Aufsuchendes Case Management für ältere Menschen im Geschosswohnungsbau in Freiburg Weingarten-West (Flatworker)
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- Helga Brahms
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1 Aufsuchendes Case Management für ältere Menschen im Geschosswohnungsbau in Freiburg Weingarten-West (Flatworker) Christine Bartenbach-Flaig Diplom-Sozialpädagogin (FH) Diplom-Sozialarbeiterin (FH)
2 Überblick über das Modellprojekt Zeitraum: Mai 2008 bis März 2010 Finanzierung: Bund - Länderprogramm Die soziale Stadt - Gebiete mir besonderem Entwicklungsbedarf (Ziel: Lebensbedingungen vor Ort verbessern) Arbeitstitel: Aufsuchende Seniorenarbeit - Hausbesuche mit Beratung und Begleitung (Geh - Struktur) 60% Stellendeputat
3
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5 Beratung Beispiel 1 Herr B. stammte aus der Ukraine 68 Jahre alt geschieden, alleinlebend jüdische Religionszugehörigkeit Grundsicherung im Alter Sozialwohnung (Geschosswohnungsbau) Behandlungspflege - Medikamenteneinnahme
6 Beratung Beispiel 1 sehr geringe deutsche Sprachkenntnisse soziale Netzwerke fehlten Sohn u. Tochter waren mit der Versorgung ihres Vaters überfordert Epilepsie, Schwerbehinderung keine Pflegeeinstufung verwahrloste Wohnung keine ausreichende Fähigkeit, finanzielle Angelegenheiten zu regeln mehrere Unterstützungsleistungen erforderlich
7 Beratung Beispiel 1 Beratungsverlauf über 9 Monate: 14 Hausbesuche 19 telefonische Kontakte mit Vater und Sohn 38 telefonische Kontakte mit Behörden etc. 15 Schreiben 2 Begleitungen bei Behördengängen
8 Projektaufbau 1. Recherche des Fachstandes Die soziale Stadt - Gebiete mit besonderem Entwicklungsbedarf Wissenschaftliche Begleitung durch Prof.Dr. Peter Höfflin, evangelische Hochschule Ludwigsburg 2. Erkundung des Arbeitsfeldes, Vorstellung im Stadtteil und bei Institutionen für ältere Menschen in Freiburg 3. Durchführung von Experteninterviews 4. Vernetzung im Stadtteil (Bürobezug, Öffentlichkeitsarbeit) 5. Durchführung von Beratungen und Begleitungen vor Ort.
9 1. Recherche des Fachstandes Die soziale Stadt - Gebiete mit besonderem Entwicklungsbedarf Die Lebenslagen und die Bedarfe älterer Menschen in den Wohngebieten von Städten sind unterschiedlich. Ältere Menschen mit geringen materiellen Ressourcen können sich auf dem freien Markt schlechter versorgen. Einfache Bildungsabschlüsse, sprachliche Barrieren, Fehlen von Lokalzeitungen und Internetmöglichkeiten erschweren den Zugang zu Hilfen.
10 1. Recherche des Fachstandes Die soziale Stadt - Gebiete mit besonderem Entwicklungsbedarf Fehlen von Netzwerken (Familie, Nachbarschaft, Vereine, Verbände) erschweren den Zugang zusätzlich. Migrantinnen und Migranten sind keine homogene Gruppe und ihre Bedarfe sind unterschiedlich. Anforderungen an die Altenhilfeangebote: die Angebote müssen sozialräumlich zugeschnitten und sozialraumsensibel sein.
11 1. Recherche des Fachstandes Die soziale Stadt - Gebiete mit besonderem Entwicklungsbedarf Nur wenige vergleichbare stadtteilorientierte Projekte haben ältere Menschen als Zielgruppe. Praktische Lösungsansätze wurden kaum vorgestellt. Es gibt einen Bedarf an niedrigschwelligen, quartiersnahen Angeboten mit Geh-Struktur. Ein Zusammenhang zwischen ambulanten Unterstützungsstrukturen und der Rolle sowohl von Wohnungsbaugesellschaften als auch von Kommunen wurde skizziert. Die bisherige Aufgabenstellung des Projektes wurde bestätigt.
