Die Liegebox- Einfluss auf das Fundament

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1 Die Liegebox- Einfluss auf das Fundament STEFFI GEIDEL HTW DRESDEN BERNBURG, IDEN 5./

2 Hochliegebox- versus Tiefliegebox Liegeflächengestaltung Liegeflächenmaße Vortragsinhalte Kompromiss Liegebox Liegeverhalten Integumentschäden Technologische Einordnung der Liegeboxenvarianten Arbeitswirtschaft Verfahrenskosten S. GEIDEL BERNBURG, IDEN 5./

3 Hochliegebox- versus Tiefliegebox LIEGEFLÄCHENGESTALTUNG LIEGEFLÄCHENMAßE S. GEIDEL BERNBURG, IDEN 5./

4 Hochliegebox Mattentypen Monoblock aus Gummi oder EVA*, Unterseite z.t. genoppt (höhere Elastizität Mehrschichtige Matratze wasserdichte Deckschicht aus Gummi, EVA, PVC oder Polypropylen Polsterschichten aus Latex- oder PU-Schaum, Polypropylenfilz, gepresstem EVA-Granulat, Gummifasern meist noch wasserdichte Unterschicht Schlauchmatratze wasserdichte Deckschicht aus Gummi, EVA, PVC oder Polypropylen Polsterschichten aus mit Granulat gefüllten Schläuchen Wasserbett zweilagiger Gummi mit wassergefülltem Hohlraum *Ethylenvinylacetat S. GEIDEL BERNBURG, IDEN 5./

5 Annahme von Hochliegeboxen bei unterschiedlichem Bodenbelag (Marten und Wolf, 1999) Bodenbelag Tägliche Belegungsdauer (h) Dauer der Liegeperioden in min Anzahl Liegeperioden in 24 Stunden Standard Wasserbett Ken Kraiburg Pasture Mat Comfy Cushion Alfa Laval System Kraiburg MW MW s MW 5,8 64,4 52,4 5,4 11,2 67,4 40,7 10,0 11,8 66,3 47,1 10,7 13,9 68,4 41,8 12,2 15,3 58,8 45,7 15,6 13,4 50,5 33,0 16,0 15,5 54,8 37,4 17,2 MW Mittelwert s - Standardabweichung S. GEIDEL BERNBURG, IDEN 5./

6 Liegematten oder Matratzen für Kühe Kriterien für deren Qualität und Wettbewerbsfähigkeit - DLG-Prüfung Verformbarkeit und Elastizität Kühe sind Hartgänger und Weichlieger! Auf der Liegefläche dürfen sich aber keine Verformungen zeigen (Pfützenbildung) Abriebfestigkeit Moderne Kühe wiegen kg, belasten beim Aufstehen mit 80% des Körpergewichtes die Karpalgelenke Rutschfestigkeit = Trittsicherheit Kühen legen sich nicht oder stehen nicht auf, wenn sie Angst vor Ausrutschen haben müssen Säurefestigkeit Belag kommt mit Desinfektionsmitteln, Milchsäure, Kot und Harn in Berührung Dauertrittbelastung Mattenoberfläche sollte 10 Jahre halten S. GEIDEL BERNBURG, IDEN 5./

7 Ungeklärte und kaum geprüfte Fragestellungen Schmutzabweisend: wird nur visuell geprüft, die meisten Matten bekommen nach kurzer Nutzungszeit eine fest haftende Schmutzschicht, vorrangig in der hinteren Hälfte der Bucht Hochdruckreinigung (hohe Arbeitsbelastung, erfolgt deshalb zu selten) Trocken: Aufgrund Deck-Materialen sind die Liegebereiche häufig nass durch Ausscheidungen, Milch, Schweiß. Temperaturen > 20 % C: Kühe schwitzen (2 3 l Schweiß während Liegeperiode) Schmutzbeläge bieten im feuchten Zustand einen optimalen Vermehrungsboden für pathogene Keime. In vielen Prüfberichten Hinweis, dass die Funktionssicherheit des Belages nur mit Einstreu gewährleistet werden kann (steigende Verfahrenskosten!) o Minimaleinstreu wird empfohlen: Häckselstroh/Strohmehl und/oder Einstreukalk S. GEIDEL BERNBURG, IDEN 5./

