Erfahrungsbericht: Auslandsstudium in Lyon

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1 Erfahrungsbericht: Auslandsstudium in Lyon Schon zu Beginn des Studiums hatte ich mich dazu entschieden, ein Jahr im Ausland zu studieren. Da ich nicht in ein englischsprachiges Land gehen wollte, da ich die französische Sprache lieber mag, schränkte sich die Wahl deutlich ein: Lyon, Frankreich. Bei der Bewerbung gab es keinerlei Schwierigkeiten, es wollte außer mir keiner dort hin. Man muss nur einige Formulare ausfüllen, einen Studienverlauf und einen Motivationsbrief schreiben. Über das Internet konnte ich mir schon im Voraus die Vorlesungsangebote der Université Claude Bernard Lyon 1 auf Die Innenstadt von Lyon ihrer Homepage ansehen. Dort findet man das komplette Programm für das Physik-Studium in allen Stufen und auch alle Informationen über die verschiedenen Institute und ihre Aktivitäten. Auch mein Tutor, M. Jean-Pierre Perrot (perrot@hplasim2.univ-lyon1.fr), hat mir alle offenen Fragen sehr schnell beantwortet. Die Universität schickt mit der Bestätigung aber auch viele Unterlagen, die das Studium dort betreffen mit. Die Relations Internationales ist eine Institution zur Betreuung von ausländischen Studenten und kümmert sich um fast alles, was man am Anfang benötigt. Dort sollte man gleich am ersten Tag hingehen, besonders wenn man in einem Wohnheim wohnen möchte. Dort arbeiten Studenten, die auch im Ausland waren und stehen einem mit Rat und Tat zur Verfügung. Sie erklären, wo man hin muss zur Immatrikulation, die von den jeweiligen Instituten im Sekretariat erledigt wird, und geben den Termin für die Préfecture, wo man die Aufenthaltsgenehmigung (Carte de Séjour) bekommt. Als Student hat man die Möglichkeit, Wohngeld zu beantragen. Dazu muss man sich in der CAF de Lyon (Caisse d Allocations Familiales, 67 bd

2 Vivier Merle, Lyon) bewerben, man benötigt hierzu die Carte de Séjour und ein Konto, auf das die Summe überwiesen werden kann. Außerdem organisieren die Relations Internationales Führungen über den Campus und Kneipenabende organisiert. Im Laufe des Jahres wurden auch Ausflüge ins Beaujolais, nach Annecy und eine Bootsfahrt auf der Rhône durchgeführt. Gebäude der Relations Internationales auf dem Campus Von Seiten der Uni Es wird auch ein Sprachkurs angeboten. Leider ist der sehr teuer (75,16 ) und sehr schlecht dazu. Das einzig positive war, dass man die anderen Erasmus-Studenten besser kennen gelernt hat. Der Intensiv - Kurs ging über eine Woche, ca. 6 Stunden pro Tag. Leider haben sie aber den 2 Gruppen à Studenten nur einen Lehrer zur Verfügung gestellt, so dass eine der Gruppen Übungen am Computer machen sollte (von uns wurde die Zeit aber eher zum s schreiben verwendet, da in den Semesterferien in der Uni kaum Internetzugang möglich ist). Die Semesterzeiten der Uni sind ein bisschen anders, als in Deutschland, das sollte man sich klar machen, besonders, wenn man nur im Sommersemester hingehen möchte. Das Wintersemester beginnt Mitte September und geht bis Ende Januar. Es gibt wie in Deutschland ca. 2 Wochen Weihnachtsferien und der Januar ist für die Klausuren freigehalten, man hat also keine Vorlesungen, außer ein Prof. hat noch was nachzuholen. Es gibt keine Semesterferien zwischen Winter- und Sommersemester, dafür aber eine Woche Skiferien Ende Februar. Das Sommersemester geht also von Ende Januar bis Ende Juni, wobei auch hier der letzte Monat für Klausuren vorgesehen ist. Ich hatte mich dazu entschieden, das Programm der Maîtrise de Physique mitzumachen. Das ist das vierte Studienjahr. In Frankreich wird das ganze Studium

