Gesundheitsförderung in der Schule Praxis versus wissenschaftliche Erkenntnisse
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- Dagmar Maier
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1 Claudia Fieselmann, Anita Wojtas Gesundheitsverhalten und forschung (141) Gesundheitsförderung in der Schule Praxis versus wissenschaftliche Erkenntnisse
2 Gliederung 1 Grundlagen 2 Strategien der Gesundheitsförderung 3 Die gute gesunde Schule 4 Umsetzung der wissenschaftlichen Erkenntnisse 5 Umsetzung der Schulen 6 Fazit 2
3 1 Grundlagen Definition Gesundheitsförderung (Auszug) Es beschreibt einen Prozess, bei dem Gesundheit als ein wesentlicher Bestandteil des alltäglichen Lebens und nicht als vorrangiges Lebensziel verstanden wird. Gesundheit steht für ein positives Konzept, das in gleicher Weise die Bedeutung sozialer und individueller Ressourcen für die Gesundheit betont wie die körperlichen Fähigkeiten. Die Verantwortung für Gesundheitsförderung liegt deshalb nicht nur bei dem Gesundheitssektor sondern bei allen Politikbereichen und zielt über die Entwicklung gesünderer Lebensweisen hinaus auf die Förderung von umfassendem Wohlbefinden hin. [WHO 1986]. 3
4 1 Grundlagen Ottawa-Charta Ruft zum aktiven Handeln für das Ziel Gesundheit für alle auf Handlungsstrategien: Politik und Verwaltung Lebenswelten Gemeinschaftsaktion Persönliche Kompetenz Gesundheitsdienste Grundsätze: [WHO 1986]. Interessen vertreten Befähigen und ermöglichen Vermitteln und vernetzen 4
5 1 Grundlagen Das Salutogenese Modell = Wege zur Erhaltung und Erzeugung von Gesundheit Pathogenetischer Ansatz Salutogenese Modell Frage nach: Was macht krank? Frage nach: Was hält und was macht gesund? [BENGEL, 2001] 5
6 2 Strategien der Gesundheitsförderung Setting-Ansatz = Soziales System, das verschiedene Umwelteinflüsse, die auf Personengruppen einwirken können, umfasst. Einzelne Settings: Kindertagesstätten, Schulen, Hochschulen, Betriebe, Pflegeeinrichtungen Regionale Settings: Städte, Gemeinden, Regionen [SIEBERT und HARTMANN, 2007]. Gesundheitsfördendes Setting beinhaltet: Politik- und Strategiewechsel, gesundheitsförderlicher Aspekte in täglichen Aktivitäten, volle Partizipation beteiligter Gruppen und die Evaluation eingeführter Maßnahmen zur Gesundheitsförderung [Baric und Conrad 1999] 6
7 2 Strategien der Gesundheitsförderung Vernetzung Gesundheitsförderung gesamtgesellschaftliche Aufgabe Mögliche Bestrebung der Netzwerke: Erfahrungsaustausch Information über praktische Hilfen Steigerung der Motivation und des Durchhaltevermögens Probleme zu identifizieren, Problemlösungen zu suchen und [EBERLE, 2005] umzusetzen Netzwerke Beispiele: Netzwerk Gesundheitsfördernde Schulen Offenes Partizipationsnetzwerk und Schulgesundheit (OPUS) Allianz für nachhaltige Schulgesundheit und Bildung in Deutschland (anschub.de) 7
8 2 Strategien der Gesundheitsförderung Lebenskompetenzförderung Lebenskompetenz: wer sich selbst kennt und mag, empathisch ist, kritisch und kreativ denkt, kommunizieren und Beziehungen führen kann, durchdachte Entscheidungen trifft, erfolgreich Probleme löst und Gefühle und Stress bewältigen kann [WHO 1994]. Ziel: gesundheitsrelevante Lebensweisen und Lebensbedingungen zu verbessern Hintergrund: Erkennen der Einflussfaktoren auf persönliche Einstellungen oder Verhaltensweisen und bewusst über gesundheitsbezogene Handlungen zu entscheiden Beispiel Lebenskompetenzprogramme: Programme im Rahmen von Suizid, Essstörungen, gesundes Ernährungsverhalten, Konfliktlösung 8 [BzGA, 2005]
