Studienaufenthalt im Ausland

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1 Studienaufenthalt im Ausland Erfahrungsbericht Name der Universität: Ecole Centrale de Lyon Land: Frankreich Zeitraum/Jahr des Auslandaufenthaltes: WS 2015/16 Partneruniversität: 1. Allgemeines: Informationen zum Land, zur Stadt und zur Universität Ja Ich studiere am Fachbereich 1 der TU Darmstadt Wirtschaftsinformatik. Meinen Auslandsaufenthalt in Lyon habe ich im dritten Semester meines Master-Studiengangs absolviert. Lyon ist nach Paris und Marseille die drittgrößte Stadt Frankreichs. In Lyon gibt es ca Studenten und Austauschstudenten, die an vier Universitäten und 17 Grandes écoles studieren. Vom Ansehen her stehen die Grandes écoles über den Universitäten. Eine dieser Grandes écoles ist die École Centrale de Lyon (ECL). An der ECL studieren ca Studenten in drei Jahrgängen (1A, 2A, 3A). Die Studenten haben zuvor zwei Jahre eine Classe prépa durchlaufen, bevor sie an die ECL kamen. Das erste Jahr an der ECL entspricht also unserem dritten Jahr im Bachelor, der in Frankreich Licence genannt wird. Als Erasmus-Student kommt man in das dritte und somit letzte Jahr an der ECL. Daher ist ein Bachelorabschluss Voraussetzung, um für den Austausch angenommen zu werden. Studenten, die das Doppel-Diplom anstreben, kommen in das erste Jahr (1A) an der ECL. Die Partnerschaft zwischen der TU Darmstadt und der ECL besteht schon seit fast 40 Jahren. Die ECL ist sehr international aufgestellt. Die Studenten kommen aus mehr als 40 verschiedenen Nationen. Die Mensa hat jeden Mittag geöffnet und an den Tagen von Montag bis Mittwoch auch abends. 2. Vorbereitungsempfehlung: Visum, Flug, Versicherung, Arztbesuche, Wohnung, Unterhaltskosten Die Bewerbungsfrist des Fachbereichs endete im Dezember des Vorjahres. Nach der Annahme durch den Fachbereich erfolgte die Bewerbung bei der Gasthochschule. Die Mitteilung der Annahme durch die Gasthochschule kam Ende Mai an. Wenn man seine

2 Teilnahme bestätigt, kommt dann auch bald die mit einem Link zum Anmelden zu den Kursen. Das Learning Agreement muss in Darmstadt unterschrieben werden. Der ECL reichte es, wenn man es in der ersten Woche vor Ort unterschreiben lässt. Trotzdem sollte man rechtzeitig mit der Erstellung anfangen. Bei einem Auslandsaufenthalt hat man die Möglichkeit, ein Urlaubssemester zu beantragen. Es ist damit auch möglich, nach der Rückkehr noch Klausuren im gleichen Semester an der TU Darmstadt zu schreiben. Vorlesungsbeginn ist Anfang September. Den genauen Tag, an dem man da sein muss, erfährt man aber rechtzeitig vorher. Die École Centrale de Lyon verfügt über zwei Wohnheime auf dem Campus. In anderen Erfahrungsberichten wurde bereits darauf eingegangen. Mir wurde kein Platz in dem Wohnheim angeboten. Das lag wahrscheinlich daran, dass ich nur ein Semester bleiben wollte. Ich habe Leute kennengelernt, die ein Doppel-Diplom anstreben und die haben alle ein Zimmer auf dem Campus bekommen. Allerdings haben auch andere Erasmus- Studenten auf dem Campus gewohnt, weswegen ich die Vergabemodalitäten nicht ganz nachvollziehen kann. In der Lyoner Innenstadt zu wohnen ist aber kein Nachteil. Ich habe in einem privaten Wohnheim gewohnt. So hatte ich es nicht weit mit dem Bus (15-20 Minuten) zur Uni und auch nicht weit mit der U-Bahn in die Stadt. Am ersten Tag an der ECL bekommt man einen Plan für die Integrationsphase in den ersten beiden Wochen. Man erledigt mit andern Austauschstudenten die notwendige Bürokratie und lernt die École und die Stadt kennen. Zu Beginn findet ein Sprachtest statt, um eine Einteilung in das passende Niveau der Sprachkurse durchzuführen. In der ersten Woche kommen auch Vertreter von Banken an die ECL, bei denen die Austauschstudenten ein französisches Konto eröffnen können. Trotz des europaweiten SEPA-Zahlungsverkehrs ist in manchen Fällen ein französisches Konto erforderlich, zum Beispiel wenn man Wohngeld (CAF) beantragen möchte, da dort keine deutschen Konten akzeptiert werden. Ebenso empfiehlt es sich, eine französische Handynummer zu haben. Ich habe mich dabei für eine Prepaid-Karte aus dem Supermarkt entschieden. 3. Studienorganisation an der Universität: Kurswahl, anerkannte Prüfungen, sonstiges Das Semester an der ECL ist folgendermaßen aufgebaut: - September bis Dezember (14 Wochen) o 3 Wochen Profession Lessons (Metier) o 8 Wochen MOD + MoM Profession o 2 Wochen Profession Lessons o 1 Woche Tests MOD

