Oenofax Nr. 3. herausgegeben am. Donnerstag, 22. September 2016
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- Fabian Vogel
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1 Weinbaufax Franken mit OENOLOGISCHEN EMPFEHLUNGEN Oenofax Nr. 3 herausgegeben am Donnerstag, 22. September 2016 LWG-Oenologie / Analytik Bezirk Unterfranken Weinbauring Franken e.v. WEATHER365 Ltd. Freitag: Am Morgen und am Vormittag stark bewölkt Frühwerte 12 Grad, im Lauf des Vormittages 16 Grad. Gegen Mittag, Nachmittags und auch am Abend überwiegend sonnig, Höchstwerte 21 Grad. Nachts sternklar, es kühlt auf Werte um 9 Grad ab. Die weiteren Aussichten: Samstag heiter. Höchstwerte 21 Grad. In der Nacht zum Sonntag Tiefstwerte um 10 Grad. Sonntag oft teils wolkig, teils recht sonnig maximal 22 Grad. Fr Sa So Mo Di Wetter TMax / TMin [ C] 21 / / / / / 12 Niederschlag [mm] Regenrisiko [%] Bodenfeuchte [%nfk] Löss 30-60cm Bodentemp. 40cm Tiefe [ C] Extreme Unterschiede in der Reife ertragsabhängig +++ niedrige Oe, dennoch physiologisch reif +++ bei Anreicherung Alkoholausbeute beachten +++ Freiräume zur Vorlese und für rote Sorten nutzen +++ häufig kaum noch Reifezuwachs bei frühen Sorten +++ positiven Gesundheitszustand nutzen Die Reife Reife Jahrgang 2016 KW 38 Rebsorte Anzahl Oechsle Gesamtsäure ph-wert MW Min. Max. MW Min. Max. MW Min. Max. Bacchus ,6 4,5 8,3 3,21 3,02 3,51 Grauburgunder ,1 7,2 8,8 3,23 3,09 3,34 Kerner ,3 6,8 9,8 3,07 2,95 3,27 Müller-Thurgau ,8 4,8 9,5 3,27 3,02 3,55 Rieslaner ,0 8,0 8,0 3,26 3,26 3,26 Riesling ,3 9,3 14,4 2,97 2,64 3,25 Scheurebe ,2 7,1 9,0 3,15 3,11 3,20 Silvaner ,7 7,0 11,6 3,13 2,93 3,33 Traminer ,5 5,4 7,4 3,39 3,26 3,51 Weißburgunder ,5 7,7 11,3 3,10 2,93 3,25 Cabernet Dorsa ,9 6,8 8,7 3,21 3,12 3,28 Domina ,6 6,4 11,3 3,27 3,09 3,48 Dornfelder ,1 6,3 8,1 3,25 3,12 3,46 Portugieser ,8 5,0 6,2 3,38 3,25 3,48 Regent ,1 4,7 8,6 3,53 3,19 3,98 Schwarzriesling ,0 7,6 10,7 3,20 3,11 3,30 Spätburgunder ,2 5,1 11,9 3,20 2,97 3,51 Werte von den Weinlaboren Beck, Dr. Nilles, GWF und LWG Die Reifetabelle veranschaulicht die großen Unterschiede in der Reifeentwicklung. Es finden sich derzeit enorme Unterschiede, die konkrete Handlungsempfehlungen erschweren. Während im Mittelfränkischen und am Mittelmain Müller-Thurgau mit 80 Oe und ca. 5 Gesamtsäure gelesen wurden, haben wir Meldungen von der Mainschleife, die bei gleichem Mostgewicht Säurewerte von über 7 haben. Auch in gleichen Lagen
2 kann der Unterschied zwischen benachbarten Anlagen bei der gleichen Rebsorte im Bereich von 10 Oe liegen. Das hängt vor allem mit Faktoren wie Ertrag bzw. Ertragsregulierung, Alter der Anlage, Wasserversorgung usw., zusammen. Trotz der scheinbar niedrigen Oe sind die Trauben häufig physiologisch reif. Die langsame Reife bei der derzeitigen Witterung bietet uns optimale Bedingungen zur Erzeugung reintöniger Weine im Basisbereich, die nicht zu alkoholbetont werden. Eine Lese bei kühlen Temperaturen gibt uns mehr Handlungssicherheit. Vereinzelt haben die vergangenen Niederschläge zum Aufplatzen von Beeren