9 2 Strategien der Gesundheitsförderung Empowerment ( Bemächtigung ) = Förderung der Fähigkeit der Menschen, ihre soziale Lebenswelt und ihr Leben selbst zu gestalten. Dimensionen von Empowerment-Prozessen: Positives und aktives Gefühl des In-der-Welt-seins Entwicklung von Fähigkeiten, Strategien und Ressourcen um Ziele zu erreichen Erwerben von Wissen und Können [STARK, 1998] 9
10 2 Strategien der Gesundheitsförderung Gesundheitserziehung = Auftrag zur Förderung einer gesundheitsdienstlichen Lebensweise und Lebenswelt im Hinblick auf physische, psychische und soziale Gesundheit Ziele: Gesundheitsförderliche Entscheidungen zu treffen Bewusstsein über eigene Verhaltensweisen und Werte Förderung des Selbstwertgefühls Themenschwerpunkte: Hygiene/ Zahngesundheitspflege Ernährungserziehung Sexualerziehung Suchtprävention Bewegungserziehung 10
11 2 Strategien der Gesundheitsförderung Gesundheitserziehung Salutogenese Lebenskompetenzförderung Empowerment [SIEBERT und HARTMANN, 2007]. Innere/ äußere Vernetzung 11
12 Umsetzung in der Praxis am Beispiel gute gesunde Schule Abbildung:
13 13
14 3 Die gute gesunde Schule Definition Die gute gesunde Schule verständigt sich über ihren Bildungs- und Erziehungsauftrag, setzt ihn erfolgreich um und leistet damit einen Beitrag zur Bildung für nachhaltige Entwicklung. Sie weist gute Qualitäten in folgenden Bereichen aus und sorgt für deren stetige und nachhaltige Verbesserung durch Schulentwicklung. Pädagogische Wirkungen und Bildungs- und Erziehungserfolg Qualitätsentwicklung von Schule und Unterricht Gesundheitserziehung und bildung 14 [BRÄGGER et al., 2005]
15 3 Die gute gesunde Schule Handlungsfelder - Schulleitung hat Vorbildfunktion - Steuerungsteam - Schule Gestaltung als Lebensraum für der - Gesundheit, Gemeinsam Sicherheit, Umgebung nach Bildung erarbeitete Gesundheitskriterien - Regelmäßige - Verhaltensregeln Schüler können den - Evaluierung Krisen- Unterrichtsstoff und - Zugang Konfliktbewältigung zu einer leicht verstehen gesunden Verpflegung - Einbeziehung der Eltern 15
16 3 Die gute gesunde Schule Handlungsfelder Bildungs- und Erziehungsauftrag: Lernergebnisse und pädagogische Wirkungen im Mittelpunkt Fachliche Lernergebnisse Selbstvertrauen, positives Selbstwertgefühl, verantwortungsbewusstes Umgehen mit Gesundheit, freundliches Miteinander Zufriedenheit: Schulbeteiligte gehen gerne in die Schule und fühlen sich wohl Arbeitsunfähigkeitstage der Lehrer und Fehltage der Schüler sind gering 16
17 4 Umsetzung der wissenschaftliche Vernetzung: Erkenntnisse abgestimmtes Zusammenwirken aller Beteiligten Außerschulische Partner:Ministerien, Krankenkassen, Gesundheitsamt, Unternehmen, Kliniken, Kirchen, Suchtberatung, Sportvereine Umsetzung vor allem durch Koordinatoren Koordinatoren betreuen kleine Gruppen nahe beieinander liegender Schulen knüpfen ein lokales Netzwerk Erfahrungsaustausch zwischen den Programmschulen und Möglichkeit zur Kooperation bei einzelnen Maßnahmen 17 [PAULUS, 2006]