3 - Januar bis Ende März (11 Wochen) o 8 Wochen MoS + Option Lessons + Tests o 3 Wochen Options Lessons - April bis September o Praktikum (optional) Zwischen September und Dezember hat man auch noch eine Woche Ferien, in der man Frankreich erkunden kann oder zurück nach Deutschland fahren kann. Ich war in der Zeit im Süden Frankreichs in Montpellier und Marseille. Die Weihnachtsferien dauern dafür nur zwei Wochen und nicht drei, wie an der TU Darmstadt. Beim Ausfüllen der Bewerbung für die ECL entscheidet man sich bereits für ein Metier, dass die ersten drei Wochen an der ECL gelehrt wird. Folgende Metiers stehen zur Auswahl: - Ingénieur Business Developement - Ingénieur Consultant - Ingénieur Eco-Conceptionent Innovation - Ingénieur Gestion des Operations Industrielles - Ingénieur Supply Chain - Ingénieur Recherche Innovation et Dévelopement Das Metier habe ich bereits vor der Ankunft in der Bewerbung gewählt. Ich habe mich für Ingénieur Consultant entschieden. Innerhalb meines Metiers gab es viele Gastvorträge. Darunter waren Vorträge von namenhaften Unternehmensberatungen, wie Capgemini, Sopra Steria, Ernst & Young und Accenture. Wir mussten ein Projekt bearbeiten und ein Seminar organisieren, bei dem mit Unternehmensvertretern zusammen Workshops durchgeführt wurden und man so in Kontakt mit Unternehmen aus Frankreich kommen konnte. Nach den drei Wochen Metier beginnt ein neuer Abschnitt mit fünf Kursen (den MOD), die man aus dem Katalog auswählen kann. Nachdem man von der ECL seine Aufnahme bestätigt bekommen hat, bekommt man per den Hinweis, dass man online vorab seine Kurse wählen soll. Dazu kommt noch ein Sprachkurs. Meine Kurse waren: - Modules Ouverts Disciplinaires (MOD) o MOD Systèmes de bases de données o MOD Réseaux de télécommunications o MOD Systèmes d'information en entreprise o MOD Réseaux informatiques o MOD Statistiques appliquées aux sciences de l'ingénieur o MOD OUV - Ouverture socio-économique et culturelle Die MOD bestehen aus Vorlesungen und Übungen. Zu den insgesamt 14 Stunden Vorlesungen in sieben Wochen kommen noch insgesamt drei Übungstermine zu je vier Stunden. Die Klausuren am Ende des Semesters (Ende Dezember und im März) gehen

