Finanzwissenschaft Einführung
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- Erica Kolbe
- vor 8 Jahren
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Transkript
1 Finanzwissenschaft Einführung Reiner Eichenberger
2 Was ist Finanzwissenschaft? ökonomische Analyse des Staates - positiv, normativ was ist der Staat? - heute fast alles! - Einnahmen, Ausgaben, Regulierung was ist ökonomische Analyse? Reiner Eichenberger 2
3 Ziele der Veranstaltung gesellschaftliche Probleme selbständig ökonomisch analysieren Einstellung zur Ökonomik - Ökonomen wollen gesellschaftliche Probleme lösen - Abbau von Berührungsängsten und Vorurteilen inhaltliches Wissen - ökonomische Wirkungsmechanismen verstehen: Anreize - Analysetechniken: Angebot und Nachfrage, Wettbewerb, Gleichgewicht - ökonomische Reformvorschläge: Argumente und Gegenargumente argumentieren Reiner Eichenberger 3
4 Vorgehen Diskurs, aktive Beteiligung der Studierenden Feedback Eichenberger: Gewicht auf ökonomische Perspektive Studierende: möglichst offen, Einwände bringen, auch Nicht-Ökonomisches, Grenzen kennen lernen, unbedingt Fehler machen Reiner Eichenberger 4
5 Das ökonomische Grundmodell: Angebot und Nachfrage Reiner Eichenberger
6 A. Beispiele Weshalb fahren heute viele Städter SUVs? Weshalb waren die Europäer nicht Kannibalen? Weshalb sind Professoren selten Einbrecher? Weshalb wurden die Kriege im 18. und 19. Jh. immer blutiger? Was bringt Todesstrafe, und weshalb hat das three strikes law versagt? Was hat die Pest mit Brautgeschenken und Feminismus zu tun? Wem nützt und wem schadet Polygamie? Steigt oder fällt die Börse in den nächsten Tagen / im nächsten Jahr? Weshalb gibt es in Benidorm und Spreitenbach so viele Hochhäuser? Reiner Eichenberger 6
7 B. Grundmodell: Die wichtigsten Aspekte Menschen handeln methodologischer Individualismus traditionell : - Menschen maximieren eigenen Nutzen unter Nebenbedingungen - Menschen handeln rational, sind vollständig informiert... modern : - Menschen wägen Vor- und Nachteile ihres Handelns systematisch ab - Menschen sind keine allwissenden Engel traditionell und modern relativer Preiseffekt Handlungserklärung durch Preis-, nicht Präferenzenänderung Reiner Eichenberger 7
8 ... wichtigste Aspekte Menschen handeln in gesellschaftlichem Umfeld relative Preise: Vielzahl gesellschaftlicher und persönlicher Bedingungen Menschen interagieren Nachfrage und Angebot in Märkten tendieren Angebot und Nachfrage zum Gleichgewicht Kurz: Institutionen Anreize Verhalten Reiner Eichenberger 8
9 ... wichtigste Aspekte Verhaltensmodell gilt für (fast) alle: - auch für Süchtige, Spieler, Altruisten, Kriminelle... keine Fokussierung aufs Monetäre keine isolierten Individuen analytisches Vorgehen: vergleichend Schlüsselkonzepte: Anreize, relative Preise, Opportunitätskosten, Eigentumsrechte, Transaktionskosten, Grenzkosten und Grenznutzen, Erwartungen, Angebot-Nachfrage, Wettbewerb, Gleichgewicht, Rationalität Reiner Eichenberger 9
10 Ökonomie ganz kurz methodologischer Individualismus individuelles Verhalten - Menschen sind vernünftig: Abwägen von Vor- und Nachteilen, Erwartungen - relativer Preiseffekt, Grenzkosten und Grenznutzen - Preise: alle Vor- und Nachteilwirkungen - Geld, Zeit, unzähliges anderes, Opportunitätskosten entscheidend: Restriktionen, nicht Präferenzen Institutionen Anreize Verhalten - Institutionen: Verfassung, Gesetze, Eigentumsrechte, Organisationen, Normen aggregierte Phänomene - Angebot Nachfrage - Markt, Wettbewerb, Effizienz, Gleichgewicht - Marktversagen - aber auch: Staatsversagen Analyse - vergleichend - Symmetrie Reiner Eichenberger 10
11 C. Individuelles Entscheidungsverhalten individuell optimale Menge? - Nutzen = Kosten? Nein! - wenn zusätzlicher Nutzen grösser als zusätzliche Kosten: Konsumausdehnung - wenn zusätzlicher Nutzen kleiner als zusätzliche Kosten: Konsumreduktion Optimum: zusätzlicher Nutzen = zusätzliche Kosten Grenznutzen = Grenzkosten Reiner Eichenberger 11
12 ... individuelles Entscheidungsverhalten individuell optimale Menge Grenznutzen Grenzkosten Grenzkosten: D B C typischerweise steigend oder konstant Grenznutzen: A typischerweise fallend optimale Menge Menge x Mengenwirkung bei Grenznutzen/-kostenveränderungen Reiner Eichenberger 12
