Gottesdienst vom , 10.00h Adelboden. Predigt: 1. Petrus 5,5b-11

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1 Gottesdienst vom , 10.00h Adelboden Predigt: 1. Petrus 5,5b-11 Unser heutiger Predigttext steht im 1. Petrusbrief, und zwar im Kapitel 5, in den Versen 5b bis 11. Petrus schreibt hier an Christen in Kleinasien, der heutigen Türkei: Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade. So demütigt euch nun unter die gewaltige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zu seiner Zeit. Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch. Seid nüchtern und wacht; denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge. Dem widersteht, fest im Glauben, und wisst, dass ebendieselben Leiden über eure Brüder in der Welt gehen. Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus Jesus, der wird euch, die ihr eine kleine Zeit leidet, aufrichten, stärken, kräftigen, gründen. Ihm sei die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen. Liebe Gemeinde Vorletzte Woche hatten wir bei uns wettermässig ein paar wunderbare Tage und ebensolche wunderbare und sternenklare Nächte. Nach einem dieser Tage ging ich spätabends noch auf unseren Balkon, um mein Pfeifchen zu rauchen und abzuschalten. Natürlich konnte ich gar nicht anders, als in den Himmel zu schauen, die Milchstrasse zu betrachten, und einfach alles auf mich wirken zu lassen. Allein unsere Galaxie soll ja aus rund 300 Milliarden Sternen bestehen, wie unsere Sonne einer ist; Und von der Erde aus könne man theoretisch rund 50 Milliarden Galaxien sehen, wie unsere Milchstrasse eine ist...

2 Bei diesem Anblick kann man schon ins Staunen kommen! Und man kann auch demütig werden: Wie gewaltig gross unser Schöpfer doch ist, der dies alles gemacht hat, und wie klein wir Menschen sind. Ja, beim Blick ins Weltall kann man demütig werden aber man muss nicht: Ebenfalls in der vorletzten Woche ging die Meldung durch die Medien, man habe ganz in der Nähe von unserer Erde, nur 4 Lichtjahre von uns entfernt, einen Planeten entdeckt, auf dem auch Leben möglich sein könnte! Neben der Demut gibt es auch unseren menschlichen Trieb zum Entdecken, Verstehen, Beherrschen und alles im Griff haben wollen! Und wenn wir alles verstehen und erklären können, dann brauchen wir ja nicht mehr demütig zu sein, weil wir Menschen dann ja eben selber so gross und so intelligent sind, dass wir alles im Griff haben...: In unserer Zeit und Gesellschaft funktionieren ja viele Menschen so, dass sie aufgrund dessen, was wir alles schon erreicht haben und noch erreichen können, ihre Demut verlieren, beziehungsweise gar nicht demütig werden können. Die Welt ist klein und wir sind gross heisst es im Refrain eines aktuellen deutschen Songs, der besingt, was wir alles so können und machen... Dabei gab und gibt es viele grosse Wissenschaftler, die aufgrund ihrer Erkenntnisse wieder ganz demütig und gläubig geworden sind. Aber es gibt auch die anderen Wissenschaftler, die alles aus dem Blickwinkel des Menschen sehen und was wir alles können und machen. Gerade in der vergangenen Woche hat eine Gruppe von Wissenschaftlern vorgeschlagen, den bestehenden Erdzeitaltern, welche die Geschichte der Erde in Abschnitte von jeweils duzenden bis hunderten Millionen Jahre einteilen, ein neues beizufügen. Es soll das Anthropologisches Erdzeitalter sein, also das Erdzeitalter des Menschen, welches eben erst begonnen hat:

3 Das Anthropologische Erdzeitalter ist das, in welchem die Menschen das Geschick der Erde in die Hand nehmen und grundlegend verändern und prägen. Ein solches Erdzeitalter kommt schon von seiner Definition her ohne Gott aus... Fehlende Demut vor Gott scheint es aber schon immer gegeben zu haben, denn Petrus sagt schon zu den Menschen zu seiner Zeit: Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade. So demütigt euch nun unter die gewaltige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zu seiner Zeit. Sich demütigen : Das hat für viele einen faden Beigeschmack. Da scheint irgendwie das gedemütigt werden mitzuschwingen. Dabei sind dies zwei völlig unterschiedliche Dinge: Das gedemütigt werden ist eine wirklich schlimme Sache: Wenn Kinder von ihren Eltern, Schüler von ihren Lehrern oder Klassenkameraden oder Angestellte von ihrem Chef gedemütigt werden: Dann werden sie blossgestellt, herunter gemacht, klein gemacht; Kleiner gemacht, als sie wirklich sind; So klein gemacht, dass sie sogar zerstört werden... Natürlich, man kann sich auch selber so demütigen, dass man sich selber klein macht, kleiner als man ist, ja bis zur Selbstzerstörung. Sich unter die gewaltige Hand Gottes demütigen : Das ist aber etwas ganz anderes. Sich unter die gewaltige Hand Gottes demütigen bedeutet: Ich mache mich nicht kleiner als ich bin, sondern ich erkenne und anerkenne die Grösse Gottes; Ich lasse mich nicht von Gott klein machen und von ihm erdrücken, sondern ich stehe zu dem Wert, den mir Gott gegeben hat. Oder anschaulich dargestellt:

4 Sich unter die gewaltige Hand Gottes demütigen bedeutet nicht, dass wir uns und damit die ganze Welt von seiner gewaltigen Hand erdrücken lassen müssen. Sich unter die gewaltige Hand Gottes demütigen bedeutet vielmehr, dass wir uns Gottes gütiger und segnenden Hand unterstellen. Das ist ein ganz anderes sich unter die gewaltige Hand Gottes demütigen als man es sich auf den ersten Blick vorstellen könnte. Schon im ersten Vers unseres Predigtabschnittes verheisst Petrus ja, dass Gott den Demütigen Gnade gibt. Und direkt nach der Aufforderung So demütigt euch nun unter die gewaltige Hand Gottes fährt er weiter:...damit er euch erhöhe zu seiner Zeit, und: Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch. Wenn wir uns unter Gottes Hand demütigen, wenn wir uns unter seinen Segen stellen, wenn wir unsere menschliche Stellung als seine Geschöpfe anerkennen und ihm die Ehre geben: Dann hat dies direkt zur Folge, dass wir ihm auch vertrauen sollen und vertrauen können; Dass wir ihm alle unsere Sorgen und alles sich sorgen ihm überlassen können; Dass wir darauf vertrauen dürfen, dass er für uns sorgt.

5 Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch : Dies ist nur einer von mehreren Versen oder Versteilen aus unserem heutigen Predigttext, die man auch gerne unabhängig von ihrem Zusammenhang zitiert. Im Zusammenhang ist diese Aufforderung und Verheissung ganz klar die Folge davon, dass wir uns unter die gewaltige Hand Gottes, unter seinen Segen und unter seine Gnade demütigen. Der darauffolgende Vers wurde in früheren Zeiten öfter zitiert, als man sich noch eher getraute, auch auf die negativen Konsequenzen der Gottesferne und des Hochmuts hinzuweisen; Und darauf, was geschieht, wenn wir uns eben nicht unter Gottes Hand stellen: Seid nüchtern und wacht, fodert uns Petrus auf, denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge....der Widersacher, der Teufel, wie ein brüllender Löwe...: Na, na, na: Ist das überhaupt noch zeitgemäss, so zu sprechen? Wir leben doch in einer zivilisierten und aufgeklärten Welt und haben es meist friedlich miteinander... Gott wird weitgehend aus unserer Welt verbannt, und erst recht der Teufel! Können wir mit dem Teufel und mit dem Bild des brüllenden Löwen überhaupt noch etwas anfangen? Fragen sie ein traumatisiertes Kind aus Syrien, das durch eine Fassbombe verletzt wurde, und das mitansehen musste, wie seine Eltern und Freunde von dieser Bombe zerrissen wurden......ich glaube, dieses Kind kann mit dem Bild vom brüllenden Löwen und auch mit dem Teufel und dem Teuflischen sehr wohl etwas anfangen... Und auch bei uns geschieht aus dem Hochmut und der Gottlosigkeit der Menschen heraus so viel Offensichtliches und Verstecktes, dass man das Wirken des Teufels tatsächlich auch mit dem Bild des brüllenden Löwen - oder dann mit der schleichenden Schlange - vergleichen könnte... Ich habe vorhin vom neuen Anthropologischen Erdzeitalter gesprochen. Es soll das Erdzeitalter sein, in welchem die Entwicklung der Erde durch das Wirken des Menschen bestimmt wird. Vielleicht haben sie auch davon gehört und auch, wann denn genau dieses Zeitalter begonnen haben soll:

6 Nämlich ausgerechnet mit dem Abwurf der ersten Atombombe über Hiroshima. Ein schönes Zeitalter, das wir hochmütigen Menschen da begonnen haben... Petrus denkt beim Bild des brüllenden Löwen wohl an etwas anderes. Für ihn und die Christen begann damals auch ein neues Zeitalter, nämlich das Zeitalter der Verfolgung. Die Christen verehrten wegen ihres Glaubens den römischen Kaiser nicht als Gott. Deshalb wurden sie von Staates wegen benachteiligt, gefangengenommen, gefoltert, getötet. Wenn ein Mensch von allen anderen verlangt, dass sie ihn als Gott verehren, und sie verfolgt, ja töten lässt, wenn sie dies nicht tun, dann hat er wohl die Spitze des Hochmuts erreicht. In diese Situation hinein hat Petrus den ersten Vers unseres Predigtabschnitts gesprochen: Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade. Und in dieselbe Situation hinein fordert er nach dem Wort vom brüllenden Löwen seine Glaubensgeschwister auf: Dem widersteht, fest im Glauben, und wisst, dass ebendieselben Leiden über eure Brüder in der Welt gehen : So wie Gott den Hochmütigen widersteht, so sollen auch sie, sollen wir den Hochmütigen, dem brüllenden Löwen widerstehen. Den Christen von damals war es klar, wer für sie der brüllende Löwe und wer die Hochmütigen waren: Der Kaiser und seine Helfer und Helfershelfer in allen Provinzen des römischen Reiches. Die heute verfolgten Christen in Syrien, im Irak, in Nordkorea und in manch anderem Land wissen ebenfalls ganz konkret, wer bei ihnen der brüllende Löwe und die Hochmütigen sind: Die Anhänger und Soldaten des IS, oder menschenverachtende Diktatoren wie ein Aschar al-assad oder ein Kim Jong-un. Und wer sind die Hochmütigen, wer ist der brüllende Löwe bei uns, für die christlichen Gemeinden, für uns ganz persönlich? Ich denke, dass es alles und alle sind, welche sich selber und die Menschen, zu denen sie gehören, gross machen, und Gott und die anderen Menschen klein machen. Von diesem Virus des Hochmuts scheint die ganze Gesellschaft infiziert zu sein, unser Kapitalismus, das Streben nach Reichtum und Erfolg, unser Wohlstand, die Wirtschaft, die an erster Stelle kommt und die Zerstörung der Menschen und der Erde in Kauf nimmt;

7 Und alles und alle, welche Gott, die christlichen Werte und die Christen selber verachten, verlachen, nicht ernst nehmen. Und geben wir es ruhig zu manchmal gehören wir Christen selber zu diesen Hochmütigen, welche Gott nicht alles zutrauen, ihn beiseite schieben, durch unser Leben christliche Werte verleugnen oder die verfolgten Christen auf unserer Welt vergessen. Deshalb ist es so wichtig, dass wir uns grundsätzlich und immer wieder neu unter die gewaltige Hand Gottes demütigen; Dass wir unter seiner segnenden und bewahrenden Hand Zuflucht suchen und finden. Wenn wir dies tun, dann gilt der Segen, den Petrus den Christen von damals zugesprochen hat, auch uns: Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus Jesus, der wird euch, die ihr eine kleine Zeit leidet, aufrichten, stärken, kräftigen, gründen. Ihm sei die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen. Adelboden, den Pfr. Roland Trachsel