3 in Jahren und nicht in Semester gerechnet. So hat man 2 Jahre Vordiplom (Deug), 1 Jahr Licence, 1 Jahr Maîtrise und 1 Jahr DEA oder DESS (Diplomarbeit). Nach dem DEA macht man noch das Doktorat. Nach jedem Jahr hat man also einen Abschluss, mit dem man Arbeiten kann. In der Maîtrise hört man einige Einführungsvorlesungen (cours), Übungen (TD: travaux dirigés) und macht einige Praktika im Labor (TP: travaux pratiques). Im zweiten Semester wird neben den Vorlesungen noch ein Praktikum verlangt, das 50 Stunden dauern soll und einen Bericht mit Präsentation mit sich bringt. Ich habe dieses Praktikum etwas ausgedehnt und dafür kaum noch Vorlesungen gehört, so dass ich im Endeffekt zwar keine Maîtrise bekommen habe aber ein 5 monatiges Praktikum gemacht habe was ich sehr empfehlen kann. Ich wurde hervorragend betreut und haben einen guten Einblick in das französische Arbeitsleben bekommen. Die Uni bietet den Erasmus- Studenten automatisch einen Platz in einem der Wohnheime an. Es wurden uns das Puvis de Chavanne und das Einstein angeboten. Im Puvis, hat man ein Küchenparty im Puvis mit Erasmus-Studenten ca. 9 m² großes Zimmer mit Bett, Tisch, Stuhl, Schrank und Waschbecken. Auf dem Flur sind 4 Duschen, 4 Toilette und 2 Küchen (ohne Kühlschrank!) für ca. 30 Studenten. Im Einstein gibt es Studios, d.h. 20 m² große Einzimmerwohnungen. Der Vorteil der Wohnheime ist, dass man (besonders im Puvis) sehr schnell Anschluss zu den anderen Erasmus-Studenten hat, da die meisten dort wohnen und dass man sehr nah an der Uni wohnt. Allerdings habe ich von Studenten aus den Einstein gehört, dass man dort etwas isoliert sein kann und es manchmal anstrengend sein kann, dort Kontakt zu anderen zu bekommen. Von den Räumlichkeiten ist es aber eindeutig komfortabler. Ich habe in der Aumônerie Universitaire de la DOUA (aumonerie.doua@online.fr ) gewohnt, die eine kirchliche Einrichtung ist, die ebenfalls dicht an der Uni liegt. Dies hatte den Vorteil, dass ich in einer 5-er WG gewohnt habe und durch meine Mitbewohner auch

4 andere Freundeskreise gefunden habe, neben den Erasmus-Leuten. Es gibt auch noch andere so genannte Foyers in ganz Lyon verteilt, für diejenigen, die nicht in einem der Wohnheime wohnen wollen. Meist gibt es dort aber Hausordnungen, mit denen man sich aber anfreunden kann. Im Internet findet man die Foyers bei Man kann sich auch eine WG suchen, es gibt im Internet die Seite auf der Annoncen zu finden sind. Ich kann grundsätzlich empfehlen, neben der Uni noch andere Freizeitaktivitäten wie Uni-Sport, Orchester, Chor, zu unternehmen, da man so sehr viel leichter Kontakt zu Franzosen bekommt. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Franzosen in meinen Kursen sehr viel gearbeitet haben und eher wenig ausgegangen sind o. ä., so dass sich unser Kontakt bis auf wenige Ausnahmen auf die Vorlesungen beschränkte. Dagegen habe ich über das Uni-Orchester sehr viele gute Freunde gefunden, die viel mit mir unternommen haben. Für die Sportkurse muss man sich im Allgemeinen anmelden und für Orchester, Chor, gibt es einen Tag der offenen Tür, wo sich alle Gruppen vorstellen und neue Mitglieder aufnehmen. Es lohnt sich aber auch, die Gruppenleiter einfach direkt anzusprechen. Die -Adressen findet man auch auf der Uni-Homepage. Die Uni veranstaltet auch einige Ski-Ausflüge, wodurch man sehr günstig Tagesausflüge in die Alpen unternehmen kann. Die Ausrüstung kann man, falls nicht vorhanden, in Lyon relativ günstig leihen. Es werden auch Skikurse mit Lehrer angeboten. Nun noch zu Lyon als Stadt einige Worte. Die Stadt hat ca Einwohner, mit Umland zusammen ca. 1,5 Mio. und ist somit zweitgrößte Stadt Frankreichs (ohne Umland ist das Marseille!). Die beiden Flüsse Rhône und Saône schließen die Prèsqu Île (Halbinsel) ein, die die Neustadt mit einer großen Fußgängerzone und öffentlichen Gebäuden wie Rathaus, Oper, einige Kirchen und Das Rathaus Theater beinhaltet. Westlich der Saône befindet sich die Altstadt. Dort sind die Römischen Theater und die Basilika zu

