkungen auf die Umwelt sind im Hinblick von Einträgen in die Biosphäre als eher neutral einzuschätzen, da die Kultur nicht intensiver angebaut wird als Vergleichskulturen. Studien zur Treibhausgasbilanz gibt es zwar nicht, doch dürfte die Bilanz vergleichbar mit anderen Pflanzenölen sein, bzw. eher günstiger, da Rizinusöl einige Charakteristika besitzt und nur mit einem gewissen Aufwand durch andere Pflanzenöle substituierbar ist. Über Landnutzungsänderungen liegen keine Informationen vor. Alle betrachteten Früchte und die daraus hergestellten Produkte besetzen eine Nische und werden in begrenzter Menge hergestellt. Eine vermehrte Produktion aufgrund der wachsenden Nachfrage für die stoffliche Nutzung dieser Produkte dürfte langfristig kaum zu drastischen Preissteigerungen führen. Kritisch zu sehen ist die in den letzten Jahren zu beobachtende hohe Preisvolatilität dieser Rohstoffe. Da letztendlich alle Produkte mehr oder weniger einfach zu substituieren sind, stehen sie in einem engen preislichen Zusammenhang. Folgende Auswirkungen sind tendenziell bei allen Rohstoffen langfristig unter der Annahme einer erhöhten Nachfrage zu erwarten: Eine steigende Nachfrage führt zu steigenden Preisen. Da die meisten der Produkte leicht substituierbar sind (Kokosöl durch Palmkernöl, Weizenstärke durch Maisstärke etc.), ist nicht der Markt für die einzelnen Produkte zu betrachten, sondern der Markt der entsprechenden Produktgruppen. Aufgrund des Mengenvolumens und der Substituierbarkeit werden eher moderate Preissteigerungen erwartet. Fast immer bieten die nachwachsenden Rohstoffe bereits heute eine bessere Verwertung der knappen Ressource Land und tragen damit zur Armutsreduzierung bei. Hunger und Unterernährung sind fast immer ein Phänomen mangelnder Kaufkraft und nicht mangelnder Verfügbarkeit. Es ist wahrscheinlich, dass steigende Preise für die nachwachsenden Rohstoffe eher zu einer Erhöhung der Einkommen führen und damit einen Beitrag zur Armutsreduzierung in dem stärker von Armut betroffenen ländlichen Raum leisten. Indien Bangladesh Philippinen Sämtliche betrachteten nachwachsenden Rohstoffe besitzen in der Verarbeitung eine hohe Wertschöpfung, die ebenfalls armutsreduzierend wirkt. In allen Fallbeispielen sind die vorhandenen Potentiale zur Produktivitätssteigerung in Anbau, Vermarktung und Verarbeitung (Verlängerung der Wertschöpfungskette) bei weitem nicht ausgenutzt. Moderate Produktionssteigerungen, wie sie in den meisten Fällen zu erwarten sind, sind zumeist über Produktivitätssteigerungen möglich und erfordern keine Ausdehnung der Anbaufläche. In Ausnahmefällen kann jedoch auch eine Ausdehnung zu Lasten der Reisproduktion (Bangladesch) oder von Regenwald (Thailand) erfolgen. Im Fall von Nahrungsmittelimportländern wie Bangladesch kann eine Verschiebung der Preisrelation zugunsten des nachwachsenden Rohstoffs (hier: Jute) zu einer Umwidmung der Nutzung führen. Wenn weniger Reis angebaut wird, steigt der Importbedarf an Reis. Wenn dann, wie im Jahre 2008 geschehen, die Weltnahrungsmittelpreise drastisch steigen, wird die Lage des Staates erschwert, die Bevölkerung mit ausreichend Nahrungsmitteln zu versorgen. Doch gerade in Bangladesch liegen im Anbau und der Verarbeitung von Jute noch erhebliche Produktivitätspotentiale. Die Hebung dieser würde die Auswirkungen abmildern und in normalen Jahren zu einer Armutsreduzierung insbesondere auf dem Lande beitragen. Aus Umweltgesichtspunkten kritisch ist die Situation in Indonesien und Malaysia. In beiden Ländern besteht die Gefahr, dass Primärwälder in großem Umfang für den Anbau von Ölpalmen abgeholzt werden. Diese Entwicklung wird jedoch weniger durch das Palmkernöl bestimmt, sondern durch die wachsende Nachfrage nach Holz und Palmöl. Darüber hinaus gibt es auch in Thailand ein gewisses Risiko eines steigenden Drucks auf Naturwälder, hervorgerufen durch die gezielte Förderung des Anbaus von Naturkautschuk in den ärmeren Regionen des Landes, die gleichzeitig weniger geeignet für die Kautschukproduktion sind. Generell zeichnen sich alle betrachteten Rohstoffe in den bestehenden Produktionssystemen durch eine günstige Treibhausgasbilanz aus. Bestimmte Kulturen wie Jute oder Kautschuk leisten mit der langfristigen CO 2 -Bindung einen Beitrag zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen. 13

14 Executive summary In 2009, the German Government - under the auspices of the German Federal Ministry for Food, Agriculture and Consumer Protection - approved an action plan to promote the use of renewable raw materials for non-energetic purposes (Bundesregierung 2009). Economic policies and initiatives have, in the past, often not sufficiently considered important aspects such as sustainability. An example is the undifferentiated promotion of the use of renewable resources for energetic purposes (biofuels), which has led to a number of unintended effects and sparked heated debates on the resulting environmental and social costs and effects of such interventions. In consequence, the Federal Government of Germany, by presenting its above mentioned action plan, included a section on ensuring sustainability and called for a study on the environmental and socio-economic impact of export of renewable raw materials from developing countries to Germany for non-energetic use, in order to look at the impact of an increased promotion of renewable raw materials for non-energetic purposes. The present study is analyzing the development of the demand for these resources and the current state of socio-economic and ecological impact on the commodity-exporting countries. Five commodities produced in seven producer countries were chosen to be the subject of case studies for an in-depth-analysis: Country Indonesia and Malaysia Ghana Thailand Philippines Bangladesh India Product Palm kernel oil Palm kernel oil Natural rubber Coconut oil Jute fibre Castor oil In brief, the key findings of the study are: The current demand for renewable resources for nonenergetic use, with the exception of wood, is low when compared to the overall total demand. Main demand is for food and biofuel, and is expected to remain so. While the increase in consumption for traditional products already on the market, e.g. made from natural rubber, is estimated to be moderate, a strong increase in demand for new applications, e.g. in the production of bio plastics made from renewable resources, etc. is expected. The expected impact of the promotion of the use of renewable resources for non-energetic use on world agricultural markets is therefore limited, but the additional demand for agricultural commodities may contribute to a certain increase in their prices. Since most goods can be substituted at least in the medium term, price pressure is put on the overall market for agricultural goods and not just for a single product. This trend should generally improve livelihood of farmers by providing benefits through higher agricultural prices. Exceptions are niche products with low substitutability. Increased production in a slow growing market would result in additional market competition and thus reduced market prices and financial return. The production of many renewable resources subject to the study results in low environmental impact only. Nevertheless, there is potential for even cleaner production at different stages, and by reducing negative environmental impact e.g. by waste water treatment or by the use of waste biomass for biogas production instead of letting climaterelevant emissions such as methane escape uncontrolled in the atmosphere. Contract agreements and sustainability initiatives are appropriate instruments to stabilize incomes for producers and limit negative impacts as price volatility, environmental pollution etc. Regarding the demand for renewable resources, two areas of use have to be distinguished: 1. Raw materials for established applications: These are raw materials which are in demand in large quantities already today. For example, this applies for starch in the paper and cardboard production, natural rubber in the tire industry, natural fibres in the textile industry or wood in the furniture, construction, and paper industries. It is expected that future growth will be in line with the previous years. Currently, there is no great growth potential forecasted. Nevertheless, an increasing demand will lead to increasing prices. 2. Raw materials for new applications: There are a number of products that are currently manufactured on the basis of fossil fuels. Companies are working on fossil fuel substitution by renewable raw materials. This mainly includes bio-plastics, where a high growth potential is seen. That also means that new markets will be created where raw materials have to compete with the existing fossil fuel based alternatives. Depending on prices, this might be possible only with incentives for the new raw materials. The global percentage of bioplastic is still small and amounts for 0.2% of the total plastic market only, but the demand is growing very fast with estimated growth rates of 25 to 30% until the year Accordingly, also the German market for bioplastics is still small (about 20,000 tons of wood for wood plastic composites (WPC), approximately 1,000 tons of fibre for natural fibre-reinforced plastics and 23,000 tons of wheat starch (in 2005) for biopolymers. Therefore, initially even 14

15 high growth rates would be barely noticeable neither in the overall market for raw materials for bioplastic production nor in the market of the respective individual underlying commodities. This is especially true under the assumption that the market effects are absorbed by supply adjustments and substitution processes. In general, renewable resources have a positive image due to their alleged sustainability. Activities of large companies indicate a rising demand for these resources. Nevertheless, it should be noted that a competition exists between the land use for the production of renewable resources for non-energetic and energetic purposes and the land use for food production. However, the effects for the production of renewable resources for non-energetic use are due to the much lower volume of production - not comparable with the effects of the use of renewable resources for energy production. The establishment of a compulsory blending quota of biofuels in Europe and other countries as the USA and Brazil is creating a demand independent of the production price without the regulating effects of a functioning market. As the demand quantities of renewable resources for nonenergetic purposes are still relatively low, even high growth rates in the overall market or the markets of the underlying commodities will initially be barely noticeable. This is especially true, as the market effects are absorbed in the respective markets by supply adjustments and substitution processes. The analysis of the five products palm kernel oil, natural rubber, coconut oil, jute and castor oil in the countries of Indonesia, Malaysia, Ghana, Thailand, Philippines, Bangladesh and India shows, despite all differences regarding production and impact, a number of similarities: Most of the products occupy a niche with a relatively small trading volume. Only a few countries, sometimes even only one country, are dominating the global market for the respective product. For the producing countries, the product is usually an important economic factor, if not for the whole country, then at least for particular regions. But despite these similarities, each of these products has his own characteristics: Indonesia and Malaysia, two emerging economies in Southeast Asia, have massively driven the expansion of oil palm cultivation for food and energy. In both countries, two different approaches were run: the promotion of smallholderbased cultivation and the cultivation on an industrial scale with plantation systems. For the economy of both countries, the export of palm oil is very important. Palm kernel oil is a by-product of palm oil production and is produced in much smaller quantities than palm oil. The expansion in the cultivation of oil palms is done primarily because of the growing demand for palm oil and not for palm kernel oil. Accordingly, the impact on the economic situation of millions of farmers and on the environment through the destruction of unique ecosystems and land use change causing huge amounts of greenhouse gas emissions are due to the growing demand for palm oil. There is still a huge potential for increasing productivity of palm oil as well as for palm kernel oil production which should be used before expanding the cultivation area. The highest potential is found in the smallholder oil palm cultivation. The only African country within the study, Ghana, is a special case. Traditionally a major manufacturer and exporter of palm oil and palm kernel oil, Ghana has lost this status to Southeast Asia and today ranks only at number 6 of the palm kernel oil exporting countries. Also for the Ghanaian economy, the export of palm oil and palm kernel oil is not a significant source of revenue. Ghana is even a net importer of palm oil; although 10 years ago, the government has launched an initiative to promote oil palm cultivation and the land area with oil palm has doubled since then. There are two different value chains for the production and use of palm existing: The smallholder production and processing of palm oil used as cooking oil and the industrialized export oriented production and processing of palm and palm kernel oil meeting international quality standards. Compared to the Southeast Asian countries, Ghana is producing palm oil with much lower intensity and productivity, especially in the smallholder section. This means that there is huge potential for increasing productivity and production resulting in higher income for farmers without the negative effects of expanding the cultivation area. Unfortunately, despite this, public support in this sector is oriented towards an expansion in palm oil cultivation area, creating increasing pressure on forest and land. Thailand is the world s largest producer and exporter of natural rubber. Natural rubber with its high productivity is offering a higher income than other crops to the farming sector which is characterized by a small scale structure. The production and processing of natural rubber is securing the livelihood of some 5 million families and thus makes an important contribution to poverty reduction and food security in this food exporting country. Export earnings from natural rubber are a relevant factor contributing significantly to Thailand s foreign exchange earnings. The development of the entire sector was supported with government funds allowing the country to take the leading position in the world market. The cultivation of rubber is competing mainly with the cultivation of oil palms. In the past, generally no direct land use change from forest to rubber plantations has been recorded. Thus, the negative impact on the environment, as far as land conversion is concerned, is very limited. Moreover, the balance of greenhouse gas emissions is much better than that of synthetic rubber. However, the further promotion and establishment of natural rubber plantations especially in less suitable areas in the north and northeast of the country, is increasing the risk of extending rubber cultivation at the expense of primary forests, resulting in loss of biodiversity and a drastic deterioration of the greenhouse gas emission balance due to land use change. 15

16 Executive summary In the Philippines, coconut oil production is an important economic factor. The country is the largest supplier of coconut oil on the world market. As in Thailand, agriculture is characterized by a small-scale structure. Coconut palms are the second most important crop after rice, grown on one third of the agricultural area. However, the value addition of coconut trees is extremely low. With rice, corn or sugar cane the farmer could reach a much higher outcome. Therefore, coconut trees are planted only on sites that are not (or not anymore) eligible for other cultures. Traditionally, with slash-and-burn practices, forests were cleared and used first for rice and corn cultivation, often followed by cassava cultivation and later, when the soil was leached out and fertility mostly lost, planted with coconut trees. Despite the low value generation, coconut trees are contributing to the livelihood of millions of small farmers, but these farmers are and remain generally poor farmers. The sector has not been target by the government to improve its profitability. Thus, the entire value chain including the small scale structured processing still has a great potential to increase productivity. 40% of coconut farmers are practicing intercropping; in coconut plantations with its wide spacing and its high leaf canopy it is an ideal option to increase and secure income especially in periods with low yields or low prices. The cutting of coconut trees is prohibited except for replacing older trees by younger trees with higher yield potential, and thus coconuts are contributing significantly to erosion control. Because of the positive effects on erosion and with the long term sequestration of CO 2 by the coconut trees, the impact on the environment is generally seen positively. Bangladesh is the second largest jute-producing country in the world and the largest jute-exporting country. India, the biggest producer, is consuming large portions of jute domestically. Jute fibre is an important source of income for Bangladesh and its population. The country is extremely densely populated and the agricultural sector is extremely small structured. 55% of the landholdings cover less than 0.2 ha of land. With most of the people living in rural areas, the incidence of rural poverty is extremely high. Considering only the production of jute fibres without taking by-products into account, value addition as compare to other crops, especially rice, the directly competing crop during the rainy season, is often lower. But the jute plant is also supplying a huge amount of organic material which reduces significantly fertilizer requirements for the following crop and, furthermore, improves with its vitamin-rich leaves the diet. Yet in the past, the area under cultivation of jute has fallen considerably and has also shifted to marginal locations. This trend has been halted only in recent years by strong price increases. Jute provides through its high labour intensity employment for many people, especially in periods with low working opportunities, thus jute is contributing to the livelihood of poor landless people. Impacts on the environment are seen mostly positive. The cultivation is generally less intensive than competing crops like rice, and with its long-term sequestration of CO 2 jute fibre makes a positive contribution to improving the greenhouse gas emission balance. It is difficult to assess the impact on the national nutrition situation. Bangladesh pursues the goal of self-sufficiency and thus encourages the cultivation of staple food like rice and wheat, but is still a food deficiency country. The cultivation of jute instead of rice thus leads to an increase in the demand for food imports, which can cause, in cases of extreme food price increases on the world market, a deterioration of the national food supply situation. On the other hand, it contributes positively on soil fertility and thus yield of following crops. Due to the neglect of the cultivation, processing and commercializing of jute and jute fibres, the whole sector has potential for a considerable increase in productivity. India is dominating the world market for castor oil. Although castor oil is rather less important for the large economy of India, approximately 5 million families generate their livelihood in the castor value chain. Two very different farming systems regarding the cultivation scheme of castor beans have emerged: 80% of production takes place in intensive irrigated cultivation with high input; the remaining 20% is characterized by rain-fed agriculture on marginal and degraded land. In both cases castor bean and the resulting oil production provides in most years a higher value addition than alternative crops; on marginal areas only a few alternatives exist to this easy to grow, drought-resistant plant. Thus, with its contribution to the livelihood, the sector contributes to poverty reduction especially in rural areas. Since the plant is not in competition with the main food crops of rice and wheat, contribution to food security is rather seen as positive, especially as India is still self-sufficient in the Indonesia and Malaysia Ghana Thailand 16

17 most important food crops. The impact on the environment in terms of entries in the biosphere is seen as neutral, as the crop is not grown more intensively than competing crops. Studies about greenhouse gas emission balance are non-existent, but it can be assumed, that the balance is comparable with other oil plants. There is no information about land use change. All considered crops and their resulting products occupy a niche and are produced in limited quantities. An increase in demand to fulfil the raising demand due to substituting fossil fuel based products is expected to not lead to a dramatic price increase. A critical issue can be the high price volatility of the products, as nearly all analyzed crops have shown during the last years. As, ultimately, all products subject to this study can be substituted more or less easy, are demonstrating a close price relation. The following effects are to be expected under the assumption of an increase in the demand of these raw materials: An increased demand leads to rising prices. Since most of the described products can be substituted (coconut oil by palm kernel oil, wheat starch by corn starch etc.), not the market for a single product has to looked at, but the market of a whole group of products. Due to the substitutability, expected price increases will be rather moderate. Almost always, renewable resources studied are offering a better utilization of scarce land resources and thus contribute to poverty reduction. Hunger and malnutrition are almost always (with the exception of Bangladesh) a phenomenon of lack of income and purchasing power and not the lack of availability of food. It is likely that increasing prices of renewable resources will lead to an increase in agricultural income and thus, contribute to rural poverty reduction. All considered renewable resources have a high potential of value addition in the (local) processing sector, further contributing to poverty reduction. In all case studies potential is shown to increase productivity in cultivation, marketing and processing (extension of the value chain); this potential is currently far from being fully exploited. Moderate increase in production, as can be expected in most cases, could be realized by increasing productivity instead of increasing the current cultivation area. Nevertheless, there are cases of an enlargement of cultivated area, where the expansion is occupying areas of former rice production this is possible for Bangladesh or natural forest, as it is happening in Thailand. In the case of food importing countries such as Bangladesh, a shift in land use towards jute production normally does not affect the country negatively. This is only the case when dramatic price increases for food on the world market cause difficulties for the country to buy and supply the population with sufficient food. On the other hand, Bangladesh is demonstrating a huge potential in increasing productivity. That means that there is still a high potential to increase income based on the production of jute and jute products. The development of this sector would help in normal years to reduce poverty in the country, especially in its rural areas. From an environmental point of view, the situation is critical in Indonesia and Malaysia. In both countries the risk exists that primary forest is cleared for the additional cultivation of oil palm trees on a large scale. However, this development is not determined by the palm kernel oil production but by the growing demand of timber and palm oil. Furthermore, there is a risk of pressure on natural forests in the Northeast of Thailand with its policy of promoting natural rubber farming in these poorer regions of the country less suitable for rubber production. Generally, in the existing production systems, all considered raw materials are characterized by a favourable carbon footprint. Certain crops such as jute, coconut or natural rubber with their long-term CO 2 sequestration contribute to reducing greenhouse gas emissions. India Bangladesh Philippines 17

18 Marktanalyse 1.0 Einführung 1.1 Hintergrund und Ziele Nachwachsende Rohstoffe, also organische Rohstoffe aus land- und forstwirtschaftlicher Produktion, die zielgerichtet für Anwendungszwecke außerhalb des Nahrungs- und Futterbereichs sowohl energetisch als auch stofflich genutzt werden, haben in Zeiten von Rohölknappheit und Bestrebungen zur Reduktion klimaschädlicher Treibhausgase zukünftig hohe Marktpotenziale. Für eine verstärkte Nutzung nachwachsender Rohstoffe sprechen eine Reihe von Gründen: Hohes Innovationspotential, neue und stabile Absatzwege für die Landwirtschaft und damit die Förderung des ländlichen Raumes, Klimaschutz, Schonung fossiler Ressourcen sowie Umweltschutz durch Abfallvermeidung. Seit kurzem gibt es politische Bestrebungen in Deutschland und der EU zur Förderung von nachwachsenden Rohstoffen zur stofflichen Nutzung in der Textilindustrie, der Automobilindustrie, als Verbundwerkstoffe und Dämmstoffe. Der Aktionsplan zur stofflichen Nutzung nachwachsender Rohstoffe (BMELV 2009) nennt zwölf Handlungsfelder, in denen sich die deutsche Bundesregierung besonders engagieren möchte, um den weiteren Ausbau der stofflichen Nutzung nachwachsender Rohstoffe zu unterstützen und zu fördern. Dazu gehört neben Forschung und Entwicklung auch die Förderung der Markteinführung. Entwicklungsländer haben komparative Kostenvorteile in der Produktion pflanzlicher Rohstoffe. Die steigende Nachfrage nach Agrarrohstoffen zur stofflichen Nutzung, die meist ohne Zollbarrieren importiert werden könnten, würde den Entwicklungsländern den Zugang zu neuen Märkten ermöglichen und birgt somit ein hohes Potenzial zur Handelsförderung und damit für Deviseneinnahmen und Armutsreduktion. Gleichzeitig verstärkt die zusätzliche Nachfrage nach Biomasse den Druck auf die natürlichen Ressourcen und kann - insbesondere in Entwicklungsländern mit unzureichenden rechtlichen Rahmenbedingungen - soziale und ökologische Risiken erhöhen. Dazu zählen u.a. die Verdrängung von Kleinbauern und lokaler Bevölkerung, zusätzliche Treibhausgasemissionen, verstärkte Wasserknappheit, Verlust von Biodiversität und lokale Flächen-/Nutzungskonkurrenz mit der Nahrungsmittelproduktion. Diese Studie dient der Abwägung von Chancen und Risiken der verstärkten Biomasseproduktion für stoffliche Nutzung in Hinblick auf zukünftige Förderpolitiken der Bundesregierung. Die Durchführung dieser Studie ist im Aktionsplan für die stoffliche Nutzung nachwachsender Rohstoffe unter Handlungsfeld Sicherung der Nachhaltigkeit als eine vorzusehende Maßnahme (S.16) vorgesehen. Die Studie ist deshalb in Absprache mit dem Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) sowie der Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe (FNR) durchgeführt worden. 1.2 Methodik Die Studie besteht aus verschiedenen Teilen, die zum Teil unabhängig voneinander erstellt wurden. Die Vorgehensweise, die Zielsetzung, die Gliederung der Studie sowie zeitliche Vorstellungen sind vorab im Rahmen eines gemeinsamen Workshops mit dem Auftraggeber abgestimmt worden. Das Kapitel 2 Marktüberblick beinhaltet die Aufbereitung und Zusammenstellung vorhandener Informationen in Form einer Literaturrecherche und Interviews in Deutschland. Die Ergebnisse zur Quantifizierung der stofflichen Verwendung nachwachsender Rohstoffe und deren nachfolgende Aufbereitung basieren im Wesentlichen auf einem aktuellen Projektbericht des nova Instituts, der die aktuelle Situation umfassend darstellt und Abschätzungen für die künftige Entwicklung dieses Marktsegmentes vornimmt. Die vorliegende Studie gibt einen Marktüberblick, weitere Details finden sich in der vom BMELV in Auftrag gegebenen Aktualisierung der Studie Marktanalyse nachwachsender Rohstoffe. Die Darstellung der Ergebnisse ist bei Carus et al. (2010) nach den verwendeten Rohstoffen und nicht nach den unterschiedlichen Anwendungsbereichen gegliedert. Diese Systematik ist auch für die vorliegende Marktanalyse im Rahmen einer Untersuchung über die ökologischen und sozioökonomischen Auswirkungen des Exports nachwachsender Rohstoffe aus Entwicklungsländern angemessen. Die Ergebnisse der Studie von Carus et al. (2010) werden im Hinblick auf das Ziel der vorliegenden Untersuchung zusammengefasst und durch weitere Literaturrecherchen und Experteninterviews ergänzt. Die vorliegende Studie konzentriert sich wegen mangelnder Datenverfügbarkeit für den europäischen Markt vor allem auf Deutschland. Neben den Mengen der stofflich verwerteten nachwachsenden Rohstoffe werden auch die relevanten Preise betrachtet. Zudem erfolgt für die jeweiligen Rohstoffe eine Einordnung in den Gesamtmarkt. 18

19 Die vorliegende Studie fokussiert auf die Darstellung der Situation in den Produzentenländern. Daher konnte die Komplexität der Marktverflechtungen hier nicht in Gänze dargestellt und analysiert werden. Diese im Einzelfall zu beleuchten, wäre Aufgabe weiterer Detailstudien. In Kapitel 3. Fallstudien werden die Auswirkungen von fünf ausgewählten Rohstoffen auf die Situation in sieben ausgewählten Produktionsländern betrachtet. Vor dem Hintergrund der Bedeutung der Produkte als nachwachsender Rohstoff für Deutschland sind folgende Länder und Produkte ausgewählt worden: Palmkernölproduktion in Indonesien und Malaysia Palmkernölproduktion in Ghana Kokosnussölproduktion in den Philippinen Rizinusölproduktion in Indien Naturkautschukproduktion in Thailand Juteproduktion in Bangladesch Aktuell besitzen unter den pflanzlichen Ölen für die stoffliche Nutzung die Laurinöle Palmkern- und Kokosnussöl in Europa die größte Bedeutung, weltweit gesehen ist Palmkernöl in diesem Marktsegment dominierend. Daher konzentriert sich diese Studie auf Palmkernöl. Vor dem Hintergrund der guten Verfügbarkeit von Daten in allgemein zugänglichen Medien (v.a. Internet) für Palmkernöl wurden die drei Länderstudien für Indonesien, Malaysia und Ghana auf der Basis von Literatur- und Internetrecherchen als sogenannte Desktop -Studien angefertigt. Indonesien und Malaysia besitzen viele Ähnlichkeiten hinsichtlich der Produktionsstruktur und der zu bearbeitenden Herausforderungen und wurden in einer Fallstudie zusammengefasst. Mit der Erstellung der vier Fallstudien Kokosnussöl, Rizinusöl, Naturkautschuk und Jute wurden lokale Experten beauftragt, die Datenerhebungen in den entsprechenden Ländern durchgeführt haben. Die Auswahl der Datenerhebungsmethoden erfolgte in Abhängigkeit von Fragestellung, Datenverfügbarkeit und Untersuchungskontext und beinhalten Literaturrecherche, Experteninterviews, statistische Analysen, und ökonomische Analysen (Deckungsbeitragsberechnungen). Die Inhalte der Fallstudien konzentrieren sich auf die Untersuchung der sozio-ökonomischen und ökologischen Auswirkungen von Anbau, Verarbeitung und Vermarktung der zu betrachtenden Produkte, unter besonderer Berücksichtigung der Auswirkungen auf Nahrungsmittelsicherheit. Zur Untersuchung der sozio-ökonomischen Wirkungen wurden die Produktionssysteme für den Anbau analysiert und bewertet (Produktionsstruktur, Anbausysteme, Erträge, Landrechte und -verteilung, Arbeitsbedingungen, agrarpolitische Rahmenbedingungen, Genderaspekte, Armutsrelevanz). Eine wichtige Stellung nahm dabei die ökonomische Analyse über die Rentabilität und Opportunitätskosten beim Anbau dieser Agrarrohstoffe ein. Weiterhin wurde versucht, soweit möglich, bei der ökonomischen Analyse die gesamte Wertschöpfungskette zu berücksichtigen. Nicht immer gelang es, hierzu Datenmaterial zu finden. Als weiterer wichtiger Aspekt im Kontext der sozio-ökonomischen Analyse war im Workshop das Thema Nahrungsmittelsicherheit identifiziert worden. Hierzu wurden sowohl Flächen- und Nutzungskonkurrenzen zur Nahrungsmittelproduktion analysiert als auch mögliche Auswirkungen einer Ausdehnung der Produktion auf die Nahrungsmittelsicherheit untersucht. Für die Analyse der ökologischen Wirkungen wurden insbesondere die Auswirkungen auf Biodiversität, Stoffeinträge in die Biosphäre, Treibhausgasemissionen und Wasserbedarf aus dem Anbau der nachwachsenden Rohstoffe untersucht. Zur Bewertung der sozio-ökonomischen und ökologischen Wirkungen wurden bereits existierende internationale und nationale produktspezifische Nachhaltigkeitsinitiativen (Zertifizierungssysteme etc.) identifiziert und bewertet. Bei der Entwicklung der Handlungsempfehlungen wurde insbesondere das Ziel verfolgt, einen nachhaltigen Anbau unter Berücksichtigung von sozialen, ökologischen und ökonomischen Kriterien sicherzustellen. Sämtliche Fallstudien wie auch die Marktanalyse wurden vom Studienleiter sowie von der AFC qualitätsgesichert und die Ergebnisse in der hier vorliegenden Studie zusammengefasst. Anschließend hatte der Auftraggeber die Gelegenheit, Änderungen und Ergänzungen einzubringen. Allen Studien lag ein Fragebogen zugrunde, der im Hinblick auf Zielsetzung und Fragestellung der Studie vorab vom Studienleiter entwickelt und ebenfalls im Rahmen eines Workshop mit dem Auftraggeber abgestimmt worden war. 19

20 Marktanalyse 2.0 Marktanalyse 2.1 Einleitung Ausgehend von den im Rahmen der vorliegenden Studie angefertigten Fallstudien und der Bedeutung der einzelnen Rohstoffe umfasst die Marktanalyse die Rohstoffe Pflanzenöl, Kautschuk, Naturfasern wie auch Stärke, einer weiteren wichtigen Ressource unter den nachwachsenden Rohstoffen. Der Gesamtüberblick über die stoffliche Nutzung nachwachsender Rohstoffe in Tabelle 1 zeigt, dass damit vom Holz abgesehen die wichtigsten Rohstoffe für die stoffliche Verwertung abgedeckt sind. In der Studie werden Holz und die aus Sägenebenprodukten hergestellten Chemiefasern nicht berücksichtigt, weil sich die Fallstudien explizit auf Agarrohstoffe und nicht auf Holz beziehen. Um die Bedeutung von Holz, immerhin dem intelligentesten aller nachwachsenden Rohstoffe (Guttenberg 2011) im Rahmen der Verwendung pflanzlicher Ausgangsstoffe sowohl für den Energiemarkt als auch für die stoffliche Nutzung einschätzen zu können, sind im Anhang einige Informationen zusammengestellt (Abbildung 51 bis Abbildung 54). Auch Zucker findet keine explizite Berücksichtigung, weil er in der chemischen Industrie lediglich als Fermentationsrohstoff und in relativ zu den anderen Rohstoffen geringen Mengen verwendet wird. Aufgrund des hohen Preisniveaus für Kohlenhydrate im allgemeinen und für Zucker im Besonderen wird darüber hinaus nicht damit gerechnet, dass die Ausdehnung der Nachfrage nach nachwachsenden Rohstoffen zur stofflichen Nutzung einen nennenswerten Einfluss auf die Nachfrage nach Zucker in Deutschland und der EU hat. Entsprechende Produktionskapazitäten befinden sich schon derzeit eher in Wirtschaftsräumen, in denen Kohlenhydrate preiswerter zu beschaffen sind. Mögliche Auswirkungen werden deshalb in den entsprechenden Ländern (Osteuropa, Russland, Asien) erwartet (Carus et al. 2010). Darüber hinaus ist Zucker nicht Gegenstand einer der dieser Studie zugrundeliegenden Fallstudien. Größter Abnehmer von nachwachsenden Rohstoffen für die stoffliche Verwendung (außer Holz) ist in Deutschland die chemische Industrie. Sie allein hat im Jahre % dieser Gruppe der nachwachsenden Rohstoffe nachgefragt. Darunter sind Pflanzenöle und tierische Fette mit 50% die wichtigsten nachwachsenden Rohstoffe. Hauptprodukte stellen Tenside und Polymere dar (Kl. Anfrage an die BR 2011) Tabelle 1: Stoffliche Nutzung nachwachsender Rohstoffe in Deutschland (ohne Holz) (vorläufig) Rohstoffgruppe Rohstoff In t In t Fette und Öle Fette und Öle Stärke Kohlenhydrate Zucker Chemiezellstoff Naturfasern Sonstige Proteine Sonstige Summe Quelle: FNR

