Bewerbung und Auswahl

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1 Erfahrungsbericht Erasmus im Medizinstudium vom an der Istanbul Üniversitesi/Türkei von Anna-Maria Kunert (Rostock, den ) Bewerbung und Auswahl Die erste Frage, die man sich stellt, wenn man sich entscheidet ein ERASMUS-Jahr zu machen, ist die Frage, in welches Land man gerne gehen möchte. Ich hatte mich für Lissabon in Portugal entschieden und mich rechtzeitig mit Frau Schulze, unserer sehr netten und hilfsbereiten Erasmus-Koordinatorin (Sekretärin von Prof. Hauenstein, Radiologie) in Verbindung gesetzt und die Unterlagen eingereicht. Bei dem Auswahlgespräch (mehr ein Gruppenteffen, bei dem bekannt gegeben wurde, wer wohin darf) wurden dann aber zwei Studenten, die im Gegensatz zu mir Portugiesisch konnten, ausgewählt. Ich sollte nach Nantes in Frankreich. Ich habe nichts gegen Frankreich, aber ich wollte gerne an einen Ort, der etwas fremder ist. Mit einer Kommilitonin, die bereits in Istanbul für ihr Erasmus war, sprach ich viel und entschied mich erst gegen Ende der Wintersemesterferien, in die Türkei zu gehen. Ich weiß leider die Daten nicht mehr genau, aber ich musste mich nicht noch einmal neu in Rostock bewerben, sondern nur die Unterlagen nach Istanbul schicken. Es handelt sich bei unserer Partneruni um die Istanbul Üniversitesi, die zwei medizinische Fakultäten hat. Die englischsprachige (manchmal ) Cerrapahsa ( sprich: Dscherrapascha) und die türkischsprachige Istanbul üniversitesi tip fakültesi (von allen nur Capa (Tschappa) nach dem gleichnamigen Stadtviertel genannt). Ich bewarb mich an der Capa aus folgenden Gründen: Ich wollte gern Türkisch lernen, dort gibt es weniger Erasmus-Studenten, an dem Stundenplan kann man immer etwas drehen und die Ärzte sind alle sehr nett und hilfsbereit. Mein Kommilitone durfte durch irgendwelche Tricks auch an der Cerrapahsa studieren, obwohl der Rostocker Vertrag nur mit der Capa läuft. Sonstige Vorbereitung Ich habe mir im Vorfeld eine DKB-Kreditkarte besorgt, da man mit dieser im Ausland kostenlos Geld an allen Visa-Automaten abholen kann, was sich als sehr praktisch erwiesen hat. Man benötigt eine Auslandskrankenversicherung, weil die meisten Versicherungen nur einen Aufenthalt bis 6 Wochen abdecken. Die günstigste, die ich gefunden habe, ist für uns Medizinstudenten über das MLP. Dort in der Grubenstraße einfach mal melden und informieren lassen. An Impfungen musste ich noch Hepatitis A und Typhus machen, was im Gesundheitsamt Rostock recht billig geht. Einen Reisepass mitzubringen, ist sehr praktisch, denn man muss als Student ein Visum (was ich vergessen hatte, wonach aber niemand jemals gefragt hatte) mitbringen und im Land eine residence permit beantragen. Ich fand es sehr praktisch, den Termin über die Internetseite schon im Vorfeld gemacht zu haben, da er so schon im September war. Man konnte das Dokument 3 Wochen nach Beantragung abholen und bis dahin das Land nicht verlassen. Ohne residence permit kann man (theoretisch) nicht mehrmals ein- und ausreisen und hält sich ab mehr als 90 in 180 Tagen illegal im Land auf. Die residence permit kostet ca 200 TL. Die Meinungen zu der permit scheiden sich. Eine Freundin hatte sie nicht und bekam trotz 2-maliger Ein-und Ausreise keine Probleme und eine andere durfte den Flughafen bei erneuter Einreise nicht verlassen und wurde zurück geschickt. Mehr kann ich zu diesem Thema von Visum und residence permit nicht sagen, außer dass man gesetzlich beide haben sollte und die Striktheit der Vergaben zunimmt. Eine Sache sollte man vielleicht noch erwähnen. In der Türkei gibt es Einfuhrzölle, die beim Verkauf von Handys erhoben werden, wodurch

