Einladung und Neues aus Yovokope
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- Justus Schräder
- vor 7 Jahren
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1 Brokmerländer Str Bremen Tel. 0421/ Einladung und Neues aus Yovokope Infobrief Oktober 2013 Liebe Freundinnen und Freunde des Vereins Lebenschance und des Waisenkinderdorfes Yovokope, nach fünf Jahren Enthaltsamkeit gab es für mich ein Wiedersehen mit unseren Freunden in Togo! Wir waren zu zweit. Für Ute Köhler, die seit einem Jahr zu uns gehört und im Vorstand mitarbeitet, war es der erste Besuch eines tropischen schwarzafrikanischen Landes und eine Kennenlernreise zu dem Projekt, für das sie sich hier in Bremen einsetzt. Es gibt viel zu berichten. Das, was wir von dem Land Togo und seiner Hauptstadt Lomé in den 14 Tagen zu sehen bekamen, war teilweise erschreckend. Während es in den Togo umgebenden Ländern Ghana, Benin und Burkina Faso vorangeht, scheint hier die Zeit stehen geblieben zu sein, ja die Armut noch zugenommen zu haben. Die Straßen sind in einem schlimmen Zustand. In Lomé drängen sich noch mehr Menschen auf den Straßen, die sich durch den Verkauf verschiedenster Artikel ein paar Francs verdienen wollen. Togo wird sich erst entwickeln, wenn die Voraussetzungen für mögliche Investitionen geschaffen werden. Viele Menschen warten auf Arbeit. Um so wichtiger ist es, dass mit Projekten wie dem unseren, ein wenig geholfen wird. Glücklicherweise gibt es noch andere Gruppen aus Deutschland und Europa, die sich engagieren. Bankverbindung des Vereins Lebenschance : Deutsche Bank AG, Konto-Nr , BLZ
2 Das Dorf aus der Luft betrachtet. Eine Zeichnung des 14jährigen Schülers Antselme Yovokope, ein Vorzeigeobjekt Unser Dorf ist das einzige in dieser Größe, in dem es eine gute Schule, ausreichend zu essen, sauberes Wasser, Berufsausbildungsmöglichkeiten und eine Krankenstation gibt, erklärte uns voller Stolz Roger, der Papa und Leiter des Dorfes. Inzwischen leben 365 Kinder hier, unterstützt von 30 Erwachsenen, z.t. mit Familie. Auf unsere Frage, warum er denn immer noch weitere Kinder aufnähme, machte uns Roger deutlich, dass die Umstände in vielen Fällen eine Ablehnung unmöglich machten. Er schilderte uns den jüngsten Fall: Eine Frau aus einem Dorf bat um ärztliche Hilfe. Sie hatte eine große Wunde am Bein, die stark eiterte. Man versorgte sie in der Krankenstation und behielt sie eine Weile dort. Diese Frau war Mutter von elf Kindern. Ihr Ehemann, über 80 Jahre alt, ist ein Pflegefall. Es war nicht zu übersehen, dass die kleinsten Kinder angesichts der Lebenssituation der Familie nicht überleben würden. Roger nahm die vier Kleinsten auf. Die Größeren haben hoffentlich eine Chance sich durch Arbeit eine Mahlzeit zu verdienen. Leider ist das kein Einzelfall. Es kommt immer wieder vor, dass ältere Männer eine junge Frau heiraten, viele Kinder in die Welt setzen, aber diese nicht mehr versorgen können. Für die Unterbringung der vielen Menschen ist zur Zeit gesorgt. Es stehen 12 Gebäude mit jeweils drei bis vier Räumen unterschiedlicher Größe zur Verfügung. Die Erwachsenen bekommen mit ihren Familien einen Raum. Die größeren Kinder und Jugendlichen bilden Wohngruppen von bis zu zehn Personen. Nur die Kleinen schlafen unter Aufsicht einer Frau in größerer Zahl zusammen.
3 Demokratische Verhältnisse Wie ist es zu schaffen, 365 Kinder, davon etwa die Hälfte zwischen fünf und zehn Jahren, unter den im Dorf herrschenden Bedingungen zu bändigen, zu unterrichten und zu versorgen? Es ist ein System geschaffen worden, in dem Mitbestimmung und strenge Regeln für Ordnung und Zufriedenheit sorgen. Ute und ich waren erstaunt und begeistert über die gelebte Demokratie in dieser kleinen Gemeinde. Das gab es bei meinem letzten Besuch 2008 noch nicht. Hier zwei Beispiele: Ein Mädchen der zehnten Klasse ist Ansprechpartnerin für jeden, der ein Problem hat. Sie führt darüber Buch. An jedem Sonntag trifft man sich im Mittelpunkt des Dorfes auf der überdachten Terrasse. Von jeder Gruppe, Schüler, Lehrer, Frauen und Arbeiter, ist jemand vertreten. Hier werden die Probleme besprochen und nach Lösungen gesucht. Jeweils ein großes Mädchen oder ein entsprechender Junge ist für zwei Kleine verantwortlich. Ebenfalls am Sonntag müssen alle antreten. Die Lehrer befragen jeden darüber, was in der vergangenen Woche geklappt hat und wo es Probleme gab. Ganz wichtig sind die sich täglich wiederholenden Abläufe, um Ordnung zu schaffen. Disziplin und Respekt vor den Erwachsenen sind oberste Regel. Auch hierfür ein paar Beispiele: Die Kinder treten immer in ihren Klassenverbänden an, z. B. beim Empfang des Essens. Man beginnt mit dem Essen erst, wenn der letzte der Gruppe seinen Teller gefüllt hat. Um Uhr findet jeden Tag eine große Waschaktion der Kleineren statt. Unter großem Hallo finden sich diese an einer dafür bestimmten Stelle ein, nackt und mit einem kleinen Eimer mit Seife und Waschlappen bewaffnet. Die verantwortlichen Großen seifen sie ab, von Kopf bis Fuß. Die Trocknung besorgt die Sonne. Um Uhr läutet die Kirchenglocke. Alle strömen zur Terrasse. Lautstark werden gemeinsam Lieder gesungen und Gebete gesprochen. Man hat den Eindruck, dass diese Riten das Gemeinschaftsgefühl stärken und Ruhe in den Tagesablauf bringen. Danach gibt es Abendbrot und Zeit zum Spielen.