21 2.1.1 Grundsätzliche Anmerkungen Die Nachfrage nach nachwachsenden Rohstoffen für die stoffliche Verwendung erhöht abgesehen von der Nachfrage nach Holz insgesamt die Nachfrage nach Agrarprodukten und ist damit auf den Agrarmärkten preiswirksam. Auch wenn sich die Nachfrage nach nachwachsenden Rohstoffen wie im Energiebereich auf wenige Produkte konzentriert, hat sie einen Einfluss auf das gesamte Agrarpreisgefüge. Vor allem eine Anpassung der Flächenallokation im landwirtschaftlichen Sektor, aber auch die Anpassung der Rezepturen in der Mischfutter- oder der Lebensmittelindustrie als Reaktion auf geänderte Preisrelationen, führen zu Preisreaktionen bei Agrargütern, die nicht direkt als nachwachsende Rohstoffe verwendet werden. So hat die vermehrte Nachfrage nach Mais zur Herstellung von Bioethanol eine Ausdehnung der Maisanbaufläche und eine Einschränkung des Anbaus von anderen Ackerkulturen zur Folge. Dies wiederum führt zu einem Angebotsrückgang und einer Preiserhöhung auf den entsprechenden Märkten. Steigende Agrarpreise stellen dann einen Anreiz zur Produktionssteigerung, sei es durch Intensitätserhöhung oder durch Ausdehnung der Anbaufläche dar, dar, was wiederum zur Markt- und Preisstabilisierung beiträgt. Die Förderung nachwachsender Rohstoffe zur stofflichen Nutzung ist nicht vergleichbar mit der Förderung des Einsatzes nachwachsender Rohstoffe im Energiebereich. Aufgrund der obligatorischen Beimischung von Energieträgern aus nachwachsenden Rohstoffen zu Kraftstoffen werden Biodiesel bzw. Bioethanol (nahezu) unabhängig von den Marktpreisen der zugrunde liegenden Agrargüter und (nahezu) unabhängig von den Preisen der Substitute (fossiler Brennstoff) verwendet. Auch die Höhe der Einspeisungsvergütung im Rahmen des Erneuerbaren Energiegesetzes hat zur Folge, dass nachwachsende Rohstoffe für die Energiegewinnung genutzt werden, obwohl preiswertere Substitute verfügbar sind. Da die Förderung in den oben genannten Beispielen über den Beimischungszwang bzw. über eine Umlagefinanzierung erfolgt, können Verbraucher nicht frei zwischen Energie aus fossilen Energieträgern und Energie aus nachwachsenden Rohstoffen wählen. Auf den Märkten für nachwachsende Rohstoffe zur stofflichen Nutzung sind die Mechanismen demgegenüber deutlich verschieden: Die Verwendung nachwachsender Rohstoffe kann sich nur dann durchsetzen, wenn sie sich zu Marktbedingungen gegenüber anderen Herstellungsverfahren und Produkten behauptet. Die Anschubfinanzierung durch die Förderung von Entwicklungen und Markteinführungen haben eine deutlich geringere Wirkung als die auf den Energiemärkten getroffenen Maßnahmen. Nachwachsende Rohstoffe zur stofflichen Nutzung bilden in der Regel keine in sich geschlossenen, abgrenzbaren Wertschöpfungsketten. Die landwirtschaftlichen Produkte werden von der ersten Vermarktungsstufe erfasst, aufbereitet und dann über die Märkte verkauft. Auf diesen Absatzmärkten bildet die Nachfrage nach nachwachsenden Rohstoffen eine zusätzliche Nachfragekomponente. Die Nachfrage nach nachwachsenden Rohstoffen ist somit Teil der Gesamtnachfrage nach Agrarprodukten und kann nicht isoliert, sondern nur im Gesamtzusammenhang beurteilt werden. Die Einbindung der Nachfragen nach nachwachsenden Rohstoffen hat zur Folge, dass Preiswirkungen von Mengenänderungen durch den Gesamtmarkt abgefedert werden. Eine Verdopplung der Nachfrage in Deutschland nach pflanzlichen Ölen für die stoffliche Nutzung würde ausgehend von den Daten aus dem Jahr 2007 zu einer Erhöhung der Nachfrage um ca. 1,5 Mio. t führen. Gemessen an der gesamten Weltpflanzenölerzeugung von ca. 128 Mio. t (USDA 2010) ergibt sich auf dem relevanten zugrunde liegenden Markt eine Nachfrageänderung von etwas mehr als 1%. Zur Beurteilung der Daten und zur Abschätzung von möglichen Mengenänderungen sind der jeweils relevante Gesamtmarkt und die Möglichkeiten des Ausgleichs zwischen lokal unterschiedlichen Märkten durch Handel zu betrachten. Dabei müssen allerdings auch Faktoren wie Handelshemmnisse, Transport- und Transaktionskosten berücksichtigt werden, die den Handelsstrom begrenzen und somit die Preisangleichung zwischen lokal unterschiedlichen Märkten behindern. Zusätzliche Einkommenseffekte durch den Anbau nachwachsender Rohstoffe können aus Marktgesichtspunkten dann realisiert werden, wenn bestimmte Rohstoffe knapp und nicht substituierbar sind. Allerdings bestehen solche Einkommensmöglichkeiten in der Regel nur kurzfristig, weil die Ausweitung des Anbaus lukrativer Rohstoffe und die damit verbundene Angebotserhöhung zu Preissenkungen führen. Insbesondere auf Märkten mit geringen Mengen (z.b. Rizinusöl) lässt sich mittelfristig die Rentabilität auf der Basis bestehender Preisaufschläge gegenüber anderen Ölen nicht zuverlässig abschätzen. Schon geringe Angebotsausdehnungen können zu deutlichen Preisrückgängen führen Möglichkeiten zur Quantifizierung der Nachfragemengen Die Höhe der zusätzlichen, aus der stofflichen Verwertung Nachwachsender Rohstoffe resultierenden Nachfrage in Deutschland lässt sich zuverlässig abschätzen. Die Ergebnisse einer umfassenden Untersuchung zur stofflichen Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen wurde im November 2010 vom nova-institut für politische und ökologische Innovation GmbH im Rahmen des Projektberichts Studie zur Entwicklung von Förderinstrumenten für die stoffliche Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen in Deutschland veröffentlicht (Carus et al. 2010). Die Marktanalysen basieren auf einer umfassenden Sichtung der Fachliteratur, auf Datenbankrecherchen sowie auf Datenerhebungen auf Verbandsebene und erfolgten in enger Zusammenarbeit mit der FNR. Darüber hinaus wurden die Ergebnisse durch Experteninterviews validiert. Ausgehend von den umfangreichen Erfahrungen und den vielfältigen Projekten des nova Instituts sind die Ergebnisse als gegenwärtiger Wissensstand im Hinblick auf die stoffliche Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen in Deutschland zu beurteilen. 21

22 Marktanalyse Während die stoffliche Verwertung nachwachsender Rohstoffe in Deutschland gut und zuverlässig beschrieben werden kann, sind entsprechende Untersuchungen für die übrigen Mitgliedsstaaten der EU nicht verfügbar (Carus et al. 2010). Die in den Versorgungsbilanzen enthaltene Nachfrage nach nachwachsenden Rohstoffen für die stoffliche Nutzung lässt sich demnach nicht isolieren. Der gesamte Mengeneffekt kann damit auch nicht zuverlässig ermittelt werden. 2.2 Ergebnisse Abbildung 1 zeigt die Zusammenfassung der von Carus et al (2010) veröffentlichten Ergebnisse. Ausgehend vom Gewicht der verwendeten Rohstoffgruppen bilden ohne die Berücksichtigung von Holz Fette und Öle die bedeutendste Gruppe Pflanzenöl Versorgungssituation Die Entwicklung des EU-Verbrauchs an wichtigen Pflanzenölen sowie den Anteil des EU-Verbrauchs an der Welterzeugung sind in Abbildung 2 und Abbildung 3 (Seite 22) dargestellt. Folgende Punkte sind hervorzuheben: Insgesamt ist in den letzten 20 Jahren die Nachfrage stark angestiegen (ca. +150%). Dies gilt vor allem für Rapsöl (ca %) und Palmöl (ca. +250%), vor allem für die Biodieselherstellung. Der Verbrauch von Palmkernöl wuchs demgegenüber nur um ca. 50%, der von Kokosöl sogar nur um 6%. Kokos- und Palmkernöl machen nur ca. 6% des gesamten EU-Verbrauchs aus. Die Versorgungsbilanzen in Tabelle 2 zeigen, dass Palmöl ausschließlich importiert wird. Kokos- und Palmkernöl werden nur zu geringen Anteilen in der EU gewonnen, der weitaus größte Teil wird importiert. Von den anderen Ölen wird demgegenüber ein großer Anteil innerhalb der EU gepresst, allerdings wie beim Sojaöl auch aus importierten Rohstoffen. Der Anteil der EU ist trotz des Verbrauchsanstiegs abgesehen vom Rapsöl nicht gestiegen (vgl. Abbildung 3). Insgesamt ist die Welterzeugung stärker angestiegen als der Verbrauch der EU. Während Abbildung 2 die Entwicklung des Gesamtverbrauchs der wichtigsten Pflanzenöle zeigt, gibt Abbildung 3 die Bedeutung des EU-Marktes für das jeweilige Produkt wider, z.b. verbraucht die EU heute über 40% der Rapsölproduktion, während es vor 20 Jahren nur rund 23% waren. Hier dürfte die Ursache vor allem in der gestiegenen Rapsölproduktion in der EU liegen. Bei einigen Pflanzenölen ist der EU-Anteil am Verbrauch über die letzten 20 Jahre mehr oder weniger konstant geblieben: Bei Sonnenblumenöl pendelt er um die 30%, bei Kokosnussöl um die 20% und bei Palmöl bei rund 12%. Stark gesunken ist die Bedeutung des EU-Marktes für Palmkernöl. Betrug der Verbrauchsanteil der EU im Jahre 1990 noch rund 30% der Weltproduktion, so waren es 2009/10 nur noch 12%. Leicht gesunken in der Betrachtungsperiode, und zwar von 12% auf rund 7%, ist der EU-Verbrauchsanteil von Palmöl. Die Welterzeugung von Rizinussamen ist in Abbildung 4 (Seite 23) dargestellt. Ausgehend von einer Ölausbeute von 47% (Scholz, 2005) errechnet sich eine Welterzeugung von Rizinusöl von ca bis t / Jahr. Haupterzeugungsland ist Indien gefolgt von China und Brasilien. Tabelle 2: EU Versorgungsbilanz mit wichtigen Pflanzenölen (ø 2006/ /09, in 1000 t) Rapsöl Palmöl Sonnenblumenöl Sojaöl Olivenöl Kokosöl Palmkernöl Anfangsbestand Erzeugung Importe Exporte Verbrauch Endbestand Quelle: USDA

23 Abbildung 1: Stoffliche Nutzung nachwachsender Rohstoffe in Deutschland 2007 Quelle: Carus et al

24 Marktanalyse Abbildung 2: Entwicklung des Verbrauchs an wichtigen Pflanzenölen in der EU (1990/ /10) Quelle: USDA (2010) Rapsöl Palmöl Sonnenblumenöl Sojaöl Olivenöl Kokosnussöl Palmkernöl Tonnen / / / / / / / / / / / / / / / / / / / /2010 Abbildung 3: Entwicklung des Anteils des EU Verbrauchs an der Welterzeugung bei wichtigen Pflanzenölen (in%) Quelle: USDA (2010) 24 50% 40% 30% 20% 10% 0% 1990/ /1992 Palmkernöl Sonnenblumenöl Kokosnussöl Palmöl Sojaöl 1992/ / / / / / / / / / / / / / / / / /2010

25 Abbildung 4: Welterzeugung Rizinussamen Quelle: FAOSTAT Tonnen Rest Brasilien China Indien Außenhandelsschutz der EU Für den Import von Ölsaaten erhebt die EU keinen Zoll, für Pflanzenöle einen Importzoll von 7%. Durch diese Zollinzidenz ergibt sich ein Wettbewerbsvorteil für die EU Verarbeitungsindustrie, der jedoch für den Gesamtmarkt eine untergeordnete Rolle spielt Stoffliche Nutzung als nachwachsender Rohstoff Die stoffliche Nutzung von Ölen und Fetten in der EU-25 wird von Rothermel (2008) für das Jahr 2003 auf ca. 3 Mio. t geschätzt. Diese Zahlen wurden von Carus et al. (2010) übernommen, so dass davon auszugehen ist, dass aktuellere und detailliertere Daten nicht verfügbar sind. 1 Das USDA unterscheidet in den Versorgungsbilanzen für Pflanzenöle Industrial Consumption, Food Consumption und Feed and Waste. Allerdings wird bei der industriellen Verwertung nicht zwischen einer stofflichen und einer energetischen Nutzung unterschieden, so dass die entsprechenden Daten nur eine begrenzte Aussagekraft haben. In Abbildung 5 und Abbildung 6 (Seite 24) sind die Daten für wichtige Pflanzenöle (Raps-, Soja-, Sonnenblumen-, Palm-, Palmkern-, Oliven-, Kokosnuss-, Baumwoll- und Erdnussöl) zusammengefasst. Die Verwendung einzelner Pflanzenöle ist im Anhang in Abbildung 55 und Abbildung 56 dargestellt. Insgesamt wird in der Statistik des USDA der Anteil der industriellen Verwertung im Jahre 2009/10 für die EU mit ca. 44% deutlich höher ausgewiesen als für die gesamte Welt. Weltweit gesehen ist vor allem bei Kokosöl (ca. 40%) und Palmkernöl (ca. 70%) der Anteil der industriellen Verwertung besonders hoch. 1 Rothermel (2008) schätzt für 2003 die Menge der in der chemischen Industrie verwendeten Menge an Nachwachsenden Rohstoffen auf 6,4 Mio. t, davon ca. 50% pflanzliche Öle und Fette. 25

26 Marktanalyse Abbildung 5: Verwendung wichtiger Pflanzlicher Öle (Welt) Quelle: USDA (2010) t / / / / / / / / / /10 Industrial Consumption Food Consumption Feed and Waste Abbildung 6: Verwendung wichtiger Pflanzlicher Öle (EU) Quelle: USDA (2010) t / / / / / / / / / /10 Industrial Consumption Food Consumption Feed and Waste 26

27 Die stoffliche Nutzung von Pflanzenöl in Deutschland für das Jahr 2007 ist in Abbildung 7 zusammengefasst. Hierbei stehen vor allem folgende Bereiche im Vordergrund: Tenside: Für die Herstellung von Tensiden werden insbesondere Palmkern- und Kokosöl (zusammenfassend als Laurinöle bezeichnet) verwendet. Da die zugrunde liegenden Rohstoffe in der EU nicht erzeugt werden, wird der Bedarf für diesen Verwendungsbereich durch Importe gedeckt. Darüber hinaus werden für die Herstellung von Tensiden hauptsächlich Ausgangsstoffe aus der petrochemischen Industrie verwendet. Allerdings eignen sich für manche Bereiche pflanzenölbasierte Rohstoffe in besonderer Weise (Laurinöle für Kosmetika, so dass sie einen Wettbewerbsvorsprung haben (Menrad et al., 2006). Darüber hinaus gibt es auch Produkte, bei denen die Kosten bei der Herstellung auf der Basis von Bio-Rohstoffen günstiger ist als auf der Basis von Produkten aus der Petrochemie (Menrad et al., 2006). Bioschmierstoffe: Bioschmierstoffe werden vor allem aus Raps- und Sonnenblumenöl hergestellt. Der Marktanteil von Bioschmierstoffen am gesamten Markt für Schmierstoffe wird für das Jahr 2005 auf unter 2,3% (Theissen, 2006) geschätzt, für das Jahr 2008 auf rund 4% (Kleine Anfrage an die BR 2011). Das Marktpotenzial wird jedoch mit 90% des Gesamtmarktes angegeben. Als hemmende Faktoren für die Nutzung des Marktpotenzials gelten sowohl der Preis als auch die Unkenntnis über und fehlendes Vertrauen in die Qualität der biogenen Schmierstoffe (FNR 2007, Theissen 2006, Menrad et al. 2006). Für die Marktchance von Bioschmierstoffen ist zu bedenken, dass es auch biologisch abbaubare Schmierstoffe auf Basis fossiler Energieträger gibt, so dass Bioschmierstoffe bei bestimmten Anwendungsgebieten (Öl für Kettensägen, Maschinen im Wasserschutzgebiet) kein Alleinstellungsmerkmal haben. Farben und Lacke: Im Bereich Farben und Lacke werden unterschiedliche pflanzliche Öle vor allem als Bindemittel und zur Herstellung von Druckfarbe verwendet. Als Additiv dient das selbsttrocknende Leinöl. Über der Marktanteil von nachwachsenden Rohstoffen in diesem Segment liegen keine verlässlichen Daten vor; er wird auf ca. 3% geschätzt (Kl. Anfrage an die BR 2011). Bio-Kunststoffherstellung: Für die Herstellung von Polymerwerkstoffen ist von geringerer Bedeutung, welches Öl als Ausgangsprodukt verwendet wird. Für einige Spezialbereiche wie der Herstellung von Polyurethan sind jedoch Öle mit besonderen Eigenschaften notwendig. Hierbei wird jeweils zur Hälfte Rizinusöl und modifiziertes Sonnenblumenöl verwendet. Der Marktanteil nachwachsender Rohstoffe bei der Herstellung von Kunststoffen/Polymeren wird für das Jahr 2007 auf ca. 5% geschätzt (Kl. Anfrage an die BR 2011). Tenside Farben & Lacke Bioschmierstoffe Bio-Kunststoffherstellung 27

28 Marktanalyse Abbildung 7: Stoffliche Nutzung von Pflanzenöl in Deutschland 2007 Quelle: Carus et al

29 Während die stoffliche Nutzung von Palmkern- und Laurinöl vor allem bei der Herstellung von Tensiden in Abbildung 7 aufgeführt ist, gibt es kaum Angaben zu Rizinusöl. Die Bedeutung von Rizinusöl als nachwachsender Rohstoff liegt in seiner Besonderheit hinsichtlich der chemischen Zusammensetzung. Diese ermöglicht besondere Anwendungen, die mit anderen Pflanzenölen nicht möglich sind. Peters et al beschreiben Anwendungsbereiche bei der Herstellung von Polyester und Polyurethanen sowie bei der Herstellung von Polyamiden und Expoxidharzen. Die Größe des Marktsegmentes wird mit t angegeben, wobei als mögliche Substitute für das Rizinusöl auch Sonnenblumen- und Sojaöl in Frage kommen (Peters et al. 2010). In der Technik findet Rizinusöl vor allem als Schmiermittel und Zusatz für Bremsflüssigkeiten Verwendung Darüber hinaus besitzt Rizinusöl einige medizinische Wirkungen am bekanntesten ist wohl seine abführende Wirkung und wird daher auch von der Arzneimittelindustrie nachgefragt. Weitere Einsatzmöglichkeiten bietet noch die Kosmetikindustrie wie z.b. als Grundstoff für Lippenstifte, Eyeliner und Seifen, Herstellung von Haarölen etc. (Scholz 2005). In welchem Umfang hierfür jeweils Rizinusöl verwendet wird, ist leider nicht bekannt. Um die Bedeutung von Rizinusöl bei der stofflichen Nutzung abzuschätzen, ist es wichtig, mögliche Vorteile von Rizinusöl in den jeweiligen Verwendungsbereichen im Vergleich zu Substituten zu beschreiben. Aus den Experteninterviews lässt sich ableiten, dass Rizinusöl in einigen Bereichen durch modifiziertes Sonnenblumen- oder Sojaöl ersetzt werden kann. Darüber hinaus lässt es sich an einigen Stellen auch durch Mineralölprodukte substituieren Preisentwicklung Die Preise für die mengenmäßig bedeutsamen Pflanzenöle entwickeln sich weitgehend parallel (vgl. Abbildung 8). 2 Die parallele Preisentwicklung der verschiedenen Pflanzenöle ist Ausdruck für die Substituierbarkeit in unterschiedlichen Anwendungsbereichen auch außerhalb der stofflichen Nutzung. Sollten demnach bestimmte Öle für die stoffliche Nutzung präferiert werden, dann ist trotzdem nicht mit einem Anstieg der Preise für eine einzelne Ölsorte, sondern mit einem Anstieg des gesamten Pflanzenölpreisniveaus zu rechnen. Abbildung 8: Entwicklung der Preise unterschiedlicher Pflanzenöle* Januar 2003 bis Oktober 2010 Quelle: USDA (Hrsg.): Oilseeds World Market and Trade, verschiedene Jahrgänge 2500 Sojaöl Sonnenblumenöl Palmöl Rapsöl Kokosnussöl 2000 US $ / Tonne * Sojaöl: Dutch, FOB; ex mill; Sonnenblumenöl: EU FOB NW Euro Ports; Palmöl: Malaysia FOB; Rapsöl: Rotterdam, Dutch, ex mill; Kokosnussöl: Rotterdam CIF Philippines / Indonesia. 2 Bei dem insgesamt geringeren Preis für Palmöl ist zu berücksichtigen, dass er FOB Malaysia notiert wird und nicht wie die anderen Preise FOB Rotterdam bzw. Europäische Häfen. 29

30 Marktanalyse Für Rizinusöl sind keine Preisdaten frei verfügbar. Allerdings stellte die Firma Alberdingk Boley ein Chart zur Verfügung (Abbildung 9), auf dessen Basis wichtige Zusammenhänge dargestellt werden: Die Preise für Rizinusöl sind deutlich höher als die für die übrigen Pflanzenöle. Die derzeitige Entwicklung der Preise deutet darauf hin, das Rizinusöl zumindest kurzfristig nicht substituierbar ist. Der geringe Substituierbarkeit wurde auch in Experteninterviews bestätigt. Im Zusammenhang mit dem insgesamt kleinen Marktvolumen erhöht dies das Risiko von Preisschwankungen auf dem Markt. Darüber hinaus sind ausgehend von den Experteninterviews noch folgende Punkte von Bedeutung: Eine Ausdehnung des Angebotes an Rizinusöl birgt die Gefahr, dass der Markt überversorgt werden kann, so dass sich die in der Vergangenheit zu beobachtenden Preisaufschläge nicht mehr realisieren lassen. Nachfragesteigerungen in den bisherigen Einsatzgebieten werden voraussichtlich moderat ausfallen. Zwar hat der der brasilianische Mineralölkonzern Petrobras (Petrobras 2009) Versuche mit der Verwendung von Rizinus als Grundstoff für die Biodieselherstellung durchgeführt, doch eine wettbewerbsfähige Produktion ist aufgrund der ungünstigen Preisrelationen aktuell nicht möglich und kurzfristig auch nicht wahrscheinlich. Das hohe Preisniveau für Rizinusöl führt dazu, dass nach Alternativen gesucht wird. So wird die Modifikation preisgünstigerer Pflanzenöle vorangetrieben oder nach technischen Verfahren gesucht, die die Verwendung des teuren Rohstoffs unnötig machen Zusammenfassende Beurteilung Ausgehend von den vorliegenden Untersuchungen und basierend auf den geführten Experteninterviews lässt sich hinsichtlich der Entwicklung für die stoffliche Nutzung von Pflanzenölen folgendes ableiten: Grundsätzlich ist zu erwarten, dass der Einsatz pflanzlicher Öle und Fette für die stoffliche Nutzung weiterhin steigt. Eine Ausdehnung der Nachfrage entsteht vor allem bei der Herstellung von Tensiden, Schmierstoffen, Weichmachern bzw. Additiven zur Herstellung von Kunststoffen. Die deutsche chemische Industrie sieht ihre Strategie zur langfristigen Sicherung der Rohstoffbasis in einer Diversifizierung und der Verwendung eines Rohstoffmix (VCI 2010). Es gibt eine Substituierbarkeit zwischen den meisten pflanzlichen Ölen untereinander sowie mit Ölen fossiler Herkunft. Pflanzenöle für die technische Verwendung besitzen jedoch zumeist Eigenschaften, die diese wertvoller machen, weshalb diese teurer gehandelt werden. Bei den stofflich genutzten Pflanzenölen gibt es eine hohe Importabhängigkeit. Die Länder der Tropen und Subtropen besitzen aufgrund der natürlichen Ausstattung (Land, Wasser, Klima) enorme Standortvorteile. Eine Beschaffung findet also auch künftig vor allem über dem Weltmarkt statt (vgl. VCI 2011). Der Einsatz von pflanzlichen Ölen und Fetten in der stofflichen Nutzung hängt von wirtschaftlichen und technischen Faktoren ab. In bestimmten Bereichen wie der Herstellung von Tensiden besitzen Pflanzenöle heute bereits Kostenvorteile und werden in großem Umfang eingesetzt. In anderen Bereichen, wie der Herstellung von Schmierstoffen oder Bio-Kunststoffen sind Pflanzenöle nur bedingt wettbewerbsfähig. Ursächlich sind sowohl die geringen Nachfragemengen wie auch fehlende bzw. noch nicht optimierte Herstellungsverfahren (vgl. Oertel 2007, Theissen 2006). Entsprechend ist die Forschung und Entwicklung in diesen Bereichen zu fördern (VCI 2011). Es bestehen heute bereits Nutzungskonkurrenzen zwischen den verschiedenen Einsatzgebieten wie z.b. die Nutzung von Kokosöl als Grundstoff in der Tensidherstellung und der Verarbeitung zu Biodiesel. Diese Konkurrenzen dürften sich bei steigendem Einsatz in den verschiedenen Nutzungsformen weiter verstärken (VCI 2011). Quantitative Ziele oder Quoten zur Förderung von nachwachsenden Rohstoffen in einzelnen Marktsegmenten führen zu Markt- und Preisverzerrungen und verhindern eine volkswirtschaftlich optimale Nutzung dieser Ressourcen Stärke Die Märkte für Stärke sind auf Basis öffentlich verfügbarer Statistiken weit schlechter erfassbar als die Märkte für Getreide oder Ölsaaten. Die Evaluierung der EU Marktpolitik für Stärke wird in Kürze erscheinen und einen detaillierteren Überblick über den EU Markt für Stärke liefern. Für die Beurteilung der Auswirkungen einer verstärkten stofflichen Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen erscheint es sinnvoll, die zugrunde liegenden Märkte, nämlich den Mais-, den Maniok-, den Kartoffel- und den Weizenmarkt und deren Zusammenhang zum Stärkemarkt zu beschreiben, weil dies die relevanten Rohstoffe für die Stärkeherstellung sind Versorgungssituation Aktuelle Daten über die weltweite Versorgungssituation wurden bei der Recherche zu dieser Studie nicht gefunden. Im Endbericht zur Evaluierung der EU Politik für Stärke und Stärkeprodukte finden sich Angaben zum Weltmarkt im Jahr 2000 (LMC International 2002). Auch wenn die Angaben den aktuellen Stand des Marktes nur unvollkommen widerspiegeln, so lassen sich doch folgende Zusammenhänge herausstellen: Maisstärke hat den bei weitem größten Anteil am Gesamtstärkemarkt. Nur in der EU werden größere Mengen an Kartoffeln zu Stärke verarbeitet. Auch die Erzeugung von Weizenstärke ist stark auf die EU konzentriert. Ungefähr 2/3 der Weizenstärkeproduktion erfolgte im Jahr 2000 in der EU. Andere Rohstoffe (z.b. Maniok) hatten 2000 nur einen Anteil von ca. 5% an der gesamten Weltstärkeerzeugung. 30

31 Abbildung 9: Entwicklung der Preise für Rizinusöl Januar 2003 bis November 2010 Quelle: Alberdingk Boley 2010 Castor Oil ex Tank R dam /2010 incl. trend (duty unpaid) USD/mt unverz. Euro/mt. unverz. Prices in US$+Euro/mt trend Jan trend March Months Tabelle 3: Stärkeerzeugung nach verwendeten Ausgangsmaterialen in der EU, den USA und anderen Ländern (Mio. t) Mais Kartoffeln Weizen Andere Summe EU 3,9 1,8 2,8 0,0 8,5 USA 24,6 0,0 0,3 0,0 24,9 Andere Länder 10,9 0,8 1,1 2,5 15,3 Gesamt 39,4 2,6 4,2 2,5 Quelle: LMC 2002 Möglicherweise ergeben sich aus der neuen Evaluierung der EU Politik für den Stärkesektor aktuellere Daten. Unabhängig davon bleiben die Märkte für die landwirtschaftlichen Rohstoffe Grundlage für die Entwicklung auf dem Markt für Stärke. Die der Stärkeerzeugung innerhalb der EU zugrundeliegenden Rohstoffmärkte sind der Mais-, der Weizen- und der Kartoffelmarkt. Änderungen auf dem Stärkemarkt haben damit unmittelbare Rückwirkungen auf diese Märkte und mittelbare Auswirkungen auf das gesamte Agrarpreisgefüge. 31

32 Marktanalyse Die Stärkeerzeugung und -verwendung innerhalb der EU zeigt Tabelle 4. Tabelle 4: EU Erzeugung und Verbrauch an Stärke (2008, Mio. t) - davon Kartoffelstärke - davon Maisstärke - davon Weizenstärke Stärkeerzeugung Rohstoffverarbeitung - davon Kartoffeln 9,4 Verbrauch 8,8 1,5 4,4 Non Food 3,5 3,5 Papier / Wellpappe 21,6 - davon Mais 7,1 - davon Weizen 4,8 2,2 Sonstige 1,3 7,6 Food 5,3 Auch eine bedeutende Ausweitung der Herstellung von Stärke in der EU würde geringe Auswirkungen auf die EU- und Weltgetreidemärkte haben. Für die zur Stärkeherstellung verwendeten Kartoffeln ist es nicht sinnvoll, den Anteil an der gesamten Kartoffelerzeugung auszuweisen, weil in der EU die Herstellung von Stärke aus Kartoffeln quotiert ist und subventioniert wird. Substitutionsbeziehungen zwischen den Märkten für Stärkekartoffeln und den übrigen Marktsegmenten bestehen deshalb nur eingeschränkt Außenhandelsschutz der EU Für die Beurteilung des Stärkemarktes sind vor allem die politischen Rahmenbedingungen auf den Agrarmärkten von Bedeutung: Der Stärkemarkt in der EU ist durch Zölle von 166 /t für Mais-, Kartoffel- und Maniokstärke sowie von 224 /t für Weizenstärke vor Drittlandsanbietern geschützt. Es besteht ein Einfuhrkontingent für Stärke aus Maniok in Höhe von t zu einem Zollsatz von 66 /t. Auch der Markt für die Rohprodukte der Stärkeherstellung ist durch hohe Zölle abgeschottet. Quelle: Fachverband der Stärkeindustrie 2009 Der in der EU zur Stärkeherstellung verwendete Mais hat einen Anteil von ca. 12 %. Der Anteil an der Welterzeugung beträgt weniger als 1 % (vgl. Tabelle 4 und Tabelle 5). Die entsprechenden Werte liegen für Weizen bei ca. 4 % (Anteil EU Verbrauch) bzw. weniger als 1% (Anteil Weltverbrauch). Tabelle 5: Welt- und EU Verbrauch an Weizen und Mais (2008, Mio. t) Mais Welt 772,2 EU 64,0 Weizen Welt 613,3 Quelle: USDA-FAS EU 116, Stoffliche Nutzung als nachwachsender Rohstoff Die stoffliche Nutzung von Stärke und Zucker sind in Abbildung 10 zusammengefasst. Ausgehend von den dargestellten Mengen und unter Berücksichtigung der Expertengespräche lassen sich folgende Zusammenhänge festhalten: Mit einem Anteil von ca. 2/3 wird der weitaus überwiegende Teil der Stärke im Bereich Papier und Wellpappe eingesetzt. In diesen Bereichen hat der für die Herstellung der Stärke verwendete Grundstoff nur eine untergeordnete Bedeutung. Im Bereich der Fermentation steht Stärke in direkter Konkurrenz zu Zucker. Diese Substitutionsbeziehung hat zur Folge, dass sich das Einsatzverhältnis von Stärke und Zucker nach der jeweiligen Preiswürdigkeit der Rohstoffe richtet. Darüber hinaus hat das hohe Preisniveau in der EU tendenziell dazu geführt, dass sich die entsprechenden Produktionsanlagen in Drittländern befinden. 32