18 4 Umsetzung der wissenschaftlichen Erkenntnisse Selbstbestimmung, Partizipation und Empowerment: Die Schule entscheidet selbst welche gesundheitlichen Probleme aufgegriffen und bearbeitet werden alle Personengruppen der Schule werden mit ihren Wünschen und Erwartungen mit eingebunden Empowerment durch Erwerb spezifischer Fähigkeiten und Erkenntnisse im Bereich der Gesundheitsförderung 18 [PAULUS, 2006]
19 4 Umsetzung der wissenschaftlichen Salutogenese: Erkenntnisse Zutrauen zu sich selbst entwickeln und erhalten können (Gefühl der Machbarkeit) Handeln erscheint sinn- und wertvoll (Gefühl der Sinnhaftigkeit) Leben wird begreifbar (Gefühl der Verstehbarkeit) 19 [PAULUS, 2006]
20 4 Umsetzung der wissenschaflichen Gesundheitserziehung: Erkenntnisse Verpflichtung auf die Erfüllung des Bildungs- und Erziehungsauftrags durch den gezielten Einsatz von Gesundheitsstrategien Gesundheitserziehung: Ernährung, Hygiene/Zahngesundheitspflege, Suchtprävention, Erste Hilfe, Bewegungserziehung indirekter Beitrag zur Gesundheitsförderung, da mit der Schulbildung auch die Lebenserwartung steigt [PAULUS und GEDIGA, 2008] 20 [PAULUS, 2006]
21 4 Umsetzung der wissenschaflichen Erkenntnisse Lebenskompetenzen: Gemeinsam erarbeitete Verhaltensregeln im Umgang miteinander Angebote zur Krisen- und Konfliktbewältigung nach Bedarf spezielle Programme, wie Klasse
22 4 Umsetzung der wissenschaftlichen Setting Ansatz Erkenntnisse Zielgruppen des Settings: Schüler/innen, Lehrkräfte, nichtlehrendes Personal, sonstige Schulbeteiligte Umgebung wird nach Gesundheitsprinzipen gestaltet Schulmanagement bezieht alle Personen mit ein fördert eine gruppenübergreifende Kommunikation und Partizipation kein Ausschluss sozial benachteiligter Gruppen wirkt Ungleichheiten in Gesundheitschancen entgegen Steuerungsteam ist Ansprechpartner für alle Schulbeteiligten Funktionierendes Sicherheitskonzept Regelmäßige Überprüfung der Bildungs- und Gesundheitsqualität durch Fragebögen Überprüfung eingeführter Maßnahmen 22 [PAULUS, 2006]
23 4 Umsetzung der wissenschaftliche Erkenntnisse Ganzheitskonzept: Gesundheit ist die physische, psychische, soziale Balance des Wohlbefindens Wohlbefinden ist ein subjektiver Begriff und stellt den einzelnen Menschen in den Vordergrund Nachhaltige Initiativen für Schulentwicklung: Die Aktivitäten der guten gesunden Schule sind Teil der Schulentwicklung und stellen keine einzelnen Events dar 23 [PAULUS, 2006]
24 5 Umsetzung der Schulen Befragung von Schulleitern Projektanforderung Realisierung Kommentar Räume, Mobiliar, Raumklima nach Gesundheitskriterien gestaltet Bewegung und körperfreundliches Lehren und Lernen Kaum realisiert.. Teilweise realisiert in vereinzelten Projekten da die Mittel es kaum zulassen Schulleitung ist Vorbild für Gesundheitsbezogene Werte und Grundsätze Angebote zur Krisen- und Konfliktbewältigung Steuerungsteam für Gesundheit, Sicherheit, Bildung realisiert nicht realisiert realisiert mangels Ressourcen, was sehr bedauert wird 24 [SOTTONG, 2010]
25 5 Umsetzung der Schulen Befragung von Schulleitern Projektanforderung Realisierung Kommentar Regelmäßig wird Bildungsund Gesundheitsqualität evaluiert Eltern werden gezielt zu Gesundheitsfragen angesprochen Kooperation mit außerschulischen Partnern Realisiert Realisiert durch Einbeziehung des Elternbeirats Partiell realisiert offen bleibt ob es auch in Zukunft geschieht Gemeinsam erarbeitete Verhaltensregeln des sozialen Miteinanders Zugang zu einer gesunden Verpflegung ist für alle Beteiligten gewährleistet realisiert Partiell realisiert soweit es die Ressourcen zulassen 25 [SOTTONG, 2010]
