VON DER SORGLOSIGKEIT ZUR ACHTSAMKEIT FÜR GESUNDHEIT WAS IST BETRIEBLICHES GESUNDHEITSMANAGEMENT?
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1 VON DER SORGLOSIGKEIT ZUR ACHTSAMKEIT FÜR GESUNDHEIT WAS IST BETRIEBLICHES GESUNDHEITSMANAGEMENT? HANNOVER, DEN PROF. DR. BERNHARD BADURA
2 1 Ist Achtlosigkeit für Gesundheit eine deutsche Krankheit? 2 Großbaustelle: Präsentismus 3 Die gefährdete psychische Gesundheit 4 Gemeinsames Verständnis von Gesundheit und ihren betrieblichen Treibern 5 Empfehlungen 2
3 EFFIZIENZMÄNGEL Im Vergleich der Gesundheitssysteme hochentwickelter Gesellschaften liegt Deutschland weit vorne bei den Aufwendungen (Kosten) auf einem hinteren Platz bei den Erträgen (Lebenserwartung und Gesundheit) 3
4 ANTEIL DER GESUNDHEITSAUSGABEN 2006 IM INTERNATIONALEN VERGLEICH Länder Anteil am BIP in Prozent Ausgaben je Einwohner in US $ KKP* Japan 8, Vereinigtes Königreich 8, Italien 9, Dänemark 9, Deutschland 10, Frankreich 11, Schweiz 11, USA 15, * KKP: Kaufkraftparitäten sind Umrechnungskurse, die die Unterschiede in den Preisniveaus zwischen den einzelnen Ländern beseitigen. (Quelle: OECD, Health Data 2008 nach Gesundheitsberichterstattung des Bundes 2009 S. 27) 4
5 LÄNDER MIT DER HÖCHSTEN LEBENSERWARTUNG Rang Land Lebenserwartung in Jahren Rang Land Lebenserwartung in Jahren 3. Japan 82, Österreich 79,36 4. Singapur 81, Malta 79,30 6. Hong Kong 81, Niederlande 79,25 7. Australien 81, Deutschland 79,10 8. Kanada 81, Belgien 79,07 9. Frankreich 80, Großbritannien 78, Schweden 80, Finnland 78, Schweiz 80, USA 78, Israel 80, Costa Rica 77, Island 80, EU 77, Neu Seeland 80, Kuba 77, Italien 80, China 73, Spanien 79, Ungarn 73, Norwegen 79, Bulgarien 72, Griechenland 79, Rumänien 72,18 Quelle: The World Factbook CIA
6 LÄNDER MIT DER NIEDRIGSTEN LEBENSERWARTUNG Rang Land Lebenserwartung in Jahren Rang Land Lebenserwartung in Jahren 223. Swasiland 31, Guinea-Bissau 47, Angola 37, Südafrika 48, Sambia 38, Somalia 49, Lesotho 40, Ruanda 49, Sierra Leone 40, Namibia 49, Mozambique 41, Mali 49, Liberia 43, Botswana 50, Djibouti 43, Sudan 50, Malawi 43, Tansania 52, Afghanistan 44, Burundi 51, Zentralafrika 44, Uganda 52, Zimbabwe 44, Burkina Faso 52, Niger 44, Kamerun 53, Nigeria 46, Gabon 53, Tschad 47, Kongo 53,74 Quelle: The World Factbook CIA
7 Gesunde Lebensjahre ist ein Indikator, der Informationen zur Sterblichkeit und Krankheit miteinander verknüpft. Gute gesundheitliche Verfassung wird über Abwesenheit von Funktionseinschränkungen und Beschwerden definiert. 7
8 BESCHWERDEFREIE LEBENSERWARTUNG (HLY - HEALTHY LIFE YEARS)
9 9 KULTURWANDEL Vorherrschend ist gegenwärtig vielfach noch eine Kultur der Unachtsamkeit und Sorglosigkeit für Gesundheit.
