Bunte Berge würden Österreich noch fehlen
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- Babette Michel
- vor 6 Jahren
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1 Bunte Berge würden Österreich noch fehlen Nach nun eineinhalb Monaten bin ich wieder nach Resistencia zurückgekehrt. Viel umhergefahren und noch viel mehr erlebt, was noch alles auf mich einprallt und vieles schon wieder in den Hintergrund gerückt ist, obwohl es noch gar nicht lange her ist. Außerdem fand in der Zwischenzeit auch ein Schwesternwechsel statt. Mitte Jänner, um genau zu sein von 17. Jänner bis 26. Jänner, fand die Mision de Verano in Pampa del Indio statt. Jedes Jahr fahren die grupos misioneros (Missionsgruppen) von Verbo Divino (Resistencia, Posadas, Santa Rita) zusammen auf Mission. Die letzten Jahre waren sie immer in Misiones unterwegs und dieses Jahr das erste Mal hier im Chaco, in Pampa del Indio, das ungefähr 4 Stunden von mir entfernt ist. Insgesamt waren wir mehr als 80 Leute. Wir wurden in 5 verschiedene Gruppen aufgeteilt, die jeweils ein Zentrum und dadurch auch einen Bereich des Städchens zugeschrieben bekommen haben. Drei Gruppen, in einer dieser war ich, haben in einer Schule gewohnt und zwei weitere Gruppen jeweils etwas abseits der Stadt. Unsere 10 Tage waren so aufgebaut, dass wir Vormittags von Haus zu Haus gegangen sind um mit den Menschen in Kontakt sowie auch ins Gespräch zu kommen,
2 ihnen zuzuhören oder miteinander zu beten. Wir sind auf viele offene Herzen gestoßen, aber auch Häuser in denen wir nicht willkommen waren. Viele gute und tiefgehende Gespräche wurden geführt. Ich fand es immer beeindruckend wie schnell die Menschen sich geöffnet haben und uns die persönlichsten Dinge anvertrauten. Öfters haben sie uns gesagt, dass sie unseren Besuch gar nicht erwartet haben, aber dass es genau das war was sie in diesem Moment brauchten. Entweder wurden sie in etwas bestätigt, wo sie nicht wussten ob das wirklich Gottes Wille sei oder sie haben einfach nur jemanden zum Reden gebraucht, jemand der ihnen zuhört. Man hat jeden einzelnen Tag Gottes Gegenwart gespürt, durch Worte, Umarmungen oder ein einfaches Lächeln. Es war eine unglaublich wertvolle Zeit, die einem viel neue Kraft gegeben hat. Viele neue Freundschaften sind entstanden und in diesen 10 Tagen wurden auch viele sehr verfestigt. Am gleichen Tag, an dem die Mission zu Ende ging, fuhr ich auch schon weiter nach Buenos Aires zusammen mit Veronika und Kathrin. Es begannen meine richtigen Ferien. Hier im Land wird hauptsächlich in Omnibussen gereist. Welche aber um einiges angenehmer sind als Flugzeuge. Es gibt verschiedene
3 Reiseklassen, die von Semicama (Halbbett) über Cama (Bett) bis zur Suite Premium gehen. Letzteres ist schon sehr beeindruckend, umso mehr wenn man die normale Klasse kauft und in den Bus einsteigt und sich plötzlich in einer Suite Premium befindet mit Ledersitzen die man ganz waagrecht stellen kann und sich seine eigene Suite mit Vorhängen zuzieht. Da hatten wir einmal Glück gehabt. Wenn man sich überlegt, dass Argentinien eine Fläche von fast 3 Millionen Quadratkilometer hat dann fährt man nicht so leicht einmal vom Norden in den Süden, da legt man dann schon mal schnell 35 Stunden hin und ist noch immer nicht am Ende. Das Land hat so viele Facetten und so viele verschiedenen Landschaften, das ist mir jetzt im Urlaub noch viel mehr