2 diese in der Türkei etwas teurer sind als bei uns. Um aber zu umgehen, dass sich alle Leute mit Telefonen aus dem Ausland versorgen, werden ausländische Telefone, die mit türkischen SIM-Karten länger als 2-3 Wochen benutzt werden, einfach für den Gebrauch in der Türkei gesperrt. Um trotzdem telefonieren zu können, muss man sein Telefon entweder registrieren lassen und dafür bezahlen, oder ein bereits registriertes (altes) Telefon kaufen. Auch eine Registrierung, die bei der Polizei vorgenommen wird, ist aber kein Garant für ein dauerhaft funktionierendes Telefon. Zwei Freunde von mir wollten gerne weiter ihre Smartphones benutzen, aber diese wurden trotz Registrierung irgendwann gesperrt und sie kauften sich neue. Sprache und Sprachkurs Zeitgleich mit der Bewerbung für den Erasmus-Platz, bewarb ich mich für einen EILC-Kurs, was man über das Rostocker AAA machen muss. Ich hatte auch sehr viel Glück und wurde in Ankara angenommen, was mir die Chance gab, die Hauptstadt der Türkei kennen zu lernen (ein Monat reicht ) und nach Kappadokien zu reisen. Da es in Rostock keine Türkischkurse gab und ich mich beim Selberlernen von Sprachen etwas schwer tue, war der Anfängerkurs für mich perfekt. Und ich kann das nur weiter empfehlen, da die Kosten für den Kurs übernommen werden und man zusätzlich eine Förderung von 200 für diesen Monat bekommt. Am 8. August reiste ich also nach Ankara und lernte 4 Tage in der Woche am Vormittag für 3 h in einer kleinen Klasse mit anderen Erasmusstudenten Türkisch. Am Nachmittag wurden Hausaufgaben gemacht oder wir machten was in der Gruppe. Am Freitag gab es immer einen organisierten Klassenausflug. Man konnte relativ günstig in dem Studentenwohnheim auf dem Campus schlafen, was sehr schönes Klassenfahrtsklima bedeutete. Nach Ende des Kurses reiste ich mit dem Bus nach Istanbul und konnte erst mal bei meinem Kommilitonen unterkommen, der einen 3-wöchigen Sprachkurs in Istanbul gemacht hatte (am Dil Merkezi der Istanbul Üniversitesi), der aber wohl nicht so intensiv gewesen war, wie der Tömer-Sprachkurs in Ankara. Trotzdem entschied ich mich dafür, bei diesem Dil Merkezi in Tophane den Fortgeschrittenenkurs zu machen (A2-B1, Oktober bis Januar). Er war einer der billigsten und außerdem für mich günstig gelegen, an 4 Abenden in der Woche für jeweils 3 Stunden. Leider war der Kurs nicht besonders lehrreich und ich fühlte mich nach bestandenem B1-Examen nicht wirklich auf einem guten Niveau. Danach machte ich keinen Kurs mehr, auch weil ich im 2. Semester mehr reiste und ein Intensivkurs sich dadurch nicht gelohnt hätte. In Zusammenfassung würde ich die Sprachschule nicht weiterempfehlen, auch wenn wir eine nette Gruppe von Erasmusstudenten waren, die über die Zeit zu guten Freunden wurden und auch nach dem Kurs regelmäßig noch etwas unternahmen. Im 2. Semester ist mein Türkisch vor allem durch das Sprechen mit Kommilitonen an der Capa flüssiger geworden, ich habe von da an immer nur die Wörter, die ich beim Erzählen mit ihnen brauchte, in mein Vokabelheft geschrieben und auf der langen Busfahrt zur Uni gelernt. Bei Abreise konnte ich relativ flüssig über Alltagsgeschehnisse und Pläne erzählen und auch einiges Verstehen. Leider merke ich schon jetzt, dass mein Türkisch wieder schlechter wird. Organisationssachen Uni und Kurswahl Nach Ankunft ging ich auch zeitnah in das Büro der türkischen Erasmus-Koordinatorin Serap Caliskan an der Capa. Sie ist Ansprechpartnerin für alle Fragen, aber man muss sehr hartnäckig sein, das meiste selber organisieren und kann sich nicht auf Terminabsprachen verlassen. Das ist leider sehr anstrengend und manchmal auch ärgerlich, aber sie spricht wenigstens Englisch. Das Erasmus Büro findet man am einfachsten, wenn man vom Haupteingangstor des Krankenhausgeländes (Straßenbahnhaltestelle Capa ) gleich am Zaun innen links geht, bis man auf einen Parkplatz kommt,

