Serie Knigge. Nach Stefan Howald im Tages-Anzeiger vom

Transkript

1 Kaufmännische Berufsmaturität Text Deutsch schriftlich Serie Knigge Kürzlich kamen mir auf dem Weg zum Einkaufen zwei Jugendliche entgegen, und der eine liess eine Alkopop- Flasche fallen. Als ich meine Zivilcourage zusammennahm und ihn darauf hinwies, so etwas gehöre in den Abfall, grinsten mich die beiden nur höhnisch an und warfen mir ein paar Fäkalwörter hinterher. Die heutigen Jugendlichen haben keine Manieren mehr, dachte ich erzürnt und betrat das Geschäft. Als ich mich in der Schlange bei der Kasse anstellen wollte, drängelten sich zwei zweifellos pensionierte Frauen vor, beide in knallbunten Trainingsanzügen, wobei die eine sich am Handy lautstark über irgendeine Banalität ausliess. Die heutigen Alten haben weder Geschmack noch Manieren, dachte ich verärgert. Mehrere Werke aus Schweizer Medienhäusern verheissen Lebenshilfe. Deren kulturell fundierte Untermauerung lieferte zuvor ein Buch mit dem einfachen Titel «Manieren». Geschrieben hatte es Asfa- Wossen Asserate, ein 1948 geborener Grossneffe des letzten äthiopischen Kaisers. «Manieren» wirft einen ethnologischen Blick auf deutsches und europäisches Verhalten und kontrastiert es mit afrikanischem. Das Buch wurde zum Überraschungserfolg und sein Verfasser zum Reisenden in Sachen gutes Benehmen. Dazu trug ein wenig Exotik bei, weil ein afrikanischer Prinz deutsche Sitten und Gebräuche erklärte, sowie ein wenig Nostalgie, weil Dinge wie der Handkuss oder Begriffe wie Ehre verhandelt wurden. Das Buch ist durchaus ein Wurf: Stilistisch geschliffen, mit reichhaltigem historischem Material und scharfsinnigen Einblicken in heutige Zustände und heutiges Verhalten. Zugleich gerät es in eine grundsätzliche Zweideutigkeit, Manieren einerseits als das individuelle, normativ geregelte Verhalten und andererseits als die wertneutral beschriebenen «Sitten» eines Volkes oder Landes dar- zustellen. Nun tendiert der ethnologische Blick dazu, ein Volk, ein Land, eine Kultur als geschlossene Grundeinheit zu nehmen und soziale Unterschiede und Bedingtheiten zu übersehen. Ethnologie statt Soziologie oder gar politische Ökonomie. Das Internet, die bekannte Vereinfacherin, bricht das auf ein populäres Niveau herunter. Auf werden Lebensfragen auf die drei Bereiche Tischetikette, Kommunikation und Umgangsformen konzentriert. Lassen wir uns also auf einen schnellen Test ein. Dank Erinnerung an die Kinderstube, gesundem Menschenverstand und Antizipation erwünschter Antworten lassen sich immerhin 13 von 15 Punkten erzielen, worauf der Glückwunsch aufflimmert: «Ihre Mitmenschen könnten es mit Ihnen nicht besser treffen.» Aber weiterhin wird an Manieren festgehalten, die längst sinnentleert sind, etwa das Signal, wonach gekreuztes Besteck auf einem Teller den Wunsch nach einem Nachschlag signalisiert. Die neusten Stilfibeln gehen den umgekehrten Weg, in den verfeinerten Snobismus oder in die Parodie. Wie dick sich ein Herrenportemonnaie in der Gesässtasche wölben darf, oder ob man eine als Geschenk gekaufte CD vor dem Verschenken noch auf den ipod laden soll. Auf diesen und ähnlichen Glatzen lassen sich prächtige Locken drehen. Natürlich muss man das alles nicht so wichtig nehmen, zwinkert einem die Stilfibel ironisch zu. Es geht nicht um Ethik, sondern um Ästhetik. Erlaubt ist, was schön macht. Diese Schönheit wird allerdings ziemlich wichtig genommen. Und ohne Geld geht nicht viel. Adolph Knigge würde sich im Grab umdrehen wenn diese Metapher nicht so stillos wäre. Adolph Freiherr Knigge, der Stammvater der deutschen Benehmbücher und Stilfibeln, balancierte auf der Grenzlinie von Adel und Bürgertum. Als Freiherr geboren, verlor er beim frühen Tod seiner Eltern die Erbgüter und musste sich als Hofbeamter, dann Schriftsteller durchschlagen. So wechselte er zum Bürgertum über. Sein Buch «Über den Umgang mit Menschen», erstmals 1788 erschienen, bald erweitert und ständig neu aufgelegt, handelt von der Charakterbildung und nicht vom Benehmen. Im Vorwort zur dritten Auflage schlägt er als Inhaltsangabe vor: «Vorschriften, wie der Mensch sich zu verhalten hat, um in dieser Welt und in Gesellschaft mit andern Menschen glücklich und vergnügt zu leben und seine Nebenmenschen glücklich und froh zu machen.» Kleidervorschriften oder Tischmanieren werden im vierhundertseitigen Werk marginal behandelt. Dafür finden sich viele Erörterungen, wie man mit Höheren und Niederen, mit Nachbarn, Freunden und sich selbst verkehren soll. Das ist oft gegen den Feudalismus gerichtet. Aber er richtet sich auch gegen neue Tendenzen, gegen die «jetzigen Zeiten, wo der Luxus übertrieben wird; wo die Macht des Geldes so viel entscheidet.» Das tönt nicht ganz unaktuell. Knigge hat «Über den Umgang mit Menschen» kurz vor der Französischen Revolution begonnen, und es ist kein Zufall, dass er diese begrüsste. Die meisten heutigen Knigges basieren also auf einem kategorialen Missverständnis. Knigge redet davon, wie man mit andern glücklich wird, die Manierenbücher reden davon, wie man sich geben soll, damit man Erfolg hat. Natürlich leben wir nicht mehr im 18., sondern im 21. Jahrhundert. Die sozialen, kulturellen und nationalen Schranken sind vielfältig durchbrochen, Kleiderordnung, Tisch- und Konversationsmanieren wie die zu Grunde liegenden Wertsysteme ins Wanken geraten. Gerade deshalb wird ja um neue Manieren diskutiert. Nun mag die Gesellschaft nicht mehr so rigide strukturiert sein wie zu Knigges Zeiten, aber sie ist deswegen nicht weniger zerklüftet. In der Plutokratie gibt es neue soziale Abstufungen und unterschiedliche Verhaltensweisen dafür. Von wessen Manieren reden wir also? Manieren werden meist von den andern verlangt. Die einen können sich offenbar immer noch oder wieder vieles leisten, während die andern sich wieder weniger leisten dürfen sollen.