aufgefallen. Von Sandstrand über Trockenwüste, tropischer Regenwald, wunderschöne mehrfarbige Bergketten oder schöne Schigebiete. Nicht alles habe ich schon gesehen, aber wenn sich ein Land über so viele Vegetationsschichten ausstreckt, ist das schon vorstellbar. Von einem Dorf im Norden, in die Millionen Stadt Buenos Aires war es dann doch eine Umstellung. Mit dem Hop-on-Hop-Off Bus haben wir viele der Touristischen Attraktionen abgeklappert. Wir sind sehr viel zu Fuß durch die Stadt gelaufen und da sind mir die vielen schönen Altbauten aufgefallen, die mich sehr an Paris erinnert haben. Als ich dann nachher im Reiseführer gelesen hatte, dass die porteños (= Hafenbewohner, Einwohner von Buenos Aires) unbedingt das Paris der Südhalbkugel werden wollten, war es erklärbar. Es gibt so viel zu sehen, dass die eine Woche die ich dort war, lange nicht gereicht hat. Von allen wurden wir gewarnt, dass wir in Buenos Aires sehr gut auf unsere Wertgegenstände
4 aufpassen müssten und überhaupt auf uns selber. Leider hört man nämlich fast täglich von neuen Vermisstenfällen und der Großteil ist von Buenos Aires. Von der Landeshauptstadt ging es dann direkt nach Posadas zum Zwischenseminar. Wir waren zu vierzehnt. Den Großteil kannte ich schon, doch vier neue Mädls von einer anderen Organisation durften wir kennenlernen. Es war schön alle wiederzusehen und all die spannenden Geschichten der anderen zu hören. Wir haben sehr viel geredet und jeder einzelne hat einfach ein ganz unterschiedliches halbes Jahr erlebt und andere Erfahrungen gesammelt, was das ganze sehr abwechslungsreich gemacht hat. Wir haben die Woche sehr genossen in der Hitze von Misiones und sie uns mit Weintrauben und Mangos aus dem Garten sehr versüßt. Weiter ging es dann mit einem Teil der Gruppe, wir waren 10 Leute, zu den Cataratas de Iguazú. Dieses unglaubliche Wasserspektakel kann man kaum in Worte fassen. Wenn man sie nach längerem Zufußgehen durch dichtesten Urwald sowie über den breiten Fluss Río Uruguay endlich zu Gesicht bekommt, steht man einfach mal nur da und staunt! Die Unmengen an Wasser sind einfach beeindruckend. Doch man muss ehrlich sagen, es ist schon sehr touristisch, was natürlich klar ist. Trotz der vielen Menschen ist es einfach der Wahnsinn. Die Wasserfälle befinden Anzahl der Wasserfälle Tiefe Länge Größe des Nationalparks sich inmitten des Nationalparks von Iguazú (Parque Nacional Iguazú), der sich im Dreiländereck von Argentinien, Paraguay und Brasilien befindet. Rund um die Wasserfälle findet man wunderschöne Schmetterlingsarten umherfliegen sowie auch viele Nasenbären (=coatis), die sich vor keinen Menschen scheuen und auch schon mal Dinge verschwinden lassen, die Touristen unbeaufsichtigt liegen lassen m 2,7 km ha
5 Weiter ging es nun in den Nordwesten Argentiniens, nach Oran, wo zwei Freiwillige, Mia und Lena, für dieses Jahr wohnen. Da gerade Karnevalzeit ist, haben wir beschlossen uns diesen in Oran, Provinz Salta, anzuschauen, weil die beiden auch mittanzen. Nach einem vielfältigen, von vielen Gruppen und wenig Gewand geprägten Karneval ging unsere Reise weiter in die Provinz Jujuy, genau gesagt mitten in die 70 Kilometerlange Quebrada de Humahuaca (Quebrada übersetzt ist Schlucht). Unter der Quebrada de Humahuaca versteht man eine Gebirgskette die am Fuße der Anden liegen. In dieser einen Woche, die wir dort verbracht haben, bewegten wir