Erfahrungsbericht

Transkript

1 Erfahrungsbericht Durham University 2010/2011 Viola Paschke Mathematik (B.Sc.) 3./4. Semester Großbritannien, Durham

2 Ich habe im 3. und 4. Semester im Rahmen des Erasmus-Programms Mathematik an der Durham University in England studiert. Dieser Erfahrungsbericht ergänzt meinen Zwischenbericht, in dem ich bereits über meine Eindrücke und Erfahrungen bis zum Ende des 1.Terms geschrieben habe und den du zuerst lesen solltest, um einen Eindruck über ein Auslandsjahr in Durham zu bekommen. Ich beziehe mich in dem folgenden Bericht vor allem auf die 2.Hälfte meines Auslandsaufenthaltes. Studium: Das Studiensystem in Durham ist anders als das in Berlin. Ein akademisches Jahr besteht nicht aus zwei Semestern, sondern aus drei Terms, zwischen denen man jeweils einen Monat frei hat. Die Kurse verlaufen über das gesamte akademische Jahr und zählen jeweils 20 Durham credits, was umgerechnet 10 ECTS-Punkte sind. Manche Kurse setzen sich aber aus zwei kleineren zusammen, die vom Inhalt her nichts miteinander zu tun haben und von denen man den einen im ersten und den anderen Kurs im zweiten Term absolviert. Als Erasmusstudentin war es für mich auch möglich, nur einen von den beiden kleineren Kursen zu hören, sodass die Kombination der von mir belegten Kurse für die normalen Studierenden in England nicht möglich gewesen wäre. Ich habe die Kurse Analysis in many variables, Complex Analysis, Numerical Analysis, Elementary Number Theory & Cryptography, Codes, Geometric Topology und Actuarial Mathematics belegt. Jeder Kurs wird mit einer Prüfung am Ende des Jahres im 3.Term abgeschlossen. In allen Kursen bis auf Numerical Analysis ist das Ergebnis der einzelnen Prüfungen dann auch die Note, die man für den Kurs bekommt. Das 3.Term unterscheidet sich also sehr von den ersten beiden. Am Anfang werden meist noch ein paar Inhalte wiederholt und dann hat man frei, um sich auf die Prüfungen vorzubereiten. Diese werden von Mitte Mai bis Anfang Juni geschrieben. Mündliche Prüfungen gibt es nicht. Im 3.Term herrscht deswegen dann schon ein kleiner Ausnahmezustand, weil alle Studierenden lernen. Ich musste sieben Klausuren in drei Wochen schreiben. Das 3.Term war deshalb sehr anstrengend. Die Ergebnisse der Prüfungen werden nicht wie die der englischen Studierenden online gestellt, sondern du kannst sie bei Sharry Borgan, dem Koordinator des Mathe-Departments, erfragen. Er ist sehr hilfsbereit und regelt die meisten Sachen, wenn es um das Mathematik-Studium geht. Generell kannst du dich bei Angelegenheiten und Fragen zum Studium an ihn sowie an den Erasmus-Koordinator Prof. Dr. Klingenberg wenden. Freizeit: Meine Freizeit habe ich öfter mit Erasmus- als mit englischen Studierenden verbracht. Das lag auch daran, dass ich mit zwei anderen Erasmusleuten zusammen gewohnt habe. Außerdem hatte man durch die Infoveranstaltungen am Beginn des Jahres gleich viel Kontakt mit anderen internationalen StudentInnen.