3 den man überquert. Anschließend geht man in das Gebäude schräg gegenüber, ein Stockwerg nach unten und dort ist dann das Studentensekretariat und in diesem sitzt auch Serap Caliskan. Die Kurse muss man sich selbst zusammen suchen, dafür bekommt man die Stundenpläne der Klasse. In der Türkei ist das Studiensystem etwas anders als bei uns. Es gibt Blockunterricht, wobei die Studenten in Großgruppen aufgeteilt sind, die nachmittags immer zusammen Vorlesung haben. Das jeweilige Fach, das gelesen wird, richtet sich nach dem aktuellen Block und ist an jedem Nachmittag in der Woche ein anderes. Am Vormittag finden manchmal Seminare und sonst Praxisunterricht statt, der dann in den Kleingruppen ist. Wenn man also aus dem Block Physikalische Medizin und Rehabilitation, Medizinische Ökologie, Hydroklimatologie, Hyperbarische Medizin, Hals-Nasen- Ohren-Heilkunde und Urologie nur HNO belegt, hat man einen 2-wöchigen Kurs am Vormittag, bei dem man in die Poliklinik und den OP geht, aber wahrscheinlich nur 2-3 mal Vorlesungen, was ich aber auf Grund meiner nicht so stark ausgeprägten Türkischkenntnisse nicht so schlimm fand. Man kann also als Erasmus-Student die verschiedenen Fächer frei untereinander kombinieren und sich seine Freiräume dorthin legen, wo man diese braucht (Weihnachten ). Für die Prüfungen im jeweiligen Fach gab es keine Regeln. Einige waren schriftlich, andere mündlich, sowohl auf Türkisch, wie Englisch oder Deutsch. Aber alle waren gut machbar. Ich habe folgende Fächer belegt, war aber noch nicht bei Frau Schulze für die Anerkennung, weil das endgültige transcript of records (das Serap Caliskan mir schon längst hätte schicken sollen ), leider immer noch aussteht: - Rehabilitation and physical traitment (2 Wochen Vormittagskurs am Beyazit-Campus), 2ECTS - HNO (2-wöchig), 3 ECTS - Frauenheilkunde (sehr entspannt, 9-wöchig), 9 ECTS - 2-wöchige Famulatur Frauenheilkunde, 1 ECTS - Rechtsmedizin (2-wöchig, mit sehr engagierter Professorin, die Einzelunterricht auf Englisch gegeben hat und Besuch von Autopsien), 3 ECTS - Urologie (2-wöchig), 2 ECTS - Augenheilkunde (1-wöchig, sehr spannender und netter OP!), 3 ECTS - 2-wöchige Famulatur Dermatologie, 4ECTS - Humangenetik (1-wöchig, Prüfung mit superengagierter deutschsprachiger Professorin, bei der ich viel gelernt habe), 1 ECTS - 1-wöchiges Praktikum bei der Hydroklimatologie und Bädertherapie (der Professor meldet einen für umsonst beim Hamam an, wenn man fragt), 1 ECTS Sollte man das learning agreement noch einmal ändern wollen muss man das relativ rechtzeitig machen. Ich war leider zu spät. Ansonsten muss man das learning agreement von dem Erasmus- Professor der Capa und dem allgemeinen Erasmusbüro am Beyazit-Campus unterschreiben lassen. Es ist wichtig, alle Unterlagen, und damit auch das learning agreement, digital dabei zu haben, denn meine Unterlagen waren hier nie angekommen oder einsortiert worden. Bei der großen Einführungsveranstaltung gibt es von der Universität ein paar Informationen, viele Kekse und noch mehr Tee. Wohnung Ich habe dann auch bald ein Zimmer gefunden (in Besiktas, 650 TL). Bei der Wohnungssuche hilft die Website craigslist, man kann aber auch in entsprechenden Facebookgruppen, oder bei der Couchsurfinggruppe fündig werden. Man hat die Auswahl. Es gibt Erasmus-Wohnungen mit 5 oder mehr Leuten, die meist relativ teuer sind. Es ist aber bestimmt schön, mit Leuten zusammen zu