2 Kaufmännische Berufsmaturität Text Deutsch schriftlich Serie Knigge Nach Stefan Howald im Tages-Anzeiger vom

3 Kaufmännische Berufsmaturität Kanton Zürich Deutsch Deutsch Textanalyse Serie Knigge Prüfungsdauer (Textanalyse): 60 Minuten Hilfsmittel: Rechtschreibewörterbuch Beachten Sie: 1. Die volle Punktzahl wird nur bei korrekter Sprache erreicht. 2. Dieser Prüfungsteil wird nach 60 Minuten eingesammelt. 3. Dieser Prüfungsteil umfasst 15 Aufgaben auf 6 Seiten. Name... Vorname... Kand.-Nummer... Klasse... Deutschlehrer/in:... Punkte: Examinator/Examinatorin... Experte/Expertin... Diese Prüfungsaufgaben dürfen im Prüfungsjahr nicht im Unterricht verwendet werden. Seite 1 von 6 Eine kommerzielle Verwendung bedarf der Bewilligung der KKB des Kantons Zürich.

4 1. Die folgenden Aussagen beziehen sich auf den Text. Kreuzen Sie an, ob sie im Sinne des Textes falsch oder richtig sind. falsch richtig a Die schlechten Manieren älterer Leute zeigen sich in der Wahl ihrer Kleidung. b Asserate hat Manieren geschrieben, um Afrikanern deutsche Sitten zu erklären. c Das Buch von Asserate behandelt so exotische Dinge wie etwa den Handkuss. d Nicht alle modernen Stilfibeln nehmen die Benimmregeln noch ernst. e Kleidervorschriften und Tischmanieren werden von Knigge auf wenigen Seiten f abgetan. Knigge begrüsste den Ausbruch der Französischen Revolution im Vorwort seiner Erstausgabe. g Der Ruf nach neuen Benimmregeln ist die Folge der Veränderung der Gesellschaft. h Die Gesellschaft weist heute ebenso Risse und Gräben auf wie zu Knigges Zeiten. 5 P P 2. Worin besteht die Zweideutigkeit, die der Autor hinsichtlich der Manieren auf den Zeilen feststellt? Formulieren Sie in vollständigen Sätzen und eigenen Worten. 2 P P 3. Der Verfasser des Textes betrachtet die heutigen Benimmbücher als Fehlinterpretation Knigges. Formulieren Sie seine Beanstandungen in zwei bis drei vollständigen Sätzen, und zwar in eigenen Worten. 2 P P Kaufmännische Berufsmaturität Serie Knigge Seite 2 von 6