geführt. Daher ist es wichtig, die Anlagen im Auge zu behalten, um bei einsetzender Fäulnis schnell handeln zu können. Nutzen Sie die Freiräume mit sinnvollen Arbeiten, wie beispielsweise einer Vorlese von Silvaner oder der Verarbeitung von roten Sorten. Säuerung für 2016 zugelassen HINWEISE ZUR OPTION EINER SÄUERUNG: Für Moste und Weine des Jahrgangs 2016 wurde ausnahmsweise eine Säuerung zugelassen. Es handelt sich um eine Option, nicht um eine Verpflichtung! Dabei gelten folgende Vorgaben: Zulässig ist die Säuerung von Trauben, Most und Jungwein um max. 1,5, die von Wein um max. 2,5, jeweils berechnet als Weinsäure. Durch eine frühzeitige Säuerung bereits im Maische- und Moststadium lässt sich das Risiko einer Fehlentwicklung durch die Absenkung des ph-wertes minimieren. Unerwünschtes Bakterienwachstum wird gehemmt und der Einfluss auf die Hefepopulation ist gering. Die Wirksamkeit der schwefligen Säure hängt primär vom ph-wert ab. Bei niedrigem ph-wert ist die schweflige Säure wirksamer gegen Mikroorganismen. Die Säuerung und die Anreicherung, sowie die Säuerung und die Entsäuerung ein- und desselben Erzeugnisses schließen einander aus. Das heißt, da die einzelnen Stadien der Weinherstellung konkret aufgeführt sind (z.b. frische Weintrauben, Traubenmost), sind beispielsweise Traubenmost und Wein als getrennte Erzeugnisse anzusehen. Dies hat zur Folge, dass z.b. ein Traubenmost gesäuert und der teilweise gegorene Traubenmost angereichert werden darf. Daraus ergibt sich auch die Möglichkeit des Verschnitts zwischen einem angereicherten und einem gesäuerten Wein. Die Säuerung ist meldepflichtig und muss außerdem bei der Weinbuchführung angegeben werden. Auch wenn die Anwendung von L-Weinsäure, L- oder DL-Äpfelsäure sowie Milchsäure zulässig sind, empfehlen wir im Moststadium die Verwendung von L-Weinsäure (E334), da der ph-wert dadurch am stärksten abgesenkt wird. VERSUCHE ZUR SÄUERUNG Im Labor der LWG wurde unter Praxisbedingungen gewonnener Most stufenweise mit L-Weinsäure versetzt. Aus den Analysendaten können Empfehlungen abgeleitet werden. Änderung von ph-wert und Gesamtsäure nach L-Weinsäure-Zusatz zu 2016er Mosten Rebsorte Bacchus Müller-Thurgau Müller-Thurgau Weinsäurezusatz Mostgewicht Oe. Gesamtsäure ph-wert 0,0 77 5,7 3,45 1,0 6,7 3,33 0,0 80 5,4 3,48 0,5 5,7 3,42 1,0 6,2 3,35 1,5 6,7 3,29 0,0 83 5,2 3,50 1,0 6,2 3,37 Die Zweckmäßigkeit einer Säuerung kann nicht nur aufgrund des Säureniveaus beurteilt werden, der ph- Wert muss in die Überlegungen einbezogen werden. Sofern im Most ph-werte von 3,4 bis 3,5 erreicht oder überschritten werden oder wenn das Säureniveau (je nach Rebsorte) 5,0 bis 5,5 unterschreitet, sollte man die Säuerung mit L-Weinsäure konkret in Erwägung ziehen. Wie die Reifetabelle zeigt, empfiehlt sich die Säuerung längst nicht für jeden Most. Dagegen werden insbesondere im Ertrag reduzierte, vorbildlich bewirtschaftete Rebflächen qualitätsorientierter Betriebe betroffen sein. Oft reicht der Zusatz von 0,5 oder 1,0 L-Weinsäure aus, um den ph-wert auf 3,4 oder darunter zu senken.
