Weideplanung und Weidekonzepte notwendige Werkzeuge zur Umsetzung? Dr. Gerhard Riehl zum 24. Sächsischen Grünlandtag am 18. Juni 2016 in Malschwitz
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- Viktoria Brandt
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1 Weideplanung und Weidekonzepte notwendige Werkzeuge zur Umsetzung? Dr. Gerhard Riehl zum 24. Sächsischen Grünlandtag am 18. Juni 2016 in Malschwitz Foto: Riehl Foto: Riehl
2 Weide Weideleistung Weideintensitäten und -verfahren Weidekonzepte für die Praxis Weideplanung Weidekonzepte
3 Was ist Weide? Was heißt weiden? Man läßt von einem Tier Gras fressen. (landläufige Antwort) Man führt eine Begegnung zwischen Tier und Gras herbei. Die Weide ist die Begegnung zwischen Kuh und Gras. VOISIN (1958) Gut weiden heißt: Man darf nicht auf der einen Seite die Forderungen des Grases befriedigen wollen und auf der anderen Seite die Kuh vernachlässigen. Wir dürfen aber auch nicht der Kuh alle Wünsche erfüllen und dabei dem Gras schaden. Wir müssen dem Gras bei seinem Wachstum helfen, und wir müssen die Kuh beim Ernten anleiten. Quelle: Die Produktivität der Weide von VOISIN (1958) VOISIN (1958)
4 Einflussfaktoren auf die Weideleistung und andere Funktionen des Grünlands Schutzfunktion biotisch Lebensraum von Pflanzen u. Tieren Potenziale für Biodiversität Bewirtschaftung v. a. Besatz, Weideverfahren, Düngung (Ca P,K,Mg N? ), Pflege Weideleistung (MJ NEL/ha) Standort Boden, Klima, Exposition
5 Einflussfaktoren auf die Weideleistung (Chassot, 2004) Agrarpolitik Markt / Vermarktung der Produkte Produktionsbedingungen (natürliche, strukturelle) Futterangebot ( Fütterungsintensität) Besatzdichte Weidemanagement(z. B. Weidesysteme) Ergänzungsfütterung Futterbau (Düngung, Graslandtyp,...) Qualität der Futterkonserven 28. Juni 2016 Gerhard.Riehl@smul.sachsen.de
6 Anforderungen von Rindern, Schafen und Pferden an die Energiedichte des Grundfutters (nach Verband zur Förderung extensiver Grünlandwirtschaft e. V u. DLG 1997) Grünlandtyp Weide Wiese Rohrglanzgraswiesen Milchkühe laktierende Schafe und Stuten Pferde Färsen < 1 Jahr Färsen > 1 Jahr Mastfärsen Mastochsen Mutterkühe nichtträchtige Schafe Robustpferde Energiedichte [MJ NEL/kg TM] Grünfutter Silage Heu 6,8 6,2 5,8 6,4 5,8 5,4 6,2 6,0 5,0 6,0 5,7 5,5 6,0 4,5-5,0 *) 5,8 5,2 5,0 5,7 5,5 5,0 5,5 5,0 4,5-5,0 *) 4,0 3,7-4,0 *) Kraftfutterergänzung notwendig Rot- schwingel- Straußgrasweide Kalk- und Silikatmagerrasen u. Heiden Grünlandtyp Weide Wiese Weidel- gras- Weißkleeweide Vielschnittwiese, Mähweide Feuchte u. trockene Glatthaferwiese; Goldhaferwiese; Sumpfdotterblumenwiese Fuchschwanz- Glatthaferwiesen Glatthaferwiesen, Kohldistelwiesen Goldhaferwiesen Kalkmagerwiese Borstgraswiese
7 Energiebedarf von Mutterkühen im Verlauf der Säuge- und Trächtigkeitsperiode (Milchleistung 3000 kg, Lebendgewicht 600 kg)
8 Worauf Kälber abfahren: Milchmenge, Milchfett, Persistenz (Steinhöfel, 2014; mod. Golze (2007) Absetzgewichte (280 Säugetage) in kg Milchleistung (kg / Jahr) < 3000 > 3000 < 4 > 4 < 80 > 80 % Fett in der Milch % Persistenz der Milchleistung (2 : 1 Laktationsdrittel) Untersuchungen an Mutterkühen ( )