5 4. Das Buch ist durchaus ein Wurf. (Z. 28f.) 4a. Erklären Sie diese Aussage in eigenen Worten. 1 P P 4b. Was bedeutet das Wort durchaus in diesem Zusammenhang? 1 P P 4c. Was kann durchaus in anderem Zusammenhang auch bedeuten? 1 P P 5. Drücken Sie den Inhalt der folgenden Sätze in eigenen Worten aus. Formulieren Sie einen vollständigen Satz mindestens die unterstrichenen Teile müssen ersetzt werden. 5a. Der Verfasser des Buches wurde zum Reisenden in Sachen gutes Benehmen. (Z. 23f.) 2 P P 5b. In der Plutokratie gibt es neue soziale Abstufungen und unterschiedliche Verhaltensweisen dafür. (Z. 106ff.) 2 P P 6. Auf diesen und ähnlichen Glatzen lassen sich prächtige Locken drehen. (Z. 59f.) 6a. Erklären Sie diesen Satz im Textzusammenhang. 2 P P 6b. Welche der folgenden Redewendungen kommt dieser Aussage am nächsten. Kreuzen Sie an. das Kind mit dem Bade ausschütten alles über einen Kamm scheren leeres Stroh dreschen jemanden ins Garn locken 1 P P 7a. Was bedeuten folgende Verben im Textzusammenhang? durchbrechen (Z. 100): herunterbrechen (Z. 41f.): 2 P P Kaufmännische Berufsmaturität Serie Knigge Seite 3 von 6

6 7b. Als Partizip II von durchbrechen verwendet der Autor durchbrochen (Z.100). Formulieren Sie einen Satz, in dem durchbrechen in eine andere Form von Partizip II gesetzt werden muss. 1 P P 8a. Warum würde sich Knigge im Grab umdrehen (Z. 65f.)? 2 P P 8b. Warum bezeichnet der Autor diese Metapher als stillos (Z. 67)? 1 P P 9. Worin besteht der Unterschied zwischen... Manieren, die sinnentleert (Z. 51) sind, und Manieren, die sinnlos sind? 2 P P 10. Führen Sie für die nummerierten Kommas die jeweilige grammatikalische Erklärung an. Es geht nicht um Ethik,1 sondern um Ästhetik. Erlaubt ist,2 was schön ist. Diese Schönheit wird allerdings ziemlich wichtig genommen... Adolph Freiherr Knigge, der Stammvater der deutschen Benimmbücher und Stilfibeln,3 balancierte auf der Grenzlinie von Adel und Bürgertum P P 11. Füllen Sie alle Lücken mit passenden Partikeln. Zugleich hofft Asserate seine ethnologischen Beobachtungen letztlich doch normative Manieren festzuschreiben. Beides lässt seine Gesellschaftsanalyse Konservativen tendieren, er dem höfischen Ehrbegriff nachtrauert und vorbildliche Manieren den gepflegten Umgangston verkürzt. 3 P P Kaufmännische Berufsmaturität Serie Knigge Seite 4 von 6