33 Abbildung 10: Stoffliche Nutzung von Zucker und Stärke in Deutschland 2007 Quelle: Carus et al

34 Marktanalyse Preisentwicklung Preise für Stärke werden innerhalb der EU nicht veröffentlicht. Als Anhaltspunkt für die Weltmarktpreisentwicklung können die Notierungen für Maniokstärke in Bangkok gelten (vgl. Abbildung 11). Hierin zeigen sich die starken Schwankungen der Preise auf dem Weltmarkt. Insgesamt steht nach Aussage von Experten die langfristige Preisentwicklung in einem engen Zusammenhang mit den Preisen für die Ausgangsprodukte, also insbesondere mit dem Mais- und Weizenpreis. Die Erzeugerpreise in der EU und in den USA sind in Abbildung 12 vergleichend gegenübergestellt. Hierbei sind vor allem folgende Punkte hervorzuheben: Die Maispreise, also die Preise für das weltweit bedeutendste Rohprodukt für die Stärkeherstellung, sind in der EU höher als auf dem Weltmarkt. Die Maisstärkeerzeugung in der EU ist demnach mit höheren Rohstoffkosten verbunden als die in den USA. Aufgrund der Agrarpolitik der EU haben Mais und Weizen innerhalb der EU ein anderes Preisverhältnis als auf dem Weltmarkt. Legt man die von der FAO veröffentlichten Preise für die EU und die USA zugrunde, so ergibt sich im Zeitraum 1999 bis 2008 innerhalb der EU ein Verhältnis von Weizen- zu Maispreis von 1:1,04, während das entsprechende Verhältnis in den USA 1:0,73 betrug (vgl. Tabelle 6). Dies bedeutet, dass der Weizen im Vergleich zu Mais für die Stärkeherstellung innerhalb der EU eine höhere Wettbewerbsfähigkeit besitzt als auf dem Weltmarkt. Innerhalb der EU wurde bisher die Erzeugung von Kartoffelstärke durch die Agrarpolitik erheblich gefördert. Deshalb ist sie auch in den Bereichen wettbewerbsfähig, in denen sie ohne Unterstützung keinen Preisvorteil besitzt. Normalerweise müsste die Kartoffelstärke teurer sein als die Getreidestärke, da sie höhere Produktionskosten verursacht. Tabelle 6: Verhältnis der Erzeugerpreise von Mais und Weizen in Deutschland und den USA ø Deutschland 1,05 1,03 1,04 1,07 1,14 1,10 0,97 1,20 1,06 0,76 1,04 USA 0,79 0,76 0,76 0,69 0,76 0,65 0,63 0,76 0,69 0,64 0,71 Quelle: FAOSTAT Zusammenfassende Beurteilung Die Entwicklung der stofflichen Nutzung nachwachsender Rohstoffe für den Stärkemarkt wird wie folgt abgeschätzt: Die Nachfrage nach Stärke wird im Bereich der stofflichen Verwertung vor allem durch die Nachfrage der Papier- und Wellpappenherstellung getrieben. Die Steigerungsraten werden von Carus et al. (2010) mit jährlich 3%-5% angegeben. Von großer Bedeutung ist die Entwicklung des Marktes für Biokunststoffe. Bei einem derzeitigen Verbrauch von ca bis t Biokunststoff nehmen Carus et al. in den Szenarien für die Abschätzung der Nachfrage nach stofflich genutzten nachwachsenden Rohstoffen bis zum Jahr 2020 einen Anstieg auf 3 Mio. t unter ungünstigen und 6 Mio. t unter günstigen Rahmenbedingungen an. Dies könnte vor allem wenn diese Entwicklung weltweit stattfindet zu einer erheblichen Zunahme der Nachfrage nach Stärke führen. 3 Allerdings ist zu beachten, dass sich die Erzeugung von Stärke auch kurzfristig ausdehnen lässt und die Marktwirkungen durch Substitutionsprozesse beim Angebot an und der Nachfrage nach Agrarprodukten abgefedert werden. Dies wird durch die Erzeugung von Maisstärke als Ausgangssubstanz für die Herstellung von Ethanol gezeigt. Mögliche Preiswirkungen würden sich dann wiederum auf das gesamte Agrarpreisgefüge auswirken. Wie sich die Erhöhung der Nachfrage nach Stärke auf dem Weltmarkt auswirkt, wird maßgeblich von den Entwicklungen der politischen Rahmenbedingungen innerhalb der EU beeinflusst: Durch die beschlossene Entkopplung der Subventionen von der Erzeugung der Stärkekartoffeln in 2012 ist zu erwarten, dass Kartoffeln für die Stärkeherstellung deutlich an Gewicht verlieren. Bei insgesamt gleichbleibender oder sogar leicht steigender Nachfrage nach Stärke werden sich die Vorteilhaftigkeit und damit auch der Einsatz anderer Rohstoffe erhöhen. Inwieweit sich das Preisverhältnis zwischen Mais und Weizen ändern wird, hängt von den Außenhandelsregelungen ab. Bei einer weitgehenden Liberalisierung der Agrarmärkte ist damit zu rechnen, dass sich dieses Preisverhältnis ändert. Experten gehen davon aus, dass bei einem Preisverhältnis wie in den USA die Weizenstärkeherstellung in der EU in weiten Bereichen nicht wettbewerbsfähig ist. Begründen lässt sich diese Ansicht dadurch, dass in den USA fast die gesamte Stärke aus Mais hergestellt wird. Bei einer Liberalisierung der Agrarmärkte könnte auch Stärke aus Maniok in die EU importiert werden. Bei weitgehender Substituierbarkeit werden mögliche Preisdifferenzierungen dann durch die Qualität der Stärke bestimmt. Bisher ist die EU auf Produktionsverfahren eingestellt, die ohne Maniokstärke auskommen. Allerdings wird die Verwendung von Stärke aus Maniok in vielen Marktsegmenten als unproblematisch eingeschätzt. 3 Aus welcher Gruppe die nachwachsenden Rohstoffe stammen werden, kann noch nicht so genau beurteilt werden. Das hängt von der Art der Biokunststoffe ab. 34

35 Abbildung 11: Preise für Maniokstärke FOB Bangkok Quelle: Thai Tapioka Trade Association US $ / Tonne Abbildung 12: Entwicklung der Erzeugerpreise für Mais und Weizen in Deutschland und den USA Quelle: FAOSTAT 2011 Deutschland Mais USA Mais Deutschland Weizen USA Weizen

36 Marktanalyse Die Möglichkeiten für das Angebot von Stärke aus EU- Drittländer hängt jedoch maßgeblich von der Entwicklung der EU-Handelspolitik ab. Bei einer Abschaffung der EU-Markteintrittsbarrieren wären weniger die derzeitigen Preise innerhalb der EU von Bedeutung, sondern die Weltmarktpreise für die Rohstoffe bzw. für Stärke, die dann den Wettbewerbsrahmen bilden. Tendenziell würde dies marktstabilisierend wirken, wie dies auch auf dem Zuckermarkt nach der letzten Reform der EU-Zuckermarktordnung zu beobachten war: Die Preise für Stärkefrüchte innerhalb der EU würden fallen, die auf dem Weltmarkt tendenziell steigen. Die Preissteigerungen auf dem Weltstärkemarkt würden dann, sofern an die Bauern weitergegeben, zusätzliche Produktionsanreize bieten. Zum anderen würden die Maniok-Produzentenländer wie Thailand und Indien an Wettbewerbsfähigkeit gewinnen und könnten sich neue Märkte erschließen Kautschuk Da sich im Rahmen dieses Projektes eine Studie auf Naturkautschuk bezieht, wird dieses Thema umfassender erläutert. Der Kautschukmarkt wird in der Regel eingeteilt in den Markt für Natur- und für Synthesekautschuk. Hierbei haben die Rohstoffe bzw. deren Mischungsverhältnis einen erheblichen Einfluss auf die Eigenschaften der daraus hergestellten Produkte: Der Naturkautschuk ist gegenüber dem synthetischen deutlich elastischer, während der Synthesekautschuk im Hinblick auf Festigkeit als überlegen gilt. Die Bedeutung der Rohstoffeigenschaften wird allerdings in erheblichem Maße durch den Zusatz von Additiven modifiziert. Tabelle 7: Welterzeugung und Verbrauch an Kautschuk (Tonnen) (1000 Tonnen) Jahr Produktion Verbrauch Versorgungssituation Tabelle 7 zeigt die Entwicklung des Kautschukmarktes im Zeitraum von 1998 bis Aus ihr geht hervor, dass der Weltmarkt für Naturkautschuk stärker wächst als der Gesamtmarkt. Natur- Kautschuk Synth. Kautschuk Gesamt Natur- Kautschuk Synth. Kautschuk Gesamt % Natur- Kautschuk ,0% ,3% ,4% ,7% ,0% ,2% ,4% ,6% ,3% ,3% ,7% ,4% Quelle: International Rubber Study Group (IRSG) Außenhandelsschutz der EU Für den Kautschukmarkt besteht an den Grenzen der EU kein Außenschutz Stoffliche Nutzung als nachwachsender Rohstoff Naturkautschuk wird ausschließlich als nachwachsender Rohstoff stofflich genutzt, wobei die Herstellung von Reifen ca. 2/3 des Gesamtverbrauchs ausmacht (vgl. Tabelle 8). In Deutschland unterliegt nach Angaben des Wirtschaftsverbandes der deutschen Kautschukindustrie sowohl der Verbrauch an Naturkautschuk als auch der an Synthesekautschuk starken Schwankungen. Die von Carus et al. (2010) veröffentlichten Zahlen unterscheiden sich von denen des Wirtschaftsverbandes der Kautschukindustrie (vgl. Abbildung 13, Seite 36) sind aber in der Größenordnung vergleichbar. Angesichts der deutlichen Verbrauchsunterschiede zwischen den einzelnen Jahren kann der Verbrauch ohnehin nur in großen Schwankungsbreiten angegeben werden. Festzustellen ist, dass im Vergleich zum Weltmarkt der Anteil des Naturkautschukverbrauchs gegenüber dem Gesamtkautschukverbrauch in Deutschland deutlich geringer ist. Während er auf dem Weltmarkt in den letzten Jahren bei ca. 44% liegt, schwankt er in Deutschland zwischen 35% und 40%. 36

37 Tabelle 8: Verbrauch an Kautschuk in Deutschland nach Verwendungsrichtungen (Tonnen) Jahr Naturkautschuk Synthesekautschuk Naturkautschuk Synthesekautschuk Summe für Reifen für Reifen für TEE* für TEE* Quelle: Wirtschaftsverband der deutschen Kautschukindustrie (Hrsg.) * Technische Elastomer-Erzeugnisse Preisentwicklung Die Preise auf dem Kautschukmarkt sind starken Schwankungen unterworfen ebenso wie die Preisrelationen zwischen Naturkautschuk und Palmöl sowie zwischen Naturkautschuk und Leichtöl (Abbildung 14 und Abbildung 15, Seite 37). Die Preisrelationen zwischen Naturkautschuk und Palmöl liegen in etwa bei 3 zu 1, wobei diese Relation ebenfalls größeren Schwankungen unterliegt. Substitutionsmöglichkeiten beim Angebot sind aufgrund der Mehrjährigkeit der Kulturen nur langfristig gegeben. Bezüglich der Relationen zwischen Kautschuk und Rohöl zeigen sich deutlich größere Schwankungen. Offensichtlich sind diese beiden Rohstoffe nur sehr begrenzt substituierbar Zusammenfassende Beurteilung Für die Nachfrage nach Naturkautschuk werden in Zukunft keine besonderen, aus neuen Verwendungsmöglichkeiten abzuleitenden Entwicklungen gesehen. Die Substitutionsmöglichkeiten zwischen synthetischem und natürlichem Kautschuk sind kurzfristig begrenzt. Das Mischungsverhältnis zwischen synthetischem und natürlichem Kautschuk in unterschiedlichen Reifen wird durch die Anforderungen an die Eigenschaften des Gummis bestimmt. Es bedarf z.b. für eine Änderung des Mischungsverhältnisses in Reifen eine komplett neue Rezeptur und damit auch eines neuen Produktes. Dies ist als kurzfristige Reaktion auf Änderungen der Preisverhältnisse kaum möglich. Die Unterschiede im Verbrauch zwischen den Jahren sind vor allem auf die (in den einzelnen Jahren) unterschiedlichen Produkte zurückzuführen. Bei der Neuentwicklung von Produkten wird auf die geeignete Balance zwischen der Produktqualität und den Kosten geachtet. Weil die Verwendung des Naturkautschuks preisintensiv ist, bestehen Bemühungen, den Bedarf an Naturkautschuk in den Reifenmischungen nach Möglichkeit gering zu halten. Bei einer Zunahme des Angebotes an Naturkautschuk würde sich die gegenwärtig (2010) angespannte Preissituation entspannen. Der Markt gilt als aufnahmefähig für eine Ausdehnung der Naturkautschukproduktion. Carus et al. (2010) erwähnen, dass sich Kautschuklöwenzahn als Naturkautschuklieferant derzeit in der Erprobungsphase befindet. Sie weisen darauf hin, dass nach Angaben von Prüfer (2008) mit dieser Pflanze bis zu 10 % des Naturkautschukbedarfs gedeckt werden könnte, insbesondere im Bereich der Hygieneprodukte. Damit würde zumindest in einem Absatzsegment eine alternative Erzeugungsmöglichkeit bestehen, mit der auch kurzfristig auf Preisänderungen reagiert werden könnte. Es gibt also insgesamt eine Reihe von Trends, die gegenläufig sind: Der Anteil von Naturkautschuk an der Gesamtkautschukverwendung ist in den letzten 30 Jahren stetig gestiegen (von rund 40 auf heute 44%). Langfristig sind die verschiedenen Kautschukherkünfte gegeneinander substituierbar. Das heißt, die Preise für Naturkautschuk müssten sich, zumindest langfristig, parallel zu denen von Rohöl entwickeln. Tatsächlich sind die Preise für Naturkautschuk in den vergangenen Jahren vergleichsweise deutlich stärker gestiegen. Es gibt Bemühungen zur Herstellung von Naturkautschuk aus anderen Pflanzen als aus Kautschukbäumen. Diese Alternative, die allerdings frühestens in fünf Jahren zur Verfügung steht und voraussichtlich lediglich in bestimmten Marktsegmenten wie Hygieneartikel bis zu 10% des europäischen Marktes decken könnte, dürfte vor allem kurzfristig entstehende Preissteigerungen abfedern helfen. Aufgrund dieser zum Teil gegenläufigen Entwicklungen ist eine Abschätzung der Marktentwicklung sehr schwierig. Geht man von einer ähnlichen Entwicklung des Weltkautschukmarktes wie in den letzten 10 Jahren aus, dann ergeben sich im Durchschnitt Nachfragesteigerungen von jährlich rund 3-4%. Die auch im Vergleich zu Rohöl kräftigen Preissteigerungen der letzten Jahre dürften eher eine Verlangsamung der Nachfrageentwicklung zur Folge haben. 37

38 Marktanalyse Abbildung 13: Stoffliche Nutzung von Naturkautschuk in Deutschland Quelle: Carus et al

39 Abbildung 14: Entwicklung der Preise für Naturkautschuk, Palmöl und Leichtöl Januar 1986 November 2010* Quelle: International Monetary Fund US $ /Tonne Naturkautschuk Palmoil Crude Oil * Description: Rubber: No.1 Rubber Smoked Sheet, FOB Malaysian/Singapore Palm oil: Malaysia Palm Oil Futures (first contract forward) 4-5 percent FFA Crude oil (petroleum): simple average of three spot prices; Dated Brent, West Texas Intermediate, and the Dubai Fateh. Abbildung 15: Entwicklung der Preisrelationen Naturkautschuk / Palmöl und Naturkautschuk / Leichtöl, Quelle: International Monetary Fund Naturkautschuk / Palmoil Naturkautschuk / Crude Oil 39

40 Marktanalyse Naturfasern Abbildung 16 zeigt die stoffliche Nutzung von Naturfasern in Deutschland. Die aus den Naturfasern hergestellten Produkte lassen sich einteilen in Non wovens, das sind vor allem Formpressteile, die Naturfasern enthalten, Spezialpapiere, Naturfaserverstärkte Kunststoffe sowie Flachs- und Hanfdämmstoffe. Das Marktvolumen beträgt ca t. Wovens, das sind Garne, Gewebe, Gewirke und Textilien als Bekleidungs-, Heim-, oder technische Textilien. Das Gewicht der entsprechenden Produkte wird mit ca t angegeben. Im Bereich der Non wovens haben Baumwollfasern, Reißbaumwolle und -abfälle den größten Anteil. Der überwiegende Anteil wird in der Automobil- ( t) und der Papierindustrie ( t) verwendet. Andere Bereiche haben keine mengenmäßige Bedeutung. Der Import von Garnen, Geweben und Gewirken beläuft sich auf knapp 10% der Einfuhr von Textilien. Naturfasern aus Garnen, Geweben und Gewirken werden damit hauptsächlich als fertige Produkte nach Deutschland eingeführt, wobei Baumwolle mit über 90% den größten Anteil hat. Der Import von Jute teilt sich auf in Jutegarne (2.125 t) und Jutegewebe (8.000 t), ca t Flachs- und Jutetextililen sowie t an sonstigen Flachs- und Jutewaren. Hierbei werden Jutegarne vornehmlich als Trägermaterial in der Linoleumproduktion verwendet, die Kategorie Jutewaren erfasst vor allem Jutebeutel (2.600 t). Jute hat damit in der Gruppe der importierten Gewebe zwar einen hohen Anteil. Gemessen am Gesamtnettoaußenhandel (Garne, Gewebe und Textilien) spielt es aber nur eine geringe Rolle. Als Markttrend sehen Carus et al. (2010) eine Zunahme vor allem in der Automobilindustrie. Mögliche Entwicklungen in den anderen Bereichen werden nicht kommentiert. Für technische Einsatzzwecke eignen sich praktisch alle Bastfasern. Dies bietet für die Anwender eine gewisse Liefersicherheit, da Bastfasern in der ganzen Welt angebaut werden und Ernteausfälle so sehr gut ausgeglichen werden können. Für die Produzenten bedeutet dies aber einen globalen Wettbewerb. Da Bastfasern hauptsächlich in Asien angebaut werden, und dort die Produktionsbedingungen (klimatische Verhältnisse und Anbaukosten) günstiger sind, ist ein wirtschaftlicher Anbau in Westeuropa kaum möglich (Menrad et al. 2006) Förderung Die stoffliche Nutzung nachwachsender Rohstoffe wird zurzeit nur in Teilbereichen gefördert, die für die Gesamtmenge der stofflich genutzten, nachwachsenden Rohstoffe kaum eine Bedeutung haben (vgl. Tabelle 9). Tabelle 9: Genutzte Förderinstrumente für stoffliche Produktlinien ( ) EU-Verarbeitungsbeihilfe für Hanf und Flachs Befreiung der Biokunststoffe von der Rücknahmepflicht gemäß 16 der Verpackungsverordnung Markteinführungsprogramm Naturfaserdämmstoffe Markteinführungsprogramm für Bioschmierstoffe Quelle: Carus et al Zeitraum der Förderung WJ 2001/02 bis WJ 2011/ bis Förderung in /t Ertrag in t/ha Förderung in / ha 90 (Hanf und Flachs- Kurzfasern) ca bis /t Fasern bzw. 35 /m3 Dämmstoffe ca. 1,5 (Hanffasern) ca. 2-6 t PLA (aus Weizen, Mais oder Zuckerrüben) ca. 1,5 (Hanffasern) ca ca bis 2008 Förderung der Erstausrüstung und Umrüstung von Maschinen und biogene Schmierstoffe in Form eines nicht rückzahlbaren Zuschusses; Umrechnung auf Förderung je Stoffstrom oder Hektar nicht ohne weiteres möglich. 4 Das Wirtschaftsjahr (WJ) währt vom 1.7. bis zum

41 Abbildung 16: Stoffliche Nutzung von Naturfasern in Deutschland Quelle: Carus et al

42 Fallstudien Transport der Ölfrüchte Yotsawin Kukeawkasem 3.1 Palmkernölproduktion in Indonesien und Malaysia Zusammenfassung Indonesien und Malaysia haben beide im letzten Jahrzehnt eine rasante wirtschaftliche Entwicklung vollzogen. In Indonesien betrug das jährliche Wirtschaftswachstum in den vergangenen Jahren rund 6% und selbst in 2009 noch 4,5%, trotz weltweiter Finanz- und Wirtschaftskrise. Heute (2010) beträgt das BIP pro Kopf USD (PPP). Malaysia zählt zu den Ländern mit einer pro-kopf-wirtschaftsleistung von USD (PPP) zu den Ländern mit mittlerem Einkommen. Das wirtschaftliche Wachstum, in den letzten Jahren zwischen 4 und 5% liegend, ist aufgrund der stärkeren Verflechtung mit der Weltwirtschaft und der Exportabhängigkeit im Jahre 2009 eingebrochen und um 1,7% zurückgegangen. Die Bedeutung des landwirtschaftlichen Sektors ist in beiden Ländern stark zurückgegangen. Sein Beitrag beläuft sich in Malaysia nur noch auf 8,2%, wobei 14% der Arbeitskräfte in der Landwirtschaft beschäftigt sind, in Indonesien beträgt der Beitrag zum BIP noch fast 14%, dennoch ist dieser Sektor ausgesprochen wichtig: Noch 41% aller Beschäftigten finden ihr Einkommen in der Landwirtschaft. Die Landwirtschaft ist traditionell in beiden Ländern eher kleinbäuerlich strukturiert. Mit dem hohen Bevölkerungswachstum in Indonesien von über 1% sinkt die Farmgröße ständig und liegt in dem bevölkerungsreichen Java bereits unter 0,5 ha je Farm. Anders ist jedoch der Plantagenanbau von Ölpalmen organisiert und strukturiert. In beiden Ländern wurde die Ausdehnung des Ölpalmanbaus massiv gefördert. Dabei wurde durch spezielle Programme (NES, FELDA) zum einen auf kleine Betriebe gesetzt. Ein massiver Ausbau findet aber auch durch die Vergabe von Konzessionen an Großbetriebe statt. In Indonesien besitzen private und staatliche Großbetriebe über die Hälfte aller Ölpalmpflanzungen mit einem Anbau im industriellen Maßstab. In Malaysia dominieren ebenfalls Großbetriebe. Stärker verbreitet als in Indonesien sind die abhängigen Kleinbauern, die im Umfeld von staatlichen oder privaten Großbetrieben auf 2-3 ha Ölpalmen anbauen. In Indonesien hat sich die Anbaufläche in den letzten 20 Jahren verzehnfacht und wird heute auf über 8 Millionen ha geschätzt. Die mit Abstand wichtigste Kultur ist jedoch immer noch Reis, der auf rund 12 Millionen ha angebaut wird. Zwar sind in Indonesien noch 95 Millionen ha von Wald bedeckt, doch mit einer jährlichen Entwaldung von 2 Millionen ha ist die Entwaldungsrate so hoch wie in keinem anderen Land. In dem wesentlich kleineren Nachbarstaat Malaysia sind bereits über 4 Millionen ha, das ist über die Hälfte der landwirtschaftlich genutzten Fläche Malaysias, mit Ölpalmen bepflanzt. Hier hat die Förderung von cash crops eine längere Tradition. Malaysia setzte bereits Ende der 60er Jahre auf den Anbau von Ölpalmen und Naturkautschuk. Ergebnis ist, dass der Reisanbau mit ha zwar noch zu den bedeutsamen Kulturen zählt, jedoch Naturkautschuk und vor allem Ölpalmen wesentlich wichtiger sind. Landrechte in beiden Ländern sind unübersichtlich. Es existieren verschiedene Landrechtssysteme nebeneinander und Konflikte um Land sind nicht selten. Insbesondere indigene Gemeinschaften werden zu Opfern, wenn von ihnen extensiv genutzte Land- oder Waldflächen für die Plantagenwirtschaft erschlossen werden. Palmkernöl wird aus den Kernen der Ölpalmfrüchte gewonnen. Primäres Ziel des Anbaus von Ölpalmen ist die Herstellung von Palmöl; nur ein Teil der Palmkerne wird heute genutzt, um Palmkernöl zu gewinnen. Seine aufwändige Herstellung macht den Rohstoff teurer als Palmöl. Es wird vor allem in der chemischen Industrie eingesetzt und konkurriert vor allem mit Kokosöl. Die Entwicklung der Anbaufläche von Ölpalmen richtet sich nach der Nachfrageentwicklung von Palmöl und nicht von Palmkernöl. Hier spielt vor allem die Nachfrageentwicklung in der EU eine Rolle. Mit dem Beimischungszwang wird künstlich eine große, preisunabhängige Nachfrage nach preiswerten pflanzlichen Ölen wie Palmöl geschaffen. Eine Nachfragesteigerung bei Palmkernöl wäre problemlos zu bedienen. Hauptabnehmerländer für Palmkernöl sind vor allem die asiatischen Länder Indien, China und Pakistan; erst dann folgen EU und die USA. Die ökonomische Situation von Ölpalmbauern unterscheidet sich sehr stark und hängt entscheidend vom Plantagenmanagement ab. In Malaysia erzielen unabhängige Bauern im Durchschnitt deutlich höhere Erträge (16-17t/ha) als in Indonesien und dementsprechend auch höhere Deckungsbeiträge. In Indonesien liegen diese bei nur t/ha. Im industriellen Anbau liegen die Erträge sogar bei über 20 t/ ha. Es spielen hier zahlreiche Faktoren wie Zugang zu Kredit, Dünge- und Pflanzenschutzmittel, Sortenwahl, Alter der Plantage etc. eine Rolle. Entscheidend sind auch die Kennt- 42

43 nisse der Bauern. In Malaysia scheinen Bauern mehr von Beratung und den Erfahrungen auf industriellen Plantagen zu profitieren als in Indonesien. Kritisch hinsichtlich der Einkommenssituation bei Ölpalmbauern ist zu sehen, dass der Preis und dementsprechend auch das daraus resultierende Einkommen sehr stark schwanken und außerdem die Ölpalmbauern sich bei Anlage einer Ölpalmplantage zunächst verschulden müssen. Dennoch ist davon auszugehen, dass Ölpalmbauern bei dem aktuell hohen Preisniveau finanziell besser dastehen als viele ihrer Kollegen, und zwar insbesondere die unabhängigen Kleinbauern, die stärker an den Preisentwicklungen auf dem Weltmarkt teilnehmen. Beide Länder sind Nahrungsmittelimportländer. Doch scheint die Ausdehnung des Ölpalmanbaus weniger zu Lasten des Reisanbaus gegangen zu sein. Hunger und Unterernährung dürften in Malaysia vor allem eine Frage der Kaufkraft sein. Hier scheint die Ausdehnung des Ölpalmanbaus zu einem Rückgang ländlicher Armut beigetragen zu haben, und somit zu einer Verbesserung der Versorgungslage mit Nahrungsmitteln. In Indonesien ist dies nicht so einfach zu sagen: Hier findet sich Hunger und Unterernährung auch in Gebieten, in denen der Anbau von Ölpalmen stark gefördert wurde, wie auf Sumatra. Dies liegt vielleicht auch daran, dass Kleinbauern in Indonesien deutlich geringere Erträge erwirtschaften als in Malaysia, und der Zugang zu Kredit, Inputs etc. nicht oder nur eingeschränkt vorhanden ist. Auch die Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln in entlegenen Gebieten kann eine Rolle spielen. Die massive Ausdehnung des Ölpalmanbaus hatte fatale Auswirkungen auf die Umwelt: In beiden Ländern erfolgte die Ausdehnung des Ölpalmanbaus zu einem großen Teil auf Urwaldflächen, zum Teil wurden sogar Wälder auf den kohlenstoffreichen Sumpfmooren abgeholzt, um Holz einzuschlagen und anschließend Land für den Ölpalmanbau zu gewinnen, mit den entsprechend negativen Auswirkungen auf Biodiversität und Treibhausgasbilanz. Der Anbau von Ölpalmen erfolgt verglichen mit dem Anbau anderer tropischer Kulturen intensiv, insbesondere bei industriellen Anbauverfahren, doch hängt das Ausmaß der Emissionen von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln stark vom Plantagenmanagement ab. Bei Rodung von Wäldern für den Anbau von Ölpalmen ist der Boden zunächst einer hohen Erosionsgefahr ausgesetzt. Es ist noch zu früh, um eine Bewertung der Auswirkungen von Nachhaltigkeitsinitiativen wie dem Roundtable on Sustainable Palm Oil Production auf Umwelt und Ökonomie in Indonesien und Malaysia vornehmen zu können. Doch es handelt sich um ein schnell wachsendes Marktsegment: 3 Jahre nach Einführung des Standards sind bereits 9% der Weltpalmölproduktion gemäß RSPO zertifiziert; davon stellen Malaysia und Indonesien fast 90% bereit. Die Nachfrage, im europäischen Raum stark wachsend, hinkt der Produktion hinterher und entscheidend für die weitere Entwicklung wird sein, inwieweit auch die Hauptabnehmerländer Indien und China auf zertifiziertes Palmöl umsteigen Vorbemerkung Die vorliegende Analyse der Palmkernölproduktion beruht im Wesentlichen auf die Betrachtung der Palmölproduktion. Beide Öle werden aus den Früchten der Ölpalme (Elaeis guineensis) gewonnen, das Palmöl aus dem Fruchtfleisch und das Palmkernöl aus den Kernen der Ölfrüchte. Ölpalmen werden vorwiegend zur Gewinnung von Palmöl angebaut. Nur ein Teil der Kerne wird weiter verarbeitet, um das Palmkernöl zu gewinnen. Ob Palmkernöl gewonnen wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab, vor allem auch von der Produktionsstruktur, vom Marktzugang und vom Vorhandensein der erforderlichen Infrastruktur. Palmöl wird vor allem als Nahrungsmittel, in den letzten Jahren zunehmend auch als Rohstoff für die Biodieselherstellung verwendet. Palmkernöl zählt wie das Kokosöl zu den Laurinölen und wird zumeist in der chemischen Industrie (Herstellung von Tensiden) eingesetzt. Das Potential zur Herstellung von Palmkernöl ist heute noch nicht erschöpft. Bei weitem nicht die Gesamtmenge der Palmkerne wird extrahiert. Aufgrund der aufwändigeren Extraktion ist Palmkernöl teurer als Palmöl. Ein Anstieg der Nachfrage dürfte, in begrenztem Maße, zu weiteren Preissteigerungen führen, und damit den Anreiz zur Extraktion des Palmkernöls erhöhen. In begrenztem Maße deshalb, weil Palmkernöl durch andere Öle wie z.b. Kokosöl relativ leicht zu ersetzen ist. Aufgrund der Substituierbarkeit stehen die Preise für fast alle Öle und Fette in einem engen Zusammenhang. Da das Potential zur Gewinnung von Palmkernöl noch nicht erschöpft ist, hat eine Steigerung der Nachfrage nur sehr begrenzte Auswirkungen auf das Anbauschema, auf die ökonomische Situation der Produzenten sowie auf die Umweltsituation. Von Bedeutung hierfür ist vielmehr die Nachfrageentwicklung nach Palmöl Länderinformationen Allgemeines Indonesien und Malaysia sind mit rund 85% der Weltproduktion die Hauptproduzentenländer von Palmöl wie auch von Palmkernöl (USDA-FAS). Der indonesische Archipel besitzt eine Gesamtfläche von 192 Millionen Hektar und ca. 242 Millionen Einwohner (Juli 2010). Im Durchschnitt wohnen also ca. 126 Einwohner je km 2. Doch ist der Bevölkerungsdruck sehr ungleich verteilt. Die Hauptinsel Java gehört mit einer Bevölkerungsdichte von über Einwohnern je km2 weltweit zu den weltweit am dichtesten besiedelten Gegenden, während Sumatra, wo die Hauptanbaugebiete der Ölpalme liegen, mit 106 Einwohnern je km2 relativ dünn besiedelt ist. Das BIP pro Kopf ist in Indonesien stark gewachsen und betrug im Jahre USD (PPP) (CIA World Factbook Indonesia). Ca. die Hälfte der Bevölkerung lebt auf dem Lande. Der Agrarsektor hat in den vergangenen Jahren stark an Bedeutung verloren und trägt nur noch 14% zum BIP bei. Doch 43