9 Systematik der Weideverfahren Nutzungssystem Nutzungsform Koppelzahl geeignet für betriebliche Voraussetzungen Mahd Waldweide keine Rinder vor allem in Gebirgslagen nein ungeregelte Nutzung Hutung keine Jungrinder, Schafe Standweide extensiv 1-3 Koppeln Jungrinder, Mastochsen Mutterkühe, Schafe hoher Grünlandanteil; geringer Tierbesatz hoher Grünlandanteil; geringer Tierbesatz; möglichst arrondierte Lage nein nein Mähstandweide, extensiv oder konventionell Kurzrasenweide 1 Koppel; zeitweilige Ausgrenzung der Mähfläche Kühe, Jungrinder zur Zucht und Mast, Mutterkühe, Schafe arrondierte Lage oder mind. ein zusammenhängender Flächenkomplex je Herde; möglichst mähfähig ja geregelte Nutzung Koppelweide, extensiv oder konventionell Umtriebsweide, extensiv oder konventionell 4-8 Koppeln Kühe, Jungrinder zur Zucht und Mast,, Mutterkühe, Schafe > 8 Koppeln Kühe, Jungrinder zur Zucht und Mast Alternative zur Mähstandweide in nicht arrondierten Lagen keine besonderen Voraussetzungen ja ja Portionsweide über 20 Koppeln oder wenn weniger, dann tägliche Zuteilung ein- bis zweimal Milchkühe geringer Grünlandanteil erfordert intensive Nutzung; Ackerweide auf Haupt- und Zwischenfrucht ja U. Riecken, BfN
10 Systematik der Weideverfahren Nutzungssystem Nutzungsform Koppelzahl geeignet für betriebliche Voraussetzungen Mahd Waldweide keine Rinder vor allem in Gebirgslagen nein ungeregelte Nutzung Hutung keine Jungrinder, Schafe Standweide extensiv 1-3 Koppeln Jungrinder, Mastochsen Mutterkühe, Schafe hoher Grünlandanteil; geringer Tierbesatz hoher Grünlandanteil; geringer Tierbesatz; möglichst arrondierte Lage nein nein Mähstandweide, extensiv oder konventionell Kurzrasenweide 1 Koppel; zeitweilige Ausgrenzung der Mähfläche Kühe, Jungrinder zur Zucht und Mast, Mutterkühe, Schafe arrondierte Lage oder mind. ein zusammenhängender Flächenkomplex je Herde; möglichst mähfähig ja geregelte Nutzung Koppelweide, extensiv oder konventionell Umtriebsweide, extensiv oder konventionell 4-8 Koppeln Kühe, Jungrinder zur Zucht und Mast, Mutterkühe, Schafe > 8 Koppeln Kühe, Jungrinder zur Zucht und Mast, Mutterkühe, Schafe Alternative zur Mähstandweide in nicht arrondierten Lagen keine besonderen Voraussetzungen ja ja Portionsweide über 20 Koppeln oder wenn weniger, dann tägliche Zuteilung ein- bis zweimal Milchkühe geringer Grünlandanteil erfordert intensive Nutzung; Ackerweide auf Haupt- und Zwischenfrucht ja
11 Weide Weideleistung Weideintensitäten und -verfahren Weidekonzepte für die Praxis Weideplanung Weidekonzepte
12 Weideplanung ist wichtig! Weiden gezielt bewirtschaften und führen! Andernfalls im Frühjahr zu großer Futterberg ( Abtragen!) im Sommer oder Herbst zu tief abgefressen Erfolgreiche Weidehaltung erfordert exakte Planung Einhaltung des Nutzungsrhythmus bereits im ersten Aufwuchs! Wachstumsrate in % Sonst entweder Über- oder Unterbeweidung der Weideflächen mit jeweils sehr negative Effekten auf die Versorgung der Weidetiere mit Futter!
