Freie und Hansestadt Hamburg Erster Bürgermeister
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- Anna Brodbeck
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1 Freie und Hansestadt Hamburg Erster Bürgermeister Intelligent Cities Expo Grußwort, 9. November 2011 Anreden, meine Damen und Herren, Umweltqualität in einer Metropole ist keine abstrakte Größe, sondern sie ist Lebensqualität. Sie beeinflusst ganz unmittelbar das körperliche und mentale Wohlbefinden ihrer Bewohner. Sie wirkt sich auf die Entfaltungsmöglichkeiten und die Zukunftschancen jedes Einzelnen aus. Gute Umweltpolitik hat viele Aufgaben. Gemessen wird sie am Ende des Tages daran, ob sie die Lebensqualität ihrer Bewohner bewahren, verbessern und nachhaltig sichern kann. Hamburg ist European Green Capital Diesen Titel verstehen wir als Anerkennung und Verpflichtung. Ich freue mich, dass seit gestern erstmals in unserer Stadt die Intelligent Cities Expo hier auf dem Messegelände stattfindet und zum Inhalt des Umwelthauptstadtjahres beiträgt. Wie intelligent können Cities sein? Welche smart grids können sie entwickeln, bei der Energieübertragung und auch sonst, innerhalb der Stadt und perspektivisch auch miteinander? Darauf suchen Sie, sucht die ganze Stadt Hamburg während dieser Tage Antworten. Gute Umweltpolitik hat in Hamburg Tradition und sie war immer dann besonders gut, wenn sie die Fähigkeit bewies, technische Innovationen zu initiieren, zu fördern und durchzusetzen. Wenn sie nicht zu sehr auf Symbolik setzte und auch die moralische,
2 oft folgenlose Verzichtsrhetorik nicht übertrieb. Sondern auf intelligente Technik setzte und auf die Lösungskompetenz von Ingenieuren. Genau damit hat mein Verständnis von moderner Umweltpolitik zu tun. Deutschland ist ein Land mit langer Ingenieurtradition. Intelligentes ingenieurgetriebenes Wachstum brauchen wir jetzt auch, wo es um Klimaschutz geht und um die Frage: Wie kriegen wir die Energiewende zu Stande, zumal parallel mit dem Atomausstieg? Es ist die Aufgabe der Städte, besonders der großen Städte, auch auf diesem Gebiet innovativ zu sein und das Modernste anzuwenden, was Ingenieurkunst hervorgebracht hat. Große Städte können das. Sie sind vor allem anderen faszinierende Laboratorien gesellschaftlichen Lebens. Und für alle Kontinente gilt, dass das Stadtleben dem Leben auf dem Land eigene Angebote, Chancen, Vorzüge entgegensetzt. Die Städte sind aber auch in der Pflicht. Sie sehen sich mit großen zum Teil selbst geschaffenen Umweltproblemen konfrontiert. Ihnen fällt eine Schlüsselrolle zu, wenn es global um den schonenden Umgang mit Ressourcen und Energie geht, um die Anpassung an den Klimawandel oder den Versuch, ihn wenigstens abzubremsen. Im Jahr 2025 werden fast 60 Prozent der Menschen in Ballungszentren leben knapp fünf Milliarden gegenüber 3,3 Milliarden heute und viele von ihnen in Megacities mit mehr als fünf Millionen Einwohnern. Schon heute heißt es verbrauchen die Städte, die gerade einmal knapp drei Prozent der Erdoberfläche bedecken, gut 80 Prozent aller genutzten Ressourcen. Dem kann man zwar entgegenhalten, dass die Städte als Standorte von Industrie, Handel und Wandel auch das Land mitversorgen und dieselbe Statistik nach dem Verursacherprinzip anders aussähe. International ist die Vergleichbarkeit ohnehin begrenzt. So verursacht zum Beispiel in unseren Breitengraden das Heizen von Gebäuden im Moment scheint der Winter ja noch fern bald wieder den meisten Energieverbrauch. Also bietet es auch das größte Einsparpotenzial und nicht von ungefähr widmet sich die Messe an vielen Stellen diesem Thema, namentlich in dem Segment Intelligent Buildings and Homes.
