Erfahrungsbericht Auslandssemester in Frankreich an der Université de Bretagne Occidentale in Brest Sommersemester 2011 Friederike Schrumpf
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- Artur Richter
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1 Erfahrungsbericht Auslandssemester in Frankreich an der Université de Bretagne Occidentale in Brest Sommersemester 2011 Friederike Schrumpf
2 Man braucht einen guten Grund, um nach Brest zu kommen! Das ist ein bretonisches Sprichwort und ich hatte einen guten Grund! Ich verbrachte mein 6. Semester in Brest im Rahmen des Erasmus-Programms. Vorbereitungen Die Planungen solltet ihr rechtzeitig in Angriff nehmen, ca. 1 Jahr im Voraus. Die erste Ansprechpartnerin ist die Koordinatorin für Auslandsaufenthalte an unserem Fachbereich, Frau Schatilowa (Büro G 032), oder auch das International Office (T 101). Ich hatte mich bereits frühzeitig für Frankreich entschieden, so dass es nur noch zu klären galt, in welcher Stadt ich 5 Monate verbringen werde. Unser Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit hatte bislang keine direkte Kooperation mit einer französischen Hochschule, so dass ich anfangs auf einen Platz über den FB Wirtschaft hoffte. Lyon war dabei meine präferierter Uni. Allerdings haben die Wirtschaftler Vorrecht, so dass nur noch Brest übrig blieb. Durch die Bemühungen der Koordinatoren kam dann auch ein direkter Austauschvertrag mit der Université de Bretagne Occidentale zu Stande, über den mein Erasmus-Semester abgewickelt wurde. Nach dem Ausfüllen und Verschicken der Bewerbungsunterlagen für Erasmus bekam ich dann noch einmal separat Dokumente von der Uni in Brest. Dort bestand auch gleich die Möglichkeit, sich für ein Wohnheim zu bewerben. Bei den Reisevorbereitungen gilt es einiges zu beachten. Mein Tipp: Bucht eure Hinreise so früh wie möglich. Es ist möglich, für unter 100 nach Brest zu kommen (von Leipzig aus). Auch mit dem Flugzeug ist eine Anreise vorstellbar. Um nach Brest zu kommen, führt jedoch kaum ein Weg an Paris vorbei. Reist man mit der Bahn, muss mit Hilfe der Metro der Bahnhof in Paris zu wechseln. Plant also mindestens 1,5 Stunden ein, um vom Gare Paris Est zum Gare Montparnasse zu kommen. Überprüft vor Beginn eures Auslandssemester, inwieweit euer Versicherungsschutz Auslandsaufenthalte mit abdeckt. Der DAAD bietet relativ günstig auch ein Versicherungskomplettpaket an. Ansonsten gibt es über den ADAC auch eine Auslandskrankenversicherung. Weiterhin solltet ihr euch darüber informieren, zu welchen Bedingungen ihr im Ausland Geld abheben könnt. Meist wird eine Gebühr von 5 erhoben. Manche Kreditinstitute haben jedoch eine Kooperation mit französischen Banken. Es kann auch sinnvoll sein, ein Konto in Frankreich zu eröffnen. Die LCL-Bank bietet für Studenten gute Tarife (ISIC-Card inklusive, 50 Willkommensprämie, Versicherung fürs Wohnheim ). Außerdem kann ein Urlaubssemester an der HS Emden / Leer beantragt werden, damit erspart ihr euch die 500, darüber hinaus entfallen der Verwaltungskostenbeitrag sowie der Studentenschaftsbeitrag (AStA-Beitrag). Neben dem Geld, was ihr durch das Erasmus-Programm (Höhe ca. 180 pro Monat) erhaltet, kann Auslands-BAföG beantragt werden. Macht dies bitte rechtzeitig, mindestens 6 Monate im Vorfeld. Beachtet dabei bitte, dass nicht das heimische BAföG-Amt für euch zuständig ist. Wer z.b. für Frankreich zuständig ist, findet ihr im Internet heraus oder ihr fragt beim hiesigen Amt einmal nach. Friederike Schrumpf 2
