Cost-Average-Effekt. Gezieltes Investieren für die Altersvorsorge. Januar 2013
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- Paulina Meinhardt
- vor 8 Jahren
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1 Cost-Average-Effekt Gezieltes Investieren für die Altersvorsorge Januar 2013 Herausgeber: VZ VermögensZentrum GmbH Bleichstraße Frankfurt am Main Ansprechpartner/Initiator: Michael Huber, Berechnungen/Textbeiträge: Sascha Offer, Stefan Franke,
2 Einleitung In der Presse gilt es als das verlorene Jahrzehnt in der Aktienanlage. Böse Zungen behaupten, Aktienanlagen wären Teufelszeug und seien für die Altersvorsorge nicht zu gebrauchen. Besonders laut sind Kritiker, wenn die Aktienkurse mal wieder am Boden liegen. Diese Studie soll aufzeigen, dass selbst bei stagnierenden bzw. sogar bei fallenden Kursen positive Renditen zu erzielen sind. Dazu werden wir in einem Vergleich die Einmalanlage mit einem regelmäßigen Sparbeitrag über mehr als 10 Jahre vergleichen. Die Frage, die dabei beantwortet wird: gibt es einen richtigen Einstiegszeitpunkt und wenn ja, wann ist er? Die Antwort vorweg: keiner weiß es. Wer regelmäßig spart, der kauft zu hohen und tiefen Kursen und macht sich damit den Durchschnittskosten-Effekt zunutze. Wer einmal anlegt, der spekuliert auf den richtigen Moment. Dabei sollte es doch gerade im Hinblick auf die Altersvorsorge nicht um Spekulation, sondern vielmehr um Investitionen in die Zukunft gehen. Hintergrund und Motivation In Zeiten turbulenter Börsen verlieren Aktienanlagen immer wieder deutlich an Wert. Zudem sind gerade in diesen Zeiten Anleger verunsichert und halten sich mit Investitionen zurück. Dabei bieten unruhige Zeiten mit stark schwankenden Kursen besonders gute Einstiegschancen. Denn die größten Renditen werden in der Krise erzielt. Man weiß es nur noch nicht. Diese Studie soll aufzeigen, wie Sie sich als Anleger die Kursschwankungen zunutze machen können und so langfristig höhere Erträge erzielen zu können. Viele Anleger versuchen, nach einem kräftigen Kurseinbruch den richtigen Zeitpunkt für eine Investition zu finden, um vom anschließenden Aufwärtstrend zu profitieren. Ein solches Timing ist aber Glückssache und mit dem großen Risiko verbunden, bei einem weiteren Kurseinbruch gleich einen kräftigen Verlust einzufahren. Es ist deshalb genauso wenig zu empfehlen, wie sich in unruhigen Zeiten vollständig aus den Märkten zurückzuziehen. Der Übergang von einem Ab- in einen Aufschwung kommt meist unverhofft und in der ersten Phase des Aufschwungs sind die Kursgewinne oft am größten. Wer nicht investiert ist, profitiert auch nicht. Die Lösung für dieses Dilemma lautet: Die Gesamtinvestition auf mehrere gleich große Tranchen verteilen, die im gleichen zeitlichen Abstand investiert werden. Damit lassen sich das Risiko des falschen Investitionszeitpunkts und emotionale Faktoren beim Vermögensaufbau ausschliessen. Die einzelnen Anteile werden bei einem solchen gestaf- VZ VermögensZentrum 1