4 leben, die in der gleichen Situation wie man selber sind. Eine andere Möglichkeit sind türkische Mitbewohner. Man muss aber wissen, dass diese sich oft einen Teil der eigenen Miete mitbezahlen lassen. Man kann sich aber natürlich auch mit Freunden eine eigene Wohnung suchen, aber das ist schwierig, da diese möbliert und kurzzeitig vermietbar sein muss. Ich habe mir viele Wohnungen angeguckt, was aber nicht so schlimm war, denn so habe ich die verschiedenen Stadtviertel und ihre Eigenheiten kennengelernt. Nach Capa wollte ich nicht gern ziehen, da das so weit vom Taksim entfernt ist und dort außer der Uni nicht viel ist. In der unmittelbaren Nähe vom Taksim war es mir zu teuer, die asiatische Seite zu weit weg. Letztendlich muss aber jeder selbst entscheiden, was ihm wichtig ist. Im 2. Semester bin ich auch noch einmal umgezogen und mit 2 Freunden in eine kleine Wohnung in Harbiye (Laufdistanz zum Taksim und damit für uns sehr praktisch gelegen) gezogen. Den Vermieter (Murat Güzel) solltet ihr allerdings meiden, da er eine gut laufende Masche hat, aus Erasmus-Studenten Geld heraus zu pressen. Bei RTL habe ich nach meiner Ankunft zu Hause sogar eine dramatische Dokumentation über ihn und unser Haus gesehen Ganz so als Opfer fühlte ich mich aber nicht, ich habe mich vor allem durch die Leute - sehr wohl dort gefühlt. Istanbul Istanbuls Geographie muss man sich in etwa so vorstellen, wie eine (riesige) Torte, die in 4 Stücke geteilt ist. Das Viertel im Norden enthält den Taksim Platz, der das eigentliche Kernstück der Stadt ist und von dem man durch die Proteste um den Gezi-Park auch in deutschen Nachrichten immer wieder gehört hat. Ich bin mit den Protesten immer wieder in Berührung gekommen, auch wenn ich nie zum Protestieren gegangen bin. Vor allem, als ein Junge, der seit einem Jahr im Koma lag, seit er bei den Protesten verletzt worden war, starb, dehnten sich die Proteste und die damit verbundenen Verfolgungsjagden der Polizei bis in unsere Straße aus, sodass Tränengas in unsere Wohnung kam. Die jungen Türken, die gegen die absolute Regierungsweise von Erdogan protestieren und damit in einer verlorenen Position dastehen, tuen mir Leid. Kurz vor meiner Abreise jährten sich die Gezi- Proteste und die brutale Gewalt, die die (teilweise in Zivil!) Polizei mit ihren Schlagstöcken und ihrer puren Übermacht ausstrahlten, hat mich abgestoßen. Vom Taksim-Platz führt eine lange Einkaufsstraße (die Istiklal), die sich nachts in eine Partymeile verwandelt, zum Galataturm, der von vielen Enden der Stadt aus gesehen werden kann. Im gleichen Tortenstück liegt auch das Viertel Besiktas (sprich: Beschiktasch). Es liegt etwas weiter nördlich, aber direkt am Bosporus. Besiktas ist nach Taksim eines der beliebtesten Ausgehviertel mit gemütlichen Kneipen. Nach Osten hin wird der europäische Teil der Stadt durch den Bosporus vom asiatischen (östliches Viertel der Torte) Teil getrennt. Man kann mit Fähren rüber fahren, von denen aus man mit etwas Glück auch Delfine sehen kann. Auf der asiatischen Seite war ich nicht so oft unterwegs, aber viele Studenten schwören auf die entspanntere und türkischere Atmosphäre. Das westliche Tortenviertel wird durch das goldene Horn (eine lange Bucht des Bosporus) vom nördlichen getrennt, aber an der Spitze durch die Galata-Brücke auch verbunden. Über diese Brücke, auf der zu jeder Tages- und Nachtzeit unglaublich viele Angler stehen, fuhr ich jeden Morgen mit der Straßenbahn auf dem Weg zu meiner Uni, solange ich in Besiktas wohnte - vorbei an den großen Sehenswürdigkeiten, wie der Blauen Moschee, der Hagia Sophia und dem großen Basar. Neben dem Großen Basar liegt auch gleich der Hauptcampus der Istanbul Üniversitesi mit dem allgemeinen ERASMUS-Büro in dem Krankenhausgebäude, das man erreicht, wenn man an den Mauern außen links entlang geht.

