4.4 AnonymeMärkteunddasGleichgewichtder"vollständigen Konkurrenz"
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- Cathrin Bauer
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1 4.4 AnonymeMärkteunddasGleichgewichtder"vollständigen Konkurrenz" Wir haben bisher nachvollziehen können, wie zwei Personen für sich den Anreiz zum TauschentdeckenundwiemitwachsenderBevölkerungdieMengederAllokationensinkt, dieendergebnissederbisdahinmodelliertentauschprozesseseinkönnen.diesgeschah dadurch,daßsichdiepersonen,diesichbei"extremen"allokationenschlechtstehen,in Koalitionenzusammenfindenkönnen,umdiestarkenSpielergegeneinanderausspielenzu können. GenauandiesemPunktwollenwirnuneinhaken.SolangedieBevölkerung,diewirhier modellieren, recht klein ist, so daß jeder jeden kennt, ist es offenbar eine realistische Erwartung, daß sich solche Gruppen auch zusammenfinden. Je größer jedoch die Bevölkerungwird,destowenigerwerdensichdieEinzelneneinanderkennen.Wennman sichjedochnichtkennt,wirdessehraufwendig,dierichtigenpartnerzufinden.jaselbst, wennesgarnichtumdiebildungeinerkoalitiongeht,ummachtpositionenzubeseitigen, sondernnurumeinengeeignetentauschpartner,sowirddiesrechtschwierig,wennman nichtweiß,werdergeeignetetauschpartnerist.zueinemtauschzwischenzweipartnern gehört mindestens die gegenseitige Übereinstimmung der Tauschinteressen. Wenn eine Personz.B.ÄpfelgegenKartoffelntauschenwill,nütztesihrwenig,aufjemandzutreffen, der Kartoffeln nur gegen Erdbeeren tauschen will. Die gegenseitigen Tauschinteressen stimmennichtüberein.dieszeigtraschdiegrenzen dieser Tauschwirtschaft auf. Der Tauschprozeß wird mit immer größer werdender Bevölkerung immer zeitaufwendiger, m.a.w.: er ist mit immer größeren Kosten verbunden. Solche Art von Kosten sind ein Beispiel für das, was Wirtschaftswissenschaftler "Transaktionskosten" nennen. Diese TransaktionskostensteigenmiteinerwachsenderBevölkerung. DaheristdasErgebnisaus4.3,nachdemnurnocheinemöglicheAllokationEndergebnis vontauschprozessenseinkann,wenndiebevölkerungüberallegrenzenwächst,zunächst vonbeschränkteminteresse.wirwerdengleichsehen,daßeseineanderebegründungfür dasinteresseandieserallokationgibt. Wie wird eine wachsende Bevölkerung nun mit dem Problem steigender Transaktionskosten beim reinen Tauschhandel umgehen? Alle Gesellschaften sind irgendwannaufdieideegekommen,einallgemeinanerkanntestauschmittelzunutzen. Wir sehen hier den wirtschaftlichen Anreiz hierzu: Ein Tauschmittel senkt die Transaktionskostendrastisch.InunseremBeispiel,woeinePersonliebermehrKartoffeln
2 2 undwenigeräpfelhabenwill,wirddiepersonnichtmehrnachjemandemsuchenmüssen, dergeradedieumgekehrteinteressenlagehat.vielmehrbrauchtsienurnocheinenpartner zufinden,deräpfelhabenwill.sie"verkauft"ihmdannäpfelgegendastauschmittel (Geld).Undsiemußjemandenfinden,derKartoffelnabgebenwill.Vondiesem"kauft"sie dannkartoffelngegendastauschmittel,dassievondemerstenhandelspartnererhalten hat. Bei der Existenz von Tauschmitteln braucht es noch nicht einmal eine Person zu geben,diedirektäpfelgegenkartoffelntauschenwill. Gehenwirnundavonaus,daßunsereGesellschaftdieInstitution"Tauschmittel"erfunden hat.dadurch,daßgüternungegendastauschmittelseinenbesitzerwechseln,erhältjedes GutseinenPreis:dieMengeanTauschmitteln,diefüreineEinheiteinesGutesbezahlt werden.damitsinddiegüterimtauschprozeßingewisserweisevoneinandergetrennt. JedeseinzelneGutläßtsichgegendasTauschmittelhandeln.FürdenTeildesallgemeinen Tauschprozesses,dersichaufeinGutbezieht,müssenfürdieDurchführungdie"Anbieter" unddie"käufer"("nachfrager")desbetreffendengutesaufeinandertreffen.derort,an demdiesesgeschieht,definierteineweitereinstitution:den"markt"fürdasgut.dieskann mansichganzkonkrektalsmarktaufeinem"marktplatz"vorstellen.manmußsichdiese InstitutionjedochnichtörtlichaneinemPunktkonzentriert(Marktplatz)vorstellen.Das ZusammenspielderNachfragerundderAnbieterwirdwesentlichdenPreisbestimmen,der sichfürdasgutherausbildet.diesisteinezentralefunktiondesmarktes.darauf,wiesich derpreisbildet,werdenwirandieserstellenochnichteingehen.wirwerdenjedochin späteren Kapiteln ausführlich darauf zurückkommen. Bevor wir darauf zurückkommen, werdenwirinderbegründungsliniefürdieinstitutiontauschmittel-oderabjetzt"geld"bleiben.siewardurcheinegroßwerdendebevölkerungbegründet.wirwerdenunsdaher vorstellen, daß es in jedem Markt auf beiden Seiten (der Angebotsseite und der Nachfrageseite)vielePersonengibt.Dasheißtauch,daßwirunsdenAblaufdesMarktes anonymvorstelleneskommtnichtdaraufan,wermitwemtauscht.eswirdimmereine EinheiteinesGutesgegenseinenPreisanGeldgetauscht,sozusagenohneAnsehender Person.DerMarktistanonym. Wir werden nun den Bogen zurückschlagen zu der Allokation, die wir in 4.3 als die Allokation charakterisiert haben, die auch bei einer noch so großen Bevölkerung nicht blockiertwerdenkann.wirwerdensehen,daßwirsiealsergebniseinestauschprozesses ansehen können, der über Geld abgewickelt wird. Dazu schauen wir uns die letzte Edgeworth-Boxnocheinmalan:
3 3 x B 1 x A 2 x A x B 2 ω A Betrachten wir die Verbindungslinie zwischen der durch x A gekennzeichneten und der durchω A gekennzeichnetenallokation.wirwählenjetztzweipreisep 1 undp 2 mitder Eigenschaft,daßp 1 /p 2 dersteigungdieserverbindungsgerade(genauerdembetragder Steigung)entspricht. Vondem,waswirinKapitel2gelernthaben,könnenwirdaherdieVerbindungsgeradeals BudgetgeradedesAauffassen,alsoalsdenOrtderGüterbündel,die p 1 x 1 +p 2 x 2 =p 1 ω 1 +p 2 ω 2 erfüllen.wiemansieht,istdannx A geradedasgüterbündel,dasdennutzenmaximiert.a wird also gerade ( ω 1 x 1 ) Pfund Äpfel verkaufen wollen und ( x 2 ω2 )Pfund Erdbeerenkaufenwollen. Völliganalogmachtmansichnunklar,daßdieVerbindungsgeradeaberbeidiesenPreisen auchdiebudgetgeradefürpersonbistunddaßbdannbeix B =ω A +ω B -x A.Bwillalso B B beidiesenpreisen(ω 2 x 2 )PfundErdbeerenverkaufenund( x B B )PfundÄpfel kaufen. Wie sieht das Angebot auf dem Äpfelmarkt jetzt aus? Jeder, der sagen wir n PersonenvomTypA,will(ω 1 x 1 )PfundÄpfelanbieten,zusammenalso A A n(ω 1 x 1 ) B 1 1 WiesiehtdieNachfrageaus?JedernPersonenvomTypBwill( x B ω kaufen,zusammenalso n( x B ω B ) 1 1 )PfundÄpfel
4 4 Die Preise, die wir oben rein graphisch festgelegt haben, haben eine ganz zentrale Eigenschaft:BeiihnenentsprichtdieNachfragegeradedemAngebot: n(ω 1 x 1 )=n( x B B )oder (ω 1 x 1 )=( x B B )oder x A B A B x = ω + ω. DadieletzteGleichunggeltenmuß,weil(x A,x B )einemöglicheallokationist,folgtdie GleichheitvonAngebotundNachfrage(ersteGleichung). Völliganalogkannmannachprüfen,daßdasselbefürdenMarktfürErdbeerengilt. Was haben wir damit erreicht? Wir haben nachgewiesen, daß die Allokation, die als Endergebnisin4.3begründetwurde,auchanderserreichtwerdenkann.WenndiePreise entsprechend der obigen Konstruktion gewählt werden und wir das Nachfrageverhalten unterstellen,daswirindenvorangegangenenkapitelnmodellierthaben,dannhabendiese PreiseerstensdieEigenschaft,daß"dieMärktegeräumtwerden"(Angebot=Nachfrage), undzweitensdieeigenschaft,daßdiesichdadurchergebendeallokationgeradediejenige ist, die sich bei einem Tauschprozeß mit beliebiger Koalitionsbildung (unter VernachlässigungderentsprechendenTransaktionskosten)auchherausgebildethätte. Die in 4.3 charakterisierte Allokation kann also auch in einer auf Geld beruhenden Marktwirtschafterreichtwerden.DieInstitutionenGeld,PreiseundMärkteersetzendie vielfältigenkoalitionsversuche,dieineinerweltohneallgemeinanerkanntestauschmittel nötigwären,umaufverhandlungsgeschickberuhendemachtpositionenabzubauen. Preise,diedieMärkteräumen,heißenauchGleichgewichtspreise.UnddieAllokation,die sich bei diesen Preisen über das Nachfrage- und Angebotsverhalten einspielen, heißen Gleichgewichtsallokation.DasDefizit,mitdemdieseModellierungbisherbehaftetist,ist natürlichdasfehleneinervorstellung,warumsichdiesepreiseeinstellensollten.inder Modellierungtauchtniemandauf,derdiesePreisesetzt.GeradedasUmgekehrteistder Fall:AllePersonenrichtenihrNachfrage-undAngebotsverhaltenanvorgegebenenPreisen aus. Sie nehmen die Preise als gegeben an. Deshalb nennt man dieses Verhalten auch Preisnehmerverhalten.WennindenMärktenaufbeidenSeitenvieleAkteurevorzufinden sind,istdiesauchsinnvoll,weildannkeinakteur einen wesentlichen Einfluß auf die Preisehabenkann.EinePreiserhöhungeinesAkteurswürdedazuführen,daßdiebeiihm bisher realisierte Nachfrage zu den anderen Anbietern abwandern würde. Eine
5 5 PreissenkungwürdenichtmehrNachfragebringen,weildieanderenAnbieterihrePreise ebenfallssenkenwürden.derkonkurrenzdruckistalsosehrgroßunddeshalbhabendie einzelnen Akteure einen verschwindenden Einfluß auf die Preise. Diese Situation beschreibt das, was Wirtschaftswissenschaftler "vollständige Konkurrenz" oder "vollständigenwettbewerb"nennen.wirwerdenspätersehen,wiesichdiesituationder vollständigen Konkurrenz als Grenzfall analysieren läßt. Dann wird auch klar werden, "woherdiepreisekommen".
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