3 felten Einstieg zu einem vorteilhaften Durchschnittspreis erworben: Bei tiefen Kursen werden mehr und bei hohen Kursen weniger Anteile gekauft. Das nennt man den Cost- Average-Effekt (Durchschnittskosten-Effekt). Ein Beispiel: Ein Anleger investiert ein Jahr lang jeden Monat Euro in einen Fonds. Der Kurs eines Fondsanteils liegt zu Beginn und am Ende des Jahres genau gleich hoch, nämlich bei 150 Euro. In der Zwischenzeit schwankt er allerdings stark: Nach einem Monat beträgt er 200 Euro, nach zwei Monaten 100 Euro, nach drei wieder 200 Euro und so weiter. Der Investor, der sich den Cost-Average-Effekt zunutze macht, kauft also sechsmal fünf Anteile à 200 Euro und sechsmal zehn Anteile à 100 Euro. Das sind insgesamt 90 Anteile. Nach einem Jahr hat das Depot bei einem Fondskurs von wieder 150 Euro einen Wert von Euro (investiert wurden Euro). Die Rendite beträgt 12,5 Prozent. Wer sämtliche Titel gleichzeitig gekauft hat ( Euro à 150 Euro/je Anteil entspricht 80 Anteilen), hat nach einem Jahr keine Rendite erzielt. Dank des Cost-Average-Effektes ist es sogar möglich, eine attraktive Rendite zu erzielen, wenn der Kurs einer Anlage am Tag des Verkaufs gleich hoch oder tiefer ist als zu Beginn der Investition. Unsere Untersuchungen im zweiten Teil verdeutlichen dies. Grafik 1: Deutscher Aktienindex (DAX) von April 2000 bis November 2012; Quelle: Börse Stuttgart VZ VermögensZentrum 2
4 Vorgehensweise und Analyse Wer Anfang 2000 einmalig in den DAX 30 investierte zum Beispiel über einen Indexfonds und jetzt per Ende 2012 verkaufen möchte, hat nichts verdient. Der bekannteste deutsche Aktienindex steht jetzt auf dem gleichen Niveau wie damals, allerdings unter großen Schwankungen. Da der DAX 30 ein Performance-Index ist, sind in diesem auch die anfallenden Dividendenzahlungen reflektiert. Wie ein Anleger mit regelmäßigen Sparraten im Vergleich zur Einmalanlage doch eine Rendite erzielen konnte, soll anhand des Cost-Average-Effektes dargestellt werden. Zur Vereinfachung unserer Untersuchung betrachten wir den Erwerb von Anteilen an einem fiktiven DAX-ETF. Jeder Punkt des Deutschen Aktienindexes entspricht dabei einem Euro. Der Betrachtungszeitraum hierbei sind 152 Monate von April 2000 bis November Die jeweiligen Transaktionskosten belaufen sich auf branchenübliche 0,3%, die Managementkosten liegen bei 0,2% p.a. Bei einer Einmalanlage von Euro (also 152 Monate mal 100 Euro) Einmalanlage von Euro in den DAX DAX Stand Wert Anteile Anzahl Anteile GuV absolut GuV in % Apr ,87 2,04-48,13-0,32 Mai ,12 2,04-673,88-4,43 Jun ,98 2, ,02-7,27 Jul ,63 2,04-508,37-3,34 Jan ,51 2, ,49-8,66 Jan ,35 2, ,65-31,18 Jan ,06 2, ,94-63,07 Jan ,88 2, ,12-45,45 Jan ,38 2, ,62-42,81 Jan ,93 2, ,07-23,72 Jan ,25 2, ,75-8,74 Jan ,94 2, ,06-7,90 Jan ,02 2, ,98-41,68 Jan ,06 2, ,94-24,61 Jan ,73 2,04-739,27-4,86 Jan ,91 2, ,09-13,18 Okt ,67 2,04-365,33-2,40 Nov ,73 2,04-79,27-0,52 Tabelle 1: Einmalanlage in den DAX; Quelle: eigene Berechnungen VZ VermögensZentrum VZ VermögensZentrum 3
5 hätte der Anleger im April 2000 somit etwas mehr als zwei Anteile erwerben können. Diese Anteile wären im November 2012 ungefähr das Gleiche wert gewesen, die erzielte Rendite läge also praktisch bei Null. Demgegenüber steht eine monatliche Anlage in dem DAX-ETF von 100 Euro. So konnten im April 2000 ungefähr 0,013 Anteile erworben werden, im Folgemonat 0,014. Aufgrund des gleichbleibenden Anlagebetrages und der sinkenden Aktiennotierungen konnte man in den folgenden Monaten somit immer mehr Anteile pro Monat beziehen, z. B. 0,036 Anteile im September 2002 und sogar 0,041 Anteile im März Addiert man die jeweiligen Anteile, konnte man bis November 2012 insgesamt knapp drei Anteile erwerben, also fast einen kompletten DAX-ETF zusätzlich. Diese Anteile wären somit im November 2012 knapp Euro wert gewesen, ein Unterschied gegenüber der Einmalanlage von über Euro und somit eine Rendite von 42,6% trotz oder