5 Im südlichen Viertel der Torte findet man schlussendlich das Meer! Im Osten findet man vor der Küste der asiatischen Seite die Prinzeninseln. Wenn man in Istanbul mit all seinem Gehupe, Gedränge und Gerufe lebt, dann sind die Inseln wie von einem anderen Stern! Nach nur 1,5 h Fährfahrt mit wunderbarem Blick über die Stadt für umgerechnet 1 findet man sich auf verträumten Eilanden wieder. Man schlendert durch dörfliche Gassen, verlässt dann die menschliche Zivilisation um aus dem Wald heraus irgendwo die Klippen runter zu klettern und dann von den Felsen zum Baden ins Wasser zu gehen. Zugegeben, dass da auch Algen und ein paar Quallen drin herum schwimmen (wobei wir die Ohrenquallen ja auch aus der Ostsee kennen und sie ungefährlich sind). Es gibt so viele Dinge, die man in Istanbul tun sollte oder könnte, ich nenne nur einige Bespiele, den Rest muss man selber herausfinden: - Die Museumkarte, die 15 TL kostet und mit der man alle staatlichen Museen ein Jahr lang umsonst besuchen kann. Unbedingt besorgen! Vor der Hagia Sophia im Museumskartenmobil - Das Istanbul Modern, das am Donnerstag umsonst besucht werden kann - Pera Museum, am Mittwoch und Freitag zu bestimmten Zeiten umsonst - Besiktas Markt mit Gemüse- und Klamottenabteilung und herrlich billigen Oliven jeden Samstag - Tarlabasi-Flohmarkt in der Nähe von Dolaptere, jeden Sonntag, wo man unglaublich billige Klamotten und sonst jeglichen Kram finden kann - Der beste Cig Köfte in der Nähe der Yeni Camii, einfach durchfragen, ist nicht einfach zu finden - Syrisches Restaurant neben der Fathi Camii - Bier, Tequila und Livemusik für 5,50 TL in der Semerkent Bar (alles etwas mit Wasser gestreckt ) - Ausstellungseröffnungen der Galerien in der Istiklal, wo man nicht nur Kunst sondern auch die Häppchen umsonst genießen kann - Diverse Filmfestivals, teilweise ohne Eintritt - Das Konak-Cafe, von dem aus man fast den gleichen Ausblick hat, wie vom Galataturm, bei dem man aber nicht anstehen muss, den Eintritt spart und außerdem einen Tee oder Kaffee trinken kann, während man die Aussicht genießt - Das Rumeli Hisari, kurz vor der 2. Bosphorus-Brücke, zu dem man am Wasser entlang hinwandern kann, was aber beschränkte Öffnungszeiten hat; in der Burgruine kann man herumklettern und das asiatische Ufer sehen - Das ehemalige Fischerdorf Ortaköy, wo es die größten (und orginalsten) Kumpirkartoffeln gibt - Der Yildiz-Park, wenn man ein bisschen mehr als das Grün braucht, was Istanbul sonst zu bieten hat - An der 2. Bosphorus-Brücke ist ein superspannendes Contemporary-Art Museum, das in der Woche als Firmenbüro genutzt wird und am Wochenende für Besucher die Türen öffnet. Es gibt spannende Mitmachkunst und abgefahrene Architektur zu sehen - Straßenstände: unbedingt Miesmuscheln, Kokorec (gegrillte Lammdärme in Brot), cig köfte, Fischbrot (balik ekmek, in Karaköy), Simit (Sesamring), Pilav (in Hühnerbrühe gekochter Reis), geschäumten Ayran probieren - Versuchen eine türkische Hochzeit zu besuchen oder wenigsten Halay in der Istiklal nachts zu tanzen

6 Reisen - Sich in der türkischen Kochkunst versuchen (so viele günstige und frische Zutaten wird man in Deutschland nicht finden) - Als Mann sich den Bart von einem türkischen Barber abnehmen lassen - Ein Hamam besuchen (z.b. ein orginales in Üsküdar, oder ein luxuriöses in Cemberlitas) - Sich vom großen Basar durch die Hintergassen bis zum Gewürzbasar treiben lassen und dort viele Schnäppchen entdecken - In der Yeni Camii (neue Moschee in Eminönü) eine Gebetszeit miterleben - In Kadiköy auf der asiatischen Seite am Kai langflanieren (entspannter als auf der europäischen Seite) In der