13 Graszuwachs im Betrieb Heckel C&F 2008, (3x1 Doppelparzelle à 3x6 m²) 2012 Ø
14 Relative Verteilung des Weidefutterzuwachses auf Monate nach Agrarstrukturgebieten (Jahresertrag = 100) Anteil am Jahresertrag [%] Sächsische Heidegebiete, Riesaer-Torgauer Elbtal Oberlausitz, Sächsische Schweiz Mittelsächsisches Lößgebiet Erzgebirgsvorland, Vogtland, Elsterbergland Erzgebirgskamm 5 0 April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt.
15 Grunddaten für die Weideplanung 1 GV je Tag 2,5 kg RFa bzw. 12,5 kg TM = 62,5 kg FM d.h. 1 Kuh mit 650 kg LG frisst 16,25 kg TM bzw. 81,25 kg FM am Tag bei einem Weiderest von 20 % sind 12,5*100/80 = 15,625 kg TM bzw. 62,5*100/80 = 78,125 kg FM je GV und Tag erforderlich, d.h. für 1 Kuh mit 650 kg LG sind 20,31 kg TM oder 101,56 kg FM je Tag erforderlich In 20 cm hohem Bestand wären dann 135 m² Weidefläche je Kuh notwendig (20-5=15cm = 15dt TM/ha = 150g TM/m²; 20,31 kg TM/0,15 kg TM/m²=135 m²)
16 Berechnungsbeispiel für eine weitestgehend zufutterfreie Mähweide in der Oberlausitz Kalkulierter Jahres-Ertrag 60 dt TM/ha 0 April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Ertragsanteil im August: 12 % = 7,2 dt TM/ha Berechnung steht Bedarf an Weidefutter (12,5 kg TM/GV*Tag) und fällt mit der für 1 GV in 31 Weidetagen bei 20 % Verlusten: Kenntnis der 12,5*100/80*31 = 4,8 dt TM/GV Erträge auf den Schlägen, Die optimale Besatzstärke auf dieser und Mähweide viele Betriebe beträgt kennen diese 7,2 : 4,8 = 1,5 GV/ha leider nicht...! Anteil am Jahresertrag [%] Sächsische Heidegebiete, Riesaer-Torgauer Elbtal Oberlausitz, Sächsische Schweiz Mittelsächsisches Lößgebiet Erzgebirgsvorland, Vogtland, Elsterbergland Erzgebirgskamm
17 Erstellung von Weidekonzepten Weidekonzept ( Weidedrehbuch ) Betriebliche Daten und Vorgaben Karten zur Weideeinteilung... ggf. Anpassung und Weiterentwicklung Naturschutzfachliche Vorgaben Herdenbezogene Weideplanung (mit Flächengrößen- und Förderoptimierung) Schlagbezogene Datenzusammen stellung
18 Verfahrenskosten des Weidebetriebes in Abhängigkeit von der Flurstückgröße (nach Kuhlmann, Schroers und Weinmann, 2005; verändert) Flurstückgröße [ha] Weidebetrieb für Mutterkuhherden [EUR/ha] Heuwerbung [EUR/ha]
19 Weidekonzeption Agrargenossenschaft Klitten e.g. (Abschlussbericht Phase II, Sept. 2015) Gesamt
20 Fazit Das Weidemanagement (Besatz, Weideverfahren) beeinflusst stark die Weideleistung und die Funktionen des beweideten Grünlandes. Kälber haben nur gute Lebendgewichtszunahmen, wenn die Mutterkühe ausreichend Milch geben. Die Auswahl des Weideverfahrens ist von den betrieblichen Gegebenheiten abhängig und wird auch von den persönlichen Neigungen des Landwirts beeinflusst. Eine optimale Weideplanung erfordert die Kenntnis der schlagbezogenen Erträge! Gute Weidekonzepte für die Landschaftspflege berücksichtigen die betrieblichen und landschaftspflegerischen Vorgaben gleichberechtigt!
21 (Reisinger, 2005)
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