12 2. Erkundung des Arbeitsfeldes
13 2. Erkundung des Arbeitsfeldes: Sozialstruktur Weingarten ist der Stadtteil Freiburgs mit der höchsten Einwohnerzahl (10 260). 12% der über 60 Jährigen sind nicht deutscher Herkunft, mit Aussiedlern und Eingebürgerten zusammen sind es 41,1%. Es gibt viele Nationalitäten. Sozialbericht 2004: 13,7% der Bewohnerinnen und Bewohner bezogen Sozialhilfe (4,5% Sozialhilfeempfänger in der Gesamtstadt Freiburg). Es gibt einen überdurchschnittlichen Anteil an Einpersonenhaushalten.
14 2. Erkundung des Arbeitsfeldes: Demographische Struktur 26,95% der Bewohnerinnen und Bewohner sind älter als 60 Jahre (in Freiburg 21,2%). Davon sind 33,1% der Bewohnerinnen und Bewohner älter als 75 Jahre. Das Risiko dieser Bewohnerinnen und Bewohner hilfe- und pflegebedürftig zu werden, ist deutlich erhöht.
15 3. Ergebnisse der Experteninterviews Vorhandene Infrastruktur Vielfältige Beratungsangebote Komplimentäre Unterstützungsangebote Begegnungs- und Freizeitangebote Wohn- und Pflegeangebote
16 3. Ergebnisse der Experteninterviews Defizite und Ansatzpunkt Die Angebots- und Beratungsstruktur wird quantitativ gut eingeschätzt. Unterstützungsangebote und Hilfen werden dennoch oft zu spät oder gar nicht angenommen. Menschen ohne soziale Netzwerke sind schlechter versorgt (z.b. kirchenungebunden, verbandsungebunden). Migrantinnen und Migranten sind über klassische Angebote nur schwer zu erreichen. Die Angebote haben vorwiegend Komm-Struktur. Es besteht ein Bedarf an niedrigschwelligen Angeboten mit Geh-Struktur.
17 4. Vernetzung
18 Beratung Beispiel 2 Frau G. 84 Jahre alt verwitwet, alleinlebend, kinderlos Verwandtschaft: Cousine in Leipzig Mietwohnung Rente
19 Resümee In der Projektlaufzeit wurden 92 Beratungen und Begleitungen durchgeführt. Das Durchschnittsalter des Klientel lag bei 81 Jahren, 75% waren alleinlebend, 40% hatten Migrationshintergrund und 25% lebten von Grundsicherung. Bei ca. 13 % aller Klientinnen und Klienten war eine Beratung und Begleitung über einen längeren Zeitraum erforderlich. Der Hilfebedarf bestand bei behördlichen Angelegenheiten, im hauswirtschaftlichen und pflegerischen Bereich.
20 Resümee Das Klientel zeichnete sich durch komplexe Problemlagen aus: multiple Erkrankungen, Wohnungsproblemen, psychische Probleme, Fehlen von verwandtschaftlichen Hintergründen, Fehlen von Netzwerken, sprachlichen Problemen und geringem Einkommen. Fehlende Ressourcen bei den Klientinnen und Klienten im Umgang mit Unterstützungsmöglichkeiten des Sozialen Systems und des Altenhilfesystems. Trotz eines vorhandenen Hilfesystems mit vielen unterschiedlichen Leistungsanbietern häufen sich Probleme unterschiedlichster Art. Eine niedrigschwellige, nachfrageorientierte, aufsuchende und quartiersnahe Seniorenarbeit sollte weiterentwickelt und gesichert werden.
Prof. Dr. Sigrid Leitner: BEDARFE UND RESSOURCEN EINER ALTERNDEN GESELLSCHAFT: PERSPEKTIVEN FÜR DIE SOZIALE ARBEIT
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