44 Fallstudien es verdienen immer noch rund 41% aller Beschäftigten ihren Lebensunterhalt mit der Landwirtschaft. Der Export von Palmöl und Palmölprodukte trägt mit 1,8% zum BIP bei. Von den 190 Millionen ha Landesfläche werden ca. 48 Millionen ha landwirtschaftlich genutzt, davon 11 Millionen ha als Weiden und 37 Millionen ackerbaulich. Einen starken Anstieg hat im letzten Jahrzehnt der Anbau von Ölpalmen erlebt. Heute sind bereits rund 8 Millionen ha mit Ölpalmen bepflanzt, also fast ein Viertel der gesamten ackerbaulich genutzten Fläche. 95 Millionen ha sind als Wald ausgewiesen (FAOSTAT 2011); die jährliche Entwaldungsrate beträgt ca. 2 Millionen ha. Abbildung 17 verdeutlicht den Anstieg der Anbauflächen für Ölpalmen. Zwar spielt der Anbau von Reis mit 12,1 Millionen ha in Indonesien mit Abstand die größte Rolle, doch wächst der Ölpalmanbau stark und gewinnt schnell an Bedeutung (USDA 2010b; FAOSTAT 2011) Der Nachbarstaat Malaysia hat eine Bevölkerung von ca. 28 Millionen auf einer Fläche von 33 Millionen ha. Die Bevölkerungsdichte ist mit ca. 85 Einwohnern je km2 geringer als die von Indonesien. Mit einer Wirtschaftsleistung von USD pro-kopf (PPP) zählt Malaysia zu den Ländern mit mittlerem Einkommen. Der Beitrag des Agrarsektors zum BIP beträgt nur noch 8,2%; immerhin noch 14% der Bevölkerung verdient ihr Einkommen in der Landwirtschaft (CIA World Factbook Malaysia). Ca. 8 Millionen ha werden landwirtschaftlich genutzt, rund 21 Millionen ha sind bewaldet. Von den landwirtschaftlich genutzten Flächen sind 0,3 Millionen ha Weiden. 7,6 Millionen ha werden ackerbaulich genutzt (incl. Dauerkulturen). Von diesen sind 4,1 Millionen ha, also über 50%, mit Ölpalmen bepflanzt. Der Export von Ölpalmprodukten trägt 5,2% zum BIP bei, allerdings ist die Exportwirtschaft weiter diversifiziert als in Indonesien und die Abhängigkeit vom Agrarsektor insgesamt deutlich geringer Nutzungsrechte Der größte Teil der ländlichen Bevölkerung Indonesiens bewirtschaftet und nutzt ihr Land bzw. auch forstliche Ressourcen auf der Basis von traditionellen Landrechten (adat). Obwohl sie keine den gesetzlichen Anforderungen gemäßen verbrieften Urkunden besitzen, fühlen sie sich als die rechtmäßigen Eigentümer der von ihnen bewirtschafteten und/ oder genutzten Flächen. Dies funktioniert, solange keine Nutzungskonflikte mit staatlichen Interessen auftreten. In diesen Fällen, so klagen zahlreiche NRO, versagt das System der traditionellen Nutzungsrechte und viele Bauern haben, gerade vor dem Hintergrund des Ölpalmbooms, ihr Land verloren. Hinsichtlich der Landrechte für Frauen gibt es große Unterschiede zwischen den verschiedenen Regionen und Ethnien Indonesiens. Grundsätzlich unterstreicht der Civil Code die Gleichberechtigung von Frauen und Männern. Frauen besitzen demnach die vollen Rechte auch hinsichtlich des Besitzes und Zugangs zu Land. Obwohl sich in Sumatra sogar noch traditionelle Rechtssysteme erhalten haben, welche Frauen bei der Erbschaft von Land begünstigen, zeigt eine Studie der FAO, dass im allgemeinen das patriarchale System dominiert, welches den Zugang zu Land für Frauen auch heute noch begrenzt (OECD 2010a). In Malaysia wurden 1965 die zahlreichen unterschiedlichen Rechtssysteme der verschiedenen Provinzen, bis auf denen in den Provinzen Sabah und Sarawak (Borneo), vereinheitlicht und durch ein einziges staatliches Landrechtssystem (Land Code) ersetzt (FAO 2010e). Obwohl in Sabah und Sarawak traditionelle Gewohnheitsrechte gesetzlich anerkannt wurden, gibt es dennoch häufig Landkonflikte, und in Sarawak wurden die Landrechte der indigenen Bevölkerung sukzessive eingeschränkt. Frauen besitzen in Malaysia dieselben Rechte wie Männer, darauf wird auch beim Landbesitz Wert gelegt. Während der Ehe erworbener Grundbesitz wird bei einer Trennung zu gleichen Teilen aufgeteilt (OECD 2010b) Landnutzung Beide Länder liegen in den inneren Tropen in unmittelbarer Nähe zum Äquator und sind gekennzeichnet durch eine ausgeprägte Trocken- und Regenzeit. In den Niederungen fallen ca bis mm Niederschlag, in den Höhenlagen bis zu mm. In Malaysia sowie den indonesischen Inseln Sumatra und Borneo ist das vorherrschende Landnutzungssystem geprägt von Agroforstwirtschaft, in den Küstenregionen von Sumatra sowie auf Java dominiert der Reisanbau (FAO 2001). Ölpalmen finden sich im indonesischen Archipel vorwiegend auf Sumatra, doch in den letzten Jahren werden auch auf Borneo (Kalimantan) zunehmend Ölpalmplantagen angelegt. Auch Malaysia hat den Ölpalmanbau auf Borneo stark gefördert, so dass sich heute der Anbau fast gleichmäßig zwischen der Hauptinsel und Borneo verteilt Landverteilung Landrechte sind in Indonesien sehr ungleich verteilt. Gemäß den Erhebungen landwirtschaftlicher Zählungen ist der Anteil von kleinen Betrieben (< 0,5 ha) beständig gestiegen, und zwar vom 48,5% im Jahr 1993 auf 56,5% im Jahr Ursache ist vor allem das Bevölkerungswachstums von ca. 1% jährlich. Dies führt dementsprechend auch zu einer Abnahme der durchschnittlich bewirtschafteten Fläche. Betrug sie im Inselarchipel (Java ausgenommen) im Jahr 1995 noch 1,49 ha, so waren es im Jahr 2007 nur noch 1,35 ha, auf Java ist die Situation deutlich extremer. Hier ist die durchschnittlich bewirtschaftete Fläche überwiegend Reisanbau- im gleichen Zeitraum von 0,49 auf 0,36 ha gesunken (Sudar anto 2009). Auf der anderen Seite findet die Implementierung von Ölpalmplantagen durch große, zum Teil internationale Gesellschaften statt, die Konzessionen im großen Stil erwerben, wie z.b. PT AAL. Der Gesellschaft gehören 56 Ölpalmplantagen mit einer Fläche von ha und Konzessionen für Flächen im Umfang von insgesamt ha: ha 44

45 Abbildung 17: Anbaufläche von Ölpalmen, Reis und Naturkautschuk (in ha) in Indonesien Quelle: FAOSTAT Oil Palm Rice, Paddy Natural rubber Abbildung 18: Anbaufläche von Ölpalmen, Reis und Naturkautschuk (in ha) in Malaysia Quelle: FAOSTAT Oil Palm Rice, Paddy Natural Rubber 45

46 Fallstudien in Sumatra, ha in Kalimantan und ha in Papua-Neuguinea (Wakker 2005). Über 56% der Ölpalmplantagen Indonesiens befinden sich in der Hand großer Gesellschaften (USDA-FAS 2009). Für Malaysia liegen keine Daten über die Verteilung bzw. auch über die durchschnittlich bewirtschaftete Fläche eines (Klein-)Bauern vor Produktüberblick Palmöl- und Palmkernölproduktion Palmöl wird aus dem Fruchtfleisch der Ölpalmfrüchte gewonnen. Für eine gute Qualität ist es wichtig, dass die Fruchtstände (Fresh palm Fruit Bunches, FFB) innerhalb von 24 Stunden nach der Ernte zur Ölmühle gebracht werden. Bereits nach Stunden setzen biologische Abbauprozesse ein, die zur Bildung von freien Fettsäuren führen, die für die technische Verwendung von Nachteil sind. Daher werden die Früchte, einmal in der Fabrik angekommen, umgehend weiter verarbeitet und ausgepresst. Während die Extraktion von Palmöl mit einfachen Mühlen erfolgt, erfordert die Extraktion des Palmkernöls, welches aus den Kernen der Ölfrüchte gewonnen wird, einen höheren Aufwand. Die Palmölkerne müssen zunächst von Fasern befreit und gereinigt werden, bevor sie auf ca. 8% Feuchtigkeitsgehalt getrocknet werden. Anschließend werden die Kerne gemahlen und gepresst. Der Rückstand, das Palmkernmehl, wird aufgrund seines hohen Eiweißgehaltes vor allem als Tierfutter verwendet. Die Verarbeitung der Palmölkerne ist weniger zeitkritisch als die Palmölextraktion. Indonesien und Malaysia sind die wichtigsten Anbauländer der Ölpalme. Sie produzierten im Jahr % der Weltproduktion von Palmöl und 76% der Weltproduktion von Palmkernöl, davon Indonesien 40% und Malaysia 36% (FAOSTAT 2011). Die Hauptanbaugebiete von Ölpalmen liegen in Indonesien in Nord- und Zentralsumatra mit über 80% und in Kalimantan (Borneo) mit 17% der Produktionsflächen. In Malaysia verteilen sich die Anbauflächen mittlerweile gleichmäßig auf die malaysische Halbinsel und Borneo. 29% der Flächen liegen in den beiden Provinzen Sabah und Sarawak (Borneo). Der Anbau von Ölpalmen wurde in beiden Ländern im vergangenen Jahrzehnt massiv gefördert und ausgebaut, und zwar sowohl der großflächige Plantagenanbau als auch der Anbau durch Kleinbauern. Hier spielt vor allem die Zuweisung von Land (Staatseigentum oder Großgrundbesitz) an Kleinbauern eine große Rolle, in Indonesien unter Nucleus- Abbildung 19: Palm- und Palmkernölproduktion in Indonesien und Malaysia ( ), in t Quelle: FAOSTAT , , , , , , , ,0 Palmkernöl Malaysia Palmöl Malaysia Palmöl Indonesien Palmkernöl Indonesien 4.000, ,0 0,

47 Estate-Scheme (NES) bekannt, in Malaysia unter FELDA. Mehr Informationen zu diesen Programmen finden sich in den Kästen auf der folgenden Seite. Neue Flächen wurden sowohl durch Rodung von Regenwald gewonnen als auch durch Umwidmung anderweitig genutzter Ackerfläche, insbesondere von Kautschukplantagen. In Malaysia ist der Ölpalmbestand von 1,7 Millionen ha im Jahr 1990 auf 4,1 Millionen ha in 2006 gestiegen. Das bedeutet, dass über 50% der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche mit Ölpalmen bepflanzt ist (ca. 12% der gesamten Staatsfläche). In Indonesien war die Expansion noch stärker: Waren im Jahr 1990 erst 1,1 Millionen ha mit Ölpalmen bepflanzt, im Jahr ,1 Millionen ha, so waren es im Jahr 2009 bereits 7,5 Millionen ha. Damit liegt das jährliche Wachstum bei über ha (USDA 2010a). Die malaysische Palmölproduktion hat sich im Zeitraum von 1990 bis 2009 fast verdreifacht. Laut FAOSTAT gab es in dem genannten Zeitraum einen Anstieg von 6,1 Millionen t auf 17,6 Millionen t. Das anvisierte Ziel von 18,1 Millionen t konnte aufgrund hoher Niederschläge auf Borneo (Sabah und Sarawak) sowie der Abwanderung indonesischer Arbeitskräfte nicht erreicht werden. Daneben wurden im Jahr 2009 Jahr ca. 2,1 Millionen t Palmkernöl produziert. Indonesien hat gemäß FAOSTAT seine Palmölproduktion im selben Zeitraum fast verzehnfacht, und zwar von 2,4 Millionen t (1990) auf 21,5 Millionen t (2009). Die Palmkernölproduktion lag im Jahr 2009 bei rund 2,3 Millionen t, entspricht 40% der Weltproduktion. FELDA: Die malaysische Regierung hat eine Reihe unterschiedlicher Programme zur Förderung des kleinbäuerlichen Anbaus von Ölpalmen aufgelegt. Das größte unter diesen Programmen läuft unter der Federal Land Development Authority (FELDA). Gegründet im Jahr 1956 hatte sie den Auftrag, die Landwirtschaft zu entwickeln und Siedler zu unterstützen. Bis heute wurden im Rahmen des FELDA-Systems ca ha urbar gemacht; ca landlose Familien haben eine neue Existenz erhalten. Von der Gesamtfläche waren im Jahr 2002 ca ha mit Ölpalmen bepflanzt. FELDA ist vor allem auf der Hauptinsel aktiv, nicht in den Provinzen Sabah und Sarawak in Ost-Malaysia. Das FELDA-System wurde über die Jahre hinweg mehrfach neuen strategischen Ausrichtungen gemäß angepasst. In der ersten Phase wurden die neuen Siedlungen als Kooperativen gegründet: Landlose Bauern erhielten die Gelegenheit, neu gewonnene Flächen landwirtschaftlich zu nutzen (je Familie 4 ha). Außerdem wurde ihnen ein Haus mit Garten in neu angelegten Siedlungen zugewiesen. Die Bauern erhielten allerdings keine eigenen Flächen, sondern jeder Bauer erhielt zu gleichen Teilen Rechte an der Gesamtheit der zur Verfügung gestellten Flächen. Die Rolle von FELDA war es, die komplette Infrastruktur anzulegen und bereitzustellen. Dazu zählten neben Straßen und sonstiger physischer Infrastruktur auch Beratungsleistungen, Kredite, landwirtschaftliche Inputs wie Dünger, Saatgut und Pestizide. Außerdem kümmerte sich FELDA um die Vermarktung. Gefördert wurde in der ersten Phase in erster Linie der Anbau von Naturkautschuk. In der zweiten Phase in den 60er und 70er Jahren ging es dann vor allem um eine Diversifizierung der Landwirtschaft; jetzt stand der Anbau von Ölpalmen im Vordergrund. Außerdem wurde, aufgrund von Trittbrettfahren, das Blocksystem mit Einheiten von je 80 ha eingeführt. Jeweils 20 Bauern erhielten die Verantwortung für die Bewirtschaftung von je 4 ha. Daneben verfügte jeder Block über 1,5 ha für den Eigenbedarf. Mit dieser Systemänderung sollte der Abwesenheit und Nichtbewirtschaftung, also dem Trittbrettfahrertum, ebenso entgegen gewirkt werden wie der Unterverpachtung an illegal arbeitende indonesische Arbeiter. Jeder Bauer war verantwortlich für den Transport der FFB s vom Feld bis zur Straße. Der Weitertransport zur Ölmühle wurde durch den Block organisiert und finanziert, der Verkaufserlös gleichmäßig an die jeweiligen Bauern verteilt. In einer weiteren Phase konnten die Bauern, sofern sie ihre Schulden vollständig zurückgezahlt hatten, Eigentumsrechte an der von ihnen bewirtschafteten Fläche erwerben (dauert in der Regel mindestens 15 Jahre). Sie hatten dann die Möglichkeit, aus dem Blocksystem auszuscheiden und unabhängig zu sein, oder im Blocksystem zu verbleiben. Die meisten Bauern sind im Blocksystem geblieben, da es an alternativen Strukturen (Ölmühlen, Zugang zu landwirtschaftlichen Inputs) mangelte. In den 90er Jahren stellte FELDA den wirtschaftlichen Erfolg in den Mittelpunkt und weniger die soziale Aufgabe. Neues Land wurde erschlossen und Plantagen angelegt, auf denen Landlose als Arbeiter angestellt wurden, zu ähnlichen Bedingungen wie auf privaten Plantagen. Viele dieser Arbeiter sind Migranten. FELDA betreibt heute (Stand: 2006) 72 Ölmühlen und 7 Ölraffinerien. Während ihr Ursprung im landwirtschaftlichen Sektor liegt, ist FELDA heute auch in anderen Wirtschaftsbereichen tätig. Sie besitzt z.b. auch Anteile an großen malaysischen Banken wie an der Maybank. 47

48 Fallstudien Nucleus Estates and Smallholder (NES): In den 70er Jahren begann die indonesische Regierung staatliche Farmen (Nucleus) zu nutzen, um landlose Familien auf angrenzenden, ungenutzten Flächen anzusiedeln, um die Produktion von Naturkautschuk, Palmöl und Kokosnuss zu steigern und um die Landwirtschaft und den ländlichen Raum zu entwickeln.. Diese Programme wurden von der indonesischen Regierung und der Weltbank finanziert. Im Rahmen dieser Programme wurden unter der Führung der DGE (Directorate General of Estates) staatliche Farmen (nucleus estates) ausgewählt, die im Auftrag der Regierung Buschland im Umfeld der Farm (plasma) urbar machen und technische und finanzielle Unterstützung leisten sollten, um landlose Familien anzusiedeln. Die Staatsfarmen erhielten öffentliche Mittel, um Land zu roden, Infrastruktur und Häuser für die Siedler zu errichten. Außerdem schafften sie Arbeitsplätze, legten die Pflanzungen an und unterhielten diese bis zur Erntereife. Dabei fungierten die Siedler in der Anfangsphase als Angestellte auf den Staatsfarmen. Nach drei bis vier Jahren, wenn sie geeignet erschienen, als Bauer und Siedler das Land selbständig zu bewirtschaften, erhielten die Siedler volle Eigentumsrechte (Landtitel) an ihren Flächen. Dabei handelte es sich in der Regel um 2 ha Ölpalmen und 1 ha für die Nahrungsmittelproduktion. Die Siedler wurden nun angehalten, die für die Bewirtschaftung erforderlichen finanziellen Mittel bei der (ehemaligen) Staatsbank Bank Rakyat Indonesia zu beschaffen. Die NES-Projekte wurden als integraler Teil des transmigrasi-programmes verstanden, der Umsiedlung von Menschen der dicht besiedelten Inseln (vor allem Java) in dünn besiedelte Gegenden. Diese Projekte wurden und werden durchaus auch kritisch gesehen. Insgesamt wurden dadurch ca ha für neue Siedler bereitgestellt. Das Verhältnis von Nucleus zu Plasma war ursprünglich 20 zu 80, änderte sich im Laufe der Zeit zugunsten der Nucleusfarmen (40:60). NES-Programme wurden immer wieder aufgelegt, waren jedoch nicht so erfolgreich wie erhofft. In einem Audit der NES-Programme IV, V und VI, durchgeführt im Jahr 1986/87 von der Weltbank, stellt diese eine lange Liste von Mängeln zusammen, woraus nur einige zitiert werden sollen: Implementierung dauerte länger als geplant, Zielgruppen waren schlecht informiert, Jungpflanzen waren von schlechter Qualität und die Plantagen schlecht gemanagt. Erträge waren unterdurchschnittlich, der Anbau von Nahrungsmitteln schlug völlig fehl wurde das Programm im Rahmen der Dezentralisierungspolitik der Regierung eingestellt. Trotz der Kritikpunkte der Weltbank wird berichtet, dass Siedler auf erntereifen Plantagen ein gutes Einkommen erwirtschaften (2005). Allerdings gibt es noch immer ungelöste Landkonflikte. Oft waren die urbar gemachten Wälder durch indigene Gemeinschaften genutzt und traditionelle Landnutzungsrechte (adat) ignoriert worden. Verwendung findet Palmöl vor allem in der Nahrungsmittelindustrie (ca. 80%); es wird aber auch zur Herstellung von Seifen und Kerzen verwendet. Erst seit einem Jahrzehnt hat die Verarbeitung nicht unwesentlicher Mengen Palmöl zu Biodiesel begonnen und mittlerweile relevante Ausmaße angenommen. Auf 5-10% der Weltproduktion wird die Verwendung von Palmöl als Energieressource mittlerweile geschätzt. Palmkernöl gehört wie das Kokosnussöl zu den Laurinölen und wird vor allem in der chemischen Industrie eingesetzt, hier vor allem zur Herstellung von Tensiden, sowie in der Kosmetikindustrie (siehe Kap. II Marktanalyse) Produktionssysteme Der Palmölanbau erfolgt in beiden Ländern überwiegend in Plantagenwirtschaft. Der Anteil kleinbäuerlicher Landwirtschaft (nur unabhängige Bauern) am Anbau von Ölpalmen liegt in Indonesien bei ca. 42% der Fläche, in Malaysia nur noch bei 14% der Fläche. Allerdings gibt es in beiden Ländern noch die sogenannten abhängigen oder, je nach Sichtweise, unterstützten Kleinbauern, die im Rahmen von FELDA oder NES oder ähnlichen Programmen, Flächen im Umkreis von Plantagen bewirtschaften. In Indonesien fallen darunter rund weitere ha, die von ca Kleinbauern bewirtschaftet werden. Beteiligt an diesem Programm war in Indonesien (NES) vor allem die Privatwirtschaft, wohingegen in Malaysia das FELDA-System vor allem in Zusammenarbeit mit den staatlichen Farmen etabliert wurde. In den Jahren 2000 bis 2008 wuchs in Indonesien die Anbaufläche um weitere 2 Millionen ha, das entspricht 44% der gesamten Palmölfläche (USDA 2009), und zwar nicht mehr im Rahmen der NES-Programme, sondern durch unabhängige Kleinbauern. Sie besitzen noch immer eine große Bedeutung in der indonesischen Palmölproduktion (Nakajima et al. 2010). Die Durchschnittsgröße der von (allen) Kleinbauern bewirtschafteten Farmen in Indonesien liegt zwischen 2 und 3 ha. 48

49 Tabelle 10: Produktionsstruktur des Ölpalmanbaus in Indonesien (2008) Fläche Anzahl Anzahl Plantagen Gesamt (in ha) im Durchschnitt (in ha) Anteil (in %) Privatunternehmen ,49 Staatsunternehmen ,10 Sonstige ,42 Insgesamt Quelle: Daten basieren auf Rahman et al. 2008b und USDA-FAS 2009 Es lassen sich also in beiden Ländern zwei Typen von Kleinbauern unterscheiden: zum einen die unabhängigen, und zum anderen die organisierten Kleinbauern, die sich in der Statistik (vgl. Tabelle 10) bei den Plantagen wiederfinden. Während in Malaysia die organisierten Kleinbauern etwas 45,4 % der Plantagenflächen ausmachen, sind dies in Indonesien nur 22,4 % (Vermeulen und Goad 2006). Diese Bauern haben den Vorteil, dass sie das Risiko, z.b. einer schlechten Ernte, mit der Gesellschaft teilen, auf der anderen Seite sind sie weniger flexibel und können ihr Land nicht nutzen wie sie wollen. Preise sind für sie festgelegt, was bei steigenden Preisen von Nachteil, bei fallenden Preisen von Vorteil ist. Die abhängigen Kleinbauern stellen in der Praxis eher Vertragsbauern dar, auch wenn die Beziehung nicht immer in der Form eines Vertrags dargestellt ist. In einigen Studien wird berichtet, dass Konflikte zwischen den Gesellschaften und den abhängigen Kleinbauern entstehen, da abhängige Kleinbauern versuchen, von steigenden Preisen für CPO zu profitieren indem sie an andere Ölmühlen verkaufen, obwohl sie anderweitige Verpflichtungen eingegangen sind (Jelsma et al. 2009, Sheil et al. 2009). Unabhängige Kleinbauern müssen ihre Einnahmen zwar nicht teilen, aber tragen auch das volle Risiko wie z. B. Diebstahl oder schlechte Ernte (Vermeulen und Goad 2006) bzw. das Risiko von Preisschwankungen. Die meisten der kleinbäuerlichen Ölpalmpflanzungen befinden sich in den nördlichen und zentralen Provinzen auf der östlichen Seite von Sumatra (Riau, Nordsumatra und Jambi). Tabelle 11: Produktionsstruktur des Ölpalmanbaus in Malaysia (2006) Stärkeerzeugung Gesamt (in ha) Anteil (in %) Privatunternehmen ,5 Staatsunternehmen ,6 Unabh. Kleinbauern ,9 Insgesamt ,0 Quelle: Daten basieren auf Rahman et al. 2008b; USDA-FAS 2009 Für Malaysia liegen leider nicht so detaillierte Daten vor wie für Indonesien. Es gibt ca unabhängige Kleinbauern, die Ölpalmen anbauen. Die Durchschnittsfläche dieser Bauern liegt bei 3,3 ha. Dazu kommen noch ca Kleinbauern im Umfeld der FELDA und ähnlicher Systeme, die im Durchschnitt ca. 3 ha bewirtschaften. Daneben werden im Rahmen des FELDA-Systems ha von staatlichen Farmen bewirtschaftet. Der Privatsektor ist mit einem Anteil von 59,5% an der bewirtschafteten Fläche deutlich stärker engagiert als in Indonesien. In Malaysia lassen sich bei den Ölpalmplantagen drei verschiedenen Typen von Eigentümern unterscheiden (Teoh 2000): 1. Gesellschaften, die im Wesentlichen von einer staatlichen Immobiliengesellschaft, nämlich der Permodalan Nasional Berhad (PNB, National Equity Corporation), kontrolliert werden. 2. Unternehmen im Besitz privater malaysischen Gesellschaften 3. Unternehmen im Besitz von ausländischen Gesellschaften. Da das FELDA-System in der Hand der staatlichen Gesellschaft liegt, ist der staatliche Einfluss auf die gesamte Entwicklung des Ölpalmsektors entsprechend groß. In Indonesien spielt der Staat keine so dominierende Rolle, zumal auch die NES-Schemata in privater Hand liegen Anbausysteme Der kleinbäuerliche Anbau von Ölpalmen findet häufig in Mischkultur mit anderen Feldfrüchten statt. Dies gilt zumindest für die unabhängigen Kleinbauern, die darüber versuchen, ihre Sicherheit bezüglich der Versorgung mit Nahrungsmitteln zu erhöhen. Es liegen jedoch kaum Informationen darüber vor, welche Feldfrüchte hier vor allem angebaut werden. Wichtig ist der Ertrag anderer Früchte vor allem in den ersten drei bis vier Jahren, wenn die Ölpalmen noch keine Früchte tragen. Erst nach 8-10 Jahren verbessert sich die Situation für die Bauern deutlich, wenn nämlich die Ölpalmen ihre volle Ertragsfähigkeit erreicht haben. Abhängige Kleinbauern dürfen in der Regel auf den für Ölpalmen bestimmten Flächen keine anderen Feldfrüchte anbauen. Sie sind angewiesen auf die Bereitstellung speziell für den Anbau von Nahrungsmitteln bestimmter Flächen. 49

50 Fallstudien Der Anbau von Ölpalmen in Indonesien und Malaysia erfolgt im Vergleich zum Anbau anderer tropischer Kulturen intensiv und geht mit einem hohen Einsatz von Düngemitteln einher und beträgt. lt. FAO in Indonesien im Durchschnitt 242 kg (FAO 2002b). Damit ist die Düngeintensität fast vergleichbar mit dem Anbau von Raps in Westeuropa, allerdings ist zu beachten, dass der Ölertrag von Ölpalmen bei dieser Intensität dreimal so hoch ist wie der von Raps. Für Malaysia liegen Daten über den gesamten Düngemitteleinsatz je Kultur vor (vgl. Tabelle 12). Sie zeigt, dass der Gesamteinsatz von N, P und K im Ölpalmanbau mit Abstand der größte ist. Dies ist insofern nicht überraschend, als dass Ölpalmen in Malaysia die größte Anbaufläche besitzen. Doch wenn man den Düngemittelverbrauch auf die Fläche bezieht, bestätigt sich der Eindruck: Keine Kultur wird so intensiv gedüngt wie Ölpalmen. Während im Jahre 2002 die Anbaufläche von Ölpalmen ca. 5-mal so groß wie die von Reis ist (lt. FAOSTAT ha Ölpalmen gegenüber ha Reis), ist der Einsatz von N-Dünger 7-mal so groß, von Phosphat 20-mal so groß und der von Kali sogar mehr als 40-mal so hoch. 5 Demgegenüber nimmt sich der Düngemitteleinsatz im Kautschukanbau relativ bescheiden aus; mit ha war die Anbaufläche im Jahr 2002 fast doppelt so groß wie die von Reis (FAOSTAT 2011), doch ist der Düngemitteleinsatz sogar absolut meist niedriger (außer bei Kali). Zusätzlich werden im Ölpalmenanbau oft auch noch die abgeernteten Fruchtstände als organischer Dünger eingesetzt (FAO 2005a). Neben der Gesamtgabe ist auch das Düngemanagement (Verteilung und Anzahl der Düngegaben) entscheidend für die ökonomische und ökologische Bewertung, da bei den hohen Niederschlägen und den örtlichen Böden die Gefahr der Auswaschung sehr groß ist. Tabelle 12: Summe an verwendeten Düngemitteln je Kultur in Malaysia N ( 000 tonnes) P 2 O 5 ( 000 tonnes) K 2 O ( 000 tonnes) Crop Rubber Oil-palm Paddy Coconut Cocoa Tabacco Quelle: FAO (2004). Im großflächigen Plantagenanbau werden Ölpalmen in der Regel als Monokultur angepflanzt. In beiden Ländern liegen die Erträge in Großplantagen bei ca. 21 t/ha, das sind 2 bis 11 t mehr als im kleinbäuerlichen Anbau (Vermeulen und Goad 2006). Zurückgeführt wird dies vor allem auf den höheren Düngemitteleinsatz (FAO 2002b) Vertikale Integration Generell ist der Sektor in beiden Ländern gekennzeichnet durch eine starke vertikale Integration. Dies hängt vor allem mit der Notwendigkeit zusammen, die frischen Ölfrüchte schnell zu verarbeiten. Abhängige Kleinbauern beliefern ihre nucleus estate mit den FFB, wohingegen unabhängige Kleinbauern grundsätzlich frei in der Wahl ihrer Abnehmer sind, jedoch aufgrund der Notwendigkeit der schnellen Verarbeitung, und häufig auch aufgrund von Abhängigkeitsverhältnissen zu Händlern, stark eingeschränkt sind, so dass diese Freiheit in der Realität nicht zum Tragen kommt. Dies führt zu einer geringen Verhandlungsmacht gegenüber Zwischenhändlern oder Ölmühlen und zu einer relativ geringen Transmission von Weltmarktpreisen auf das lokale Preisniveau. In Indonesien wird ein spezielles Preisfindungssystem praktiziert, was die Unabhängigkeit vom Weltmarktpreis weiter verstärkt: Auf den nationalen Märkten legt der Staat in Zusammenarbeit mit den großen Palmölproduzenten den Preis fest. Unabhängig davon sind für den Kleinbauern die Preise der Ölmühlen bzw. Zwischenhändler relevant. Neben der fehlenden Marktmacht werden die Kleinbauern auch noch durch eine geringe Markttransparenz (für FFBs) benachteiligt (Friends of the Earth 2008, Maryadi und Mulyada 2004). Die Betreiber von Ölmühlen sind meist auch im Anbau von Ölpalmen involviert. Das heißt, sie produzieren zum einen selber FFB, zum anderen werden sie von Kleinbauern damit beliefert (IIED 2004). In Indonesien unterhalten 421 aller privaten Ölpalmplantagenbesitzer gleichzeitig auch eine Ölmühle. Davon befinden sich 349 (83%) auf Sumatra, 57 (14%) in Kalimantan sowie einige wenige auf Sulawesi und Papua-Neuguinea. Die räumliche Verteilung der Ölmühlen folgt damit exakt der Verteilung der Anbauflächen. Diese Vielzahl an Ölmühlen täuscht über die oligopolistischen Strukturen hinweg. Die Gesamtheit der Ölmühlen wird nämlich durch wenige häufig internationale Konzerne beherrscht (Van Gelder 2004). Zu den wichtigsten Akteuren zählen PT Astra Agro Lestari (Singapur), PT Smart tbk (Indonesien), PT Tunas Baru Indonesia (Indonesien), PT Bakrie Sumatera Plantations Tbk (Indonesien), Musim Mas Group (Indonesien), Sime Darby Bhd. sowie Wilmar International Limited (Singapur). Wilmar ist weltweit der größte Palmölhersteller und kontrolliert im gesamten südostasiati- 5 Der relativ hohe Einsatz von Phosphat und Kali rührt vor allem daher, dass durch den in den Tropen oft niedrigen ph-wert Kali und Phosphor im Boden relativ stark gebunden sind. 50