3 Verarbeitung von Rotweinen 2016 Die ersten Rotweine der Frühsorten sind bereits Ende letzter Woche geerntet und verarbeitet worden. Anlagen der Sorten Domina, Cabernet Dorsa und Dornfelder sind durch die Regenfälle am vergangenen Wochenende vereinzelt in Mitleidenschaft gezogen worden und Beeren sind geplatzt. Vereinzelt zeigen diese Anlagen auch Schäden durch die Kirschessigfliege auf. Diese Sorten müssen jetzt besonders im Auge behalten werden, da sich Botrytis dann schnell ausbreiten kann, sobald sich die Witterung verschlechtert. Werden die Trauben aus angeschlagenen Anlagen mit dem Vollernter gelesen oder können nicht mehr selektiv ausgelesen werden, da der Zustand der Anlage zu schlecht ist, muss in jedem Fall auf eine Maischegärung verzichtet werden. In solchen Fällen ist es ratsam, die Maische durch einen Lohnunternehmer erhitzen zu lassen oder die Trauben alternativ für die Roséweinbereitung schnell zu verarbeiten und gegebenenfalls eine Kohleschönung des Mostes durchzuführen. Alkoholausbeute 2016 Die ersten Zuckeruntersuchungen in Franken haben gezeigt, dass der zu erwartende Alkoholgehalt auch in diesem Jahr über den Werten der amtlichen Tabelle liegt. Bei den bisher geernteten Weißweinmosten wird der Gesamtalkohol in den meisten Fällen um 0,1 bis 0,8 %vol. höher liegen, als der errechnete Wert aus den gemessenen Oechsle. Bernhard Schandelmaier vom DLR Rheinpfalz in Neustadt an der Weinstraße hat sich intensiv mit diesem Thema beschäftigt und eine neue Tabelle zur Ermittlung des zu erwartenden Alkoholgehaltes bei Weißweinen aus gesunden Trauben entwickelt: Die Alkoholausbeute und Anreicherung bei Weißwein (Quelle: Bernhard Schandelmaier, DLR, NW) Alkoholausbeute Bei gesunden Trauben und hohen Mostgewichten liegen die Alkoholausbeuten im Weißwein häufig über den Werten der herkömmlichen Tabellen. Diese Erfahrung haben in den letzten Jahren viele Praktiker gemacht, wenn bei der Rotweinbereitung neben der Maischegärung aus dem Saftentzug auch ein Blanc de Noir ausgebaut wurde. Bei hohen Ausgangsmostgewichten kam es hier zu Alkoholausbeuten die sich fast um 1 %vol. unterschieden. Troost schrieb bereits im Jahre 1952, dass die Tabellenwerte oft angegriffen werden. Es wäre unsinnig es immer noch genauer berechnen zu wollen, weil die Ungenauigkeit der Messung die größere Genauigkeit der Berechnung wieder aufheben würde. Lediglich bei der Vergärung von gezuckerten Mosten im Metalltank könne es infolge der geringeren Alkoholverluste, der ruhigeren Gärung sowie des sauerstoffärmeren Mostes zu einer höheren Alkoholausbeute kommen. Was damals eine Ausnahme war, ist heute bei der Weißweinbereitung weit verbreitet. Weißweinmoste aus gesunden Trauben mit Mostgewichten von über 75 Oe und moderaten Säuregehalten werden in der Regel kühl vergoren. Die untenstehende Tabelle zur Ermittlung des natürlichen Alkoholgehaltes aus dem Mostgewicht Nur für Weißweinmoste aus gesunden Trauben vorgeklärt und kühlvergoren greift diesen Zusammenhang auf und geht von einer sehr guten Ausbeute aus. Die Werte beruhen auf der einfachen Faustformel, die in vielen Fällen bei kühlvergorenen Weißweinen zu realistischeren Werten führt: Mostgewicht [ Oe] X 2,5 22 = Zuckergehalt des Mostes [g/l] Zuckergehalt [g/l] : 2= Alkoholgehalt [g/l] Die Zahl 22 steht für den Zuckerfreien Extrakt. Der Zuckerfreie Extrakt schwankt je nach Most, die Gesamtsäure ist der wichtigste Teil des zuckerfreien Extraktes. Moste mit moderatem Säuregehalt aus gesundem Lesegut liegen meist um 22 g/l. Die ergänzende Tabelle sollte im Betrieb zunächst nur versuchsweise Anwendung finden. Zur Kontrolle können Ausgangsmostgewichte und erste Zucker/Alkohol Analysen aus Vorjahren herangezogen werden. Die Tabelle ist kein Ersatz, sondern eine Ergänzung zur herkömmlichen Tabelle die unverändert bei geringen Alkoholausbeuten und für Rotwein notwendig ist. Rotwein Maischegärung Obwohl sich der tatsächliche Flüssigkeitsgehalt von Rotweinmaische nie genau abschätzen lässt, wird die Anreicherung bei Saftentzug näherungsweise wie folgt berechnet. Zuerst wird die Zuckermenge für die gesamte Maischemenge (vor dem Saftentzug) ermittelt. Dann wird die Zuckermenge für die entzogene Mostmenge berechnet. Die Zuckermenge der Gesamtmaische abzüglich der Zuckermenge für den entzogenen Most ergibt die Zuckermenge für die Maische nach dem Saftentzug.