gerader wegen fallender und steigender Aktiennotierungen. Da bei der monatlichen Cost-Average-Effekt beim Investieren in den DAX Erworbene Anteile Anteile insgesamt Wert Anteile Gesamtwert GuV absolut GuV in % Apr 00 0,013 0,013 99, ,68-0,32 0,00 Mai 00 0,014 0, , ,27-4,73-0,03 Jun 00 0,014 0, , ,15-10,85-0,07 Jul 00 0,014 0, , ,08 1,08 0,01 Jan 01 0,015 0, , ,54-20,46-0,13 Jan 02 0,020 0, , ,20-330,80-2,18 Jan 03 0,036 0, , , ,46-9,90 Jan 04 0,025 1, , ,99-300,01-1,97 Jan 05 0,023 1, , ,44-18,56-0,12 Jan 06 0,018 1, , , ,70 14,01 Jan 07 0,015 1, , , ,37 26,77 Jan 08 0,015 1, , , ,59 26,77 Jan 09 0,023 2, , , ,83-7,72 Jan 10 0,018 2, , , ,62 11,29 Jan 11 0,014 2, , , ,63 35,60 Jan 12 0,015 2, , , ,13 24,86 Okt 12 0,014 2, , , ,70 39,92 Nov 12 0,013 2, , , ,57 42,60 Tabelle 2: Cost-Average-Effekt beim Investieren in den DAX; Quelle: eigene Berechnungen VZ VermögensZentrum VZ VermögensZentrum 4
6 Anlage der kompletten Anlagebetrag nur langsam abschmilzt und der verbleibende Betrag sicher, z. B. auf einem Tagesgeldkonto, geparkt werden kann, ist der Unterschied eigentlich noch bedeutender. Unsere Untersuchungen haben ergeben, dass schon bei einer Verzinsung der übrigen Liquidität von 1% der Unterschied zur Einmalanlage sich nochmals um Euro vergrößert, der Rendite auf knapp 50% steigen würde. Darüberhinaus schwankt der Wert des Portfolios bei der monatlichen Einmalanlage wesentlich weniger. Dies stellt vor allem eine emotionale Entlastung des Anlegers dar. So wird der Tiefststand des Portfolios bei der Einmalanlage im März 2003 bei knapp unter Euro erreicht. Dies bedeutet nach knapp drei Jahren einen Verlust von über Euro oder zwei Dritteln des eingesetzten Betrages. Von da an dauert es ungefähr vier Jahre bei das Portfolio ins Plus dreht und im Dezember 2007 schliesslich bei Euro seinen Höchststand erreicht. Bei der monatlichen Anlage liegt der Tiefstwert bei Euro im März 2003 bzw. Februar Zu keiner Zeit des Betrachtungszeitraumes überstieg der maximale Verlust also 10% des eingesetzten Kapitals und das obwohl Anfang des Jahrtausends die Internetblase platzte und am Ende des Jahrzehntes die Weltwirtschaft am Abgrund stand. Ergebnis Unsere Untersuchung hat ergeben, dass die Altersvorsorge nicht davon lebt, sein ganzes Geld auf einmal anzulegen. Es ist besser, jedes Quartal oder jeden Monat einen bestimmten Betrag z. B. in einen DAX-ETF zu investieren. Stehen die Kurse hoch, werden weniger Anteile erworben, stehen sie niedrig, entsprechend mehr. Der durchschnittliche Einkaufspreis für die Fonds-Anteile sinkt dadurch erheblich. Aufgrund der günstigen Kosten sollte der Anleger einen passiv gemanagten Aktienfonds auswählen, also zum Beispiel den erwähnten DAX-ETF. Zusätzlich ist von Einzeltiteln abzuraten, um dem sogenannten Survivorship Bias nicht zu erliegen. Hätte man im April 2000 nämlich alle DAX-Werte einzeln gekauft, so hätte man heute z.b. immer noch die insolvente KarstadtQuelle AG (heute Arcandor AG) im Depot und die Performance der Einmalanlage wäre noch schlechter. Das Unternehmen war im April 2000 noch ein fester Bestandteil des Deutschen Aktienindex. Gerade in schwierigen Zeiten sollte man also den Mut fassen und in Aktien zu investieren. Und wer sich um seine Altersvorsorge kümmern möchte, der sollte regelmäßiges Sparen der Einmalanlage vorziehen und immer darauf achten, die Kosten im Blick zu behalten. VZ VermögensZentrum 5
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