51 schen Raum rund ha Ölpalmplantagen. Außerdem ist Wilmar zum weltweit größten Hersteller von Biodiesel aufgestiegen. Daneben sind noch einige malaysische Unternehmensgruppen von Bedeutung wie die private Johor-Gruppe und die staatliche Perkebunana Nusantara Gruppe. Malaysia und Indonesien unterscheiden sich deutlich hinsichtlich der Verarbeitungstiefe: Malaysia hat eine Steuer auf den Export von unverarbeitetem Palmöl in Höhe von 10% eingeführt und die oleochemische Industrie gefördert. Dies hat dazu geführt, dass heute ein Großteil des Palmöls im Land weiterverarbeitet wird (Raffinieren, Fraktionieren, oleochemische Verarbeitung) und erst dann exportiert wird. Dahingegen exportiert Indonesien überwiegend unverarbeitetes Palm- und Palmkernöl. Der Anteil des Exports von nicht raffiniertem Palmöl ist in den letzten Jahren sogar noch gestiegen. Dies führt dazu, dass Malaysia im Vergleich zu seinem Nachbarn einen größeren Anteil an der Wertschöpfung realisiert (Susila 2004). Nichtsdestotrotz gibt es auch in Indonesien einige bedeutsame Unternehmen in der Palmölindustrie. Dazu zählen vor allem die indonesische Musim Mas Gruppe sowie die Wilmar Gruppe (Singapur). In Malaysia liegt die Verarbeitung vor allem in den Händen des öffentlichen Sektors. Dieser unterhält in Malaysia 72 Ölmühlen, 7 Palmöl-Raffinierien, 6 Palmkernölproduktionsanlagen sowie 2 Margarinefabriken und darüber hinaus noch weitere Anlagen in China und Ägypten. Der Konzentrationsgrad im Sektor ist sehr hoch. 18 dieser Gesellschaften kontrollieren bereits 75% des Exports von verarbeitetem Palmöl (in 2002, aktuellere Zahlen leider nicht verfügbar). Bedeutende Unternehmen sind, neben FELDA, die staatliche Sime Darby sowie die privaten Kuala Lumpur Kepong Bhd., Ngo Chew Hong Oils & Fats sowie die Pan-Century Edible Oils Sdn. Bhd. Für die Palmkernölproduktion gibt es in Malaysia 44 Extraktionsanlagen/Ölmühlen (überwiegend klein- und mittelständische Unternehmen), die damit die Ölraffinerien bzw. direkt die chemische Industrie beliefern. Während Produktion, Extraktion und Verarbeitung im Sektor durch eine hohe vertikale Integration sowie Konzentration gekennzeichnet sind, ist der Export noch zersplittert und liegt in den Händen vieler Akteure. Vier verschiedene Typen von Exporteuren lassen sich identifizieren: a) Europäische Tochterunternehmen von indonesischen und malaysischen Firmen b) Handelsgesellschaften, die mit großen Palmölraffinerien assoziiert sind, wie z.b. Cargill. c) Große europäische Unternehmen, die in der Nahrungs mittelindustrie sowie in der kosmetischen und chemischen Industrie tätig sind wie z.b. Unilever. d) Sowie unabhängige Handelshäuser, die europäische Raffinerien beliefern, denen diese Beziehungen fehlen. Frisch geerntete Ölfrüchte Yotsawin Kukeawkasem Nicht integriert ist die Produktion von Jungpflanzen, die von unabhängigen Baumschulen produziert und entweder direkt oder per Zwischenhandel an die Plantagen geliefert werden Sozio-ökonomische Analyse Mikroökonomische Analyse a) Kleinbauern Eine Abschätzung der wirtschaftlichen Lage von Ölpalmbauern ist relativ schwierig. Der Ertrag einer Pflanzung hängt nicht nur von natürlichen Faktoren wie Bodenqualität und Niederschlag bzw. Niederschlagsverteilung ab, sondern vor allem auch von Knowhow und Management, vom Zugang zu Dünge- und Pflanzenschutzmitteln wie auch zu gutem Pflanzmaterial. Dies in Verbindung mit dem Management von Ernte und Transport führt zu großen Abweichungen bezüglich des Deckungsbeitrags von Ölpalmen. Betrachtet man den Ertrag im Verhältnis zur Betriebsgröße, stellt man ebenfalls sehr große Unterschiede fest: Während der Durchschnittsertrag von kleinen Parzellen (< 2 ha) bei nur 10 t/ha liegt, beträgt er bei Parzellen > 10 ha rund 17 t/ ha. Diverse Studien belegen diese Produktivitätsunterschiede zwischen Kleinbauern mit entsprechenden Auswirkungen auf das erwirtschaftete Einkommen (Zen et al 2005). Vergleicht man die Gruppe von Ölpalmbauern mit Nicht- Ölpalmbauern sind die Ergebnisse nicht eindeutig: Während Sheil et al. (2009) zu dem Ergebnis kommt, dass das Nettoeinkommen von Ölpalm-Kleinbauern ca. siebenmal so groß ist wie das anderer Subsistenzfarmer, kommt Wakker (2004) zu dem Schluss, dass andere Feldfrüchte ohne weitere Spezifikation ein höheres Einkommen ermöglichen. Kritisch wird häufig gesehen, dass Kleinbauern sich im Rahmen der Anlage der Ölpalmplantage stark verschulden. In den ersten 3-4 Jahren erzielen sie noch kein Einkommen mit Ölpalmen und anschließend zahlen sie Jahre ihren Kredit zurück, häufig 30% des mit den Ölpalmen erwirtschafteten Einkommens. Nach Jahren benötigen sie dann den nächsten Kredit für die Erneuerung der Ölpalmplantage. Doch ist zu bedenken, dass dies auch für die Anlage anderer Dauerkulturen gilt; bei Kautschukbäumen werden die ersten Erträge sogar erst nach 7-8 Jahren erzielt. 51

52 Fallstudien Weiterhin wird von Seiten einiger NRO kritisiert, dass es wenig Transparenz bezüglich der Schuldensituation gibt: Kleinbauern kennen oft gar nicht ihre Schuldenlast, noch weniger wie diese kalkuliert ist und wann der Kredit zurückgezahlt sein wird. Für Indonesien gibt es wenig verfügbare Literatur mit ökonomischen Analysen des Anbaus von Ölpalmen bzw. der Verarbeitung seiner Früchte. Vermeulen und Goad (2006) zeigen auf, dass diejenigen unabhängigen Bauern einen höheren Ertrag erzielen, die vorher als Arbeiter auf einer Plantage beschäftigt waren. Dies ist ein Indiz, dass Erfahrung und Ausbildung einen wesentlichen Einfluss auf das erfolgreiche Management einer Plantage besitzen und dass hierin noch ein Potential zur Ertragssteigerung liegt. Rahman (2008b) zeigt in einer Studie für Malaysia den starken Anstieg der Produktionskosten, die sich von 1998 bis 2008 versiebenfacht haben. Verantwortlich dafür ist vor allem der starke Anstieg der Düngemittelpreise. Die Preise für FFB folgen im Wesentlichen der Entwicklung für Palmöl auf dem Weltmarkt und unterliegen ähnlichen Schwankungen. Die Preise für CPO sind im vergangenen Jahrzehnt kontinuierlich gestiegen bis Ende 2008, wo sie aufgrund der Finanz- und Wirtschaftskrise zusammengebrochen sind. Seitdem erleben sie allerdings erneut einen deutlichen Anstieg und haben zu Beginn des Jahres 2011 wieder das Niveau von Mitte 2008 erreicht. Im Rahmen dieser Studie, durchgeführt in allen Provinzen Malaysias, kommen Rahman et al. zu folgenden ökonomischen Ergebnissen für den Ölpalmanbau von Kleinbauern im Jahr 2007: Der Ertrag von FFB schwankt sehr stark, und zwar zwischen 8,9 und 38,4 t/ha mit einem Durchschnitt von 18,8 t/ha 6. Die Regressionsanalyse zeigt die verschiedenen Einflussfaktoren für den Ertrag auf. Darunter sind neben dem Einsatz von Düngemitteln, der den stärksten Einfluss auf den Ertrag hat, die Gesamtgröße der Pflanzung und das Alter der Ölpalmen. Einen wesentlichen Kostenbestandteil bilden die Arbeitskosten mit einem Anteil von ca. 30% der Kosten. Den größten Teil, nämlich über 2/3 der gesamten Arbeitskosten machen die Kosten für das Ernten und Sammeln der Früchte aus. Größter Kostenfaktor insgesamt bildet der Kauf von Düngemittel, der 37,4% der variablen Produktionskosten ausmacht. Weiterhin fallen nicht unerhebliche Kosten für den Transport (ca. 21% der Gesamtkosten) sowie für den Einkauf von Herbiziden (10%) an. Tabelle 13: Deckungsbeitragsrechnung je t und je ja Ölpalmanbau von unabhängigen Kleinbauern in Malaysia (2007) A Input Kosten je t (in RM*) C Deckungsbeitrag 439, ,80 Quelle: Rahman et al. 2008b; MPOB Kosten/ha/ Jahr (in RM) Arbeit 51,05 959,92 Transport 35,00 658,70 Düngemittel 61, ,00 Herbizide 17,25 324, Gesamt 165, ,30 B Output Erlös je t Erlös/ha/Jahr FFBs 605, ,10 * 1 RM = 0.31 US-$ Gesamt 605, ,10 Bei der Betrachtung dieser Daten sind die großen Schwankungen nicht nur der Preise sondern auch innerhalb der Gruppe von Kleinbauern zu berücksichtigen. Für die Gewinnermittlung sind weiterhin die Fixkosten wie die Kosten für die Anlage der Plantage sowie für Maschinen noch zu berücksichtigen. Nichtsdestotrotz kommen Rahman et al. (2008b) zu dem Ergebnis, dass die Gruppe der unabhängigen Kleinbauern aufgrund des Ölpalmanbaus ihr Einkommen im Durchschnitt verdoppeln konnten, trotz der oft ineffizienten Wirtschaftsweise. Im Vergleich zu den unabhängigen Kleinbauern stellt sich die Situation der abhängigen Kleinbauer, also der Bauern im Vertragsanbau, oft besser dar, so Vermeulen et al. (2006). Nicht nur wirtschaften sie effizienter aufgrund von besserer Beratung und des besseren Zugangs zu Inputs, auch ist ihr Risiko bezüglich des Transports und der Abnahme durch Ölmühlen im Vergleich zu den unabhängigen Bauern niedriger. So wurde aus Indonesien berichtet, dass die Ölmühlen die abhängigen Bauern in der Warteschlange gegenüber den unabhängigen Bauern bevorzugt behandeln. Dennoch scheinen unabhängige Bauern stärker von den steigenden Weltmarktpreisen zu profitieren als abhängige Bauern. Darauf deutet auch der jüngste Anstieg des Anteils unabhängiger Kleinbauern hin. 6 Mit einem Durchschnittsertrag von t/ha für die Gruppe der unabhängigen Kleinbauern kommen Ismail et al. (2003) zu ähnlichen Ergebnissen. 52

53 Abhängige Kleinbauern in Indonesien besitzen den Nachteil, dass sie die Ölpalmpflanzungen nicht für andere Zwecke verwenden dürfen. In Malaysia profitieren die Kleinbauern, und zwar sowohl unabhängige wie auch abhängige Kleinbauern der FELDA-Plantagen vom nationalen Programm Malaysias zur Erhöhung des Selbstversorgungsgrades an Nahrungsmitteln, indem sie z.b. Rindvieh auf den Ölpalmflächen weiden lassen. Alternativ zu Ölpalmen ließen sich die Flächen auch anders nutzen, entweder mit einjährigen Kulturen wie Reis oder Mais oder auch durch andere mehrjährige Kulturen. Vor allem stellt der Anbau von Kautschuk eine Alternative dar. Neben der Tatsache, dass der Anbau von Kautschuk auch auf kleineren Flächen bereits rentabel möglich ist, besitzt der Anbau von Kautschuk gegenüber dem Anbau von Ölpalmen einige Vorteile: Transport der Früchte ist einfacher, vor allem nicht so zeitkritisch; Auswahl zwischen verschiedenen Aufkäufern ist größer, mit der Konsequenz, dass der Preis in der Regel gerechter ist. Der Anbau von Kautschuk besitzt jedoch auch Nachteile: Zum einen erfolgt die erste Ernte erst nach 7-8 Jahren, so dass eine längere Zeit überbrückt werden muss und zum anderen erfolgt die Kautschukernte ausschließlich während der Trockenzeit, während Ölpalmen das ganze Jahr über abgeerntet werden können und damit ein laufendes Einkommen generieren. Für die Anbauentscheidung spielt natürlich auch eine Rolle, wie die künftige Preisentwicklung eingeschätzt wird. Es gibt also viele Einflussfaktoren. Doch bei all den Faktoren scheint nicht zuletzt die Förderpolitik einen ganz entscheidenden Einfluss zu haben. Nur aufgrund der intensiven Förderung konnte es in beiden Ländern zu diesem sprunghaften Anstieg der Anbaufläche von Ölpalmen kommen, sei es auf Kosten von Regenwäldern, sei es auf Kosten von Kautschukpflanzungen. b) Plantagenwirtschaft Wie bereits gesagt, gibt es große Unterschiede in den Ölpalmerträgen zwischen Kleinbauern und Plantagenbesitzern. Im Durchschnitt beider Länder liegen die Erträge von Plantagen bei ca. 21 t/ha. Das sind also 2 bzw. 11 t/ha mehr als der von Kleinbauern erwirtschaftete Ertrag mit den entsprechenden Auswirkungen auf die Rentabilität des Anbaus. Für das Jahr 2005 kommen Berechnungen zu dem Ergebnis, dass der Gewinn je ha Ölpalmen von Plantagenbesitzern mit ca. 705 USD ca. doppelt so hoch ist wie der von unabhängigen Kleinbauern. Die Auswirkungen von Plantagenarbeit auf das Einkommen der ländlichen Bevölkerung werden sehr unterschiedlich dargestellt und objektive Informationen sind kaum erhältlich. Während NGOs (Wakker 2004, Schott 2009) beschreiben, dass die Löhne unter dem Mindesteinkommen liegen, beschreiben andere (Zen et al. 2005) die Möglichkeit zur Beschaffung eines sicheren Einkommens. Unstrittig ist die Tatsache, dass vor allem in Malaysia Migranten aus anderen südostasiatischen Ländern einen großen Anteil der Arbeiter auf den Ölpalmplantagen darstellen (ca. 40%). Die Mehrheit stammt aus Indonesien, aber es finden sich vermehrt auch Arbeiter aus Bangladesch und den Philippinen. c) Verarbeitungssektor Zahlen über die Rentabilität der Verarbeitung von Ölpalmfrüchten zu Palmöl und zu Palmkernöl liegen nicht vor. Die hohen Investitionskosten für die Verarbeitung stellen eine hohe Hürde dar, was zu einer entsprechenden Konzentration im Sektor geführt hat. Internationale Konzerne gewinnen hier zunehmend an Bedeutung Makroökonomische Analysen Gesamtwirtschaftlich gesehen besitzen Produktion und Export von Palm- und Palmkernöl sowie deren Derivate für Indonesien und Malaysia eine große Bedeutung. Die Einnahmen aus dem Export dieser Produkte betrugen in 2009 in Malaysia ca. 9,5 Milliarden USD (6,4% der Gesamtexporteinnahmen) und in Indonesien ca. 10,5 Milliarden USD (entspricht 8,8% der Gesamtexporteinnahmen). Doch ist die Entwicklung in beiden Ländern sehr unterschiedlich verlaufen. Während der Anteil von Palmöl an den Exporteinnahmen stetig gewachsen ist (von 0,9% in 1979), ist der Anteil in Malaysia von 9,6% in 1979 auf 4,8% in 2003 gesunken und erst in den letzten Jahren wieder angestiegen. Dies belegt den höheren Diversifizierungsgrad der malaysischen Exportwirtschaft. Lediglich innerhalb der Agrarwirtschaft spielen Palmöl und deren Derivate eine überdurchschnittliche Rolle: Hier liegt der Anteil der Exporteinnahmen bei fast 50%. Dagegen wächst die Abhängigkeit Indonesiens von Palmöl beständig. Aufgrund der in den letzten Jahren stark expandierenden Ölpalmflächen wird zudem in den nächsten Jahren noch mit einer stark wachsenden Palmölproduktion gerechnet. In 2014 soll die Palmölproduktion bereits 27,9 Millionen t betragen. Damit einhergehend steigt das Potential für die Palmkernölproduktion. Unter den Exportländern spielen die asiatischen Länder wie China, Indien und Pakistan eine große Rolle, aber auch die Europäische Union und USA sind bedeutende Abnehmer von Palm- und Palmkernöl. 53

54 Fallstudien Tabelle 14: Hauptexportländer Malaysias von Palm- und Palmkernöl (2008), in t Palmöl Palmkernöl China Pakistan Niederlande USA Indien Japan Benin Ukraine Iran Ägypten Quelle: FAOSTAT 2011 Tabelle 15: Hauptexportländer Indonesiens für Palm und Palmkernöl (2008), in t Palmöl Palmkernöl Indien China Niederlande Malaysia wenngleich kritisiert wird, dass weniger realisiert als versprochen wurde und dass Straßen schlecht unterhalten werden Nahrungsmittelsicherheit Indonesien ist Selbstversorger bei den wichtigsten Grundnahrungsmitteln: SVG bei Reis 96%, bei Maniok und anderen Knollenfrüchten sogar >100%. Die Reisproduktion steigt zunehmend mit zunehmender Bedeutung für die ASEAN- Länder (ASEAN). Dies führt auch zu einer abnehmenden Importabhängigkeit von Reis (Suryana 2009). Bei anderen Nahrungsmitteln ist die Importabhängigkeit jedoch deutlich größer, wie bei Sojabohnen (61,8%), Milch (97,7%) und Zucker (47,7%). Die wichtigsten Herkunftsländer sind die USA für Sojabohnen, Neuseeland für Milch und Thailand für Zucker (UNESCAP 2008). Die indonesische Regierung plant, bis zum Jahre 2015 Selbstversorger von Sojabohnen zu sein (Suryana 2008; Rusastra et al. 2008). Unabhängig vom Selbstversorgungsgrad gibt es einige Regionen, in denen Hunger weit verbreitet ist. Dazu gehören vor allem große Teile Javas (Zentral- und Ostjava) wie auch der Südosten Sumatras (Jambi und Südsumatra). Abbildung 20: Zentren von Nahrungsmittelunsicherheit in Indonesien Singapur Bangladesch Ägypten Italien Pakistan Deutschland Jambi & South Sumatra Yogyakarta, East & Central Java Quelle: FAOSTAT 2011 Quelle: FAO 2010b; Rusastra et al Der Palmölsektor hat in beiden Ländern enorme Beschäftigungseffekte. In Indonesien sind direkt mit dem Anbau und der Verarbeitung von Palmöl ca. 1,5 bis 2 Millionen beschäftigt, indirekt hängen von diesem Sektor ca. 5-6 Millionen Menschen ab mit weiter steigender Tendenz (Goenadi 2008). Die indonesische Regierung rechnet in den nächsten Jahren durch den rasant wachsenden Biodieselsektor mit der Entstehung weiterer 3,5 Millionen Jobs. In Malaysia wird geschätzt, dass im Jahre 2004 ca. 5% des gesamten Arbeitskräftepotentials, also ca Menschen, im eigentlichen Palmölbereich beschäftigt waren. Neben den Beschäftigungseffekten haben die Schaffung der FELDA bzw. NES-Schemata in Malaysia bzw. Indonesien zu einer deutlichen Verbesserung der Infrastruktur geführt, Obwohl Indonesien einer der wichtigsten Palmölexporteure ist mit einem hohen Grad an Unabhängigkeit von Nahrungsmittelimporten, so war Indonesien dennoch von den Lebensmittelpreissteigerungen im Jahr 2008 stark betroffen. Die Preise für Palmöl verdoppelten sich, und die indonesische Regierung versuchte, die negativen Effekte durch Abschaffung von Verkaufssteuern auf Palmöl und gleichzeitiger Einführung einer 10%igen Exportsteuer auf Palmöl abzumildern. Gleichzeitig wurde eine restriktive Handelspolitik beschritten, einschließlich der Einführung von Zöllen auf Reis. Die Exportsteuer auf Palmöl wurde mittlerweile auf 6% gesenkt. Als weitere Konsequenz aus den extremen Nahrungsmittelpreissteigerungen in 2008 hat Indonesien seine Bemühungen um eine Selbstversorgung bei Reis durch Steuern auf Reis wie auch durch quantitative Beschränkun- 54

55 gen von Importen weiter intensiviert (Oktaviani et al. 2010). Die beschriebenen Preiseffekte haben überproportional stark Bevölkerungsteile mit niedrigem Einkommen betroffen (Kleine und Reinacher 2010). Die arme Bevölkerung lebt überwiegend in ländlichen Gebieten und arbeitet im primären Sektor. Reis- und Palmölbauern sind häufig von Nahrungsmittelunsicherheit betroffen (UN-WFP 2007, Saliem et al. 2001). Rusastra et al. (2008) fasst die Ergebnisse der Analyse von nahrungsmittelunsicheren Haushalten wie folgt zusammen: a) Das durchschnittliche Alter des Haushaltsvorstands beträgt 40 Jahre; b) Das durchschnittliche Bildungsniveau entspricht dem Primarschulniveau; c) Durchschnittliche Haushaltsgröße beträgt 5 Personen; d) Meist kaum Viehhaltung (außer in der Ost-Nusa- Tenggara Region); e) Geringe Größe der bewirtschafteten Fläche; f) Fläche wird dominiert durch Land mit geringem Niederschlag; g) Die Haushalte produzieren vor allem Nahrungsmittel, jedoch in geringem Umfang. Im Nachbarland Malaysia ist der Selbstversorgungsgrad der wichtigsten Nahrungsmittel deutlich geringer und damit die Importabhängigkeit größer. Doch ist auch in Malaysia Nahrungsmittelsicherheit ein wichtiges Thema (Wong 2009). Die malaysische Regierung verfolgt, insbesondere vor dem Hintergrund eines gefallenen SVG von Reis, im Rahmen ihrer Agrarpolitik (Third National Agricultural Policy, ) das Ziel einer Steigerung der Nahrungsmittelproduktion und einer Reduzierung der Abhängigkeit von Nahrungsmittelimporten. Bei Reis sollte der SVG bis zum Jahr 2010 auf 90% angehoben werden (Tey 2010, Murad et al. 2008, Akhir et al. 2009). Immerhin konnte der SVG bei Reis von 70% im Jahr 2000 auf 85% in 2009 erhöht werden. Diese Steigerung wurde vor allem durch Ertragssteigerungen erzielt; die Anbaufläche hat sich in den letzten 10 Jahren kaum verändert. Hauptherkunftsländer für Reis sind Thailand und Vietnam (The Star Online 2011). Da in Malaysia deutlich weniger Menschen unterhalb der Armutsgrenze leben, und die Kaufkraft im Durchschnitt höher ist, sind weniger Menschen als in Indonesien von Hunger betroffen. Von Nahrungsmittelunsicherheit betroffen sind vor allem die 5% der Bevölkerung, deren Einkommen unterhalb der Armutsgrenze liegt. Insbesondere bei starken Lebensmittelpreissteigerungen wie in 2008 oder auch aktuell, hat diese Schicht Schwierigkeiten, sich ausreichend mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Es handelt sich zumeist um eine verarmte ländliche Bevölkerung in entlegenen Gebieten, vor allem in den Provinzen Sabah und Sarawak auf Borneo sowie Terengganu, Kelantan und Kedah auf der malaysischen Halbinsel. Doch auch hier hat der Anbau von cash crops wie Ölpalmen zu einer Reduzierung ländlicher Armut und damit zu einer Verbesserung der Nahrungsmittelsicherheit beigetragen (Akhir 2009). Ein Element in der Strategie der Verbesserung der Versorgung mit Nahrungsmitteln ist der Anbau von cash crops in Mischkultur mit Feldfrüchten wie Zuckerrohr, Banane und Ananas oder auch integrierte Bewirtschaftungsmethoden wie Rindviehhaltung in Ölpalmplantagen. Mit diesen Programmen wird nicht nur die Abhängigkeit von Nahrungsmittelimporten reduziert, sondern auch zusätzliches ländliches Einkommen geschaffen. Insbesondere die Integration der Rindviehhaltung unter Ölpalmen hat eine Reihe positiver Nebeneffekte wie die Reduzierung der Kosten für Dünge- und Pflanzenschutzmittel oder auch der Arbeitskosten (Ahmad 2001) Gender Die Rolle von Frauen in der Palmölproduktion in Indonesien und Malaysia ist vergleichbar, weshalb in diesem Unterkapitel keine Länderdifferenzierung vorgenommen wird. Frauen und Männer sind in etwa zu gleichen Teilen im Palmölsektor beschäftigt. Doch gibt es einige Unterschiede in den Aufgaben und Rollen: Zum einen werden Frauen häufiger als Männer als Tagelöhner eingestellt und erhalten einen geringeren Lohn (WRM 2008), während Männer öfter eine feste Stelle erhalten. Nur selten nehmen Frauen höher bezahlte Stellen ein: Nur ca. 5-6% der Stellen im Plantagenmanagement werden von Frauen eingenommen. Angeblich erhalten Frauen keine festen Stellen, um die Kosten für Mutterschaftsurlaub zu sparen (Wakker 2004). Zum anderen sind Männer eher mit schwerer körperlicher Arbeit wie dem Ernten und Tragen der FFB beschäftigt, Frauen hingegen bei Arbeiten, die mehr Sorgfalt erfordern wie dem Ausbringen von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln (Friends of the Earth 2008). Neben der Tatsache, dass diese Arbeiten schlechter entlohnt werden, hat dies außerdem zur Folge, dass Frauen öfter mit Gesundheitsproblemen aufgrund des Umgangs mit gefährlichen Gütern zu kämpfen haben. Weder ist angemessene Schutzkleidung vorhanden noch erfolgt eine sachgemäße Einweisung im Umgang mit diesen Stoffen (Sheil et al 2009). Die Beschäftigung als Tagelöhner hat weitreichende Konsequenzen: Plantagengesellschaften unterhalten oft eigene Hospitäler. Diese stehen jedoch nur fest angestellten Mitarbeitern zur Verfügung. Dies führt zu einer schlechteren medizinischen Versorgung der Tagelöhner, wovon Frauen überproportional betroffen sind. Manchmal werden Frauen und Kinder eingesetzt, um das Arbeitssoll ihrer Ehemänner bzw. Väter zu erfüllen, ohne einen eigenständigen Lohn zu erhalten (Friends of the Earth 2008). Darüber hinaus sind Frauen für die Führung des Haushalts und der Kinderbetreuung zuständig und haben damit eine Doppelrolle zu erfüllen. Diese hatten sie vorher zwar auch, doch sind der Arbeitsdruck und die Arbeitsbelastung auf der Ölpalmplantage in der Regel größer als die vorher unabhängige Tätigkeit in der Landwirtschaft. Traditionell spielten Frauen eine große Rolle in der nachhaltigen Bewirtschaftung der natürlichen (Forst-) Ressourcen. Mit der Neudefinition der Rolle der Frau sowie dem Abholzen der Regenwälder geht vieles von diesem traditionellen Wissen verloren (Down to the Earth 2007). 55

56 Fallstudien Arbeitsbedingungen Die Arbeitsbedingungen zwischen Malaysia und Indonesien unterscheiden sich deutlich und sind in Indonesien bedeutend schlechter. Insbesondere im Norden Sumatras sind die Arbeitsbedingungen schlecht und die Löhne sehr niedrig, zum Teil unter dem Mindestlohn (Wakker 2004). Arbeitszeiten sind nicht geregelt, statt dessen muss das Tagessoll erfüllt werden, wobei, wie oben bereits beschrieben, manchmal Frauen und Kinder helfen müssen, um den Job nicht zu verlieren (Schott 2009). In Malaysia besitzen Arbeiter in der Regel stärkere Rechte und die Zahlung gemeinsam vereinbarter Mindestlöhne wird eingehalten. Doch auch hier sind die Arbeitsbedingungen hart, und auch hier müssen Frauen und Kinder ihren Beitrag auf der Plantage leisten, um die vereinbarte Menge von 1,5-3 t von FFB täglich zu ernten. Lebensbedingungen auf der Plantage sind primitiv, oft fehlen Zugang zu fließendem Wasser und Elektrizität. Aufgrund dieser Bedingungen ist es schwierig, malaysische Arbeiter zu finden, weshalb in Malaysia häufig Migranten im Palmölsektor beschäftigt werden. Es ist jedoch gesetzlich vorgeschrieben, einen bestimmten Prozentsatz der Stellen mit Malaien zu besetzen (Schott 2009). Migranten, insbesondere wenn sie keinen legalen Aufenthaltsstatus besitzen, werden oft schlechter behandelt als Malaien (Sheil et al. 2009) Landkonflikte Die schnelle Ausdehnung von Ölpalmplantagen geht einher mit einer entsprechenden Privatisierung von Land- und Forstflächen, die zum Teil jedoch individuell oder durch indigene Gemeinschaften genutzt wurden, ohne dass diese traditionellen Nutzungsrechte in entsprechender Form dokumentiert waren. Allein im Jahr 2009 hat die indonesische NRO Sawit Watch 576 Landkonflikte aufgrund der Errichtung neuer Ölpalmplantagen gezählt (Schott 2009). Es wird geschätzt, dass es eine hohe Dunkelziffer gibt und die Anzahlt tatsächlich über 1000 Fälle pro Jahr liegt (Schott 2009; Sheil et al. 2009). Die indonesische Regierung wurde in diesem Zusammenhang vom UN Komitee für die Eliminierung von rassistischer Diskriminierung aufgrund der Nicht-Anerkennung von indigenen Rechten kritisiert (Schott 2009) Umweltauswirkungen Biodiversität Gemäß einer Studie im Auftrag der GTZ (Kleine und Reinacher 2010) wurde in den letzten 50 Jahren der tropische Regenwald in Indonesien von 133 Millionen ha auf 74 Millionen ha reduziert. Mit einem Verlust von jährlich 2 Millionen ha Regenwald stellt Indonesien das Land mit der weltweit höchsten Abholzungsrate dar. Die Tendenz zur Abholzung des Regenwaldes hat sich in den letzten zwei Jahren noch verstärkt. Am stärksten betroffen ist die Provinz Riau auf Sumatra, die in den letzten 25 Jahren 65% ihres Regenwaldbestandes verloren hat. Auf der Grundlage existierender Literaturangaben wird geschätzt, dass zwischen 16 und 25% der ehemaligen Regenwaldflächen für die Anlage neuer Ölpalmplantagen genutzt wurde, dies entspricht einem Zuwachs von 4,5 bis 7 Millionen ha Ölpalmplantagen. Damit einher geht ein riesiger Verlust an Biodiversität. Tropische Regenwälder sind einzigartige Ökosysteme mit der höchsten Biodiversität. Es wird geschätzt, dass diese Wälder Heimat für ca. ein Drittel aller Pflanzenarten sind sowie für ca % aller existierenden Tierarten. Manche Forscher gehen sogar von bis zu 90% aus. Wegen der hohen Anzahl noch nicht entdeckter Arten sind diese Schätzungen mit relativ großer Ungenauigkeit versehen. In Malaysia hat sich der Ölpalmanbau in den letzten 15 Jahren um 1,4 Millionen ha ausgedehnt, jedoch die gesamte landwirtschaftlich genutzte Fläche nur um 0,5 Millionen ha. Das bedeutet, dass ein großer Teil der zusätzlichen Ölpalmanbaufläche zu Lasten von anderen landwirtschaftlichen Kulturen geht, darunter vor allem Naturkautschuk, Kakao und Kokosnuss (WWF 2007). Auf der anderen Seite hat Malaysia von 1990 bis 2005 rund 1,1 Millionen ha tropischen Regenwaldes verloren (Fitzherbert et al. 2008). Koh und Wilcove (2008) schätzen, dass über die Hälfte (55% - 59%) der zusätzlich gewonnen Ölpalmfläche im Umfang von 1,87 Millionen ha durch Abholzung gewonnen wurden. Insbesondere ging das FELDA- System auf der malaysischen Halbinsel auf Kosten von tropischen Regenwalds (Wakker 2004). Aber auch in den Provinzen Sabah und Sarawak auf Borneo ging die Ausdehnung der Ölpalmfläche oft zu Lasten tropischen Regenwalds (WWF 2007). Es lässt sich also schlussfolgern, dass in der Vergangenheit der Ölpalmanbau in beiden Ländern eine treibende Kraft der Vernichtung tropischer Regenwälder darstellt und damit für den Verlust zahlreicher Pflanzen- und Tierarten verantwortlich ist. Der genaue Anteil, den die Ausdehnung des Ölpalmanbaus besitzt, lässt sich dabei nicht beziffern. Der WWF schätzt, dass durch die Abholzung tropischer Regenwälder täglich ca Arten aussterben. Die meisten Arten sind dabei noch nicht einmal bekannt, nur ein Bruchteil wissenschaftlich erfasst. Eine der bekannteren Spezies, die durch die Abholzung der tropischen Regenwälder in den niederen Gebieten von Sumatra und Borneo vom Aussterben bedroht ist, stellt der Orang-Utan dar, sowohl der Sumatra Orang-Utan als auch der Borneo Orang-Utan. Das IUCN stuft diese beiden Arten als extrem vom Aussterben bedroht bzw. vom Aussterben bedroht ein. Das UN Great Apes Survival Project schätzt, dass bis % des Habitats der Orang-Utans zerstört sein wird (Nellemann et al. 2007). Damit besitzen die beiden Orang-Utan-Arten langfristig außerhalb von unter Schutz gestellten Gebieten keine Überlebenschancen. Verglichen mit anderen landwirtschaftlichen Nutzpflanzen wie Naturkautschuk, Kaffee und Kakao besitzen Ölpalmplantagen die geringste Biodiversität. Doch ist diese immer abhängig von den spezifischen Bedingungen und dem Plantagenmanagement. Insbesondere die häufig praktizierte Form der Landgewinnung durch Brandrodung (slash-and-burn) führt zu einem großen Verlust an Biodiversität, da durch die Hitze Fauna und Flora komplett zerstört werden. 56