4 Tabelle 3: Ermittlung des natürlichen Alkoholgehaltes aus dem Mostgewicht Herkömmliche Tabelle unverändert geltend bei geringen Alkoholausbeuten und für Rotwein Ergänzende Tabelle Nur für Weißweinmoste aus gesunden Trauben vorgeklärt und kühlvergoren Oechsle Alkohol Oechsle Alkohol Grad Grad Grad Grad 60 7,5 59,2 60 8,1 64,0 61 7,7 60,7 61 8,3 65,3 62 7,8 61,5 62 8,4 66,5 63 8,0 63,1 63 8,6 67,8 64 8,1 63,9 64 8,7 69,0 65 8,3 65,5 65 8,9 70,3 66 8,4 66,3 66 9,1 71,5 67 8,6 67,8 67 9,2 72,8 68 8,8 69,2 68 9,4 74,0 69 8,.9 70,2 69 9,5 75,3 70 9,1 71,8 70 9,7 76,5 71 9,2 72,6 71 9,9 77,8 72 9,4 74, ,0 79,0 73 9,5 75, ,2 80,3 74 9,7 76, ,3 81,5 75 9,8 77, ,5 82, ,0 78, ,6 84, ,2 80, ,8 85, ,3 81, ,0 86, ,5 82, ,1 87, ,6 83, ,3 89, ,8 85, ,4 90, ,9 86, ,6 91, ,1 87, ,8 92, ,3 89, ,9 94, ,4 89, ,1 95, ,6 91, ,2 96, ,7 92, ,4 97, ,9 93, ,5 99, ,0 94, ,7 100, ,2 96, ,9 101, ,4 97, ,0 102, ,5 98, ,2 104, ,7 100, ,3 105, ,8 101, ,5 106, ,0 102, ,7 107, ,1 103, ,8 109, ,3 104, ,0 110, ,4 105, ,1 111, ,6 107, ,3 112, ,8 108, ,4 114, ,9 109, ,6 115, ,1 111, ,8 116, ,2 112, ,9 117, ,4 113, ,1 119, ,5 114, ,2 120, ,7 116, ,4 121, ,8 116, ,6 122, ,0 118, ,7 124, ,2 119, ,9 125, ,4 121, ,0 126,5 Formel (Mostgewicht[ Oe] X 2,5 32) : 2= Alk. [g/l] Quelle: Schandelmaier, B., 2016 Die Tabelle bezieht sich auf Weißweinmoste gewonnen aus gesunden Trauben die einer gekühlten Vergärung im Edelstahl unterzogen werden. Abweichungen möglich. Formel (Mostgewicht[ Oe] X 2,5 22) : 2= Alkoholgehalt [g/l]
5 Anreicherung und Auswahl des Zuckerungsfaktors Zur Ermittlung des Anreicherungsbedarfes wird mit Hilfe von Tabellen (Rotwein) oder der Formel (Weißwein) erst das Mostgewicht in g/l Alkohol umgerechnet und dann nach Anreicherungstabelle oder Zuckerungsfaktor angereichert. Als Sicherheitsabstand zu den gesetzlichen Grenzwerten wird üblicherweise empfohlen, um 3 g/l Alkohol unter dem berechneten Wert zu bleiben. Tabelle 4: Zuckerungsfaktoren Anreicherung um Alkohol () Kilogramm Zucker zu 100 Liter Most, Maische oder Wein Weißweinmoste aus gesunden Trauben kühlvergoren * Faktor 0,21 Früher als Weinfaktor bezeichnet Most aus Rotweinmaischeerhitzung Traditioneller Most Faktor 0,24 Entrappte Rotweinmaische** bei Maischegärung Faktor 0,24 7 1,5 1,7 1,4 8 1,7 1,9 1,7 9 1,9 2,2 1,9 10 2,1 2,4 2,1 11 2,3 2,9 2,3 12 2,6 2,9 2,5 13 2,8 3,2 2,7 14 3,0 3,4 2,9 15 3,2 3,7 3,1 16 3,4 3,9 3,3 17 3,6 4,2 3,6 18 3,9 4,4 3,8 19 4,1 4,7 4,0 20 4,3 4,9 4,2 21 4,5 5,2 4,4 22 4,7 5,4 4,6 23 5,0 5,7 4,9 24 5,2 5,9 5,1 25** * 5,4 6,2 5,3 26 5,6 6,5 5,5 27 5,9 6,7 5,7 28 6,0 7,0 6,0 * Schon 1969 von L. Jacob formuliert, versuchsweise im Betrieb anzuwenden. ** Mostanteil 85% ***Anreicherung um mehr als 24 g/l Alkohol wäre nur möglich sollte es zu einer Erhöhung der Anreicherungsspanne kommen Bereits 1969 schlug Dr. Jakob vor bei kühl vergorenen Weinen mit dem Zuckerungsfaktor 2,1 bis 2,2 (Anreicherung von Wein) zu arbeiten. Nach seiner Beobachtung entsprachen die Alkoholverluste der kühl vergorenen Weißweine den Alkoholverlusten einer Anreicherung im Weinstadium (Die Anreicherung im Weinstadium war ein früher übliches Verfahren, das langsam und bei niedrigen Temperaturen verlief).
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