5 finden, von dort aus hat man eine wunderbare Sicht über die ganze Stadt! Wer ein bisschen Natur erleben will um spazieren zu gehen, zu joggen oder einfach nur um draußen zu sein empfiehlt sich der Parc de la Tête d Or, der größte innerstädtische Park Frankreichs, nicht weit von der Uni entfernt. Es gibt in Lyon zahlreiche Touristenattraktionen, für die es sich lohnt, einen Führer zu kaufen. Es gibt auch ein wöchentlich erscheinendes Blättchen, Petit Bulletin, in dem sehr viele Veranstaltungen wie Theater, Oper, Kino, Bars, Discos und vieles mehr verzeichnet sind. Man findet es in vielen Bars aber auch in der Uni in der Die Altstadt Bibliothek oder im Gebäude Double Mixte (auf dem Campus bei der Tramstation Gaston Berger). Man kann in Lyon auch nachts sehr viel erleben, allerdings fährt die letzte Metro schon gegen 0.20 Uhr in der Innenstadt los. Ein Taxi kostet ca. 12 und zu Fuß geht man eine gute ¾ Stunde (das sollte man als Frau nicht unbedingt alleine tun ). Auch die Festivals in Lyon lohnen sich. Besonders schön ist die Fête des Lumières Anfang Dezember und die Biennale de la Danse die allerdings nur alle 2 Jahre stattfindet. Sehr eindrucksvoll sind auch die Veranstaltungen Das römische Theater in der Altstadt im Rahmen der Nuits de Fourvière, die im Juli und August in den Römischen Theatern stattfinden, sind allerdings auch recht teuer.

6 Möchte man auch die Umgebung und andere Städte kennen lernen, lohnt sich die Carte (entspricht der deutschen Bahncard) des SNCF für die Bahn. Sie kostet ca. 45 und man erhält außerhalb der Stosszeiten 50 % Rabatt auf Zugtickets. Für die öffentlichen Verkehrsmittel innerhalb Lyons gibt es verschiedene Möglichkeiten. Es gibt eine Monatskarte, die man jeden Monat neu aufladen kann. Diese kann man in den TCL-Shops kaufen. Für Studenten gibt es eine Ermäßigung auf die Monatskarte und auf die 10-er Blocks. Ich habe das Jahr in Lyon sehr genossen und bin sehr froh dort gewesen zu sein. Sehr froh bin ich auch über die vielen neuen Freunde die ich dort aus aller Welt gefunden habe. Ich kann jedem empfehlen, ein Jahr (nicht nur ein Semester) ins Ausland zu gehen, denn diese Erfahrung ist viel wert Im Parc de la Tête d'or und lohnt sich in jedem Fall! Für weitere Fragen stelle ich mich gerne zur Verfügung (Kontaktadresse über Frau Franko) Judith Baumgart