uns ungefähr zwischen 3200 und 4170 Meter Höhe. Gehört hatte man nur von dem Cerro de los siete colores und Cerro de los 14 colores (Cerro bedeutet übersetzt Hügel, doch dieser Hügel ist für mich schon ziemlich ein Berg). Ich fand es schon beeindruckend, dass ein Berg so viele Farben haben kann und die Bilder sahen einfach nur bearbeitet aus, die ich gesehen hatte. Aber mit was ich wirklich nicht gerechnet hatte war, dass die ganze Quebrada bunt ist. Wo man hinsieht, hat jeder Berg eine andere Farbe und überall stehen bis zu 6 Meter hohe Kakteen herum! Wir sind um 4 Uhr Nachts im Dorf Tilcara angekommen, hatten keine Unterkunft und haben gefroren. Der einzige Mensch der noch auf war, hat uns dann netterweise ein Hotel gezeigt. Als wir am nächsten Morgen aufwachten und aus dem Fenster schauten, waren wir mitten in den Bergen. Also mir blieb der Mund offen stehen, als ich da rausgesehen hatte. Die Landschaft war atemberaubend, doch sie wurde noch um einiges schöner. Tilcara war unsere Base sozusagen. Von dort aus haben wir Tagesausflüge
6 nach Purmamarca, Humahuaca und den Salinas Grandes (= Salzwüste) gemacht. In diesen Tagen haben wir es sehr genossen uns in unsere neuen aus Alpakawolle gestrickten Pullis zu kuscheln und der sommerlichen Hitze zu Hause zu entfliehen. Unseren Urlaub haben wir dann schließlich in Salta Stadt abgeschlossen und dort noch ein paar ruhigere Tage verbracht. Der Urlaub war wirklich wunderschön, wir haben sehr viel erlebt, gesehen und es gibt unglaublich viele Geschichten zu erzählen. Von einer gestohlenen Kamera die wieder aufgetaucht ist über ein genossenes Essen, dass wir nicht mehr bezahlen konnten bis hin zu einem Cabalgatas/Horseriding Ausritt im Urwald der Anden war alles dabei. Nun wieder in Resistencia, habe ich noch etwas längere Ferien genießen dürfen. Der Comedor wurde umgekrempelt und das neue Projekt steht am Ende der Perfektion. Viele Gründe führten dazu, dass nicht weiter für die Kinder gekocht wird. Die Idee ist, mit den Müttern anzufangen Basiskenntnisse der Hausarbeit, des Kochens, des Geldumgangs oder der Hygiene zu erwerben. Die Mamas, die sich dazu verpflichten wirklich an dem Projekt teilzunehmen, werden in den verschiedensten Bereichen gefördert. Das Ziel ist es, sie selbstständig zu machen, dass sie für ihre Kinder Zuhause kochen können und für sie sorgen. Es wird ein Projekt auf Basis der ganzen Kirchengemeinde und von den verschiedensten Kapellen kommt Unterstützung. Ich bleibe wie zuvor bei der Beschäftigung der Kinder. Doch was mich im letzten halben Jahr so gestört hat, wird sich jetzt denke ich ziemlich verbessern. Dadurch, dass man weiß welche Mütter an welchem Tag kommen, werden auch immer die gleichen Kinder kommen. Es ist mehr Stetigkeit vorherzusehen und es wird jeden Tag eine fixe Gruppe geben, wo man auch mehr individuell auf jedes Kind eingehen kann, da es kleinere Gruppen sein werden. Das ist der Stand der Dinge im Moment, doch wie ich schon oft erfahren habe, wird es sicher nicht so kommen, wie man sich es vorstellt. Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt auf die letzten 3 ½ Monate hier. Obwohl ich mich doch schon so auf das Wiedersehen mit den Daheimgebliebenen freue, habe ich doch Angst mich von meinen Freunden hier zu verabschieden. Man weiß ja wirklich nicht, wann man sich wieder sieht
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