4 meistens nur zur Hälfte in die Endnote ein. Die andere Hälfte wird durch Übungen, Projekte und Berichte bestimmt, die in den zugehörigen Übungen und Zuhause erledigt werden müssen. In MOD 2.8 (Datenbanken) mussten wir ein Programm mit mysql und einer von uns gewählten Programmiersprache realisieren. In MOD 5.4 (Wirtschaftsinformatik) mussten wir in Gruppenarbeit einen Bericht über ein Thema aus dem Bereich IT schreiben. In MOD 4.1 (Telekommunikationsnetze) entwickelten wir ein Konzept zur Erneuerung der Telekommunikationstechnologie eines Unternehmens. In MOD 5.7 (Computernetzwerke) bearbeiteten wir Aufgaben mit einem Simulator für Netzwerke. An der ECL herrscht grundsätzlich Anwesenheitspflicht. Diese wird durch Unterschriftenlisten überprüft. Im Metier wurde dies auch bei jeder Veranstaltung durchgeführt. Bei den MOD kommt es auf den Professor an. Bei mir wurde in zwei von fünf MOD die Anwesenheit überprüft. Insgesamt kann man sagen, dass die Lehre an der ECL viel verschulter ist als die Art der Lehre, die man von der TU Darmstadt gewohnt ist. Gruppenarbeit wird sehr gerne gemacht und nahezu jedes Modul hat eine Aufgabe, die in Gruppenarbeit erledigt wird. Dabei sollte man sich ruhig trauen, mit den französischen Studenten in einer Gruppe zu arbeiten und nicht nur mit anderen Austauschstudenten in einer Gruppe zu sein. Gerade am Anfang kann man aufgrund der sprachlichen Defizite noch nicht sehr viel in der Gruppenarbeit beitragen, aber davon sollte man sich nicht entmutigen lassen, da sich das eigene Sprachniveau rasch verbessert. Die Sprache der Lehre an der ECL ist Französisch. Module in Englisch sind die Ausnahme und sehr selten. Sprachkenntnis Nachweis: Nein Uniformpflicht: Nein Unterrichtssprache: Französich Anwesenheitspflicht: Ja Semesterbeginn: WS: September Semesterende: WS: Januar 4. Leben und Freizeit: Studentenleben, Nachtleben, Land, Leute, Klima, Essen, Sport, Reisen Lyon ist eine Großstadt und bietet dementsprechend auch viele Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung. An der Uni gibt es ein großes Sportangebot. Ich habe aber an der Uni keinen Sport gemacht, sondern mich über Facebook mit anderen Austauschstudenten oder Franzosen zum Fußballspielen am Stade de Gerland verabredet. Mit der Linie 3 fährt man auf dem Weg zur ECL an einem Schwimmbad vorbei. Zum Joggen findet man Möglichkeiten an den befestigten Ufern der beiden Flüsse Rhone und Saône. Da die ECL etwas außerhalb liegt, kann man von dort aus auch gut Radtouren ins die umliegende Landschaft veranstalten. Außerdem gibt es Ausflüge in die Berge zum Wandern und Ski fahren, die von den zahlreichen Hochschulgruppen der ECL angeboten werden.

5 Lyon bietet auch ein großes kulturelles Angebot. Es gibt viele Konzerte und Museen. Zum Ausgehen findet man zahlreiche Bars, Clubs und Restaurants. Man kann ins Kino oder zum Bowling gehen und viele weitere Dinge erleben. Um den 8. Dezember herum findet jedes Jahr die Fête de Lumiere statt. Dabei werden überall in der Stadt Lichtinstallationen aufgestellt, was jedes Jahr Millionen von Besuchern anlockt. 5. Warum man dort studieren sollte (Fazit): Einen Auslandsaufenthalt in Frankreich und in Lyon kann ich auf jeden Fall empfehlen. Man lernt viele neue Leute kennen und knüpft neue internationale Freundschaften. Dazu sammelt man zahlreiche neue Erfahrungen und entwickelt seine Persönlichkeit weiter. Durch das Studium in Frankreich kann man in seiner zweiten Fremdsprache sicherer werden. Ich habe mich auch sehr darüber gefreut, endlich mein in der Schule gelerntes Französisch anwenden und verbessern zu können. Die Anwesenheitsplicht und die andere Art der Lehre, von der ich in anderen Erfahrungsberichten gelesen habe, haben mich zwar erst skeptisch gestimmt, aber vor Ort konnte man sich damit arrangieren und alle meine Bedenken wurden zerstreut. Dass ich nur vier Monate in Frankreich war, liegt an Veranstaltungen, die ich im Februar noch in Darmstadt besuchen musste. 6. Weitere Anmerkungen und wichtige Links: Website der ECL: ec-loyn.fr Kursmaterialien: Webmail: Kursverwaltung, Stundenpläne, etc.: Nahverkehr