57 Hinsichtlich des Einsatzes von gentechnisch modifizierten Organismen (GMO) auf Ölpalmplantagen ist relativ wenig bekannt. Dies liegt auch daran, dass GMO vermutlich noch nicht kommerziell angebaut werden und daher weniger im Fokus der Öffentlichkeit stehen. Dies führt auch dazu, dass Analysen über die Auswirkungen von GMO auf die Biodiversität nicht vorliegen. Arbeiten zur Entwicklung von gentechnisch veränderten Ölpalmsorten finden statt, vor allem um das Höhenwachstum zu begrenzen und damit die Nutzungsdauer zu verlängern. Diese endet oft nach 25 Jahren, weil die Erntebedingungen mit der Höhe der Ölpalmen zu schwierig werden Stoffeinträge in die Biosphäre Der Anbau von Ölpalmen insbesondere im industriellen Maßstab geht einher mit einem hohen Einsatz von Düngemitteln. Einträge in die Biosphäre hängen vor allem vom Management ab. Unter den örtlichen Verhältnissen mit hohen Niederschlägen und humosen Böden ist das Risiko zur Auswaschung der Düngemittel nicht unerheblich (Homoth 2007). Doch kann dieses Risiko durch bedarfsorientierte und verteilte Düngegaben deutlich reduziert werden. In Indonesien durchgeführte Studien berichten, dass in verschiedenen Gegenden durch den hohen Wasserverbrauch von Ölpalmen das Wasser knapper wird und zunehmend verschmutzt ist. Negative Auswirkungen sind ferner, dass lokale Flüsse aufgrund der Anlage von Ölpalmplantagen austrocknen. Dies hat zur Folge, dass insbesondere Frauen weitere Wege für die Beschaffung von Wasser zurücklegen müssen (Friends of the Earth 2008). Untersuchungen über die Unterschiede des Einsatzes von Düngemitteln in Großplantagen und von Kleinbauern liegen leider nicht vor, jedoch liefert die Studie von Rahman et al. (2008b) einige Hinweise: Einer der Hauptgründe für den geringen Hektarertrag der Ölpalmpflanzungen von Kleinbauern liegt in dem geringen Einsatz von Düngemitteln. Ca. 40% der Kleinbauern setzen lt. dieser Studie deutlich weniger Düngemittel als ökonomisch sinnvoll. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass Großplantagen, die im Durchschnitt einen deutlich höheren Ertrag (je ha) erzielen, auch einen höheren Verbrauch an Düngemittel besitzen. Dieser Einschätzung wird im Allgemeinen in der Literatur auch gefolgt, und dort auch auf Pflanzenschutzmittel bezogen. Die Ertragsunterschiede zwischen Großplantagen und Kleinbauern treten in Indonesien noch deutlicher hervor als in Malaysia, mit den Entsprechungen im Verbrauch von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln. Inwieweit diese höhere Intensität auch zu einer größeren Umweltbelastung führt, ist nicht bekannt. Auf der einen Seite steigt das Risiko der Auswaschung mit höheren Düngegaben, auf der anderen Seite ist das Management größerer Plantagen besser und wirkt dieser Gefahr der Auswaschung entgegen. Künstliche Bewässerung von Ölpalmplantagen findet sich in beiden Ländern kaum, da die natürlichen Bedingungen hinsichtlich der Wasserversorgung in der Regel sehr gut sind. Nur sehr vereinzelt findet sich (zertifizierter) ökologischer Anbau von Ölpalmen. Doch selbst sozial- und umweltbewusste Unternehmen unterstreichen die Notwendigkeit, zunächst andere, schwerwiegendere Probleme zu lösen (ohne zu beschreiben, welche das sind) (Vermeulen und Goad 2006). Dennoch: Die Nachfrage nach biologisch produziertem Palmöl steigt, vor allem in der EU, und dementsprechend sollte sich diese Anbauweise auch ökonomisch darstellen lassen (Nordin et al. 2004). Negative Auswirkungen auf die Wasserqualität besitzt vor allem die Verarbeitung der Ölpalmfrüchte, insbesondere die industrielle Form der Extraktion durch Ölmühlen. Je Tonne Palmöl werden 2,25 m3 Wasser für die Extraktion benötigt. Außerdem werden in dieser Phase 2,9 t POME (Palm oil mill effluent) produziert, die das Wasser in hohem Maße belasten. Es handelt sich dabei um eine Mischung von Wasser, gebrochenen Schalen, Öl- und Fettresten etc. Darüber hinaus entstehen bei dem Prozess noch die leeren Fruchtstände, Fasern und Schalen. Das Problem der Umwelt- und vor allem der Wasserbelastung liegt darin, dass POME unbehandelt in das Wassersystem abgegeben werden. Darüber hinaus wird POME oft in offenen Wasserteichen zwischengelagert und verursacht eine hohe Methanproduktion. Diesem kann mit dem Bau von Biogasanlagen (wie in Thailand) entgegengewirkt werden. Schalen und Fasern werden oft verbrannt, ohne moderne Filteranlagen zu nutzen. Manchmal wird diese Energie genutzt, um unabhängig von einer externen Energieversorgung zu werden. Doch da keine Filteranlagen benutzt werden, gehen die entstehenden Stickoxide, schädliche Kohlenwasserstoffverbindungen sowie andere Partikel ungefiltert in die Atmosphäre (Homoth 2007, WWF 2007). Einige Ölmühlen versuchen, nachhaltiger zu wirtschaften und bewahren die Rückstände in offenen Behältern auf, wo sie anaerobisch behandelt werden. Anschließend werden die Rückstände über ein Kanalsystem auf die Plantage geleitet. Einerseits ist die Belastung der Umwelt geringer, da aber bei der anaerobischen Behandlung Methan entsteht, welches ungenutzt in die Atmosphäre entweicht, ist der Treibhausgaseffekt entsprechend wirkungsvoller (Schuchardt 2007; WWF 2007). Eine Ölmühle mit einer Kapazität von 60 t FFB pro Stunde produziert m 3 Abwasser täglich mit einem biologischen Sauerstoffbedarf (BSB) von kg/tag. Das entspricht dem Bedarf einer mittelgroßen Kleinstadt mit Einwohnern (Friends of the Earth 2008). Der WWF hat kritisiert, dass Rückstände aus der Ölmühle sowie Reste von Düngemitteln, Insektiziden, Rodentiziden und Herbiziden in verschiedenen malaysischen Flusssystemen nachgewiesen wurden, auf deren Wasser lokale Gemeinschaften dringend angewiesen sind Auswirkungen auf die Bodenfruchtbarkeit Böden sind durch Ölpalmplantagen stark degradiert. Insbesondere während der Vorbereitung zur Anlage einer 57

58 Fallstudien Ölpalmpflanzung liegt der Boden nackt da und die obere Humusschicht erodiert mit den tropischen Niederschlägen (Homoth 2007). Während dieser Phase ist die Erosion 5-7- mal so stark wie normalerweise. Daneben können sich die hohen Dosen von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln versauernd auf den Boden auswirken (Wakker 2004). Detaillierte Studien darüber liegen leider nicht vor Abschätzung der Treibhausgasbilanzen Indonesien ist der 4-größte Emissionär von Treibhausgasen. Maßgeblich tragen dazu Emissionen aufgrund der Abholzung/Verbrennung von tropischen Regenwäldern, insbesondere dann, wenn diese auf Torfmooren angesiedelt sind. Die Treibhausgasbilanz von Palmöl bzw. Palmölbiodiesel gegenüber fossilem Diesel hängt ganz entscheidend von der Vornutzung der für die Palmölproduktion verwendeten Flächen und der Behandlung von POME ab. Im Produktionsprozess werden große Mengen Abwasser frei, die anschließend in Teiche geleitet werden, wo sie vergären und Methan freisetzen. Durch das Auffangen und die energetische Nutzung des Methans mit Hilfe von Biogasanlagen werden die klimaschädlichen Emissionen verhindert und gleichzeitig erneuerbare Energie produziert ( Carbon capture ). Außerdem hängt die THG-Bilanz von den lokalen Bedingungen ab. Dementsprechend gibt es eine Fülle von Untersuchungen mit stark abweichenden Ergebnissen. Sheil, D. et al. (2009) fassen die Ergebnisse verschiedener Studien zusammen, die hier kurz dargestellt werden sollen : Tropischer Regenwald speichert oberirdisch bereits rund 250 t C/ha. Das entspricht rund 850 t CO 2. Demgegenüber enthält eine Ölpalmplantage nur 90 t C. Allerdings schwanken diese Zahlen je nach Bedingungen recht stark. Nicht vernachlässigt werden darf die unterirdische Speicherung von C. Diese ist besonders hoch bei den in Indonesien vorkommenden Wäldern auf kohlenstoffreichen Torfmooren. Torfmoore absorbieren ca. 100 kg C/ha/Jahr. Auf der anderen Seite kann die Anlage von Ölpalmplantagen auf offenen, degradierten, kaum bewachsenen Flächen zu einer Nettobindung von C führen. Generell wird davon ausgegangen, dass die Anlage von Ölpalmplantagen auf vegetationsreichen Flächen aufgrund massiver CO 2 -Freisetzung eine negative THG-Bilanz besitzt. schon zum Klimawandel bei: Sie führt zu einer Freisetzung von 4 t bis 16 t C/ha/Jahr (entspricht 55 t CO 2 ). Es wird geschätzt, dass rund ¼ der Palmölplantagen in Indonesien auf ehemaligen Torfmoorflächen angelegt wurden. Darüber hinaus wurden in großem Umfang weitere Konzessionen zur Anlage von Ölpalmplantagen auf Torfmoorflächen ausgegeben. Diese betreffen ha auf Kalimantan sowie rund 50% der insgesamt ausgegebenen Konzessionen in Höhe von rund ha auf Sumatra (vgl. Casson et al. 2007). Im Jahr 2007 wurden diese Konzessionen vorläufig zurückgezogen, jedoch in 2009 wieder erteilt. Vorteil dieser Flächen aus Sicht der indonesischen Regierung ist, dass diese Gegenden dünn besiedelt sind. Des Weiteren stehen kaum noch andere Flächen zur Verfügung. Damit stellt, aus rein ökonomischer Sicht ohne Berücksichtigung von Umweltund externen Effekten die Anlage von Ölpalmplantagen eine hervorragende Möglichkeit zur Inwertsetzung dieser Flächen dar. Venter et al. schätzen, dass jeder ha von bewaldeten Torfmooren, der trockengelegt und zu einer Ölpalmplantage umgewidmet wird, über einen Zeitraum von 30 Jahren rund t C freisetzt. Das bedeutet, wenn der Plan zur Anlage von ca. 1 Millionen ha Ölpalmplantagen auf Kalimantan realisiert wird, eine Freisetzung von ca (+-155) Mio. t CO 2. Dies entspricht, gemäß dem Kyoto Protokoll, rund 65% der Einsparung der USA für Bei all diesen Berechnungen ist der Ausstoß von Methan und anderen TH-Gasen noch nicht berücksichtigt worden. Da Methan 21-mal wirksamer ist als CO 2 und der tropische Regenwald auch ein Methanspeicher ist, dürfen diese Emissionen nicht vernachlässigt werden. Sie sind jedoch bislang von den meisten Untersuchungen ausgenommen und bedürfen daher weiterer Forschung. THG-Emissionen können reduziert werden, wenn Organische Abfälle bei der Palmölherstellung zur Energiegewinnung (Biogasanlage) genutzt werden, Die Nutzung von Wald- und Torfmoorflächen gestoppt wird, Stattdessen degradierte Flächen für die Anlage von Ölpalmplantagen genutzt werden und Überalterte Plantagen wieder in Sekundärwald überführt werden. Danielsen et al. schätzen, dass Ölpalmplantagen, die auf ehemaligen Waldflächen angelegt wurden, erst nach ca Jahren mehr C binden als freisetzen. Wenn die Plantage auf ehemaligen Torfmooren angelegt wurde, dauert es mehr als 600 Jahre. Dahingegen kann ein Beitrag zur Reduzierung der THG-Emissionen nach ca. 10 Jahren geleistet werden, wenn Ölpalmen auf vorher degradierten Flächen gepflanzt werden. Zu ähnlichen Ergebnissen kommen auch Fargione et al.. In ihren Berechnungen ergibt sich eine positive THG-Bilanz nach 86 Jahren, wenn tropischer Regenwald umgewandelt wird, und nach Jahren, wenn Torfmoore genutzt werden. Allein die Trockenlegung von Torfmooren trägt Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die durch Umwandlung tropischer Regenwälder kurzfristig freigesetzten Emissionen den Langzeitgewinn durch die Anlage von Ölpalmplantagen nicht aufwiegen. Dies gilt erst recht bei Umwidmung der in Indonesien vorhandenen Torfmoorwälder. 58 Palmölpresse Yotsawin Kukeawkasem

59 3.1.7 Analyse existierender Nachhaltigkeitsinitiativen Weiterhin wird mit einem starken Anstieg der Nachfrage nach Palm- und Palmkernöl gerechnet. Eine Ausdehnung der Anbauflächen ist jedoch sowohl in Indonesien als auch in Malaysia kaum mehr möglich. Malaysia plant daher, die Produktivität deutlich zu erhöhen: Sie soll in den nächsten Jahren verdoppelt werden. Eine Ausdehnung in die Fläche wird auch vor dem Hintergrund einer nachhaltigen Produktionsweise zunehmend in Frage gestellt. Die wichtigste Initiative für eine nachhaltige Palmölproduktion ist der Roundtable on Sustainable Palm Oil (RSPO) mit Sitz in Kuala Lumpur/Malaysia (RSPO 2010a; BMZ 2010). Diese Initiative wurde 2004 von den verschiedenen Interessensgruppen im Ölpalmsektor wie Ölpalmgesellschaften, Nahrungsmittelproduzenten, Banken unter Einbeziehung von NGO (WWF, Oxfam International), gegründet. Hintergrund war vor allem der wachsende Druck einer kritischen Öffentlichkeit. Insgesamt zählt die Initiative heute mehr als 350 volle Mitglieder, wobei die teilnehmenden Produzenten ca. 50% der weltweiten Ölpalmproduktion repräsentieren, darunter z.b. die malaysische Firma Sime Darby aber auch international agierende Konzerne aus der chemischen (Unilever) und der Nahrungsmittelindustrie (Cadbury). RSPO ist ein freiwilliges Zertifizierungssystem mit dem Ziel einer ökologisch nachhaltigen und sozialverträglichen Produktion von Palmöl (GTZ 2010). Zu Beginn waren die entwickelten Kriterien und Prinzipien allein auf Großplantagen ausgerichtet. Für Kleinbauern war es unmöglich, diese Kriterien zu erfüllen. Jüngste Aktivitäten des Roundtable zielen daher vor allem darauf ab, die Standards den Bedürfnissen von Kleinbauern anzupassen (Sheil et al. 2009; Colchester et al. 2006). Ziel des RSPO ist es auch, eine verantwortungsvolle Ausdehnung des Sektors zu erzielen, da insbesondere der schnell wachsende Sektor Biodiesel Erwartungen für künftige Preisentwicklungen weckt, von denen auch Kleinbauern profitieren könnten. Doch benötigen Kleinbauern Unterstützung in der Anwendung moderner Produktionsmethoden, um ihre Produktivität zu erhöhen. Von Kritikern wird in Frage gestellt wie die geplante Erhöhung der Ölpalmproduktion gemäß den RSPO-Prinzipien möglich sein soll (Colchester et al. 2006). Auch wird eine mangelnde Flexibilität hinsichtlich der unterschiedlichen regionalen Bedingungen bemängelt. Von einigen NRO wird der gesamte Ansatz hinterfragt und das Zertifikat als Maßnahme zum greenwashing der Palmölproduktion gewertet (Rist et al. 2010). In Malaysia hat das MPOB einen eigenen Standard für die Palmölproduktion entwickelt, in dem ebenfalls soziale und ökologische Aspekte einer nachhaltigen Produktion adressiert werden. Hierbei spielen unabhängige Dritte jedoch keine Rolle, was zu einer beträchtlichen Aufweichung der Kriterien gegenüber den RSPO-Standards geführt hat. Aktuell wird die Einführung dieses Standards über gesetzliche Regelungen diskutiert, bislang ist die Zertifizierung freiwillig (BMZ 2010). Aufgrund eines fehlenden unabhängigen Monitoring, werden die MPOB-Aktivitäten vor allem als zweifelhafte Lobby-Maßnahmen gesehen (Sheil et al. 2009). In Indonesien gab es bislang weniger Aktivitäten für eine nachhaltige Produktion von Palmöl als in Malaysia. Aber es gibt im Rahmen des REDD-Prozesses Anreize, neue Ölpalmflächen eher auf degradierten Böden anzulegen als dafür Urwald zu roden. Es hat sich mittlerweile auch ein Konsortium aus verschiedenen Organisationen wie Sekala, the World Resources Institute und The Nature Conservancy (TNC) gebildet, um gemeinsam eine Produktion gemäß den RSPO- Standards zu fördern. Darüber hinaus arbeitet die o.g. Sawit Watch-Initiative, um auf die Einhaltung der Rechte von indigenen Gemeinschaften bei Landkonflikten zu dringen (Sheil et al. 2009). Die Implementierung der RSPO-Standards in Verbindung mit einer guten fachlichen Praxis soll zu einer Reduzierung der Abholzung von Regenwäldern führen und in Zusammenhang mit anderen Initiativen wie dem Verbot des Anbaus von Ölpalmen in Ökosystemen, in denen Orang-Utans leben, die Bewahrung der Biodiversität fördern (BMZ 2010). Außerdem sollen dadurch und durch die Vermeidung der Ausdehnung von Ölpalmpflanzungen auf ehemaligem Moorund Sumpfland die Erzeugung von Treibhausgasen deutlich reduziert werden. Weiterhin sollen durch die Einhaltung der RSPO-Standards Kleinbauern gerechtere Preise erzielen, die sozialen Bedingungen von Kleinbauern und Arbeitern verbessert, Kinder vor Kinderarbeit geschützt, Gesundheitsstandards eingehalten, traditionelle Rechte eingehalten und Landkonflikte vermieden werden (Colchester et al. 2006). Die ersten RSPO-Zertifizierungen wurden im Jahr 2008 eingeführt, so dass bis heute noch keine Daten darüber vorliegen, inwieweit die gesetzten Ziele tatsächlich erreicht wurden. Auf der Produzentenseite gibt es eine sehr große Dynamik hinsichtlich der Zertifizierung: Bis Mai 2011 wurden Produzenten mit einer Jahresproduktion von 4,2 Millionen t Palmöl zertifiziert. Das entspricht etwa 9% der Weltproduktion, davon liefern Produzenten in Indonesien und Malaysia etwa 89% (RSPO 2011). Auf der Nachfrageseite hinkt die Entwicklung etwas hinterher. Im vergangenen Jahr 2010 wurden lediglich 60% der Jahresproduktion an zertifiziertem Palmöl verkauft (Eco-Business 2010). In Europa gibt es zwar auch auf der Nachfrageseite eine große Dynamik, so planen z.b. die Niederlande bis 2015 zu 100% auf zertifiziertes Palmöl zurückgreifen zu wollen (RSPO 2010b), doch entscheidend wird sein, wie sich die Hauptimportländern China und Indien verhalten werden. 59

60 rung keine Akzeptanz. Der industrielle Zweig der Palmölherstellung und Vermarktung wird von lediglich drei Gesellschaften dominiert. Rotes Palmöl aus lokaler Verarbeitung Linda Bausch 3.2 Palmkernölproduktion in Ghana Zusammenfassung Ghana ist ein kleines und mit ca. 100 Einwohnern je km 2 dünnbesiedeltes Land im Westen Afrikas mit rund 23 Millionen Einwohnern. Der landwirtschaftliche Sektor spielt noch eine große Rolle und trägt 33% zum BIP bei. Innerhalb Afrikas zählt Ghana zu den aufstrebenden Ländern, wenngleich das BIP je Kopf mit USD noch relativ niedrig liegt. Über die Hälfte der Bevölkerung, nämlich 56%, lebt von der Landwirtschaft. Der landwirtschaftliche Sektor ist kleinbäuerlich strukturiert. Rund 2,3 Millionen Kleinbauern bewirtschaften den größten Teil der landwirtschaftlich genutzten Fläche. Betriebe über 10 ha sind äußerst selten. Die durchschnittliche Betriebsgröße beträgt lediglich rund 2,3 ha. Knapp ein Drittel der Gesamtfläche Ghanas wird ackerbaulich genutzt. Bewaldet sind nur noch knapp 20% (rund 5 Millionen ha). Die landwirtschaftlichen Bedingungen variieren sehr stark: Während im Süden gute Anbaubedingungen mit ausreichend Niederschlag herrschen, wird es in Richtung Sahelzone trockener und ärmlicher. Dementsprechend ist der Süden reicher und dichter besiedelt als der Norden, eine Tendenz, die sich auch in der Ernährungssituation wiederspiegelt. Während im Süden der Anteil der an Hunger und Unterernährung leidenden Bevölkerung bei unter 5% liegt, steigt dieser bis auf 34% im Nordwesten des Landes an. Ölpalmen benötigen hohe Niederschläge und nährstoffreiche Böden. Sie werden ausschließlich in den niederschlagsreichen Regionen im Süden des Landes angebaut. Der Ölpalmanbau gehört zu den traditionellen Kulturen Ghanas und liegt zum größten Teil in den Händen zahlreicher Kleinbauern. Sie bewirtschaften 86% der Ölpalmpflanzungen - überwiegend in Mischkultur - der Rest liegt in der Hand weniger Großplantagen. Die Wertschöpfungsketten dieser beiden Strukturen unterscheiden sich völlig. Ein Teil des Palmöls wird in kleinen selbstgebauten Anlagen von Kleinbauern und Kooperativen extrahiert; dieses besitzt dann eine rötliche Farbe und wird fast ausschließlich lokal für die Ernährung genutzt. Das im industriellen Maßstab produzierte Palmöl unterliegt strengeren Qualitätsanforderungen, besitzt eine gelbliche Färbung und geht fast ausschließlich in den Export. Es besitzt als Speiseöl in der lokalen Bevölke- Der Anbau von Ölpalmen ist traditionell stark in Ghana verankert und stellt für Kleinbauern eine wichtige Einkommensquelle dar. Dahingegen ist die wirtschaftliche Bedeutung von Palmöl und Palmkernöl für die Gesamtwirtschaft Ghanas relativ gering. Ghana produziert jährlich ca t Palmöl und t Palmkernöl. Der Wert entspricht einem Anteil von weniger als 0,1% des BIP. Ghana exportiert zwar Palmöl und Palmkernöl, doch ist der heimische Bedarf größer als die heimische Produktion, so dass Ghana Nettoimporteur beider Produkte ist. Die Produktivität des ghanaischen Ölpalmanbaus ist relativ gering, insbesondere im Vergleich zur asiatischen Konkurrenz. Der Durchschnittsertrag in kleinbäuerlicher Produktion liegt lediglich bei 3 t FFBs/ha, der Durchschnitt über alle Produzenten hinweg bei 6 t/ha. Im Jahre 2003, nach einem Besuch in Malaysia, hat der ghanaische Staatspräsident zur Förderung der Produktion und der Produktivität im Ölpalmanbau eine eigene Initiative gestartet. Diese eröffnet den Bauern den Zugang zu Krediten und hat damit einen starken Anstieg der Anbaufläche von Ölpalmen ermöglicht. Der Anbau hat sich in den letzten zehn Jahren von ha auf ha mehr als verdoppelt. Sicherlich hat dazu auch die Erwartung langfristig steigender Preise für Palmöl beigetragen. Im Vergleich dazu hat die Dynamik in der Ausdehnung von Kakaoplantagen nachgelassen. Die Preise für Kakao sind ebenfalls sehr volatil, gleichzeitig ist hier schwerer abzuschätzen, wie sich diese langfristig entwickeln. Auch wenn die Produktivität von Ölpalmen in Ghana vergleichsweise gering ist, so trägt der Ölpalmanbau doch nicht unerheblich zum Einkommen von Kleinbauern bei. Da in den letzten Jahren auch die Form des Vertragsanbaus gefördert wurde, gibt es heute eine Reihe von Familien, die diese Form des Ölpalmanbaus praktizieren. Sie partizipieren weniger von den Preiserhöhungen am (Welt-)Markt, genießen dafür aber mehr Sicherheit über festgelegte Preise. Die Ernährungssituation wird durch den Anbau von Ölpalmen nicht negativ beeinflusst. Zum einen wird auch bei Ausdehnung der Anbaufläche kaum ackerbaulich genutztes Land umgewidmet, zum anderen erfolgt der Anbau in der Regel in Mischkultur mit für die Ernährung wichtigen Pflanzen. Die Ernährungssituation Ghanas ist vor allem in Gegenden, in denen kein Ölpalmanbau möglich ist, gefährdet. Die Ausdehnung des Ölpalmanbaus schafft Einkommensmöglichkeiten und verbessert im Allgemeinen die sozio-ökonomische Lage. Die Biosphäre wird bei dem kleinbäuerlichen Anbau wenig in Mitleidenschaft gezogen. Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmittel ist gering, und daher auch die Umweltbelastung. In der großflächigen Plantagenwirtschaft sieht das etwas anders aus, aber auch hier scheint die Intensität noch deutlich geringer als in Indonesien und Malaysia zu sein. 60

61 Kritisch ist jedoch die Ausdehnung der Ölpalmplantagen zu sehen. Die vorhandenen Primärwaldflächen sind bereits stark dezimiert und die jährliche Entwaldungsrate ist mit 1,7% außerordentlich hoch. Hauptursachen der Abholzung sind zwar illegaler Holzeinschlag, doch dürfte auch der wachsende Druck auf die Fläche und Einkommensmöglichkeiten durch Palmöl und Kakao eine Rolle dabei spielen. Neben der Gefahr eines unwiederbringlichen Verlustes an Fauna und Flora ist dies außerdem mit einem Verlust an Nahrungsquellen (durch Jagd auf Tiere und das Sammeln essbarer Pflanzen), an Heilpflanzen und um das Wissen an der Nutzung verbunden. Darüber hinaus gehen Rodung und Abholzung mit der massiven Freisetzung von Treibhausgasen einher. Auch in Ghana gibt es Bemühungen zur nachhaltigen Produktion von Palmöl durch die Implementierung der RSPO-Standards. Starkes Interesse zeigt hier vor allem der größte Hersteller von Palmöl, GOPDC. Aber auch Kleinbauern sollen künftig stärker involviert werden. Dazu hat die ghanaische Arbeitsgruppe Vorschläge unterbreitet, wie die stark industriell ausgerichteten Standards auf kleinbäuerliche Produktionsweisen angepasst werden können. Wie allerdings eine weitere Ausdehnung der Anbaufläche im Einklang mit einer nachhaltigen Produktionsweise erfolgen kann, ist noch eine offene Frage. Ein Schwerpunkt sollte daher auf die Steigerung der Produktivität gelegt werden. Im Hinblick auf die Einhaltung von Nachhaltigkeitsstandards ist das Problem zu lösen, dass bislang kaum nachhaltig produziertes Palmöl nachgefragt wird. Es ist ein Nischenprodukt. Die traditionellen und starken Importländer Indien, China und Pakistan sind dafür noch wenig sensibilisiert Vorbemerkung Hinsichtlich der Darstellung und der Schwerpunktlegung auf Palmöl anstelle von Palmkernöl gilt auch für Ghana die bereits in der Vorbemerkung zu den Länderstudien Indonesien und Malaysia gemachte Einschränkung. Darüber hinaus ist für Ghana zu beachten, dass es zwei gänzlich voneinander losgelöste Prozesse zur Erzeugung von Palmöl gibt. Dabei handelt es sich zum einen um das artisanal, das bedeutet im kleinen Maßstab mit eher einfachen Mitteln produziertes, rötlich gefärbtes Palmöl. Es wird überwiegend als Nahrungsmittel aber auch in der Seifenherstellung verwendet. Davon unterscheidet sich das industriell hergestellte, gelbliche Palmöl, welches zu Margarine verarbeitet, in der Kosmetikindustrie oder für sonstige technische Zwecke eingesetzt wird. Das industriell hergestellte Palmöl darf nicht mehr als 5% freier Fettsäuren enthalten. Diese entstehen bei der Lagerung bereits nach 24 Stunden, weshalb die Palmfrüchte möglichst rasch verarbeitet werden müssen. Bei der artisanalen Gewinnung beträgt der Gehalt an freien Fettsäuren oft 12-20% (Bausch 2009, Hyman 1990), was der Verwendung als Nahrungsmittel nicht abträglich ist (wenngleich aus gesundheitlicher Sicht nicht vorteilhaft). Versuche, das rötliche Palmöl in industriellem Maßstab herzustellen, sind zumindest in Afrika nicht erfolgreich verlaufen. Es hat keine Akzeptanz bei den Verbrauchern gefunden, und die Produktion wurde nach kurzer Zeit wieder eingestellt (Bausch 2009) Länderinformationen Allgemeines Ghana besitzt eine Bevölkerung von ca. 23 Millionen Einwohnern und ist mit einem BIP pro Kopf von ca USD (PPP) im Vergleich zu den asiatischen Ländern Indonesien und insbesondere Malaysia deutlich ärmer. So spielt auch die Landwirtschaft noch eine deutlich größere Rolle, sie trägt 33% zum BIP bei und bindet ca. 56% der Arbeitskräfte (CIA World Factbook Ghana). Mit einer Gesamtfläche von ca. 23 Millionen ha ist der Bevölkerungsdruck je Flächeneinheit relativ niedrig (100 Einwohner/km2). Von der Gesamtfläche werden rund 15,6 Millionen ha landwirtschaftlich genutzt, davon 8,3 Millionen ha als Weiden und 7,3 Millionen ackerbaulich (incl. Dauerkulturen). Daneben gibt es noch 5,1 Millionen ha Forst und Wald (FAOSTAT 2011) Ökoregionen Ghana liegt in den inneren Tropen, jedoch gibt es große Unterschiede hinsichtlich der Menge und Verteilung der Niederschläge. Im Norden fallen maximal 1000 mm/jahr während einer Regenzeit, gefolgt von einer langen Trockenzeit, während es im Süden zwei Regenzeiten gibt mit Niederschlägen (im Südwesten) von über mm/jahr. Das wichtigste Wassersystem bildet der Fluss Volta mit dem zugehörigen gleichnamigen größten künstlichen See, der eine Oberfläche von km 2 besitzt. Er hat eine große Bedeutung für die Wasserversorgung des Landes. Ghana besitzt sechs agrar-ökologische Zonen (vgl. auch Tabelle 16). Sie lassen sich im Wesentlichen zu den folgenden vier Zonen mit ihren korrespondierenden Produktions- und Anbausystemen zusammenfassen (Gyasi 1996): Im Norden die Trockensavanne mit wenig Niederschlag, übergehend nach Süden in die Baumsavanne; es dominiert der Anbau von Wurzelfrüchten und anspruchslose Getreidearten. Die feuchte Regenwaldzone (auf einem Plateau); Die trockene Küstensavanne 61

62 Fallstudien Tabelle 16: Agrarökologische Zonen in Ghana Zone Fläche (in Ts. ha) Anteil (in %) Niederschlag (im Durchschnitt, in mm) Hauptsaison Wachstumsperiode (in Tagen) Nebensaison Sudan Savanne Guinea Savanne Transition Laubwald Regenwald Küstensavanne Quelle: Oppong-Anane, K. (2001) Im südlichen Ghana, einschließlich des Voltabeckens, dominieren Baumkulturen wie Kakao und Ölpalmen mit 59% der Anbaufläche das Bild. Abbildung 21 zeigt das Potential aller für den Ölpalmanbau geeigneten Flächen von insgesamt 3 Millionen ha (einschließlich Forstreserve) im Südwesten Ghanas (West, Ost, Zentral, Volta und Ashanti). Abbildung 21: Potential der für Ölpalmanbau in Ghana geeigneten Flächen Der dünne Küstenstreifen im Süden mit anspruchslosen Sträuchern auf sandigen Böden spielt für die Landwirtschaft kaum eine Rolle. Hier ist Fischwirtschaft die vorherrschende Einkommensquelle Landnutzung Hauptrolle bezüglich der Landnutzung spielen folgende Früchte: Maniok, Yams, Kochbanane, Wurzelfrüchte, Mais, Kakao und Sheanüsse. Folgende Tabelle gibt einen Überblick über die wichtigsten Kulturen: Tabelle 17: Anbaufläche und Produktion der wichtigsten Kulturen, 2009 Produktion (in t) Fläche (in ha) Kakao 740, ,0 21,9 Mais 1.470,1 954,0 13,0 Maniok ,0 886,0 12,1 Yams 4.894,9 379,0 5,2 Ölpalme 2.103,6 352,8 4,8 Kochbanane 3.337,7 345,0 4,4 Taro (Cocoyam) 1.688,3 225,0 3,1 Anteil an der landwirtschaftlich genutzten Fläche (in %) Quelle: Poku and Asante 2008 Very Suitable % of max. attainable yield Suitable 80-80% of max. attainable yield Moderately suitable 40-80% of max. attainable yield Marginally suitable 20-40% of max. attainable yield Unsuitable 0-20% of max. attainable yield Quelle: Daten basieren auf FAOSTAT und MOFA (2010b) Im letzten Jahrzehnt hat auch Palmöl größere Bedeutung gewonnen, vor allem seit der Präsident im Jahr 2003 eine eigene Initiative zur Förderung der Palmölproduktion lanciert hat, die Presidential Special Initiative on Oilpalm (PSI) (Bausch 2009). Daraufhin hat sich die Anbaufläche von Ölpalmen bis zum Jahre 2009 rund verdoppelt (vgl. Abbildung 22). Palmöl gehört zwar zu den wichtigen landwirtschaftlichen Exportgütern von Ghana. Dies täuscht jedoch über die Tatsache hinweg, dass Ghana gleichzeitig ein bedeutender Nettoimporteur von Palmöl ist. Die inländische Nachfrage in Höhe von t übersteigt bei weitem die Jahresproduktion von t (Poku and Asante 2008). 62

