Vorlesung 8 Die Fuge. Koch-Rezept für eine Fuge
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- Adam Braun
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1 1 Koch-Rezept für eine Fuge Heinrich Christoph Koch, Musikalisches Lexikon 1802 Vorlesung 8 Die Fuge 2016 Manfred Dings Eine Fuge bestehet aus einem Hauptsatze, welcher durch das ganze Stück hindurch wechselweise von allen vorhandenen Stimmen ergriffen und von denselben nach gewissen Regeln vorgetragen, oder nachgeahmt wird. Jede dieser Stimmen ist dabey so hervorstechend, daß keine der anderen bloß zur Begleitung dient, sondern jede derselben behauptet den Charakter einer Hauptstimme mit gleichem Rechte. Dabey ist die immer auf verschiedene Arten wiederkehrende Nachahmung des Hauptsatzes dergestalt in die Stimmen verwebt, daß das Ganze ohne merkliche Absätze und Ruhepunkte, und ohne Absonderung einer Hauptperiode vor der andern, dahin ströme, bis alle Stimmen sich zum gemeinschaftlichen Schlusse neigen. Motiv Phrase Thema Syntaxmodelle Variation Liedformen Konzert Vokalmusik Grundbegriffe Suite Sonate Sonatenhauptsatzform Vorläufer der Fuge Fuge polyphone Instrumentalmusik Langsame Sätze Rondo
2 2 Johann Mattheson über die Fuge Johann Mattheson, Der vollkommene Capellmeister, Hamburg 1739, S. 75 Die Fuge ist eine Gattung Die Fuge ist eine Manier ( fugenmäßige Sätze ) Die Fuge war ursprünglich eine rhetorische Figur (lat. Fuga: Flucht )
3 3 Überblick über die Fugenform Stimmenweise sukzessiv-imitatorische Einsatz des Themas in Quintbeantwortung (Vokalgattungen) Durchführungen enthalten das Thema 1. Durchführung: Exposition, streng aufgebaut Zwischenspiele (Zwischensätze) sind themenfreie Abschnitte Binnenzwischenspiele: themenfreie Abschnitte innerhalb einer Durchführung Anwendung kontrapunktischer Konventionen und Kunstfertigkeiten: Tonale/reale Themenbeantwortung (Beibehaltene) Kontrapunkte im einfachen/mehrfachen Kontrapunkt Kontrapunktische Künste Die Architektur der Fuge bedarf Mittel zur Schlussbildung
4 4 Das Thema (Das Subject) Thementypen in der Barockzeit: Vokaler Typ (Ricercare-Typ) Tänzerisch geprägte Themen Instrumental-idiomatisch geprägte Themen Stereotyp: verminderte 7 in Moll
5 5 Mehrfachfugen können verschiedene Thementypen vereinen. Z. B. Bach, Orgelfuge Es-dur (Tripelfuge)
6 Analyse eines Fugenthemas Grundfragen an ein Fugenthema: Wie ist das Thema aufgebaut (Motive)? Gibt es eine, zwei oder mehrere Phrasen? Gibt es eine Gliederung in Themenkopf + Fortspinnung? Gibt es eine Beziehung zum Präludium? Symmetrisch (Figur der Regressio) Motiv a UK a2 (mit 5 statt 4) a2: Achtelfigur a1: Wechselnote Variante UK a2 Bach formt das Thema der Fuge c-moll aus WK I aus einem Motiv des Präludiums 3x Motiv a Synkopenstau erzeugt die Energie für den 16tel-Fluß des KP Vorlesung Formenkunde WS 2016/17 Vorlesung 8 6
7 7 Die Themenbeantwortung Die vorangehende Stimme heißt Dux ( Führer ) Die beantwortende Stimme heißt Comes ( Gefährte ) Der Comes beantwortet den Dux in der Oberquinte. Intervallgetreuer Beantwortung: reale Beantwortung.
8 8 Reale Beantwortung und reguläre Einsatzfolge Dux Dux Comes: reale Sequenz (Oberquinte) Comes (real, Oberquinte)
9 9 Reale Beantwortung: Dux/Comes nur in der Exposition unterscheidbar Dux Irreguläre Einsatzfolge Comes (real, Oberquinte) Comes (real)
10 10 Die Themenbeantwortung Die vorangehende Stimme heißt Dux ( Führer ) Die beantwortende Stimme heißt Comes ( Gefährte ) Der Comes beantwortet den Dux in der Oberquinte. Intervallgetreuer Beantwortung: reale Beantwortung. Tonale Beantwortung: Die Intervallverhältnisse im Comes werden leicht verändert. Zwei Fälle: 1. Die V. Stufe (Quinte) ist im Themenkopf exponiert
11 11 Tonale Beantwortung I Wird im Themenkopf die Quinte (V. Stufe der Tonart) exponiert, so wird im Comes der Grundton (I) mit der Quinte (V), die Quinte (V) mit dem Grundton (I) und alle übrigen Töne in der Oberquinte beantwortet.
12 12 Die Themenbeantwortung Die vorangehende Stimme heißt Dux ( Führer ) Die beantwortende Stimme heißt Comes ( Gefährte ) Der Comes beantwortet den Dux in der Oberquinte. Intervallgetreuer Beantwortung: reale Beantwortung. Tonale Beantwortung: Die Intervallverhältnisse im Comes werden leicht verändert. Zwei Fälle: 1. Die V. Stufe (Quinte) ist im Themenkopf exponiert 2. Das Thema moduliert zur Dominanttonart
13 13 Tonale Beantwortung II Der Themenkopf wird meist real beantwortet. Der Rest wird in der Unterquinte beantwortet. Ergebnis: Modulation T-D im Dux Modulation S-T im Comes D T DD!
14 14 Die Themenbeantwortung Die vorangehende Stimme heißt Dux ( Führer ) Die beantwortende Stimme heißt Comes ( Gefährte ) Der Comes beantwortet den Dux in der Oberquinte. Intervallgetreuer Beantwortung: reale Beantwortung. Tonale Beantwortung: Die Intervallverhältnisse im Comes werden leicht verändert. Zwei Fälle: 1. Die V. Stufe (Quinte) ist im Themenkopf exponiert 2. Das Thema moduliert zur Dominanttonart 3. Irreguläre Beantwortung z. B. Mischen von Dux- und tonaler Comes-Form
15 Irreguläre Beantwortung: Bach, Fuge b WK I Vorlesung Formenkunde WS 2016/17 Vorlesung 8 15
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