8 Entwicklung der Integumentschäden in einer Milchviehherde nach Beginn Strohmehleinstreu (N=938 Kühe) Befunde nach 70d Befunde nach 30 d Beginn Strohmehleinstreu Beginn Befunde nach 30 d Befunde nach 70d Strohmehleinstreu Gesund (%) 5,5 7,8 47,8 Haarlos (%) 64,1 84,2 47,8 Umfangsvermehrung (%) 23,8 3,3 3,1 offene Wunde (%) 6,6 4,7 1,3 Heidig,K.; Forschungsbericht HTW Dresden 2011 S. GEIDEL BERNBURG, IDEN 5./

9 Tiefliegebox- Stroh-Kalk-Gemisch Matratzenunterbau Einstreu Mischverhältnis (Stroh:Kalk:Wasser) 1:3:1,5 0,3 kg Stroh/Box*d Kalk: 80-90% der Korngrößen < 0,09 mm Foto: Griebsch et.al. HTW Dresden2015 ca. 60 dt Einstreubedarf pro Box*Jahr (ca. 12 kg/woche*box) sehr hoher Liegekomfort Kühe sind motiviert zum Liegen Reduzierung der Klauenerkrankungen erhöhter ph-wert ist positiv für Eutergesundheit S. GEIDEL BERNBURG, IDEN 5./

10 Tiefliegebox Sand Methode hauptsächlich in USA warme Klimate Wärmeableitung anorganisches Material geringe Keimbelastung Bedarf: ca kg/box*d ca. 3,6-5,5 t/box*a Körnung zwischen 0,1 2 mm gewaschener Kiessand oder Mauersand Foto: BRANDES, Problem: Gülleaufbereitung & Recycling! Investitionsaufwand S. GEIDEL BERNBURG, IDEN 5./

11 Tiefliegebox separierte Gülle Methode in Niederlanden weit verbreitet kostengünstiger Rohstoff, direkt verfügbar Einstreubedarf ca m³/box*a Mindestanforderung von 30 % TM des Einstreumaterials Trocknung oder Hygienisierung (>80 C) möglich Foto: Griebsch et.al. HTW Dresden2015 Quelle: Keydollar Probleme: biologisch aktives Material; hygroskopisch (1kg nimmt 3 kg Wasser auf!) Versorgungslücke des Materials aus eigenem Bestand möglich Investitionsaufwand Einsatz rechtlich ungeklärt S. GEIDEL BERNBURG, IDEN 5./

12 Liegekomfort durch die richtige Abmessung der Liegebox 10 cm Höhe der abgerundeten Bugbegrenzung, Rutschbremse muss verschiebbar sein Totale Kopffreiheit (keine Rohre oder Stützen im Kopfraum), ausreichend Kopfraum für den Kopfschwung nach vorn Freitragende und flexible Abtrennungen mit genügend Bodenfreiheit Flexible Nackenbegrenzung > 130 cm Richtige und in allen Boxen gleiche Breite und Länge der Liegebox (HF: Breite 125 cm, Länge Liegefläche cm) Gefälle von 3 4 % bei Hochbox und 2 % bei Tiefbox S. GEIDEL BERNBURG, IDEN 5./

13 Aktuelle Maße Liegebox HF-Kühe (DLG-Merkblatt 341) HOCHLIEGEBOX TIEFLIEGEBOX S. GEIDEL BERNBURG, IDEN 5./

14 Kompromiss Liegebox Liegeverhalten Integumentschäden S. GEIDEL BERNBURG, IDEN 5./

15 Die Liegebox Eine Kuh möchte: Problemlos Hinlegen und Aufstehen Liegeboxenmaße! Lange Liegen Schmerzfrei Liegen ca. 10 Liegeperioden mit 1,0 1,2 h/periode am Tag Polsterung der Liegefläche, Einstreumaterial Der Milchviehalter möchte von der Liegebox: lange Liegezeiten, keine Integumentschäden, keine Keimübertragung Liegefläche soll preiswert in der Anschaffung und Bewirtschaftung sein S. GEIDEL BERNBURG, IDEN 5./

16 Bewertung Tierwohl Liegezeit in Hoch- und Tiefliegeboxen Autor Oberfläche Liegezeit (h/d) BUCHWALDER et al Gummimatte 10 WECHSLER et al Komfortmatte 10,8-11,4 WILLEN 2004 Tiefliegebox mit Einstreu 10,8 MANNINEN et al Sand (Winter) 7,5 WINCKLER et al Tiefliegebox mit Stroh 11,7-12,9 S. GEIDEL BERNBURG, IDEN 5./