63 Abbildung 22: Entwicklung des Anbaus von Ölpalmen, Quelle: FAOSTAT , , , ,0 500,0 0, Fläche (in 1000 ha) Produktion (in 1000t) Vor dem Hintergrund fallender Kakaopreise haben zu Beginn der 90er Jahre zahlreiche Kleinbauern den Kakaoanbau aufgegeben und stattdessen Ölpalmen angepflanzt (FAO 2003). Dies änderte sich, seitdem die Kakaopreise im letzten Jahrzehnt wieder stark angestiegen sind und der Anbau beider Kulturen vom Staat gefördert wird (UN-WFP 2009). Abbildung 23: Landnutzung in Ghana Hauptexportprodukt nach Gold ist Kakao mit einem Exportvolumen im Wert von 1,86 Milliarden USD (Auswärtiges Amt 2010). Insbesondere im letzten Jahrzehnt hat es einen Boom im kleinbäuerlichen Kakaoanbau gegeben. Dieser führte zu einem Anstieg der Produktion von t in 2001 auf t im Jahr Neben der Bereitstellung von besseren Sorten waren dafür auch die steigenden Weltmarktpreise für Kakao verantwortlich. Daneben besitzt noch Holz eine größere Bedeutung für Ghana (UN-WFP 2009). Künftig wichtiges Exportgut ist Öl: Es wird für das Jahr 2011 mit einer Verdopplung der Wirtschaftsleistung des Landes aufgrund der jüngst begonnenen Ölförderung gerechnet (BBC 2011). Offen ist jedoch noch, inwieweit die daraus resultierenden Einkünfte für Programme zur Armutsreduzierung und Hungerbekämpfung verwendet werden. Quelle: FAO 2005b 63

64 Fallstudien Landnutzungsrechte Landnutzungsrechte sind in Ghana nicht eindeutig geregelt. Wie in vielen Staaten Afrikas existieren unterschiedlicher Rechtssysteme (modern, traditionell) nebeneinander her, oft mit lokalen Adaptionen. Grundsätzlich sind traditionelle Landnutzungsrechte gesetzlich anerkannt, doch kommt es häufig zu Konflikten mit dem staatlichen Rechtssystem, welche durch die Stammesführerschaft (chieftaincy) zu lösen sind (Crook et al. 2007). Obwohl Frauen gesetzlich den Männern hinsichtlich Landbesitz und -erwerb gleichgestellt sind, ist es laut einigen Studien für Frauen schwieriger, Zugang zu Land zu erhalten. Zahlreiche Faktoren spielen dabei eine Rolle wie z.b. die Dominanz von Männern in zentralen Institutionen und öffentlichen Strukturen. Insbesondere hinsichtlich des Anbaus von wirtschaftlich interessanten Früchten sind Frauen oft ausgeschlossen (Worldbank 2008, Rünger 2006) Landverteilung Die Landwirtschaft Ghanas ist kleinbäuerlich strukturiert % aller Farmen sind im Besitz der rund 2,38 Millionen Kleinbauern. Die durchschnittliche Farmgröße beträgt 2,3 ha, sie ist im Norden größer als im Süden. Dies ist vor allem auf die geringere Produktivität der Flächen zurückzuführen. Abbildung 24 zeigt die regionale Verteilung der Betriebsgrößen. Außerdem zeigt sie den Anteil der Betriebe < 1 ha, die von Frauen geführt werden. Rund ein Viertel aller Farmen werden von Frauen geleitet. Die durchschnittliche Betriebsgröße ist deutlich kleiner gegenüber den Betrieben, die von Männern geführt werden. Abbildung 24: Regionale Verteilung der Farmgrößen Quelle: Chamberlin Produktüberblick Palmöl- und Palmkernölproduktion Westafrika ist die Heimat der Ölpalme und spielte traditionelle eine führende Rolle in der Produktion und im Handel mit Palmöl (Corley und Tinker 2003). Noch in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurden in Westafrika 80% der Jahresproduktion von Palmöl hergestellt (Okiy 2008). Doch in den letzten Jahrzehnten haben die südostasiatischen Länder ihre Produktion dermaßen stark und schnell ausgedehnt, dass heute die afrikanischen Länder, darunter auch Ghana, auf dem Weltmarkt für Palmöl nur noch eine untergeordnete Rolle spielen. Aktuell gewinnen Ghana und einige afrikanische Staaten wieder an Bedeutung bei der Palmölproduktion. Angesichts der größeren Nähe zum Hauptexportmarkt Europa besitzen diese Länder komparative Vorteile. Auch die Produktionskosten sollen hier niedriger sein als in den asiatischen Ländern (Caminiti et al. 2007). 64

65 Abbildung 25: Entwicklung der Palmölproduktion von Ghana im Vergleich zu Malaysia und Indonesien, 1961 bis 2008 Quelle: FAOSTAT Indonesia Malaysia Ghana Die Produktionsmenge der Ölpalmfrüchte hat sich in den letzten Jahren analog der Produktionsfläche entwickelt und betrug im Jahr 2009 ca. 2,1 Millionen t. Mit einer durchschnittlichen Produktion von 6 t/ha ist die Produktivität gegenüber den 60er Jahren nicht gestiegen und verharrt auf unverändert niedrigem Niveau. Die Produktion von rohem Palmöl (CPO) stieg in den letzten Jahren an, von ca t/ Jahr auf t im Jahr Die Entwicklung der Palmkernölproduktion verlief im gleichen Zeitraum weniger linear: Nach einem kontinuierlichen Anstieg bis zum Jahr 2006 ist sie anschließend auf das Niveau von 2003 zurückgefallen (vgl. Tabelle 18). Tabelle 18: Palm- und Palmkernölproduktion in Ghana ( ), in t/jahr Jahr Palmkernöl Palmöl Quelle: FAOSTAT

66 Fallstudien Ghana exportiert einen großen Teil der Palmölproduktion. Wichtigstes Importland ist UK (siehe Abbildung 26). Der größte Exporteur von Palmöl ist die ghanaische Firma GOP- DC (Aryeetey et al. 2004). Hinsichtlich Palmkernöl ist Belgien mit Abstand das wichtigste Importland (siehe Abbildung 27). Wichtigster Exporteur ist wieder GOPDC (Aryeetey et al. 2004). Palmölpreise Bemerkenswert ist vor allem, dass die Preise für Palmöl in Ghana nicht den Weltmarktpreisen folgen. Während die lokalen Preise bis zum Jahr 2000 beständig unter den Weltmarktpreisen lagen, liegen sie nun beständig oberhalb des Weltmarktpreises. Augenscheinlich gab es im Jahre 1998 einen Politikwechsel: Die lokalen Palmölpreise sind bis zum Jahre 2001 drastisch gefallen, bis unter das Niveau der Weltmarktpreise, um seitdem dem Trend der Weltmarktpreise zu folgen Produktionssysteme Wie bereits in der Vorbemerkung dargestellt, existieren unabhängig voneinander zwei gänzlich unterschiedliche Produktionsstrukturen, nämlich der traditionelle (auch artisanal genannte) und der industrielle Zweig (Mensah und Ayernor 2002). Der traditionelle Zweig besitzt dabei für Ghana die größere Bedeutung. Von den insgesamt ha Ölpalmen werden 85% von Kleinbauern kultiviert, oft in Subsistenzwirtschaft (MOFA 2010b). Sie produzieren 70% der Jahresproduktion an Ölpalmfrüchten in Ghana. Die verbleibenden 15% sind Großplantagen, davon gehört allein GOPDC die Hälfte (Poku und Asante 2008). Dennoch wird ein Großteil der gesamten Produktion industriell verarbeitet. Dies hängt damit zusammen, dass der industrielle Sektor einen Teil der kleinbäuerlichen Produktion aufkauft sowie auch Vertragslandwirtschaft mit Kleinbauern betreiben. Vertragsanbau Ein Teil der Flächen, die im Besitz großer Firmen oder des Staates sind, wird durch Kleinbauern bewirtschaftet. In Anlehnung an den NES in Indonesien wurde dieses Modell auch in Ghana eingeführt und propagiert. Kleinbauern erhalten Kredite für Setzlinge, Düngemittel etc. und haben im Gegenzug die Früchte der Ölpalmen (FFBs) zu einem vorher festgelegten Preis an den Eigentümer abzuliefern, um so ihre Schulden zurückzuzahlen (Delville et al. 2002; GNIWG 2010). Dieses Modell wird unterschiedlich bewertet. Positiv wurde von Gyasi (1996) hervorgehoben, dass mit diesen Investitionen Jobs im ländlichen Raum geschaffen werden mit all den positiven Auswirkungen wie Reduzierung der Migration, Verbesserung in landwirtschaftlichen und technischen Fertigkeiten, etc. Außerdem würden die Gesellschaften in die Verbesserung der medizinischen Versorgung, in Transport sowie in Bildung investieren. (Gyasi 1996). Abbildung 26: Hauptimportländer für Palmöl aus Ghana, 2008 Quelle: FAOSTAT Quantity (in tons) Value (in 1,000 US-$) 0 United Kingdom USA Spain Mali Netherlands Germany Burkina Faso 66

67 Abbildung 27: Hauptimportländer für Palmkernöl aus Ghana (2008) Quelle: FAOSTAT Quantity (in tons) Value (in 1,000 US-$) 50 0 Belgium Gabon Spain Greece Abbildung 28: Preisentwicklung für CPO: Ghana im Vergleich zum Weltmarkt ( ) Quelle: IMF 2010, MOFA US-$ / t Local Market World Market

68 Fallstudien Insbesondere hat wohl GOPDC in Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen investiert sowie in Maßnahmen zum Umweltschutz. Sie haben eine Schule für 800 Kinder sowie ein Hospital für ihre Arbeiter incl. deren Familien errichtet. Auch umliegende Dörfer wurden dabei unterstützt Schulen, Brunnen und Stromleitungen zu bauen. Ein Teil des jährlichen Gewinns wird an den Okeyman Umweltfonds gestiftet, der sich aktiv gegen illegale Abholzung in angrenzenden Wäldern einsetzt (Pastowski et al. 2007). In anderen Fällen wurden derlei Maßnahmen als versprochen aber nicht realisiert kritisiert. Außerdem sind die Auswirkungen abzuwägen gegenüber Landkonflikten und niedrigen Lohnzahlungen (Amanor 1999). Im Rahmen des Vertragsanbaus werden von den Kleinbauern im Durchschnitt 2 ha bewirtschaftet (UN-WFP 2009). Allerdings gibt es keine exakten Zahlen, wie viel ha insgesamt im Rahmen des Vertragsanbaus bewirtschaftet werden. In der Statistik tauchen diese Flächen unter denen von Plantagenbesitzern bewirtschafteten Flächen auf. GOPDC erklärte, dass man Verträge mit Kleinbauern hat, die die Hälfte der GODPC-eigenen Flächen bewirtschaften. Das dürften ca ha sein. (GOPDC 2010). Auch die klassische Variante des Vertragsanbaus, bekannt als outgrower schemes, gibt es in Ghana. Hierbei pflanzen Kleinbauern Ölpalmen auf ihren eigenen Flächen an, erhalten aber ebenfalls Unterstützung in Form von Krediten etc. durch den Vertragspartner, in der Regel eine nahegelegene Ölpalmplantage. In beiden Varianten sind die Bauern verpflichtet, die Ölfrüchte ausschließlich an den Vertragspartner zu liefern, der die Früchte auf eigene Kosten abholt. Jedoch liegt der Abnahmepreis für die FFB deutlich unter dem Marktpreis (Delville et al. 2002; GNIWG 2010). Beide Modelle wurden im Rahmen von PSI gefördert, um die Anbaufläche von Ölpalmen zu erhöhen und gleichzeitig nachhaltige kleinbäuerliche Strukturen zu schaffen Anbausysteme Generell ist die Landwirtschaft Ghanas dominiert von Subsistenzlandwirtschaft, die 80% der landwirtschaftlichen Produktion bereitstellt. Die Durchschnittsgröße einer Subsistenzfarm liegt unter 2 ha, die vornehmliche Anbauweise ist die Mischkultur Vertikale Integration Die vertikale Integration unterscheidet sich abhängig vom Produktionsverfahren. a) Traditionelle Produktion Die Produktion von FFB für die traditionelle Verwendung stammt im Wesentlichen aus den Händen von Kleinbauern. Diese verkaufen zumeist die Früchte der Ölpalme (FFB) ab Hof, nur 20% der Kleinbauern gewinnen das Palmöl (CPO) selbst. Der Preis für die FFB wird zwischen dem Bauern und Aufkäufer ausgehandelt. Die Aufkäufer transportieren die FFB zu den kleinen Ölmühlen, die das Öl auf traditionelle Weise extrahieren: Die Früchte werden eingeweicht, so dass sie aufquellen, anschließend gestampft und gewässert. Die Fasern und Schalen werden entfernt und das Öl-Wasser- Gemisch gekocht, um dann das Öl oben abzuschöpfen. Zum Abschluss wird das Öl getrocknet (Poku 2002). Die Gewinnung von Palmkernöl ist aufwändiger und wird von anderen Akteuren durchgeführt. Nach dem Aufkauf der Palmkerne werden diese zunächst getrocknet. Zur Gewinnung des Öls werden die Kerne geschält und mit Spezialmaschinen gebrochen. Die zerkleinerten Kerne werden in altem Öl erhitzt und gestampft, so dass daraus eine Paste entsteht. Diese wird mit etwas Wasser gemischt und erneut erhitzt, so dass das Öl (PKO) austritt (Poku 2002). Da die Gewinnung von Palmkernöl aufwändiger ist und spezielle Maschinen erfordert, wird nicht die gesamte Palmkernernte als Rohstoff für die Palmkernölproduktion genutzt. Oft werden die Palmkerne einfach verbrannt. Sowohl Palmöl als auch Palmkernöl werden hauptsächlich auf dem lokalen Markt gehandelt. Der gesamte Prozess ist stark arbeitsteilig organisiert. Eine weitere Verarbeitung erfolgt nicht bzw. ausschließlich in industriellen Großanlagen. b)industrielle Produktion Während die traditionelle Verarbeitung nicht zwingend innerhalb von 24 Stunden erfolgt, wird bei der industriellen Verarbeitung auf die Einhaltung von Qualitätsstandards geachtet, und damit auch auf eine rasche Verarbeitung der FFBs. Ausschließlich reife und ganze Früchte werden genutzt. Die Extraktionsraten der industriellen Verarbeitung sind deutlich höher und liegen bei guten Tenera-Sorten bei 22-23% (FAO 2002a). Es werden alle Produkte genutzt, das heißt, auch das Palmkernöl wird extrahiert und der Rest, das Palmkernölmehl, als Tierfutter verkauft. Daneben gibt es einige Großplantagen, in denen vorwiegend Kakao, Naturkautschuk, Kokosnuss und seit einigen Jahren vermehrt auch Ölpalmen angebaut werden. Das vorwiegende Anbausystem hier ist die Monokultur. Es gibt keine genauen Informationen über die vorherige Nutzung dieser Flächen. Zum Teil handelt es sich um von Kleinbauern in traditioneller Form bewirtschaftete Flächen, zum Teil aber auch um ehemalige Wälder, die gerodet wurden, um dort Ölpalmplantagen anzulegen. Die industrielle Verarbeitung wird von drei großen Palmölherstellern dominiert: 1. Ghana Oil Palm Development Company Ltd. (GOP- DC), gegründet 1975, seit 1995 Teil einer belgischen Firma; weitere Anteile besitzen zwei ghanaische Firmen. Besitzt Ölpalmflächen im Umfang von ca ha und eine Verarbeitungskapazität von 60 t Palmöl pro Stunde sowie 60 t Palmkernöl täglich. Die jährliche Produktion beider Produkte liegt bei t. (GOPDC 2010; MOFA 2010a). 68

69 Erhitzen der Früchte Linda Bausch 2. Twifo Oil Palm Plantations Ltd. (TOPP) größte Teilhaber sind die ghanaische Regierung und Unilever. Besitzt Ölpalmplantagen im Umfang von ha. Die Produktion von FFB betrug t (im Jahr 2009). 3. Benso Oil Palm Plantations Ltd. (BOPP), bis 2010 gehörte BOPP noch zum Unilever-Konzern, der diese jedoch im Rahmen einer Restrukturierung im Sommer 2010 an die malaysische Firma Wilmar International verkauft hat (GBN 2011). BOPP besitzt Ölpalmplantagen im Umfang von ha. Die Produktion betrug im Jahre 2009 rund t FFB. Jede dieser drei Firmen besitzt eigene Ölpalmplantagen (nucleus), in deren Umfeld Kleinbauern unabhängig oder im Rahmen von Vertragslandwirtschaft weitere Flächen mit Ölpalmen bewirtschaften (Poku and Asante 2008). Insgesamt werden im Rahmen der großen Ölpalmplantagen 15% bzw. rund ha Ölpalmen kultiviert. Hierin eingeschlossen sind die Flächen, die von Kleinbauern im Rahmen von Vertragsanbau bewirtschaftet werden. Im Rahmen der Plantagenwirtschaft werden deutlich höhere Erträge erzielt, die sich im Durchschnitt auf ca. 12 t FFB belaufen (Poku und Asante 2009). Aufgrund der höheren Produktivität werden auf rund 15% der Fläche rund 30% der gesamten Produktion von FFB erzielt, nämlich rund t (2009) und rund 40% des Palmöls (Poku und Asante 2008). c) Handel Während Zwischenhändler ca. 45% des Palmöls von Großproduzenten aufkaufen, sind es bei kleinen Produzenten über 90% (Poku and Asante 2008). Die drei großen Gesellschaften sind selbst sehr stark im Handel und im Export von Palm- und Palmkernöl involviert. Dabei ist unter den drei genannten Firmen GOPDC der wichtigste Exporteur, sowohl von Palmöl als auch von Palmkernöl. Bedeutsame Akteure im Handel sind darüber hinaus noch einige mittelständische Unternehmen wie z.b. die Firma Norpalm Ghana Ltd. Dies belegt die tiefere vertikale Integration von Ölpalmplantagenbetreibern. Sie besitzen in der Regel ihre eigene Ölmühle und zum Teil auch ihre eigene Palmölraffinerie (Poku and Asante 2008). Bei den Betrieben handelt es sich oft um privatisierte ehemalige Staatsbetriebe, die von ausländischen Gesellschaften aufgekauft wurden. Nichtsdestotrotz finden auch hier zahlreiche Kleinbauern Einkommens- und Beschäftigungsmöglichkeiten, z.b. in Form von Vertragslandwirtschaft (Bausch 2009) Sozio-ökonomische Analyse Rahmenbedingungen Die Holländer führten den Ölpalmanbau in Ghana erstmalig ein, dies wurde jedoch unter britischer Kolonialherrschaft nicht weiter beachtet. Erst mit der Einführung der Importsubstitutionspolitik nach 1957 wurde dem Ölpalmanbau wieder vermehrt Beachtung geschenkt. Vor dem Hintergrund einer steigenden nationalen Nachfrage legte der Staat große Plantagen an, die jedoch nicht wirtschaftlich arbeiteten. Im Rahmen der Privatisierung in den 80er Jahren entstanden unter Beteiligung internationaler Investoren die drei großen, oben genannten Ölpalmgesellschaften GOPDC, TOPP und BOPP. Besondere Bedeutung für die Entwicklung der ghanaischen Palmölproduktion hat die bereits erwähnte präsidentielle Initiative PSI. Im Jahre 2003 realisierte der damalige Staatspräsident Kufuor während einer Reise nach Malaysia das Potential von Ölpalmen für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes und setzte ein Bündel von Maßnahmen auf. Oberste Zielsetzung war die Reduzierung des Imports von Ölpalmprodukten durch den Anstieg der nationalen Produktion. Im Wesentlichen sollten folgende Maßnahmen ergriffen werden: Erneuerung alter Plantagen, Ausdehnung der Ölpalmplantagen durch Anlage neuer Pflanzungen, Zusammenlegung von kleinen, ineffizient arbeitenden Pflanzungen (so dass Plantagen in einer Größenordnung von ha entstehen) und direkte Verlinkung mit den Ölmühlen, Implementierung der asiatischen Idee der Nucleus- Plantagen Ersetzen der Dura-Sorten durch die produktiveren Tenera- Sorten. Aufgrund der Förderung durch diese Initiative wurden bis zum Jahr 2006 bereits 12 Baumschulen eingerichtet und 2,8 Millionen Setzlinge produziert (Poku and Asante 2008) Mikroökonomische Analyse a) Kleinbauern Leider gibt es keine Studien/Literatur mit ökonomischen Analysen (Deckungsbeitragsrechnung) hinsichtlich der Rentabilität des Ölpalmanbaus in Ghana, auch nicht im Vergleich zu alternativen Anbaufrüchten. Im Vergleich zu Südostasien erzielen ghanaische Kleinbauern einen deutlich niedrigeren Ertrag: Er wird auf ca. 3 t FFB/ha geschätzt (Poku and Asante 2008). Trotz deutlich geringerer Aufwendungen für Dünge- und Pflanzenschutzmittel dürfte der Deckungsbeitrag von Ölpalmen in Ghana deutlich niedriger sein als der in Südostasien. Eine Alternative zum Ölpalmanbau stellt unter den gegebenen klimatischen Bedingungen der Kakaoanbau dar. In der Tat zeigt der Blick in die Vergangenheit, dass bei schlechten Kakaopreisen, wie sie zu Beginn der 90er Jahre konstatiert wurden, Kakaoplantagen zu Ölpalmplantagen umgewandelt wurden. Heute, bei Förderung beider Kulturen, wird die Anbaufläche beider Kulturen ausgedehnt. Nicht ganz klar ist, 69

70 Fallstudien ob die Ausdehnung der Anbauflächen in den letzten Jahren eher aufgrund der Preisentwicklung oder der nationalen Förderprogramme erfolgte. Es scheint jedoch der Anbau von Ölpalmen mit einem geringeren Risiko behaftet zu sein als der Anbau von Kakao. Der Weltmarktpreis für Kakao ist hochvolatil. Immer wieder hat es Perioden mit sehr niedrigen Preisen gegeben. Zwar schwankt der Palmölpreis auch sehr stark, doch ist die langfristige Tendenz klar nach oben gerichtet. Eine Barriere für die Produktion von cash crops stellt laut dem WFP (UN-WFP 2009) insbesondere ein fehlender Marktzugang dar, dessen sich die Haushalte sehr wohl bewusst sind. Im Norden von Ghana stellt der Anbau von Ölpalmen bereits aus klimatischen Gründen keine Alternative dar. b) Vertragslandwirtschaft Der Preis für FFB, den die Gesellschaften zahlen, liegt Angaben zufolge lediglich bei 65% des lokalen Marktpreises. Das bedeutet, dass die vertragsgebundenen Bauern zwar mehr Sicherheit genießen, aber geringere Einkommensmöglichkeiten besitzen als ihre unabhängigen Kollegen (Amanor 1999). c) Plantagenwirtschaft Über die Einkommenssituation der Plantagenwirtschaft liegen bedauerlicherweise keine Zahlen vor, lediglich zu den Arbeitskosten. Diese liegen für Plantagenarbeiter zwischen 2,11 und 6,08 USD pro Tag. Dabei werden die höchsten Löhne für Erntearbeiten bezahlt (Poku and Asante 2008) Makroökonomische Analysen Ghana hängt in hohem Maße vom Export landwirtschaftlicher Güter ab. Dabei spielen Palmöl und Palmkernöl jedoch nur eine untergeordnete Rolle. Die wichtigsten Exportprodukte sind Kakao (mit einem Exportvolumen von 1,86 Milliarden USD), Gold und Holz. Der Export von Palmöl und seiner Derivate mit einem Volumen von ca. 75 Millionen USD macht lediglich einen Anteil von ca. 1% der gesamten Exporteinnahmen aus. Zwar konnte der Wert der Palmölausfuhr in den letzten Jahren deutlich erhöht werden im Jahr 2005 betrug er nur 12 Millionen USD doch auch der Wert des exportieren Kakao hat sich allein im letzten Jahr verdoppelt. Der Export von Palmöl verstellt ein wenig den Blick auf die Versorgungssituation Ghanas mit Palmöl. Ghana ist Nettoimporteur von Palmöl. Im Jahr 2009 hat Ghana t Palmöl produziert und t verbraucht. Dem Export von Palmöl im Wert von 75 Millionen USD steht ein Import im Wert von 162 Millionen USD gegenüber (FAOSTAT 2011) Nahrungsmittelsicherheit Ghana ist hinsichtlich der Versorgung mit den meisten Grundnahrungsmitteln zumeist Selbstversorger, außer bei Weizen und Reis, die importiert werden müssen. Nichtsdestotrotz ist eine ausreichende Versorgung abhängig von den Witterungsverhältnissen, und insbesondere im Norden kommt es immer wieder zu Engpässen in der Versorgung. Ursache für den Hunger ist weniger die mangelnde Nahrungsmittelverfügbarkeit im Land, sondern vielmehr die mangelnde Kaufkraft, vor allem in den verarmten ländlichen Gegenden im Norden Ghanas. (Vgl. auch bei tab.20) Auch die internationale Nahrungsmittelkrise in 2008 zeigte ihre Auswirkungen in Ghana, insbesondere im Norden des Landes. Dieses Nord-Süd-Gefälle in der Versorgung mit Nahrungsmitteln wird auch durch die Ergebnisse der Comprehensive Food Security and Vulnerability Analysis (CFS- VA), die 2008/2009 in Ghana durchgeführt wurde, bestätigt. Während im dünn besiedelten Norden hier leben 17,2% der gesamten ghanaischen Bevölkerung 34% der Bevölkerung in Nahrungsmittelunsicherheit lebt, sind es im Rest von Ghana nur 1-4%. (Tabelle 20) Insgesamt 5% aller ghanaischen Haushalte, ca. 1,2 Millionen Menschen, leben in Nahrungsmittelunsicherheit, davon am meisten betroffen sind Kleinbauern im Norden des Landes. Sie betreiben zumeist traditionelle Subsistenzwirtschaft unter ungünstigen landwirtschaftlichen Bedingungen und besitzen zudem nur selten Zugang zu modernen Produktionsmitteln sowie Krediten. Nur 10% der Kleinbauern können sich neues Saatgut leisten und nur 20% nutzen Düngemittel. Gemäß einer Studie des WFP könnten im Rahmen einer Intensivierung der landwirtschaftlichen Produktion die Erträge oft verdoppelt werden (UN-WFP 2009). Aufgrund der Bedeutung für die Erwirtschaftung von Devisen unterstützt die Regierung vor allem den Anbau von Kakao und Ölpalmen. Der Anteil, den die Regierung für die Landwirtschaft ausgibt, ist von 2,8% im Jahr 2001 auf 9,7% im Jahr 2006 gestiegen (UN-WFP 2009). Bauern verfolgen ganz im Sinne der Erhöhung der Nahrungsmittelsicherheit oft eine Risikominimierungsstrategie, das heißt sie maximieren nicht den Ertrag einer Frucht, sondern bauen verschiedene Früchte in Mischkultur an (IFPRI 2007). Dies gilt insbesondere für den trockeneren Norden des Landes, in dem die Lebensbedingungen deutlich schwieriger sind, und weder Kakao noch Ölpalmen angebaut werden können. Bezüglich des Exports von Palmkernöl ist Ghana kein Land von großer Bedeutung. Ghana belegt, gemessen am Wert des Exports, den 6. Rang unter den Palmkernölexportländern und den 5. Rang, wenn man die Mengen betrachtet (FAOS- TAT 2011). 70

71 Tabelle 19: Angebot und Nachfrage der wichtigsten Nahrungsmittel in Ghana 2007/2008 COMMODITY Total domestic production (MT) Production available for human consumption (MT) % for human consumption from domestic production* Per capita consumption (kg/annum) Estimated national consumption (MT) Deficit/Surplus (MT) MAIZE** % 43, RICE (MILLED) % 24, MILLET % 1, SORGHUM % 0, CASSAVA % 152, YAM % PLANTAIN % 84, COCOYAM % 57, GROUNDNUT % 12, COWPEA % 5, TOTAL % 423, Quelle: UN-WFP 2009 * remaining accounts for livestock feed and wastage ** available production of maizeincludes a 5% carry over from 2007 domestic production ( MT) Tabelle 20: Verteilung der Bevölkerung in Nahrungsmittelunsicherheit, Ghana 2008 Regions Food Insecure Vulnerable to food insecurity No. of people % pop No. of people Western Region % % Central Region % % Greater Accra Region % % Volta Region % % Eastern Region % % Ashanti Region % % Brong Ahafo Region % % Northern Region % % Upper East Region % % Upper West Region % % Urban (Accra) % % Urban (Other) % % Total % % Quelle: UN-WFP 2009 % pop 71

72 Fallstudien Im Rahmen der Analyse zur Identifikation von Haushalten mit unsicherer Nahrungsmittelversorgung wurden vom WFP Nahrungsmittelverbrauchsmuster erstellt und ausgewertet. Dabei wurden vier Gruppen von Verbrauchern identifiziert, die mit dem Grad an Nahrungsmittelsicherheit einhergehen: Sehr niedriger Nahrungsmittelverbrauch (= Nahrungsmittelversorgung ist sehr unsicher) Grenzwertiger Nahrungsmittelverbrauch (= Nahrungsmittelversorgung ist unsicher) Niedriger Nahrungsmittelverbrauch (= anfällig für Nahrungsmittelunsicherheit) Gute Nahrungsmittelversorgung (= Nahrungsmittelversorgung ist sicher) Die meisten Menschen mit unsicherer Nahrungsmittelversorgung finden sich in der Gruppe von Subsistenzbauern. Insbesondere sind diejenigen Haushalte betroffen, die hauptsächlich Hirse und Sorghum sowie Wurzel- und Knollenfrüchte konsumieren. Dahingegen sind Kleinbauern, die cash crops wie Kakao und Ölpalmen anbauen, größtenteils sicher in ihrer Nahrungsmittelversorgung. Außerdem weist die Studie darauf hin, dass unter den Bauern die cash crop farmer im Durchschnitt das höchste Jahreseinkommen besitzen (UN- WFP 2009). Tabelle 21: Indikatoren für Regionen mit hohem Grad an Nahrungsmittelunsicherheit Upper West Upper East Northern Volta National Average Population Size Main Livelihood Groups - Agriculturalists (Food Crops) 38% 54% 52% 27% 25% - Agriculturalists (Cash Crops) 14% 0% 2% 1% 8% - Agro-pastoralists 2% 9% 12% 2% 2% - Food Processors 10% 3% 1% 6% 3% - Unskilled Laborers 4% 4% 1% 2% 3% Lowest Wealth Quintile 58% 64% 61% 32% 30% Food Insecurity Food Insecure (FI) 34% 15% 10% 3% 5% Vulnerable to become FI 14% 20% 17% 7% 9% Quelle: UN Die meisten Menschen mit unsicherer Nahrungsmittelversorgung finden sich in der Gruppe von Subsistenzbauern. Insbesondere sind diejenigen Haushalte betroffen, die hauptsächlich Hirse und Sorghum sowie Wurzel- und Knollenfrüchte konsumieren. Dahingegen sind Kleinbauern, die cash crops wie Kakao und Ölpalmen anbauen, größtenteils sicher in ihrer Nahrungsmittelversorgung. Außerdem weist die Studie darauf hin, dass unter den Bauern die cash crop farmer im Durchschnitt das höchste Jahreseinkommen besitzen (UN- WFP 2009). Auf der anderen Seite hat die Förderung des Plantagenanbaus von Kakao und Ölpalmen den Druck auf die Ressource Land erhöht, und es gibt zahlreiche Konflikte um diese Ressource. Sie haben vor allem zu einer Enteignung von lokalen Gemeinschaften geführt (Amanor 1999; Delville et al. 2002). Dadurch hat sich auch das Anbaumuster verändert: vorherige Mischkulturen wurden zu Monokulturen. Inwieweit diese Maßnahmen Auswirkungen auf die Nahrungsmittelversorgung einzelner Gruppen haben, ist nicht speziell untersucht. Auch die starken Nahrungsmittelpreissteigerungen im Jahre 2008 in Verbindung mit der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise haben Auswirkungen auf die Versorgungssituation der ghanaischen Bevölkerung gezeigt. Zum einen hat die geringere Weltmarktnachfrage nach Kakao und Sheabutter bei zudem niedrigen Preisen vor allem die exportorientierten Bauern getroffen. Zum anderen waren die Verbraucher besonders von den stark gestiegenen Nahrungsmittelpreisen betroffen, insbesondere in den nördlichen Regionen, in denen die Preise überproportional stark gestiegen sind (UN-WFP 2009). Außerdem hat sich die bereits schwache makro-ökonomische Situation Ghanas durch einen Anstieg des Haushalts- und Handelsdefizits weiter verschlechtert. Obwohl die Preise für Nahrungsmittel, ausgenommen für Reis und Palmöl, wieder gefallen sind, hat die Krise zahlreiche Haushalte ärmer und damit stärker anfällig für eine Mangelversorgung gemacht. Unter den Preisanstiegen war auch der von Palmöl extrem: Im Januar 2007 kostete der Liter Palmöl noch 0,78 Cedis (0,53 USD), im Juli 2009 bereits 2,24 Cedis (1,53 USD) (MOFA 2009). 72