3 Weiterhin kann ich euch empfehlen, eure französische Sprache bereits in Deutschland zu trainieren. Ich habe Französisch in der Schule gehabt und es an der FH weiter ausgebaut u.a. durch Wirtschaftsfranzösisch bei Monsieur Mercelot. Gerade diese Kurse haben mir geholfen, den Vorlesungen zu folgen. Ihr braucht für alles und jeden Passfotos. Also nehmt ausreichend mit! Unterkunft Wie ich bereits angedeutet habe, ist es möglich, als Erasmus-Student in Brest in einem der Wohnheime unterzukommen. Dabei gibt es verschiedene Studentenwohnheime unterschiedlicher Ausstattungs- und Preiskategorien. Ich kam im Studentenwohnheim Lanrédec I (15 rue de Lanrédec) unter. Dieses Wohnheim ist recht günstig (ca. 150 pro Monat), jedoch auch nicht besonders luxuriös. Es besticht allerdings durch seine Lage: Nur 7 Minuten zu Fuß zur Fakultät und auch zur Stadt nicht weit. Das Zimmer ist klein und auch eher spartanisch eingerichtet (Bett, Kleiderschrank, Regal, 2 Stühle, Schreibtisch, Waschbecken). Das Bett ist mit einer Kissenrolle und 2 Wolldecken ausgestattet. Im nahen schwedischen Möbelhaus können kostengünstig Kissen und Decke erworben werden. Toiletten, Duschen und die Küche sind Gemeinschaftsräume und auf dem Flur untergebracht. Seinen Kühlschrank teilt man sich mit 6 Personen. Internet gibt es für ca. 20 im Monat. Lanrédec II ist direkt neben an, macht jedoch noch einen etwas älteren Eindruck. Weiterhin gibt es noch das Wohnheim Bouguen, welches sich auf der anderen Straßenseite befindet. Die Ausstattung dort ist etwas moderner, allerdings sind auch hier Küche, WC und Duschen gemeinschaftlich zu nutzen. Der Preis für ein Zimmer in Bouguen liegt etwas höher als für Zimmer in Lanrédec. Im Wohnheim Kergoat, das zwar dicht an der Fac ist, jedoch etwas weiter von der Stadt entfernt, befinden sich eine kleine Nasszelle und ein Kühlschrank direkt im Zimmer. Die Möbel sind als Einbauschränke konzipiert, so dass die Bewegungsfreiheit für große Menschen eher eingeschränkt ist. Dafür muss man sich nur die Küche mit anderen teilen. Kergoat ist etwas teurer als Lanrédec oder Bouguen. Wenn man ein Konto in Frankreich besitzt und keine Scheu vor dem Ausfüllen französischer Formulare hat, kann man Wohngeld bei der CAF (Caisses d'allocations Familiales) beantragen. Damit verringern sich die Kosten für die Miete eines Zimmers, egal ob im Wohnheim oder auch in einer WG. Studium an der Gasthochschule Die Vorbereitungen seitens der Hochschule in Brest waren eher mäßig. Auf Antworten per Mail wartete ich häufig einige Tage bzw. vergebens, so dass ich auch nicht wusste, wann das Semester regulär anfängt. Als ich dann aber vor Ort war und direkt im International Office (SUCRI) stand, half man mir schnell und unkompliziert. Ich bekam gleich meinen Studentenausweis und ein paar Infomaterialien über das Leben in Brest. Friederike Schrumpf 3
4 Das SUCRI verwies mich an meine Koordinatorin, Madame Guichard-Claudic. Es gestalte sich ein wenig schwierig, sie und ihr Büro zu finden, da einem der Campus am ersten Tag sehr verwirrend vorkommt. Auch Studenten, die ich angesprochen habe, kannten weder das Gebäude noch die Professorin. Schlussendlich fand ich schließlich das Sekretariat, welches mir eine Auskunft geben konnte. Mit meiner Koordinatorin sprach ich dann meinen Stundenplan ab. Ende Januar lief das Semester schon seit 3 Wochen, so dass mir geraten wurde, die Kurse des 6. Semesters zu belegen, da sich diese Studenten noch im Praktikum befanden und erst später mit den Vorlesungen beginnen. Der Studienverlaufsplan sah folgende Veranstaltungen im Studiengang Administration Economique et Sociale vor: Comptabilité et fiscalité des sociétés Organisation des entreprises Logistiques Droit des entreprises en difficulté Management des entreprises Relations financières internationales Sociologie politique Anglais. Alle Fächer schloss ich mit einer Klausur ab. Weiterhin verfasste ich eine Hausarbeit (25 Seiten) zum Thema: La conciliation entre la vie professionnelle et la vie familiale en France et en Allemagne. Die Veranstaltungen sind sehr wirtschaftlich geprägt, so dass sie mich fachlich nicht unbedingt weiter brachten, sprachlich aber auch jeden Fall. Sociologie politique war eine Vorlesung mit zusätzlichem Seminar, welche einen sozialen Schwerpunkt setzte und mich sehr interessiert