17 Sozialverhalten in der Liegebox Liegeboxpräferenz? Kuh 5 E.Hillmann, ETH Zürich, WGM Tagung 2008 S. GEIDEL BERNBURG, IDEN 5./

18 Sozialverhalten in der Liegebox Liegeboxpräferenz? Kuh 37 E.Hillmann, ETH Zürich, WGM Tagung 2008 S. GEIDEL BERNBURG, IDEN 5./

19 Integumentschäden Gliedmaßen Mediale und laterale Hautveränderungen hervorgerufen durch mangelhaften Liegekomfort Tierärztliche Bestandsbetreuung beim Rind, 2007, Enke-Verlag Fehlerhafte Liegeboxenabtrennungen bewirken Schäden im Bereich von Widerrist, Hüfthöcker und Schwanzwurzel Auswirkungen fehlerhafter Liegeflächen zeigen sich bevorzugt an Karpal- und Tarsalgelenken S. GEIDEL BERNBURG, IDEN 5./

20 Ursachen für Liegeschäden auf Gummimatten abrasive Eigenschaften der Liegeboxenoberfläche Bewegt sich die liegende Kuh, verschieben sich die aufliegenden Hautschichten. Ist die Unterlage nicht glatt oder flexibel, um die Bewegung zuzulassen, entsteht Reibung, die an besonders exponierten Stellen zu Haarverlust und Hautreizungen führen Dekubitusbildungen Lokal begrenzte Schädigung der Haut und/ oder des darunter liegenden Gewebes, i.d.r. über knöchernen Vorsprüngen, in Folge von Druck oder von Druck in Kombination mit Scherkräften S. GEIDEL BERNBURG, IDEN 5./

21 Integumentschäden nach Prävalenz und Ort des Auftretens Untersuchung Anteil Gelenke/Tiere mit Integumentschäden in erfasste Integumentschäden Hochliegebox Tiefliegebox Zähner et al. (2009) 85-90% 14-48% alle Schäden an Tarsus und Karpus Lombard et al. (2010) 2,3 % 0,7-2,7% Schäden an Tarsus Fulwider et al. (2007) 72% 0-25% Schäden an Tarsus Anteil Gelenke mit Integumentschäden Wechsler et al. (2000) 30-80% 2,5% Abschürfungen/Wunden an Tarsus Kögler (2005) 40-46% 13% Schäden an Tarsus Heidig, Geidel, TopAgrar 11/2015 Gibt es eine Alternative zur Gummimatte? DairyTex - Ein neues Material für Liegematten im Test, S. GEIDEL BERNBURG, IDEN 5./

22 Integumentschäden der Liegeboxenvarianten im Vergleich zum Kompoststall Kompoststall - funktionell und tiergerecht? Zähner,M.; Huber,G.; Guldimann,K.; Guggenberger,T. GasteinerJ., Bautagung Raumberg-Gumpenstein 2013 S. GEIDEL BERNBURG, IDEN 5./

23 Technologische Einordnung der Liegeboxenvarianten ARBEITSWIRTSCHAFT VERFAHRENSKOSTEN Griebsch, A. et.al. HTW Dresden Aufstallungsverfahren - Gestaltung von Liegeboxen für Milchkühe Vortrag LKV Sachsen 2015

24 Material & Methoden Hochliegebox Tiefliegebox Annahme: malige tägliche Pflege der Liegebox - wöchentliches Nachstreuen Gummibelag Komfortmatte Stroh-Kalk- Gemisch Sand Griebsch, A.; Tzschoch, F., Vortrag LKV Sachsen 2015 separierte Gülle S. GEIDEL BERNBURG, IDEN 5./

25 Bewertung Tierwohl - Integumentschäden Sprunggelenksschäden: Tiere mit Veränderungen am Sprunggelenk [%] Sand separierte Gülle Kalk- Stroh Komfortmatte Gummimatte verändert nach OFNER-SCHRÖCK et al.; 2013, S. 6. Griebsch, A.; Tzschoch, F., Vortrag LKV Sachsen 2015 S. GEIDEL BERNBURG, IDEN 5./