26 5 Umsetzung der Schulen Evaluation Schulen konnten das Programm in den Schulalltag integrieren Schüler/innen reagierten am schnellsten auf Veränderungen und nahmen positive Veränderungen in fast allen Qualitätsdimensionen wahr Lehrer stellten besonders im Bereich Lehren und Lernen eine Veränderung fest Veränderungen im Bereich Führung und Management erst über einen längeren Zeitraum bemerkbar Keine signifikanten Unterschiede im Bereich Schulklima und Schulkultur 26 [PAULUS und GEDIGA, 2008]
27 Diskussion 1. Wie bewertet ihr das Modell gute gesunde Schule was ist gut, was ist schlecht? 2. Welche Maßnahmen könnte man praktisch im Schulalltag einsetzen (z.b. im Bereich Ernährung, Bewegung)? 3. Wie kann man Eltern/ die Familie mit einbeziehen? 27
28 6 Fazit erfolgreiche Methoden zur Gesundheitsförderung in der Schule werden im Modell der guten gesunden Schule umgesetzt Nachhaltigkeit des Projekts durch Netzwerkbildung gefördert Umsetzung des Modells in den Schulen noch in einigen Punkten verbesserungswürdig - Schulklima und Schulkultur, vor allem Angebote zur Krisen und Konfliktbewältigung - Gestaltung der Umgebung nach Gesundheitskriterien 28
29 Quellenverzeichnis 1. HURRELMANN, FRANZKOWIAK, WHO, 1986 Ottawa charta ROBERT KOCH-INSTITUT. Erste Ergebnisse der KiGGS-Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Berlin, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzGA): Schulische Gesundheitserziehung und Gesundheitsförderung, 2000, Köln 6. DIETSCHER, C.: Schritt für Schritt zur gesundheitsfördernden Schule. Ein Leitfaden für LehrerInnen und SchulleiterInnen. 2001, Wien 7. SIEBERT, D.; HARTMANN, T. Basiswissen Gesundheitsförderung. Settings und Netwerke in der Gesundheitsförderung PAULUS, P.: Schulische Gesundheitsförderung - vom Kopf auf die Füße gestellt. Von der Gesundheitsfördernden Schule zur guten gesunden Schule BENGEL, J.; STRITTMATTER, R.; WILLMANN, H. Was erhält Menschen gesund? 2001 BzGA 10. PAULUS, P.; GEDIGA, G. Evaluation von Anschub.de Wirkung eines Programms zur Förderung der uten gesunden Schule 29
30 Quellenverzeichnis 11. BRÄGGER, G.; PAULUS, P.; POSSE, N. Gute gesunde Schule. nternet: Weare, K. (2004): The promotion of mental health of children and young people. 13. PAULUS, P.; WITTERIEDE, H. Schule Gesundheit Bildung: Bilanz und Perspektiven PAULUS, P. Verein Anschub.de: die gute gesunde schule. Mit gesundheit gute schule machen, Baric und Conrad 1999: Differenzierung zw. Gesundhetisförderung in einem setting und gesundheitsfördernden setting 16. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzGA): Gesundheitsförderung durch Lebenskompetenzprogramme in Deutschland. Grundlagen und kommentierte Übersucht BZGA 2000: schulische gesundheitserzeihung und gesundheitsförderung 18. ESCHENHAGEN, D Fachdidaktik biologie. köln 19. WULFHORST, B. Theorie der Gesundheitspädagogik. Legitimation, Aufgabe und Funktionen von Gesundheitserziehung. Juventa Verlag Weihnheim und München, 2002, 20. STARK, W., 1998 leitbegriffe der gesudnheitsförderung BzGA. Empowerment 21. PAULUS, P. Verein Anschub.de: die gute gesunde schule Paulus 2010 die gute gesunde schule 23. Verien klasse 2000, Internet: 30
31 Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!
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