Türkei kann man nicht nur hervorragend leben sondern auch sehr gut reisen. Busfahren ist relativ billig und Fliegen fast noch billiger und oft schneller. Ich habe mehrere kleine Reisen über das Jahr verteilt unternommen. Ich habe allerdings nie einen ESN-Trip mitgemacht, kann darüber also nichts sagen. In der Nähe von Istanbul liegt das Schwarze Meer, Bursa (sehr historisch und süß, Basare, Hamams, Moscheen) und Canakkale (Troja-Nähe, das nicht besonders interessant ist; viel über die jüngerer Geschichte der Türkei und ihre Armeeoffensiven gegen Ende des 1. WK). In Ankara hatte ich ja einen Monat Sprachkurs gemacht, dort kann man das Atatürk-Mausoleum anschauen, was einem hilft, die Liebe der Türken für ihren Gründer zu verstehen, es gibt eine Burg und einen historischen Stadtteil. Nördlich von Ankara liegt Safranbolu, ein Ort mit historischem Kern, der sogar ein Unesco- Weltkulturerbe ist. Wir waren dort im Dezember, als das Wetter sehr gräulich war und es sogar unseren ersten türkischen Schnee gab. Weiter östlich von Ankara liegt die Touristenregion Kappadokien, die wirklich einen Besuch von einigen Tagen wert ist. Wir hatten ein Hostel in Göreme und sind von da aus zu allen Sehenswürdigkeiten und zum Wandern (hervorragend, wie in einer anderen Welt) getrampt. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln kommt man dort nicht weit, man kann aber an organisierten Touren teilnehmen. Von Fethiye oder Antalya aus kann man zum Wandern auf dem lykkischen Pfad aufbrechen, was ich aus beiden Richtungen für jeweils wenige Tage getan habe. Die Natur am Mittelmeer auf dieser Strecke ist wunderschön und vor allem im Frühling (März) oder Herbst (Oktober) sehr zu empfehlen! Antalya an sich hat auch eine nette Altstadt mit vielen aufdringlichen Verkäufern. Einmal sind wir auch an der Südküste von Adana nach Antalya getrampt und konnten viele Burg- oder Stadtruinen anschauen. Meine tollste Erfahrung aber war die Reise in den Osten der Türkei. Auch wenn wir leider nicht so viel Zeit hatten. Wir waren in Urfa, Mardin, Hasankeyf und Diyabakir. Mardins Altstadt war toll, Diyabakirs Karavasereien entspannend, die Mauer beeindruckend, und durch die in Bälde überfluteten Höhlenformationen Hasankeyfs zu laufen war ein bisschen gruselig; aber die beste Erfahrung war für uns, das Leben mit den kurdischen Couchsurfern. Wir durften die kurdische Gastfreundschaft erfahren, wurden auf eine Hochzeit mitgenommen, die Leute wurden nicht müde unsere Fragen zu ihren Erfahrungen mit dem türkischen Staat zu beantworten, es gab leckeres Essen für alle zusammen aus einem Topf, wir schliefen in einem 500 Jahre alten Haus auf Teppichen, lauschten kurdischen Liedern und waren beim Cig Köfte-Machen dabei. Das war sicherlich eine Erfahrung, die man machen muss, um ein bisschen mehr von den Kurden zu verstehen und ich bin froh, dass sie am Ende von meinem Türkeiaufenthalt stand. Ich hätte auch gerne noch den Van-See gesehen und auch die Schwarzmeerküste besucht, aber vielleicht findet man dafür noch einmal Zeit. Andere Reisen, die

7 sich anbieten, ist nach Israel zu fliegen, oder die Strecke nach Deutschland über den Balkan zu planen. Freunde von mir waren auch im Iran und haben davon sehr geschwärmt. Schluss Ich wünsche euch viel Spaß und ähnlich gute Erfahrungen in eurem Erasmus, egal ob ihr euch im Endeffekt für die Türkei oder ein anderes Land entscheidet. Ich weiß, dass mein Bericht sehr ausführlich ist, aber ich hätte mir von meinen Vorgängern etwas mehr Informationen gewünscht, deshalb also so viele Seiten. Wenn ihr doch noch Fragen haben solltet, bin ich jeder Zeit gerne bereit diese zu beantworten