Bindung und emotionale Regulation
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- Marta Simen
- vor 6 Jahren
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1 Bindung und emotionale Regulation Dr. Monika Wertfein Staatsinstitut für Frühpädagogik Kongress in Innsbruck am : Auf dem Weg zu einer sicheren Bindung 1 Übersicht Bausteine emotionaler Entwicklung Entwicklung der Emotionsregulation -Wie lernen Kinder den Umgang mit Emotionen? Wie können Eltern die emotionale Entwicklung fördern? Wie kann emotionale Förderung in Kindertagesstätten gelingen? Innsbruck, Dr. Monika Wertfein 2 1
2 Emotionale Entwicklung umfasst Emotionsausdruck Mitteilen der eigenen Gefühle (verbal, nonverbal) Erkennen von Gefühlen bei anderen (z.b. Mimik) Emotionswissen/ Emotionsverständnis Situatives Wissen über Emotionen (u.a. Ursachen, Konsequenzen) Empathiefähigkeit Emotionsregulation Regulation eigener Gefühle (Coping) Wissen und Anwendung sozialer Darbietungsregeln Innsbruck, Dr. Monika Wertfein 3 Komponenten der Emotionsregulation genetische Disposition Temperament: emotionale Erregbarkeit Emotionalität familiäre Einflüsse Familienklima (indirekt), Elternverhalten (direkt) Repertoire internaler Regulationsstrategien Interaktion in der KiTa/ Schule/ mit Peers Interaktion in der Familie Erwerb und Anwendung sozialer Darbietungsregeln (externale Emotionsregulation) Innsbruck, Dr. Monika Wertfein 4 2
3 Entwicklung der Emotionsregulation (1) Von der inter- zur intrapsychischen Regulation 1-6 Monate: Face-to-face-Interaktion, Nachahmung; soziales Lächeln ab 6 Wochen; Selbstberuhigung durch Blicklenkung (ab 3 Monate) 6-12 Monate: wechselseitige Regulation, soziale Rückversicherung; motorische Selbstregulation vgl. Friedlmeier, 1999 Innsbruck, Dr. Monika Wertfein 5 Entwicklung der Emotionsregulation (2) ab 3 Jahre: (Weiter-) Entwicklung von Selbstregulations-Strategien Suche nach sozialer Unterstützung Ablenkung (z.b. Spiel, Gedanken) Selbstberuhigung (z.b. Selbstgespräche) Rückzug aus der Situation Bildquelle: Aliki, Gefühle sind wie Farben, Beltz-Verlag. Problemlösung Internalisierung/ Externalisierung (!) Innsbruck, Dr. Monika Wertfein 6 3
4 Entwicklung der Emotionsregulation (3) Wann lernen Kinder, dass man Gefühle verbergen oder vortäuschen kann? ab 3 Jahre: Fähigkeit, willentlich die Mimik zu kontrollieren ab 6 Jahre: reflektiertes Wissen über Strategien und Gründe, um Gefühle zu verbergen (z.b. um sich oder andere nicht zu verletzen) Innsbruck, Dr. Monika Wertfein 7 Bindung, Emotionsregulation, Resilienz (nach Zimmermann, 2000) Emotions- regulation Bindungs- erfahrungen Internale Arbeitsmodelle Selbstwert/ Identität Resilienz Gestaltung enger Beziehungen Innsbruck, Dr. Monika Wertfein 8 4
5 Kinder mit einer sicheren Bindungsrepräsentation haben ein realistischeres Selbstbild, zeigen mehr konstruktive und weniger vermeidende Bewältigungsstrategien, können ihre Emotionen flexibel und angemessen regulieren, sind auch im Jugendalter in schwierigen Situationen emotional weniger belastet und ausgeglichener (vgl. Zimmermann, 1999; 2000; Zimmermann & Becker-Stoll, 2002) Innsbruck, Dr. Monika Wertfein 9 Wie reagieren Eltern, wenn ihr Kind unglücklich ist? Eltern möchten fröhliche Kinder. Eltern haben Mitleid, möchten schnell helfen. Eltern sind unsicher und ängstlich. Eltern sind gestresst und haben andere Sorgen. Eltern haben keine Zeit und sind ungeduldig. Häufige Strategien: Hinwegtrösten/ Bagatellisieren Ignorieren/ Ablenken Ausfragen (Warum?) Ratschläge, Belehren, Mutmaßen Kritisieren, Bestrafen =>Eltern können wichtige emotionale Erfahrungen verhindern Innsbruck, Dr. Monika Wertfein 10 5
6 Umgang mit negativen Gefühlen was können Eltern tun? 1.Positives Familienklima 2.Feinfühligkeit 3.Emotionscoaching Positives emotionales Familienklima Offenheit im Umgang mit Gefühlen Hohe Positivität (d.h. geringe Feindseligkeit) Konstruktiver Umgang mit Konflikten und Distress Hoher familiärer Zusammenhalt Innsbruck, Dr. Monika Wertfein 12 6