3 Da man aber automatisch einem College in Durham zugeordnet wird, welches als Freizeit-, Ess- und Schlafort der Studierenden fungiert, kann man dort dann auch gut englische Studierende kennen lernen. Ich habe vor allem durch den Sport ein paar englische Freunde gewonnen. Neben den im Zwischenbericht genannten Freizeitaktivitäten, war ich im 2./3. Term ein paar Mal mit der Hillwalking-Society unterwegs. Diese bietet für 10 Pfund jeden Samstag eine Bergwanderung in verschiedene Gebiete Englands an. Das ist eine sehr gute Möglichkeit, aus Durham rauszukommen, die Nationalparks Englands zu erwandern und dabei die wunderschöne Landschaft zu genießen. Wie oben angedeutet ist man im 3.Term sehr mit den Prüfungen beschäftigt und hat auf jeden Fall weniger Freizeit als in den ersten beiden Terms. Dafür ist dann aber auch Anfang Juni der Lern- und Prüfungsstress vorbei. Da die Mietverträge sowieso bis mindestens Ende Juni laufen und die englischen Studierenden auch alle da bleiben müssen, ist dies nochmal eine schöne freie gemeinsame Zeit. Sprache: Da es viele deutsche ErasmusstudentInnen gab, habe ich zum Ende hin immer mehr deutsch geredet. Da war es gut, dass ich zumindest nicht noch mit Deutschen zusammen gewohnt habe. Im Allgemeinen hat sich mein Englisch durch den Auslandsaufenthalt verbessert. Es ist jedoch nicht ganz so gut geworden wie erhofft. Reisen: Ich empfehle sehr, auch ein paar Reisen während des Auslandsaufenthaltes in England zu machen. Ich habe dafür die fünfwöchigen Ferien im März/April genutzt und bin drei Wochen lang durch Südwestengland gereist. Ich war zuerst in London und dann vor allem in Cornwall und Devon in Südwestengland. Die Landschaft, insbesondere die Küsten sowie die Nationalparks Dartmoor und Exmoor, sind sehr beeindruckend und schön. Außerdem bietet sich die Zeit nach den Prüfungen für weitere Reisen an. Ich war für zehn Tage in Schottland. Bis Edinburgh, der sehenswerten Hauptstadt Schottlands, benötigt man mit dem Zug nur zwei Stunden. Von dort bin ich weiter in die schottischen Highlands und auf die Isle of Skye gereist. Die Natur in Schottland hat mich ebenfalls sehr begeistert. Die Reisen gehören zu den schönsten Erlebnissen, die ich in den neun Monaten hatte. Zum einen habe ich nicht gedacht, dass ich die Landschaft Großbritanniens so beeindruckend finde. Zum anderen bin ich alleine gereist, was für mich auch nochmal eine neue Erfahrung war. Wie schon im Zwischenbericht erwähnt, ist es für Reisen gut, sich eine Railcard zu kaufen. Es lohnt sich auch, Tickets schon einige Zeit vor der Reise in advance zu buchen. Dies ist wesentlich billiger und man kommt so zum Beispiel für 10 Pfund nach London oder Edinburgh.

