Erfahrungsbericht Erasmus + in Frankreich (Nizza / Nice)

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1 N I Z Z A Erfahrungsbericht Erasmus + in Frankreich (Nizza / Nice) Université Nice Sophia Antipolis Faculté des Lettres, Arts et Sciences Humaines Master 1 Géographie Technische Universität Kaiserslautern Fachbereich Raum- und Umweltplanung Motivation und Vorbereitung Die Entscheidung ein Auslandssemester zu absolvieren war in meinem Fall eine sehr spontane Idee. Ich habe mich am letzten Tag der fachbereichsinternen Frist (Anfang des Jahres für das Wintersemester) für die Nominierung bei Frau Caesar 1 für ein Auslandssemester beworben. Warum Nizza? Ich war bereits im Jahr 2013 mit Freunden für einen Tagestrip in Nizza, bei dem mich die Stadt allerdings nicht sehr umgehauen hat. Da ich das Meer liebe und meine sieben Jahre Schulfranzösisch auf die Probe stellen, ebenso wie verbessern wollte, habe ich beschlossen der Stadt eine zweite Chance zu geben. Wenn man beschließt in ein französisch sprachiges Land zu gehen, sollte man auch eine gewisse Affinität für die Sprache verspüren, denn man kommt weder im Alltag, noch in der Universität drum herum französisch zu sprechen. Eine weitere Motivation ein Auslandssemester in meinen Lebenslauf einzuschieben, bevor ich meine Bachelorarbeit schreibe, war es eine andere Universität kennenzulernen. Im Vorlauf formuliert man ein Motivationsschreiben und bewirbt sich zunächst an der eigenen Hochschule. Dies erfolgt über eine Onlinebewerbung auf der Internetseite der TU KL 2. Sobald man vom eigenen Fachbereich ausgewählt wurde, regelt alle weiteren Angelegenheiten die ISGS (Abteilung für inernationale Angelegenehiten in der Dose). Der nächste und ein sehr wichtiger Schritt ist das Ausfüllen des Learning Agreements, in dem man festlegt welche Kurse man an der Partneruniversität belegen möchte. Des Weiteren sollte man sich schon früh genug (am besten 3 Monate vor Beginn des Auslandssemesters) überlegen, ob man Auslands - BAföG beantragen möchte, da dies unabhängig von normalem BAföG ist, muss man dies gesondert beantragen (für Frankreich in Mainz-Bingen) und hat gegebenenfalls Chancen auf eine Förderung, obwohl man in Deutschland kein BAföG bekommt. 1 Tel.: +49(0) beate.caesar@ru.uni-kl.de 2

2 Unterkunft Da sich ein Kommilitone aus meinem Semester ebenfalls für Nizza beworben hat, haben wir relativ früh beschlossen uns gemeinsam auf die Wohnungssuche zu machen. Dabei haben wir vor allem auf Wohnungsportalen gesucht. Aber auch in Erasmusgruppen auf Facebook werden sehr oft Wohnungen oder Zimmer angepriesen, womit ich aber keine Erfahrungen habe und somit nichts über deren Seriosität sagen kann. Wenn man sich dazu entscheidet in ein Studentenwohnheim ziehen zu wollen sollte man sich schon sehr früh dafür bewerben, da diese ansonsten sehr schnell voll belegt und nichtmehr verfügbar sind. Die Kosten, mit denen man monatlich für eine Wohnung zu rechnen hat variieren je nach Lage und Art der Unterkunft. Für unsere Wohnung mit ca. 45m² (2 Zimmer Küche Nasszelle) haben wir 420 pro Person gezahlt (Wasser, Internet inklusive) zuzüglich den monatlichen Stromkosten (von ca. 30 ). Dafür sind die meisten Wohnungen möbliert und voll ausgestattet (Küchengeräte, Bettwäsche, usw.) Auf der Internetseite der Caisse d'allocations familiales (CAF) 3 Wohngeld beantragen. kann man französisches Organisation vor Ort Zur Organisation vor Ort sollte man unbedingt folgende Dokumente bereithalten: Kopien von Personalausweis und Krankenversicherungskarte. Außerdem sollte man eine Geburtsurkunde in französischer (und englischer) Sprache beantragen und Passfotos (z.b für die Einschreibung an der Uni) vorbereiten. Diese Dokumente braucht man beispielsweise für die Eröffnung eines französischen Bankkontos, welches man wiederum zum Beispiel benötigt um CAF zu beantragen oder eine französische SIM Karte zu benutzen. Für das Bankkonto kann ich die Societé Générale empfehlen, da diese Konten ohne Kontoführungsgebühren für Studenten anbietet (hängt allerdings auch von aktuellen Angeboten ab). Für die SIM Karte empfehle ich free, da man monatlich nur 2 zahlt, zwar für nur 500 MB, aber mit WLAN daheim reicht das völlig aus. Des Weiteren kann man sich ein Monatsticket für Bus und Tram erstellen (in einer Stelle der Ligne d Azur), wofür man Passfoto und Identitätsnachweise braucht. Das Ganze kostet ca. 20 pro Monat (zuzüglich einer einmaligen Gebühr). Wahlweise kann man auch Wochenoder 10er Tickets kaufen. Eine einzelne Busfahrt (Soloticket) kostet 1,