7 12. Setzen Sie folgenden Abschnitt in die indirekte Rede, benutzen Sie den gemischten Konjunktiv. Das Buch Manieren wirft einen ethnologischen Blick auf deutsches und europäisches Verhalten und kontrastiert es mit afrikanischem. Es wurde zum Überraschungserfolg und sein Verfasser zum Reisenden in Sachen gutes Benehmen. Dazu trug ein wenig Exotik bei, weil ein afrikanischer Prinz deutsche Sitten und Gebräuche erklärte, sowie ein wenig Nostalgie, weil Dinge wie der Handkuss oder Begriffe wie Ehre verhandelt wurden. Notieren Sie nur die vollständigen verbalen Teile. 5 P P 13. Setzen Sie in den folgenden Sätzen alle Teilsätze vollständig vom Passiv ins Aktiv und umgekehrt. Behalten Sie Tempus und Modus bei. 13a. Der öffentliche Raum hat noch nie so kommerziell genutzt werden können wie heute und den gröbsten Dreck werden dann schon die dafür angestellten Putztrupps wegräumen. 2 P P 13b. Alles Abzocker ist vom Magazin kürzlich ein erhellender Beitrag betitelt worden, da man auf dem Titelblatt behauptete, der Staat sei schon immer von allen Bürgern übervorteilt worden. 3 P P 14a. Wie dick sich ein Herrenportemonnaie in der Gesässtasche wölben darf, oder ob man eine als Geschenk gekaufte CD vor dem Verschenken noch auf den ipod laden soll. (Z ) Dies ist ein Satzfragment. Was fehlt grammatikalisch? Formulieren Sie den fehlenden Teil: 1 P P 1 P P Kaufmännische Berufsmaturität Serie Knigge Seite 5 von 6

8 14b. Formulieren Sie das folgende Satzfragment zu einem Satzgefüge um. Ethnologie statt Soziologie. 2 P P 15. Welche Bedeutung haben die unterstrichenen Modalverben in den folgenden Sätzen? 15a. Nun mag die Gesellschaft nicht mehr so rigide strukturiert sein wie zu Knigges Zeiten... (Z. 104f.) 1 P P 15b. Die einen können sich offenbar immer noch oder wieder vieles leisten, während die anderen sich wieder weniger leisten dürfen sollen. (Z ) 2 P P Punkte (max. 50): P Abzug für sprachliche Verstösse: P Erreichte Punkte: P Kaufmännische Berufsmaturität Serie Knigge Seite 6 von 6

9 Kaufmännische Berufsmaturität Kanton Zürich Deutsch Serie Knigge Lösungen: 1. Die folgenden Aussagen beziehen sich auf den Text. Kreuzen Sie an, ob sie im Sinne des Textes falsch oder richtig sind. falsch richtig a Die schlechten Manieren älterer Leute zeigen sich in der Wahl ihrer Kleidung. (Z ) b Asserate hat Manieren geschrieben, um Afrikanern deutsche Sitten zu erklären. (Z ; respektive wäre für Afrikaner ein äthiopischer Prinz nicht exotisch (Z. 25)) c Das Buch von Asserate behandelt so exotische Dinge wie etwa den Handkuss. ( Nostalgie - Z ) d Nicht alle modernen Stilfibeln nehmen die Benimmregeln noch ernst. (Z. 54f.) e Kleidervorschriften und Tischmanieren werden von Knigge auf wenigen Seiten abgetan. (Z. 82f.) f Knigge begrüsste den Ausbruch der Französischen Revolution im Vorwort seiner Erstausgabe. (nicht im Vorwort; Z ; zeitliche Abfolge wäre unsinnig.) g Der Ruf nach neuen Benimmregeln ist die Folge der Veränderung der Gesellschaft. (Z ) h Die Gesellschaft weist heute ebenso Risse und Gräben auf wie zu Knigges Zeiten. (Z ) (Korrekturhinweis: 5 Punkte minus 1 Punkt Abzug pro Fehler) max. 5P 2. Worin besteht die Zweideutigkeit, die der Autor hinsichtlich der Manieren auf den Zeilen feststellt? Formulieren Sie in vollständigen Sätzen und eigenen Worten. Manieren bedeuten das gute oder schlechte Benehmen jedes Einzelnen. Manieren bedeuten darüber hinaus aber auch das Verhalten, das in einem bestimmten Land üblich ist und erwartet wird. 3. Der Verfasser des Textes betrachtet die heutigen Benimmbücher als Fehlinterpretation Knigges. Formulieren Sie seine Beanstandungen in zwei bis drei vollständigen Sätzen, und zwar in eigenen Worten. Knigge wollte den Lesern helfen, sich so zu verhalten und zu benehmen, dass ein konfliktfreies Zusammenleben möglich wird, was sie zu glücklichen Menschen machen soll. Die modernen Stilfibeln beziehen sich zwar auf Knigge, haben aber den gesellschaftlichen Erfolg der Leser zum Ziel. Diese Prüfungsaufgaben dürfen im Prüfungsjahr nicht im Unterricht verwendet werden. Seite 1 von 5 Eine kommerzielle Verwendung bedarf der Bewilligung der KKB des Kantons Zürich.