3 In anderen Teilen der Welt sind die Probleme ganz andere. Hamburg würde sich auch als Europäische Umwelthauptstadt verheben, wenn es ein Rollenmodell für Städte überall auf der Welt sein wollte. Aber Hamburg kann an dem Beweis mitwirken, dass Wachstum und Umweltqualität durchaus gut zusammenpassen. Als Hauptstadt der Windenergie in Deutschland, mit neuen Methoden des Wärmedämmens und Energiesparens, mit dem Transport von Gütern auf den Wasserwegen, Klimaschutz durch effizientere Energienutzung immer mehr Unternehmer entdecken, in Euro, Dollar und anderen Währungen, welche enormen auch wirtschaftlichen Möglichkeiten der Umweltschutz, der sparsame Umgang mit Ressourcen in sich bergen. Hamburgs UmweltPartnerschaft beweist es eindrucksvoll. Und natürlich ist Umweltschutz längst auch ein Wirtschaftsfaktor. Er muss einer sein, denn wir verstehen den Schutz der Umwelt und die Stärkung des Wirtschaftsstandortes nicht als Widerspruch, sondern versuchen beides zusammenzubringen und, wo es geht, sich gegenseitig anfeuern zu lassen. Meine Damen und Herren, damit will ich nicht die Zielkonflikte leugnen, die zwangsläufig auftreten, zum Beispiel wenn es um Flächenkonkurrenz geht, um Lärm oder den Ausbau von Verkehrsadern. Aber gerade da geht es umso mehr darum, Chancen zu ergreifen, die sich durch die Entwicklung neuer Technologien ergeben. Denken Sie an die fast schon historische Umrüstung der Kraftfahrzeuge auf bleifreies Benzin und Katalysatoren zur Verringerung von Stickoxidemissionen. Ohne die gäbe es heute in Deutschland entweder keinen Wald oder keinen Individualverkehr mehr. Aber dort, wo technische Innovationen erfolgreich sind und zur Markteinführung gelangen manchmal with a little help seitens der Politik und des Gesetzgebers, dort setzen sie sich schnell durch. Auch weil in unseren Städten nachhaltiges und umweltgerechtes Denken heute selbstverständlicher Teil eines Lebensstils sind. Und es geht ja weiter: Autos mit geringem Verbrauch, Produkte aus Recyclingmaterial, Ökostrom, Bio-Lebensmittel: Nur wenn sich die auf dem Markt
4 durchsetzen, werden innovative Prozesse beschleunigt, werden weitere ökologisch sinnvolle Produkte und Verfahren erst möglich gemacht. Also: Ingenieurskunst, Investitionsbereitschaft, modernes Konsumentenverhalten und kluge Politik da haben wir doch schon ein smartes grid und in Hamburg gedeiht das. Auch was die Energiewende betrifft, hat Hamburg alles Potenzial, sie zu seinem Nutzen zu gestalten. Wir haben die Chance, gemeinsam mit den anderen norddeutschen Ländern mit dem Cluster erneuerbare Energien, besonders der Windenergie zu einem der führenden Standorte dieser Branche auf der Welt zu werden. Über hundert Unternehmen erwirtschaften schon jetzt fünf Milliarden Euro Umsatz pro Jahr mit Erneuerbaren Energien. Hier liegen die Arbeitsplätze und die Gewinne der Zukunft. Auch diese Messe und Konferenz werden dazu beitragen, indem sie Energieversorger, öffentliche und private Unternehmen, Projektentwickler, Investoren und Stadtverwaltungen zusammenbringt. Interessant ist, dass 60 Prozent der Aussteller aus unserer Metropolregion, 20 Prozent aus Deutschland südlich der Elbe und 20 Prozent aus anderen Ländern kommen. Meine Damen und Herren, wenn ich eingangs gesagt habe, die Stadt muss die Lebensqualität ihrer Bewohner bewahren, verbessern und nachhaltig sichern, habe ich keinen vergessen. Viele Bewohner leben in unseren zahlreichen Naturschutzgebieten, auf noch verbliebenen Brachflächen oder im Wald. Auch deren Zukunft gilt es zu sichern. Wenn es einer industriell geprägten Hafenstadt mit fast 1,8 Millionen Menschen sowie ungezählten wildlebenden Tieren gelingt, ökologische Nachhaltigkeit mit wirtschaftlichem Wachstum zu kombinieren, ist die öffentliche Aufmerksamkeit mit Recht groß. Wir wollen als Europäische Umwelthauptstadt ein Beispiel dafür sein, dass der schonende Umgang mit den natürlichen Ressourcen Voraussetzungen für eine langfristig stabile wirtschaftliche und soziale Entwicklung sind. Ich bin gespannt auf neue Erkenntnisse, Produkte und praktische Lösungen.
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