73 Eine Fallstudie im Distrikt Kwabidirem, wo vermehrt Ölpalmanbau erfolgt, zeigt, dass die Produktion von Palmöl durchaus mit dem Anbau von anderen Feldfrüchten konkurriert. Aufgrund des stark angestiegenen Ölpalmanbaus müssen dort vermehrt Nahrungsmittel importiert werden (Bausch 2009). Inwieweit dies durch steigende Einkommen kompensiert wird, ist leider nicht analysiert worden. Die Regierung setzt in ihrer Strategie zur Vermeidung von Hunger auf nationalem und regionalem Niveau auf die Produktion der fünf wichtigsten Nahrungsmittel (Mais, Reis, Yams, Maniok und Augenbohnen). Das MOFA unterstützt die verschiedenen Distrikte in den Bemühungen zur Erhöhung der Nahrungsmittelsicherheit. Dazu werden je Distrikt zwei Kulturen ausgewählt, für die diese Region komparative Vorteile besitzt. Dabei werden produktivitätssteigernde Maßnahmen in folgenden Bereichen unterstützt (UN-WFP 2009): Bewässerung, Nachhaltigem Landmanagement, Verbesserung des Pflanzmaterials/Züchtung und Mechanisierung Gender Frauen sind in der traditionellen Wertschöpfungskette stark involviert. Während Männer sich vor allem um die Ernte der FFB, manchmal auch noch um Unkrautbekämpfung kümmern, sind Frauen verantwortlich für den Anbau, den Transport, Verarbeitung und Verkauf. Letztere beiden sind ausschließliche Domäne der Frauen, oft organisiert durch die dörfliche Gemeinschaft (Poku and Asante 2008; Poku 2002). Nichtsdestotrotz besitzen Frauen in der Regel weder Zugang zu Krediten noch zu landwirtschaftlichen Inputs, die eine produktivere Landwirtschaft ermöglichen würden (UN-WFP 2009). Hierin scheint ein Schlüssel für die Reduzierung ländlicher Armut zu liegen (Poku 2002). Über die Rolle von Frauen im Plantagenanbau wurde keine Literatur gefunden Arbeitsbedingungen Die Arbeitsbedingungen in der traditionellen Landwirtschaft sind schwierig. Der Mechanisierungsgrad ist gering, Zugtiere oder Traktoren werden in der Ölpalmproduktion zumeist nicht eingesetzt (Poku und Asante 2008). Es stehen lediglich einfache Mittel zur Verfügung: Unkrautbekämpfung z.b. erfolgt zumeist mit der Machete, mit einem entsprechend hohen Arbeitseinsatz. Über die Arbeitsbedingungen in ghanaischen Ölpalmplantagen findet sich ebenfalls kaum Literatur. Wie bereits geschrieben, liegen die Löhne auf den Plantagen über den Mindestlöhnen. Dies hat zu einer Zunahme der Nord-Süd- Migration geführt (UN-WFP 2009). Um Konflikte mit Arbeitsgesetzen (Ansprüche auf Pensionen, Kündigungen) zu vermeiden, arbeiten Plantagenbesitzer bevorzugt mit Tagelöhner anstatt festen Anstellungen (Aryeetey et al. 2004) Umweltauswirkungen Biodiversität Die Biodiversität auf Ölpalmplantagen ist sehr gering, auch im Vergleich zu anderen Kulturen (vgl. Kapitel ). Doch für die Entwicklung ist die Vornutzung der Flächen entscheidend. Leider liegen dazu keine Informationen vor. Die Abholzung von Regenwäldern im Süden von Ghana stellt grundsätzlich ein großes Problem dar. Der Bestand an Primärwäldern wurde seit 1977 von 7,44 Millionen auf 1,84 Millionen ha reduziert (WRM 2010). Mit einer Entwaldungsrate von jährlich 1,7% überschreitet Ghana das Niveau von Asien und Zentralamerika (WRM 2010). Primärwälder sind rar geworden, und der fehlende Zugang zu bush-meat, Medizinalpflanzen und Bauholz wird zunehmend kritisch für die lokale Bevölkerung (WRM 2001). Doch ist es sehr schwer zu sagen, ob Ölpalmpflanzungen die direkte Ursache der Abholzung sind, da es hierzu keine verlässlichen Daten gibt (Fitzherbert et al. 2008). In Ghana wird die Hauptursache des Verschwindens von Primärwäldern weniger in der Ausbreitung von Ölpalm- und Kakaoplantagen, sondern vielmehr in der illegalen Abholzung gesehen (Ayodele 2010). Dies wird auch durch die Tatsache bestätigt, dass die Ausdehnung der Ölpalmfläche sehr viel kleiner ist als die Abholzung des Regenwaldes. Das bedeutet nicht, dass Ölpalmen nicht auch auf Flächen angepflanzt werden, die ehedem von Urwald bewachsen waren schließlich sind es genau diese Flächen, die die Wachstumsbedingungen für Ölpalmen erfüllen doch scheint hier kein direkter Ursache-Wirkung-Zusammenhang zu bestehen. Ayodele (2010) sieht in der Armut eine der Hauptursache für die hohe Entwaldungsrate und folgert, dass mit Ölpalmen Einkommen in ländlichen Gebieten generiert werden kann, und somit Ölpalmen einen Beitrag zur Reduzierung der Abholzung von Regenwald leisten können Stoffeinträge in die Biosphäre Die Intensität des Anbaus von Ölpalmen unterscheidet sich sehr stark zwischen dem kleinbäuerlichen und dem Plantagenanbau. Da im kleinbäuerlichen Anbau kaum Dünge- und Pflanzenschutzmittel ausgebracht werden, dürfte von diesen auch kaum eine Umweltbelastung ausgehen. Im Plantagenanbau ist der Einsatz von Inputs wie Dünge- und Pflanzenschutzmittel sicherlich deutlich höher. Genaue Zahlen gibt es hierzu nicht, sie sind jedoch vermutlich deutlich niedriger als im südostasiatischen Raum. Darauf weisen zumindest die im Durchschnitt geringeren Erträge hin. Laut FAO ist jedoch der Einsatz insbesondere von Kalium im Ölpalmanbau stark gestiegen (FAO 2005b). Insgesamt werden wesentlich höhere Mengen an Dünge- und Pflanzenschutzmittel in anderen Kulturen wie Kakao, Baumwolle und Tabak eingesetzt. Dies hängt jedoch mit der deutlich höheren Anbaufläche zusammen und lässt daher kaum Rückschlüsse auf die Einträge in die Biosphäre zu. 73

74 Fallstudien Es gibt wenig (zertifizierte) organische Produktion von Palmöl in Ghana, jedoch betont der größte ghanaische Anbauer von Ölpalmen, GOPDC, den Einsatz von natürlichen Düngemitteln wie der Fruchtstände, behandelte Rückstände aus der Palmölextraktion sowie das Palmkernölmehl. Dies hängt vermutlich mit den Anstrengungen von GOPDC zusammen, stärker auf dem europäischen Markt Fuß zu fassen (Aryeetey et al. 2004). Die wachsende Nachfrage nach organisch produziertem Palmöl, vor allem in Europa, macht dies zunehmend auch wirtschaftlich interessant (Nordin et al. 2004). Die stärkste Beeinträchtigung der Wasser- und Luftqualität erfolgt durch die industrielle Gewinnung der Palmölprodukte. Siehe hierzu die Ausführungen in Kapitel der Fallstudie Indonesien und Malaysia. Einige Ölmühlen, wie GOPDC, versuchen, nachhaltiger zu wirtschaften und bewahren die Rückstände in offenen Behältern auf, wo sie anaerobisch behandelt werden. Anschließend werden die Rückstände über ein Kanalsystem auf die Plantage geleitet. Einerseits ist die Belastung der Umwelt gegenüber der ungeklärten Einleitung von POME ins Wasser geringer. Da aber je t Palmöl ca m 3 Biogas entstehen, wovon 60% Methan ist, welches ungenutzt in die Atmosphäre geleitet wird, ist der Treibhausgaseffekt entsprechend wirkungsvoll (Schuchardt 2007; WWF 2007) Bodenfruchtbarkeit Da es keine länderspezifische Analysen hierzu gibt, siehe zu den Auswirkungen des Ölpalmanbaus auf die Bodenfruchtbarkeit Kapitel der Fallstudie Indonesien/Malaysia Abschätzung der Treibhausgasbilanzen Vgl. Kapitel der Fallstudie Indonesien/Malaysia Sonstiges Es wurde kritisiert, dass Ölpalmmonokulturen in Ghana zu massiven Invasionen von Insekten mit entsprechend negativen Auswirkungen auf die Umwelt und den Menschen geführt haben (WRM 2001) Analyse existierender Nachhaltigkeitsinitiativen Wichtigste Initiative im Bereich nachhaltiger Palmölproduktion stellt der Round table for Sustainable Palm Oil (RSPO) dar. Siehe hierzu die Ausführungen in Kapitel der Fallstudie Indonesien und Malaysia. Vorreiter in der nachhaltigen Produktion von Palmöl in Ghana ist der größte Produzent GOPDC. GOPDC entwickelte verschiedene Standards zur organischen Palmölproduktion, die in Zusammenarbeit mit der Initiative ProForest getestet wurden, und die auch dem RSPO vorgestellt wurden. Im Jahr 2002 wurde GOPDC durch Econcert International zertifiziert und produziert seither Palmöl gemäß den Richtlinien des ökologischen Landbaus. Auf den meisten Flächen werden ausschließlich organische Düngemittel wie z.b. die Fruchtstände der Palmölfrüchte verwendet. Jedoch werden auf einigen Flächen auch noch mineralische Düngemittel eingesetzt. Im März 2009 hat GOPDC eine Initiative zum Anbau von Palmöl basierend auf den Prinzipien des RSPO gestartet (Bausch 2009). Im Jahr 2002 erhielt die Firma GOPDC bereits einen Preis auf dem World Summit for Sustainable Development. Dieser wurde ihr für ihr umweltbewusstes Verhalten sowie ihre Bemühungen, Reste von Primärwäldern auf ihren Flächen zu erhalten, verliehen (Aryeetey et al. 2004). GOPDC ist außerdem Mitglied in der Ghana Wildlife Society (Pastowski et al. 2007). Im Westen Ghanas ist die Firma B-BOVID Ltd. (Building Business On Values, Integrity and Dignity) aktiv. Sie verfolgt das Ziel, Palmöl und Palmkernöl gemäß den Richtlinien des organischen Landbaus zu produzieren, und zwar sowohl für den heimischen Markt wie auch für den Export. In die Produktion integrierte Kleinbauern werden durch verschiedene Initiativen in den organischen Landbau eingeführt (Pastowski et al. 2007). Da die Kriterien des RSPO vor allem auf die Bedürfnisse großer Plantagen abgestimmt sind/waren, hat die Ghana National Interpretation Working Group (GNIWG) eine Initiative gestartet, um Kleinbauern besser in den Prozess der nachhaltigen Palmölproduktion zu integrieren (GNIWG 2010). 74

75 Norden und Nordosten propagiert und finanziell gefördert. Ziel ist es, gerade in diesen ärmeren Regionen Einkommensmöglichkeiten zu schaffen. Inwieweit dies gelingt, ist noch zu zeigen, da diese Standorte laut Experten nicht zu den Gunststandorten von Naturkautschukbäumen gehören. Es ist mit geringeren Erträgen und höherem Schädlingsdruck zu rechnen. Neben Reisflächen wurde hier auch (Natur-) Wald gerodet, um Kautschuk anzupflanzen. Gummibaumplantage Werner Siemers 3.3 Kautschukproduktion in Thailand Zusammenfassung Thailand hat sich in den vergangenen Jahren wirtschaftlich enorm entwickelt und wird die MDG bereits vor 2015 erreichen. Dennoch leben zurzeit 11% der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze, mit großen regionalen Unterschieden. Betroffen von Armut sind vor allem die wirtschaftlich benachteiligten Regionen im Norden und Nordosten Thailands. Der landwirtschaftliche Sektor trägt noch rund 8,7% zum BIP bei, jedoch sind noch 45% der werktätigen Bevölkerung in der Landwirtschaft beschäftigt. Thailand produziert eine Reihe von landwirtschaftlichen Gütern, darunter Reis, Obst, Gemüse und cash crops. Reis wird im Überfluss produziert und exportiert. Die Landwirtschaft ist kleinbäuerlich strukturiert, ca. 5 Millionen landwirtschaftliche Betriebe bewirtschaften weniger als 6 ha, 1,2 Millionen Farmer sogar weniger als 1 ha. Das Landrechtsystem ist schwierig, Landnutzungs- und Eigentumsrechte sind oft nicht klar definiert. Kautschuk ist ein wichtiges Exportgut. Mehr als 1 Million Kleinbauern leben von der Kautschukproduktion. Neben dem Anbau liegen auch die ersten Verarbeitungsschritte (Produktion von geräucherten Kautschukblättern, RSS) zu einem großen Teil in den Händen der Kleinbauern und Kooperativen. Mit einer Produktion von 3,2 Mio. t Kautschuk ist Thailand der weltweit größte Kautschukhersteller. Davon wird der größte Teil, 2,7 Mio. t, exportiert. Kautschuk hält einen Anteil von 3-4% an den Gesamtexporteinnahmen bzw % an den landwirtschaftlichen Exporten. Mit Kautschuk lässt sich eine hohe Wertschöpfung je Flächeneinheit erzielen. Förderprogramme der Regierung haben zu einer weiten Ausdehnung des Anbaus von Naturkautschuk beigetragen. Im Süden, der klassischen Anbauregion für Kautschukbäume, gibt es kaum noch Möglichkeiten zur weiteren Ausdehnung. Hier haben Kautschukbäume bereits zu einer Verdrängung anderer Kulturen wie Reis und Obstbäumen geführt und bedecken bereits über 40% der Fläche. Daher wird seitens der Regierung die Ausdehnung in den Es scheint eine Konkurrenzsituation zwischen Kautschuk und Ölpalmen zu geben, denn beide liefern ein gutes Einkommen. Doch tatsächlich steigt die Anbaufläche beider Kulturen, zumeist auf Kosten von Reis, Obstbau sowie degradierten und ungenutzten Flächen. Die Entscheidung hängt von zahlreichen Faktoren ab, dazu zählt auch, dass eine Investition in Naturkautschuk eine langfristige Investition ist. Erst nach 5 bis 7 Jahren können Kautschukbäume erstmalig angezapft werden, Ölpalmen bereits nach 3-4 Jahren. Kautschuk erfordert einen hohen Arbeitseinsatz, der vor allem durch Familienarbeitskräfte gedeckt wird, zum Teil aber auch durch Fremdarbeitskräfte. Die schwierige Arbeit des Anzapfens wird dabei in der Regel auf der Basis von Gewinnbeteiligungen bezahlt. Diese Nachteile des Kautschukanbaus werden durch die höheren Gewinnmöglichkeiten gegenüber Ölpalmen wettgemacht; der Anbau beider Kulturen wächst in etwa gleichstark. Die Regierung versucht, über Nahrungsmittelprogramme die Nahrungsmittelsicherheit für die gesamte Bevölkerung sicherzustellen. Dennoch gibt es noch immer Bevölkerungsgruppen, die von Hunger und Mangelernährung betroffen sind. Dazu zählen vor allem die ländlichen Gebiete im Norden und Nordosten, aber auch benachteiligte Gruppen, wie Immigranten, in den städtischen Gebieten. Hunger und Mangelernährung sind in Thailand weniger eine Frage der Nahrungsmittelverfügbarkeit als vielmehr eine Frage der Kaufkraft. Insofern dürfte ein höheres Einkommen durch Kautschukanbau und -verarbeitung zur Linderung von Armut und somit von Mangelernährung beitragen. Die Anlage von Monokultur-Kautschukplantagen geht mit gewissen Risiken für die Umwelt einher. Dazu zählen insbesondere: Abholzen von Naturwäldern mit entsprechendem Verlust an Biodiversität und negative Auswirkungen auf Bodenfruchtbarkeit, Wasserqualität und Wasserhaushalt. Als schwerwiegend werden auch die Auswirkungen für die Gemeinschaft der Kautschukbauern eingeschätzt: Verlust an Wissen, an Kultur, an Ressourcen für Ernährung, Energie und Heilkunst, Beeinträchtigung der Gesundheit etc. Bislang war die Ausdehnung der Flächen auf Kosten von Primärwald akzeptiert. Die Situation könnte kritischer werden, wenn vor allem die Biodieselproduktion auf Basis von Palmöl in großem Umfang neue Flächen benötigt, und diese dann auch mit Kautschuk konkurriert. Bei der Verarbeitung von Kautschuk erfolgen Luft- und Wasserbelastungen, deren negative Auswirkungen jedoch gemäßigt erscheinen im Vergleich zu anderen industriellen Prozessen. Auch die Treibhausgasbelastung der Produktion 75

76 Fallstudien von Kautschuk ist mit 0,5 bis 0,7 t CO 2 eq je t Kautschuk nicht besonders hoch (im Vergleich zum Energiegehalt). Auch im Vergleich zur Produktion von Biodiesel auf Basis von Palmöl ist die Emissionsrate niedrig. Falls allerdings für den Anbau Regenwald abgeholzt wurde, steigt der Ausstoß an CO 2 -Emissionen unverhältnismäßig stark auf 13 bis 21 t CO 2 eq je t Kautschuk an. Nicht verfügbar sind leider Vergleichsdaten zur Herstellung von Synthesekautschuk. Die Regierung bemüht sich heute, die Produktion durch Erhöhung der Produktivität zu steigern, und nicht auf der Basis von Flächenausdehnung. Auch versucht sie, die Qualität entlang der Wertschöpfungskette zu erhöhen. Es gibt jedoch noch keine Anwendung von Zertifizierungssystemen, gleichwohl wird die internationale Diskussion um eine nachhaltige Produktionsweise in Thailand verfolgt Länderinformationen Allgemeines Thailand, im Südosten Asiens gelegen, besitzt eine Bevölkerung von ca. 67 Millionen Einwohnern. Bei einer Gesamtfläche von ca km 2 ergibt sich eine durchschnittliche Bevölkerungsdichte von rund 130 Einwohnern/km 2 (im Vergleich: Die Bundesrepublik Deutschland besitzt eine Bevölkerungsdichte von 230 Einwohnern/km 2 ). Das Bevölkerungswachstum hat sich in den vergangenen Jahren stark verlangsamt und beträgt nur noch rund 0,5%/Jahr (CIA World Factbook Thailand). Thailand besitzt eine große wirtschaftliche Dynamik; die Wirtschaftskraft des Landes wuchs im vergangenen Jahrzehnt jährlich um mindestens 4%. Ausnahme bildete aufgrund der weltweiten Wirtschaftskrise lediglich das Jahr Das BIP (PPP) betrug im Jahr 2010 rund USD pro Kopf. Der landwirtschaftliche Sektor trägt noch 8,7% zum BIP bei, doch es hängen noch rund 45% aller Beschäftigten von der Landwirtschaft ab Landwirtschaft Mit seiner Lage zwischen dem 5. und 20. Breitengrad liegt Thailand komplett in den Tropen und besitzt ein dementsprechendes feuchtes und warmes Klima. Das Land ist durch den Monsun geprägt und es gibt eine ausgeprägte Regenund Trockenzeit. Geografisch lässt sich Thailand in vier Regionen einteilen: Der Norden: Die Region ist geprägt durch eine Gebirgslandschaft (72%) mit zahlreichen Hügeln und kleinen Flüssen sowie einigen Becken (Chiang Rai, Lampang, Chiang Mai, Pharg und Nang). Auf Flächen mit einer Neigung von mehr als 35% ist Landwirtschaft untersagt. Im Flachland ist die Bodenqualität gut, jedoch in der Nähe der Flüsse schwierig zu bewirtschaften. Auf den steileren Flächen ist die Bodenqualität eher schlecht und die weitere Degradation (Erosion) stellt ein Problem dar. Aufgrund des gemäßigten Klimas ist der Norden für den Anbau zahlreicher Kulturen geeignet (Kaffee und Erdbeeren wie auch Reis und Gemüse). Der Nordosten: Feuchtigkeit kommt im Wesentlichen vom Mekong. Vorherrschender Bodentyp ist Sand, zum Teil salzig, das heißt generell liegt eine sehr schlechte Bodenqualität vor, die gutes Management und bodenverbessernde Maßnahmen erfordert. Die wichtigsten Kulturen in der Gegend stellen Reis, Mais, Gemüse und Maniok dar. Die Mitte: Es handelt sich um Flachland, welches von den großen Flüssen der Region wie dem Chaopraya, dem Thachin und dem Mekong regelmäßig überschwemmt wird. Diese Überschwemmungen versorgen das Land mit Nährstoffen. Es handelt sich um fruchtbaren Boden mit hohem Tongehalt. Bewässerungslandwirtschaft ist weit verbreitet. Angebaut werden hauptsächlich Reis, zudem Gemüse und einige cash crops. Es gibt jedoch auch sehr tief liegende Flächen, die aufgrund des hohen Salzgehaltes für den Ackerbau weniger geeignet sind. Die Wirtschaft ist exportorientiert. Hauptexportprodukte sind Maschinen und elektrische Geräte, landwirtschaftliche Güter sowie Schmuck. Thailand ist der weltweit größte Exporteur von Reis sowie Maniok und der drittgrößte Exporteur von Zucker. Die Wirtschaftskraft Thailands ist regional sehr unterschiedlich. Während die Großregion Bangkok stark industrialisiert ist, ist die Mitte Thailands (Central region) stark landwirtschaftlich geprägt und intensive (Bewässerungs-)Landwirtschaft mit vor allem Reisanbau dominieren das Bild. Hier wie auch im Süden, der Hauptanbauregion von Ölpalmen und Kautschuk, ist die Einkommenssituation aufgrund hoher landwirtschaftlicher Produktivität besser als im weniger begünstigten Norden und Nordosten. Der Süden: In der Mitte von einem Gebirge durchzogen, besitzt der Süden zum Meer hin Tiefland. Der Boden besitzt einen hohen Sandanteil, die Bodenfruchtbarkeit ist daher eher gering, zum Teil stellt auch Versalzung aufgrund der Meeresnähe ein Problem dar. In Küstennähe gibt es noch Mangrovenwald. Das feucht-heiße Klima mit hohen Niederschlägen begünstigt tropische Kulturen wie Kautschuk, Ölpalme, Banane und Kokosnuss. 76

77 Von den 51,3 Millionen ha Landfläche sind rund ein Drittel, nämlich 16,8 Millionen ha, bewaldet und rund 40%, ca. 20,8 Millionen ha, ackerbaulich genutzt. Große Abweichungen gibt es hinsichtlich der Klassifizierung von Weideland und degradierter Fläche zwischen dem Office of Agricultural Economics und der FAO: Während das OAE für ,2 Millionen ha als Weideflächen und 0,37 Millionen ha als degradierte Flächen ausgewiesen, sind diese Zahlen bei der FAO für beide Kategorien deutlich höher (vgl. Tabelle 22). Tabelle 22: Landflächenklassifizierung Landtyp in Mio. ha in % Forst (nicht degradiert) 10,6 20,7 Degradiertes Land 11,7 22,8 Nicht klassifiziertes Land 7,7 15,0 Weideland 0,5 1,0 Ackerfläche (incl. Dauerkulturen) 20,8 40,6 Gesamtfläche 51,3 100 Quelle: FAOSTAT 2011 Bei der Einordnung der Landflächen in die verschiedenen Typen ist zu beachten, dass dies nicht immer eindeutig möglich ist. Schwierigkeiten bestehen z.b. bei Flächen, die zeitwiese nicht genutzt werden (aufgrund von Brache), oder bei Forstflächen (Welchem Typ werden z.b. Kautschukplantagen zugeordnet?) Mit hohem Abstand nimmt der Reisanbau die größte Anbaufläche ein. Über die Hälfte der Ackerfläche, ca. 11 Millionen ha, wird mit Reis bestellt, dann folgt schon Kautschuk mit fast 1,9 Millionen ha. Einen Überblick über die wichtigsten Kulturen gibt folgende Aufstellung: Tabelle 23: Erntefläche der wichtigsten Anbaukulturen in Thailand (2009), in Mio. ha Kultur Erntefläche (in ha) Maniok 1.33 Mais 1,1 Kautschuk 1,86 Ölpalmen 0,51 Reis 10,96 Zuckerrohr 0,93 Quelle: FAOSTAT 2011 Eine untergeordnete Bedeutung spielen weitere Kulturen wie Bohnen, Sojabohnen, Kokospalmen, Bananen oder Obstbäume. Es gibt Schätzungen, gemäß denen ca. 2-3 Millionen ha der 20,8 Millionen ha Ackerfläche nicht oder nur mangelhaft genutzt werden Landrechte und Landverteilung Die Landwirtschaft Thailands ist vornehmlich kleinbäuerlich strukturiert, wobei die Bewirtschaftung in der Regel durch den Eigentümer erfolgt. Im Rahmen der landwirtschaftlichen Zählung im Jahre 2003 wurden insgesamt 5,79 Millionen Farmen gezählt. Davon besaßen über die Hälfte aller Farmen, 3 Millionen Farmen zwischen 1,5 und 6 ha. Die Durchschnittsgröße einer Farm beträgt 19,8 Rai bzw. umgerechnet 3,2 ha 8. (Tabelle 24, Seite 76) Nach wie vor existieren traditionelle und moderne Landrechtssysteme nebeneinander her. Die verbriefte Form der Eigentumsrechte an Land wurde bereits 1901 eingeführt, der Prozess der Dokumentation und Ausstellung von Titeln ist jedoch bis heute noch nicht abgeschlossen. Bis 1901 gehörte alles Land dem König, das er jedoch an treue Untergebene verteilte. Diese konnten das Land nutzen, aber auch vererben oder verkaufen. Wurde das Land drei Jahre lang nicht genutzt, konnte die Krone das Land zurückfordern. Zu dieser Zeit war noch ausreichend Land verfügbar, und Landkonflikte traten daher selten auf. Im Jahre 1954 wurde mit dem Land Code ein neues Landrecht eingeführt. Ziel war es, Landrechte in Form von Titeln zu dokumentieren. Außerdem wurde der maximale Landbesitz reglementiert: Ein Farmer durfte höchstens acht ha Land besitzen. Doch wurde in der Realität diese Grenze grundsätzlich ignoriert. Wichtiges Element der Landreform war, dass durch die Nutzung von bislang ungenutztem Land (oft Waldflächen) zunächst befristete, später unbefristete Nutzungsrechte und schließlich Eigentumsrechte erworben werden konnten. Bis 1960 waren ca. 1 Million Titel vergeben (bei 3,4 Millionen landwirtschaftlichen Haushalten), bis 1982 immerhin schon 3,9 Millionen Titel. Durch die Einführung der Luftkartografierung in den 70er Jahren wurde das Verfahren zwar sehr beschleunigt, aber noch immer besaßen 40% der Farmer keinen Landtitel. Dies führte nicht nur zu einer Unsicherheit über die Eigentumsfrage, sondern hatte auch ganz praktische Folgen für die Landbewirtschaftung, da ein Kredit ohne Eigentumstitel nicht gewährt wurde. Im Rahmen der 1975 initiierten Landreform sollten Eigentumsrechte an Land vergeben werden. Ziel war weniger eine gerechtere Verteilung bestehender Eigentumsrechte sondern vielmehr die Nutzung von öffentlichem Land- bzw. Waldbesitz durch weniger privilegierte Bauern. Der Erfolg blieb zweifelhaft, erhielten doch vor allem diejenigen Landtitel, die mehr Einfluss und bessere Beziehungen hatten, und nicht die arme Landbevölkerung. Dies verstärkte die bestehende Ungerechtigkeit bezüglich des Landbesitzes. In der Folge waren Kleinbauern oft gezwungen, zum Überleben Land zu verkaufen, was zu einer weiteren Konzentration des Landbesitzes führte. 8 Umrechung: 1 ha entspricht 6,25 Rai. 77

78 Fallstudien Tabelle 24: Anzahl und Fläche der Farmen, in Abhängigkeit von der Region, Thailand 2003 Anzahl Fläche je Farm Durchschnittsgröße absolut (in 000) in % (in 000 Rai) in % in Rai in ha Zentral-Thailand , ,1 24,3 3,9 Norden , ,1 18,5 3,0 Nordosten , ,4 19,7 3,2 Süden , ,4 17,3 2,8 Gesamt ,8 3,2 Quelle: National Statistical Office Thailand (2011) Produktüberblick Naturkautschuk wird aus dem Latexsaft von Kautschukbäumen gewonnen. Diese Bäume werden heute in der Regel als Plantagen angelegt. Kautschukbäume, ursprünglich beheimatet in Südamerika, gedeihen gut unter tropischen Bedingungen (RRIT 2010b): Bei einer mittleren Temperatur zwischen 26 und 30 C, Bei einem jährlichen Niederschlag von mind mm und nicht weniger als 120 Regentagen, Auf tiefgründigem Boden (mind. 100 cm) ohne Staunässe, Bei einer Hangneigung Die klassische Anbauregion von Kautschuk in Thailand liegt im Süden des Landes unter tropischen Regenwaldbedingungen, in der Nähe von Malaysia (siehe Abbildung 29). Doch seit 2004/2005 dehnt sich der Anbau in die nordöstlichen und nördlichen Provinzen Thailands aus. Abbildung 30 zeigt die Verschiebung der Anbauregionen in den vergangenen Jahren. Hauptursachen für diese Entwicklung sind: Es wurden klimatische Änderungen mit höheren Durchschnittstemperaturen, die den Kautschukanbau begünstigen, beobachtet; Kautschuk bringt, vor allem aufgrund der gestiegenen Preise, höhere Deckungsbeiträge als alternative Früchte; Die Regierung förderte den Anbau mit Subventionen und finanziellen Anreizen, vor allem im Norden und Nordosten des Landes, um Alternativen zu Reis und Maniok anzubieten, und damit die arme ländliche Bevölkerung in diesen Landesteilen zu unterstützen. Der Anbau im Norden und Nordosten dehnte sich daraufhin stärker aus als in den anderen Provinzen, obwohl Experten zu Beginn befürchteten, dass Kautschuk in den nördlichen Provinzen nicht überlebt. Trotz dieser Einschätzung wurden die Plantagen aufgrund des politischen Drucks in diesen Regionen angelegt. Abbildung 29: 29: Anbauregionen von von Naturkautschuk in Thailand, in Thailand, Quelle: RRIT 2010b Nach 5-7 Jahren sind Kautschukbäume erntereif und mittels eines Schnitts in die Borke werden die den Milchsaft enthaltenden Röhren angezapft. Der Milchsaft, auch Latex genannt, wird aufgefangen und verarbeitet. Während der Regenzeit ist keine Ernte möglich. 78

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