10 MERKMALE EINER KULTUR DER SORGLOSIGKEIT Die Kultur der Unachtsamkeit für Gesundheit lässt sich an folgenden Merkmalen erkennen: Gesundheit hat für das Management keine Bedeutung; ist Sache für Experten (z.b. Arbeitsschutz) Geführt wird mit Fehlzeiten- und Unfallstatistik Seelische Gesundheit ist ein Tabu Wer anwesend ist, ist gesund; wer abwesend ist, ist krank Mitarbeiter: Gesundheit ist Privatsache 10
11 RISIKEN DER UNACHTSAMKEIT In den Unternehmen wächst die Erkenntnis, dass die bisher vorherrschende Kultur der Unachtsamkeit für Gesundheit die Produktivität beeinträchtigt, zu vorzeitigem psychischen Verschleiß beiträgt, das Image einer Organisation beschädigt und die Personalrekrutierung erschwert. 11
12 Die Alterung der Gesellschaft und die wachsenden Anforderungen einer globalen Wirtschaft lassen keine Wahl: Gesundheit muss in Unternehmen zu einem zentralen Zielwert werden! 12
13 In einer kooperationsintensiven und innovationsorientierten Wirtschaft wird der Kopf das für Arbeit und Gesundheit wichtigste Organ, Werden deshalb Schutz und Förderung der psychischen Fitness (psychisches Wohlbefinden) zur wichtigsten Aufgabe. 13
14 DIE ZENTRALE BEDEUTUNG DES PSYCHISCHEN BEFINDENS 14
15 1 Ist Achtlosigkeit für Gesundheit eine deutsche Krankheit? 2 Großbaustelle: Präsentismus 3 Die gefährdete psychische Gesundheit 4 Gemeinsames Verständnis von Gesundheit und ihren betrieblichen Treibern 5 Empfehlungen 15
16 Die meisten Unternehmen gehen heute immer noch davon aus, dass das zentrale Ziel Betrieblicher Gesundheitspolitik die Bekämpfung von Fehlzeiten ist. Sie unterschätzen dabei die verdeckten Produktivitätsverluste bedingt durch psychische oder physische Beeinträchtigungen ihrer anwesenden ( präsenten ) Mitarbeiter. 16
17 KOSTEN CHRONISCHER KRANKHEITEN Chronische Krankheit Durchschnittliche Kosten (in US-Dollar) durch Medizinische Behandlung Absentismus Präsentismus insgesamt Allergie Arthritis Asthma Rücken- /Nackenschmerzen Atemwegserkrankungen Depressionen Diabetes Herz-Kreislauf-Erkankungen Migräne/ chronische Kopfschmerzen Magen-Darm-Beschwerden Baase (2006) 17
18 Die Studie zeigt deutlich, dass die Mehrzahl der Arbeitnehmer und zwar sowohl Kopfarbeiter als auch Mitarbeiter in der Produktion unter chronischen Krankheiten leiden. Baase
19 Depressionen, Angstzustände und emotionaler Stress führten zu den höchsten Beeinträchtigungen der Arbeitsfähigkeit, aber auch Migräne und Kopfschmerzen[ ]. Baase
20 ERGEBNISSE DER GESUNDHEITS- BEFRAGUNG BEI UNILEVER 1. Die Vitalität der Unilever-Mitarbeiter/innen in Deutschland liegt unter dem deutschen Bundesdurchschnitt. 2. Business Case: Unilever verliert 21 Tage pro Mitarbeiter/in und Jahr (ca. 10% der Jahresarbeitszeit) durch Absentismus und Präsentismus, wobei das Verhältnis 1:3 ist. Kosten (1Tag 250 ): ca. 7 Mio. 3. Stress, Schlaf und Depression sind die Hauptthemen. Rückenschmerzen und Gelenkschmerzen das zweitwichtigste Handlungsfeld. 20
21 PRODUKTIVITÄTSVERLUST (ABSENTISMUS UND PRÄSENTISMUS) BEI MÄNNLICHEN MITARBEITERN MIT DEPRESSIONEN IN ABHÄNGIGKEIT ZUM BERUFSSTATUS 21 Quelle: Hilton et al. 2007
22 1 Ist Achtlosigkeit für Gesundheit eine deutsche Krankheit? 2 Großbaustelle: Präsentismus 3 Die gefährdete psychische Gesundheit 4 Gemeinsames Verständnis von Gesundheit und ihren betrieblichen Treibern 5 Empfehlungen 22
23 In seiner Analyse der Befragungsdaten von Mitarbeitern aus 147 Betrieben verschiedener Wirtschaftsbranchen kommt Zok zu folgenden Ergebnisse: 1. psychische Belastungen gehören zu den häufigsten genannten Belastungsfaktoren; 2. psychische Beeinträchtigungen bilden die häufigsten genannten gesundheitlichen Probleme; 3. die zehn häufigsten Beschwerden werden von jedem zweiten Befragten in Zusammenhang mit dem Arbeitsplatz gebracht. Zok