10 4. Das Buch ist durchaus ein Wurf. (Z. 28f.) 4a. Erklären Sie diese Aussage in eigenen Worten. Das Buch ist gelungen, ist ein Erfolg o. Ä. 4b. Was bedeutet das Wort durchaus in diesem Zusammenhang? eine Einschränkung, eine Relativierung des Lobes 4c. Was kann durchaus in anderem Zusammenhang auch bedeuten? vollauf, voll und ganz, absolut, 100%ige Zustimmung (Korrekturhinweis: Die Antworten von 4b und 4c sind auch umgekehrt richtig.) 5. Drücken Sie den Inhalt der folgenden Sätze in eigenen Worten aus. Formulieren Sie einen vollständigen Satz mindestens die unterstrichenen Teile müssen ersetzt werden. 5a. Der Verfasser des Buches wurde zum Reisenden in Sachen gutes Benehmen. (Z. 23f.) Der Verfasser des Buches fährt durch das ganze Land, um sich zu Stilfragen zu äussern. 5b. In der Plutokratie gibt es neue soziale Abstufungen und unterschiedliche Verhaltensweisen dafür. (Z. 106ff.) In der Plutokratie sind die Gesellschaftsschichten hierarchisch gestaffelt, und die verschiedenen Schichten unterscheiden sich auch in ihrem Benehmen. 6. Auf diesen und ähnlichen Glatzen lassen sich prächtige Locken drehen. (Z. 59f.) 6a. Erklären Sie diesen Satz im Textzusammenhang. Über so belanglose Fragen (= Glatzen) kann man sich lange auslassen, ohne dass das Ergebnis von irgendeiner Bedeutung ist, da es sich um eine völlig inhaltlose Debatte handelt (=Locken). (Korrekturhinweis: Die beiden Elemente auf diesen... Glatzen und prächtige Locken drehen müssen erklärt werden.) 6b. Welche der folgenden Redewendungen kommt dieser Aussage am nächsten. Kreuzen Sie an. das Kind mit dem Bade ausschütten alles über einen Kamm scheren leeres Stroh dreschen jemanden ins Garn locken 7a. Was bedeuten folgende Verben im Textzusammenhang? durchbrechen (Z. 100): durchlässig machen, durchlöchern, perforieren herunterbrechen (Z. 41f.): vereinfachen Kaufmännische Berufsmaturität Serie Knigge Lösungen Seite 2 von 5

11 7b. Als Partizip II von durchbrechen verwendet der Autor durchbrochen (Z.100). Formulieren Sie einen Satz, in dem durchbrechen in eine andere Form von Partizip II gesetzt werden muss. Der Stein ist durch die Eisdecke durchgebrochen. Der erste Zahn ist durchgebrochen u. Ä. 8a. Warum würde sich Knigge im Grab umdrehen (Z. 65f.)? Weil sich moderne Benimmbücher, die sich auf ihn beziehen, vornehmlich mit Dingen abgeben, die für ihn alles andere als zentral waren. 8b. Warum bezeichnet der Autor diese Metapher als stillos (Z. 67)? Weil man über Tote keine Witze macht. (Oder: Weil sich das Wortspiel anbietet, da alle Knigge bemühen, wenn es um Fragen des guten Stils geht.) 9. Worin besteht der Unterschied zwischen... Manieren, die sinnentleert (Z. 51) sind, Diese Manieren hatten früher eine Daseinsberechtigung, die sie in der Zwischenzeit verloren haben. und Manieren, die sinnlos sind? Für diese Regeln gab es nie eine nachvollziehbare Begründung. 10. Führen Sie für die nummerierten Kommas die jeweilige grammatikalische Erklärung an. Es geht nicht um Ethik,1 sondern um Ästhetik. Erlaubt ist,2 was schön ist. Diese Schönheit wird allerdings ziemlich wichtig genommen... Adolph Freiherr Knigge, der Stammvater der deutschen Benimmbücher und Stilfibeln,3 balancierte auf der Grenzlinie von Adel und Bürgertum. 1 Komma vor adversativer/entgegensetzender Konjunktion 2 Komma zwischen Haupt- und Nebensatz (Komma im Satzgefüge) 3 Komma am Ende der Apposition max. 3P 11. Füllen Sie alle Lücken mit passenden Partikeln. Zugleich hofft Asserate seine ethnologischen Beobachtungen letztlich doch als normative Manieren festzuschreiben. Beides lässt seine Gesellschaftsanalyse zum Konservativen tendieren, indem/weil/da er dem höfischen Ehrbegriff nachtrauert und vorbildliche Manieren auf den gepflegten Umgangston verkürzt. (Korrekturhinweis: Achtung nur Partikeln, keine Adjektive zulassen. 3 Punkte minus fehlende oder falsche Partikeln) max. 3P Kaufmännische Berufsmaturität Serie Knigge Lösungen Seite 3 von 5