hat. Management und Organisation des entreprises bauten häufig auf Wissen auf, was ich schon in Deutschland erworben hatte, so dass ich gut folgen konnte. Darüber hinaus empfiehlt es sich auch in Brest noch an einem Französisch-Kurs teilzunehmen. Es gibt verschiedene Schwierigkeitsgrade und besonders Niveau 2 bei Monsieur Ribéry hat mir sehr viel gebracht. Das SUCRI informiert über die Sprachkurse. Ich muss jedoch sagen, dass die Betreuung durch die Hochschule nur eingeschränkt stattfand. Bei Fragen habe ich mich meistens direkt an die Professoren gewandt, die mir auch teilweise ihre Skripte zur Verfügung stellten. Erasmus-Veranstaltungen gab es nur zu Beginn des Wintersemesters. Vieles musste ich selbst erfragen. Ich fühlte mich häufig nicht ausreichend informiert. Die Uni in Brest besticht nicht durch besonders moderne Ausstattung, sie kann jedoch durch ein breit gefächertes Sportangebot aufwarten. Neben Aerobic besteht die Möglichkeit, Fitnessgeräte zu benutzen oder auch Kurse im Segeln, Klettern oder Wellenreiten zu belegen. Friederike Schrumpf 4
5 Alltag und Freizeit Erfahrungsbericht - Auslandssemester in Brest SoSe 2011 Brest liegt am Meer und somit bietet es sich an, den Strand und die unzähligen Wassersportangebote zu nutzen. Ansonsten ist es möglich, Ausflüge in die Umgebung zu machen. Die Städte in der Umgebung (Quimper, Morlaix, Le Conquet, Vannes, Roscoff, ) sind gut und kostengünstig mit Bahn oder Überlandbussen (frz. car) zu erreichen. Rings um Brest gibt es eine Menge zu entdecken. Landschaftlich sehr schön ist die Presqu île de Crozon oder auch die Ile d Ouessant. Brest bietet kein ausgeprägtes Nachtleben. Die meisten Kneipen haben nur bis 1 Uhr nachts geöffnet, denn nach dieser Uhrzeit ist eine spezielle Konzession von Nöten, die sich nicht jeder Wirt leistet. Nach der Sperrstunde haben vereinzelt noch Nachtclubs geöffnet. Die Diskotheken liegen meist etwas außerhalb (z.b. La villa in Guipavas). Das Tara-Inn, ein Pub, liegt direkt am Hafen und war für mich gerade in den ersten Wochen ein wichtiger Anlaufpunkt. Dort trafen sich viele Erasmusstudenten mit französischen Studenten. Es war hier relativ einfach Kontakte zu knüpfen. Auch im La Genthil ho, direkt gegenüber der Fac de Lettre, trifft man sich regelmäßig, «pour prendre en verre». Ich kann weiterhin empfehlen, ins Kino zu gehen. Neben dem großen Kino am Place Liberté gibt es in der Rue Jean Jaures noch die Studios, wo häufig Originalversionen mit Untertitel gezeigt werden. Ein Besuch sollte ihr euch auch im Tour du Monde am Port de Plaisance (Plage Moulin Blanc) gönnen. Dieses Lokal ist sehr besonders: Am Nachmittag treffen sich dort Familien und ältere Menschen, um einen Kaffee mit samt der wundervollen Aussicht aufs Meer zu genießen. Am Abend kommen unterschiedlichste Leute, um Moules et Frites (Muscheln und Pommes) zu essen. Gegen 23 Uhr wird dann die Musik aufgedreht, was das Startsignal zum Tanzen ist, mitunter auch auf den Tischen. Fazit Ein Auslandssemester in Brest ist in vielen Punkten lohnenswert und bietet somit einen guten Grund, in die Bretagne zu kommen. Neben der Sprache hat mich der Aufenthalt darin bestärkt, Neuem gegenüber aufgeschlossen zu sein. Fremde Kulturen konnte ich in Brest auf vielfältige Weisen kennen lernen und Freundschaften knüpfen. Landschaft, Natur, Küsten und Städte der Bretagne sind auf jeden Fall einen Besuch wert, auch bretonische kulinarische Spezialitäten (Crêpes, Cidre, ) sollte man einmal probiert haben. Für mich persönlich war die Zeit in Brest auch noch einmal eine Möglichkeit durchzuatmen, bevor es ins Praxissemester und das Anfertigen der Bachelorarbeit geht. Sucht euch nette Leute und entdeckt das französische Savoir-Vivre. Besichtigt die Umgebung und nehmt nicht alles so wichtig. Sprache und Kultur lernt man am besten außerhalb der Uni. Friederike Schrumpf 5
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