24 DIE BEDEUTUNG DES VORGESETZTEN Zusammenhang Führung / Vorgesetzte mit Gesundheit ja selten bzw. nie Ist der Umgang zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern kollegial? 78,6 21,4 Fühlen Sie sich von ihrem Vorgesetzten gerecht behandelt? 74,9 25,1 Ist Ihr Vorgesetzter auf Probleme bei der Arbeit ansprechbar? 72,7 28,3 Nimmt Ihr Vorgesetzter auf persönliche Angelegenheiten Rücksicht? 71,9 28,1 Kümmert sich Ihr Vorgesetzter um Schwierigkeiten? 68,8 31,2 Nimmt sich Ihr Vorgesetzter ausreichend Zeit für Ihre Anliegen? Quelle: Zok ,5 31,5 Sorgt Ihr Vorgesetzter dafür dass die Arbeit gut geplant wird? 67,6 32,4 Bespricht Ihr Vorgesetzter Ihre Aufgaben ausreichend mit Ihnen? Beachtet Ihr Vorgesetzter Ihre Aufgaben ausreichend mit Ihnen? Beachtet Ihr Vorgesetzter Ihre Meinung bei wichtigen Entscheidungen? 65,4 34,6 63,8 36,2 58,5 41,5 Erkennt Ihr Vorgesetzter gute Leistungen lobend an? 45,5 54,5 Bekommen Sie von ihrem Vorgesetzten Rückmeldung? 37,6 62,4 Fühlen Sie sich von Ihrem Vorgesetzten stark kontrolliert? 16,8 83,2 24
25 1 Ist Achtlosigkeit für Gesundheit eine deutsche Krankheit? 2 Großbaustelle: Präsentismus 3 Die gefährdete psychische Gesundheit 4 Gemeinsames Verständnis von Gesundheit und ihren betrieblichen Treibern 5 Empfehlungen 25
26 Das Bielefelder Unternehmensmodell Ergebnisse Treiber Soziale Netzwerke Führung Spätindikatoren Fehlzeiten Qualität der Arbeitsleistungen Produktivität der Mitarbeiterinnen Arbeitsunfälle Fluktuation Kultur Qualifikation Arbeitsbedingungen Quelle: Badura et al. 2008, 32. Frühindikatoren Gesundheit Psychisches Befinden Physisches Befinden Commitment Organisationspathologien Work-Life-Balance 26
27 27 DIE DREI SÄULEN DES SOZIALKAPITALS Personalmagazin 11/2008
28 28 ABTEILUNGSVERGLEICH ZUM AUSMAß VON GERECHTIGKEIT IM BETRIEB ,59 8,89 8,72 9,05 9,29 8,11 9,14 10,21 8,52 9,44 8,89 8,00 10,14 8,87 9,41 10,00 9,20 8,92 8,88 10,09 9,33 9,07 8,63 9,50 10, AB1 AB2 AB3 AB4 AB5 AB6 AB7 AB8 AB9 AB10 AB11 AB12 AB13 AB14 AB15 AB16 AB17 AB18 AB19 AB25 AB24 AB23 AB22 AB21 AB20 n = 954 p =,008 D15: Ausmaß von Gerechtigkeit im Betrieb (Skala: 3-15) Quelle: Badura et al. (2008) Sozialkapital Grundlagen von Gesundheit und Unternehmenserfolg
29 ABTEILUNGSVERGLEICH ZUR HÄUFIGKEIT PSYCHOSOMATISCHER BESCHWERDEN 20 16,08 14, ,63 14,23 13,96 13,48 12,78 12,64 13,71 13,59 11,76 14,10 12,38 12,20 12,24 10,75 12,56 14,33 14,53 13,70 13,44 11,45 12,88 12,44 13, AB1 AB2 AB3 AB4 AB5 AB6 AB7 AB8 AB9 AB10 AB11 AB12 AB13 AB14 AB15 AB16 AB17 AB18 AB19 AB20 AB21 AB22 AB23 Y1: Häufigkeit psychosomatischer Krankheitsbeschwerden (Skala: 7-35) Quelle: Badura et al. (2008) Sozialkapital Grundlagen von Gesundheit und Unternehmenserfolg AB24 AB25 29
30 FÜHRUNGSKAPITAL UND GESUNDHEIT n = 2287 r =,250** Akzeptanz des Vorgesetzten und Wohlbefinden der MitarbeiterInnen 30 Quelle: Badura et al. (2008) Sozialkapital Grundlagen von Gesundheit und Unternehmenserfolg
31 NETZWERKKAPITAL UND GESUNDHEIT n = 2287 r = -,326** Zusammengehörigkeitsgefühl und Depression 31 Quelle: Badura et al. (2008) Sozialkapita Grundlagen von Gesundheit und Unternehmenserfolg
32 WERTEKAPITAL UND GESUNDHEIT n = 2287 r = -,356** Konfliktkultur und Krankheitssymptome insgesamt 32 Quelle: Badura et al. (2008) Sozialkapital Grundlagen von Gesundheit und Unternehmenserfolg
33 ZUSAMMENHANG VON SOZIALKAPITAL, IMMATERIELLEN ORGANISATIONBEDINGUNGEN UND GESUNDHEIT Arbeits- bedingungen R 2 =43.26 Netzwerk- kapital R 2 = Qualität der Arbeit R 2 =75 n = 2287 RMSEA:.058 RFI:.936 CFI:.951 Werte- kapital Führungs- kapital R 2 = Gesundheit R 2 =41 Quelle: Badura et al. (2008) Sozialkapital Grundlagen von Gesundheit und Unternehmenserfolg 33
34 DIE ERSCHÖPFTE ARBEITSWELT Online erhältlich unter: 34
35 Vielen Dank für die Aufmerksamkeit! 35
BETRIEBLICHES GESUNDHEITSMANAGEMENT IN DER ÖFFENTLICHEN VERWALTUNG NÜRNBERG, DEN 31.03.2011 PROF. DR. BERNHARD BADURA
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