13 D. Entscheidung in Märkten: Statische Perspektive Grundfrage: welche Mengen werden zu welchen Preisen gehandelt? Nachfrage: Zahlungsbereitschaft entsprechend Grenznutzen Angebot: entsprechend Grenzkosten Preis p D Angebot entspricht Grenzkosten p B C A Nachfrage entspricht Grenznutzen x Menge x Reiner Eichenberger 13
14 ... Entscheidung in Märkten Nachfragekurve - ist die maximale Zahlungsbereitschaft der Nachfrager für jede zusätzliche Einheit - spiegelt Nutzen, genauer Grenznutzen (Nutzen pro zusätzlicher Einheit) der Nachfrager; dieser nimmt normalerweise mit x ab Preis p N 2 bei hohem Einkommen N 1 bei tiefem Einkommen Reiner Eichenberger Menge x 14
15 ... Entscheidung in Märkten Angebotskurve - zeigt die minimale Kompensationsforderung der Nachfrager für jede zusätzliche Einheit - spiegelt Kosten, genauer Grenzkosten (Kosten pro zusätzlicher Einheit) der Anbieter; nimmt normalerweise mit x zu Preis p A 1 bei bisheriger Technologie A 2 bei besserer Technologie Reiner Eichenberger Menge x 15
16 ... Entscheidung in Märkten Weshalb lieben Ökonomen Märkte? - Angebot = Nachfrage? Nein! - Gleichgewicht? Nein! - Grenzkosten = Grenznutzen Maximierung der gesellsch. Wohlfahrt Konsumentenrente = Nutzen - Ausgaben = BCD Preis p D Angebot entspricht Grenzkosten Produzentenrente = Einnahmen - Kosten = ACB p A B C Nachfrage entspricht Grenznutzen x Menge x 16 Reiner Eichenberger
17 ... Entscheidung in Märkten Gleichgewichtsmechanismus? Wettbewerb! - bei p hoch Überangebot H-I Preise sinken - bei p tief Übernachfrage C-D Preise steigen - Gleichgewicht: Angebot = Nachfrage Preis p K p G hoch H I p E F p tief A B D C x Angebot entspricht Grenzkosten Nachfrage entspricht Grenznutzen Menge x Reiner Eichenberger 17
18 ... Entscheidung in Märkten Marktwirtschaft vs. Planwirtschaft - Plan: Informationsüberforderung Monopol vs. Markt - Monopol: höhere Preise, tiefere Mengen Preis p D Monopolpreis E Marktpreis B A F C Grenzerlös Grenzkosten Nachfrage entspricht Grenznutzen Monopolmenge Marktmenge Menge x Reiner Eichenberger 18
19 E. Konkrete Anwendungen: Markteingriffe Höchstmieten Landwirtschaftssubventionen - Direktzahlungen für bewirtschaftete Fläche - staatlich festgelegter Milchpreis Taxipreise Kinderkrippen Reiner Eichenberger 19
20 F. Entscheidung in Märkten: Dynamische Sicht Wettbewerb führt zu Innovation - Produkte - Produktionsprozesse Bedeutung gesicherter Eigentumsrechte Reiner Eichenberger 20
21 G. Marktversagen Maximieren Märkte die Wohlfahrt immer? NEIN! - Externalitäten (= Kosten zulasten Dritter nicht berücksichtigt) - öffentliche Güter (= Nicht-Ausschliessbarkeit von Nutzern) Entscheidende Rolle des Bestehens und Durchsetzbarkeit von Eigentumsrechten - Monopole - natürliche Monopole (= sinkende Durchschnittskosten) - Marktzutrittsschranken - Marktaustrittsschranken (z.b. wegen spezifischen Investitionen) - asymmetrische Information (zw. Anbietern und Nachfragern) -... und Verteilungsgerechtigkeit? Reiner Eichenberger 21
22 H. Anwendungen Verteilungsgerechtigkeit Verteidigung Nachtkrieg, Schweizer auf Kriegspfad gute Politik für die Schweiz öffentlicher Verkehr: Busse vs. Eisenbahn Arbeitslosenversicherung Kapitalisierung der Altersrente Lebensversicherung und Gentest Finanzkrise 2008 Reiner Eichenberger 22
23 I.... Aber dann funktionieren Märkte nie! doch doch!! Vergleichende Analyse Marktversagen vs. Staatsversagen Selbstheilung durch Markt Reiner Eichenberger 23
24 J. Konkrete Anwendungen ungepflegte, unsichere Einkaufsstrassen - Ursache? - Lösungen? - Probleme der Lösungsansätze? - Lösungen für die Probleme der Lösungsansätze? Reiner Eichenberger 24
25 Aktuelle gesellschaftliche Probleme Wohneigentumsbesteuerung - Soll Wohneigentum gefördert werden? Weshalb? - Wer profitiert von Wohnbauförderung? Landwirtschaftssubventionen: Was bewirkt ihr Aus-/Abbau? - Was kosten sie? - Wer profitiert? - Was sind die Folgen? Service Public: Brauchen wir in jedem Dorf eine Poststelle? - Was ist die ökonomische Lösung? Reiner Eichenberger 25
26 Aktuelle gesellschaftliche Probleme Drogen - Was erwarten Ökonomen von einer Liberalisierung? - Was genau müsste liberalisiert werden? Organknappheit - Wie kann die Knappheit überwunden werden? - Was sind die Vor-/Nachteile eines freieren Organhandels? Kinderarbeit - Was kann gegen Kinderarbeit gemacht werden? Reiner Eichenberger 26
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