26 Arbeitszeitbedarf und Kostenstruktur ausgewählter Liegeboxensysteme (650 Milchkühe) Verfahren Arbeitskraftbedarf (Akh/Box*a) Festkosten ( /Box*a) Variable Kosten( /Box*a) Gesamtkosten ( /Box*a) Hochliegebox 1,22 27,78 30,70 58,48 Tiefliegebox a) Separierte Gülle b) Sand (ohne Recycling) c) Sand (mit Recycling) d) Stroh-Kalk 2,38 1,72 1,72 2,15 16,12 10,29 64,92 11,19 63,28 90,85 44,45 85,14 79,41 101,14 109,36 96,60 Griebsch, A.; Tzschoch, F., Vortrag LKV Sachsen 2015 S. GEIDEL BERNBURG, IDEN 5./

27 Verlauf Gesamtkosten Griebsch, A.; Tzschoch, F., Vortrag LKV Sachsen 2015 S. GEIDEL BERNBURG, IDEN 5./

28 Bewertungsmatrix je Kriterium 20 % Hochliegebox Tiefliegebox Komfortmatte separierte Gülle Sand (ohne Recycling) Sand (mit Recycling) Stroh/Kalk erreichbar Tierwohl Hygiene Arbeitskraftbedarf Verfahrenskosten Sonstiges Gesamtpunkte Gesamtpunkte (%) 72% 51% 58% 62% 69% 100% Rangfolge S. GEIDEL BERNBURG, IDEN 5./

29 Bewertungsmatrix Tierwohl und Hygiene doppelte Gewichtung Hochliegebox Tiefliegebox Komfortmatte separierte Gülle Sand (ohne Recycling) Sand (mit Recycling) Stroh/Kalk erreichbar Tierwohl Hygiene Arbeitskraftbedarf Verfahrenskosten Sonstiges ,5 52,5 37,5 82, Gesamtpunkte ,5 577,5 586,5 652,5 900 Gesamtpunkte (%) 61% 51% 64% 65% 73% 100% Rangfolge S. GEIDEL BERNBURG, IDEN 5./

30 Fazit - Hochliegebox Hochliegeboxen bieten in Hinblick auf Arbeitswirtschaft und Verfahrenskosten das beste Ergebnis: (bei 650 Milchkühen) 1,22 Akh/Box*a Vgl. Stroh/Kalk 2,7 Akh/Box*a 58,48 /Box*a Vgl. Sand (mit Recycling) 109,36 /Box*a Minimaleinstreu ist für einen höheren Liegekomfort grundsätzlich zu empfehlen bei der Auswahl an DLG-Prüfberichten orientieren S. GEIDEL BERNBURG, IDEN 5./

31 Fazit Tiefliegebox Tiefboxen weisen hinsichtlich Liegedauer, Tiersauberkeit und Gelenksbeanstandungen Vorteile gegenüber Hochboxen auf Höhere Liegedauer bei Tiefliegeboxen ist möglich, aber das Bett muss gemacht sein! höhere Milchleistung und gesündere Tiere möglich Einstreuqualität und konsequente Pflege sind Voraussetzung für die Funktionalität der Tiefliegebox! S. GEIDEL BERNBURG, IDEN 5./

32 Zukunft - DairyVenTex Geidel,S.; Heidig,K.; DairyVenTex, ZIM-Projekt , unveröffentlicht S. GEIDEL BERNBURG, IDEN 5./

33 Wahlversuch DairyVenTex Komfortmatte Anteil der mit liegenden Tieren belegten Liegeboxen bei zwei zur Auswahl stehenden Liegematten 30 Liegeboxen der Wandreihe innerhalb eines Haltungsabteiles sind je zur Hälfte mit Prototyp 1 (DairyTex) und einer sehr guten, mit reichlich Strohmehl eingestreuten Gummimatte (Wingflex, Firma Kraiburg) ausgestattet. Zählung erfolgte über 6 Tage zu jeder vollen Stunde, Ergebnisse wurden gemittelt Bei 18 von 24 Tagesstunden ist die Differenz zwischen den Matten signifikant (Standardfehler nach Ferguson 1959). S. GEIDEL BERNBURG, IDEN 5./

34 Fragen? S. GEIDEL BERNBURG, IDEN 5./