7 2. Elterliche Feinfühligkeit Signale des Kindes wahrnehmen Signale richtig interpretieren Prompt reagieren Angemessen reagieren =>vermittelt emotionale Sicherheit, fördert das Explorationsverhalten und beeinflusst die Bindungsqualität => Väterliche Spielfeinfühligkeit als behutsame Unterstützung sowie sensible Herausforderung der kindlichen Kompetenzen (Grossmann et al., 2002, S. 153) Innsbruck, Dr. Monika Wertfein Emotionscoaching Motto: Alle Gefühle sind o.k.,., aber nicht jedes Verhalten! 1. Schritt: Die Gefühle des Kindes wahrnehmen Die Gefühle des Kindes respektieren Einfühlsam zuhören Dem Kind helfen, seine Gefühle auszudrücken und zu benennen 2. Schritt: Dem Kind bei der Problembewältigung helfen ggf. Verhaltensgrenzen setzen Innsbruck, Dr. Monika Wertfein 14 7
8 Querschnittstudie zur Emotionsregulation (Wertfein, 2007) Evaluationsstudie zum Elterntraining Familienteam, LMU München (Prof. Sabine Walper) 33 Mütter mit einem Kind zwischen 3-11 Jahren mündliche Befragung zum Emotionswissen (K) Verhaltensbeobachtung (10 min) kindlicher und mütterlicher Emotionsregulation => disappointment task (M-K-Interaktion) Fragebogenstudie (102 Mütter) Innsbruck, Dr. Monika Wertfein 15 Zusammenhänge zwischen beobachtetem Mutter- und Kindverhalten (EC, n=33) Mutterverhalten: Positivität Offenheit im Gefühlsausdruck Aufmerksamkeit Akzeptanz Verbalisierung kindlicher Gefühle Kindliches Coping: -Aufmerksamkeitslenkung + Distress + nonverbale Selbstberuhigung + Suche nach Körperkontakt (unabhängig vom Alter) =>Offener Umgang mit Gefühlen fördert kindlichen Emotionsausdruck und damit emotionale Erfahrungen Innsbruck, Dr. Monika Wertfein 16 8
9 Zusammenhänge zwischen beobachtetem Mutter- und Kindverhalten (DD, n=33) Ignorieren der Mutter geht mit einem stärkeren Verbergen der kindlichen Gefühle einher (Kinder neigen zu Internalisierung, weniger Offenheit im Ausdruck von Distress und Freude) Intrusivität der Mutter hängt mit geringer Aufmerksamkeitslenkung und tendenziell höherer Externalisierung zusammen (ungünstige Selbstregulationsstrategien) Ablenkung der Mutter korreliert mit höherem Distress und Angst sowie mit geringerer Problemlösung Innsbruck, Dr. Monika Wertfein 17 Mediatoreffekte zwischen Familienklima, Mutter- und Kindverhalten (FB, Muttersicht, n=103) Mutterverhalten: Empathie (Trauer) Empathie (Ärger) Ermutigung zum Gefühlsausdruck positives Familienklima: Offenheit, Zusammenhalt; Konfliktneigung Kindverhalten: prosoziales Verhalten Empathie Positivität (ET, EÄ) Innsbruck, Dr. Monika Wertfein 18 9
10 Fazit: Eltern können die emotionale Entwicklung unterstützen durch positives Familienklima Empathie: die Welt mit den Augen des Kindes betrachten Offenheit im Umgang mit Emotionen/ Zeit zum Sortieren und Mitteilen: Jedes Gefühl ist erlaubt klare Regeln und Grenzen: aber nicht jedes Verhalten! Hilfe zur Selbsthilfe ( Ich traue dir zu, dein Problem selbst zu lösen. ) Innsbruck, Dr. Monika Wertfein 19 Erzieherin-Kind-Beziehung baut auf der Eltern-Kind-Beziehung auf Bindungserfahrungen in der Einrichtung: Zuwendung Sicherheit Stressreduktion Explorationsunterstützung Assistenz (vgl. Becker-Stoll & Textor, 2007) Innsbruck, Dr. Monika Wertfein 20 10
11 Emotionale Förderung in der Kita Verlässliche Erzieherin-Kind-Beziehung; gruppenorientiertes empathisches Erziehungsverhalten (Ahnert, 2004, 2006) sowohl mütterliche als auch väterliche Feinfühligkeit dynamische Anpassung an das Gruppengeschehen insbesondere in kleinen stabilen Gruppen möglich Alltägliche oder gezielte Förderung durch Gespräche/ Übungen/ Spiele/ Bücher/ Programme (Beobachtung als Basis) Langfristige Projekte zum Thema Gefühle Innsbruck, Dr. Monika Wertfein 21 Präventions-Programme zur Förderung sozio-emotionaler Kompetenz Deutsche Liga für das Kind (2002). Kindergarten plus. Ein Programm für 4-5-Jährige zur Stärkung der kindlichen Persönlichkeit. ( Cierpka, M. (Hrsg.) (2004). FAUSTLOS - Ein Curriculum zur Förderung sozial-emotionaler Kompetenzen und zur Gewaltprävention für den Kindergarten. Göttingen. Hogrefe. ( Koglin, U. & Petermann, F. (2006). Verhaltenstraining im Kindergarten. Ein Programm zur Förderung sozial-emotionaler Kompetenz. Hogrefe. Fachverlag Dr. A. Trattnig (2006): Mit mir nicht! Materialien für den Kindergarten zur Prävention von Gewalt, Sucht und Drogen. Innsbruck, Dr. Monika Wertfein 22 11
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