12 12. Setzen Sie folgenden Abschnitt in die indirekte Rede, benutzen Sie den gemischten Konjunktiv. Das Buch Manieren wirft einen ethnologischen Blick auf deutsches und europäisches Verhalten und kontrastiert es mit afrikanischem. Es wurde zum Überraschungserfolg und sein Verfasser zum Reisenden in Sachen gutes Benehmen. Dazu trug ein wenig Exotik bei, weil ein afrikanischer Prinz deutsche Sitten und Gebräuche erklärte, sowie ein wenig Nostalgie, weil Dinge wie der Handkuss oder Begriffe wie Ehre verhandelt wurden. Notieren Sie nur die vollständigen verbalen Teile. werfe kontrastiere sei geworden habe beigetragen erklärt habe verhandelt worden seien max. 5P 13. Setzen Sie in den folgenden Sätzen alle Teilsätze vollständig vom Passiv ins Aktiv und umgekehrt. Behalten Sie Tempus und Modus bei. 13a. Der öffentliche Raum hat noch nie so kommerziell genutzt werden können wie heute und den gröbsten Dreck werden dann schon die dafür angestellten Putztrupps wegräumen. Man hat den öffentlichen Raum noch nie so kommerziell nutzen können wie heute und der gröbste Dreck wird dann schon von den dafür angestellten Putztrupps weggeräumt werden. (Korrekturhinweis: Je 1 Punkt pro korrekt umgesetztem Teilsatz; keinen Punkt, falls Fälle oder Zeitformen nicht stimmen oder das Modalverb fehlt.) 13b. Alles Abzocker ist vom Magazin kürzlich ein erhellender Beitrag betitelt worden, da man auf dem Titelblatt behauptete, der Staat sei schon immer von allen Bürgern übervorteilt worden. Alles Abzocker hat das Magazin kürzlich einen erhellenden Beitrag betitelt, da auf dem Titelblatt behauptet wurde, alle Bürger hätten den Staat schon immer übervorteilt. (Korrekturhinweis: Je 1 Punkt pro korrekt umgesetztem Teilsatz; keinen Punkt, falls Fälle oder Zeitformen nicht stimmen.) max. 3P 14a. Wie dick sich ein Herrenportemonnaie in der Gesässtasche wölben darf, oder ob man eine als Geschenk gekaufte CD vor dem Verschenken noch auf den ipod laden soll. (Z ) Dies ist ein Satzfragment. Was fehlt grammatikalisch? der Hauptsatz Formulieren Sie den fehlenden Teil: Die modernen Benimmbücher äussern sich zu Fragen u. Ä. Kaufmännische Berufsmaturität Serie Knigge Lösungen Seite 4 von 5

13 14b. Formulieren Sie das folgende Satzfragment zu einem Satzgefüge um. Ethnologie statt Soziologie. Das Hauptaugenmerk wird auf die Ethnologie gelegt, statt dass man soziologischen Fragen nachgeht. (Korrekturhinweis: 2 Punkte nur, wenn sowohl Form als auch Inhalt stimmen.) 15. Welche Bedeutung haben die unterstrichenen Modalverben in den folgenden Sätzen? 15a. Nun mag die Gesellschaft nicht mehr so rigide strukturiert sein wie zu Knigges Zeiten... (Z. 104f.) Vermutung, Annahme 15b. Die einen können sich offenbar immer noch, oder wieder, vieles leisten, während die anderen sich wieder weniger leisten dürfen sollen. (Z ) dürfen: Berechtigung, Erlaubnis sollen: Empfehlung, Aufforderung, Gebot Kaufmännische Berufsmaturität Serie Knigge Lösungen Seite 5 von 5