4 Marode Gebäude und Zisternen Es ist wunderschön in dieser ländlichen Einsamkeit. Ute und ich waren uns einig, dass wir hier gern eine Weile leben möchten, allerdings ohne die unerträgliche Hitze. Unbeschreiblich sind die Abende, wenn die Kinder schlafen, Ruhe eingekehrt ist und man unter einem riesigen Sternenhimmel mit auf dem Rücken liegendem Mond sitzt. Bei dieser Idylle und der Begeisterung darf nicht verschwiegen werden, dass die tropische Sonne und der Regen an den Gebäuden, dem Mauerwerk und den Wellblechdächern z. T. große Schäden angerichtet haben. Auch einige Türen und Fensterläden müssen erneuert werden. Die überdachte Terrasse ist zu klein geworden. Ein sehr altes Gebäude muss komplett erneuert werden. Drei Zisternen brauchen neue Abdeckungen. Auch das Problem des Kochens muss endlich gelöst werden. Die Frauen kochen immer noch auf offenem Feuer, eine große Energieverschwendung. Der starke Rauch schadet der Gesundheit der Frauen und der Kinder. Für die großen Töpfe für die Mahlzeiten der vielen Menschen waren die bisher angebotenen Herdmodelle nicht geeignet. Wir haben jetzt Unterlagen über aus Ziegelsteinen gemauerte Kochherde mit nach Togo genommen. Diese Herde werden seit Jahren von einer französischen Organisation in Mali gebaut und könnten ev. auch bei uns die Probleme lösen. Nun gilt es einen fähigen Ofenbauer zu finden. Landwirtschaft, Malaria und ein neuer Trecker Das ist ja ein Fass ohne Boden, werden viele von Ihnen denken. Sie haben Recht. Aber wir haben von den Afrikanern gelernt, dass alles seine Zeit braucht. In Afrika gibt es folgendes Sprichwort: Die Zeit macht sich über das lustig, was man ohne sie tut. An dieser Stelle könnte ich Ihnen viel über die Landwirtschaft in Yovokope berichten. Sie ist der wichtigste Teil des Ganzen, ernährt sie doch die vielen Menschen und soll durch den Verkauf von Produkten für Einnahmen sorgen. Nicht alles läuft wie gewünscht. Ute und ich haben viele hilfreiche Unterlagen über Landwirtschaft in den Tropen mitgenommen. Diese haben großes Interesse geweckt. Außerdem haben wir Vorschläge zur Eindämmung der Malaria verbreitenden Mücken gemacht. Über diese beiden Themen möchte ich zu einem späteren Zeitpunkt in einem weiteren Infobrief informieren. Bis dahin haben wir hoffentlich bereits Informationen über Erfolge. Eines liegt mir aber sehr am Herzen: Für die insgesamt 80 ha große landwirtschaftliche Fläche braucht Roger einen neuen Trecker. Seit einiger Zeit kann man in Lomé tropentaugliche neue Trecker kaufen. Wir haben bereits einen Grundstock für diese Anschaffung gelegt. Eine Bremer Stiftung und einzelne
5 Spender haben uns unterstützt. Dieses Geld wird zurückgelegt, aber weitere Spenden sind notwendig. Ich danke allen Spendern an dieser Stelle sehr herzlich. Bitte bleiben Sie uns treu. Sollten Sie die Möglichkeit haben, in Ihrem Bekanntenkreis zu werben, reichen Sie diesen Infobrief weiter. Wir sammeln - für einen Trecker - für die Sanierung der Gebäude - für Kochherde - langfristig für eine Erhöhung der monatlichen Unterstützung. Zum Abschluss folgt eine Einladung: Am 15. November findet im Institut Francais Bremen in der Contrescarpe 19 in der Zeit von 16 bis 21 Uhr eine Veranstaltung mit dem Thema Afrika zu Gast im Institut Francais statt. In Afrika engagierte Vereine, unser Verein, Nord-Süd- Partnerschaft für den Klimaschutz, Atopic e.v. und die Stiftungen Brinkhege und die Bresche stellen ihre Arbeit mit Infoständen, Filmen und Bildern vor. Es gibt ein Afrikaquiz und einen Workshop. Von bis 21 Uhr klingt die Veranstaltung mit einem Buffet und Musik aus. Wir würden uns freuen, Sie am 15. November begrüßen zu können. Im Namen des Vereins Lebenschance grüße ich Sie herzlich Sigrid Stiering
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