3 Studium an der Gasthochschule Vor Vorlesungsbeginn erfolgt die administrative Einschreibung auf dem Campus, zu der man ein Dossier (Zusammenstellung mehrerer Dokumente und Formblätter) ausgefüllt mitbringen sollte, um dann dort den Studentenausweis ausgestellt zu bekommen. Daraufhin folgt bald eine Einführungsveranstaltung, wo sämtliche Informationen zu Sportangeboten usw. vorgestellt werden. Die Vorlesungen finden auf dem Campus Carlone statt (erreichbar mit Bus 22 Croix de Berra/Defly). Als Raumplanungsstudent aus Deutschland belegt man in Nizza die Kurse des ersten Semesters des Masters Geographie (Master 1- Géographie). Die Kurse finden in kleinen Sälen, teilweise mit PowerPoint-Präsentationen unterstützt, teilweise mit Tafelanschrieben, statt. Der generelle Ablauf ähnelt dem Frontalunterricht aus der Schule. Seltener gab es einen Kurs mit Übung am PC (Programm um Karten zu erstellen). Da es ein Master in Geographie ist gibt es nicht sehr viele planerische Inhalte, jedoch erweitert das Gelernte den Horizont und zeigt andere Sichtweisen auf Flächen aus der geografischen Perspektive. Der Stundenplan wurde erst im Laufe der ersten Vorlesungswoche herausgegeben, sodass sich der Anfang etwas chaotisch darstellte und erst nach einigen Wochen einpendelte. Selbst der herausgegebene Stundenplan war jedoch nicht fehlerfrei und es gab einige Unklarheiten, da die Kurse für die Tourismusstudenten beispielsweise mit aufgelistet waren. Einmal wöchentlich wird ein kostenloser Sprachkurs für Erasmusstudenten angeboten, für den man sich anmelden muss und im Internet einen Einstufungstest absolvieren muss und für den man am Ende des Semesters eine Bescheinigung erhält. Blick vom Campus Carlone auf das Meer

4 Alltag und Freizeit Da es im August bis teilweise Anfang Oktober noch sommerliche Temperaturen hat, kann man vor allem in den ersten Wochen und Monaten Städtetrips (Monaco, Grasse, Cannes, usw.) und Badeausflüge einplanen. Es kann aber auch mal sehr kalt werden, vor allem abends. Als Student bekommt man beispielsweise kostenlosen Eintritt ins musee d art modern et contemporain. Kontakte mit Franzosen knüpft man am besten in Bars. Es gibt auch Veranstaltungen für Erasmus Studenten, bei denen man aber eher internationale und nicht speziell französische Kontakte kennenlernt. Essen Ich gebe es zu, ich habe das Klischee voll bedient. Im Schnitt habe ich alle 1-2 Tage ein frisches Baguette von der Boulangerie ums Eck gekauft (kostet meistens 0,75 ). Fleisch ist ziemlich teuer, generell die Lebenshaltungskosten sind etwas höher als in Deutschland, man sollte also für Essen ein wenig mehr Geld einplanen, auch das Feierabendbier ist preislich etwas höher angesiedelt als in Deutschland. Spezialitäten von Nizza sind beispielsweise das Pan Bagnat (Gefülltes Fladenbrot mit Gemüse und Thunfisch) und Socca (Kichererbsen-Pfannkuchen) und noch vieles mehr.

5 Fazit Zusammenfassend war das Auslandssemester eine bereichernde Erfahrung in allen Facetten. Ich habe viele nette Menschen verschiedener Herkunft kennengelernt und die Kultur und Mentalität Frankreichs entdeckt. Die Menschen hier sind größtenteils sehr hilfsbereit und offen, sobald sie merken, dass man sich anstrengt ihre Sprache zu lernen. Mit Hilfe französischer Kontakte konnte ich mein Französisch auffrischen. Das Studium an der Faculté des Lettres wäre auf Dauer nichts für mich, da mir die Organisation zu unstrukturiert ist. Beispielsweise hat sich ein Professor zwei Hausarbeiten für uns Erasmusstudenten ausgedacht. Als ich in seine Sprechstunde kam um zu erfahren wie viele ECTS Punkte diese Übung einbringen würde, konnte er sich nichtmehr daran erinnern uns die Übung gestellt zu haben und war sich sicher sie müsse von einem anderen Professor stammen. Nachdem mein Mitbewohner dann per noch einmal nachgefragt hatte, konnte er sich wieder erinnern (ein paar Tage vor der Abgabe). Das ist eine der weniger schönen Erfahrungen an der Universität gewesen. Auch wenn man Dokumente ausfüllen lassen möchte kann man sich darauf einstellen, mehrmals zwischen einzelnen Personen hin und her geschickt zu werden, bevor man eine Unterschrift bekommt. Alles in allem sind organisatorische Dinge generell sehr nervenaufreibend und erfordern südfranzösische Gelassenheit. Das ist die perfekte Gelegenheit um Geduld und Ausdauer zu trainieren. Bilder: Eigene Fotografien, Nizza 2015/2016