4 Für die Buchung der Tickets habe ich dank Debit-Card diese Seite benutzt: Alternativ kann man dafür auch direkt zum Bahnhof in Durham gehen. Wetter: England ist ja eigentlich für sein regnerisches Wetter bekannt. Ich hatte aber nicht den Eindruck, dass es im Allgemeinen mehr regnet als in Berlin. Das britische Wetter ist nur abwechslungsreicher und so kommt es häufiger vor, dass an einem Tag Regen auf Sonnenschein und umgekehrt folgt. Dafür regnet es aber meist nicht mehrere Tage am Stück. Schneien tut es generell eher selten. Diesmal tat es dies aber schon ab Ende November und dauerte auch mehrere Wochen an. Aufgrund der ungewohnten Situation herrschte da schon ein kleines Chaos in Durham. Im Süden Englands hatte ich bei meiner Reise in drei Wochen nur drei Regentage und ansonsten warmes Sonnenwetter. In Schottland im Juni war das Wetter durchwachsen. Administratives und Organisatorisches vor der Heimreise: Vor meiner Abreise aus Durham musste ich mich dort nicht offiziell abmelden. Trotzdem musste ich mich noch um ein paar Sachen kümmern. Meinen englischen Bankaccount habe ich bestehen lassen, nur meine deutsche Adresse habe ich angegeben. Das Fahrrad, das ich mir in Durham gebraucht gekauft habe, wollte ich wieder verkaufen. Dafür habe ich das Internetportal von duo (Durham University Online) genutzt, bei dem jede/r StudentIn einen Account hat und über das man auch Dinge kaufen und verkaufen kann. Außerdem musste natürlich mein Zimmer noch leergeräumt werden und da meine ganzen Sachen nicht in einen Koffer passten, habe ich zwei Pakete nach Hause geschickt. Ich habe dafür den Service von parcel2go ( genutzt. Dies war der günstigste Anbieter, den ich gefunden habe. Die Schlüsselabgabe an meinen Vermieter war unkompliziert und ich habe meine Kaution für das Zimmer zurückbekommen. Anerkennung: Die offizielle Übersendung meiner Noten durch das Transcript of Records lässt bis jetzt auf sich warten und wird voraussichtlich erst Mitte August zugeschickt. So wie es aussieht, können alle Kurse aus Durham in Berlin anerkannt werden, auch wenn deren Inhalte nicht in allen Details übereinstimmen. Ich habe in Durham letztendlich Kurse belegt, die ich vorher in Berlin nicht so gewählt habe und dementsprechend auch nicht meinem Learning Agreement entsprechen. Statt einen Physikkurs, den ich mir hier als Nebenfach anrechnen lassen wollte, habe ich zum Beispiel weitere Mathekurse gehört, da der Physikkurs zu viel Zeit in Anspruch genommen hätte. So habe ich jetzt vielleicht ein paar Mathekurse zu viel belegt, aber die kann ich mir eventuell auch für den Master anrechnen lassen.

5 Wenn du nur für ein Semester weggehen solltest, ist es, denke ich, schwieriger mit der Anerkennung der Kurse, da alle Prüfungen erst im 3.Term geschrieben werden und du so keinen Leistungsnachweis hast. Rückblick: Neun Monate an der Durham University sind wie im Flug vergangen. Die Zeit kurz nach der Ankunft und die ersten Wochen in Durham waren natürlich am aufregendsten. Alles ist neu und anders. Das habe ich sehr genossen. Nach vier Wochen über Silvester in Berlin habe ich mich auf die Rückkehr in das diesmal schon mir bekannte Durham gefreut. In der Mitte des 2.Terms hatte ich dann das Gefühl, ein ganz normales Leben wie in Berlin zu führen. Ich hatte mich an das Leben in Durham gewöhnt. Wirklich anstrengend und belastend war das 3.Term, da es hieß, sich auf die Prüfungen vorzubereiten. Da blieb nicht viel freie Zeit. Dafür ist dann die Zeit nach den Prüfungen natürlich wieder sehr schön und erleichternd. Ich rate, nicht gleich nach Prüfungsende nach Hause zu fliegen, sondern den Auslandsaufenthalt schön ausklingen zu lassen. Fazit: Es hat sich gelohnt, ein Auslandsjahr zu machen. Mit meiner Wahl, nach Durham zu gehen, bin ich zufrieden. Jedoch denke ich, dass bei einem Auslandsaufenthalt nicht das Wichtigste ist, wo und an welcher Universität man studiert. Aus rein akademischen Gründen lohnt es sich nicht unbedingt, Mathematik an der Durham University zu studieren. Dies ist für mich aber nicht von großer Bedeutung, denn mein Auslandsjahr hatte für mich andere Beweggründe. Mir ging es vielmehr um die Herausforderung, in einem fremden Land zu leben und zurechtzukommen sowie neue Leute kennen zu lernen. Mein Auslandsaufenthalt hat mir viele neue Erfahrungen und Erlebnisse gebracht und sich positiv auf meine Persönlichkeit ausgewirkt. Bei Fragen stehe ich gerne zur Verfügung.